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Troubadour-Forum für klassische Vokal- und Instrumentalmusik

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Franz! – Die tägliche Schubertiade

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„Der Wanderer an den Mond“ D. 870, Anne Sofie von Otter, Bengt Forsberg

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Ich auf der Erd’, am Himmel du,
Wir wandern beide rüstig zu:
Ich ernst und trüb, du mild und rein,
Was mag der Unterschied wohl sein?

Ich wandre fremd von Land zu Land,
So heimatlos, so unbekannt;
Bergauf, bergab, Wald ein, Wald aus,
Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus.

Du aber wanderst auf und ab
Aus Ostens Wieg’ in Westens Grab,
Wallst Länder ein und Länder aus,
Und bist doch, wo du bist, zu Haus.

Der Himmel, endlos ausgespannt,
Ist dein geliebtes Heimatland:
O glücklich, wer, wohin er geht,
Doch auf der Heimat Boden steht!

Johann Gabriel Seidl 💖

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Wolfgang Kaercher

„Der Alpenjäger“ D. 524, Cornelius Hauptmann, Stefan Laux

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Auf hohen Bergesrücken,
Wo frischer Alles grünt,
In’s Tal hinabzublicken,
Das nebelleicht zerrinnt –
Erfreut den Alpenjäger.
Je steiler und je schräger
Die Pfade sich verwinden,
Je mehr Gefahr aus Schlünden,
So freier schlägt die Brust.

Er ist der fernen Lieben,
Die ihm daheim geblieben,
Sich seliger bewusst.

Und ist er nun am Ziele:
So drängt sich in der Stille
Ein süßes Bild ihm vor;
Der Sonne goldne Strahlen,
Sie weben und sie mahlen,
Die er im Tal erkor.

Johann Mayrhofer 💖

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Wolfgang Kaercher

„Erlafsee“ D. 586, Edith Mathis (* 11. Februar 1938 in Luzern; † 9. Februar 2025 in Salzburg), Graham Johnson

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Mir ist so wohl, so weh
Am stillen Erlafsee.
Heilig Schweigen
In Fichtenzweigen,
Regungslos
Der blaue Schoß,
Nur der Wolken Schatten fliehn
Überm dunklen Spiegel hin.

Frische Winde
Kräuseln linde
Das Gewässer;
Und der Sonne
Güldne Krone
Flimmert blässer.

Johann Mayrhofer 💖

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Wolfgang Kaercher

„Der blinde Knabe“ D. 833, Barbara Hendricks, Radu Lupu

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O sagt, ihr Lieben mir einmal,
Welch‘ Ding ist’s, Licht genannt?
Was sind des Sehens Freuden all‘,
Die niemals ich gekannt?

Die Sonne, die so hell ihr seht,
Mir Armen scheint sie nie;
Ihr sagt, sie auf- und nieder geht,
Ich weiss nicht wann noch wie.

Ich mach‘ mir selbst so Tag wie Nacht,
Dieweil ich schlaf‘ und spiel‘,
Mein inn’res Leben schön mir lacht,
Ich hab‘ der Freuden viel.

Zwar kenn‘ ich nicht, was euch erfreut,
Doch drückt mich keine Schuld,
Drum freu‘ ich mich in meinem Leid
Und trag‘ es mit Geduld.

Ich bin so glücklich, bin so reich
Mit dem, was Gott mir gab,
Bin wie ein König froh obgleich
Ein armer blinder Knab‘.

„The blind Boy“ von Colley Cibber 💖 –>
<– Übersetzung von Nikolaus Craigher 💖

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Wolfgang Kaercher

„Der Blumen Schmerz“ D. 731, Violeta Urmana, Helmut Deutsch

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Wie tönt es mir so schaurig
Des Lenzes erstes Wehn,
Wie dünkt es mir so traurig,
Dass Blumen auferstehn.

In ihrer Mutter Armen
Da ruhten sie so still,
Nun müssen, ach die Armen!
Hervor an’s Weltgewühl.

Die zarten Kinder heben
Die Häupter scheu empor:
„Wer rufet uns in’s Leben
Aus tiefer Nacht hervor?“

Der Lenz mit Zauberworten
Mit Hauchen süßer Lust,
Lockt aus den dunklen Pforten,
Sie von der Mutter Brust.

