informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Festrede zum 25jährigen Jubiläum der Gottlob Frick Gesellschaft von Prof. Gerd Uecker

Die nachstehende, viel beachtete Rede wurde von Professor Gerd Uecker beim Festakt zum 25-jährigen Jubiläum der Gottlob Frick Gesellschaft gehalten. Da sie viele wertvolle Gedanken und Aussagen zu Kultur und Oper enthält stellen wir den Text für unsere Troubadour. Mitglieder, Freude und Gäste ein. „

Quellbild anzeigen

Verehrte Festgäste, sehr geehrte Damen und Herren!
Wenn wir heute das 25. Jubiläum bzw. coronabedingt das
27-jährige Bestehen der Gottlob-Frick-Gesellschaft in einem
Festakt feiern können, so kann man das getrost auch als ein
Zeichen dafür sehen, dass dieser Festakt einem besonderen,
ja übergeordneten Sachverhalt gelten mag. 27 Jahre Gottlob-
Frick-Gesellschaft ist in dem Sinne bedeutend, weil durch sie
das kulturelle Profil der Region des Enzkreises dauerhaft
bereichert wurde. So ist dieses 25-jährige Jubiläum nicht nur
ein Anlass zur Freude, sondern auch Anlass, stolz zu sein
auf eine ganz besondere kulturelle Leistung. Diese ist
vorrangig dem Gründer zu verdanken und jenen, die über die
Zeit hin mit ihm den Gedanken weiter- und mitgetragen
haben, der der Gründung der Gesellschaft zugrunde liegt:
nämlich das Andenken an den berühmten Künstler Gottlob
Frick zu bewahren. Hans Hey war es, dessen Gedanke einer
Gottlob-Frick-Gesellschaft 1995 lebhaft von vielen
aufgenommen wurde. Bis heute präsent als der spiritus rector
der Gesellschaft, ist er wegweisend, beratend, ermutigend,
einfallsreich und enthusiastisch wirkend als Ehrenpräsident in
die Geschicke der Gesellschaft eingebunden. Ihm, dem
Präsidium und allen – ausnahmslos ehrenamtlich tätigen –
Mitarbeitern und Freunden der Gesellschaft sei hier ein ganz
besonderer Applaus zugedacht.
Schon der Name Gottlob-Frick-Gesellschaft intendiert, die
Erinnerung an Gottlob Frick als Person und singulärer
Sängererscheinung wach und lebendig zu halten. Er war eine
prägende Gestalt in seiner Opernepoche und ein
herausragender Vertreter eines künstlerisch-musikalischen
Kanons, der heute an den Rändern sowohl ästhetisch als
auch strukturell zu bröckeln beginnt. Darüber hinaus weist
der Begriff Gottlob-Frick-Gesellschaft darauf hin, dass es sich
um ein gesellschaftliches Anliegen handelt, das alle Bürger
dieser Region mit einbeziehen will und dieses Anliegen
gehört zu den elementarsten Tugenden einer Gesellschaft,
nämlich ihre Geschichte lebendig zu halten. Ein Zeichen
dafür setzte in diesem Zusammenhang jüngst die öffentliche
Aufstellung einer Gottlob-Frick-Büste in Mühlacker.
Es ist aber nicht das Erinnern allein, das die Gottlob-Frick-
Gesellschaft heraushebt aus einer Vielzahl von
„Erinnerungsvereinen“, sondern es ist die Kultur, bzw. die Art
des Erinnerns und der Grad und Anspruch der Reflexion über
das, woran man sich erinnert. Nur so gewinnt Erinnern eine
gesellschaftliche Relevanz, und gerade durch die Idee der
jährlichen Künstlertreffen – wie an diesem Wochenende –
wächst der Gottlob-Frick-Gesellschaft eine besondere soziale
Qualität zu. Diese Begegnung von Künstlern und
Repräsentanten der Oper und der Medien in dieser Art stellt
etwas ganz Besonderes und Wertvolles dar, wie es – von
Opernhäusern unabhängig – in Deutschland nicht wieder zu
finden ist. Wertvoll, weil durch die Verlebendigung des
Vergangenen in den Begegnungen, im Gespräch, in
Diskussionen und im gemeinsamen Zurückblicken eine tiefe
ontologische Schicht unseres Daseins berührt wird: wir
können nicht sein ohne Erinnern, denn alles, was wir wissen,
resultiert aus einem Erinnern. Wenn wir nicht mehr wüssten,
was wir in den letzten Tagen gemacht haben, wären wir einer
Grundlage unseres Lebens benommen. Wenn ich sage: „Ich
begrüße Sie ganz herzlich, meine sehr verehrten Damen und
Herren!“ – dann ist dieser Satz schon jetzt Vergangenheit, nur
eine Erinnerung an ihn bleibt.
Das Erinnern aber im Sinne der Gottlob-Frick-Gesellschaft
geht tiefer, wird zu einer gesellschaftlichen Reflexion. Diese
ist es, was eine Kultur ihrem Wesen nach ausmacht, es ist
der Umgang mit dem Erinnern, das heißt, wie wir
Vergangenes in unsere Gegenwart reflektierend einbeziehen.
Denn Erinnerung zu institutionalisieren wie die Gottlob-Frick-
Gesellschaft es tut, heißt auch, sie einer ständigen
Konfrontation mit der Gegenwart zu unterziehen. Denken wir
nur zurück, was sich im opernästhetischen Sinn seit Gottlob
Frick geändert hat: wie haben wir selbst diese Änderungen
mitvollzogen, welche Sicht und Wertung haben wir dazu
eingenommen?
Wir sind nur das, was unsere Vergangenheit aus uns
gemacht hat. Und diese Vergangenheit zu markieren in
unserem Gedächtnis, das heißt, einer Verantwortung unserer
Kultur gegenüber nachzukommen. Denn Kultur lebt davon,
die Gegenwart zu begreifen, getragen von der Kenntnis des
Vergangenen. Insofern vollbringt die Gottlob-Frick-
Gesellschaft eine besondere Leistung, weil sie durch die
Verlebendigung des Vergangenen unsere Gegenwart
reflektiert. Sich selbst mit dem Vergangenen zu konfrontieren
bedeutet immer auch eine Herausforderung: sie zwingt uns
nämlich zu einer Haltung, weil wir ein Ergebnis der
Vergangenheit sind. Erinnerung ist ein Sprungbrett, kein
Sofa, denn kulturelles Gedächtnis bedeutet immer auch
Einspruch gegen die Totalität von Gegenwart. Um diesen
Spannungsbogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart
lebendig zu gestalten, hat die Gottlob-Frick-Gesellschaft zwei
wichtige Aspekte zusammenbinden können: einmal, wie
schon erwähnt, die jährlich stattfindenden Künstlertreffen und
zum anderen die gezielte Förderung junger,
vielversprechender Sängertalente. Welch gutes Gespür für
Qualität zeigte doch die Gottlob-Frick-Gesellschaft in ihrer
Auswahl der jungen Künstler, die sich bei den Festkonzerten
vorstellen konnten: Christa Mayer, Markus Butter, Günther
Groißböck oder auch Georg Zeppenfeld, der damals hier für
den erkrankten Kurt Moll glänzend eingesprungen ist, um nur
einige von ihnen herauszugreifen! In der Zusammenführung
dieser beiden Ideen, also der Perspektive „Zurück“ und der
Perspektive „Voraus“ wird die Sinnhaftigkeit der Gottlob-
Frick-Gesellschaft deutlich sichtbar. Denn es ist ja nicht nur
das Andenken an Gottlob Frick als Person, sondern in
diesem Erinnern kommt die Wertschätzung einer ganzen
Kunstgattung, der Musik und im engeren Sinne der Oper,
zum Ausdruck. Diese Identifikation mit einem kulturellen
Profil der Vergangenheit, wie es uns in der
Künstlerpersönlichkeit Gottlob Fricks entgegentritt, ist
Zeichen einer starken geistigen Kraft und stellt eine
gesellschaftliche Ressource dar, von der Gegenwart wie
Zukunft zehren. Gerade dass sich in Ölbronn, dem

