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"Es dunkelt schon die Luft" – Best of Eichendorff

Hallo

Was wäre das Kunstlied ohne das Objekt, das vom Komponisten durch seine Vertonung eingerahmt wird. Es gibt Gedichte, die erhalten durch ihre Vertonung erst ihren Glanz, andere besitzen einen so hohen eigenständigen lyrischen Wert, dass die Kunst darin liegt, einen angemessen wertvollen  Rahmen zu schaffen. 

Vertonungen von Werken von Joseph von Eichendorff zählen sicher zu der zweiten Rubrik. Daher möchte ich diesen Thread Joseph von Eichendorff widmen. 

““Quellbild“

Hier können sowohl Lieder auf der Grundlage von Werken des Dichters, aber auch die Gedichte selbst, die eigene Haltung zu diesem großen Romantiker oder biographische Informationen eingestellt werden.

Diejenigen, die mich länger kennen, wissen, dass die „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss zu meinen absoluten Lieblingsliedern, ja überhaupt zu meinen Lieblingswerken der klassischen Musik zählen.

Daher möchte ich mit dem vierten dieser Lieder „Im Abendrot“ beginnen.  Eichendorff schrieb dieses Gedicht im Jahr 1841. 

Im Abendrot

Wir sind durch Not und Freude
gegangen Hand in Hand;
vom Wandern ruhen wir (beide) 
nun überm stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,
es dunkelt schon die Luft.
Zwei Lerchen nur noch steigen
nachträumend in den Duft.

Tritt her und laß sie schwirren,
bald ist es Schlafenszeit.
Daß wir uns nicht verirren
in dieser Einsamkeit.

O weiter, stiller Friede!
So tief im Abendrot.
Wie sind wir wandermüde –
Ist dies etwa der Tod?

Ich wähle eine eher unbekannte – für mich dennoch sehr empfehlenswerte – Aufnahme von Martina Arroyo aus dem Jahr 1967:

Martina Arroyo „Im Abendrot“ Strauss 4/4 – YouTube

Ich freue mich auf Eure Beiträge

Wolfgang

 

 

 

 

Fritz Stavenhagen liest ds Gedicht „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff

 

Joseph von Eichendorff „Sehnsucht“ – YouTube

 

Gruß Wolfgang

Der im letzten September im Alter von 95 Jahren verstorbene Musikwissenschaftler und exzellente Strauss-Kenner Dr. Reinhold Schlötterer – seine Todesanzeige ist mit den letzten Teilen des Gedichts überschrieben – hatte einmal festgestellt, dass man bei »Im Abendrot« beinahe von einer Orchesterkomposition mit eingebettetem Gesangsteil sprechen könne.
Schlötterer meint weiter, dass er »Im Abendrot« für einen ›Solitär‹ hält, den man in der heutigen Konzertpraxis ruhig auch einmal ohne die üblichen Hesse-Gesänge aufführen oder auch mit anderen Gedichtvertonungen wie zum Beispiel »Ruhe, meine Seele!« kombinieren könnte und sollte.Bemerkenswert ist, dass viele namhafte Komponisten von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann bis Wilhelm Killmayer und Wolfgang Rihm, eine Menge Eichendorff-Gedichte vertonten, aber Richard Strauss nur ein einziges.
Nach 1945, als Strauss noch nicht einmal seine Garmischer Villa heizen konnte, begab er sich ins Schweizer Exil, wo er recht gute Kontakte zu namhaften Persönlichkeiten pflegte.
Einen festen Wohnsitz hatte das Ehepaar nicht, man zog von Hotel zu Hotel, erst vier Monate vor seinem Tod war Strauss wieder in seiner Villa in Garmisch.1943 hatte Strauss seinem Biografen geschrieben:
»Mit ›Capriccio‹ ist mein Lebenswerk beendet und die Noten, die ich als Handgelenksübungen jetzt noch für den Nachlaß zusammenschmiere, haben keinerlei musikgeschichtliche Bedeutung.«

Heute haben seine »Vier letzte Lieder« in der Musikwelt durchaus eine Bedeutung, wie zahlreiche Einspielungen beweisen. Mit der heute üblichen Anordnung hat Strauss allerdings nichts zu tun; er konnte auch diese Lieder nicht mehr im vollen Orchesterklang hören.
Das hier vorgestellte »Im Abendrot« wurde als erstes dieser vier Lieder komponiert, nämlich am 6. Mai 1948. Direkt von Not geplagt war das Ehepaar Strauss damals nicht, man residierte im noblen Jugendstil-Hotel Montreux Palace mit Blick auf den Genfer See.
Und es war auch nicht das letzte Lied. Die Schweizerin Betty Wehrli-Knobel hat den Text zu Strauss´ wirklich letztem Lied »Malven« geschrieben; der Komponist hatte es der Sängerin Maria Jeritza gewidmet.

Hallo Belcanto

Vielen Dank, dass Du die Komposition in den biografischen Kontext gestellt hast.

Gruß Wolfgang

Ein Lied, das ich früher schon als junger Pennäler im Schulchor sehr gerne gesungen habe und das mich später, als ich in meinem zweiten Chor (seit 1989) auch im Männerchor wirkte und sich mir die dichterische Aussage durch den wunderbaren Satz Felix Mendelssohns viel tiefer erschloss, ist das Lied „Abschied vom Walde“.

Ich habe als musikalisches Beispiel mal nicht einen typischen satten deutschen Männerchor gewählt, sondern eine Formation , die nicht so alltäglich ist, aber die ich seit vielen Jahren liebe und auch schon verschiedentlich im Konzert erlebt habe.

Hört selbst:

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Abschied vom Walde

O Täler weit, o Höhen
O schöner grüner Wald,
Du meiner Lust und Wehen
Andächt’ger Aufenthalt!
Da draußen, stes betrogen,
Saust die geschäft’ge Welt,
Schlag noch einmal die Bogen
Um mich, du grünes Zelt.

Wenn es beginnt zu ragen,
Die Erde dampft und blinkt,
Die Vögel lustig schlagen,
Dass dir dein Herz erklingt:
Da mag vergehn, verwehen
Dasmtrübe Erdenleid.
Da sollst du auferstehen
In junger Herrlichkeit.

Im Walde steht geschrieben
Ein stilles, ernstes Wort
Vom rechten Tund und Lieben
Und was des Menschen Hort.
Ich habe treu gelesen
Die Worte schlicht und wahr.
Und durch mein ganzes Wesen
Ward’s unaussprechlich klar.

