informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

BRITTEN, Benjamin: DIE DREHUNG DER SCHRAUBE ODER DIE SÜNDIGEN ENGEL (The turn of the screw)

Benjamin Britten (1913-1976):
THE TURN OF THE SCREW
(Die Drehung der Schraube / Die sündigen Engel / Die Besessenen)
Oper in zwei Akten mit einem Prolog

Libretto von Myfanwy Piper nach „The Turn of the Screw“von Henry James
Originalsprache: Englisch.

Uraufführung am 14. September 1954 im Teatro La Fenice, Venedig.

Personen der Handlung:
The Prologue / Der Prolog (Tenor)

Die Gouvernante (Sopran)
Miles und Flora, Kinder in ihrer Obhut (Knabensopran und Sopran)
Mrs. Grose, Beschließerin (Sopran)
Quint, ein früherer Diener (Tenor)
Miss Jessel, eine frühere Gouvernante (Sopran)

Ort und Zeit: In und um Bly, einem Landsitz in Ostengland, um 1850.

Prolog.
Der Prologus berichtet, dass der Vormund von Miles und Flora, der in London lebt, seine Verantwortung für die beiden Kinder vollständig auf die neue Gouvernante abgewälzt hat. Seine Grundlage ist die längst verblasste Aufzeichnung einer Gouvernante, die das nicht so ganz verständliche Geschehen aus vergangener Zeit beschreibt.

Erster Akt: Die Reise.
Wir lernen zunächst die Gouvernante kennen, die nämlich ernsthaft überlegt, ob ihre Entscheidung, nach Bly zu fahren und die Erziehung der beiden Kinder zu übernehmen, die Richtige war. Sie sitzt also mit klopfendem Herzen in der Kutsche.

Der Empfang.
Flora und ihr Bruder sind während der Sommerferien wieder auf Bly und erwarten gerade aufgeregt die neue Gouvernante. Mrs. Grose hat alles für den Empfang der neuen Angestellten vorbereitet. Dabei haben die beiden fröhlichen Kinder sie mit allerhand Fragen bestürmt, daraus erfahren wir, das Mrs. Grose froh ist, die Verantwortung für die Rangen los zu werden. Als die neue Gouvernante in das Haus kommt, bedankt sie sich mit ebenso freundlichen Worten für den Empfang.

Der Brief.
Bereits am nächsten Tag wird für die Gouvernante ein Schreiben abgegeben, in dem es heißt, dass Miles wegen seines schlechten Benehmens mit der Folge eines schlechten Einflusses auf die Mitschüler von der Schule verwiesen wird. Weil sie aber von Mrs. Grose über den Brief der Schulleitung beschwichtigt wird, geht die Gouvernante darüber hinweg. Aber sie entschließt sich, den Unterricht der Kinder umgehend selbst zu übernehmen.

Der Turm.
E
s wirkt etwas unheimlich, als die Gouvernante am Abend durch den wirklich schönen Garten spazieren gehrt und einen Turm erspäht. Als sie auf ihn zugeht, sieht sie plötzlich schemenhaft einen Mann auf dem Turm – stockt und geht dann schnell zurück. Ziemlich verwirrt, betritt sie das Haus.

Das Fenster.
Aus ihrem Zimmerfenster sieht sie einen Schatten, der sogar näher kommt und ins Zimmer blickt. Sie will ihn zur Rede stellen, aber plötzlich ist der Mann wieder weg, Sie geht zu Mrs. Grose, schildert ihr das Gesehene und erfährt, dass es nach der Schilderung der Gouvernante nur der frühere Diener Quint gewesen sein kann. Die Gouvernante hört, dass jener Quint ein Techtelmechtel mit Mrs. Jessel, der letzten Gouvernante, hatte und die von Quint in den Tod getrieben wurde. Außerdem war sein Einfluss auf Miles und Flora nicht gut. Die Gouvernante äußert, dass sie unbedingt die Kinder beschützen muss!

Der Unterricht.
Hatte die Gouvernante den siebten Sinn? Jedenfalls scheinen sich ihre Vorahnungen, dass nämlich die Kinder unter Quints – obwohl er schon tot ist – negativem Einfluss stehen, jetzt zu bestätigen. denn Miles singt plötzlich ein recht merkwürdiges Lied (Malo, ich wollte lieber in einem Apfelbaum sitzen als ein unanständiger Junge im Unglück sein).

