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Fritz Wunderlich – ein Archiv

Dieses Thema soll sich allgemein mit Fritz Wunderlich befassen und in archivischer Form sich zunächst mit der Vorstellung der u. a. Box befassen, dem zunächst ein  Text von Jürgen Kesting vorangestellt wird, in den ich an geeigneten Stellen YouTube-Videos mit entsprechenden Aufnahmen Fritz Wunderlichs einfüge. Im weiteren Verlauf dieses Projektes werden  auch weitere Aufnahmen Fritz Wunderlichs, die nicht Inhalt dieser Box, aber Bestand meiner Sammlung sind, in diesem Thema besprochen, wobei ich geeignete Informationen auch aus der Biografie „Fritz Wunderlich“ von Werner Pfister, dem langjährigen Chefredakteur der Zeitschrift FONO FORUM an entsprechenden Stellen zitieren werde.

Auszüge aus dem Booklet zu der 50-CD-Box „Fritz Wunderlich – große Erfolge und Raritäten

Jürgen Kesting

DER PRINZ DER TENÖRE

SCHÖNHEIT UND WAHRHEIT

Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter.

William Shakespeare „Was ihr wollt“

„Wenige Sänger würden meiner Ansicht widersprechen, daß der frühe Tod von Fritz Wunderlich die größte Tragödie war, von der das Opernleben heimgesucht wurde. Sowohl stimmlich als auch musikalisch besaß er das strahlendste Talent unter den Sängern meiner Generation“. In diesem Lob faßte der englische Tenor Nigel Douglas in seiner zweibändigen Essay-Sammlung „Legendary Voices“ bündig zusammen, was seit nunmehr fünfzig Jahren über Fritz Wunderlich gesagt oder geschrieben worden ist. Dessen Name ist, wie der weniger anderer Tenöre, von einer Gloriole umgeben. Wer immer nach ihm den Belmonte oder den Tamino gesungen hat oder singen wird,  wurde an ihm allein gemessen und wird an ihm gemessen werden, Es gibt viele Gründe dafür, dass Wunderlich zu einer ikonischen Figur geworden ist. Vorab hatte er etwas mitbekommen, was die bedeutende Gesangslehrerin Franziska Martienßen-Lohmann als „Gnadengeschenk“ bezeichnet: das unverkennbare Timbre, den individuellen Eigenklang. Er hatte, mit einem englischen Terminus, „face in the voice“.

Hinzu kamen die durch unablässige Arbeit erworbenen Qualitäten eines Belcantisten: erstens die Festigkeit und Stetigkeit des Tons, zweitens das Legato, drittens die kontrollierte Dynamik und viertens die Beweglichkeit („agilita“). Diese vier Qualitäten sind die technischen Voraussetzungen für sängerischen Stil. Die fein gebildeten Töne werden gehalten und dynamisch gesteigert oder zurückgenommen. Sie können im Dienst des Ausdrucks stehen, aber auch schön in sich selber sein. Sein Legato formte er nicht nur mit strömendem rhythmischen Fluss, sondern auch einem der Linie gleichsam eine skulpturale Form gebendem Portamento. Verzierungen wob er in die musikalische Linie ein wie Silberfäden in einen Brokat. Allerdings war er in dieser Beziehung insofern nicht ganz fehlerfrei, als er dazu neigte, sich Koloratur-Passagen durch Aspirierungen – das Einschieben des Hauchlautes H zwischen die auf einem Vokal liegende Kette einer Koloratur – zu erleichtern. Entscheidend aber, daß er über die wichtigste Qualität eines Belcantisten verfügte: Spontaneität und die Bereitschaft, sich auf verschwenderische Weise zu verströmen, sich förmlich auszuverschenken.

Viele seiner Aufnahmen sind bekannt. Aber ihr Zauber liegt darin, dass sie auch beim Wiederhören als erste Begegnung empfunden werden. Durch noch mehr der hier versammelten Aufnahmen ist ein (fast) unbekannter Fritz Wunderlich mit einem Repertoire zu entdecken, dass von Johann Rosenmüller, Dietrich Buxtehude, Georg Philipp Telemann und Claudio Monteverdi zu Hans Pfitzner, Werner Eck, Günther Raphael, Friedrich Zehm und Hermann Reuter reicht.

Zum Ziele führt mich diese Bahn.
Ich kann zu meiner Reisen
nicht wählen mir die Zeit.

Franz Schubert, Die Wintereise

„Fritzchen ist heute angekommen, Wirtschaft geschlossen.“ Das lasen die Bewohner des kleinen pfälzischen Städtchens Kusel am 26. September 1930 nach der Geburt des auf die Kaisernamen Friedrich Karl Otto geborenen Sohnes des Musiker-Ehepaares Paul Edmund und Anna Wunderlich. Von seiner frühen Kindheit an wurde er nur Fritz genannt. Als er fünf Jahre alt war, schied sein Vater, der sich vergeblich um eine feste Anstellung als Dirigent beim Musikverein in Kusel bemüht hatte, aus dem Leben. Die Mutter und seine Schwester Marianne mussten den Lebensunterhalt der Familie mit Unterricht und als Unterhaltungsmusiker verdienen. Eine Kindheit in schweren Zeiten – mit Unordnung und frühem Leid. Die romantischen Erlebnisse des Jungen in den Kriegsjahren hat Werner Pfister in seiner Wunderlich-Biographie eindringlich beschrieben. Gleich nach dem Krieg musste Wunderlich tingelnd – mal Akkordeon oder Trompete spielend, manchmal auch singend – zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Aber obwohl er, so Pfister, „weitgehend im sozialen Abseits aufwuchs“, war er lebensfroh und voller Tatendrang.

Wie sich die seelischen Belastungen ausgewirkt haben, ist vielleicht spürbar im Charakter der Stimme. Deren Klang konnte sich – bei allem ausstrahlenden Glanz, der dem Wetterleuchten der Seelenfreude glich – elegisch oder melancholisch einfärben. Um ein Beispiel zu nennen, in Mahlers „Trinklied vom Jammer der Erde“ – dem ersten Lied des Weltabschiedswerks- heißt es:

Das Lied vom Kummer
Soll auflachend in die Seele euch klingen.
Wenn der Kummer naht,
Liegen wüst die Gärten der Seele.
Welt hin und stirbt die Freude, der Gesang.
Dunkel ist das Leben, ist der Tod.

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Wunderlichs Vortrag ist durchdrungen von dem Ausdruck jenes Sehnens, das, mit einem Wort Mahlers, über diese Welt hinausreicht. Die Färbung der Phrase „Dunkel ist das Leben, ist der Tod“ lässt sich nur oxymoronisch beschreiben. Der Ton ist dunkel und doch leuchtend, melancholisch und doch jauchzend.

Ein zweites Bespiel: Die Arie des Lenski aus ein filmisch dokumentierten Münchner Aufführung (1962) von Tschaikowskys „Eugen Onegin“: „Wohin, wohin bist du entschwunden“. Kurz vor dem Duell mit Onegin denkt der liebesenttäuschte und weltmüde Poet an sein Leben, an seine Träume zurück:

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Es ist eine Situation, über die es in Dantes „Göttlicher Komödie“ heißt: „Kein Schmerz erträgt sich schwerer, als sich zu erinnern an die Zeit des Glücks im Unglück“. Wunderlichs verinnerlichter Vortrag wird zu einem säkularisierten Gebet.