Bald werd ich dich verlassen,
Fremd in der Fremde gehn,
Auf bunt bewegten Gassen
Des Lebens Schauspiel sehn;
Und mitten in dem Leben
Wird deines Ernts Gewalt
Mich Einsamen erheben,
so wird mein  Herz nicht alt,

Liebe Grüße

Willi

Ich merke schon, das wird ein langes Thema, viele Gedichte, viele Lieder. Ein Lied, das mich seit meiner Jugend gefesselt hat und bei dessen Anhören mir heute immer noch ein Schauer über den Rücken läuft, speziell bei dieser Einspielung aus meiner Sammlung,  die 1954/55 in Köln entstand. Dietrich Fischer-Dieskau wird begleitet von Günter Weißenborn:

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Es war, als hätt‘ der Himmel
Die Erde still geküsst,
Daß sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müßt‘.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Liebe Grüße

Willi

Heute fand ich in einer meiner Hugo-Wolf Boxen, der „Anniversary Edition“,  zwei CD’s mit insgesamt 20 Liedern mit Eichendorff-Texten, die er, Hugo Wolf, lt. Booklet-Text  in nur 2 Jahren zwischen dem Februar 1988 und dem Februar 1990, sozusagen als „ Endzwanziger“ zusammen mit 53 Verstonungen  von Mörike-Gedichten und 51 von Goethegedichten schuf, eine Zeit, die man in der Spätromantik verorten kann.
Ich  habe von der ersten CD, die sechs Werke nach Eichendorf enthält, das Lied „Nachtzauber“ ausgewählt, das von diese  wunderbaren Ian Bostridge gesungen wird, der von Antonio Pappano begleitet wird.
Ich finde, das Bostridge die fließende, schon bald impressionistische Züge aufweisende Melodik dieses Liedes auf kongenial natürliche Weise vorträgt, eines Liedes, das so wunderbar zu der Überschrift des Booklettextes passt: Hugo Wolf – eine Seele, die den Schlaf nicht fand:

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Hörst du nicht die Quellen gehen
Zwischen Stein und Blumen weit
Nach den stillen Waldesseen,
Wi die Marmorbilder stehen
In der schönen Einsamkeit?
Von den Bergen sacht hernieder,
Weckend die uralten Lieder,
Steigt die wunderbare Nacht,
Und die Gründe glänzen wieder,
Wie dus oft im Traum gedacht.

Kennst die Blume du, entsprossen,
in dem mondbeglänzten Grund?
Aus der Knospe, halb erschlossen,
Junge Glieder blühend sprossen,
Weiße Arme, roter Mund.
Und die Nachtigallen schlagen,
Und rings hebt es an zu klagen,
Ach, vor Liebe todeswund.
Von versunknen, schönen Tagen –
Komm, o komm zum stillen Grund!

Liebe Grüße

Willi

 

 

 

Lieber Willi,

ein wunderbarer Gedanke, zu den Liedern auch die Texte mit einzustellen. Und noch eine kleine Anerkennung: Mit den Zeilenabständen klappt das doch wunderbar.

Liebe Grüße

Gerhard

Noch eine kleine Ergänzung zu Willis Texteinstellung von »Mondnacht«:

Das Lied »Mondnacht« entstand in Schumanns berühmten »Liederjahr« 1840, das so genannt wird, weil in diesem Jahr aus seiner Feder 138 Lieder entstanden. Vor dieser Zeit hatte er fast ausschließlich Klaviermusik und nur wenige Lieder komponiert. Schumanns erster Biograph Wilhelm Joseph v. Wasielewski -, der mit Robert Schumann noch zusammengearbeitet hat, fand es erklärlich, wenn Schumann nun zum Wort griff, um seinen Empfindungen noch bestimmteren Ausdruck zu geben als bisher.
An seine spätere Frau schrieb Robert: »Ach, ich kann nicht anders, ich möcht mich tot singen wie eine Nachtigall!«
Robert und Clara waren bei der Entstehung dieser Lieder noch nicht verheiratet, sie warteten immer noch auf die gerichtliche Erlaubnis dies tun zu können. Aber die beiden hatten sich im April 1840 über die Ostertage in Berlin bei Claras Mutter getroffen. Aus einem 1837 erschienenen Band »Gedichte« schrieb Clara 15 Gedichte ab, die Robert ausgewählt hatte, und sandte sie ihrem Bräutigam nach Leipzig. Dieser schrieb begeistert zurück: »Geschwärmt hab´ ich in diesen Gedichten – und auch Deine Handschrift macht´s.«
Das Lied »Mondnacht« schickt er seiner zukünftigen Schwiegermutter am 13. Mai als Geburtstagsgeschenk nach Berlin.

Robert Schumann hat in seinem Liederkreis op. 39 nun 12 Eichendorff-Gedichte vertont, die ihn in einen wahren Arbeitsrausch versetzten.
Als er die Komposition dieser zwölf Gedichte am 15. Mai beendet hatte, schrieb er an seine Braut in Berlin:»Der Eichendorffsche Zyklus ist wohl mein aller Romantischtes und es steht viel von Dir darin …«
Aus diesem Dutzend Liedern ragt »Mondnacht« heraus und wird mitunter als »das lieblichste Notturno der Welt« bezeichnet. Schumann hat an diesem Zyklus lange herumgefeilt und immer mal wieder etwas geändert, auch von »Mondnacht« existieren vier Versionen. Erst im September 1842 wurde Opus 39 zum Kauf angeboten, aber die »Mondnacht« hatte Schumann schon im Juli 1841 in der Musikbeilage seiner »Neuen Zeitung für Musik« vorab erscheinen lassen, um auf diese Weise auf den kommenden Liederzyklus aufmerksam zu machen.
Clara Schumann – die beiden waren nun seit September 1840 verheiratet – brachte diese Lieder Ende 1842 zusammen mit dem Tenor Joseph Tichatschek erstmals an die Öffentlichkeit; vier Jahre später – während einer Wien-Tournee – hörte auch Eichendorff bei einer Matinee erstmals seine vertonten Texte. Die Uraufführung der endgültigen Fassung des Liedkreises op. 39 fand am 21. Oktober 1862 im Kölner Gürzenich-Saal statt, Solist war der 36-jährige Julius Stockhausen, einer der besten Sänger seiner Zeit.
Die erste Fassung verkaufte sich so gut, dass 1849 eine zweite Ausgabe nötig wurde, die jedoch unverständlicherweise in einem anderen Verlag und relativ umfangreichen Änderungen im April 1850 zum Verkauf angeboten wurde. Als der bekannte Dirigent Julius Rietz in einem Brief an die Sängerin Viardot vom Januar 1859 im Lied »Mondnacht« eine Dissonanz kritisierte, lacht ihn die berühmte Sängerin (und Freundin von Clara Schumann) Pauline Viardot aus und nennt diesen Querstand »ein Tröpfchen Citrone auf der Zunge während ein Stückchen Zucker den Mund versüßt.«
Man bemerkt die Besonderheit dieses Liedes auch beim Publikum im Konzertsaal, wenn dieses 5. Lied an die Reihe kommt. »Mondnacht« ist der Inbegriff des romantischen Liedes und kann exemplarisch für das Wesen der der deutschsprachigen Romantik stehen.

Man geht davon aus, dass Texte von Joseph von Eichendorff etwa 5.000 Mal vertont wurden und das hat Eichendorff bis in unsere Zeit hinein geschafft.