Der See.
Die Gouvernante geht mit Flora an einem sonnigen Tag durch den Park von Bly spazieren. Sie kommen an dem kleinen See vorbei, und Flora entwickelt plötzlich eine besondere geographische Phantasie, bei der sie Gewässer rezitiert – unter anderem das „Tote Meer“. Dann singt sie ihre Puppe, die sie unentwegt im Arm hielt, in den Schlaf. Währenddessen wurde am anderen Ufer eine Frau sichtbar, die beide als Mrs. Jessel zu erkennen glauben. Die Gouvernante, die glaubt, dass auch Flora sie gesehen hat und nur die Ahnungslose spielt, schickt Flora sofort weg. Dann fragt sie sich, ob die Kinder vielleicht mit geheimen Gespenstern im Einverständnis sind? Sie macht sich auf die Suche nach Miles.

Nachts.
Der hat sich, von Quints Lockruf angezogen, im Nachthemd in den Park begeben. Er will der auf dem Turm sichtbaren Gestalt antworten. Dann geschieht merkwürdiges: In das Zwiegespräch mischt sich die Stimme von Mers. Jessel, die Flora ruft. Das Mädchen erwacht aus dem Schlaf und tritt ans Fenster um der Gestalt am Seeufer zu antworten. In diesem Moment kommen Mrs. Grose und die Gouvernante – und der Gespensterspuk ist zu Ende. Während die Beschließerin Flora ins Bett bringt und die Gouvernante knöpft sich Miles vor, doch der sagt nur „Sehen Sie nicht selbst, dass ich schlecht bin?“

Zweiter Akt.

Zwiegespräch und Selbstgespräch.
Die aneinander geketteten Quint und Mrs. Jessel benötigen, um die Unschuld der Welt zu zerstören, eine Seele aus dem Jenseits. Die Gouvernante fühlt sich dem Geschehen völlig hilflos gegenüber. Der Hintergrund: Mrs. Jessel wirft Quint vor, sie ins Verderben gestürzt zu haben, was der jedoch bestreitet. Was beide aber vereint, ist der Neid auf die Unschuld der Lebenden; also werden sie sie in den Abgrund der eigenen Verworfenheit gestürzt.

Die Glocken.
Man hört die Kirchenglocken zum Sonntagsgottesdienst läuten und man sieht die Kinder während des Spaziergangs über den Kirchhof vergnüglich Psalmengesänge intonieren. Für Mrs. Grose ist das Kinderei und nicht zu beanstanden, die Gouvernante sieht das aber anders, denn sie glaubt, gotteslästerliches Treiben zu erkennen und sogar einen Beweis für die Besessenheit von Flora und Miles. Als Mrs. Grose vorschlägt, darum den Vormund einzuschalten, hält die Gouvernante das für übertrieben.Mrs Grose geht mit dem Mädchen voraus in die Kirche und Miles fragt seine Gouvernante, wann er wieder in die Schule darf. Da sie dieser Frage ausweicht, antwortet er patzig und sie verwirrend, dass sie nicht soviel über ihn und die anderen nachdenken solle. Das ist für die Gouvernante der Grund, über ihre Flucht aus Bly ernsthaft nachzudenken

Miss Jessel.
Die Gouvernante ist inzwischen ihrer Vorgängerin im Haus begegnet – sie hat sie nämlich an ihrem Schreibtisch sitzend gesehen. Als sie sie, nicht ohne Entsetzen in der Stimme, anspricht, verschwindet die Vorgängerin unter Schmerzlauten. Dieses Bild vor Augen, kommt die Gouvernante jedoch zu dem Entschluss, auf Bly zu bleiben und die Kinder nicht im Stich zu lassen. Weil sie aber die Geisterwelt allein nicht besiegen kann, will sie nun den Vormund der Kinder um ein Gespräch bitten.

Das Schlafzimmer.
Miles hockt bei Kerzenschein in seinem Zimmer und singt das Malo-Lied vor sich hin. Die Gouvernante tritt ein und eröffnet ihm, dass sie seinen Vormund angeschrieben und um eine Unterredung gebeten habe. Ihren Fragen nach den Vorkommnissen in der Schule und über frühere Zeiten weicht der Junge aus und wird sogar nervös. Plötzlich hört man die warnende Stimme von Quint. Miles schreit auf und die Kerze erlischt – behauptet aber, dass er die Kerze gelöscht habe.

Quint.
Quints wispernde Stimme warnt vor dem Inhalt des Briefes an den Onkel und Vormund. Er flüstert Miles ein, sich in den Unterrichtsraum zu schleichen und jenen Brief der Gouvernante an sich zu nehmen. Das Kind gehorcht ihm wie traumwandlerisch und kommt dann mit dem Schriftstück zurück.

Das Klavier.
Im Unterrichtszimmer bringt Miles es mit seinen Fähigkeiten auf dem Klavier Mrs. Grose zu beeindrucken. Nachdem Flora sie mit einem Kinderspiel schläfrig gemacht hat, verlässt sie unbemerkt das Zimmer. Der Gouvernante wird bewusst, dass Miles’ Klavierspiel wohl nur eine Ablenkung war. Sie ruft. Mrs Grose, informiert sie und beide eilen nach draußen, um Flora zu suchen.

Flora.
Die Guovernante und die Beschließerin entdecken das Mädchen am See. Schlimmer ist es, dass sie am jenseitigen Ufer Miss Jessel ihr Unwesen treiben sehen. Flora leugnet, dass sie irgendwen dort sieht und Mrs. Gros glaubt ihr, weshalb dann die Gouvernante ungehalten reagiert. Dass wiederum macht Flora wütend, reagiert sogar schimpfend und wird von Mrs. Grose vom See ins Haus gezogen. Die Gouvernante ist geschockt und muss sich eingestehen, dass sie Flora verloren hat.

Miles.
Am anderen Morgen, Flora und die Beschließerin sind reisefertig, um nach London zum Vormund zu fahren, äußert sich Mrs. Grose mit Bestürzung über das am Vortag erlebte, das sie unaussprechlich findet und mit zunehmender Bestürzung reflektiert hat. Außerdem wird klar, dass Miles den Brief der Gouvernante an den Vormund gestohlen hat. Als Mrs. Grose mit Flora abgefahren sind, sucht die Gouvernante mit Entschlossenheit eine klare Entscheidung mit Miles herbeizuführen. Sie muss ihn vor dem Verderben schützen. Hier kommt Quint ins Spiel; der setzt alles daran, den Jungen zu sich zu ziehen. Zunächst gelingt es der Gouvernante, von Miles das Geständnis des Briefdiebstahls zu erhalten. Sie beschwört Miles, die Existenz von Quint zu bestätigen. Als er dann tatsächlich den Namen des Satans nennt, ist es plötzlich mit dem Spuk vorbei. Aber Miles hat verloren, hat den Exorzismus nicht überlebt – und die Gouvernante erkennt es als ihre Schuld. Traurig, eher noch mit tiefster Erschütterung zu bezeichnen, sitzt sie da und singt plötzlich das Malo-Lied…

Anmerkungen:
„The Turn of the Screw“ (die deutsche Übersetzung dieses Titels ist mehrdeutig) ist eine Herausforderung für den Zuschauer. Es war schon eine Herausforderung, als Henry James seine Erzählung gegen Ende des 19.Jahrhunderts herausgab. Tatsächlich geben weder die Textvorlage noch das Bühnenwerk eine genaue Deutung der Handlung. Man kann die Geschichte als eine Geistergeschichte deuten, kann sie aber genauso gut als eine psychologische Studie über eine Gouvernante im viktorianischen England sehen. Es gibt auch den Hinweis auf einen ausgeführten Exorzismus.

Das Werk jedenfalls hat Britten für die English Opera Group komponiert und ihr auch gewidmet. Mit den Vorgänger-Werken „Der Raub der Lukretia“ und „Albert Herring“ hat es gemeinsam, dass es für ein kleines Orchester geschrieben wurde, nämlich für nur 13 Instrumente.

Nach der Uraufführung in Venedig kam Brittens Oper noch im gleichen Jahr, 1954, in London heraus, 1955 schon in München, 1957 in Stratford (Ontario) und Berlin. Es gibt von der Uraufführung eine Platten-Einspielung. Die erste Aufführung in deutscher Sprache fand auch schon 1957 in Darmstadt statt.

© Manfred Rückertt

Folgende Aufnahmen sind im Handel erhältlich:

Produktbild Produktbild

Produktbild   Benjamin Britten (1913-1976): The Turn of the Screw op.54, 2 CDs

Benjamin Britten: The Turn of the Screw op.54 (Opernfilm), DVD  Benjamin Britten (1913-1976): The Turn of the Screw op.54, DVD

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis