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BLACHER, Boris: DIE FLUT

Boris Blacher (1903-1975):
DIE FLUT
Kammeroper in einem Akt
Libretto von Heinz von Cramer nach Guy de Maupassant


Konzipiert als Funkoper, die im Jahre 1946 gesendet wurde;
die szenische Uraufführung war am 4. März 1947 in Dresden.

 

PERSONEN DER HANDLUNG:
Das Mädchen (Sopran)
Der junge Mann (Tenor)
Der alte Bankier (Bass)
Der Fischer (Bariton)
Ein Kammerchor
Ort und Zeit: Eine Sandbank im Meer zu unbestimmter Zeit.

Einziger Akt.
Das Bühnenbild zeigt eine Sandbank mit dem Wrack eines gestrandeten Seglers.
Man kann die trostlose Strandgegend wahrlich nicht als Touristenattraktion bezeichnen, aber drei Urlauber blicken gespannt auf das alte Wrack, das durch die Ebbe fast zur Gänze sichtbar geworden ist. Die drei Touristen sind, wie der Zuschauer erfährt, auf einer Vergnügungsreise ausgerechnet hier angekommen: Der ältere Herr, ein Bankier mit seiner viel jüngeren Geliebten und ein junger Mann, der nicht gerade einen vertrauensseligen Eindruck macht.

Aber die drei sind neugierig und überlegen, wie sie zum gestrandeten Segler gelangen können. Gibt es dort vielleicht Geheimnisse zu entdecken? Ein Fischer, der in diesem Moment auftaucht, kommt den dreien daher gerade recht; sie bitten ihn, sie zum Wrack zu führen. Der einsilbige Mensch ist zunächst recht unwillig, stimmt dann aber zu, denn er findet an der hübschen jungen Frau Gefallen; er führt also die drei durch den Schlick zum Wrack.

Während die kleine Gruppe den alten Segler besichtigt, kommt die Flut zurück und das Wasser steigt schnell höher und höher, bis es das Schiffswrack vollständig umschließt. Die vier haben, obwohl das verrottende Wrack wirklich keine Geheimnisse enthält, völlig die Gezeiten außer Acht gelassen, aber jetzt bekommt es der Herr Bankier mit der Angst um sein Leben zu tun. Er bietet sein ganzes mitgeführtes Geld demjenigen, der sich traut, ans Ufer zu schwimmen um ein Boot zu holen. Aber weder der Fischer noch der zwielichtige junge Mann legen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, auf das Geld des Bankers keinen Wert. Der Fischer schäkert ganz offen mit der hübschen jungen Frau, ohne auf deren Geliebten Rücksicht zu nehmen. Und die ist von den muskulösen Armen des Fischers sehr angetan und geht auf den Flirt offensichtlich gerne ein. Der junge Mann aber zeigt seinen wahren Charakter: Er denkt nur noch daran, bei der nächstbesten Gelegenheit den Bankier zu berauben.

In der Zwischenzeit ist die Flut wieder zurückgegangen und der gerade noch in Todesangst schwebende Banker ist wieder obenauf. Allerdings holt ihn der junge Mann wieder in die harte Realität zurück: Er fordert ihn auf, seine vollständige Barschaft herauszugeben. Das lehnt der Alte jedoch rundheraus ab – der junge Mann fackelt nicht lange, zieht ein Messer und sticht ihn, völlig ungerührt, nieder. Entsetzt schreit das Mädchen – seine – Geliebte – auf, doch als der junge Mann sie auffordert, mit ihm zu kommen, siegt in ihr der Wunsch nach einem sorglosen Leben mit Luxus. Und genau diese Haltung hatte sie schon in die Arme des Toten getrieben, Liebe war es nicht und wird es auch bei dem jungen Mann nicht sein.

Der Fischer steht die ganze Zeit mit entsetztem Gesichtsausdruck daneben, unfähig, sich zu äußern oder zu reagieren. Er nimmt auch nicht wahr, dass die beiden jungen Leute verschwinden. Als er dann plötzlich zu sich kommt, verfällt er in seiner Naivität in eine Art Trance, sieht, wie das junge Mädchen zu ihm zurückkommt – die Realität ist jedoch anders: Er ist allein, die junge Frau kommt nicht zu ihm zurück…

© Manfred Rückert

Anmerkungen:

Boris Blacher beschränkt sich auf eine minimale Instrumentengruppe, ein Orchester in ursprünglichen Sinn gibt es nicht: Fünf Bläser und ein Streichquintett. Damit gelingt es dem Komponisten, die vier handelnden Personen musikalisch, melodisch und rhythmisch reich kontrastierend, zu charakterisieren. Das hier völlig Ungewöhnliche ist, dass der geforderte Kammerchor die szenischen Anweisungen mitsingt. Daraus wird deutlich, dass die Autoren das Werk ursprünglich als Funkoper konzipiert hatten.

Der in diesem Nachkriegswerk eingesetzte Minimalismus in Besetzung, Orchestrierung, Raumbedarf sowie den geringen Anforderungen an die Bühnentechnik findet sich auch in der „Nachtschwalbe“ von 1948 (siehe auch die entsprechende Inhaltsangabe im Troubadour-Forum. Diese Einschränkungen muss man den widrigen Umständen der Nachkriegszeit zurechnen, die stilistischen Gemeinsamkeiten der beiden Einakter sind aber unverkennbar: Es werden gesellschaftskritische Themen behandelt.

Die Flut“ fand, wie auch die spätere „Nachtschwalbe“, in das Bühnenrepertoire keinen Eingang. Im Jahre 2010 wurde „Die Flut“ allerdings mit zwei anderen Kurzopern Blachers („Abstrakte Oper Nr.1“ und „Ariadne“) an der Komischen Oper in Berlin inszeniert.

Eine Aufnahme von Blachers Oper habe ich beim Urwaldfluss gefunden. Die Angaben über die Ausführenden sind spärlich: Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks, Otto Matzerath, Erna Spoorenberg, Georg Stern, Josef Traxel, Dietrich Fischer-Dieskau

Blacher: Die Flut

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