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Beethoven, Klaviersonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

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Nr. 29

https://www.youtube.com/watch?v=ff4f8_oNqF4

 

Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Paul Lewis, Klavier

AD: 2007

Spielzeiten: 7:23-6:05-3:49-7:04 -. 24:21 min.;

Paul Lewis beginnt nicht zu schnell, etwas langsamer als Gilels und doch deutlich langsamer als Ashkenazy. Er arbeitet rhythmisch sehr präzise und lotet auch dynamisch die Angaben der Partitur voll aus. Er spielt ein großartiges Rallentando.

Das e-moll-Seitenthema spielt er auch im besten Sinne espressivo und mit einer großartigen Steigerung. Auch die Überleitung und die Motivrückkehr aus dem Hauptthema sind in ihrer Klarheit und Transparenz sowie in ihrem Kontrastreichtum vom Feinsten. Paul Lewis wiederholt selbstverständlich die Exposition, leider nicht Durchführung und Reprise, denn solch eine großartige Aufnahme hätte man gerne ganz gehört.

Der erste Teil der Durchführung ist ebenfalls dynamisch sehr hochstehend, und die Unisono-Sechzehntel sind lustvoll betont und sehr transparent, sodass man genau feststellt, wann sich ihre musikalische Form ändert.

Auch der zweite Teil ist exzellent musiziert, die heiklen Sechzehnteltriolen ganz ausgezeichnet, der verschachtelte Rhythmus superb, die Dynamik weiterhin höchst treffend und alles endend in einem großartigen Calando.

Die Reprise spielt er in Anlehnung an die Exposition, selbstverständlich mit den variierten musikalischen Formen, mit einem abermals ausgezeichneten Ritartando (Rallentando) und einem  großartigen Espressivo-Seitenthema. Auch die Hinwendung zu einer hier fast „morendo“ gespielten Kurzcoda ist atemberaubend.

Ein herausragender erster Satz!

 

Der zweite Satz dagegen ist mir fast ein wenig schnell, aber es klingt bei ihm nicht hastig, ist also gerade noch tolerabel. Dynamisch hat er hier seinen Spielraum etwas eingegrenzt. Er spielt zwar die Steigerung in der ersten Themenwiederholung, geht aber nicht bis zum Äußersten, wie etwa John Lill. Wenn man so will, ist dies, temporal wie dynamisch ein Gegenentwurf zu seinem Landsmann. Das Moll-Seitenthema ist still melancholisch gespielt und läuft in einer ebenfalls moderaten Steigerung aus.

Auch die zweiten und dritte Themenwiederholung sind anrührend gespielt, ebenfalls die Oktavwechsel der Themenerweiterung. Wahrhaft kontrastreich trumpft dann der ff-Ausbruch auf, bei dem er wirklich hinlangt.

Die hohe Oktave kündet dann wieder von seinen großen lyrischen Fähigkeiten (wie bei seinem Mentor), auch die letzte Themenwiederholung ist von hohen lyrischen Graden, auch wenn hier die Begleitsechzehntel temporal wieder grenzwertig sind.

 

Ohne auf Einzelheiten eingehen zu müssen: das Scherzo Allegretto spielt Paul Lewis einfach überragend. Tempo, Dynamik, Rhythmus, Ausdruck, alles stimmt. Sogar die Pausen stimmen! Er ist einer der wenigen, die in Takt 31 und 32 eineinhalb Takte Pause machen. Das übt an dieser Stelle eine ungeheure Wirkung aus und macht sie zu einer veritablen Schlüsselstelle, vor allem im Verein mit dem zuvor grandios gespielten Rallentando!

 

Auf dem gleichen turmhohen Niveau spielt Lewis auch das Rondo Grazioso. Auch hier lässt er sich Zeit, das Rondo in seiner ganzen graziösen Gestalt zu entfalten. Wieder kommen ihm seine übergroßen lyrischen Fähigkeiten zur Hilfe. Welch ein entspanntes Fließen und Singen! Auch und gerade im ersten Couplet, das der erste Indikator für zu schnelles Tempo sein kann, ist das Tempo genau richtig. Abgesehen davon, offenbart Lewis auch hier die Strukturen richtig. Auch der zweite Refrain setzt diesen beseligenden Gesang fort.

Zu Beginn des zweiten Couplets setzt Lewis auch ganz organisch den richtigen stimmungsmäßigen und dynamischen Kontrast, als wenn es genau so und nicht anders sein müsste.

Trotz der harschen Töne unterbricht Paul Lewis aber nicht einen Moment den musikalischen Fluss. Wunderbar ist auch der Kontrast zu Beginn und am Ende des pp-legato-Einschubes ab Takt 80. Ebenso bemerkenswert ist der lange Achtelabstieg ab Takt 95 hin zum reprisenförmigen dritten Refrain, dessen Eröffnung in diesem Tempo sehr spannenden ist. Sie wirkt wie das „Auftauchen“ der Sonne aus dem Meer. Das dritte Couplet erweckt wie das erste den temporalen Eindruck des „So, und nicht anders“, dem sich der vierte Refrain unverändert anschließt.

Auch die Sechzehntel-Sextolen geben in der Lesart Lewis‘ ein wunderbares Bild von Beethovens Humor wieder. Das ist ganz große Klavierkunst!

Ein letzter großer Kontrast im vierten Couplet, ein unglaublicher Achtelabstieg am Ende desselben, und ein letzter codaähnlicher Refrain schließen eine grandiose Interpretation ab.

 

Liebe Grüße

Willi????

Nr. 30

Leider kann ich momentan kein foto von john lill einstellen. Auch Videos auf Youtube sind nur sehr lückenhaft vorhanden- Sehr schade!!

Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

John Lill, Klavier

AD: ?

Spielzeiten: 10:32-9:12-3:47-7:46 — 31’21 min.;

 

John Lill  legt die dynamische Messlatte etwas höher als Stephen Kovacevich und ist temporal im Kopfsatz etwas gleich schnell wie Emil Gilels. Er schließt den Hauptsatz mit einem fein abgestuften Rallentando ab.

Das e-moll-Seitenthema spielt er drängender, dynamisch höher stehend als Kovacevich mit veritablen ff-Spitzen. Auch die Überleitung und die Motivrückkehr sind kräftig und schwungvoll, ein Beweis dafür, dass es auch nicht verkehrt sein kann, wenn man Beethovens Dynamikangaben genau befolgt. John Lill wiederholt nicht nur die Exposition, sondern liefert uns den „ganzen“ Beethoven.

In der ersten Hälfte der Durchführung spielt er die Sechzehntelbegleitung nicht nur lustbetont, sondern auch kraftvoller als mancher andere, denn immerhin beinhaltet dieser Abschnitt vier ff-Angaben. Auch der zweite Teil mit den vertrackten Sechzehntel-Triolen macht Lill nicht die geringste Mühe, und so kann er ungehindert seine dynamisch hoch stehende Interpretation fortsetzen, deren eckiger Rhythmus an dieser stelle noch eindringlicher klingt. Auch Lill endet in einem schönen Calando.

In der Gestaltung der Reprise orientiert er sich auch an der Exposition. Durch seine dynamisch so hoch stehende Spielweise fallen auch di vielen Kontraste größer aus. Auch die Begleitoktave ist zu jeder Zeit transparent und gut zu vernehmen. Nochmal zieht das Espressivo-Seitenthema mit großem dramatischen Impetus an uns vorüber und endet in einer grandiosen Kurzcoda, deren Pianissimi im Vergleich zu den vorangegangenen Fortissimi (zuletzt ab Takt 318) sicherlich einen um eine Lautstärkenstufe größere Differenz aufweisen,  als es bei Kovacevic der Fall war. Weil es so schön war, wiederholt Lill Durchführung und Reprise.