Es war im Februar 2017 als in Heidelberg der Wettbewerb »Das Lied – International Song Competition einen Wettstreit veranstaltete an dem 26 Duos – also jeweils Solostimme und Klavier – teilnahmen. Die Jury war hochrangig besetzt, Spiritus Rector war Thomas Quasthoff.

Die Jury hatte den Teilnehmern die Aufgabe gestellt, dass jeweils fünf Lieder von:
Johannes Brahms, Hugo Wolf, Claude Debussy, Maurice Ravel, Charles Ives und Wilhelm Killmayer vorzutragen waren, also ein ganz respektables Programm!

Auf diese Weise wurden nun auch 6 Lieder vorgetragen, die der erst 2017 verstorbene – er starb einen Tag vor seinem 90. Geburtstag – Komponist Wilhelm Killmayer nach Texten von Eichendorff vertont hatte.

Sarah Kollé sang:
Nachtlied
Herbstweh
Frühlingsgruß
Der Kühne

Konstantin Ingenpaß
Im Walde

Grace Durham
Im Walde
Herbstweh

Grace Durham beeindruckte mich bei diesem Wettbewerb stark, eben auch mit ihrer Interpretation zeitgenössischer Lieder. Aber was heißt hier zeitgenössisch?
Der Komponist und Musikwissenschaftler Enjott Schneider bezeichnete ihn einmal liebevoll als »zeitlich Unangepassten«. Killmayers Kompositionen zeichnen sich durch Reduktion, Wiederholungen sowie humoristischen und parodistischen Elementen aus.

Von Schönbergs Musik hielt er – der Orff-Schüler Killmayer – nicht viel und sagte in einem Interview einmal: »Meine Kritik des seriellen Denkens ist, dass Musik für das serielle Denken nicht geeignet ist. Ich kann nicht einfach ein Schema verwenden und das auf die Musik draufsetzen. Deshalb ist die Dodekaphonie dumm, muss ich sagen.«
Wenn Killmayer das Wort »Schule« hörte – so ist es überliefert – klappte er seine Ohren zu und vertrat die Meinung: »die Meinungsmacher interessieren sich nur noch für stilistische Katalogisierungen … die Musik selbst wird dabei gar nicht mehr wahrgenommen.
Da Killmayers Kompositionen stets der Tonalität verbunden blieben, wurde seinen Arbeiten weder in Donaueschingen noch in Darmstadt Anerkennung zuteil.

Als Killmayer mal bei den Avantgardisten in Darmstadt aufkreuzte und seine Sachen vorstellte, erntete er zum Teil Gelächter, die Leute hatten ihn nicht verstanden.
Gerhard Rühm stand bei der Aufführung von Killmayers Heine-Liedern auf und verließ schimpfend den Saal.

Von Eichendorff vertonte er neun Lieder, Friedrich Hölderlin widmete er gleich drei Zyklen.
Diese Lieder von Eichendorff vertonte er in den 1990er Jahren.

Frühlingsgruß
Morgenlied
Morgenständchen
Im Walde
Herbstweh
Mondnacht
Nachtlied
Der Kühne
Vom heiligen Eremiten Wilhelm

Herbstweh

So still in den Feldern allen,
Der Garten ist lange verblüht,
Man hört nur flüsternd die Blätter fallen,
Die Erde schläfert – ich bin so müd.

Es schüttelt die welken Blätter der Wald,
Mich friert, ich bin schon alt,
Bald kommt der Winter und fällt der Schnee,
Bedeckt den Garten und mich und alles, alles Weh.

Wenn man natürlich die Vertonungen von »Im Walde« oder gar »Mondnacht« aus Robert Schumanns Liederkreis, op. 39 hört, dann hat man – »ich bin schon alt« – natürlich die im Verlauf eines langen Lebens so oft gehörten Schumann-Vertonungen im Ohr. Ein »Einsteiger«, der sich vielleicht erstmals mit Kunstliedern befasst, wird da einen ganz anderen Zugang haben.

Frau Durhan hatte aus meiner Sicht beim Wettbewerb die beiden Lieder gut gewählt, denn »Im Walde« geht es recht lebhaft voran (1:48), während man sich bei »Herbstweh« 2:34) sehr behutsam durch das Gedicht bewegt.

Anmerkung:
Es gibt eine CD auf der unter anderem auch diese Eichendorff-Lieder drauf sind.

»Die Täler, wieder nachten«,
ist vom Sprachduktus her irgendwie mit dem Thread-Titel
»Es dunkelt schon die Luft« verwandt.
Diese Zeile ist dem Eichendorff-Gedicht »Nachruf« entnommen, welches das letzte der dreizehn Gedichte aus der Sammlung »Totenopfer« ist.

Nachruf

Du liebe, treue Laute,
Wie manche Sommernacht,
Bis daß der Morgen graute,
Hab’ ich mit dir durchwacht!

Die Täler, wieder nachten,
Schon sinkt das Abendrot,
Doch die sonst mit uns wachten,
Die liegen lange tot.

Was wollen wir nun singen
Hier in der Einsamkeit,
Wenn alle von uns gingen,
Die unser Lied erfreut’?

Wir wollen dennoch singen!
So still ist’s auf der Welt;
Wer weiß, die Lieder dringen
Vielleicht zum Sternezelt.

Wer weiß, die da gestorben,
Sie hören droben mich
Und öffnen leis’ die Pforten
Und nehmen uns zu sich.

Nach meinem subjektiven Empfinden ist dies eines der schönsten Lieder überhaupt, das vor allem durch seine Einfachheit in der Vertonung von Othmar Schoeck besticht. Während die ersten drei Strophen von Einsamkeit und Trauer umweht sind,
wohl im Gedenken an den Freundeskreis mit denen diese Nächte musizierend verbracht wurden, kommt mit dem »dennoch« dann etwas Freude auf, weil die Hoffnung aufscheint, dass die alten Freunde da oben vielleicht mithören.

Auch der Lieder-Spezialist Hugo Wolf hat diesen Text vertont und Schoeck – 26 Jahre nach Wolf geboren – dürfte die Wolfsche Vertonung gekannt haben, weil er ein großer Verehrer des Liedkomponisten Hugo Wolf war. Während bei Schoeck sogleich die Singstimme ertönt, stellt Wolf erst einmal eine aufwändige Klaviereinleitung voran bevor die Singstimme einsetzt.

Der Schweizer Othmar Schoeck. – 1957 gestorben – ragt noch in unsere Zeit hinein und war begeistert, wenn Dietrich Fischer-Dieskau seine Lieder sang. Schoeck war eine Doppelbegabung und hätte genauso gut auch Maler werden können.
»Nachruf« komponierte er 1910 in Zürich, die Uraufführung war am 30. Januar 1914, ebenfalls in Zürich, mit der ungarischen Sängerin Ilona Durigo, Schoecks wichtigster Liedinterpretin; Meister Schoeck begleitete damals selbst.

