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Anton von Webern – Himmelfahrt

Hallo

Der Dichter Richard Dehmel begleitete die Komponisten der Zweiten Wiener Schule, Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton von Webern auf ihrem Weg in die Moderne. Anders als bei Rainer Maria Rilke oder Stefan George, stritt man heftig über ihn und seine Werke. Nicht aus formalistischen Gründen, vielmehr aufgrund der Erotik seiner Gedichte und seiner sozial-revolutionären Untertöne.
Die Phase des Wiener Fin de Siècle und die frühen Werke der genannten Komponisten, die später tonale Gewohnheiten außer Kraft setzen sollten, haben für mich einen eigenen Charakter. Dabei rechne ich auch Alexander von Zemlinsky zu diesem Umfeld.
In dem insgesamt nur 32 Werke umfassenden Oeuvre Weberns nimmt hat Lied einen bedeutenden Anteil ein, wobei sich sein Liedschaffen auf die Jahre 1899 bis 1934 beschränkte. Der Liederzyklus „Fünf Lieder nach Gedichten von Richard Dehmel für Stimme und Klavier“ und somit auch das dritte Stück „Himmelfahrt“, entstanden in den Jahren 1906 bis 1908, noch bevor Webern Unterricht bei Schönberg nahm und bevor er Alban Berg kennenlernte. Leider ließ der Komponist die Lieder später nicht gelten.
 
Himmelfahrt
 
Schwebst du nieder aus den Weiten,
Nacht mit deinem Silberkranz?
Hebt in deine Ewigkeiten
mich des Dunkels milder Glanz?
 
Als ob Augen liebend winken:
alle Liebe sei enthüllt!
als ob Arme sehnend sinken:
alle Sehnsucht sei erfüllt –
 
strahlt ein Stern mir aus den Weiten,
alle Ängste fallen ab,
seligste Versunkenheiten,
strahlt und strahlt und will herab.
 
Und es treiben mich Gewalten
ihm entgegen, und er sinkt –
und ein Quellen, ein Entfalten
seines Scheines nimmt und bringt
 
und erlöst mich in die Zeiten,
da noch keine Menschen sahn,
wie durch Nächte Sterne gleiten,
wie den Seelen Rätsel nahn.
 
Ich habe eine Aufnahme mit Svetlana Savenko gewählt, die von Yuri Polubelov am Flügel begleitet wird.
 
“Zwar fehlt es Dehmel keineswegs an wirklicher lyrischer Begabung, doch in Gedichtsammlungen wie `Weib und Welt´ schließen Lüsternheit und phantastische Übersinnlichkeit ein widerliches Bündnis…Im Streben nach glühenden, tiefen Farben für die Schilderung brünstigen Sehnens mag man des Dichters übel verwendete Begabung erkennen, aber mehr als giftige exotische Treibhauspflanzen können auf solchem Boden nicht gedeihen.“ (Urteil der damaligen Katheder-Germanisten)
 
Gruß
Wolfgang
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Lieber Wolfgang,

Dein Beitrag über die Vertonung von Gedichten Richard Dehmels durch Webern und seine Zeitgenossen ist recht exklusiv, weil diese Lieder ja nur relativ selten im Konzertsaal zu hören sind. Schönberg schrieb einmal an Dehmel:
»Denn Ihre Gedichte haben auf meine musikalische Entwicklung entscheidenden Einfluß ausgeübt. Durch sie war ich zum ersten Mal genötigt, einen neuen Ton in der Lyrik zu suchen. Das heißt, ich fand ihn ungesucht, indem ich musikalisch widerspiegelte, was Ihre Verse in mir aufwühlten.«

Wenn ich den Namen Richard Dehmel höre oder lese, dann gehen die Gedanken weniger zur Zweiten Wiener Schule, sondern tauchen reflexartig die ganz hervorragenden Vertonungen von Richard Strauss auf. Von 1894 bis 1906 vertonte Strauss vor allem Gedichte zeitgenössischer Lyriker. Zwischen 1895 und 1901 gab Strauss immerhin 11 Mal den Gedichten Dehmels mehr als nur einen musikalischen Hintergrund.
Die Zeit war günstig, das Kunstlied befand sich um die Jahrhundertwende in einer Blütezeit, die Anzahl der angebotenen Liederabende ist heute kaum noch vorstellbar; bis 1913 sind bereits 500 Dehmel-Vertonungen nachgewiesen.

Natürlich trugen skandalträchtige Texte, wie zum Beispiel »Venus Consolatrix«, ein Gedicht, das 1896 in einem Gedichtband veröffentlicht wurde und nach einem Gerichtsurteil nachträglich teilweise (Zeile 24 bis 42) geschwärzt werden musste, auch zum Bekanntheitsgrad des Dichters bei, aber viele seiner Texte wurden durch ihre Vertonung geadelt, so dass der Name Richard Dehmel weitgehend in den Konzertprogrammen und Booklets weiterlebt.

