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ALBERT, Eugen d’: TIEFLAND

Eugen d’Albert (1864-1932):
TIEFLAND
Musikdrama in zwei Akten mit einem Vorspiel

Libretto von Rudolf Lothar nach Àngel Guimeras Schauspiel „Terra baixa“

Uraufführung am 15. November 1903 in Prag.

Personen der Handlung:
Sebastiano, ein reicher Grundbesitzer (Bariton)
Marta, Müllerin in dessen Dienst und seine Geliebte (Sopran)
Pedro, Hirte im Dienste Sebastianos (Tenor)
Tommaso, Gemeindeältester (Bass)
Pepa, Antonia, Rosalia und Nuri, Mägde von Sebastiano (2 Soprane, Mezzosopran, Alt)
Moruccio, Mühlknecht im Dienste Sebastianos (Bass)
Nando, Pedros Freund, auch im Dienste Sebastianos (Tenor)
Ein Pfarrer (stumme Rolle)
Chor: Landvolk

Ort und Zeit: In den spanischen Pyrenäen gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

Vorspiel.
Hochalpengebiet in den spanischen Pyrenäen.

In der Morgendämmerung steigt Nando zur einsam gelegenen Sennhütte seines Freundes Pedro hinauf. Oben angekommen reden die beiden über das Leben, wobei Pedro sein Alleinsein als Glück lobt, was Nando nicht nachvollziehen kann. Er ist auf jeden Fall ein Mensch, der Geselligkeit braucht. Pedro nennt aber auch den einzigen Nachteil dieser doch selbstgewählten Einsamkeit: Er hat keine Möglichkeit, eine Frau kennenzulernen – und gerade nach einem „Weib“ verlangt es ihn. Im Traum, erzählt er Nando, ist ihm in der letzten Nacht die Jungfrau erschienen und hat ihm die Gebetserhörung verkündet: Er wird eine Frau kennenlernen. Er springt auf, legt einen Stein in seine Schleuder und lässt den Stein mit geschlossenen Augen durch die Luft fliegen. Er erklärt Nando, dass dieses „Weib“ aus der Richtung kommen werde, in der dieser Stein zu Boden gegangen wäre.

Ein lauter Fluch kommt aus einer Männerstimme an ihre Ohren – zu sehen ist allerdings noch niemand. Während Pedro in seine Hütte geht, kommt der reiche Grundbesitzer Sebastiano, Nando und Pedros Arbeitgeber, hinter einem Hügel hervor, hinter ihm der Gemeindeälteste Tommaso mit der Magd Marta, die einen unwilligen Eindruck macht. Pedro kommt aus seiner Hütte und alle hören von Sebastiano, weshalb er mit Anhang hier hoch gekommen ist: Marta soll mit Pedro verheiratet werden! Während Pedro erst ungläubig dann verzückt auf Marta blickt, die jedoch plötzlich flieht. Sebastiano erklärt Pedro, dass er auf Tommasos Empfehlung hin zum Gatten Martas ausgesucht wurde und dass er zum Müller und Marta zur Müllerin aufsteigen werden. Tommaso rät Pedro, dieses großherzige Angebot Sebastianos anzunehmen – und der sieht seinen Traum in Erfüllung gehen, weshalb er einschlägt. Nando warnt Pedro vor diesem Schritt, doch der überhört es und zieht jubelnd ins „Tiefland“.

Diesen Weg schildert ein orchestrales Zwischenspiel, das gleichzeitig den Bühnenumbau begleitet und dann ohne Pause in den ersten Akt übergeht.

Erster Akt.
Das Innere der Mühle.
Der Mühlknecht Moruccio wird bei seiner Arbeit von den Mägden Pepa, Rosalia und Antonia bestürmt, die wissen wollen, ob es wahr sei, dass Marta den Pedro heiraten wird? Einsilbig antwortet er, dass die Braut schon „an der Kirchentüre“ warte. Die noch sehr junge Magd Nuri tritt hinzu und berichtet von einem belauschten Gespräch zwischen Marta und Sebastiano, in dem der behauptete, dass sie sein Eigen bleibe, auch nach der Hochzeit und auch, wenn er mal heiraten werde. Und das hat sie nicht verstanden – doch ehe die anderen ihr erklären können, was das bedeutet, tritt Marta in die Mühle und jagt bis auf Nuri alle hinaus. Marta sieht verzweifelt aus und zieht sich in ihre Kammer zurück.

Moruccio hat inzwischen Tommaso über die Hintergründe der Hochzeit Martas mit Pedro aufgeklärt: Hohe Schulden zwingen Sebastiano, eine reiche Frau zu heiraten. In der Realität wäre es aber nur eine Scheinehe, denn der Herr werde niemals auf „seine“ Marta verzichten, und dass sie mit Pedro verheiratet sei, stelle für Sebastiano kein Hindernis dar! Tommaso schluckt zuerst, gerät aber dann über diese ungeheuerlichen Beleidigungen in Wut und hätte sich mit Moruccio fast eine Schlägerei geliefert, wäre Pedro nicht gerade eingetreten. Der musste sich vom Gesinde spöttisches Gerede gefallen lassen, das er in seiner Arglosigkeit jedoch überhört hat.

