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Bernd Weikl – Ein großer Sänger unsrer Zeit

Bernd Weikl – Ein großer Sänger unsrer Zeit

Im Gegensatz zu Christian Gerhaher singt Bernd Weikl – altersbedingt – nicht mehr aktiv öffentlich.

Der bekannte Wiener Kritiker Karl Löbl schrieb anlässlich des Debüts von Bernd Weikl an der Wiener Staatsoper:

»Ein Sänger, der »mit seinem weichen, fülligen, höhensicheren Bariton und schöner Legatokultur schmiegsame italienische Phrasierung beherrscht«

»Licht & Schatten« – so hat der mehrfache Kammersänger Bernd Weikl seine Lebenserinnerungen beschrieben, ein sehr ehrliches Buch, dem noch andere Bücher des fleißigen Autors zu unterschiedlichen Themen folgen sollten.
Bernd Weikl wurde am 29. Juli 1942 im neunzehnten Bezirk von Wien – in Döbling – geboren, empfindet jedoch die Gegend um den Großen Arber als seine eigentliche Heimat; in Bodenmais, im östlichen Bayerischen Wald, verlebte er einige Jahre seiner Kindheit und die ersten Schuljahre, die auch von Licht und Schatten geprägt waren. Nachdem der Vater im Notstandsgebiet des Bayrischen Waldes arbeitslos geworden war, findet sich die Familie 1952 in Mainz wieder, wo der Junge das Gymnasium am Kurfürstlichen Schloss besucht, was großartig wirkt, aber dazu ist zu bemerken, dass zu dieser Zeit dort der Unterricht noch im Keller stattfand, wo auch mal Ratten während des Unterrichts gesichtet wurden; das Gutenberggymnasium ist ein späteres Bauwerk.

Die Eltern beschaffen für Bernd eine Geige und organisieren auch einen Lehrer dazu, aber der junge Mann begeisterte sich eher für die Gitarre, die er vom Vater her kennt, also macht er sich autodidaktisch mit diesem Instrument vertraut und bald folgen öffentliche Auftritte in einer Band, die sich »Die Kolibris« nennt, da ist drei Mal pro Woche Tanzmusik in einem Café angesagt.
Zur Abiturprüfung im Wahlfach Musik möchte Weikl – neben einer Eigenkomposition für Gitarre – auch als Sänger in Erscheinung treten und wählt die Bravourarie des Herrn van Bett: »O, ich bin klug und weise …« was ihm zur Abiturprüfung durchaus passend scheint.
Bei der Einübung des Stücks mit dem Dirigenten des örtlichen Kirchenchors horcht dieser auf und bringt den jungen Mann unverzüglich zu einer Gesangslehrerin, die am Konservatorium wirkt. Die Dame ist von der Stimme so angetan, dass sie zum Gesangsstudium rät. Bis dahin hatte Weikl keinen Gedanken daran verschwendet Berufssänger zu werden, er wollte lediglich etwas für die Abschlussprüfung vortragen und dabei eine gute Figur machen, aber nach dem Schulabschluss etwas anderes studieren.
Für seinen Vortrag gab es bei der Prüfung die Note zwei, das »Sehr Gut« wurde ihm mit der Begründung verweigert, dass man eine solche Opernarie nur sehr gut vortragen könne, wenn man vorher Gesang studiert habe.

Also wird zunächst Volkswirtschaft und auch ein bisschen Sinologie studiert, wobei er auch mit dem ZDF in Berührung kam, die den Studenten als Hilfskraft für das Archiv einstellt, wobei der Studioso auch mit Alfred Biolek zu tun hat. Es graust den angehenden Volkswirt zwar, wenn er ab und an am Konservatorium vorbei kommt und bei geöffneten Fenstern die Vokalfolgen der Übenden hört, aber es packt ihn dann doch und er begibt sich in die Hände von Frau Geisse-Winkel, es ist die Tochter des berühmten Wagner-Sängers Nicola Geisse-Winkel. Nun folgen neben der Volkswirtschaft auch noch Gesangsstunden, eine Stunde wöchentlich. Weikl zweifelt ob diese wöchentliche Stunde ausreicht, um als Sänger bestehen zu können; er reist nach München und trägt dort in der Hochschule für Musik und Theater dem berühmten Bariton Karl Schmitt-Walter vor, der das »Stimm-Material« großartig findet, will jedoch die Verantwortung für die Ausbildung nicht übernehmen, weil er selbst nicht mehr so leistungsfähig ist. Nun reist der junge Mann nach Berlin und wird bei der Westberliner Hochschule für Musik vorstellig, die damals von Boris Blacher geleitet wird; dieser verweist ihn auf eine Gesangslehrerin, die aus Bernd Weikl einen Tenor machen möchte, also nichts wie weg … – allerdings war dann Jahre später Herbert von Karajan auch der Ansicht, dass Bernd Weikl im Besitz einer Tenorstimme sei.