Ein ganz großartiger erster Satz, der durch die vorgenannte Wiederholung in der Interpretation Lills um 3:24 min. länger wird!

 

John Lill spielt das langsamste aller Largos, aber um wie viel spannungsreicher und ausdrucksstärker ist es als die kurzen Exemplare, etwa das von Wilhelm Backhaus  oder auch das von Annie Fischer und, vor allem, um wie viel richtiger! Welch eine schöne, anrührende Steigerung am Ende der ersten Themenwiederholung! Welch eine Wirkung hat das Moll-Seitenthema durch den langsamen, steten melancholischen Schreitrhythmus, und es endet in einer veritablen ff-Steigerung. Auch die zweite Themenwiederholung ist von dieser stillen Schönheit, ebenso wie die dritte mit der wunderbaren Steigerung und den atemberaubend gespielten Wechseloktaven der Themenerweiterung. Das ist ganz große Pianokunst!

Und der ff-Ausbruch ist markerschütternd- mein Gott: so kann man das also auch spielen- dann der grandiose Kontrast in der hohen Oktave und der letzten oktavierten codaartigen Themenwiederholung- nochmals eine kleine interpretatorische Steigerung, die jede Frage, ob das vielleicht zu langsam sei, verstummen lässt.

 

Auch im Scherzo lässt sich John Lill alle Zeit der Welt, und er tut gut daran. Hier hört man explizit, warum Beethoven so viele ff notiert hat, alleine in den Takten 43 und 44 vier Stück, und das ff in Takt 17 sticht auch wirklich genügend heraus.

Und das Minore ist unglaublich im ersten teil genügend Zeit zum Entwickeln einer melancholischen Stimmung, im zweiten Teil eine tolle Steigerung mit höchstem dynamisch-dramatischen Impetus. Selbstredend schließt Lill das Scherzo da capo an.

 

Auch das Rondo Grazioso spielt er in aller Ruhe, und auch bei der nochmals um 20 Sekunden längeren Dauaer als Gilels trifft das zu, was ich schon bei jenem bemerkte: bei diesem gemäßigteren tempo kann man nicht nur die Strukturen mehr aufhellen, sondern auch mehr musikalische Tief erreichen. Auch in den Passagen, in denen Beethoven keine anderen dynamischen Angaben macht, bringt Lill durch dynamische Bewegungen mehr Struktur hinein.

So ziehen die ersten drei Teile (Refrain I-Couplet I-Refrain II) vollkommen entspannt-spannend an uns vorüber. So tur das zweite durchführende Couplet einen veritablen dynamischen und stimmungsmäßigen Kontrast auf. Und hier scheint der Kontrast zum pp-legato-Abschnitt noch größer als anderwärts, ebenso wie am ende dieses Einschubs. Auch der abschließende Achtelabstieg mit den eingebundenen Sforzandi ist grandios.

Und so bilden dann die nächsten drei Abschnitte (Refrain III, Couplet III, Refrain IV) eine ebenso entspannte Themenwiederholung wie eine Reprise. und vor allem: das alles ist purer Gesang! Und die Sechzehnteltriolen im zweiten Teil des vierten Refrains verleihen dem Ganzen einen länglichen Tanzrhythmus. Das vierte Couplet sorgt zwar noch zur für Unruhe, aber die friedvollen lichten Kräfte setzen sich natürlich durch und führen zu einem beseligenden Ende!

 

Eine überragend Aufnahme, wieder einmal bei John Lill, der auch bei der ersten Sonate schon die Nase vorn hatte!

 

Liebe Grüße

Willi????

Nr. 31

 

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Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Yves Nat, Klavier

AD: 20. 9. 1955

Spielzeiten: 6:57-5:45-3:15-5:53 — 21:50 min.;

Yves Nat spielt das Hauptthema und die Erweiterung in der Exposition das  rhythmische Spiel zwischen Staccato und Legato  sehr präzise und zeichnet auch die dynamischen Verläufe sorgfältig nach. In der Überleitung fließen die Sechzehntel-Triolen alert dahin, das Rallentando ab Takt 48 hätte er allerdings für mein Empfinden etwas mehr ausdehnen können.

Das Seitenthema spielt er mit grandioser Verve, gipfelnd in den beiden ff-Zweiunddreißigstel-Figuren in Takt 76 und 78. Überwältigend auch am Ende der Exposition in der Überleitung und  in dem zurückgekehrten Hauptthemenmotiv die zahlreichen Sechzehnteltriolen, die er mit ungeheurem Schwung spielt. Die Exposition wiederholt Yves Nat.

Auch in dieser Aufnahme fällt mir wieder die strukturelle Klarheit seines Spiels auf. Wiederum treibt er das Geschehen  im Espressivo des Seitenthemas energisch nach vorne. Wunderbar lässt er am Ende der Expositionswiederholung die Musik im bodenlosen Piano Pianissimo  versinken.

Ein wesentliches Schwungelement in der Durchführung sind die immer wieder von ihm besonders betonten  fallenden vier Zweiunddreißigstel-Figuren. Dabei lässt er in der Begleitung die Sechzehntelfiguren ganz natürlich weiterlaufen. Nach der abschließenden pp-3/8-Fermate (Takt 160) nimmt er mit der aus Takt 8 schon bekannten Sechzehntel-Triole erneut Fahrt auf, um in diesem Abschnitt der Reprise zuzusteuern. Dieser Abschnitt, der mehr als die Hälfte der Durchführung ausmacht, hat es noch einmal in sich mit den kurzen Legatobögen in den ersten 18 Takten und den ab Takt 180 wild durch die Oktaven springenden Sechzehnteltriolen, die er ganz souverän und mit äußerster Präzision spielt- unglaublich! Am Ende der Durchführung (ab Takt 220) spielt er ein ergreifendes Calando und beginnt dann die Reprise präzise mit dem gegenüber der Exposition wesentlich größeren dynamischen Kontrast in einem veritablen Forte. Sehr groß ist auch der Kontrast zwischen dem pp in Takt 244-247 und dem dann folgenden Fortissimo. Ich meine, dass er das Ritartando in Takt 267ff. um einen Ticken präziser ausführt als das Rallentando 220 Takte zuvor.

Noch einmal schließt er eine grandiose Steigerung im Seitenthema an mit den beiden Zielpunkten, den schwungvollen Zweiunddreißigstel-Figuren, diesmal in Takt 295 und 297, und den sich anschließenden Oktav-Triolen, diesmal ab Takt 303, und er lässt dann das Geschehen nach den letzten Sechzehntelketten wieder im Nirwana versinken. Leider kommen wir um das Vergnügen, Durchführung und Reprise noch einmal zu hören. Ich will das auch nicht mehr so stark gewichten, weil ich mir schon vorstellen könnte, dass das seiner schlimmen Erkrankung zuzuschreiben wäre.

Jedenfalls ist dies ein grandiosen Satz.

 

Im Largo appassionato schlägt Yves Nat allerdings ein höheres Tempo an als alle seine hier zum Vergleich herangezogenen Kollegen, eine Minuten schneller, als Pollini und Gulda und fast drei Minuten schneller als Arrau und Korstick. Das erscheint mir angesichts der Satzbezeichnung doch arg schnell. Die Einmaligkeit dieses Satzes, die sich m. E. hauptsächlich durch das langsame Tempo definiert, kann hier m. E. nicht so recht stattfinden.

