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Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

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Beethovens "Fidelio" – Freiheitsoper, hohes Lied auf die Frauenliebe oder Singspiel?

Die vergleichende und recht tiefgehende Diskussion über Bellinis „Die Puritaner“ löste bei uns den Wunsch aus – mehr davon in diesem Stil und auf diesem Niveau genießen zu können. Deshalb wollen wir mit Beethovens  “Fidelio“, von dem es ja eine Vielzahl von Aufnahmen gibt, ein weiteres Diskussionsangebot machen. Um den Versuch zu wagen die eingangs gestellte Frage wenigstens aus unserer Sicht zu beantworten. Wir sehen die drei genannten Aspekte Freiheitsoper, hohes Lied auf die Frauenliebe und Singspiel alle in der Oper vertreten. Gerade dies macht  die Vielschichtigkeit bei Beethovens  schwerster Geburt eines Werkes aus.

Von keiner Oper stehen mehr Gesamtaufnahmen in unserem Plattenschrank als vom „Fidelio“. Wir wählten als Favoriten zwei Aufnahmen aus, die unseres Erachtens durch die verschiedenen musikalischen Auffassungen und Interpretationen durch die Dirigenten  stark differenzierend sind.

Beginnen wir mit der legendären Furtwängler-Aufnahme. Der Dirigent verwirklicht mit den exzellenten Wiener Philharmonikern durchweg ein voluminöses Klangbild mit breiten Tempi, ohne dabei die Feinheiten der Partitur zu vernachlässigen . Dabei konnte er den unterschiedlichen Charakter Singspiel und große, dramatische Oper eindrucksvoll herausarbeiten: Nahezu selbstverständlich hatte er ein Ensemble von Spitzensängern der damaligen Zeit zur Verfügung:

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Beethoven: Fidelio, Vol. 1 - Live Recording 1953

Martha Mödl als wahrscheinlich die fraulich ausdrucksvollste Darstellerin der Leonore. Rein stimmlich singt sie mit reichem, intensiven Ton und charakteristischer Akzentuierung des Wortes. Sie schafft auch die gefürchteten Höhen dieser Partie. Allerdings ahnt man doch Grenzen bei den extremsten Spitzentönen. Wolfgang Windgassen singt den Florestan mit sängerischer Intelligenz und natürlicher Musikalität. Vorbildlich seine Differenzierungen und die perfekte Phrasierung. Auch den klagenden Ton der diese Partie durchzieht verwirklicht er überzeugend. Gottlob Frick war in seiner Zeit der Favorit der meisten Dirigenten als Kerkermeister und  wurde deshalb für die meisten Gesamtaufnahmen ausgewählt:

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Der Rocco war sicherlich eine seiner besten Rollen, mit der er am meisten in Erinnerung bleiben wird. Otto Edelmann gestaltete den Pizarro mit großen kräftigem Ton. Den Bösewicht unterstrich er durch teilweise scharfe, schneidende Töne, ohne dabei den diabolischen  Charakter zu übertreiben. Sena Jurinac und Rudolf Schock gehörten zu den beliebtesten Sängern der Nachkriegszeit. Der Zauber und der Reiz ihrer Stimmen kommen in den jugendlichen Rollen als Marzelline und des Jaquino hervorragend zur Geltung.  Wie eingangs bereits angedeutet: Diese Aufnahme von „Fidelio“ unter Wilhelm Furtwängler hat Referenz-Charakter.

Ferenc Friscay  wählt im Kontrast zur Furtwängler Aufnahme ein zahlenmäßig kleiner besetztes Orchester aus. Allein diese differenzierte Orchesterbesetzung bestimmte die Unterschiede der beiden dirigentischen Auffassungen und Dirigate: Bei Furtwängler dramatisch-heldischer Klang, bei Friscay ein nahezu kammermusikalisch-transparentes Musizieren:

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Fidelio (Ga)

In diesem Sinne konsequent verzichtete Friscay auf die dritte Leonoren- Ouvertüre. Sie ist als Bonus in der Aufnahme angehängt. Auch die Besetzung überrascht. Mit Ernst Häfliger wurde ein vor allem als Bach-Interpret berühmter Tenor als Florestan verpflichtet. Er sang die Partie mit leichtem , nahezu lyrischem Stimmklang und elegischem Schmelz. Erstaunlich ist auch  seine Treffsicherheit in den Intervallsprüngen und den vertrackten Höhen. Auch die junge Leonie Rysanek verkörperte eine entschlossene, temperamentvolle Leonore. In ihrer ganzen Darstellung spürte man übergroßes  Engagement und gespannte Nervosität für die Erfüllung ihrer Mission. Stimmlich sang sie tadellos. Später wurde Rysanek an vielen großen Musiktheatern bevorzugt als Leonore eingesetzt.   Erstaunlicher Weise wählte Friscay ebenfalls Gottlob Frick als Rocco aus. Dieser bewies seine Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit. Er  verwirklichte  unter Friscay mit ungewohnt leichtem Stimmklang die vom Dirigenten gewollte filigrane Interpretation.  Der  vom ebenfalls noch jungen Fischer-Dieskau mit erstaunlicher Vehemenz und Entschlossenheit gesungene Pizarro gilt als eine der gelungensten  dramatischen Partien von Fischer-Dieskau:

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Der „Schön-Sänger“ verkörperte glaubhaft den Machtmenschen Pizarro. Irmgard Seefried und Friedel Lenz, bewiesen als hervorragend auf einander eingespieltes Paar, warum sie zu den sogenannten Helden der Oper zählen, weil sie in ihren Stammhäusern Wien und München als   unentbehrliche Stützen des Ensembles galten.