Zum Wintersemester 1965 verlässt Weikl die Mainzer Universität und schreibt sich an der Musikhochschule in Hannover ein. Das ist nun weit mehr als die Aneinanderreihung von Gesangsstunden, hier wird in dreizehn Fächern unterrichtet: Neben Klavier ist da auch noch Tanz und Ballett sowie Florettfechten …
Für den Gesang ist in Hannover Professor Naan Pöld, ein bekannter Tenor aus Estland, zuständig. Während des Studiums wird das Budget mit Gesang bei Hochzeiten und Begräbnissen sowie mit Kleinstrollen am Theater aufgebessert; ein Stipendium der Deutschen Studienstiftung kommt schließlich auch noch hinzu.
Eine ganz wichtige Person an der Hochschule war die Sachbearbeiterin Fräulein Uhlig, die spätere Frau Weikl. Als Weikl 1970 die Hochschule mit Examen verlässt, ist er bereits seit zwei Jahren am Theater tätig und hat auch bereits bei einem Film mitgewirkt. Ebenfalls noch in seine Studienzeit fällt die Produktion einer selbstfinanzierten Schallplatte mit einer italienischen und französischen Arie; diese Aufnahmen führten schließlich 1968 zu einem Anfängervertrag am Opernhaus Hannover, wo Weikl zunächst Tenor-, Bass- und Baritonwurzen sang. Aber der vielseitig Einsetzbare trat auch als Schauspieler am Landestheater Hannover auf und es kam zuweilen vor, dass er am gleichen Abend sowohl im Schauspiel als auch in der Oper auftrat.

Ein ähnliches »Doppelleben« ergab sich beim Wechsel von Hannover zum Opernhaus Düsseldorf, wo der Sänger morgens zu den Proben nach  Düsseldorf eilte, aber abends auch wieder in Hannover auf der Bühne zu stehen hatte. Als sich der Agent Robert Schulz für den aufstrebenden Sänger interessiert und seine Dienste anbietet, kommt es zu einem Vorsingen an der Staatsoper München, wobei Bernd Weikl den Herren Sawallisch und Dr. Rennert nicht gefallen konnte; hier sollte man jedoch hinzufügen, dass Weikl bereits drei Jahre später hier als hochbezahlter Gast auftreten konnte.
Weit positiver als in München, reagierten Horst Stein und August Everding an der Staatsoper Hamburg, wo man Weikl einen mit 5.000 Mark dotierten Fachvertrag anbot, der die eintausendzweihundert Mark in Düsseldorf bei weitem überbot.

Noch während seiner Studienzeit bekam der Musikstudent Karten für »Parsifal« in Bayreuth geschenkt und fuhr mit seiner Frau – das Paar hatte1970 geheiratet – zu den Festspielen. Wieland Wagners Inszenierung konnte die beiden nicht begeistern, weshalb sie die Vorstellung bereits nach dem ersten Akt verließen, wobei der junge Sänger meinte: »Da will ich nie auftreten«; man sollte nie »nie« sagen, einige Zeit später vereinbarte Agent Schulz einen Vorsingtermin im Frankenland und Wolfgang Wagner engagierte Weikl für den Wolfram von Eschenbach in der »Tannhäuser«-Inszenierung von Götz Friedrich. Die Proben sollten strapaziös sein …
Natürlich berichtet die internationale Presse über den Bayreuther »Tannhäuser«, wobei Weikl mit Lob geradezu überschüttet wird: Die Süddeutsche Zeitung schreibt von der Entdeckung des Abends, The Times empfiehlt den jungen Sänger ebenfalls in höchsten Tönen und die FAZ spricht von einem Durchbruch in die Spitzenklasse. Und so war es dann auch, hier beginnt, fast explosionsartig, eine international bedeutende Karriere.

Nach seinem spektakulären Erfolg in Bayreuth, kommt Weikl in seiner Geburtsstadt zunächst mit der Volksoper in Berührung, wo das adaptierte Musical »Karussell« in Szene geht, aber dem Werk ist damals kein großer Erfolg beschieden; Weikl wurde zwar in seiner Rolle als Ausrufer Billy Bigelow gelobt, aber das Publikum war auf so etwas noch nicht eingestimmt; das Genre Musical wurde hierzulande erst in späteren Jahren durch Andrew Lloyd Webber ein Begriff.