Allerdings trifft er die dynamische Linie der Themenwiederholung zwischen den Takten 15 und 18 sehr gut und fährt danach schön ins Piano zurück. Der leicht ins Moll abgedriftete Zwischenteil ab Takt 20 würde m. E. im angemessen Tempo noch viel stärker wirken. Wenn hier ein Eindruck von Melancholie oder gar Trauer entstehen soll, so ist er m. E. nicht mit diesem Tempo zu erreichen.

In der Themenwiederholung ab Takt 44 würde sich die tiefe Wirkung des ff-Crescendo noch stärker entfalten, wenn es langsamer wäre. Man stelle sich vor, was erst in dem ff-Ausbruch Takt 58ff und in der überirdischen hohen Oktave Takt 64ff möglich gewesen wäre.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, das ist alles ganz wunderbar gespielt, aber die musikalische Tiefe eines Ciccolini, Lill, Perl Pollini, Gilels oder auch des späten Brendel wird hier nicht erreicht.

 

Im Scherzo haben wir wieder eine andere Situation. Hier ist er wieder im richtigen Tempo, und über sein Rhythmusgefühl habe ich ja bisher noch kein negatives Wort verloren. Allerdings hätte er den dynamischen Verlauf im zweiten Teil des Allegretto in Takt 16/17 noch besser auf das Fortissimo fokussieren können. Das Rallentando in Takt 29/30 spielt er bestrickend und die Themenwiederholung gleichfalls.

Das Minore spielt er grandios. und schließt dann das Scherzo Da Capo an.

 

Im neunteiligen Rondo ist er nur unwesentlich schneller als Pollini, aber langsamer als Gulda, jedoch wesentlich schneller als Gilels, Korstick und Arrau.

Den ersten Refrain spielt er voller Anmut und Grazie und schließt ein   hurtiges erstes Couplet an. Dabei stimmen die dynamischen Verläufe und das rhythmische Gefüge vorbildlich. Der zweite Refrain schließt logisch an den ersten an. Das zweite Couplet, dessen erster Teil  wiederholt wird, führt er zu einem in Moll gefärbten, überzeugenden Kontrast.

Auch hier, in den Staccati, besticht wieder seine rhythmische Akkuratesse. Besonders auffällig wird dies wieder im zweiten Teil des zweiten Couplets, als sich das Geschehen unvermittelt aus dem Staccato ins Legato verwandelt  und er wunderbar gleichzeitig ins subito pianissimo wechselt. Hier kommt wieder sein große Legatofähigkeit zum Tragen, die ich schon beim Hören der ersten Sonate bemerkte. Ebenso ansatzlos wechselt er wieder ins vorwärts treibende Staccato, das nach den absteigenden Sforzandi (Takt 97 bis 98 wieder in das Thema (III. Refrain übergleitet, wobei hier die musikalischen Figuren leicht verändert sind, wie so oft bei Beethoven. Wunderbar lässt er auch das Geschehen ins III. Couplet gleiten, wieder in den Sechzehnteln, die das Tempo wieder aufnehmen.

Auch die leichten Veränderungen des vierten Refrains lässt er organisch in den Fortgang einfließen, die in die wunderbaren Sechzehntel-Sextolen ab Takt 148 hinüber fließen und dann in das letzte wieder staccato-geprägte Couplet führen, in dem sich ein letztes Mal der musikalische Horizont vorübergehend etwas verdüstert, um folgerichtig in den abschließenden, wieder das Thema aufgreifenden V. Refrain zu gleiten.

Auch diesen führt er mit seinen lyrischen Fähigkeiten zu einem großartigen Ende.

 

Ich verstehe es nicht, dass diese prachtvolle Sonate so im Schatten ihrer Schwestern steht. Jeder einzelne Satz bringt m. E. etwas im Sonatenschaffen völlig Neues, birgt eine ganz neue Rhythmik, eine tiefgehende Melodik und dynamische Überraschungen ohne Ende.

Schade, dass sich Nat im Largo nicht zwei Minuten mehr Zeit gelassen hat, ansonsten ist dies eine grandiose Interpretation.

 

Liebe Grüße

Willi????

 

Nr. 32

https://www.youtube.com/watch?v=Y98UIuLV17M

 

 

Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Anne Oland, Klavier

AD. 2001

Spielzeiten: 6:54-6:46-3:12-6:38 — 23:30 min.;

 

Anne Oland spielt den Kopfsatz nur unwesentlich schneller als Emil Gilels. Auch sie strahlt in ihrem Vortrag Ruhe aus, beachtet die dynamischen Anweisungen genau und lässt den Hauptsatz in einem zarten Rallentando auslaufen. Ihr Staccato-Legato-Wechselspiel ist vorbildlich.

Im e-moll-Seitensatz steigert sie kleinschrittig, aber stetig und endet dann bei einem veritablen fortissimo, im letzten Abschnitt auch die dynamischen Kontraste voll auskostend. Auch die Überleitung mit den Sechzehntel-Oktav-Triolen  und die Motivrückkehr sind sehr schön ausgeführt.

Anne Oland wiederholt auch die Exposition. Sie lässt die Musik natürlich fließen.

Im ersten Teil der Durchführung merkt man sofort, wie viel Vergnügen ihr das bereitet, und sie greift auch beherzt zu, wobei die Begleitung sehr gut zu vernehmen ist.

Im zweiten Teil der Durchführung hat sie auch die Sechzehntel-Triolen im Griff und endet in seinem schönen Calando.

Die Reprise lehnt sie auch an die Exposition an, die Veränderungen der musikalischen Formen aber korrekt berücksichtigend. Auch hier beeindruckt wieder ihr Ritartando und der Espressivo-Seitensatz und der Übergang in die Kurzcoda und dieselbe.

 

Das Largo spielt sie zwar etwas schneller als Gilels und bei weitem als Lill, aber wesentlich langsamer als Lewis und auch langsamer als Gieseking.

Dynamisch beginnt sie verhalten in einem p/pp und betont auch das erste Sforzando (Takt 6) moderat. In der ersten Themenwiederholung ab Takt 13 spielt sie eine prachtvolle Steigerung, auch ohne bis zum dynamisch Äußersten zu gehen.

Ihr Moll-Seitenthema strahlt in der dynamischen Beschränkung eine feine, stille Melancholie aus und endet in der Schlusssteigerung in Takt 31 in einem veritablen Fortissimo-piano.

Die zweite Themenwiederholung ist wie das Thema von vornehmer Zurückhaltung geprägt, jedoch spannungsvoll musiziert.

Die dritte Themenwiederholung enthält als besonderes Kleinod auch bei ihr die grandios musizierte, die Oktaven wechselnde Themenerweiterung, wiederum dynamisch sehr zurückhaltend. Umso größer ist auch hier der dynamische Kontrast beim kernigen ff-Ausbruch, der in einer atemberaubenden hohen Oktave endet und in eine großartige letzte Themenwiederholung einmündet.

 

Im Scherzo Allegretto ist Anne Oland schneller als Paul Lewis und auch etwas schneller als Emil Gilels, aber langsamer als Walter Gieseking. dynamisch ist sie auch hier sehr aufmerksam und nutzt auch den Spielraum nach oben hin aus.

Ihr Minore ist geprägt von zunehmender Akzentuierung der Sforzandi  bis hin zum Fortissimo am Schluss. Anne Oland schließt dann das Scherzo da capo selbstverständlich an.