Schoeck – Nachruf – Fischer-Dieskau / Weber

Weil Hugo Wolf so ein bedeutender Liedkomponist ist, sollte man zu seiner Vertonung des oben stehenden Lied-Textes auch noch etwas sagen, beziehungsweise sagen lassen:

Aus dem berufenen Mund von Dietrich Fischer-Dieskau findet man auf Seite 107 seines umfangreichen Buches »HUGO WOLF – Leben und Werk« folgende Bemerkung:

»Der ergreifende NACHRUF von Eichendorff bleibt glücklicherweise erhalten. Er übertrifft alle anderen Vertonungen einschließlich der bekannten von Othmar Schoeck bei weitem. Unverkennbar klingt hier der erste Teil des Eichendorff-Liedes HEIMWEH oder auch sein STÄNDCHEN schon an, vielleicht gerade weil sich die einfach arpeggierende, eine Laute imitierende Begleitung so unprätentiös gibt. Hinter dem ›Wir wollen dennoch singen‹ steht ein gerüttelt Maß an Willen zur Beständigkeit. Ein frühes Meisterwerk!«

Nachruf Hugo Wolf

 

Vor der Stadt

Zwei Musikanten ziehn daher
Vom Wald aus weiter Ferne,
Der eine ist verliebt gar sehr,
Der andre wär es gerne.

Die stehn allhier im kalten Wind
Und singen schön und geigen:
Ob nicht ein süßverträumtes Kind
Am Fenster sich wollt zeigen

Joseph von Eichendorff

 

Alexander von Zemlinsky zählt zu den herausragenden Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens nach 1900. Er stand jedoch stets im Schatten von Mahler, Strauss und Schönberg. Der später sehr viel berühmtere Schönberg stellte einmal fest:
»Zemlinsky ist derjenige, dem ich fast all mein Wissen um die Technik und die Probleme des Komponierens verdanke. Ich habe immer fest geglaubt, dass er ein großer Komponist war.«

Alexander Zemlinsky war der Lehrer und Schwager Schönbergs und Freund und Förderer Bergs und Weberns.
Zemlinsky war seinen Zeitgenossen hauptsächlich als Opernkomponist bekannt, der sieben Opernwerke hinterließ.
Im Booklet dieser CD steht unter anderem:
»Klavierlieder beanspruchen einen beträchtlichen Teil in Zemlinskys Schaffen und sind integraler Bestandteil seines gesamten Œvres: Von den späten achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis Ende der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts im amerikanischen Exil, schrieb Zemlinsky über 120 Lieder, wovon nur ein Bruchteil von etwa 50 Liedern  zu Lebzeiten gedruckt wurden.«
Man braucht sich nicht wegen ein paar Liedern streiten, aber wenn man es genau wissen möchte, tut man gut daran, sich an dem Musikwissenschaftler Antony Beaumont – dem wohl besten Zemlinsky-Kenner – zu orientieren, der feststellt, dass Zemlinsky 111 Klavierlieder geschaffen hat.

Auf dieser CD mit Klavierliedern von Alexander von Zemlinsky findet man also – wenn auch mit Hindernissen – einen vertonten Eichendorff-Text. Seltsam ist, dass im Booklet unter den Titeln: »Geflüster der Nacht« und »Vor der Stadt« jeweils der gleiche Gedicht-Text steht und die Herren Theodor Storm und Josef Karl Benedikt von Eichendorff als Autoren genannt werden …

Auf dieser CD mit 23 Liedern ist ein Eichendorff-Gedicht zu hören.

Rekordverdächtig – vermutlich das kürzeste Eichendorff-Lied

Die Aufnahme des Liedes »Erinnerung an Eichendorff und Schumann« mit der Stimme von Dietrich Fischer-Dieskau, am Piano Aribert Reimann, dauert exakt 0:50 Minuten; das ist aber kein Rekord, weil auf dieser CD auch eines mit nur 0:40 Minuten drauf ist. Das Eichendorff-Lied stammt aus Hanns Eislers »Hollywooder Liederbuch«.
Der Emigrant Hanns Eisler hatte zunächst in New York gelebt, sich dann aber im Frühjahr 1942 entschlossen nach Hollywood umzusiedeln, weil er eine Möglichkeit sah, dort seinen musikalischen Sachverstand bei der Filmindustrie einbringen zu können und damit eine finanzielle Grundlage zu haben.
Bei dem »Hollywooder Liederbuch« handelt es sich um keinen Liederzyklus im üblichen Sinne, sondern um eine Collage von 47 Liedern (die Zahlenangaben unterscheiden sich in der Literatur), die unterschiedliche musikalische Stilarten aufweisen. Eisler hat mehr als 500 Lieder komponiert, wobei man jedoch beachten sollte, dass das längste Lied der unten abgebildeten CD nur 2:33 Minuten zu hören ist.

Erstmals hörte ich dieses Werk im Rahmen eines Liederabends unter Corona-Bedingungen bei den stark verkürzten Schwetzinger Festspielen am 24. Oktober 2021. Es ist schon beachtlich, wenn man 65 Jahre lang eifrig Liederabende besucht und dann ein Lied erstmals live gesungen im Konzertsaal hört. Der Interpret des Abends war Christoph Prégardien.

Eichendorff und Schumann – der ganz große Romantiker war Hanns Eisler ja nicht, da passte Bertold Brecht schon besser zu ihm; die beiden arbeiteten auch in anderen Genres zusammen.

Natürlich könnten die meisten Konzertbesucher den Text mitsingen, denn selbstverständlich kennt man Schumanns Liederkreis op. 39, dessen zwölf Lieder nach Texten von Eichendorff mit dem Gedicht »In der Fremde« beginnen. Das war übrigens nicht immer so, denn bei der Erstveröffentlichung des ›Zyklus‹ – der, wenn man es genau besieht, eigentlich kein echter Zyklus ist – stand das Lied »Der frohe Wandersmann« am Beginn; erst seit der zweiten Auflage steht »In der Fremde« am Anfang.

In der Fremde

Aus der Heimat hinter den Blitzen rot,
da kommen die Wolken her.
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
es kennt mich dort keiner mehr.
Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch, und über mir
Rauschet die schöne Waldeinsamkeit
und keiner mehr kennt mich auch hier.

Hanns Eisler hat nun von Eichendorffs Gedicht nur die ersten vier Zeilen genommen und Eichendorffs Text leicht modifiziert, indem er aus »es kennt mich dort keiner mehr« nun »es kennt mich dort niemand mehr.« macht.

Erinnerungen zu Eichendorff und Schumann

Aus der Heimat hinter den Blitzen rot,
da kommen die Wolken her.

Aber Vater und Mutter sind lange tot,
es kennt mich dort niemand mehr.

Auf der hier abgebildeten CD sind 32 Lieder zu hören; die Texte stammen meist von Brecht.
In neuerer Zeit macht der Bariton Holger Falk von sich reden, der 160 Lieder von Hanns Eisler auf CD eingespielt hat.

 

In der Fremde

Aus der Heimat hinter den Blitzen rot,
da kommen die Wolken her.
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
es kennt mich dort keiner mehr.
Wie bald, wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch, und über mir
Rauschet die schöne Waldeinsamkeit
und keiner mehr kennt mich auch hier.

»… wenn man es genau besieht, eigentlich kein echter Zyklus ist …«

Wer sich für den Kontext interessiert, in welchem das Lied »In der Fremde« steht, wird in dem gezeigten Buch auf Seite 34 fündig.

 

Sehr viel tut sich ja in diesem Eichendorff-Lieder Thread nicht, also ist es an der Zeit, mal wieder etwas über Eichendorff-Lieder zu sagen. Die Texte, um die es hier geht, entstanden als Eichendorff 1832 sein zweijähriges Töchterchen Anna Hedwig verlor. Nun ist es schon beachtenswert, dass diese Texte erstmals 183 Jahre später als vertonte Texte an die Öffentlichkeit gelangten.

Da gibt es nämlich so ein Nischenprodukt von dem Musiker Adolph Kurt Böhm, der ein sehr bewegtes Leben hinter sich gebracht hat und am 3. Februar 2020 in Murnau am Staffelsee starb. Böhm vertonte als erster Komponist Eichendorffs Zyklus »Auf meines Kindes Tod«.
Es handelt sich dabei um zehn Gedichte, die Eichendorff einfach durchnummerierte, aber Böhm überschrieb seine zehn Lieder jeweils mir der Anfangszeile des Gedichts.

1    Das Kindlein spielt
2    Als ich nun zum ersten Male
3    Was ist mir denn so wehe?
4    Das ist´s, was mich ganz verstöret
5    Freuden wollt ich dir bereiten
6    Ich führte dich oft spazieren
7    Die Welt treibt fort ihr Wesen
8    Von fern die Uhren schlagen
9    Dort ist so tiefer Schatten
10  Mein liebes Kind, Ade!

Adolph Kurt Böhm, der auch unter dem aus Kindestagen stammendem Namen »Mutz« bekannt war, vertonte laut Booklet mehr als 450 Lieder nach Gedichten von:
Paul Verlaine, Joseph von Eichendorff, Theodor Storm, Anette von Droste-Hülshoff, Heinrich Heine, Hermann Hesse, Eugen Drewermann, Manfred Kyber, Robert Frost, Wilhelm Busch u.a.

Die hier gezeigte Aufnahme entstand im September 2015

Adolph Kurt Böhm wurde am 27. Juli 1926 in Oberlangenstadt bei Kronach geboren, etwa eine Autostunde von Bayreuth entfernt. Als siebenjähriger Junge musste er mit seinen Eltern nach Frankreich emigrieren, weil sein Vater Jude war. Seine Jugendjahre verlebte er in Paris – Boulevard d´ Indochine im 19. Bezirk – wo er so nach und nach bei verschiedenen Klavierlehrern – einer war der Frankfurter Arzt und Freund des Vaters, Julius Glücksmann, der dem Jungen eintrichterte: »Das Wichtigste ist, vom Blatt spielen zu können« – und auch einer Klavierlehrerin das Klavierspiel erlernte und seine Künste auf vielerlei Art darbot; so war er beispielsweise 1946 Klavierbegleiter in einer Geigenschule seines Viertels, und weil die Schulleiterin über wenig Geldmittel verfügte, um seine Dienste zu bezahlen, führten – quasi als Gegenleistung – die Geigenschüler Böhms Kompositionen in der Öffentlichkeit auf.
Böhm war eine Doppelbegabung – man denkt hier an Othmar Schoeck -, er war nämlich auch Maler und hatte die Kunstakademie »Arts et Publicité« in Paris besucht; die erworbenen Kenntnisse befähigten ihn unter anderem Lebensmittelkarten zu fälschen.
Schon in seinen jungen Jahren war Böhm mit Michel Serrault in dicker Freundschaft verbunden, die lebenslang währte; er traf auch den damals zwanzigjährigen Albert Uderzo, als dieser noch unbekannt war und der ganz junge Böhm begegnete auch oft Albert Einstein, der im gleichen Viertel wohnte, wenn dieser mit einer Milchkanne unterwegs war.

Im Theatre de Dix Heures an der Place Pigalle begleitete Böhm unter dem Pseudonym  Ady Mousse elf Jahre lang Kabarettisten und Chansoniers.
1962 machte er die Bekanntschaft mit dem Pianisten György Cziffra, aber zunächst nur in Form einer Langspielplatte, die ein Bekannter ins Haus gebracht hatte. Böhm war vordem der Meinung, dass Vladimir Horowitz wohl schwer zu übertreffen sei. Bei einem Konzert im Salle Pleyel konnte Böhm dann  György Cziffra live beim Klavierkonzert in E-Moll von Frédéric Chopin erleben und stellte sich mit vielen Wartenden nach dem Konzert in die Schlange, um seine drei LPs der Ungarischen Rhapsodien signieren zu lassen. Die beiden Männer wurden intensiver miteinander bekannt, da Cziffra ja in Paris wohnte, und es entstand ein Schüler-Freund-Verhältnis, wobei Böhm meinte, dass er vermutlich Cziffras schlechtester Schüler, aber sein bester Freund war, eine Freundschaft, die drei Jahrzehnte währte. Mehr als ein halbes Jahrhundert lebte Mutz Böhm in Paris. Ab und an kam er auch wieder nach Deutschland; 1960 kaufte er sich in Murnau, im Alpenvorland, ein Haus und komponierte.

Eine Eichendorff-Vertonung von Erich Wolfgang Korngold

Auch Erich Wolfgang Korngold, der Sohn des berühmten Wiener Kritikers Julius Korngold, vertonte Eichendorff-Texte.
Erich war ein musikalisches Wunderkind; schon im Alter von elf Jahren erregte er mit der Klavierfassung zur Ballettmusik »Der Schneemann«, die von seinem Lehrer Alexander von Zemlinsky orchestriert wurde, im Herbst 1910 an der Wiener Hofoper großes Aufsehen und seine 1920 uraufgeführte Oper »Die tote Stadt«, kennt jeder Opernfreund.

E. W. Korngold war ein sehr vielseitiger Komponist, der sich später in Hollywood einen Namen – man kann sagen, einen großen Namen – als Filmkomponist erwarb, denn er setzte dort mit weit größeren Orchestern als vordem üblich, neue Maßstäbe, woraus immerhin in den 1930er Jahren zwei Oscars für ihn resultierten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich Korngold wieder der klassischen Orchestermusik zu, und 1947 entstanden dann auch kleinere Werke, wie zum Beispiel die Vertonung dieses Gedichtes »Der Kranke«.

Der Kranke

Soll ich dich denn nun verlassen,
Erde, heitres Vaterhaus?
Herzlich Lieben, mutig Hassen,
Ist denn alles, alles aus?