Mit dem Renommee Hamburgische Staatsoper und Bayreuth im Rücken war Bernd Weikl selbstverständlich auch für die Wiener Staatsoper interessant geworden. Der Sänger berichtet von einem Einspringen als Silvio in »I Pagliacci« am 2. November 1972, wo der berühmte Mario del Monaco sein Partner war, aber in den Annalen des Hauses lässt sich das nicht verifizieren.
Gesichert steht hier jedoch geschrieben, dass Bernd Weikl an diesem Haus in 28 verschiedenen Rollen an mehr als vierhundert Abenden auf der Bühne stand.
Berühmtheit hat ihren Preis, der Sänger war zum Faktotum der schönen Welt geworden, »jedem zu Diensten zu allen Stunden, umringt von Kunden bald hier, bald dort …«.
Abends als Don Giovanni auf der Hamburger Bühne, wo er sich bei »Deh vieni alla finestra …« mitunter selbst auf der Mandoline begleitete, und am nächsten Morgen um zehn Uhr Probe an der Wiener Staatsoper. Das war weder mit der Bahn noch mit dem Flugzeug zu schaffen; also ging es mit dem schnellen NSU RO 80 durch die Nacht, das ist kein Pappenstiel … es reichte gerade noch für einen doppelten Mocca in der Kantine, dann beginnen die Proben zum Wiener »Don Giovanni«. Das später erworbene Auto hatte dann einen Stern.

Bald reüssiert Weikl auch im russischen Fach; 1974 ist er in einer DECCA-Aufnahme als Onegin in »Eugen Onegin« gebucht, Sir Georg Solti dirigiert. Hier reicht sein »Urlaubs-Kroatisch« nicht mehr aus, er muss nun in London den Urtext von Onegin lernen.
Dem folgt in Hamburg »Chowanschtschina« von Modest Mussorgski; 1976 schlüpft Weikl an der Hamburgischen Staatsoper in die Rolle des Rangoni in »Boris Godunow«.
Weikl beobachtet die Phasen wo er für einige Zeit als »Barbier vom Dienst« gefragt ist, dem der »Onegin vom Dienst« folgt und diesem »Der Amfortas vom Dienst«.
Nachdem Weikl an fast allen bedeutenden Häusern gesungen hat, fehlt noch die »Met«, wobei er das schon längst hätte haben können, aber er machte damals noch einen Bogen um »Holländer« und »Wotan«, weil er wusste, dass das nichts für seine lyrische Stimme ist, ach, wie gerne hätte er in New York mit Barbier oder Rodrigo debütiert.
Als dann die Metropolitan Opera 1977 die Saison mit »Tannhäuser« eröffnen will, bietet sich endlich Gelegenheit, dass Weikl hier als Wolfram von Eschenbach gebraucht wird, ein idealer Einstieg für ihn und die Aufführung wird ein großer Erfolg, auch weil Leonie Rysanek, James Mc Cracken, Grace Bunbry, Kurt Moll … mit von der Partie sind.
Andere Länder, andere Sitten, neben dem Wolfram von Eschenbach soll hier Weikl auch noch den »Star« geben, also besteht seine amerikanische Agentin darauf, dass er mit livriertem Chauffeur und Stretchlimousine vom Flughafen in die Stadt gebracht wird, einen andern Star außerhalb des Opernbetriebs trifft er auch, Franz Beckenbauer wohnt direkt über ihm.
In New York blieb es nicht nur  beim »Tannhäuser«; im Laufe der Jahre sang er dort auch Amfortas, den Minister in »Fidelio« und in einigen Strauss-Opern.
Seinen ersten Auftritt an der Mailänder Scala hat Weikl Ende 1980 als Mastro Ford in »Falstaff« von Giuseppe Verdi.

Ab 1980 spielt Weikl mit dem Gedanken ob er sich den Hans Sachs zutrauen soll und bespricht sich mit Wolfgang Wagner, der »Die Meistersinger von Nürnberg« 1981 für Bayreuth inszenieren möchte.