 

Im Rondo Grazioso strahlt sie wieder sehr viel Ruhe und Grazie aus. Das ist friedvolle Stimmung pur, die im ersten expositionsartigen Teil mit den das erste etwas beschleunigte Couplet umgebenden Refrains I und II ausstrahlen, bevor das zweite Couplet mit seinem dramatischen Impetus dazwischenfährt. Dies macht sie auch durch ihr stringentes Spiel ganz deutlich. Auch ihr gelingt die kontrastierend Einbettung des pp-legato-Abschnitts sehr gut. In einem wunderbaren Achtelabstieg leitet sie dann zum reprisenförmigen Teil (Refrain III, Couplet III, Refrain IV) über. Auch hier hebt sie das dritte Couplet temporal wieder etwas an, und im vierten Refrain spielt sie sehr markante Sechzehntel-Sextolen. Im vierten Couplet kommt dann noch etwas Unmut auf, bevor der neuerlich großartige Achtelabstieg zum letzten codaförmigen Refrain überleitet, den sie, abermals dynamisch etwas zurückhaltend, grandios spielt.

 

Eine hervorragende Aufnahme!

Liebe Grüße

Willi????

Nr. 33

https://www.youtube.com/watch?v=MO6ydw7cnH0

 

Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Gerhard Oppitz, Klavier

AD: 2005

Spielzeiten: 6:57-6:56-3:28-6:41 – 24:02 min.;

 

Gerhard Oppitz ist nicht der nächste im Alphabet, aber das war Claude Frank auch nicht. Nur hat die Technik mir einen Streich gespielt. Die vorsorglich auf eine mobile Festplatte kopierten acht Aufnahmen, die ich hier in der Türkei besprechen wollte, entziehen sich meinem Zugriff wegen angeblicher falscher Parameter beim Aufrufen. Nun hatte ich noch einige Gesamtaufnahmen in meiner Amazon-Musikbibliothek und kann von da aus zugreifen.

Gerhard Oppitz nimmt den Kopfsatz geringfügig langsamer als Frank, aber mit der ihm eigenen Klarheit im Ausdruck und der rhythmischen Sorgfalt. Auch dynamisch arbeitet er wie immer exakt und lässt den Hauptsatz in einem wunderbaren Rallentando auslaufen.

Im bewegteren Seitenthema steigert er schön auf der oberen Oktave und lässt die Unisono-Intervalle in der Begleitung kraftvoll mitlaufen. In der Überleitung und in der Motivrückkehr lässt er den Schwung ungebrochen in den aufsteigenden Sechzehnteln weiterlaufen.

Auch Gerhard Oppitz wiederholt natürlich die Exposition, aber nicht Durchführung und Reprise.

Den ersten Teil der Durchführung lässt er vergnüglich vor sich hin schnurren. Im zweiten Teil lässt er die Themenerweiterung entspannt durchführen und im entzückenden Calando auslaufen.  Auch die heiklen oktavierten Sechzehnteltriolen bereiten ihm nicht die geringsten Schwierigkeiten, sonder er hält sie schön im Fluss. Die Reprise, die im Gegensatz zur Exposition im Forte beginnt, spielt er ansonsten in enger Anlehnung an die Exposition mit einem abermals sehr expressiven Seitenthema.

 

Das Largo appassionato lässt er auch in aller gebotenen Zeit sich entfalten, wobei er, wie ich meine, die Grundlautstärke etwas höher ansetzt als Frank, was aber auch durchaus zulässig ist.

Auch ihm gelingt das Crescendo in der ersten Themenwiederholung hervorragend, wobei er auf dem ff-Akkord schon wieder zurückgeht.

Desgleichen gestaltet auch er das Seitenthema sehr ausdrucksstark mit einem starken melancholischen Anstrich und einer formidablen Schlusssteigerung. Auch in den weiteren Wiederholungen des Themas bringt er das Zusammenspiel von tenuto sempre und staccato sempre sehr schön in Einklang, wobei er in der dritten Wiederholung die Themenerweiterung mit erhabener Schönheit spielt, was den kommenden Kontrast zum Moll-Ausbruch des Themas um so stärker macht, der seinerseits wieder in der beseligenden oberen Oktave ausläuft. Auch die letzte, oktavierte Themenwiederholung spielt Oppitz als würdigen Abschluss eines wunderbaren Satzes.

 

Während Gerhard Oppitz im langsamen Satz etwas rascher unterwegs war als Claude Frank, ist er im Scherzo wieder zeitgleich. Auch hier arbeitet Oppitz wieder dynamisch und rhythmisch sehr ernsthaft, was diesen Satz aus dem Status eines „Allerweltssatzes“ in ein wahres Kleinod überführt, wobei ganz klar die dynamische Zielrichtung zum abschließenden Fortissimo geht. Das Gleiche ist für das wunderbar wiegende Minore zu sagen. Das Scherzo da capo schließt Oppitz selbstverständlich an. Auch hier fällt selbstverständlich das Rallentando in Takt 29/30 nicht unter den Tisch.

 

Auch Oppitz setzt den Zauber und die Anmut des Scherzos im finalen Rondo fort. Gleich im ersten Refrain gibt es keinen Zweifel darüber. Dieser Eindruck setzt sich im ersten Couplet fort, und auch Oppitz arbeite die rhythmischen Veränderungen in der oberen Oktave sehr schön heraus. Im zweiten Refrain setzt sich diese friedliche, entspannte Stimmung fort, bevor das thematische Material im zweiten Couplet in Moll kräftig „durch die Mangel gedreht“ wird, nur kurz in seinem Lauf etwas verzöger vom pp-legato-Abschnitt, aber letztendlich doch wieder im Thema landet, wobei Beethoven zu Beginn des dritten Refrains  den Kunstgriff mit den aufsteigenden Zweiunddreißigsteln anwendet, wodurch das Auftauchen des Themas wie ein Sonnenaufgang wirkt. Und auch hier wird die Stimmung weiter getragen in den vierten Refrain, der  als  Höhepunkt die wunderbaren Sechzehntelsextolen hat. Die nochmalige kurze Eintrübung im vierten Couplet ist nur vorübergehend und führt rasch zum letzten friedvollen Refrain mit einem typischen Beethovenschen Schmankerl in den Takten 184/185 mit der Fortesteigerung, die aber auch Oppitz nicht übertreibt.

 

Auch Gerhard Oppitz ist hier m. E. wieder eine große Deutung gelungen.

 

Liebe Grüße

 

Willi????

Nr. 34

 

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Beethoven, Sonate N>r. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Murray Perahia, Klavier

AD: April 1994

Spielzeiten:6:56-6:05-3:09-6:18 — 22:30 min.;

Murray Perahia beginnt die Sonate in seiner typischen leichten Spielweise  in ähnlichem Tempo wie Emil Gilels. Die Dynamischen Kontraste  beachtet er sehr genau und das Staccato-Legato-Wechselspiel geht ihm flüssig von der Hand.

Das Espressivo-Seitenthema in e-moll steigert er kleinschrittig bis zum veritablen ff-Höhepunkt in den Takten 76 und 78. kontrastiert dann sehr schön nach pp. Auch die nachfolgende Überleitung und die Motivrückkehr sind sehr flüssig und beschwingt gesetzt. Perahia wiederholt selbstverständlich auch die Exposition.

Im ersten Teil der Durchführung merkt man ihm auch die Lust am Spiel an, und er greift durchaus kraftvoll zu. Im zweiten Teil hört man seinen souveränen Umgang mit den vertrackten oktavierten Sechzehnteltriolen und das flüssige Vorangehen des Themas im sperrigen Rhythmus. Er endet in einem schönen Calando.