Weder sozialkritisch noch sonst aufregend ist das wunderschöne »Wiegenlied« Dehmels und es macht neugierig, in welchem biografischen Kontext von Dichter und Komponist dieses Lied entstand. Ob Kinderlose so etwas auch zustande bringen können?
Dehmel hatte mit seiner ersten Frau – Paula – drei Kinder: Veradetta (*1890) / Heinz Peter (Heinrich) (*1891) und Liselotte (*1897).

In der Literatur heißt es, dass Richard Strauss das »Wiegenlied« zur Geburt seines Sohnes komponiert hat; es war eine schwere, für die Mutter lebensgefährliche Geburt am 12. April 1897, während der werdende Vater in Stuttgart auf Konzertreise war. Das Kind bekam den Namen Franz, wurde im täglichen Umgang jedoch »Bubi« genannt. Es war zwar ein »Riesenknabe«, dennoch war da auch Sorge, denn der Junge war in den ersten Jahren sehr krankheitsanfällig.
Strauss schrieb das »Wiegenlied« nicht unmittelbar nach der Geburt des Knaben, sondern erst am 22. August 1899 in Marquartstein. Die Uraufführung des Liedes fand wohl im häuslichen Kreise statt und das Kind konnte luxeriös einschlafen, denn die Kindesmutter war eine der besten Sängerinnen dieser Zeit, die bis 1906 zusammen mit ihrem Gatten sogar in Amerika umjubelte Konzerte gab.
Ein Jahr später wurde das »Wiegenlied« orchestriert. Der Komponist räumte der Interpretation dabei einen großen Spielraum ein, denn er schreibt in die Partitur, dass je nach Atemkontrolle des Interpreten, das Tempo des Liedes wechselhaft sein könne.

Das Lied ist das erste von fünf Liedern des Opus 41 und trägt auf dem gedruckten Notenblatt die Widmung: Frau Maria Rösch geb. Ritter in freundschaftlicher Verehrung gewidmet.

Die Vortragsanweisung lautet: Sanft bewegt.

Wiegenlied

Träume, träume, du mein süßes Leben,
Von dem Himmel, der die Blumen bringt.
Blüten schimmern da, die leben
Von dem Lied, das deine Mutter singt.

Träume, träume, Knospe meiner Sorgen,
Von dem Tage, da die Blume sproß:
Von dem hellen Blütenmorgen,
Da dein Seelchen sich der Welt erschloß.

Träume, träume, Blüte meiner Liebe,
Von der stillen, von der heil´gen Nacht,
Da die Blume seiner Liebe
Diese Welt zum Himmel mir gemacht.

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Hier von Lucia Popp und Diana Damrau dargeboten.

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 Wenn man von vertonten Dehmel-Gedichten spricht, darf das von Richard Strauss vertonte »Befreit« nicht fehlen, das im Vergleich mit dem »Wiegenlied« ein ganz anderes Kaliber ist und in Konzertsälen den ganz großen Auftritt möglich macht.
Das Gedicht war 1895 in der Gedichtsammlung »Lebensblätter« erschienen und Strauss hat es am 2. Juni 1898 als Klavierlied vertont, aber erst im September 1933 in Bad Wiessee orchestriert und am 13. Oktober selbst mit der Sopranistin Viorica Ursuleac in Berlin als Orchesterlied mit den Berliner Philharmonikern zur Uraufführung gebracht.  
Dehmel hatte das Gedicht mit der Widmung: »Meiner Frau zum Geburtstag« versehen, und Strauss hat die fünf Lieder seines Opus 39 Dr. Fritz Sieger gewidmet.

Kompositionsjahr des Opus 39 ist 1897-98

Leises Lied
Junghexenlied
Der Arbeitsmann
Befreit
Lied an meinen Sohn

»Befreit« wurde rasch zu einem der beliebtesten Strauss-Lieder, und in der Literatur ist nachzulesen, dass sogar Adolf Hitler von dem Lied zu Tränen gerührt gewesen sei

.
Kritik kam jedoch vom Dichter, der meinte:

»Richard Strauss hat folgendes Gedicht von mir vertont; es ist im Vergleich zum Text etwas zu weich, spricht aber die meisten an und wird daher häufiger aufgeführt.«

Dehmel schrieb über das Gedicht:

»Ich für meinen Teil hatte das Bild eines Mannes, der mit seiner sterbenden Frau spricht. Aber da Kunstwerke nur darauf abzielen, menschliche Empfindungen und Gefühle in rhythmischer Harmonie zu wecken, stört es mich nicht im Geringsten, dass die Allegorie auch andersherum verstanden wird … sie kann auch auf jede Art von Liebespaar anspielen. Solche gegenseitigen Erhebungen der Seele – zumindest der edlen Seelen – gelten nicht nur für den Tod, sondern für jeden Abschied vom Leben; denn jeder Abschied bezieht sich auf den Tod, und was wir für immer aufgeben, geben wir der Welt zurück …«

Das Lied wird von Vielen großen Stimmen gesungen, YouTube macht es möglich, dass man sich die ideale Interpretation nach eigenem Gusto aussucht …

Jonas Kaufmann bezeichnet das Kunstlied als »Die Königsklasse des Singens«; das haben viele große Sängerinnen und Sänger vor ihm genauso gesehen …

https://www.youtube.com/watch?v=WQgWc8owuqw

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