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Troubadour-Forum für klassische Vokal- und Instrumentalmusik

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Dichter und ihre Ausstrahlung ins Kunstlied

Hallo

Hier ein Beitrag, den ich in die Facebook-Gruppe gesetzt habe:

Ein faszinierender Aspekt des Kunstliedes ist das Zusammentreffen zweier Kunstformen – der Lyrik und der klassischen Komposition. Über die Gratulationen und Gedenktage, die ich täglich einstelle, lerne ich zahlreiche Dichter und Schriftsteller kennen. Wieso also nicht den Weg über die Poesie zu den Liedern nehmen?
Nehmen wir den französischen Schriftsteller Henri de Régnier, der auch unter dem Pseudonym Hugues Vignix veröffentlichte. Sein Metier war in erster Linie die Antike. Er wurde 1864 im Departement Calvados geboren und starb 1936 in Paris.
Er war eines der 40 auf Lebenszeit berufenen Mitglieder der Académie francaise, die 1635 unter Ludwig XIII. auf Betreiben des französischen Ministers und Kardinals Richelieu gegründet wurde. Sie nannten sich die „Unsterblichen“ und widmeten sich stark der Vereinheitlichung und Pflege der französischen Sprache.
Gedichte Régniers wurden unter anderem von Reynaldo Han, Gabriel Fauré, Albert Roussel oder Ethel Smyth vertont.
Einige der Vertonungen stelle ich hier ein:
 
Reynaldo Hahn: Au pays musulman
 
Albert Roussel: Invocation
 
Ethel Smyth: Chrysilla
 
Die Vertonung von „Que me fait toute la terre“ von Gabriel Fauré habe ich in youtube leider nicht gefunden.
 
Sehr schön auch dieses Video, das dem Gedicht „Odelette“ Musik von Henri Chausson unterlegt.
 
Gruß Wolfgang
Hallo
 
Ich möchte mich dem Kunstlied wieder von einem in diesem Metier bedeutungsvollen, ansonsten weitgehend vergessenen Dichter nähern – Richard Fedor Leopold Dehmel (1862-1918). Im Spreewald geboren, besuchte er die Gymnasien in Berlin und Danzig. In Berlin studierte er Philosophie, Naturwissenschaften und Nationalökonomie. Zum Broterwerb arbeitete er einige Jahre beim Zentralverband Deutscher Privater Feuerversicherungen in Berlin. Diese gänzlich unkreative Tätigkeit schien ihn beflügelt zu haben: „Es ist mir wie den Singvögeln ergangen, die meist erst im Käfig ihre volle Stimme entwickeln“.
Er hatte Kontakt zu den Berliner Naturalisten, denen auch Otto Erich Hartleben zuzurechnen war, der ebenfalls im Kunstlied seinen Niederschlag fand.
Ein Rechtsstreit (und zugleich auch Streit unter Künstlern) um die offenbar zu sexuelle Darstellung der biblischen Maria Magdalena im Gedichtband „Weib und Welt“, den er verlor, machte ihn in der damaligen Zeit prominent.
Vertonungen von Dehmel-Gedichten finden sich bei Richard Strauss, Jean Sibelius, Hans Pfitzner, Max Reger, Anton Webern, Arnold Schoenberg, Kurt Weill u.v.a.
 
Richard Strauss – Mein Auge:
 
Arnold Schoenberg: Erhebung
 
Korngold:; Glückwunsch
 
Anton Webern: Ideale Landschaft
 
Alexander Zemlinsky: Meeraugen
Gruß Wolfgang

Ich möchte, wenn ich darf, auch mal einen Beitrag unter diesem Thema schreiben, und zwar dank meiner Beschäftigung mit dem Gesamtliedschaffen des größten Liederfürsten unter allen Komponisten, Franz Schubert, der mindestens 600 Lieder komponiert hat. Diese riesige Anzahl wurde erst möglich, weil er planvoll nach bestimmten Dichtern und Dichtergruppen suchte und sie auch fand, wobei ausgerechnet der größte aller Dichterfürsten, Johann Wolfgang von Goethe, dem Schubert im Frühjahr 1816 sechezehn Vertonungen Goethescher Gedichte zusandte, anscheinend nicht begeistert von den Kompositionen war, die heute mit zu den größten Liedkompositionen Schuberts zählen. Er schickte sie Schubert kommentarlos zurück, wodurch dieser tief gekränkt war, sich aber nicht von seinem Vorhaben abbringen ließ.