In der  forte eröffnenden Reprise orientiert er sich auch an der Exposition. Wiederum spielt er das Espressivo-Seitenthema sehr eindringlich und beendet den Satz in einer schönen pp-Kurzcoda.

 

Das Largo nimmt Perahia wesentlich rascher als Gilels. Es ist aber gerade noch tolerabel, bevor der Eindruck von Eile aufkommt. In der ersten Themenwiederholung spielt er eine sehr schöne Steigerung.

Das Moll-Seitenthema ist von zarter Melancholie gekennzeichnet und endet in einer Steigerung, in der er nicht bis zum Letzten geht. Die zweite Themenwiederholung entspricht im Grunde dem Thema. In der dritten Wiederholung geht er in der Steigerung dann doch bis zum ff, aber organisch und schließt sehr ausdrucksvolle Oktavwechsel der Themenerweiterung an.

Den ff-Ausbruch spielt er etwas anders als Andere. den Beginn schon in veritablem Fortissimo, geht dann aber in den Sforzandi zunächst zurück und steigert wieder in den Takten 61 bis 63.

Dann spielt er eine sehr anrührende hohe Oktave . Danach klingen mir allerdings die Sechzehntel in der letzten Themenwiederholung ein wenig zu rasch, was zu Lasten der vorher so anrührenden Stimmung geht.

 

Im Scherzo Allegretto trifft er sehr schön den heiteren, entspannten Ton, wenn er auch hier zu den Rascheren gehört. Im Minore betont er sehr deutlich den Dreier-Rhythmus durch die hervorgehobenen Sforzandi und steigert am Schluss sehr konsequent. Danach schließt der das Scherzo da capo an.

 

Das Rondo Grazioso kommt Perahias Spielweise natürlich sehr entgegen. Das ist leichtes, graziöses Spiel, nicht zu schnell, rhythmisch sehr schön betont und natürlich in seinem niedrigen dynamischen Level kaum zu verfehlen.

Nach dem exponierenden Beginn setzt natürlich auch er im zweiten, durchführenden Couplet einen sehr deutlichen rhythmischen und dynamischen Kontrast und im pp-legato-Einschub einen ebenso deutlichen „Kontrast im Kontrast“. Auch sein überführender Achtelabstieg hin zum reprisenförmigen Teil (Refrain III, Couplet III, Refrain IV) ist sehr ausdrucksvoll. Dieser wird von einem großartigen Zweiunddreißigstel-Anstieg eröffnet. Perahia lässt auch hier (im dritten Couplet) die Sechzehntel wieder alert fließen. Auch die zweite Hälfte des vierten Refrains mit den schwungvollen Sechzehntel-Sextolen spielt er voller Anmut.  Das vierte, noch ein wenig aufmüpfige Couplet wandelt sich schon bald dynamisch und rhythmisch in Richtung des hellen Achtelabstiegs zum finalen, codaartigen Refrains, den er in seinem leichten Spiel adäquat zum Abschluss bringt.

 

Eine an sich großartige Aufnahme mit leichten Eintrübungen im Largo!

Liebe Grüße

Willi????

Nr. 35

Leider konnte ich bei youtube keine Tonbeispiel finden.

Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Alfredo Perl, Klavier

AD: Juni 1992

Spielzeiten: 7:17-7:53-3:23-6:57 — 25:30 min.;

 

Alfredo Perl spielt den Kopfsatz etwas langsamer als Emil Gilels, doch mit natürlicher Tongebung und rhythmisch wie dynamisch ganz außergewöhnlich.

Das Espressivo-Seitenthema in e-moll spielt er in einer langen kleinschrittigen Steigerung, an deren Ende er in den Takten 76 und 78 ein veritables Fortissimo spielt und gleich darauf jeweils ein sehr kontrastreiches p bzw. pp. Auch die Überleitung und die Motivrückkehr aus dem Hauptthema sind vom Feinsten. Alfredo Perl wiederholt natürlich die Exposition.

Den ersten Teil der Durchführung spielt auch er offenbar lustbetont und die Unisono-Begleitung kraftvoll und mit Brio. Den zweiten Teil spielt er ganz souverän und bindet die heiklen Sechzehntel-Triolen ganz natürlich in den hüpfenden Rhythmus ein. Er schließt in einem zarten Calando.

Die Reprise spielt er mit den Entsprechungen aus der Exposition, hebt aber auch die Änderungen der musikalischen Figuren deutlich hervor.

Das expressive Seitenthema spielt er nochmals dynamisch sehr hochstehend und mündet in eine höchst kontrastreiche Kurzcoda.

 

Alfredo Perl gehört zu den wenigen, die den Begriff Largo temporal auslegen, ohne das „appassionato“ auch nur im Geringsten zu vernachlässigen. So lässt er die beiden rhythmischen Vorschriften tenuto sempre und staccato sempre wunderbar miteinander laufen und konzentriert sich auf die Tiefen des musikalischen Ausdrucks, die er auch auslotet. Er endet die erste Themenwiederholung in einer prachtvollen Steigerung.

Das Moll-Seitenthema hat in seiner bedächtigen Spielweise eine geradezu insistierende Wirkung, auch durch die hervorgehobenen Begleitakkorde in den Takten 26 bis 30. Auch die zweite Themenwiederholung gestaltet Perl sehr ausdrucksvoll, ebenso wie den ersten Teil der dritten Themenwiederholung ab Takt 44, dem er eine grandiose die Oktaven wechselnde Themenerweiterung folgen lässt.

Seine Lesart des ff-Ausbruchs ab Takt 58 ist markerschütternd (Streng wie ein Kondukt) und endet in einer atemberaubenden hohen Oktave. der sich eine unglaubliche letzte, codaartige Themenwiederholung anschließt-

ein überragend gespielter Satz!!

 

Auch im Scherzo Allegretto geht es Alfredo Perl darum, das offen zu legen, was ihm an musikalischem Ausdruck innewohnt, und ich finde, das gelingt ihm vortrefflich, wobei er die rhythmischen Feinheiten und auch die dynamische Spannweite vorbildlich auslotet. Auch das Minore spielt er rhythmisch und dynamisch sehr akzentuiert. und lässt es gleichzeitig schön fließen. Er schließt selbstverständlich das Scherzo da capo an.

 

Auch im Rondo Grazioso lässt sich Perl die Zeit, die seiner Meinung nach dieser Satz braucht. Das bedeutet für mich, dass ich von Anfang an das Gefühl habe, dass dieses Tempo richtig ist, dass z. B. die Sechzehntel im ersten Couplet zwar schnell sind, aber nicht so schnell klingen, zwar spannend, aber vor allem entspannt. So geht es auch im dritten Abschnitt des Rondos weiter, dem letzten im sog. Expositionsteil.

Dem stellt er mit dem zweiten Couplet, dem durchführenden, einen veritablen dynamischen Kontrast gegenüber, den er sehr insistierend spielt. Auch gelingt ihm der „Kontrast im Kontrast“, der pp-legato-Einschub, ausgezeichnet, ebenso wie der rhythmisch anspruchsvolle Achtel-Abstieg im Übergang zum reprisenförmigen Teil, der mit dem dritten Refrain im Zweiunddreißigstel-Anstieg beginnt. und sich im dritten Couplet und im vierten Refrain fortsetzt, alles ein beseligender Gesang.

Auch er spielt die Sechzehntelsextolen ab Takt 148 voller Saft und Kraft. Auch er spielt zwar die Themenrückkehr aus dem Durchführungsteil im vierten Couplet noch mit Kraft, macht aber auch im abschließenden Decrescendo-Achtel-Abstieg schon früh deutlich, wohin die Reise geht, nämlich zu einem beseligenden Ende.