Viele Leute, die etwas von Oper verstehen, raten ab; aber Weikl stürzt sich in die Arbeit, obwohl ihm die Probleme durchaus bekannt sind; er weiß, dass hier mit seiner Höhensicherheit wenig anzufangen ist, viel Mittellage gesungen wird und absolute Standfestigkeit gefragt ist; das sind lange zwei Stunden und fünfzig Minuten.
Die Premiere 1981 wird für den neuen Sachs kein durchschlagender Erfolg, die Kritiken nicht so überschwänglich als bei seinem »Tannhäuser«-Debüt an gleicher Stelle. Aber im folgenden Jahr fällt die Beurteilung seines »Sachs« in der Fachpresse sehr viel besser aus und er singt diese Rolle immer wieder auch an anderen Häusern. Sowohl Jürgen Kesting als auch Jens Malte-Fischer bewerten Weikls Sachs gut, letzterer meint sogar:
»eine Partie, in der er seither als konkurrenzlos zu betrachten ist«.
Auch mit der Darstellung des »Holländer« hat Weikl seine liebe Not, denn das aktuelle Publikum erwartet nach Weikls Eindruck eher einen etwas dämonischen und mit eiserner Stimme daherkommenden Seemann, die von Weikl angebotene weichere Version kommt nicht so gut an. Immer und immer wieder arbeitet er sich dann am »Holländer» auf der ganzen Welt ab ohne dass man seine Sicht auf das Werk teilt.
In Paris soll es seinerzeit allgemein üblich gewesen sein, dass männliche deutsche Sänger ausgebuht werden; Weikl macht diese unangenehme Erfahrung als er 1987 an der Grand Opera zusammen mit Pavarotti in »L´elsir d´amore« auf der Bühne steht, für den großen Tenor war das kein Problem, er wäre mit dem Bariton-Kollegen gerne auf eine Welttournee gegangen, was sich jedoch letztendlich nicht verwirklichen ließ.

Die Wirtschaftsuni Linz akzeptiert Weikls frühere Studien in Mainz, obwohl inzwischen zwei Jahrzehnte vergangen waren, also schreibt er sich dort im Juni 1987 ein, ein weiteres »Doppelleben« beginnt, denn der Opern- und Konzertbetrieb geht für ihn in gewohnter Vielseitigkeit weiter; natürlich auch wieder mit den »Meistersingern« in Bayreuth, Fernsehaufnahmen, Fernreisen nach Japan und so weiter …

Endlich, am 27. Januar 1989 sollte Weikl nun an der Metropolitan Opera in einer italienischen Rolle – in »Don Carlo« von Verdi – auf der Bühne stehen; der nun Siebenundvierzigjährige hatte seine amerikanische Agentin etwas »erpresst«, um dieses Ziel zu erreichen, und damit gedroht künftig in Europa zu bleiben. Aber schon bei der ersten Klavierprobe stellt James Levine fest, dass hier kein Italiener singt, aber man glaubte dies korrigieren zu können; Weikl arbeitet intensiv mit einer Pianistin des Hauses, wobei er etwas über den erforderlichen Vokalausgleich erfährt. Scheinbar gut gewappnet singt er die Premiere, aber die Kritik ist grottenschlecht, man betraut ihn zukünftig nicht mehr mit italienischen Rollen. Dennoch konnte er in diesen drei Monaten an der »Met« dann noch mit »Salome« und »Werther« erfolgreich sein.

Es ist in diesem Rahmen nicht möglich, alle wichtigen Stationen dieses umfangreichen aktiven Sängerlebens darzustellen, als Beispiel sei auf Bayreuth verwiesen, das Bernd Weikl am 20. August 1996 als Amfortas in »Parsifal« verlässt. In 25 Sommern hat er hier in etwa 250 Vorstellungen gewirkt.
Immer wieder weist der wirklich erfahrene Sänger darauf hin, dass es sich bei klassischem Gesang, der in der Regel ohne Mikrofonverstärkung vorgetragen wird, um Schwerstarbeit handelt, und er wird auch nicht müde darzulegen, dass es zwischen dem Sprechtheater und der Oper gewaltige Unterschiede gibt.

Erich Ruthner und Wolfgang Kaercher haben auf diesen Beitrag reagiert.
Erich RuthnerWolfgang Kaercher

Lieber Belcanto,

vielen Dank für das wiederum hervorragend recherchierte, umfassende und bestens informierende Sängerporträt des Weltklassesängers Kammersänger Bernd Weikl.

Ich schreibe eine Ergänzung dazu, weil Du diese Information in Deinem Bericht erwähnst. Sie ist ein schönes Beispiel für Kollegialität unter Sängern und gibt einen Einblick in die offene, herzliche Persönlichkeit von Bernd Weikl.

Ein Loblied auf Lobl als Helfer und Inspirator 

Als der renommierte Bariton, Kammersänger, Professor Bernd Weikl, die neue erschienene Box „Gottlob Frick der  schwärzeste Bass“ erhalten hatte, nahm er dies zum Anlass, um unter der Überschrift „Wie mir der Lobl  gleich zweimal half“ der Gottlob Frick Gesellschaft folgendes schriftlich  zu berichten.

Es war so gegen 1960 und am Gutenberg-Gymnasium kam das Abitur für meine Klassenkameraden und mich unweigerlich näher. Nicht sofort, aber die mündlichen Fächer wurden schon überlegt und verteilt. Da gab es Kollegen, die später berühmte Physiker. Chemiker, Rechtsanwälte oder Ärzte wurden. Ihre Neigungen waren bereits ausschlaggebend, als die Arbeiten für das mündliche Abitur  nach dem Alphabet vergeben wurden.

Wenn etwas nach den Anfangsbuchstaben verteilt wurde, war ich mit W – also Weikl – fast immer ein Leidtragender, der leer ausgehen musste. Niemand kam damals auf den Gedanken, die Reihenfolge einmal von hinten anzufangen.

Ich war in keinem der Fächer gut, spielte aber dreimal wöchentlich Jazz in der „Katakombe“, einem diesbezüglich sehr bekannten Keller in Mainz. Und während der Aufenthalte in den Schullandheimen hatte ich meine Gitarre dabei und wir sangen Volkslieder, die heute nahezu vergessen sind. Ich war eben musikalisch. W  gleich Weikl, überlegte, was könnte ich den Lehrkräften, während der mündlichen Prüfungen bieten? Selbstverständlich Musik. Ein Volkslied? Kaum, da bemerkte ich im Schaufester eines Musikaliengeschäftes eine Langspielplatte mit Arien von Gottlob Frick. Darauf singt er aus der Oper „Zar und Zimmermann“  von Albert Lortzing die Arie des van Bett „O, ich bin klug und weise und mich betrügt man nicht…“  Ich war begeistert. Ja, das ist es doch, oder?

Ich kaufte die Platte und weihe meine Klassenkameraden ein. Ein  mündliche Prüfung musste doch nicht immer hoch wissenschaftlich ernst sein. „O, ich bin klug und weise…!

Ich höre mir zuhause diese Arie immer wieder erneut an. Bis ich Noten, Text und den Tonfall von Gottlob Frick beinahe im Schlaf memorieren kann. Zur Sicherheit wende ich an einen Chorleiter und lege ihm auch die zwischenzeitlich erworbenen Noten vor. Der Chorleiter ist zunächst skeptisch und meint: „Das können Sie doch nicht singen, da sollte man Gesangsstunden nehmen. Schließlich begleitet er mich doch und fährt mit  mir zu einer Gesangslehrerin in das Konservatorium. Dort singe ich wieder: O , ich bin klug und weise…“  und werde eindringlich darauf hingewiesen, dass ich unbedingt Sänger werden soll. Dieser Rat hat gezündet und wie!

Während meiner mündlichen Prüfung warten die Klassenkameraden vor der  Tür auf das „O, ich bin klug und weise …“ Alle auch die Prüfer haben ihre Freude an der so wirkungsvollen Arie und meinem Vortrag. In der lockeren Stimmung bestehe ich die mündliche Prüfung. Lobl hat geholfen!

Ich studiere Volkwirtschaft und helfe dem Zweiten Deutschen Fernsehen in Mainz, das Sendearchiv aufzubauen. Das Feuer für die Gesangskunst brennt weiter  und irgendwann will ich es doch probieren und melde mich am Konservatorium und bestehe dort die Aufnahmeprüfung auf Anhieb mit „O,  ich bin klug und weise…“ Lobl hat zum zweiten Mal geholfen! Mein weiterer Weg als Sänger ist im Internet zu recherchieren“

(Ende des Schreibens von Bernd Weikl)

Der berühmte Bariton ist sofort Mitglied der Gottlob Frick Gesellschaft geworden. War ein häufiger Gast bei den Künstlertreffen und hat uns mit einer Menge von Ratschlägen beim Aufbau der Gottlob Frick Gedächtnisstätte  unterstützt und sehr geholfen, denn Bernd Weikl ist wirklich „Klug und weise!“

Erich Ruthner hat auf diesen Beitrag reagiert.
Erich Ruthner

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