Sebastiano ruft Marta herbei, wimmelt deshalb Tommaso ab, der eine Unterredung mit ihm wünscht; er lässt dann dem Pfarrer ausrichten, dass er die Trauung schnell zu vollziehen wünscht und schickt Pedro fort, damit er sich einen besseren Anzug anziehe. Marta ist inzwischen aus ihrer Kammer getreten und stellt sich Sebastianos Forderung entgegen, Pedro heiraten zu sollen. Doch der duldet ihren Widerstand nicht und beharrt auf der Heirat mit Pedro und sagt ihr, dass sich zwischen ihnen nichts ändern werde! Sie soll ihn wie üblich am Abend erwarten. Licht in ihrer Kammer sei das gewohnte Zeichen.

Pedro ist inzwischen wiedergekommen und begibt sich mit Marta, die sich auf Nuri stützt, in die Kirche. Tommaso ist zurückgeblieben und will von Sebastiano wissen, ob die ihm zu Ohren gekommenen Gerüchte stimmen? Wie ein ertappter Schuljunge leugnet Sebastiano alles ab, doch zwingt ihn Moruccio, die Wahrheit zu sagen. Und als Tommaso die Gerüchte bestätigt bekommt, rennt er zur Kirche, um die Trauung zu verhindern. Doch das Glockengeläut beweist, dass die heilige Handlung bereits vollzogen wurde. Sebastiano geht hohnlachend davon.

Das Paar kommt aus der Kirche und begibt sich sofort in die Mühle. Pedro schließt hinter sich die Tür, um mit Marta allein zu sein. Die verhält sich jedoch abweisend und nimmt seine Aufheiterungsversuche nicht wahr. Als Pedro ihr eine blutverschmierte Münze zeigt und dabei erklärt, dass er sie von seinem Herrn bekommen habe, weil er einen Wolf getötet hat, der die Schafherde bedrohte, hört Marta zwar interessiert zu, fordert ihn aber dann auf, in seine Kammer zu gehen, was beweist, dass sie nicht mit ihm in einem Raum leben will.

Marta ist aber plötzlich klar geworden, dass Pedro nichts von dem Handel wusste, der hinter seinem Rücken getrieben wurde. Und das erregt ihr Mitleid mit ihrem Ehemann. In ihrer Kammer leuchtet Licht auf und damit ist klar, dass Sebastiano selbst in ihrer Hochzeitsn nicht auf die Liebesnacht verzichten will. Aber auch Pedro hat das Licht gesehen und vermutet einen Zusammenhang mit Marta, kommt mit einem Messer herein und kann vonihr nur mit Mühe zurückgehalten werden. Sie behauptet, dass er einer Sinnestäuschung erlag, doch in Pedro ist inzwischen Misstrauen hochgekommen, sodass Marta beschließt, die Nacht am Herd zu verbringen. Pedro aber legt sich zu ihren Füssen auf Stroh und schläft mit dem Satz ein „Der Wolf kommt heute nicht. Heut nicht…“

Zweiter Akt.
Als der Bühnenvorhang sich öffnet, sieht man die Jungvermählten in der gleichen Position wie am Ende des ersten Aktes. Nuris Stimme wird langsam lauter und lässt ein Morgenlied hören. Marta geht hinaus und Nuri erzählt ihr naiv, was sie von den Leute zu der Hochzeit gehört hat. Das hat aber auch Pedro mitbekommen und ihm werden Zusammenhänge klar. Da Nuri als einzige Mitgefühl zeigt, fasst er Vertrauen zu dem Mädchen. Das wiederum ärgert Marta, sie zeigt Anfänge von Eifersucht und weist Nuri zur Tür. Pedro geht mit ihr, als müsste er dem Unglückshaus entfliehen. Dann kommt Tommaso und erhebt gegenüber Marta schwere Vorwürfe; die hört sich das zwar an, erzählt dem Greis dann jedoch ihre Lebensgeschichte – freudlose Kindheit, Wanderleben mit einem alten Vagabunden, der sie auf Jahrmärkten zu tanzen zwang; dann das Zusammentreffen mit Sebastiano, der beide in der Mühle Asyl gewährte und was dann, so peu a peu folgte. Das Gehörte erschüttert Tommaso und er rät ihr, Pedro alles zu erzählen. Genau das wird sie tun und als jetzt Stimmen zu hören sind, geht Tommaso. Die Mägde Pepa, Antonia und Rosalie kommen voller Neugier, wollen erfahren, wie die Hochzeitsnacht verlaufen ist. Es ist aber Pedro, der Martas Aussagen verhindert, während de Mägde schnell verschwinden. Marta aber fleht ihren Mann an, sie zu töten, weil sie ihn betrogen habe, doch Pedro lässt sein Messer stecken. Erst als sie ihm entgegenschleudert, dass er sie für Geld gekauft habe, verletzt er sie wütend leicht am Arm.