 

Eine große Aufnahme!

 

Liebe Grüße

Willi????

Nr. 36

https://www.youtube.com/watch?v=wwJjDxSrhyY

 

Beethoven, Klaviersonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Maurizio Pollini, Klavier

AD: 2006

Spielzeiten: 6:37-6:33-2:49-6:07 – 22:06 min.;

Maurizio Pollini legt im Kopfsatz auch ein ordentliches Tempo an, nutzt von Anfang an die dynamischen Vorgaben der Partitur aus und arbeitet auch rhythmisch sehr sorgfältig. Auch spielt er das Rallentando, zwar nicht übertrieben langsam, aber dafür dehnt er es taktmäßig auf die letzten drei Taakte55 bis 57 aus, eine Varietät, die man auch nicht alle Tage hört, die aber sehr effektiv ist. Das Moll-Seitenthema steigert er schön und führt es bruchlos in die Überleitung und die

Motivrückkehr aus dem Hauptthema ein.

Wieder einmal ist Pollinis warme, runde Tongebung zu loben. Pollini beachtet auch die erste Wiederholungsanweisung (Exposition).

Im ersten Teil der Durchführung spürt auch er dem vergnüglichen Humor Beethovens nach, der in der Unsiono-Begleitung zum Ausdruck kommt. Im zweiten Teil führt er souverän die Themenerweiterung unter besonderer Berücksichtigung der oktavierten Sechzehntel-Triolen durch, sanft im Calando endend. Die Reprise spielt er ebenso aufmerksam wie die Exposition mit einem abermaligen äußerst bemerkenswerten Espressivo-Seitenthema. Und einem ebenso bemerkenswerten, im pp-Keller versinkenden Schluss. Temporal liegt er in diesem Satz gleichauf mit Friedrich Gulda, ist diesem aber an temporalen Akkuratesse überlegen.

 

Das Largo spielt Pollini sehr ruhig, die Staccati nicht ganz so scharf, und auch im Grundtonniveau  etwas tiefer ansetzend. Pollini ist für mich als Beethoven-Pianist ein Mann der absoluten Clarté, der klassischen Mitte, wobei er temporal zur schnelleren Hälfte gehört.

Das Moll-Seitenthema gewinnt ungemein durch diese Clarté, und auch die Schlusssteigerung lässt er nicht ausufern.

Ein Höhepunkt dieses Satzes ist zweifellos die dritte Themenwiederholung, in der er die Themenerweiterung in en wechselnden Oktaven absolut atemberaubend gestaltet, wie es nur so großen Meistern wie ihm gegeben ist. Auch im Gefolge des kontrastreichen ff-Ausbruchs gestaltet er die anschließende hohe Oktave, die direkt in das oktavierte Thema mündet, zum Niederknien.

 

Das Scherzo spielt er auch etwas schneller, wobei ich aber nicht den Eindruck von Hast oder eile habe. Auch hier herrscht dynamische Mitte. Auch das Minore klingt zwar bewegt, aber nicht überhastet. Er wiederholt natürlich auch hier das Scherzo da capo.

 

Das Rondo Grazioso klingt, wie es klingen muss, graziös, technisch perfekt, spannend-entspannt, dynamisch ausgewogen, in einem konstanten Fluss. Erster Refrain und erstes Couplet gehen nahtlos ineinander über und schließen den zweiten Refrain an.

Auch das zweite, durchführende Couplet eröffnet zwar einen Kontrast, aber nicht einen, bei dem man vor Schreck zusammenfährt. Dementsprechend nimmt er dieses ganze Couplet ein wenig zurück, so dass der pp-legato-Einschub fast wie ein Hauch klingt- sehr stark!! Auch nach der ff-Wiederholung klingt die nächste pp-Stelle ab Takt 92 in Pollinis Lesart unglaublich.

Genauso eindrucksvoll beginnt der dritte Refrain, der genauso licht und leicht daher kommt wie das anschließende dritte Couplet, das in seinem Wohlklang nahtlos in den ebenso wohlklingenden vierten Refrain übergeht.

Selbst die Sechzehntel-Sextolen ab Takt 148 klingen bei Pollini schlichtweg graziös. Auch das vierte Couplet muckt nur wenig auf und gibt rasch dem letzten beseligenden Refrain nach.

Eine grandiose Aufnahme!

Liebe Grüße

Willi????

Nr. 37

https://www.youtube.com/watch?v=qYDJLo-2rlM

 

Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Markus Schirmer, Klavier

AD: 2002

Spielzeiten: 7:10-7:53-3:11-6:48 — 25:03 min.;

 

Als ich meine bisherigen Referenzaufnahmen zur Hand nahm, sah ich, dass Markus Schirmer temporal ganz dicht bei Emil Gilels ist.  Auch seine rhythmische  und dynamische Ausgestaltung des Hauptthemas haben mich sofort überzeugt.

Und auch temporal kam am Ende des Hauptthemas  Takt 48 bis 53 ein sehr berührendes Rallentando heraus, das man auch nicht von jedem Pianisten hier so gehört hat. Immerhin ist dies meine 40. Rezension der Sonate Nr. 2.

Im e-moll-Seitenthema steigert er  sehr ausdrucksvoll in den terrassenförmig ansteigenden Wiederholungen des Themenbeginns.

Die dynamisch sehr bewegte Überleitung ab Takt 84 mit den Sechzehntel-Oktavwechseln spielt er sehr eindrucksvoll, des gleichen die anschließenden Motivrückkehr aus dem Hauptthema. Natürlich wiederholt er auch die Exposition.

Die anschließenden Durchführung spielt er  im ersten Teil, in dem der Themenbeginn in den eilenden Sechzehnteln durchgeführt wird, mit kraftvollem dynamischen Impetus.

Auch den wunderbaren Mittelteil mit den unentwegt vorwärts treibenden Sechzehnteltriolen, die von Oktav zu Oktav springen, spielt er mitreißend und endet die Durchführung mit einem vorbildlichen Calando.

Auch die Reprise spielt er ohne Fehl und Tadel. Noch höher wäre es einzuschätzen gewesen, wenn er auch die Wiederholungsvorschrift am Ende der Reprise beachtet hätte. Hätten er und Gilels dieses getan, wären sie bis auf Sekunden mit John Lill gleichauf gewesen.

 

Im Large appassionato ist Markus Schirmer deutlich langsamer als Emil Gilels, aber noch deutlicher schneller als John Lill. Aber er spielt es auch sehr ausdrucksvoll und legt auch den Beweis vor, dass man in diesem Stück, das immerhin mit der Vorschrift „Largo“ überschrieben ist, tiefer zum Kern der Musik vordringt, wenn man sich dafür die nötige Zeit nimmt. Vielleicht noch etwas tiefer ist m. E. John Lill dorthin vorgedrungen, auf jeden Fall aber trennen auch Markus Schirmer Welten etwa von so schnellen „Largos“ von Annie Fischer (5:29) oder gar Wilhelm Backhaus (4:47).

Ganz wunderbar spielt er auch den melancholisch verhangenen Zwischenteil Takt 20 bis 31, und beendet es mit einem kurzen, knackigen Crescendo.

Dieses von den Staccatosechzehnteln begleitete gleichförmige Schreiten muss ein gewisses würdevolles langsames Tempo haben, wie ich finde. Bei Markus Schirmer hat es das, auch in der Wiederholung des Themas. Welch eine wunderbare ff-Steigerung spielt er ab Takt 47 mit dem Zielpunkt Takt 48 auf der Eins. Und dann spielt er eine der schönsten Stellen in Beethovens gesamtem Sonatenkosmos, wo dieses unglaubliche kleine Seitenthema ab Takt 50 durch die Oktaven nach unten steigt und dann diese melodische Linie noch einmal in den Sechzehnteln wiederholt wird, das ist reine Himmelsmusik, gespielt von Einem, der weiß, wie es geht.

Und dann der ff-Ausbruch, beinahe „Streng wie ein Kondukt“, und ebenso schnell, wie wir glauben, dass es nach unten geht, sind wir wieder im Paradies, wenn Beethoven ab Takt 64 drei atemberaubende kurze Bögen komponiert, an die sich ab Takt 68 ein nochmals variiertes Thema in codaähnlicher Form anschließt, von Markus Schirmer kongenial interpretiert- keine Frage, dass die mehr als drei Minuten, die Markus Schirmer hier mehr investiert als Wilhelm Backhaus, ihn in diesem Satz um Äonen von Backhaus entfernen.

 

Im Scherzo Allegretto ist Markus Schirmer in der etwas schneller als sowohl Emil Gilels als auch John Lill. Aber mir gefällt es so über die Maßen. Das schwingt einfach wunderbar (entspannt). Und auch hier, in den kleinen formen, ist Markus Schirmer weiterhin ganz konzentriert, spielt die dynamischen Steigerungen ebenso aufmerksam wie die temporalen Rückungen, zu. B. das Rallentando in Takt 29 und 30, über das doch etliche Pianisten einfach hinweg gespielt haben.

Auch das Minore spielt er grandios und spielt natürlich auch das Scherzo Da Capo. Welch ein tolles Scherzo!

 

Außer den schon in Sonate Nr. 1 eigenwilligen, aber nichts desto weniger verbindlichen Wiederholungsvorschriften, die Beethoven auch hier (im Kopfsatz wieder eingeführt hat, kommt hier im Finale noch etwas Neues hinzu, ein neunteiliges Rondo von geradezu mathematischen Binnenverhältnissen der neun Teile und dann alles im „Grazioso“ mit immer wieder weit ausladenden Intervallen.

Und von Anfang an hat er diesen grazilen Schwung in seinem Vortrag, auch im Couplet I. Auch die ungeheuer leichten, eingestreuten rhythmischen Akzente in Takt 46 und 38 fließen bei ihm so leicht ein, wie überhaupt die rhythmischen Finessen dieses Satzes.

Auch maßvolle Rubati wie im Refrain II in Takt 43/44 fließen organisch ein. Und das stimmungsmäßig kontrastierende „staccato-sempre-Couplet II fällt keineswegs aus dem Rahmen. Ganz natürlich geht er von einer in die andere Variation über, die sich vor allem rhythmisch unterscheiden, vom Staccato sempre (in beiden Oktaven Takt 57 bis 66) zum Staccato (Takt 67 bis 79) und schließlich Legato (Takt 80 bis 86), dann wieder zurück zum Staccato.

Wenn man denn über diesen Satz ein Sonatensatzschema überstülpen wollte, wäre dieses zweite Couplet sicherlich als Durchführung geeignet, ebenso wie der dritte Refrain ab Takt 100 denn als Reprisenbeginn taugen könnte. Jedenfalls kann man auch hier noch einmal bemerken, wie meisterhaft und zukunftsweisend schon diese zweite Sonate Beethovens ist und wie auch hier schon in reprisenförmigen Wiederholungen Beethoven beinahe unmerklich, aber auch deutlicher die musikalischen Formen und Verläufe verändert. wobei das Couplet I und III noch fast die größte Ähnlichkeit miteinander haben. Und Markus Schirmer spielt das alles so organisch fließend, als wenn er es selbst komponiert hätte. Sicherlich tun das auch Andere, aber es fiel mir nur wieder auf.

Auch im IV. Refrain fügt sich wieder eine melodische Variation ein, die leicht ins Moll abgleitet (ab Takt 142, bis es sich in Takt 146 wieder nach Dur auflöst.

Im IV. Couplet taucht die Verwandtschaft zum II. Couplet auf. Auch das ist alles von Beethoven wohl überlegt. Zugleich greift hier  in diesem Couplet auch schon das Beethovensche Verkürzungsprinzip, während man den Refrain V in der zweiten Hälfte auch als verkürzte Coda sehen kann, von Markus Schirmer abschließend auch großartig dargebracht.

 

Eine grandiose Aufnahme!

Liebe Grüße

Willi????

 

Nr. 38

 

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Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Artur Schnabel, Klavier

AD: April 1933

Spielzeiten: 6:32-7:21-3:21-5:44 — 22:58 min.;

 

Artur Schnabel spielt den Kopfsatz rascher als Gilels, Perl und Oppitz. Auch er spielt rhythmisch und  dynamisch sehr aufmerksam und endet den Hauptsatz mit einem moderaten Rallentando. Das Espressivo-Seitenthema kommt seiner Spielweise sehr entgegen. Er treibt die Steigerung energisch hoch und produziert so am Ende große dynamische Kontraste.

Auch Überleitung und Motivrückkehr sind sehr energisch und risikoreich musiziert. Artur Schnabel wiederholt hier auch die Exposition. Bemerkenswert ist am Ende der Exposition das große dynamische Gefälle vom ff in Takt 99 zu einem veritablen ppp in Takt 120.

Weiter ist mir aufgefallen, dass Schnabel das Staccatospiel mehr betont als mancher andere bisher. In der ersten Hälfte der Durchführung äußert sich das auch fast in einem grimmigen Humor, den sein Spiel annimmt.

In der zweiten Hälfte spielt er die oktavierten Sechzehnteltriolen so riskant, dass m. E. die mittlere und tiefe in jeder Dreiergruppe verwischen. Da wäre weniger (Tempo) vielleicht mehr gewesen. Das Calando am Ende der Durchführung ist dafür berückend.

Die Reprise lehnt er an die Exposition an, spielt aber die abweichenden dynamisch hohen Stellen wie gehabt sehr akzentuiert, so auch das abermalige Espressivo-Seitenthema mit den gebrochenen Fortissimoakkorden, und er geht mit Volldampf in die letzte Fortissimo-Steigerung, um gleich darauf in der pp-Kurzcoda zu versinken.

Ein Satz mit hochriskantem Spiel und dramatischem Impetus!

 

So dramatisch er den ersten Satz gestaltete, so ruhig und mit aller Zeit der Welt spielt er das Largo, kaum schneller als Gilels und erheblich langsamer als Oppitz und schließt die erste Themenwiederholung mit einer sehr leidenschaftlichen Steigerung auf einem veritablen ff-Kulminationspunkt in Takt 18 ab.

Das Moll-Seitenthema spielt er unglaublich und schließt auch hier mit einer großartigen Schlusssteigerung. Auch die zweite Themenwiederholung ist von großer musikalischer Tiefe gekennzeichnet. Hier ist einer am Werke, der die Qualitäten dieser Sonate erkannt hat. In der dritten Themenwiederholung lässt er dem Thema eine atemberaubende Themenerweiterung in den wechselnden Oktaven folgen- ganz große Klavierkunst!

Auch der ff-Ausbruch klingt ungeheuer authentisch. Als einer der wenigen greift auch er zu einer alternativen Behandlung der Dynamik, indem er den Beginn von Takt 60 etwas zurück nimmt und dann wieder kontinuierlich steigert, wie vor ihm Murray Perahia (in der zeitlichen Abfolge natürlich 61 Jahre nach ihm), und die hohe Oktave ist abermals unglaublich gespielt, ebenso wie die letzte Themenwiederholung.