„Operndörfle“, wie es Hans Hey liebevoll nennt, eine solche
Verdichtung an kultureller Lebendigkeit zeigt, hat auch für die
ganze Region eine nicht zu unterschätzende profilierende
Bedeutung. Diese wurde und wird in dankenswerter Weise
von den zuständigen kommunalen und politischen Ebenen
stets mit großem Wohlwollen gefördert und geschätzt. Dass
Sie uns, sehr geehrter Herr Schneider, nicht nur als Präsident
der Gesellschaft, sondern auch als Oberbürgermeister mit
Ihrem Besuch heute die Ehre geben, setzt dafür ein
sichtbares Zeichen der Verbundenheit und unterstreicht
meine Worte.
Was wir sind, sind wir nicht durch Gegenwart oder Zukunft,
sondern durch das, was uns umgeben hat an prägenden
Umständen – physisch, geistig und vor allem kulturell und
durch das, woran wir uns erinnern. Die Erinnerung ist für uns
der große Wegweiser wohin unser Weg gehen wird – wenn
man ihn zu lesen versteht. Zur Gestaltung unserer Zukunft
haben wir nichts außer dem, was wir in der Gegenwart über
die Vergangenheit reflektierend als Erfahrungen – gute und
schlechte – geerbt haben. Ohne die Kenntnis des
Vergangenen bleibt das Begreifen der Gegenwart zufällig,
wurzellos und oberflächlich. Es ist das einzige Arsenal, wo
wir das Rüstzeug finden, unsere Zukunft zu gestalten.
Erinnern festigt unser Bewusstsein, schärft in unserer
Wahrnehmung die Differenz zwischen gestern und heute,
zeigt, wer wir sind, und wer wir geworden sind.
Und diese Erfahrung will auch die Gottlob-Frick-Gesellschaft
durch die Förderung junger Künstler weitergeben. So wirkt
die Gottlob-Frick-Gesellschaft mit einem glänzenden Faden
an dem großen Lebensgewebe mit, das wir Kultur nennen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Danke, lieber Willi, für die umgehende Unterstützung. Hoffentlich wird die Rede oft gelesen.

herzlich die Sängerfreunde.

Lieber Willi, lieber Hans, liebe Freunde,

vielen Dank für die Einstellung dieser Rede. Auch wenn man sie bereits in Ötisheim gehört hat, so bleibt doch vielmehr haften, wenn man sie in allen Einzelheiten noch einmal nachlesen kann. 

Liebe Grüße
Gerhard

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis