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"AIDA" – Premiere am 5. März 2022 in der Semperoper Dresden

Wie ich vorhin in den regionalen Nachrichten gesehen habe, war gestern in Dresden die Premiere der Oper Aida, in einer Inszenierung von Katharina Thalbach. Die im TV gesehenen kurzen Ausschnitte lassen auf den ersten Blick vermuten, daß es sich wohl um eine ansehenswerte Aufführung handelt. Diese wird live aus der Semperoper am Sonntag, 13. März, auf dem TV Sender ARTE übertragen (s. den unteren Link).

LG PavOro

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https://www.mdr.de/kultur/theater/semperoper-dresden-aida-katharina-thalbach-100.html

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Habe den Bericht im TV auch gesehen. Obwohl bei dem Namen Thalbach (die ich als Schauspielerin sehr schätze) die Alarmglocken schrillten, werde ich mir am 13.3. die Aida ansehen. Warum soll eine Frau Thalbach nicht auch zeigen, daß sie mehr kann als „Hänsel und Gretel“ zu verunstalten. Der Bericht jedenfalls stimmt vorsichtig optimistisch. Dennoch sage ich – abwarten und Tee trinken.

Herzlichst Sir Morosus

Den veröffentlichten Bildern nach zu urteilen handelt es sich um eine librettogerechte Inszenierung. Demzufolge wurde sie erwartungsgemäß von der Kritik total verrissen.

https://www.nmz.de/online/klappe-zu-oper-tot-giuseppe-verdis-aida-in-dresden

Liebe amina

Vielen Dank für das Einstellen der Kritik, die ich mir aufmerksam durchgelesen habe. Man fragt sich allerdings, was erwartet ein sogenannter Kritiker, ist er ein Fachmann, kennt er diese Oper überhaupt?! In seiner Rezension äußert er sich u. a. Zitat:

Dass es vor fünf paar Jahren bei den Salzburger Festspielen so ähnlich belanglos um eine russische Starsopranistin herum inszeniert wurde, ist kein Entlastungsargument. Wie weit man auch diese Oper an unsere Gegenwart heranholen kann, lässt sich derzeit in Weimar (in der Regie von Andrea Moses) besichtigen.

Er will also am liebsten die Oper und ihr Handlung in die Gegenwart transferieren und führt die Inszenierung in Weimar vor einem halben Jahr lobend an. Ich habe da mal nachgeforscht und füge ein paar Auszüge und den Link an:

“Aida“ in Weimar: ein Lehrstück über Kolonialismus

Alleine die Überschrift läßt doch da schon erahnen, welche Verunstaltung einen da erwartet! In einem anderen zusammenfassenden Bericht wird es dann deutlich:

Da ist die Dreiecks-Liebesgeschichte von Aida, Radames und Amneris: Drei Menschen, die einer westlich-orientierten Wohlstands-Gesellschaft im Norden Afrikas (Ägypten) leben, sich unterschiedlich an der Unterdrückung und Ausbeutung eines ärmeren Volkes (der Äthiopier) beteiligen. Aida gehört nicht dazu, sie verkörpert eher den Typ moderne Sklavin, ist als Putzfrau in einem Museum tätig, hat sich dort in den Security-Mann Radames verliebt. Und auch Amneris, Tochter des aktuellen „Königs“, liebt Radames. Der Konflikt endet bekanntlich tödlich!

Und der Gipfel aus dieser tollen Inszenierung ist dann ein Szenenfoto, auf dem Radames in milit. Kampfuniform mit einem modernen Sturm Maschinengewehr zu sehen ist. Macht Euch selbst ein Bild von dieser „genialen Inszenierung“:

https://www.mdr.de/kultur/theater/weimar-oper-verdi-aida-moses-kritik-100.html

Abschließend eine pers. Bemerkung: Die Aida wurde 1976 in der Deutschen Staatsoper Berlin hervorragend und werkgetreu inszeniert und ich habe sie dort bis in die 80er Jahre viele Male erlebt. Und, versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich freue mich nun, wenn ich von solchen „tollen Inszenierungen“ wie von Weimar lese. Und freuen deshalb, weil es mir meine damaligen großartigen erlebten Theaterabende nochmals veredelt. Auch im Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg wurde im Dezember 2015 die Aida werkgetreu inszeniert und ich habe sie viele Male dort gesehen. Dagegen zu solchen Machwerken wie in Weimar, kriegte mich keiner rein.