Ferenz Friscays Fidelio mit dem beweglichen Bayerischen Staatsorchester und dem Chor der bayerischen Staatsoper ist ein wichtiges, wertvolles Dokument für verschlankten Interpretationsstil, den hellen transparenten Orchesterklang und die zügigen Tempi, die den leider zu früh Verstorbenen als Hoffnungsträger eines neuen Klangideals auszeichneten.

Die Sängerfreunde hoffen, dass sie der Diskussion über Lieblingsopern mit ihrer vergleichenden  Fidelio Betrachtung  einen weiteren Anstoß geben konnten.

Ich möchte mit nur kurzem Text zwei meiner mir sehr lieben  und teuren DVD-Produktionen  vorstellen, die die mögliche Diskussionsgrundlage in diesem Thema erweitern.

Die etwas älteren Aufnahme  entstand, was die filmische Aufzeichnung betraf, im Februar 1970, in der Regie von Gustav Rudolf Sellner,  in den Filmstudios der Ufa in Berlin. Der Ton wurde 8 Wochen vorher an gleicher Stelle aufgenommen. Es spielten und sangen Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Karl Böhm, sowie Martti Talvela als Don Fernando, Gustav Neidlinger als Don Pizarro, James King als Florestan, Gwyneth Jones als Leonore, Josef Greindl als Rocco, Olivera Miljakovic als Marzelline, Donald Grobe als Jaquino, Barry McDaniel als Erster Gefangener und Manfred Röhrl als Zweiter Gefangener:

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Und die zweite Aufnahme entstand 8 Jahre später, am 29. Januar 1978 als Aufzeichnung der Live-Übertragung der Wiener Staatsoper im Fernsehen, die ich damals mit großer Freude und innerer Anteilnahme erlebte.

Am Pult dieser denkwürdigen und mitreißenden Aufführung stand damals Leonard Bernstein, es sangen und spielten Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Don Fernando,  Hans Helm, Don Pizarro, Hans Sotin, Florestan, René Kollo, Leonore, Gundula Janowitz, Rocco, Manfred Jungwirth, Marzelline, Lucia Popp, Jaquino, Adolf Dallapozza, Erster Gefangener, Karl Terkal und Zweiter Gefangener, Alfred Sramek. Regie führte Otto Schenk.

Beide Produktionen darf man getrost zu den großen Nachkriegsproduktionen in Wort und Bild zählen, wobei ich fast die Wiener Produktion noch etwas höher ansiedeln möchte, was ich zum Teil der unglaublichen Gundula Janowitz zuschreiben möchte, die mit einer Intensität und Ausdruckskraft sang, als ginge es um ihr Leben. Allerdings sangen alle Protagonisten beider Produktionen auf einem extrem hohen Niveau. Gleiches gilt selbstredend für die Chöre, Orchester und Dirigenten.

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Ich wünsche den geneigten Lesern und Hörern viel Freude beim Ansehen und Anhören dieser beiden Aufnahmen.

Liebe Grüße

Willi

An dieser Stelle sei Willi Kaute nachdrücklich der Dank ausgesprochen, dass er reine Wortbeiträge immer mit exakt auf  diese Texte abgestimmten  Bildern ergänzt und diese dadurch zu wirklichen, auch sehenswerten Gesamtbeiträgen aufmotzt. Er übernimmt diese Zusatzarbeit nicht nur bei den Beiträgen der Sängerfreunde und unterstützt diese Internet-Dilettanten. Jeder, der beim Umgang bei und mit dem Forum Probleme hat, erhält Hilfe in kompetenter, kollegial-freundlicher Form. Es ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit, dass der Forenchef diese Unterstützung, die oft mit langen und häufigen Telefonaten verbunden ist, zusätzlich zu seinen eigenen Beiträgen – und das sind bei weitem die größte Zahl im Forum – leistet. Er leitet mit modernem Führungsstil, nämlich nahezu unbemerkt das Forum sicher und souverän. Die Sängerfreunde als Forengründer können bereits nach sechs Monaten voll zufrieden feststellen, mit Willi Kaute einen idealen Administrator gefunden zu haben. Wir werden auf diesen Glücksgriff  auch in der Litfaßsäule hinweisen und hoffen, dass auch andere Mitglieder unseren Dank bestätigen werden. „Ehre wem Ehre gebührt.“

Herzlichst die dankbaren Sängerfreunde

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