Wie wir heute wissen, zählten  zu den Dichtern Schubertscher Lieder neben Goethe und Schiller auch Wilhelm Müller, Ludwig Rellstab, Heinrich Heine, Johann Baptist Mayrhofer, zahlreiche Freunde Schuberts und europäische Dichter wie James Macpherson (Ossian), William Shakespeare (in Übersetzungen), Petro Metastasio und andere, die allesamt in der Gesamtausgabe den bereits von Schubert gebildeten Dichtergruppen angehören.

So gibt es auch eine große Gruppe von „Dichtern der Empfindsamkeit“, die in der Gesamtausgabe auf 6 CD’s verteilt sind. In dieser Gruppe befinden sich neben mir bekannteren Dichtern wie Friedrich von Matthisson, Matthias Claudius, Ludwig Christoph Heinrich Hölty auch solche, die ich erst durch die Beschäftigung mit Schuberts Liedschaffen kennengelernt habe wie Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 – 1818), der in Greifswald geboren wurde, erst Pfarrer auf Rügen war und dann als Professor an die Universität Greifswald ging. Er machte sich auch als Dichter einen Namen. Von Kosegartens Gedichten , die in der Universitätsbuchhandlung Greifswald 12 Bände füllen, hat Schubert zwanzig vertont, die in der vorliegenden Gesantausgabe das ges. Vol.5 der o. a. großen Gruppe füllen. In der Gesamtausgabe ist es CD Nr. 23.

Ich habe hier als Hörbeispiel „Die Mondnacht“ D. 238, gesungen von Lydia Teuscher, Sopran und Ulrich Eisenlohr am Flügel:

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Und als zweites Beispiel „Nachtgesang“ D. 314, , gesungen von Thomas E. Bauaer, Bariton und wieder Ulrich Eisenlohr, Klaiver:

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Die Liedtexte sind zu finden unter

http://www.naxos.com/schubertcompletelieder/CD23

Liebe Grüße

Willi?

Hallo

Christian Morgenstern: Vöglein Schwermut
 
Von Christian Morgensterns Gedicht „Vöglein Schwermut“ liegen mehrere Vertonungen vor. Das dunkle Lied über den Vogel, der – ähnlich wie die Loreley – den Tod bringt, findet sich sowohl in den Liedern von Alexander Zemlinsky, als auch bei Heinz Holliger und Hans Gal.
 
Hier die Nr. 3 aus den 6 Liedern Opus 10 von Alexander Zemlinsky. Entstanden im Jahr 1901, als Zemlinsky in Alma Schindler verliebt war, gleichzeitig unter ihren Demütigungen über sein Wesen und Aussehen erlitt.
Die Aufnahme stammt von Hans Peter Blockwitz und Cord Garben:
 
Auch Heinz Holliger hat das Gedicht vertont. Wir hören Anna-Lena Elbert und Doriana Tchakarova:
 
Die dritte Vertonung, die ich ausgewählt habe, stammt von Hans Gal. Christian Immler hat das Werk mit Helmut Deutsch eingespielt:
 
Gruß Wolfgang

Peter Anders singt Hugo Wolf. Das Lied gibt es auch als orchestrale Aufnahme, was mich mehr anspricht als die Klavierfassung, auch wenn es Michael Raucheisen ist.

http://www.youtube.com/watch?v=1njR9k6obgU

Der Text kann zu Herzen gehen. Und von wem sonst als von Eichendorff kann er sein:

Wer in die Fremde will wandern,
Der muß mit der Liebsten gehn,
Es jubeln und lassen die andern
Den Fremden alleine stehn.

Was wisset ihr, [dunkele]1 Wipfel,
Von der alten, schönen Zeit?
Ach, die Heimat hinter den Gipfeln,
Wie liegt sie von hier so weit?

Am liebsten betracht' ich die Sterne,
Die schienen, wie ich ging zu ihr,
Die Nachtigall hör' ich so gerne,
Sie sang vor der Liebsten Tür.

Der Morgen, das ist meine Freude!
Da steig' ich in stiller Stund' 
Auf den höchsten Berg in die Weite,
Grüß dich, Deutschland, aus Herzensgrund!

Herzlichst Sir Morosus

Hallo

Gestern vor 140 Jahren wurde Franz Kafka geboren. Die Vertonung seiner Texte hält sich in Grenzen und findet sich meist im eher zeitgenössischen Bereich. Doch auch Ernst Krenek hat sich eines Textes von ihm bedient.

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Gruß Wolfgang

Hallo
 
Hans Christian Andersen; dänischer Dichter (1805-1875)
Die bekannteste Vertonung ist wohl „Der Soldat“ von Robert Schumann nach dem gleichnamigen Gedicht, das 1835 erschien. Es erschüttert mich stets auf Neue.
Es singt Thomas Hampson, der von Geoffrey Parsons begleitet wird.
 
Hier noch die Grieg-Vertonung des Gedichtes „Du mein Gedanke“, gesungen von Hermann Prey.
 
Gruß Wolfgang

Heute kam mir bei der Suche nach einem neuen Lied der Dichter Johannes Peter Silbert (1777-1844) unter, der u. a. das Gedicht „Abendbilder“ (1819) verfasst hat und dessen Vita ich hier kurz einstellen möchte:

Silbert: Johann Peter S., geboren am 29. März 1777 (nach dem Nekrolog der Deutschen XXII, 1045 im J. 1772) zu Kolmar, verließ beim Ausbruche der französischen Revolution sein Heimathland und studirte in Mainz. Darauf irrte er längere Zeit ohne bestimmtes Ziel umher und kam im J. 1817 nach Oesterreich. Nachdem er kurze Zeit Lehrer am Collegium in Klausenburg (Siebenbürgen) gewesen war, wurde er Zeichenlehrer an der Nationalhauptschule und Professor am Gymnasium in Kronstadt. Von hier aus begab er sich nach Wien, wo er eine Anstellung als Professor der französischen Sprache und Litteratur am Polytechnikum erhielt. Im J. 1835 legte er seine Stelle nieder und widmete sich ausschließlich der religiösen Schriftstellerei. Er starb am 27. December 1844 in Wien. S. war nicht Geistlicher, sondern Laie und verheirathet. Von seinen drei Kindern bewährte sich namentlich eine Tochter als treue Helferin bei seinen Arbeiten. „Mit S. können an Fruchtbarkeit nur wenige Schriftsteller der Neuzeit verglichen werden. Hat er auch zunächst als Verfasser und Uebersetzer asketischer und erbaulicher Schriften sich bekannt und beliebt gemacht, so verdienen doch auch seine vielfach höchst gelungenen Uebersetzungen kirchlicher Hymnen und anderer Dichtungen in fremden Sprachen, sowie seine eigenen poetischen Versuche, die durch reinen kirchlichen Geist und durch anmuthige Form sich auszeichnen, alle Anerkennung“ (Brühl, Geschichte d. kath. Lit. Deutschlands. 2. Ausgabe. Wien 1861, S. 390).
https://www.deutsche-biographie.de/sfz80295.html

Hier ist noch einmal das fragliche Gedicht in der Vertonung von Franz Schubert und in der Interpretation von Christian Gerhaher, begleitet von Gerold Huber:

 

Liebe Grüße

Willi😀

Ein weiterer, sehr prominenter Dichter, dessen Gedichte sehr oft vertont wurden, ist ohne Zweifel der Düsseldorfer Heinrich Heine:

Christian Johann Heinrich Heine (* 13. Dezember 1797 als Harry Heine in Düsseldorf, Herzogtum Berg; † 17. Februar 1856 in Paris) war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts.

Er gilt als einer der letzten Vertreter und zugleich als Überwinder der Romantik, machte die Alltagssprache lyrikfähig, erhob das Feuilleton und den Reisebericht zur Kunstform und verlieh der deutschen Literatur eine zuvor nicht gekannte, elegante Leichtigkeit. Die Werke kaum eines anderen Dichters deutscher Sprache wurden bis heute so häufig übersetzt und vertont.“
Weiteres kann man hier lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Heine

Ich möchte als Beispiel zwei Lieder Aus Schuberts Schwanengesang D.957 anführen:

Zunächst „Der Atlas“:

Es singt Dietrich Fischer-Dieskau, begleitet von seinem Freund Gerald Moore:

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Und dann eines der schönsten und ergreifendsten Schubertlieder überhaupt, „Am Meer“:

Es singt in einem Live-Konzert in Wigmore Hall Matthias Goerne, begleitet von Alfred Brendel:

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Liebe Grüße

Willi😀

Ein weiterer großer Komponist, Robert Schumann, hat viele Gedichte Heinrich Heines vertont, wie dieses Beispiel verdeutlicht:

Dichterliebe, op. 48, ist ein Zyklus von 16 romantischen Kunstliedern von Robert Schumann. Der Zyklus entstand 1840 zu Gedichten aus Heinrich Heines Lyrischem Intermezzo, einer Sammlung von 65 Gedichten, die 1823 in Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo, dann 1827 im Buch der Lieder erschienen waren. Von den 20 komponierten Liedern wurden 16 schließlich gedruckt, in der ursprünglichen Fassung von 1840 hatte der Zyklus folgenden, längeren Titel: »Gedichte von Heinrich Heine – 20 Lieder und Gesänge aus dem Lyrischen Intermezzo im Buch der Lieder«.[1]
Weiteres kann man hier lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Dichterliebe

Meine bevorzugte Aufnahme und Referenz dieses Zyklus ist die vor knapp 60 Jahren bei den Salzburger Festspielen enstandene Aufnahme mit Fritz Wunderlich und Hubert Giesen:

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Liebe Grüße

Willi😀

Eduard Mörike  !804 – 1875) möchte ich hier auch vorstellen:

Mörike wurde zu Lebzeiten als bedeutendster deutscher Lyriker nach Goethe bezeichnet.[36] Trotz der späten Ehrungen erkannten aber nur wenige seine literarische Bedeutung. Jacob Burckhardt gehörte zu ihnen oder Theodor Storm[37] und Iwan Sergejewitsch Turgenew. Mörike galt lange Zeit als ein typischer Vertreter des Biedermeier, der die vertraute und enge Heimat besingt. Georg Lukács tat ihn als einen der „niedlichen Zwerge“ unter den Dichtern des 19. Jahrhunderts ab.[38] Heute erkennt man das Abgründige in Mörikes Werk und die Modernität seiner radikalen Weltflucht.

Hier habe ich den englischen Tnor Ian Bostridge, begleitet von Antonio Pappano, mit Mörike-Liedern von Huog Wolff:

0:00 Der Genesene an die Hoffnung
4:14 Der Knabe und das Immlein
7:15 Begegnung
8:35 Verborgenheit
11:31 Im Frühling
15:59 Auf einer Wanderung
19:11 Auf ein altes Bild
21:37 Gebet

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Liebe Grüße

Willi😀

 

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