Vor dem Fenster durch die Linden
Spielt es wie ein linder Gruß,
Lüfte, wollt ihr mir verkünden,
Dass ich bald hinunter muss? –

Liebe, ferne, blaue Hügel,
Stiller Fluss im Talesgrün,
Ach, wie oft wünscht ich mir Flügel,
Über euch hinwegzuziehn!

Da sich jetzt die Flügel dehnen
Schaur´ ich in mich selbst zurück,
Und ein unbeschreiblich Sehnen
Zieht mich zu der Welt zurück.

Joseph von Eichendorff

Lieber belcanto, 

den Sängerfreunden, die im Liedbereich keine so umfassende Erkenntnisse haben, bereichern Deine Betrachtungen. Auch die Eichendorff- Besprechungen sind durch Tiefe des Inhalts, Umfang,Kompetenz und Erfahrung des Autors für uns fast so etwas wie ein Bildungslehrgang oder Nachhilfeunterricht in Sachen Lied. Danke!

Allerdings empfinden wir die Beteiligung im Liedbereich als generell zu gering und dem Wert der Beiträge nicht entsprechend. Wie könnte mehr Interesse geweckt werden? Wären Kaufempfehlungen ein Weg, also welche Lied-CDs oder Zyklen sollte man bei den Eichendorff-Liedern als erste erwerben? Belebend und weiter aufwertend wären auch Hörbeispiele. Wer diese nicht einstellen kann, wie die Sängerfreunde, sollte bitte kollegiale Hilfe in Anspruch nehmen. Willi macht Einstellungen gerne für uns. Wolfgang Kärcher ist ebenfalls technikbegabt und dazu noch einer unserer Lied-Fans. 

Gegenseitige partnerschaftliche Hilfe hat noch einen weiteren gruppendynamischen Effekt. Dadurch werden Beziehungen vertieft und unsere Gemeinschaft im Forum durch Kohäsion gestärkt.

Die Sängerfreunde meinen, wir sollten alle mithelfen Popularität und Nutzungshäufigkeit im Liederforum zu erhöhen.

Liebe Sängerfreunde,

um Kunstlieder zu hören braucht man keinerlei umfassende Erkenntnisse, die braucht man ja schließlich beim Verzehr eines Schwäbischen Zwiebelrostbratens auch nicht; die Hauptsache ist, dass er schmeckt! Der Lied-Hörer bedarf da keines Bildungslehrgangs und keines Nachhilfeunterrichts, da wird mitunter ein Brimborium drum herum gemacht und es werden Hemmschwellen aufgebaut, dass es einem graust.
Gut – es ist kein Fehler, wenn man schon mal den Namen Goethe oder Eichendorff gehört hat oder ein paar Gedichte kennt, die Eurer Generation ja noch mit Hilfe der Rohrstock-Pädagogik eingetrichtert wurden …
Die Liebe zum Gesang, was man bei Sängerfreunden wohl voraussetzen darf, genügt vollkommen, um an Kunstliedern seine helle Freude haben zu können. YouTube macht es ja möglich, zum Beispiel Schuberts »Im Abendrot« in verschiedenen Interpretationen anzuhören; Korngolds »Der Kranke« würde ich zum Einhören in den Kunstlied-Gesang eher nicht empfehlen.
Hier marktschreierisch die Werbetrommel für das Kunstlied zu rühren bringt nichts, das muss von innen heraus kommen, da muss irgendwann mal ein »Urerlebnis« sein, dass man etwas aus diesem Genre einfach als schön empfindet, dann wird das ein Selbstläufer. Natürlich juckt es in den Fingern, jetzt mehrere Seiten mit Empfehlungen zuzupflastern, aber das scheint mir wenig sinnvoll.
Ein »Werbeblock« für das Kunstlied könnte so aussehen, dass man die nackten Vorteile für den Konsumenten aufzeigt, die da wären: Ein Kunstlied ist in der Regel verhältnismäßig kurz, da weiß man recht schnell, ob es gefallen hat oder nicht. Die Auswahl solcher Pretiosen ist riesig, alleine Schubert schrieb etwa 600, vom verhaltenen »Meeresstille« bis zu »Der Zwerg«, einer zunächst idyllisch aufscheinenden Geschichte, die mit Mord endet.
Auch bei Schumann ist der Hörer gut aufgehoben – und nun sind wir wieder bei Eichendorff – wo eine ähnliche Bandbreite zu finden ist; da ist das ganz, ganz stille »Auf einer Burg« einerseits, aber andererseits auch »Die Löwenbraut«, ein hochdramatisches Stück mit grässlichem Ausgang.

Unter Leuten, die sich mit Gesang näher befassen, wird ja allgemein die Meinung vertreten, dass der Kunstlied-Gesang die Spitze des Gesangs ist. Damit das Gesagte etwas konkreter wird, seien einmal die Aussagen zweier Sängergrößen zitiert, zunächst die Meinung von Jonas Kaufmann:

»Liedgesang ist für mich die Königsklasse des Singens. Lieder zu gestalten erfordert ein hohes Maß an technischer Fertigkeit und künstlerischer Sensibilität, was bei Opernpartien nicht unbedingt der Fall ist. Als Opernfigur ist man Teil einer Geschichte, als Liedsänger erzählt man an einem Abend über zwanzig verschiedene Geschichten. Mir macht es ungeheuren Spaß, an einem Abend so viele verschiedene Facetten zu zeigen -sprachlich, musikalisch, stilistisch und darstellerisch. Als Liedsänger kann man mit viel feineren Mitteln arbeiten, nicht zuletzt deshalb, weil sich beim Lied die ganze Aufmerksamkeit des Publikums auf Musik und Text konzentriert.«

Gerade dieser letzte Halbsatz sagt ja sehr viel aus! Da ist kein Raum für irgendwelchen Firlefanz und Blödsinn, der sich heutzutage oft wichtigtuerisch bei Opernaufführungen in den Vordergrund drängt und Gesangsleistungen eine Statistenrolle zuweist.

Der um sechs Jahrzehnte früher geborene Peter Anders – ebenfalls ein exzellenter Opern- und Konzertsänger – äußerte sich über den Lied-Gesang einmal so:

»Wenn ich Lieder singe, geht es um mehr, als nur meine Gesangstechnik herauszustellen, mit schönen hohen Tönen glänzen – wie man so sagt – über die Rampe zu kommen. Wer Lieder singt, schreitet einen ganzen Kosmos ab: Jedes Lied, und wenn es nur aus einem einzigen Zitat besteht – hat mehr Aussagekraft als manch´ ganzes Opernwerk. In sechzehn oder zweiunddreißig Takten eines Schumann-Liedes liegt häufig mehr an Musikalität als in einem hochdramatischen Bühnenwerk Wagnerscher oder Strauss´scher Provenienz. Wenn ich meinen Zuhörern ein Lied vortrage, ganz gleichgültig welches, hat mich mein Publikum mit Haut und Haaren. Kein Orchester kann eine winzige Ungereimtheit zudecken; ich werde nur – und bisweilen auch das nicht einmal – vom Klavier her getragen. Ich muss alles anbieten: Technik, Glanz, Atmosphäre, Wortgestaltung … Kurzum: Ich muss in jede Silbe hineinkriechen, ich muss mich mit ihr so identifizieren, dass sie mein Herzschlag wird. Nur so kann ein Lied lebendig werden. Wer Lieder singt, darf nicht nur singen: Er muss im Singen leben!«  