In bräutlich heller Feier
Erscheint der Blumen Pracht,
Doch fern schon ist der Freier,
Wild glüht der Sonne Macht.

Nun künden ihre Düfte,
Dass sie voll Sehnsucht sind
Was labend würzt die Lüfte,
Es ist der Schmerzen Kind.

Die Kelche sinken nieder
Sie schauen Erdenwärts:
„O Mutter nimm uns wieder
Das Leben gibt nur Schmerz.“

Johann Graf Mailáth 💖

Am Valentinstag, der heute gefeiert wird, gehören Blumen zu den häufigsten Geschenken 💖.
Rose, Myrte und Ringelblume werden im folgenden „Blumenbrief“ besonders erwähnt:

„Der Blumenbrief“ D. 622, Elly Ameling, Dalton Baldwin

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Euch Blümlein will ich senden
Zur schönen Jungfrau dort,
Fleht sie, mein Leid zu enden
Mit einem guten Wort.

Du, Rose, kannst ihr sagen,
Wie ich in Lieb‘ erglüh‘,
Wie ich um sie muss klagen
Und weinen spät und früh.

Du, Myrte, flüstre leise
Ihr meine Hoffnung zu,
Sag‘: auf des Lebens Reise
Glänzt ihm kein Stern als du.

Du, Ringelblume, deute
Ihr der Verzweiflung Schmerz,
Sag‘ ihr: des Grabes Beute
Wird ohne dich sein Herz.

Aloys Wilhelm Schreiber 💖

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Wolfgang Kaercher

„Auf dem Wasser zu singen“ D. 774, Fatma Said, Malcolm Martineau

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Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen
Gleitet, wie Schwäne, der wankende Kahn;
Ach, auf der Freude sanft schimmernden Wellen
Gleitet die Seele dahin wie der Kahn;
Denn von dem Himmel herab auf die Wellen
Tanzet das Abendrot rund um den Kahn.

Über den Wipfeln des westlichen Haines
Winket uns freundlich der rötliche Schein;
Unter den Zweigen des östlichen Haines
Säuselt der Kalmus im rötlichen Schein;
Freude des Himmels und Ruhe des Haines
Atmet die Seel‘ im errötenden Schein.

Ach, es entschwindet mit tauigem Flügel
Mir auf den wiegenden Wellen die Zeit.
Morgen entschwinde mit schimmerndem Flügel
Wieder wie gestern und heute die Zeit,
Bis ich auf höherem strahlenden Flügel
Selber entschwinde der wechselnden Zeit.

Friedrich Leopold Graf zu Stolberg 💖

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„Der Einsame“ D. 800, Edith Wiens, Rudolf Jansen

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Wenn meine Grillen schwirren,
Bei Nacht, am spät erwärmten Herd,
|: Dann sitz‘ ich, mit vergnügtem Sinn
Vertraulich zu der Flamme hin, 😐
So leicht, so unbeschwert.

Ein trautes, stilles Stündchen
Bleibt man noch gern am Feuer wach,
Man schürt, wenn sich die Lohe senkt,
Die Funken auf, und sinnt und denkt:
Nun abermal ein Tag!

|: Was Liebes oder Leides
Sein Lauf für uns daher gebracht, 😐
Es geht noch einmal durch den Sinn;
Allein das Böse wirft man hin,
Es störe nicht die Nacht.

Zu einem frohen Traume
Bereitet man gemach sich zu.
Wenn sorgelos ein holdes Bild
Mit sanfter Lust die Seele füllt,
Ergibt man sich der Ruh.

O wie ich mir gefalle
In meiner stillen Ländlichkeit!
Was in dem Schwarm der lauten Welt
Das irre Herz gefesselt hält,
Gibt nicht Zufriedenheit.

|: Zirpt immer, liebe Heimchen
In meiner Klause eng und klein. 😐
Ich duld‘ euch gern: ihr stört mich nicht.
|: Wenn euer Lied das Schweigen bricht
Bin ich nicht ganz allein. 😐

Karl Gottlieb Lappe 💖

„Der Flug der Zeit“ D. 515, Edith Wiens, Graham Johnson

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Es floh die Zeit im Wirbelfluge
Und trug des Lebens Plan mit sich.
Wohl stürmisch war es auf dem Zuge,
Beschwerlich oft und widerlich.

So ging es fort durch alle Zonen,
Durch Kinderjahre, durch Jugendglück,
Durch Täler, wo die Freuden wohnen,
Die sinnend sucht der Sehnsucht Blick.

Bis an der Freundschaft lichtem Hügel
Die Zeit nun sanfter, stiller flog,
Und endlich da die raschen Flügel
In süßer Ruh zusammenbog.

Ludwig (Lajos) Graf Széchényi (1781-1855) 💖

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„Der Geistertanz“ D. 116, Brigitte Fassbaender, Graham Johnson

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Die bretterne Kammer
Der Toten erbebt,
Wenn zwölfmal den Hammer
Die Mitternacht hebt.

Rasch tanzen um Gräber
Und morsches Gebein
Wir luftigen Schweber
Den sausenden Reih’n.

Was winseln die Hunde
Beim schlafenden Herrn?
Sie wittern die Runde
Der Geister von fern.

Die Raben entflattern
Der wüsten Abtei,
Und flieh’n an den Gattern
Des Kirchhofs vorbei.

Wir gaukeln und scherzen
Hinab und empor
Gleich irrenden Kerzen
Im dunstigen Moor.

O Herz, dessen Zauber
Zur Marter uns ward,
Du ruhst nun in tauber
Verdumpfung erstarrt;

Tief bargst du im düstern
Gemach unser Weh;
Wir Glücklichen flüstern
Dir fröhlich: Ade!

Friedrich von Matthisson (1761-1831) 💖

Foto: Von Ferdinand Hartmann – http://museum-digital.de/nat/index.php?t=objekt&oges=927 , Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21984139

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„An die untergehende Sonne“ D. 457, Bernarda Fink, Gerold Huber

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Sonne, du sinkst,
Sonne, du sinkst,
Sink in Frieden, o Sonne!

Still und ruhig ist deines Scheidens Gang,
Rührend und feierlich deines Scheidens Schweigen.
Wehmut lächelt dein freundliches Auge,
Tränen entträufeln den goldenen Wimpern;
Segnungen strömst du der duftenden Erde.
Immer tiefer,
Immer leiser,
Immer ernster, feierlicher
Sinkest du den Äther hinab.

Sonne, du sinkst,
Sonne, du sinkst,
Sink in Frieden, o Sonne!

Es segnen die Völker,
Es säuseln die Lüfte,
Es räuchern die dampfenden Wiesen dir nach;
Winde durchrieseln dein lockiges Haar;
Wogen kühlen die brennende Wange;
Weit auf tut sich dein Wasserbett . . .
Ruh’ in Frieden,
Ruh’ in Wonne!
Die Nachtigall flötet dir Schlummergesang.

Sonne, du sinkst,
Sonne, du sinkst,
Sink in Frieden, o Sonne!

Ludwig Kosegarten 💖

Bild: Von Autor/-in unbekannt – Max Mendheim (Hrsg.):
Lyriker und Epiker der klassischen Periode. Teil 3. Union, Stuttgart 1890.,
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5803377

 

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Wolfgang Kaercher

„Der Goldschmiedsgesell“ D. 560, Wilhelm Strienz, Michael Raucheisen

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Es ist doch meine Nachbarin
Ein allerliebstes Mädchen!
Wie früh ich in der Werkstatt bin,
Blick‘ ich nach ihrem Lädchen.

Ich feile; wohl zerfeil‘ ich dann
Auch manches goldne Drähtchen.
Der Meister brummt, der harte Mann!
Er merkt, es war das Lädchen.

Und flugs wie nur der Handel still,
Gleich greift sie nach dem Rädchen.
Ich weiß wohl, was sie spinnen will:
Es hofft das liebe Mädchen.

Das kleine Füßchen tritt und tritt:
Da denk‘ ich mir das Wädchen,
Das Strumpfband denk‘ ich auch wohl mit,
Ich schenkt’s dem lieben Mädchen.

Und nach den Lippen führt der Schatz
Das allerfeinste Fädchen.
O wär ich doch an seinem Platz,
Wie küsst‘ ich mir das Mädchen!

Johann Wolfgang von Goethe 💖

Ölgemälde 1834 von Johann Josef Schmeller
Wikimedia.org – Public Domain

„Der Gott und die Bajadere“ D. 254, Florian Boesch, Malcolm Martineau

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Mahadöh, der Herr der Erde,
Kommt herab zum sechstenmal,
Dass er unsers gleichen werde,
Mit zu fühlen Freud‘ und Qual.
Er bequemt sich hier zu wohnen,
Lässt sich Alles selbst geschehn.
Soll er strafen oder schonen,
Muss er Menschen menschlich sehn.
Und hat er die Stadt sich als Wandrer betrachtet,
Die Großen belauert, auf Kleine geachtet,
Verlässt er sie Abends, um weiter zu gehn.

Als er nun hinausgegangen,
Wo die letzten Häuser sind,
Sieht er, mit gemalten Wangen
Ein verlornes schönes Kind.
Grüß‘ dich, Jungfrau! – Dank der Ehre!
Wart‘, ich komme gleich hinaus –
Und wer bist du? – Bajadere,
Und dies ist der Liebe Haus.
Sie rührt sich, die Zimbeln zum Tanze zu schlagen;
Sie weiß sich so lieblich im Kreise zu tragen,
Sie neigt sich und biegt sich, und reicht ihm den Strauß.

Schmeichelnd zieht sie ihn zur Schwelle,
Lebhaft ihn ins Haus hinein.
Schöner Fremdling, lampenhelle
Soll sogleich die Hütte sein.
Bist du müd‘, ich will dich laben,
Lindern deiner Füße Schmerz.
Was du willst, das sollst du haben,
Ruhe, Freuden oder Scherz.
Sie lindert geschäftig geheuchelte Leiden.
Der Göttliche lächelt; er siehet mit Freuden,
Durch tiefes Verderben ein menschliches Herz.

Und er fordert Sklavendienste;
Immer heitrer wird sie nur,
Und des Mädchens frühe Künste
Werden nach und nach Natur.
Und so stellet auf die Blüte
Bald und bald die Frucht sich ein;
Ist Gehorsam im Gemüte,
Wird nicht fern die Liebe sein.
Aber, sie schärfer und schärfer zu prüfen,
Wählet der Kenner der Höhen und Tiefen
Lust und Entsetzen und grimmige Pein.

Und er küsst die bunten Wangen,
Und sie fühlt der Liebe Qual,
Und das Mädchen steht gefangen,
Und sie weint zum ersten mal;
Sinkt zu seinen Füßen nieder,
Nicht um Wollust noch Gewinnst,
Ach! und die gelenken Glieder,
Sie versagen allen Dienst.
Und so zu des Lagers vergnüglicher Feier
Bereiten den dunklen behaglichen Schleier
Die nächtlichen Stunden, das schöne Gespinst.

Spät entschlummert unter Scherzen,
Früh erwacht nach kurzer Rast,
Findet sie an ihrem Herzen
Tot den vielgeliebten Gast.
Schreiend stürzt sie auf ihn nieder,
Aber nicht erweckt sie ihn,
Und man trägt die starren Glieder
Bald zur Flammengrube hin.
Sie höret die Priester, die Totengesänge,
Sie raset und rennet und teilet die Menge.
Wer bist du? was drängt zu der Grube dich hin?

Bei der Bahre stürzt sie nieder,
Ihr Geschrei durchdringt die Luft:
Meinen Gatten will ich wieder!
Und ich such ihn in der Gruft.
Soll zu Asche mir zerfallen
Dieser Glieder Götterpracht?
Mein! er war es, mein vor allen!
Ach, nur Eine süße Nacht!
Es singen die Priester: Wir tragen die Alten,
Nach langem Ermatten und spätem Erkalten,
Wir tragen die Jugend, noch eh‘ sie’s gedacht.

Höre deiner Priester Lehre:
Dieser war dein Gatte nicht.
Lebst du doch als Bajadere,
Und so hast du keine Pflicht.
Nur dem Körper folgt der Schatten
In das stille Totenreich;
Nur die Gattin folgt dem Gatten:
Das ist Pflicht und Ruhm zugleich.
Ertöne, Drommete, zu heiliger Klage!
O nehmet, ihr Götter! die Zierde der Tage,
O nehmet den Jüngling in Flammen zu euch!

So das Chor, das ohn‘ Erbarmen
Mehret ihres Herzens Not;
Und mit ausgestreckten Armen
Springt sie in den heißen Tod.
Doch der Götter-Jüngling hebet
Aus der Flamme sich empor,
Und in seinen Armen schwebet
Die Geliebte mit hervor.
Es freut sich die Gottheit der reuigen Sünder;
Unsterbliche heben verlorene Kinder
Mit feurigen Armen zum Himmel empor.

Johann Wolfgang von Goethe 💖

„Ständchen“ D. 957/4, Karola Ágay, László Szendrey-Karper

Zur Abwechslung mal auf Ungarisch (und mit Gitarre), zur Ehre einer Sängerin, die auf den Tag genau vor 15 Jahren starb: Karola Agay (* 30. März 1927, † 22. Feb. 2010).

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Leise flehen meine Lieder
Durch die Nacht zu Dir;
In den stillen Hain hernieder,
Liebchen, komm‘ zu mir!

Flüsternd schlanke Wipfel rauschen
In des Mondes Licht;
Des Verräthers feindlich Lauschen
Fürchte, Holde, nicht.

Hörst die Nachtigallen schlagen?
Ach! sie flehen Dich,
Mit der Töne süßen Klagen
Flehen sie für mich.

Sie verstehn des Busens Sehnen,
Kennen Liebesschmerz,
Rühren mit den Silbertönen
Jedes weiche Herz.

Laß auch Dir die Brust bewegen,
Liebchen, höre mich!
Bebend harr‘ ich Dir entgegen;
Komm‘, beglücke mich!

Ludwig Rellstab 💖

„Der Jäger“ D. 795/14, Samuel Hasselhorn, Ammiel Bushakevitz

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Was sucht denn der Jäger am Mühlbach hier?
Bleib‘, trotziger Jäger, in deinem Revier!
Hier gibt es kein Wild zu jagen für dich,
Hier wohnt nur ein Rehlein, ein zahmes, für mich.
Und willst du das zärtliche Rehlein sehn,
So lass deine Büchsen im Walde stehn,
Und lass deine klaffenden Hunde zu Haus,
Und lass auf dem Horne den Saus und Braus,
Und schere vom Kinne das struppige Haar,
Sonst scheut sich im Garten das Rehlein fürwahr.

Doch besser, du bliebest im Walde dazu,
Und ließest die Mühlen und Müller in Ruh‘.
Was taugen die Fischlein im grünen Gezweig?
Was will denn das Eichhorn im bläulichen Teich?
Drum bleibe, du trotziger Jäger, im Hain,
Und lass mich mit meinen drei Rädern allein;
Und willst meinem Schätzchen dich machen beliebt,
So wisse, mein Freund, was ihr Herzchen betrübt:
Die Eber, die kommen zu Nacht aus dem Hain,
Und brechen in ihren Kohlgarten ein,
Und treten und wühlen herum in dem Feld:
Die Eber, die schieße, du Jägerheld!

Wilhelm Müller 💖

„Der Jüngling am Bache“ D. 192, John Mark Ainsley, Steven Lubin

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An der Quelle saß der Knabe,
Blumen wand er sich zum Kranz,
Und er sah sie fortgerissen,
Treiben in der Wellen Tanz.
Und so fliehen meine Tage
Wie die Quelle rastlos hin!
Und so bleichet meine Jugend,
Wie die Kränze schnell verblühn!

Fraget nicht, warum ich traure
In des Lebens Blütenzeit!
Alles freuet sich und hoffet,
Wenn der Frühling sich erneut.
Aber diese tausend Stimmen
Der erwachenden Natur
Wecken in dem tiefen Busen
Mir den schweren Kummer nur.

Was soll mir die Freude frommen,
Die der schöne Lenz mir beut?
Eine nur ists, die ich suche,
Sie ist nah und ewig weit.
Sehnend breit‘ ich meine Arme
Nach dem teuren Schattenbild,
Ach, ich kann es nicht erreichen,
Und das Herz bleibt ungestillt!

Komm herab, du schöne Holde,
Und verlass dein stolzes Schloss!
Blumen, die der Lenz geboren,
Streu ich dir in deinen Schoß.
Horch, der Hain erschallt von Liedern,
Und die Quelle rieselt klar!
Raum ist in der kleinsten Hütte
Für ein glücklich liebend Paar.

Friedrich von Schiller 💖

„Der Jüngling auf dem Hügel“ D. 702, Christian Elsner, Hartmut Holl

Ein trauriges Lied, doch zum Schluss entsteht Hoffnung.

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Ein Jüngling auf dem Hügel
Mit seinem Kummer saß,
Wohl ward der Augen Spiegel
Ihm trüb‘ und tränennaß.

Sah frohe Lämmer spielen
Am grünen Felsenhang,
Sah frohe Bächlein quillen
Das bunte Tal entlang;

Die Schmetterlinge sogen
Am roten Blütenmund,
Wie Morgenträume flogen
Die Wolken in dem Rund;

Und alles war so munter,
Und alles schwamm in Glück,
Nur in sein Herz hinunter
Sah nicht der Freude Blick.

Ach, dumpfes Grabgeläute
Im Dorfe nun erklang,
Schon tönte aus der Weite
Ein klagender Gesang;

Sah nun die Lichter scheinen,
Den schwarzen Leichenzug,
Fing bitter an zu weinen,
Weil man sein Röschen trug.

Jetzt ließ den Sarg man nieder,
Der Totengräber kam,
Und gab der Erde wieder,
Was Gott aus selber nahm.

Da schwieg des Jünglings Klage,
Und betend ward sein Blick,
Sah schon am schönern Tage
Des Wiedersehens Glück.

Und wie die Sterne kamen,
Der Mond heraufgeschifft,
Da las er in den Sternen
Der Hoffnung hohe Schrift.

Heinrich Hüttenbrenner (1799-1830) 💖

„Der Jüngling und der Tod“ D. 545, Cornelius Hauptmann, Eric Schneider

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Der Jüngling
Die Sonne sinkt, o könnt‘ ich mit ihr scheiden!
Mit ihrem letzten Strahl entfliehen!
Ach diese namenlosen Qualen meiden
Und weit in schön’re Welten zieh’n.

O komme, Tod, und löse diese Bande!
Ich lächle dir, o Knochenmann,
Entführe mich leicht in geträumte Lande,
O komm‘ und rühre mich doch an.

Der Tod
Es ruht sich kühl und sanft in meinen Armen,
Du rufst! Ich will mich deiner Qual erbarmen.

Joseph von Spaun 💖

„Der Knabe“ D. 692, Christine Schäfer, Irwin Gage

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Wenn ich nur ein Vöglein wäre,
Ach wie wollt‘ ich lustig fliegen,
Alle Vögel weit besiegen.

Wenn ich so ein Vogel bin,
Darf ich alles alles haschen,
Und die höchsten Kirschen naschen,
Fliege dann zur Mutter hin.
Ist sie bös‘ in ihrem Sinn,
Kann ich lieb mich an sie schmiegen,
Ihren Ernst gar bald besiegen.

Bunte Federn, leichte Flügel,
Dürft‘ ich in der Sonne schwingen,
Daß die Lüfte laut erklingen,
Weiß nichts mehr von Band und Zügel.
Wär ich über jene Hügel,
Ach dann wollt‘ ich lustig fliegen,
Alle Vögel weit besiegen.

Friedrich von Schlegel 💖

Bild von Franz Gareis – http://www.zeno.org/Literatur/I/sclefpor, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16150266

„Der Knabe in der Wiege“ D. 692, Anthony Rolfe Johnson, Graham Johnson

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Er schläft so süß, der Mutter Blicke hangen
An ihres Lieblings leisem Atemzug,
Den sie mit stillem sehnsuchtsvollen Bangen
So lange unterm Herzen trug.

Sie sieht so froh die vollen Wangen glühen
In gelbe Ringellocken halb versteckt,
Und will das Ärmchen sanft herunterziehen,
Das sich im Schlummer ausgestreckt.

Und leis‘ und leiser schaukelt sie die Wiege
Und singt den kleinen Schläfer leis‘ in Ruh;
Ein Lächeln spielet um die holden Züge,
Doch bleibt das Auge friedlich zu.

Erwachst du Kleiner, o so lächle wieder,
Und schau ihr hell ins Mutterangesicht:
So lauter Liebe schaut es auf Dich nieder,
Noch kennest du die Liebe nicht.

Anton Ottenwalt 💖

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