PavOro

 

 

Die Kritik in der NMZ beweist doch wieder einmal, wie sehr viele Kritiker am Werk, das nicht in der Gegenwart geboren ist, und am Publikum vorbeidenken. Ist ein Werk annähernd werkgerecht inszeniert, wird es von Zeitgeistsklaven, die glauben alles umwerfen zu müssen, zerrissen. Die Oper ist nicht nur Selbstzweck des Regisseurs oder soll dazu dienen, einigen wenigen verirrten Presseleuten modisches Futter zu bieten. Sie soll das Publikum erfreuen. Und wenn das Publikum, wie der Kritiker selbst schreibt, zufrieden war, dann hat sie ihren Zweck erfüllt.

Liebe Grüße
Gerhard

Hier für Interessenten Szenenfotos der AIDA vom Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg.

So sieht dort eine werkgerechte Inszenierung zur Freude und zum Genuß für das Publikum aus:

https://www.saldovo-divadlo.cz/program/detail-predstaveni/r/aida

zu Beitrag #4

Lieber PavOro,

Deine Gedanken zur Weimarer Aida teile ich vollständig, auch Gerhards Ablehnung kann ich nur begrüßen. Es gibt eine Reihe von Regisseuren, die bei mir auf einer internen Verbotsliste stehen. Andrea Moses gehört dazu seit sie mich aus dem Theater Dessau vertrieben hat. Ich war schon erschrocken. als ich hörte, daß sie nach Weimar kommt. Ich möchte ausdrücklich betonen, daß es auch Leute geben kann, die ihre Art zu inszenieren gut finden. Ich gehöre nicht dazu, und ich würde für ihre Weimarer Aida keine Karte geschenkt annehmen, obwohl ich nur max 45 min Fahrzeit mit dem Auto hätte. Ich will Aida von Verdi sehen und nicht von Moses. Ansonsten bleibt das Theater für diese Vorstellung für mich tabu.

Herzlichst Sir Morosus

Liebe alle,

die Vorstellung einer auf modern getrimmten Aida hat tatsächlich etwas Befremdliches. Man fragt sich auch unwillkürlich, was denn über den Gehalt des Werkes aus der Zeit Verdis hinausgehend noch an weiterführenden Interpretationen denkbar wäre – die Geschichte ist so stringent, daß ich mir keine weiteren Erkenntnisse vorstellen kann, die man mit einer Modernisierung erreichen könnte.

Auf meinem vorhergehenden Dienstposten Brüssel war mit das Beste der Umstand, daß das Opernhaus Lüttich nur eine Autostunde entfernt war. Ich hatte die Aida eigentlich nicht auf meinem Plan, aber nachdem ein geschätzter Kollege gar nicht aufhören konnte, von seinem Besuch dort zu schwärmen, habe ich für eine weitere Aufführung mit größter Mühe noch eine Karte mit Sichtbehinderung erlangt (Lüttich ist immer sofort nahezu ausverkauft, aus gutem Grunde!) und bin an einem Sonntagnachmittag dorthin gedüst. 

Das war wirklich eine sehr schöne Aufführung in ordentlichem Ambiente, schöne Kostüme, keine schrägen Regieeinfälle. Musikalisch hochbefriedigend, wenn auch nicht überragend, aber das muß es ja auch nicht sein.

Wer einmal hineinschauen möchte, kann das hier tun:

https://www.youtube.com/watch?v=0Wfr3nUlM7U

Mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen. Die Opernhäuser in Belgien teilen sich den Dienst am Opernafficionado klug auf: La Monnaie in Brüssel hat ein manchmal recht schräges Repertoire, aber natürlich immer bekannte bis berühmte Sänger, die maßvoll moderne Inszenierungen ertragen. Antwerpen/Gent huldigen dem Zeitgeist mit gewagten Elementen, und Lüttich bedient stilistisch alle Staubis im Umkreis von mindestens 300 km. Das führt dazu, daß dort jedenfalls zu Vor-Coronazeiten kaum je ein Sitz unverkauft blieb – ganze Busladungen an deutschen traditionellen Opernliebhabern pilgern dorthin. Ich habe dort kaum je etwas ansatzweise Enttäuschendes erlebt – alles immer gut anzusehen, und immer sehr gute Sänger.

Grüße!

Honoria Lucasta

P.S. Geben wir der Thalbach – Aida mal eine Chance. Nach dem Concertato zu Ende des 2. Aktes abschalten kann man immer noch…

Liebe Honoria, 

ich habe mal in die Inszenierung, die du eingesetzt hast, hineingeschaut und finde, dass sie der Oper gerecht wird. Mit „Staubis“ hast du das Wort getroffen, mit dem wir von jenen Zeitgeistsklaven benannt werden, die Aida als Putzfrau (Entschuldigung: Fußbodenkosmetikerin) geistreicher finden als im Gewande der Zeit, in der die Handlung spielt. Dass Häuser, die noch gescheite Inszenierungen bieten, auch mehr Publikumszulauf haben, zeigt, dass die Mehrheit der Opernbesucher werkgerechte Inszenierungen vorzieht. 

Liebe Grüße
Gerhard

Ich möchte erinnern – heute ab 16.45 Uhr überträgt der TV Sender ARTE live aus der Dresdner Semperoper die AIDA. Auch wenn ich gegenüber der Regisseurin Frau Thalbach eine gewisse Skepsis habe, reinschauen werden wir auf jeden Fall. Allen Interessenten wünscht viel Freude und (hoffentlich auch) Genuß

PavOro

Habe mir gerade einige Kritiken angesehen. Die sind sich alle einig. Musikalisch ohne Fehl und Tadle, erstklassig, Weltklasse (wenn auch Meli den Schlußton seiner Eingangsarie wie vorgeschrieben im decrescendo singt). Besonderes Lob der Staatskapelle und Thielemann. Heftige Kritik an Thalbach, der nichts Neues eingefallen wäre und in altbekannte Klischees zurückfällt. Den Satz einiger Kritiker, daß es trotzdem gewaltigen Applaus gegeben habe würde ich so interpretieren, daß es gerade wegen der konventionellen Inszenierung  Applaus und keine Buhs gab. Ich laß mich überraschen und sehe mir die Oper komplett an.

Hinweis: Zu Beginn der Vorstellung wurde die ukrainische Nationalhymne gespielt. Kein Kommentar.

Herzlichst Sir Morosus

Also, ich habe mir diese AIDA angetan, vom Anfang bis zum Schluß. Und ich kann zumindest gleich sagen, es war keine Verunstaltung oder Neudeutung. Sie war aber auch keinesfalls eine tolle originelle Inszenierung, warum nicht? Nun, es war ja nichts weiter. Kulissen so gut wie nichts, die Kostüme – na ja, konnte man so einigermaßen akzeptieren. Ebenso das Agieren und (musikalische) Kommunizieren der einzelnen Personen untereinander. 