Da Ihr beide hier erst kürzlich Edda Moser vorgestellt habt, sei auch sie in Sachen Lied zitiert:

»Jedes Lied ist ein kleiner Kosmos für sich. Und als Liedsänger sollte man alles über den Hintergrund der Dichtung und der Komposition wissen, um das Einzigartige eines jeden Werkes dem Publikum nahebringen zu können. In der Oper lebt man drei bis vier Stunden in einer Rolle, in einem Stück, in einer Welt. Beim Liederabend lebt man in vielen verschiedenen Welten, die man sich selbst und dem Publikum erschließen muss.«

Rein technisch wäre es mir durchaus möglich, hier alle oben genannten Beispiele per YouTube mehrfach einzustellen, aber mein pädagogischer Ansatz ist ein anderer; man möge sich diese bei Interesse bitte selbst zusammensuchen, Selbsterarbeitetes hat nämlich so ein gewisses Etwas …

Noch einige kleine Tipps: »Auf einer Burg« mit Matthias Goerne, »Die Löwenbraut« mit Christian Gerhaher.
Und einen ordentlichen Zwiebelrostbraten bekommt Ihr im »Bahnhöfle« zu Ölbronn, dem Geburtsort von Gottlob Frick.

Lieber belcanto,

leider besteht vielerorts keine oder verschwindend wenig Möglichkeit, Lieder live zu erleben. Eine Ausnahme sind höchstens die vier letzten Lieder von Richard Strauss oder die Wesendonck-Lieder, die mitunter in Sinfoniekonzerten erklingen.In meiner Heimatstadt Gera ist das gegenwärtig eigentlich gleich Null, und das ist betrüblich. So bleibt nur die Konserve, und ich muß gestehen, keine einzige CD/DVD mit Liedern zu besitzen. Durch fehlende Live-Erlebnisse wurde auch mein Interesse nicht geweckt.

Lediglich zu Strauss´schen Orchesterliedern besteht eine Affinität, und da besonders beim Gesang von Peter Anders.

In Deinem Beitrag #16 stelltest Du Lieder ein mit Alexandra Petersamer als Interpretin, die ich mehrfach am Theater Dessau sehen durfte, so als Octavian im Rosenkavalier 1999, in 2 Rollen in Andre Chenier 1996, als Mary im Holländer 1998, als Lady Milford in Luise Miller 2005 und in der gleichen Rolle 1997. 

Herzlichst Sir Morosus

Lieber Sir,
da ist ja schon das von mir erwähnte »Urerlebnis«, also verweile zunächst bei Richard Strauss und gönne Dir mal knapp zwei Minuten mit »Zueignung« in einer Interpretation von Fritz Wunderlich.
Strauss schrieb sein Opus 10 als 21-Jähriger und setzte »Zueignung« an den Anfang; ein Lied mit stürmischem Gestus und leidenschaftlichem Ausdruck.
Von Hans Hotter ist überliefert, dass Strauss etwas betrübt darüber war, dass dieses Lied bei Konzerten so oft nur als Zugabe angeboten wurde, nur weil es mit den Worten »Habe Dank« schließt. Richard Strauss meinte:
»Dieses Lied ist eigentlich ein Piano-Lied. Es ist wie eine Hymne zunächst sehr leise und erst im letzten Moment mit voller Emphase zu singen.«

Zueignung

Ja, du weißt es, teure Seele,
Dass ich fern von dir mich quäle,
Liebe macht die Herzen krank,
Habe Dank.

Einst hielt ich, der Freiheit Zecher,
Hoch den Amethysten-Becher,
Und du segnetest den Trank,
Habe Dank.

Und beschworst darin die Bösen,
Bis ich, was ich nie gewesen,
heilig, heilig an’s Herz dir sank,
Habe Dank.

Hermann von Gilm zu Rosenegg (1812-1864)

https://www.youtube.com/watch?v=2Rq3HgB62Ps

Lieber belcanto,

so ganz unbeleckt vom Liedgut besonders von Strauss oder Hugo Wolf bin ich doch nicht. Die Texte von Eichendorff wecken gerade jetzt Sehnsüchte nach der guten alten Zeit. Besonders das nachstehende Lied von Hugo Wolf geht mir ans Gemüt, und das hat Gründe. Wir Studenten des Absolventenjahrgangs 1967 treffen uns seit über 50 Jahren jährlich, auch mit Partnern. Vor 9 Jahren war Treffpunkt in Weimar, und wir (meine Frau und ich) haben das genutzt, um ein kleines Kulturprogramm zu bringen. Meine Frau ist außerordentlich begabt im rezitieren von Gedichten, sie hat das getan und u.a. den hier gesungenen Text aufzusagt, und ich habe das mit Orchesterbegleitung von Peter Anders gesungene Wolf-Lied danach von CD abgespielt. Ich bemerkte in den Augen einer Kommilitonin Tränen und fragte sie nach Ende des Programms nach den Ursachen. Sie erinnerte das Lied daran, daß sie den Text immer ihrer Mutter vortragen mußte, als sie bereits todkrank war. Das Lied hat sie immer an ihre Heimat erinnert, aus der sie nach 1945 vertrieben wurde. Wir waren beide sehr gerührt. Die Peter Anders-Interpretation habe ich nicht mehr gefunden, habe sie aber auf einer CD mit div. Orchesterliedern, die mir ein Freund aus Taminozeiten selbst gebrannt hat.

http://www.youtube.com/watch?v=oJ3LH_jc-XQ

Strauss-Lieder kenne ich sicher über 30, manches davon aus Eichendorffs Feder. Die Zuneigung gehört dazu. Er ist der wohl größte deutsche Romantiker, der alte Taugenichts.

Herzlichst Sir Morosus

Lieber belcanto,

wie immer gibst Du Dir enorme Mühe, umfassend zu informieren. Besonders die Beiträge von Kaufmann und Peter Anders sind bezeichnend und bereichernd. Bitte verzeihe, wenn wir bei unserer Aussage zu unseren Kenntnissen im Liedbereich etwas untertreiben. Wir gehen gerne in jeden Liederabend, den wir erreichen können. Erst am 25. März waren wir bei einer Aufführung der „Schönen Müllerin “ mit dem Tenor Daniel Behle. Hans schrieb auch schon eine Reihe von Rezensionen über Liederabende, sogar einstmals über Fritz Wunderlich. Wir wollten nur darauf hinweisen, dass unsere Liedkenntnisse im Vergleich zu unserer Opernkompetenz halt nur recht oberflächlich sind gemessen am Detailwissen der Liedexperten hier im Forum, zu  denen Du nachgewiesener Maßen als Primus inter Pares zählst. War wäre das Forum und unsere Diskussionen, wenn wir nicht Honig aus den Kenntnissen und Erfahrungen der Partner ziehen könnten.

