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Best of Carmen in Verona

Für den Opernfreund, der Opulenz, pralles Leben, Farbenpracht und Action liebt, war diese aus verschiedenen Inszenierungen des Altmeisters Zeffirelli als „Best of Carmen“ zusammengestellte Aufführung aus Verona ein Erlebnis und ein Genuss! Das Ereignis war jedoch Elina Garanca als Carmen. Stimmlich in der Riesenpartie durchweg höchstes, stimmliches Niveau, tonschön in allen Lagen, satter, fülliger Mezzoklang, variabel und situationsgerecht differenzierend. Auch die Darstellung begeisterte: Ob liebende Frau, erotische Verführerin, Männer vernichtender Vamp oder am Ende unbeugsam tragische Figur. Der ganze Kosmos dieser Gefühlswelt wurde glaubhaft verkörpert. Vielleicht durch die Möglichkeiten des Fernsehens besonders hervor gehoben die Mimik und die alles sagenden Blicke. Obwohl viele Szenen vor Erotik knisterten, wurde die Grenze des Akzeptablen nie überschritten. Eine Meisterleistung  der Regie. Insgesamt eine fabelhafte Leistung. Wir sind der Meinung, dass die Carmen Interpretation von Elina Garanca heute maßstabsetzend  sein dürfte. 

Der amerikanische Tenor Brian Jagde singt bereits an den großen Musiktheatern weltweit bevorzugt das italienische Fach. Fabelhafte Erscheinung. Große Stimme mit strahlender Höhe und gut ausgeprägter Mittellage, gewinnendes Timbre und genügend Italianita. Der Abstand zur herausragenden Leistung der Carmen von Elina Garanca war genau so groß, dass Carmen in der Beziehung zu  Don José jederzeit die Dominierende und Bestimmende war.  Wenn die Besetzung unter diesem Gesichtspunkt ausgewählt wurde, war  dies ein Volltreffer. 

Der Unterschied zwischen der schön stimmigen, seelenvollen Micaela von Maria Teresa Leva und der selbstbewussten Carmen hätte größer nicht sein können. Dadurch konnten durch diese Personenkonstellation  die Milieu- und Mentalitätsunterschiede perfekt verdeutlicht werden.

Schon beim ersten Auftritt muss Escamillo durch  unwiderstehliche, verführerische Aura wirken. Mit seiner Ausstrahlung hätte Claudio Sgura ein Vollblut-Weib wie die Carmen in dieser Inszenierung niemals antörnen können. Er hat zwar eine gute Figur, war prachtvoll gekleidet und konnte in seiner Darstellung gelegentlich eine gewisse Arroganz vermitteln. Es fehlte jedoch die für diese Rolle entscheidende Sinnlichkeit. Stimmlich in der Mittellage gelegentlich sogar betörende Töne. Sowie es jedoch in die Höhe ging kam die Stimme an ihre  Grenzen , wirkte bemüht, glanzlos und ohne Strahlkraft. Escamillo war der Schwachpunkt in dieser Inszenierung

Die übrige Besetzung war besonders bei den Frauenrollen festspielwürdig. Marco Armiliato und das Festspielorchester brachten eine solide Leistung. Wahrscheinlich ist es bei der Größe der Arena akustisch schwierig,  ausgefeilte musikalische Glanzlichter zu realisieren. 

Diese Carmen Aufführung bleibt durch Elina Garanca in der Titelrolle  und das überwältigende, monumentale, farbenprächtige  Breitwandspektakel im Gedächtnis. Genussvolle Erholung von vielen fragwürdigen Experimenten des  heutigen Regietheaters!

 

 

 

 

 

 

Liebe Sängerfreunde,

schön, daß euch die Kurzfassung auch gefallen hat. Ich hatte in meinem Beitrag #9 vom 23.08.2022 im Thema „Carmen“ meine Meinung dazu auch schon ziemlich ausführlich eingestellt, sie dürfte nicht wesentlich von der Eurigen abweichen.

