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Der kleine Bruder des großen Joseph: Michael Haydn.

Ich habe oft gelesen, dass manche Musikfreunde die Anschaffung von Boxen mit einer Werkauswahl der Komponisten ablehnen. Welche Gründe dafür auch immer ins Feld geführt werden – ich kann diese Gründe nicht nachvollziehen. Bekommt der Musikfreund doch mit diesen Angeboten in der Regel ein umfassendes Bild des Komponisten geboten.

Ich habe mir insofern diese umfangreiche Auswahl von Werken des Salzburger Haydn angeschafft und bin mehr als zufrieden damit: Die Werkauswahl bezieht neben den Sinfonien und den geistlichen Werken auch drei seiner Opern (Andromeda und Perseus, Die Hochzeit auf der Alm und Der Bassgeiger zu Wörgl) mit ein und hat auch noch Kammermusik in unterschiedlichen Besetzungen zu bieten:

““Michael“

Momentan beschäftigt mich die „Missa a due cori“, die Michael Haydn im Auftrag des Spanischen Hofes schrieb. Dieser Fakt trug dem Werk den populären Titel „Missa Hispanica“ oder „Spanische Messe“ ein. Das Stück ist für zwei Chöre, Soli, Streicher, Oboen, Hörner, Fagotte, Trompeten, Pauken und Basso continuo gesetzt und wurde 1792 zum ersten mal aufgeführt. Maria Zadori, Judit Nemeth, Peter Drucker, Istvan Kovacs sind in meiner Aufnahme der Firma Hungaroton die Solisten und Pal Nemeth dirigiert den Debrecen Kodaly Chor und die Capella Savaria (mit Originalinstrumenten).

Eine ungemein fesselnde Interpretation, in der alle das Beste geben. Die Solisten sind mir als Kenner der Materie aufgefallen und deklamieren nicht wie Opernsänger; sie beherrschen auch die sakrale Musikrichtung. Ich kann diese Aufnahme allen Kirchenmusikfreunden bestens empfehlen!

Liebe Freunde der Missa sacra!

Es gibt eine weitere Messe von Michael Haydn die soeben verklungen ist und die mich in ihrer musikalischen Diktion anspricht, nämlich die „Missa in honorem Sanctae Ursulae“, die auch als „Missa Chiemsensis“ bezeichnet wird. Auch sie ist in der oben gezeigten Michael-Haydn-Collection enthalten. Sie ist in ihrer Tonqualität allerdings nicht so ansprechend, wie die oben erwähnte „Missa Hispanica“ des Labels Hungaroton. Als technischer Laie weiß ich natürlich keine Begründung anzugeben – liegt es an der Originalaufzeichnung, die im Februar 1990 im Studio 1 des Bayerischen Rundfunks entstand, oder vielleicht doch an der 2019 bei Brilliant-Classics entstandenen Reproduktion. Woran es auch liegen mag: Ich bemühe mich, dieses Manko zu überhören – was mir auch immer gelingt.

Die Interpreten lassen auch in diesem Fall bei mir keine Wünsche offen, sind offensichtlich Kenner der sakralen Musik und der Interpretation: Mechthild Bach (S), Gabriele Binder (A), Karl-Heinz Lampe (T) und Joachim Gebhardt (B); es singt der Münchner Motettenchor, es speilt das Residenzorchester München. Und der Kirchenmusiker Hans Rudolf Zöbeley dirigiert die wunderschöne Missa.
Was mir bei alllen Messen von Michael Haydn aufgefallen ist: Er hat in jeder bisher gehörten Messe das Sanctus verhältnismäßig kurz (hier sind es gerade mal anderthalb Minuten), dafür das Benedictus mit über 6 Minuten ausgiebig vertont. Ihn muss der Text offensichtlioch angesprochen haben.
Die Musik ist nach meinem Eindruck dem Spätbarock zuzuordnen, vielleicht als Abgrenzung zur Kompositionsweise seines Bruders Joseph gedacht (so habe ich jedenfalls gelesen). Eine Missa, die mir gefällt.

Fürsterzbischof Sigismund Schrattenbach, ein im Volk sehr beliebten Landesfürst und großer Mäzen der Künste, starb am 16. Dezember 1771. Michael Haydn erhielt den Auftrag, für die Begräbnisfeierlichkeiten eine Totenmesse zu schreiben. Es war das Requiem in c-Moll.

Mit der Missa pro Defuncto Archiepiscopo Sigismundo präsentierte Haydn das erste große kirchenmusikalische Werk für den Salzburger Hof, es entstand aber auch unter dem Eindruck des Todes seines einzigen Kindes, Aloisia Josepha, die am 27. Januar 1771, noch vor Vollendung des ersten Lebensjahres, gestorben war. Auf den 16jährigen Wolfgang Amadeus Mozart – Vater und Sohn Mozart wirkten bei der ersten Aufführung mit – hat das Schrattenbach-Requiem jedenfalls einen nachhaltigen Eindruck gemacht, wie ihren Äußerungen zu entnehmen ist.

Der düstere Glanz, der über dem ganzen Werk liegt, wird schon im Introitus und Kyrie für den Hörer deutlich. Trompeten und Posaunen bestimmen die Grundierung und der gekonnt verwendete strenge Chor-Satz lässt mich sofort an die Unerbittlichkeit des Todes denken.

Haydn verwendet das musikalische Material im Dies irae durch eine rondoartige Wiederkehr des Anfangsthemas. Die zahlreichen Bilder, mit denen vom jüngsten Tag in der Sequentia berichtet wird, nimmt Haydns auf: so das „Zittern“ bem Quantus tremor, im Tuba mirum durch Trompetenfanfaren und im Confutatis werden durch Streicherfiguren das züngeln der Flammen verdeutlicht.

Für mich auffällig ist der Beginn des Sanctus und Benedictus, denn Haydn stellt die Solisten dem Chor voran und benutzt nicht nur liedhafte Melodik sondern auch Anklänge an einen Ländler. Der Gedanke, dass das unpassend ist, kommt nicht auf. Es scheint alles organisch gewachsen zu sein.

Das Agnus Dei überrascht durch seinen leidenschaftlichen Ausdruck mit deutlichen Stimmungsumschwüngen und in den Schlusssätzen nimmt der Komponist das musikalische Material aus dem Beginn (Introitus und Communio) wieder auf. Das wirkt wie eine Klammer oder besser: man gewinnt als Zuhörer den Eindruck zyklischer Geschlossenheit.

Ein beeindruckendes Werk, das dem Liebhaber der musica sacra nur empfohlen werden kann. In meiner Aufnahme (bei Hungaroton erschienen) singen Iboyla Verebics (S), Judith Nemeth (MS), Martin Klietmann (T) und Jozsef Moldvay, Das Solo-Cello im Incarnatus est spielt Maria Frank. Helmuth Rilling dirigiert den ungarischen Radio und Fernsehchor und das Liszt Ferenc Kammerorchester Budapest.

Michael Haydn (1737-1806): Michael Haydn Collection, 28 CDs

Lieber Manfred,,

ich habe die gleiche Box wie du, und wenn man beide Haydn-Brüder zusammen nimmt, gibt es wohl keine größere und bedeutendere Sammlung an Messen wie die unter dem Namen Haydn versammelte.  Der Jüngere hat zwar die größere Anzahl an Messen kompooniert, gut doppelt so viele, der ältere, der auch länger gelebt hat, jedoch, wie mir scheint, die z. T. gewichtigeren ,
(z. B. Missa in tempore belli und Missa in Angustiis und Harmoniemesse, um nur die wichtigsten zu nennen). Der jüngere hat jedoch, wie ich finde, unter seinen geistlichen Werken ganz erstaunliche geschaffen (mit denen ich mich bisher beschäftigt habe),  wie die Missa in honorom sancti cyrilli et methodii, die über 50 Minuten misst und die er mit 21 Jahren komponiert hat:

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oder das c-moll-Requiem (Schrattenbach-Requiem), das ich eben noch bis zum Ende der Sequenz gehört habe, bei dem mir auffiel, dass er die Sequenz ganz anders aufgefasst hat als z. B, Mozart und später auch Verdi, die die einzelnen Glieder der Sequenz sehr ausführlich ausgearbeitet haben. Bei Michael Haydn  dauert die ganze Sequenz gerade mal 8 Minuten vom Dies irae bis zum Amen  vor dem Offertorium. Und das Ganze hält er in einem faszinierend strengen Schrittrhythmus mit nur ganz wenigen Aufhellungen darin;

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Ich werde mit in den nächsten Tagen noch die eine oder andere Messe anhören.

Liebe Grüße

Willi

Lieber Willi,

ich muss Dir Recht geben in der Beurteilung der Messen der Haydn-Brüder. Ich habe zwar nicht alle Messe-Vertonungen Joseph Haydns, aber in meiner Sammlung sind die von Dir erwähnten Missae auch enthalten. Und im Vergleich steht auch für mich fest, dass Joseph Haydn die gewichtigeren Kompositionen geachrieben hat. Aber: Michael Haydn dürfte die für den Salzburger Erzbischof Colloredo „angenehmeren“ geschrieben haben, denn sie werden seiner Verfügung, dass die Musik nicht länger als 45 Minuten in Anspruch nehmen dürfe, gerecht. Eine solche Komposition muss, denke ich, gegenüber den Werken, in denen der Küsntler sich „ausleben“ darf, abfallen. Und ich glaube auch festgestellt zu haben, dass Michael Haydn die meisten seiner Messen nicht vollständuig vertont hat, es sind nach meinem Höreindruck ganze Textstellen ohne Musik geblieben. Warum er so vorgegangen ist, erschließt sich mir nicht.
Trotz dieser erwähnten Mankos will ich feststellen, dass mir die Kompositionen Michael Haydns, auch die Sinfonien und Konzerte, die in jener Box enthalten sind, gefällt. Und wenn sogar der große Wolfgang Amadeus die Musik dieses Haydn goutiert hat, dann stelle ich mich gerne dazu.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!!!

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