Ein überragender Satz!

 

Im Scherzo Allegretto nimmt sich Artur Schnabel abermals alle Zeit, um diesen typischen Dreier einzufangen, wobei er wiederum die Staccati wieder etwas hervorhebt, aber auch die kurzen Legatobögen nicht vernachlässigt, auch das Rallentando in Takt 29/30 nicht. Auch die e4rheblich ausgeweitete dynamische Spanne am Ende des Scherzos und am Ende des Minore nimmt er voll in Anspruch. Beim Minore ist zusätzlich zu bemerken, dass er hier natürlich großen Wert auf mitreißendes Legatospiel legt. Er wiederholt natürlich das Scherzo da capo.

Ein Satz weiterhin auf sehr hohem Niveau!

 

Im Rondo Grazioso spielt er schneller als alle seine zum Vergleich hier herangezogenen Kollegen.

Aber dennoch entspricht er durch seine Spielweise dem Grazioso in vollem Maße, da er nicht den Eindruck von Hast und Eile aufkommen lässt, sondern hier, vor allem in den Sechzehnteln des Couplets, ein virtuoser, alerter Schwung zu Tage tritt. So geschieht hier, im Verein mit dem zweiten Refrain, ein heiterer, friedlicher Expositionsteil.

Und das zweite, durchführende Couplet spielt er natürlich mit gebührendem dramatischen Impetus. Auch hier ist der Kontrast durch den eingeschobenen pp-legato-Abschnitt durchaus groß, und auch er spielt einen wunderbaren Achtelabstieg am Ende dieses Couplets, um wieder in die friedlichen Gefilde des Themas überzuleiten. Schnabel gelingt es, z. B. im dritten Couplet die graziösen Sechzehntel in eine höhere Sphäre zu rücken.

Die Sechzehntel-Sextolen ab Takt 148 nehmen nochmal kräftigen Schwung auf, bevor die letzte Eintrübung im vierten Couplet hier doch nochmal stört, aber nach Kurzem in den von Schnabel abschließend noch einmal ganz anrührend gespielten codaartigen letzten Refrain mündet.

 

Eine große Interpretation!

 

Liebe Grüße

Willi????

Nr. 39

https://www.youtube.com/watch?v=kWwRJo2heNk

 

 

Beethoven, Sonate Nr. 2 A-dur op. 2 Nr. 2

Dieter Zechlin, Klavier

AD: 1966-68

Spielzeiten: 6:57-6:41-2:48-6:00 — 22:26 min.;

 

Dieter Zechlin spielt den Kopfsatz etwa im Tempo von E.mil Gilels, schneller als Perl und langsamer als Pollini. Er spielt das Staccato nicht so exponiert wie Artur Schnabel, nutzt aber die dynamische Spannweite gemäß der Partitur aus. Das e-moll-Seitenthema spielt er sehr expressiv, wobei die Begleitung deutlich hervortritt. Auch endet er in einem großen dynamischen Kontrast in den Takten 76 und 78.

Die anschließende Überleitung spielt er in den Oktavtriolen sehr prägnant und ebenfalls die Motivrückkehr mit den entsprechenden dynamischen Kontrasten, in einem deutlichen pp endend. Zechlin wiederholt auch die Exposition.

Den ersten Teil der Durchführung spielt er sehr akzentuiert, mit hörbarem Vergnügen und entsprechendem Schwung in den gebrochenen Akkorden in der Begleitung.

Die zweite, mit mehr Legato gespielte Hälfte spielt er flüssig, ohne m. E. bei den Sechzehnteltriolen vor Schwierigkeiten zu stehen. Er endet in einem sehr leisen Calando. In der Reprise lehnt er sich, unter Beachtung der dynamischen Abweichungen, im Wesentlichen an die Exposition an.  Er spielt wieder ein schönes, bewegtes Espressivo und geht aus der letzten kräftigen Steigerung sehr weit runter in die „Fade-out“-Kurzcoda.

 

Im Largo stimmt er temporal ungefähr mit Pollini überein, er ist Deutlich schneller als Schnabel, und von Perl und vor allem von Korstick und Lill trennt ihn doch Erhebliches. Wieder ist zu bemerken, dass sein Ton runder ist als der Schnabels und er rhythmisch dennoch aufmerksam arbeitet, wie z. B. die drei aufsteigenden portato-Achtel in Takt 8 demonstrieren. Die Steigerung am Ende der ersten Themenwiederholung führt er vor dem Erreichen des ff zurück.

Sein Moll-Seitenthema ist zart und verhalten gespielt, in stiller Melancholie, mit einer abschließenden Steigerung, die auch nicht bis zum Letzten führt. Sein dynamisch moderates Spiel setzt er in der zweiten und dritten Themenwiederholung fort, wobei ihm berückende Momente in den Oktavwechseln der Themenerweiterung ab Takt 50 gelingen.

Eindeutig ist auch bei ihm der dynamische Zielpunkt dieses Satzes der ff-Ausbruch, von dem aus er eine sehr anrührende hohe Oktave spielt, die in eine letzte Themenwiederholung von ebenfalls herausragenden Niveau mündet.

Dieser grandios gespielte Satz gefällt mir noch besser als der Kopfsatz.

 

Im Scherzo Allegretto hat er es dafür ziemlich eilig. Ich bin mir nicht im Klaren, ob man das noch als Allegretto bezeichnen kann. Auch seine Spielweise suggeriert diesmal Eile, und dynamisch ist auch zu bemerken, dass er das ff in Takt 17 im Thema und den beiden Wiederholungen nicht spielt, höchstens mf. Er wiederholt das Scherzo da capo, erreicht dabei auch die Fortissimi am Ende.

 

Im Finale ist er zeitgleich mit Pollini, aber schneller als Perl und vor allem als Gilels. Er vermeidet aber hier den Eindruck von Hast und Eile, sondern spielt m. E. in der Tat ein leichtfüßiges Grazioso, das auch in den Sechzehnteln des ersten Couplets nicht aus den temporalen Fugen gerät. Auch am Ende des exponierenden Teils, im zweiten Refrain, bleibt dieser spannend entspannte Eindruck erhalten.

Im zweiten Couplet, dem durchführenden Teil, setzt er einen gehörigen dynamischen Kontrast, auch der „Kontrast im Kontrast“ ist bei ihm bemerkenswert, ebenso wie der luzide gespielte Achtel-Übergang zum reprisenförmigen Teil, beginnend mit dem spektakulären Zweiunddreißigstel-Anstieg im dritten Refrain (ab Takt 100). Hier leuchtet das musikalische Geschehen wieder hell und friedvoll, geht in ein helles, kristallines drittes Couplet über, von dort in einen stimmungsgleichen vierten Refrain, in dem er in der zweiten Hälfte agile Sechzehntel-Triolen spielt, alles in dem lichten Grazioso-Gewand. Daran kann auch das letztmalige dramatische Aufbegehren des vierten Couplets nichts mehr ändern, das spätestens mit dem nochmaligen Erreichen des Achtel-Übergangsverspielt hat und wieder hinter das friedliche Licht des abschließenden codaartigen letzten Refrains zurücktritt.

 

Dieter Zechlin hat hier abermals eine großartige Interpretation abgeliefert, die mit 30 Sekunden mehr Zeit im Scherzo zu einer herausragenden hätte werden können.

 

Liebe Grüße

Willi????

Damit ist dieser Durchgang auch erst einmal beendet. Weiter geht es in Kürze mit Beethovens Sonate Nr. 3 C-dur op. 2 Nr. 3.

Liebe Grüße

Willi????

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