Herzlichst Sir Morosus

Lieber Sir Morosus, liebe Freunde

das war gestern doch keine Kurzfassung, sondern meiner Ansicht nach die vollständige Fassung, möglicherweise vielleicht aus verschiedenen Inszenierungen Zefirellis zusammengestellt.  Endlich mal wieder eine echte Carmen (nicht im Fitness-Studio oder im Puff). Erst wollte ich sie über Beamer auf Leinwand ansehen, aber dann haben wir uns mit Freunden abgesprochen und bei ihnen auf Großbildschirm angeschaut. Von Anfang bis Ende ein voller Genuss. In der Beurteilung stimme ich ganz mit den Sängerfreunden überein. Elina Garanca – mal abgesehen von der großen stimmlichen Qualität –  verkörperte die Carmen in den verschiedenen Situationen so, wie man sich eben die Carmen vorstelllt. Das ist natürlich auch das Besondere im Fernsehen und auch im Kino, dass man Mimik und Gestik in Großaufnahmen genauer verfolgen kann, was die Geschehnisse noch packender macht. Auch Brian Jadge hat für mich die Rolle des labileren José sehr gut verkörpert. Den Nabucco werden wir uns dann nächsten Samstag mit denselben Freunden auf Leinwand ansehen. 

Liebe Grüße
Gerhard

Lieber Gerhard, mein o.g. Beitrag nimmt Bezug auf die Kurzfassung unter dem Thread „Carmen“ , die am 19.08.2022 gesendet wurde.

Herzlichst Sir Morosus

Ja, liebe Freunde, das war gestern am Fernseher mal eine Opernübertragung, wo dem Theaterliebhaber, das Herz aufging. Welch eine großartige oppulente Inszenierung und hervorragende Personenführung!!! Stimmige Kostüme und ein passendes Bühnenbild. Eine tolle Choreographie mit Massenszenen, die trotzdem nie überladen wirkten. Hervorragend das Orchester und das gesamte Ensemble, dem eine große Spielfreude anzumerken war. Die beiden Hauptsolisten ohne Fehl und Tadel, ebenso die Sängerin der Micaela sowohl stimmlich, wie auch in ihren Darstellungen. Nicht so recht gefallen hat mir der Escamillo.

Zusammenfassend – ein wirklich schöner Theaterabend am TV. Und es zeigt sich einmal mehr – Zefirelli war ein Genie, der sein Handwerk absolut gekonnt hatte!!!

LG PavOro und habt alle einen schönen Rest – Sonntag

Hallo, ihr Lieben, 

das war mal ein schöner bunter Opernabend, aber einige Kritikpunkte habe ich doch. Ich fand die Massenszenen nämlich total überladen. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte in der Arena weiter hinten gesessen, hätte ich vermutlich vor lauter Gewusel kaum etwas mitbekommen. Ich nehme mal das erste Bild und meine, von allem die Hälfte hätte reichlich genügt – die Hälfte Zigarettenmädchen, die Hälfte Carmen-Verehrer, die Hälfte Soldaten und vor allem die Hälfte Kinder. Da wären immer noch jede Menge Leute auf der Bühne gewesen, aber das ganze wäre übersichtlicher gewesen. Wieso die Arbeiterinnen alle fast gleich gekleidet waren und nur Carmen eine Protzrobe anhatte, hat sich mir ebenfalls nicht erschlossen. Auch die Carmen-Verehrer hatten sich wohl abgesprochen, ihre Anzüge farblich auf die Kleider der Mädchen abzustimmen. Auf die Tänzer, die an den Seiten herumhüpften, hätte ich gut verzichten können, zumal da vieles nicht zur Musik passte. Also der gute Franco hat wirklich jedes Spanien-Klischee bedient. Aber was soll´s- Aufführungen in Verona sind ähnlich wie in Bregenz halt in erster Linie Spektakel oder Neudeutsch Event.

Gesanglich fand ich Frau Garanca sehr gut, Brian Gadge o.k., ebenso die Sängerin der Micaela, und den Sänger des Escamillo mittelmäßig.

 Gewundert hat mich, dass überwiegend die nachkomponierten Rezitative verwendet wurden und dann an einer Stelle ein Dialog gesprochen wurde  – ja was denn nun? Und das Duett Micaela-Jose ist um ein gutes Stück gekürzt worden, warum, wissen die Götter.

So, genug gemeckert. Jedenfalls war es ein schöner bunter Abend.

Es grüßt Euch herzlich

Amina

 

Liebe Amina, liebe Freunde,

natürlich ist es ein Event, das auch Touristen anziehen soll, und das bunte Treiben war nicht nur der riesigen Bühne, sondern auch Zefirelli geschuldet, der gerne üppige Kulissen und Kostüme mochte. Wagen und Pferde auf die Bühne zu bringen ist aber nur auf solchen Freilichtbühnen möglich. Es war in meinen Augen auch nicht unbedingt notwendig – sogar Michaela wurde im ersten Akt mit einer Kutsche auf die Bühne gebracht. Aber gestört hat es mich nicht, denn die Inszenierung war, wenn auch mit viel Aufwand, werkgerecht und nicht irgendeine abwegige Phantasie eines von dem Gehalt des Werkes unbeleckten Regisseurs, wie wir sie in den letzten Jahren häufiger zu sehen bekamen (siehe auch mein Beispiel in Nr. 3).
Gewundert hat mich auch ein wenig, dass nicht die Dialoge, wie ich es in der angekündigten Opéra comique erwartet hätte, sondern Rezitative gesungen wurden, mit der einzigen von dir genannten kurzen Ausnahme (ich habe den Text nicht mehr ganz im Gedächtnis, vielleicht war es ein eingeschobener Text, der nicht als Rezitativ vertont war). 
Wir haben 1993 ebenfalls in Verona eine andere Carmen-Inszenierung gesehen, die etwas schlichter war. Ich möchte Verona, mal abgesehen von der Akrobatik-Aida von Las Fura dels Baus, nicht mit den entstellenden Inszenierungen in Bregenz aus den letzten Jahren vergleichen, vor allem jenem affigen Rigoletto, der dem Werk in keiner Weise gerecht wurde, sondern eher eine Blödelshow war. Auch in Bregenz haben wir in den 1970er Jahren wundervolle, werkgerechte Inszenierungen ohne jeden Firlefanz gesehen. Und auch die zogen die Touristen an, denn die Zuschauerränge waren immer ausverkauft. Wenigstens konnte man als Opernfreund in diesen Jahr dort die Butterfly ohne Reue anschauen. Auch in der Nabucco-Aufzeichnung aus dem Steinbruch in St. Margarethen kommenden Samstag wird es sicher einen größeren Aufwand als auf einer normalen Bühne geben. Dennoch erwarte ich dort eine den Werk entsprechende Inszenierung. Und auch dieser Spielort kann sicherlich über Zulauf nicht klagen. 

Liebe Grüße
Gerhard

Ich gebe dann auch mal einige Zeilen dazu, muss aber sofort sagen, dass, erstens, mein Fernseher keine besonderen Lausprecher hat, und dass, zweitens „Carmen“ nicht zu meinen Favoriten gehört. Das aber ist meine persönliche Einstellung zu Bizets ohne Zweifel großartigem Bühnenwerk, dass selbstverfreilich niemand mit mir teilen oder sogar zustimmen muss.

Zu der Aufführung, die ich mir auch zur Gänze angesehen habe, liege ich, wenn es um den allgemeinen Eindruck aus der Arena di Verona geht, auf Linie aller hier Schreibenden. Ich erwartete aus dem großen Rund in Anlehnung an die römischen Vorgaben „Brot und Spiele“, und die gab es! Eine Inszenierung, die in dieser Form in keinem auch noch so großen Theater hätte aufgeführt werden können, die aber in jeder anderen Arena (und es gibt ja nicht nur Verona!) hätte so gegeben werden können. Und das ist nicht meine Form, die ich sehen möchte. Auf dieser Linie lag auch vor Jahren oder Jahrzehnten eine „Aida“ aus einem Baseler Stadion – großartig mit Pferden und Elefanten, riesigen Säulentempeln, eben ägyptisch nach Meinung der Massen, aber auch nicht meins!

Im Detail kan ich an den sängerischen Leistungen keine Kritik üben, abgesehen von dem Escamillo, der mir, da bin ich mit Amina einig, nicht gefiel. Bei einem ansonsten ausgeworgenen Ensemble fällt dieses eine stimmliche Manko für mich nicht entscheidend ins Gewicht.

Die Geschichte mit den gesprochenen und gesungenen Dialogen war für mich auch nicht wichtig. Zwar weiß ich, dass die Originalfassung, einer Opera comique gemäß, mit gesprochenen Dialogen ist, und das Ernest Giraud (ob es richtig geschrieben ist, weiß ich nicht) die Rezitative nachkomponiert hat. Dennoch ist mir auch dieser Kritikpunkt nur zweitrangig von Bedeutung. Und was sich der Regisseur dabei gedacht hat, weiß ich auch nicht.  Wie gesagt: „Carmen“ ist eine tolle Oper, aber nicht unbedingt mein Favorit. Und: zugeben muss ich, dass ich bei einem Mozart oder Händel nicht so gnädig gewesen wäre.

Seis drum: ein schöner Opernabend nach vielen Jahren der auferlegten Abstinenzlosigkeit wegen des unsänglichen Verunstaltungstheaters amusischer Regisseure.

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