Liebe Grüße

 Herzlichst die Sängerfreunde, die gerne noch weiter lernen.

Hermann Zilcher vertont Eichendorff

Um in diesem Thread für vertonte Eichendorfftexte noch einen weiteren Komponisten einzuführen, sei auf den Eichendorff-Zyklus op. 60 des Komponisten Hermann Zilcher (1881-1948) hingewiesen, der diese 12 Lieder 1927 komponierte.

Frühlingsmarsch
Musikantengruß
Abendlandschaft
Der Einsiedler
Sehnsucht
Elfe
Morgenlied
Tusch
Die Musikantin
Der Kehraus
Im Abendrot
Valet

Natürlich gilt die besondere Aufmerksamkeit dem 11. Stück »Im Abendrot«, weil der Lied-Interessierte hier selbstverständlich die Vertonung von Richard Strauss im Kopf hat, die Zilcher nicht kennen konnte, denn Strauss schrieb dieses Lied, das später dann unter »Vier letzte Lieder« erschien, am 6. Mai 1948 – Hermann Zilcher starb in der Neujahrsnacht zum 1. Januar 1948.

Hermann Zilcher wurde am 18. August 1881 in Frankfurt am Main geboren. Als Sohn eines bekannten Klavierpädagogen kam er recht früh mit der Musik in Berührung, sodass er bereits als 16-Jähriger das berühmte Hoch´sche Konservatorium in Frankfurt besuchen konnte.
Durch ein Stipendium war es ihm nach dem Studium möglich, vier Jahre als freier Künstler in Berlin zu verbringen, wo 1903/04 schon sein erstes Liederheft Opus 10 mit fünf Liedern entstand, die er der später so berühmt gewordenen Mezzosopranistin Julia Culp (*1880) widmete.  
Wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt, wirkt Zilcher einige Zeit als Klavierlehrer am gleichen Institut, an dem er seine Studienjahre verbracht hatte; geht dann aber 1908 nach München, wo er an der Akademie der Tonkunst als Klavierprofessor wirkt und später auch eine Professur für Komposition erhält. In seiner Münchner Zeit musiziert er mit der berühmten Sopranistin Maria Ivogün (*1891).

1920 nimmt Zilcher in Würzburg die Stelle als Direktor des Staatskonservatoriums an, wo er in den Folgejahren erfolgreich arbeitet und 1922 die erste »Mozartwoche« leitet, die er mit der Ouvertüre zur »Zauberflöte« eröffnet.
In den 25 Jahren seiner Würzburger Tätigkeit war er äußerst erfolgreich und hatte 1924 die Direktorenstelle des Leipziger Konservatoriums abgelehnt.
Er wirkte als Komponist, Pianist und Dirigent; sein umfangreiches Œvre umfasst neben Bühnenwerken, Orchesterwerken, Kammermusik und Klaviermusik als zentralen Teil eine vielgestaltige Vokalmusik, wobei 82 Klavierlieder zu finden sind.
Hermann Zilchers Violinkonzert Nr. 2 wurde im März 1941 von Wilhelm Furtwängler in Berlin uraufgeführt.

https://www.youtube.com/watch?v=FDBATx-e5cE

Neues Album mit Eichendorff-Liedern: „Nur über uns die Linde rauscht“ —>  YouTube Video (Playlist)

Inhaltsübersicht:

Freude am Sonntag Morgen, dass Du lieber Belcanto wieder schreiben kannst  und danke lieber Uhrand für die Vorstellung der Eichendorff-Lieder. 

Herzlich grüßen Ingrid und Hans die Sängerfreunde.

Das von Rudolf Lutz so schön vertonte kurze Anfangslied ist ein natürlich passender Leitgedanke für das Eichendorff-Album, vielleicht obendrein für unser Lied-Forum ????

Wünschelrute
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Joseph von Eichendorff 

(der Titel „Wünschelrute “ von stammt Adelbert von Chamisso)

Schön, dass diese relativ neue CD hier eingestellt wurde, die Abbildung der Rückseite bringt natürlich den Vorteil, dass man über die dargebotenen Aufnahmen informiert ist.
Dem sollten aber noch einige weiter gehende Informationen hinzugefügt werden.
Bei Deutschlandfunk gibt man sich umweltbewusst und verzichtet auf die althergebrachte und übliche Jewel Case-Verpackung.  Hier ist das 74 Seiten umfassende Booklet fest mit der Rückseite verbunden, also nicht für sich herausnehmbar.

Der Text umfasst hauptsächlich Gedanken über Eichendorff und seine Zeit und in einer Kurz-Biografie werden die ausführenden Künstler vorgestellt.
Der gesamte Text steht in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung und alle Liedtexte können mitgelesen werden.

Was Schumanns Liederkreis op. 39 betrifft ist man als Liedkenner ziemlich verwöhnt, wenn man Peter Schreier, Christoph Prégardien, Christian Elsner … im Ohr hat, um nur mal ein paar Tenöre zu nennen.

Im Booklet-Text findet man auch die Formulierung:
»So galt es Verse zu finden, die sich wohl zur Vertonung eigneten, die in musikgeschichtlicher Hinsicht noch einigermaßen ›unverbraucht‹ waren. Also diese Vorgabe hatte man bei »Nachruf« offensichtlich nicht beachtet, denn Othmar Schoeck hat das so genial vertont, dass es eines der schönsten Kunstlieder überhaupt ist, man kann das ja mal bei YouTube nachhören …

Interessanterweise sind hier Lieder von Komponisten eingestreut, die keinen so hohen Bekanntheitsgrad wie Robert Schumann erreicht haben, das sind Friedrich Theodor Fröhlich und Friedrich Kiel mit jeweils zwei Liedbeiträgen.
Durch und durch innovativ sind die Vertonungen von Eichendorff-Texten durch Rudolf Lutz; im Booklet wird dazu erwähnt, dass dieser Liederzyklus im Januar 2020 auf Schloss Weißenbrunn uraufgeführt wurde. Auf meiner CD beginnt übrigens die Liedfolge der sieben Lieder mit dem im Booklet ausgewiesenen ›III Wechsel‹
Die Lied-Reihenfolge im Booklet:

I Morgen
II Waldlust
III Wechsel
IV Verloren
V Am Abend
VI Abend
VII Nachruf

Hallo

Es ist ein sehr schönes Konzept, das sich SWR2 für seine Musikstunden in der vorletzten KW ausgedacht hat. Täglich stand ein Gedicht im Mittelpunkt, um das herum eine einstündige Sendung moderiert wurde.
Eine Sendung widmete sich der Mondnacht von Joseph von Eichendorff.
 
 
Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt’.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

 
Gruß Wolfgang

Dankeschön, ein wunderschönes Gedicht.

Hier habe ich etwas zur Adventszeit, von Joseph Eichendorff

Markt und Strassen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

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