Sir Morosus meint ja in seinem vorigen Beitrag – die musikalische Darbietung sei ohne Fehl und Tadel.  Da bin ich nun ganz anderer Meinung – Enttäuschend fand ich die Interpretation des Orchesters – kein Schwung, keine Dynamik, alles ein wenig leidenschaftslos und ohne Pathos um nicht zu sagen – langweilig. Selbst der ansonsten so mitreißende Triumphmarsch, man hat die Noten gespielt, bzw. geblasen, mehr nicht. Da reißt es einen nicht vom Sessel vor Begeisterung. Und die drei Solisten? Die beiden Damen fand ich noch ganz gut. Der Tenor dagegen ließ für meinen Geschmack, jeglichen stimmlichen  Wohlklang vermissen. Wenn ich da an meine vielen Besuche seinerzeit in der Berliner Staatsoper mit Anna Tomowa Sintow, alternierend mit Enriquetta Tarres als Aida denke, dazu Ruggiero Orofino als Radames und Ute Trekel Burkhard, alternierend mit Gisela Schröter als Amneris, da tun sich für mich Welten an Unterschieden auf! Selbst das Theater /Opernhaus in Liberec /Reichenberg, braucht sich da ganz sicher nicht zu verstecken. Zusammenfassend – also man mußte sich heute nicht ärgern, aber wenn man diese Aida nicht gesehen hätte, hätte man auch ganz sicher nichts verpaßt. Positiv erwähnen möchte ich aber noch – es wurde in der Originalsprache gesungen, aber das sollte wohl heutzutage zum Glück Normalität sein.

Ich hoffe ja, daß ich nicht der Einzige war, der diese Aida heute gesehen, bzw. gehört hat. Ich bin auf Eure Antworten und Meinungen gespannt, vor allem auch auf die, von unseren geschätzten Berufskünstlern.

LG PavOro

Ich habe mir eben in der ARTE-Mediathek den 1. Akt der Aida angeschaut, nachdem ich heute am frühen Abend schon den Schluss gesehen hatte. Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Premiere am 5. März in der Semperoper zu besuchen, habe aber wegen der Corona-Pandemie darauf verzichtet.
Von den Protagonisten kannte ich schon Krassimira Stoyanova, die ich vor vielen Jahren als Sopranistin in der Berliner Philharmonie unter Mariss Jansons mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem verstärkten Bayerischen Rundfunkchor in einer begeisternden Aufführung erleben konnte und Francesco Meli, den ich zusammen mit Krassimiras Stoyanova in einer weiteren Requiem-Aufführung 2017 in der Kölner Philharmonie mit dem gleichen Chor und Orchester, diesmal aber unter Riccardo Muti in einer ebenfalls grandiosen Lesart erleben durfte. Und natürlich kannte ich schon aus einigen Live-Konzerten mit der Dresdner Staatskapelle in den vergangenen Jahren sowie aus einer ganz frühen Aufführung von Haydns „Schöpfung“, damals noch als Chefdirigent an der Deutschen Oper in Berlin (so um die Jahrtausendwende) Christian Thielemann. Von Francesco Meli habe ich darüber hinaus seit etlichen Jahren Blu Ray Aufnahmen des Verdi Requiems aus einer Aufführung  in  San Marco und einer Aufführung in der Mailänder Scala.
Was die musikalischen Eindrücke betrifft, so kann ich den von Sir Morosus kolportierten Kritikermeinungen vollumfänglich zustimmen.
Beginnen wir mit dem Orchester uns einem Dirigenten, mit dem ja auch die Oper beginnt.
Christian Thielemann stellte nach der ukrainischen Nationalhymne, deren Abspielen vor der eigentlichen Ouvertüre für mich ein Zeichen einer selbstverständlichen Solidarität mit der Ukraine war, sogleich gekonnt unter Beweis, warum Richard Wagner die Staatskapelle „Wunderharfe“ nannte.
Das war kammermusikalisch vom Feinsten, wie das Orchester die Ouvertüre begann und dann die dynamischen Spannweiten der Partitur voll auskostete. Das Orchester war, wie ich es immer verortete, Weltklasse, und zwar, wie ebenfalls immer, durch den Dirigenten.
Dann die beiden Damen und die beiden Herren in den Hauptrollen: Krassimira Stoynaova und Francesco Meli  hatte ich ja schon mit Verdi erlebt, allerdings nur im Requiem, aber hier wie da, also kommen lyrische wie hochdynamische Sequenzen zum Tragen, die sie, wie ich finde überzeugend und mit großer stimmlicher Potenz bewältigten, denn es war gar nicht so einfach in diesen beengten räumlichen Verhältnissen, wenn man die Semperoper mit der Arena von Verona vergleicht, in den dynamischen Steigerungen gegen das „Hammerorchester“ anzusingen und durchzudringen.
Georg Zeppenfeld kannte ich ja schon von Wagner, im Lohengrin und im Holländer, aber dieser Ramfis war doch noch eine ganz andere Hausnummer- einfach grandios.
Bliebe noch die Weißrussin Oksan Volkova, die ich noch nicht kannte, von großartiger Erscheinung und noch überzeugenderer Stimme.
Der Chor schließlich überzeugte trotz überschaubarer Größe, wenn man ihn mit den Chormassen in Verona vergleicht, durch dynamische Potenz, vereint mit fabelhaftem Klang und- im zweiten Bild im Tempel des Vulkan- mit transparentem Ausdruck im Piano.
Das Bühnenbild war zwar sehr sparsam ausgefallen, aber es war auch mal wohltuend gegenüber anderen Aida-Inszenierungen, dass es nicht überladen war. Jedenfalls war es m. E. librettogerecht, wenigsten in etwa.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Liebe Grüße

Willi

Ich habe mir die knapp 3 Stunden durchgängig angesehen und komme teilweise zu einem anderen Ergebnis als PavOro.

Die Leistung des Orchesters fand ich grandios, temperamentvoll, dramatisch im Nilakt und im Duett Amneris/Radames vor der Gerichtsszene. Den Kiekser einer Aida-Trompete kann man verzeihen. Daß Aida neben hochdramatischen Szenen auch rein lyrische Elemente aufweist, dem hat das Orchester unter Thielemann voll entsprochen. Zart, wo es die Musik fordert (z.B. im Finale), gemäßigt da, wo es die Musik und die Handlung verlangen, aber sich gewaltig steigernd wenn es erforderlich ist. Nicht umsonst hat Richard Strauss dieses Orchester seine „Wunderharfe“ genannt. Viel besser kann ein Orchester und ein Dirigent ein Opernhaus nicht repräsentieren.

Unter den Solisten muß ich nach meinem Geschmack mehr differenzieren. Wenn Annette Gerlach 2x betonen mußte, daß Franceso Meli heute einer der besten Radamesse ist, dann mag sie damit recht haben, zeigt aber auch, daß seit Pavarotti und Domingo der Nachwuchs (außer vielleicht Beczala) nicht in die Stapfen ihrer Vorfahren getreten ist. Das sage ich als Laie. Auch ich sage, daß von Gigli über Corelli, Björling, Rosvaenge bis eben zu Big P der Radames anders interpretiert wurde als heute, eben in der Auftrittsarie mit dem crescendo (nicht originalgetreu) strahlend aufgehört wurde und man sich daran gewöhnt hatte, daß Radames eben ein Held ist und erst in zweiter Reihe als zärtlicher Liebhaber gesehen werden soll. Daß Meli eine starke Höhe hat, das hat er gezeigt. Trotzdem war er für mich das schwächste Glied der Hauptakteure.

Die Aida vermochte sich grandios zu steigern. Ihre erste Arie hat mich noch nicht erreicht, aber im Nilakt war sie großartig, Sie beherrscht die zarten Töne noch immer. Glanzpunkt im Gesang war für mich die Amneris. Ich schwärme eigentlich für Mezzos und Altistinnen, und diese Amneris war darstellerisch und dazu mit einer prachtvollen Stimme mit starker Höhe, aber auch wunderbaren Tiefen eine der besten, die ich gehört habe. Sie hat bei mir den Gänsehauteffekt hervorgerufen, den ich in der Oper eigentlich erleben will. Amonasro war seiner Tochter ebenbürtig, der König auch. Zeppenfeld als Oberpriester stach noch heraus.

Die Chöre waren schlicht gut. Nun kommt aber mein Kritikpunkt. Die Kulissen mit vergoldeten Wänden waren einfallslos, im Nilakt war viel Phantasie gefragt, die nichtssagende Kulisse dem Ereignis anzupassen. Das Gemach der Amneris war dürftig, die Finalszene wiederum gut gelöst. Enttäuschend für mich die Siegesparade. Albern die Schokoladenpuppen, die auf dem Brett hereingetragen wurden. Natürlich ist Dresden nicht Verona, aber dieser ganze Akt erinnerte an eine mittlere Familienfeier und nicht an einen grandiosen Sieg gegen einen Feind. 

Furchtbar fand ich die Kostüme. Alles in Allem war es für mich keine Verhunzung der Oper, aber auch keine Erbauung. Frau Thalbach hat eine Lösung gewählt, die keinem weh tun wollte, aber dadurch auch keinem so recht gefallen hat. Irgendeine Spannung zwischen den Akteuren wurde nicht aufgebaut. Der Schlußapplaus belohnte die Sänger gebührend, feierte aber die Kapelle und Thielemann eindeutig und leistungsgerecht. Sie waren für mich die Sieger des Abends. Zusammenfassend für mich die Erkenntnis, daß es gut war, 3 Stunden zu opfern. Allerdings reicht mir einmal. Auf eine Wiederholung meiner Aufzeichnung werde ich verzichten, dann nehme ich doch lieber Verona.

Herzlichst Sir Morosus

 

Lieber Willi, lieber Sir Morosus

Ich danke Euch für Eure Antworten. Für mich ist es sehr interessant zu lesen, wie unterschiedlich doch Wahrnehmungen und Beurteilungen sind. Um hier in meiner obigen Schilderung nicht falsch verstanden zu werden, natürlich spielt und klingt das Orchester großartig, aber ich empfand alles „zu glatt gebügelt“, habe musikalische Akzente vermißt, oder wie es heutzutage neudeutsch heißt – es war mir zu wenig „Action“. Was Krassimira Stoyanova betrifft hat sie schon eine ordentliche Leistung gebracht vor allem wenn man bedenkt, daß sie im 60. Lebensjahr ist. Da muß man schon sagen – Chapeau!

Was die insgesamte Interpretation dieser Oper betrifft, so habe ich Euch gegenüber vielleicht einen gewissen Vorteil des Vergleichens, denn ich habe seinerzeit die Aida viele Male in der Berliner Staatsoper erlebt. Und auch wenn dies schon einige Jahrzehnte her ist, ist meine Erinnerung daran immer noch deutlich manifestiert. Und in Gegenüberstellung der damaligen Solisten zu denen von gestern, da tun sich eben für mich doch große Unterschiede auf.

Eins möchte ich noch unbedingt sagen – es ist wohltuend zu spüren, auch wenn wir unterschiedlicher Meinung und Beurteilung  sind, daß diese in gegenseitiger Achtung und Respekt erfolgen.

LG PavOro

Lieber Pavoro,

ich habe die Aida leider noch nie live erlebt, aber schon etliche Male Am Fernsehen, u. a. erinnere ich mich an zwei Aufführungen aus San Francisco und New York, jeweils in der Rolle des Radames mit einem gewissen Luciano Pavarotti, der gesanglich natürlich Referenzstandarts gesetzt hat.

Liebe Grüße 

Willi

von meinem iPhone gesendet 

Ja natürlich lieber Willi, wer kennt diese Aufnahmen nicht. Auch Anna Tomowa Sintow hat mit Pavarotti in der Aida gesungen.

Da ich ATS nun schon mehrfach erwähnt habe, verlinke ich mal eine Live Aufnahme mit ihr. Ich hatte das große Glück diese  Sopranistin in ihrer Glanzzeit mehrmals als überragende Aida in der Berliner Staatsoper zu erleben.

LG PavOro

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Und als Radames Ruggiero Orofino (ab Min. 16.00)

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Ihr Lieben,

die Aufnahme läuft bei mir gerade. Soweit ich im Zeitdruck höre und sehe, ist das alles sehr ordentlich, manchmal mehr. Meli ist halt ein guter, aber kein sehr guter Tenor. Glanz kann man bei ihm nicht wirklich erwarten, aber dafür singt er wahrscheinlich auch noch mit Bronchitis. Frau Stoyanova ist stimmlich in Ordnung, mir aber von Aussehen und Charakter zu ältlich – sorry, aber man singt mit herannahendem Rentenalter einfach kein junges Mädchen mehr auf der Bühne. Warum sie dem Helden Radames auch nur einen zweiten Gedanken wert ist, erschließt sich vor allem mit Blick auf die rasante Amneris von Frau Volkova vor diesem Hintergrund auch nicht wirklich. 

Allerdings muß ich hier an einer Stelle doch mal wider den Stachel löcken: diese Inszenierung ist nicht akzeptabel. Sie ist einfallslos, platt und langweilig. So geht man nicht mit Aida um. Ich habe das auf Provinzbühnen schon sehr viel spannender gesehen. 

Dafür versöhnt Thielemann, den ich sonst nicht mag, der aber hier wenigstens kompetent ein schönes Hör-Erlebnis bietet. 

Kopfschüttelnde Grüße

Honoria Lucasta

Liebe Honoria,

weitestgehend sind wir uns einig. Du wirfst ein Problem auf, welches in jeder Oper zu einem solchen werden kann. Wenn alte Männer im Baß alte, dicke Männer singen sollen, dann ist das nie ein Problem gewesen. Es war viel eher ein Problem z.B. für den jungen Theo Adam, daß er bereits eine gereifte Stimme hatte und alte Männer singen mußte, als er noch bei jeder jungen Dame gut angekommen ist. Dagegen ist es oft ein Problem der Tenöre, daß sie junge Damen bezirzen müssen und können, weil sie eben Tenöre sind. Die Vorzüge eines Franco Corelli oder eines jungen Domingo konnte nicht jeder vorweisen. Ich glaube, heutzutage haben Tenöre außer der Hauptrolle des jugendlichen Liebhabers auch oft ein phantastisches Outfit aufzuweisen, so daß die Besetzung von Duces, Manricos, Siegfrieds oder Rudolfs weniger problematisch ausfällt. Trotzdem haben Opernfreunde Pavarotti verziehen, daß er als Radames sehr statuenhaft rüberkam.

Frauenrollen sind immer schwerer. Wer ist im geforderten Alter in der Lage, eine Salome, eine Butterfly, eine Violetta oder eine Mimi so zu singen, daß man ihre Reize erkennt oder ihre Erkrankung abnimmt. Hier braucht der Opernfreund mehr Phantasie, sich mit der Sängerin zu identifizieren. 

Ich war und bin noch immer der Auffassung, daß der oder die Interpret*in (hier paßt das Gendern sogar) die Rollen singen sollte, zu der die Stimme paßt. Frau Gruberova hat das auch mit 60 Jahren noch gepackt und die Lucia oder die Norma gesungen, zum Glück. Im Film wachsen Damen in Omarollen hinein. In der Oper gibt es das kaum. 

Aber Deiner Einschätzung „Warum sie dem Helden Radames auch nur einen zweiten Gedanken wert ist, erschließt sich vor allem mit Blick auf die rasante Amneris von Frau Volkova vor diesem Hintergrund auch nicht wirklich“ muß ich mich optisch anschließen. Das Leben (oder die Oper) schreibt ihre eigenen Geschichten. In diesem Sinne eine sonnige Woche, das wünscht

Sir Morosus

Liebe Honoria,

Ich kam erst jetzt dazu, mir diese „Aida“ anzusehen, weil eine Augenoperation und jetzt – trotz dreifacher Impfung – eine Corona-Infektion hinzugekommen ist. Die Symptome sind zwar mild, aber mit Husten, Schnupfen und etwas Fieber fehlt dir dann auch die Lust.  Ich gebe dir vollkommen recht, die Inszenierung ist einfallslos, platt und langweilig. Vielleicht liegt es daran, dass es manchen „modischen“ Regisseuren leichter fällt, die Handlung zu verhunzen und dann sein „Süppchen zu kochen“, als den Versuch zu wagen, dem Werk gerecht zu werden, bei dem dann Handlung, Zeit und Ort echt erscheinen. Dieser Versuch ist nach manchen anderen Verunstaltungen dieser Regisseuse ebenfalls gründlich danebengegangen. Ich habe mir nach den Anfängen dann nur noch Ausschnitte angesehen, weil mich die Inszenierung von Anfang an langweilte. Da wollte ich keine unnötige Zeit damit verschwenden.

Liebe Grüße
Gerhard

 

Lieber Gerhard

Wenn man diese Aida Inszenierung gesehen hat, mußte man sich zwar nicht ärgern, denn da gab es schon viel Schlimmeres, aber andersherum, wenn man sie nicht gesehen hat, hat man nach meiner Meinung auch ganz sicher nichts verpaßt. So ähnlich beschreibt es ja auch Honoria.

Erschrocken bin ich über Deine gesundheitlichen Probleme. Und da wünsche ich Dir rundum baldige Heilung und vollständige Genesung.

LG PavOro

Was nun die Schwierigkeiten, eine Figur wie die Aida mit einer Sängerin zu besetzen, die auch äußerlich diese Figur glaubwürdig verkörpern soll, so wüsste ich wohl eine, die äußerlich, vom Alter wie vom Aussehen her, geradezu dazu prädestiniert wäre wie weiland die unvergessliche Leontyne Pryce:

Verdi: Aida (Gesamtaufnahme, italienisch) [Vinyl Schallplatte] [3 LP Box-Set]

Die Sängerin, die ich meine, hat  zuletzt auch als Violetta Valery reüssiert. Ich bin gespannt, ob sie auch mal  die Aida singen wird:

Pretty Yende (Künstler) | Opera Online - Die Website für Opernliebhaber

Liebe Grüße

Willi

 

Lieber Willi,

ja, Pretty Yende ist optisch dafür sicher die Richtige – aber auch stimmlich dürfte sie im Moment eine mehr als geeignete Besetzung sein. Ich habe sie einmal in Berlin als Lucia gehört und war sehr angetan.

Meine gallige Bemerkung bezgl. Frau Stoyanova war natürlich ein wenig over the top. Heutzutage tun die Menschen in allen möglichen Altersstufen Dinge, die früher undenkbar schienen, und vielleicht gehört auch dazu, im Alter von bald 59 noch ein junges Mädchen zu singen. Aber wenn es auch stimmlich passen sollte (was ich nicht finde), so ist die Diva optisch dem jugendlichen Alter klar schon lange entwachsen, und so wird es gerade in dieser Dresdner Produktion etwas schief. Aber wer weiß – sitzt das Publikum in der Semper-Oper evtl. sehr weit von der Bühne entfernt, so daß der optische Eindruck nicht so zählt? Es ist ja keine Produktion für das Fernsehen gewesen, sondern eine normale Aufführung…

Grüße!

Honoria Lucasta

Liebe Honoria,

wir haben Pretty Yende in der Übertragung der „Regimentstochter“ aus der MET als Marie gesehen und waren von ihrer Darstellung hellauf begeistert. Auch die Rolle des Tonio war mit Javier Camarena prächtig besetzt. Ein großartiger Tenor.
Was du zu der Entfernung im Opernhaus sagst, stimmt natürlich. Im Fernsehen und im Kino sieht man durch die Naheinstellungen der Kamera natürlich viel mehr, aber da müssen die Solisten auch weit mehr an Gestik und Mimik leisten, damit man ihnen die Rolle abnimmt. Und das – wenn gut gemacht – finde ich bei diesen Übertragungen oft das Packende. Und darauf im Zusammenspiel zu achten, sehe ich auch die Hauptaufgabe der Regie, nicht in einer fadenscheinigen sogenannten „Neudeutung“. 

Liebe Grüße
Gerhard

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