Als sei das eine Art Weckruf geworden finden sich beide in den Armen liegend wieder und sich das Versprechen geben, das mörderische Tiefland mit den stillen und beruhigenden Bergen zu tauschen. Doch nun tritt Sebastiano mit großem Gesindetross auf und verlangt von Marta, für seinen Brautvater am Abend tanzen, während er selber mit der Gitarre den Tanz untermalen will. Pedro erhebt Einspruch und wird umgehend vom Gutsherrn tätlich angegriffen. Empört flüstert Marta ihm zu, wer in der letzten Nacht in ihrer Kammer das Licht angemacht hat, worauf sich Pedro auf Sebastiano stürzt. Dem helfen allerdings Knechte aus dem Gesinde und die jagen Pedro aus der Mühle.

Jetzt kommt Tommaso und sorgt für einen Paukenschlag: Er hat dem Vater der Braut von Sebastiano die Wahrheit erzählt und der hat sofort die Verlobung gelöst und die Hochzeit abgesagt. Wütend besteht er Marta gegenüber auf seine „Ansprüche“, doch die bekennt ihre Liebe zu Pedro. Das stachelt Sebastiano noch mehr an und er will sie mit Gewalt zur Liebe zwingen, doch da kommt Pedro wieder zur Tür herein und zwingt Sebastiano zum Kampf. Das Messer hat er zu Boden geworfen, weil der Gutsherr auch keine Waffe hat. Es kommt zu einem Ringkampf, bei dem Pedro Sebastiano erwürgt – wie damals den Wolf. Pedro fordert das Gesinde auf, ihn zu richten, doch die Reaktion bleibt aus. Pedro geht mit Marta zum Tor hinaus, hinauf in die reine Luft der Berge…

Anmerkung:
„Tiefland“ war bei der Uraufführung 1903 in Prag unter Leo Blech nur ein mäßiger Erfolg
beschieden. Der Komponist hat daraufhin den ursprünglichen Dreiakter auf zwei Akte verkürzt und 1905 in Magdeburg erneut herausgebracht. Auch das war noch nicht der große Erfolg, aber die Aufführung an der Komischen Oper Berlin 1907 führte zum Durchbruch. Der Siegeszug hat aber nach dem zweiten Weltkrieg merklich nachgelassen. Dennoch gibt es immer wieder Beweise für die Zugkraft dieser Oper, wie die Aufführung in Zürich (Regie Matthias Hartmann, Dirigent Franz Welser-Möst, in den Hauptrollen mit Peter Seiffert, Petra Maria Schnitzer und Matthias Goerne) von 2006/2007 beweist.

Interessant ist die Entstehungsgeschichte des gleichnamigen Films von Leni Riefenstahl: Sie hat von 1940 bis 1944 das Drama unter der Verwendung eines Teils von d’Alberts Musik, allerdings nicht im Original, sondern in der Bearbeitung Giuseppe Becce, verfilmt, doch der Krieg verhinderte die Fertigstellung, die erst nach 1945 erfolgte. Am 21. Dezember 1953 war der Film zum ersten Mal im Kino zu sehen. Das „Lexikon des internationalen Films“ meint dazu:
Optisch und musikalisch bisweilen stimmungsvoll, jedoch mit frisiertem Pathos überaus langweilig. Einer der vielen Mängel: Regisseurin, Autorin und Produzentin Leni Riefenstahl deplatziert sich in der weiblichen Hauptrolle.
Andere
Schauspieler waren Bernhard Minetti, Franz Eichberger, Luis Rainer, Maria Koppenhöfer und Aribert Wäscher. Der Film war übrigens die letzte vollendete Spielfilm-Regie der Riefenstahl, der als Assistent Harald Reinl diente und Mathias Wiemann als „künstlerischer Mitarbeiter“.

© Manfred Rückert

Eugen d’Alberts Oper ist bis heute ein „Reißer“ auf der Opernbühne und aus dem Tonträgermarkt gut dokumentiert:

Eugen D'Albert: Tiefland   D'ALBERT: Tiefland / Paul Schmitz, Ernst Gutstein (Baritone), Günther Leib (Baritone), Heinz Hoppe (Tenor), Hanne-Lore Kuh...

Eugen d'Albert: Tiefland (Gesamtaufnahme 1963)   Tiefland by eugene D' Albert (2005-09-23)

Eugen d'Albert: Tiefland by Bertrand de Billy (2013-08-05)   Eugen D'Albert: Tiefland

 

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