Auf einem nicht datierten Theaterzettel findet sich der Name Fritz Wunderlich zum ersten Mal, als die Theatergruppe des Kulturrings Kusel im Winter 1947/48 unter Leitung von Joseph Müller-Blattau ein Weihnachtsmärchen von Trude Weber aufführte: „Rumpelstilzchen“. Müller-Blattau erkannte die stimmlichen Talente des Jungen und sorgte dafür, dass er in Kaiserslautern mit der Gesangsausbildung bei K. B. Valkenberg beginnen konnte. Eine weitere Empfehlung sicherte dem 20jährigen einen Studienplatz an der Musikhochschule Freiburg: „Der Musiker Fritz Wunderlich verfügt über eine Naturstimme von gutem Sitz und natürlichen Schmelz, ferner über eine ungewöhnliche musikalische Begabung. Die Ausbildung in Kaiserslautern, der er sich unter großen äußeren Schwierigkeiten unterzog, (für eine Stunde etwa einen Tag Arbeitsausfall), hat ihn soweit gefördert, dass er die Mikrofonprüfung mit Erfolg ablegen konnte und im Rundfunk zu Nachwuchssendungen herangezogen wurde. Es wäre dringend erwünscht, dass ihm durch eine Ausbildungsbeihilfe die Möglichkeit gegeben würde, eine regelrechte Ausbildung durzuführen ohne den ständigen Zwang, Tanzmusik zu machen. Es kann jetzt schon gesagt werden, dass Fritz Wunderlich nach abgeschlossener Ausbildung eine große Zukunft als Sänger hat“.

Fritz Wunderlich

2. Kapitel

Für das Vorsingen in Freiburg wählte er zwei Lieder von Schubert und sang, wie sich seine spätere Lehrerin erinnerte, „mit einer schönen, aber noch ungepflegten Stimme“. Obwohl er die Lieder nach eigenem Eindruck als „schmalzig“ gesungen hatte, kam er sogleich in die Meisterklasse einer exzellenten und undogmatischen, gleichwohl strengen Pädagogin: Margarethe von Winterfeld. Die Lehrjahre in Freiburg hat er als die „entscheidende Phase meines Lebens“ bezeichnet. Neben Gesang studierte er im zweiten Hauptfach Horn – für den Fall, dass er als Sänger nicht reüssieren würde. Für das Nebenfach wählte er das Klavier. Dem „ständigen Zwang, Tanzmusik zu machen“, entging er nicht; er musste Geld für die Studiengebühren verdienen. In seiner Lebensführung war er zwar ein rechter „Happy-go-lucky“, dem dank seiner raschen Fortschritte endlich auch kleine Ausbildungsbeihilfen gewährt wurden. Während er im Unterricht Lieder oder „Arie antiche“ von Barockkomponisten erarbeitete, z. B. Händel, Xerxes: Ohne Grenzen sind die Qualen“

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verdiente er weiterhin sein Auskommen bei Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen mit Schlagern und anderen Vielliebchen aus dem Tenor-Repertoire. In diesen Jahren hat er and die 2000 (Zweitausend!!) Schlager gesungen, nicht selten wohl prima vista. Auf diese Praxis führte er sein untrügliches Stilgefühl zurück, die Fähigkeit, sich auf jede Art von Musik einstellen zu können,

An der Freiburger Musikhochschule galt er schon bald als Musterschüler. Gustav Scheck, der Direktor der Hochschule und Pionier der Alten Musik, führte in die Alte Musik und di historische Aufführungspraxis ein. Er tat einen großen Schritt voran, als er am 26. Dezember 1952 in der Stadtkirchen von Esslingen den Tenorpart in Bachs „Weihnachtsoratorium“ singen durfte. Im Rückblick staunt man darüber, wieviel Alte Musik schon der Tenortwen gesungen hat:

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Hier eine Aufnahme von 1955!

Am 21. Juli 1954 stimmte Wunderlich bei einer Studentenaufführung der Freiburger Hochschule zum ersten Mal den Gesang auf den Zauberton von Taminos Flöte an. Dass aber der begabteste Student der Hochschule mit dem Kleinen Rundfunkorchester des Südwestfunks auch Galanteriestücke unter Willi Stech aus der Welt der Operette und des Schlagers aufnahm, fand bei der Professorenschaft wenig Beifall. Aber hier zeigte sich eine weitere Qualität der Stimme: Sie wurde vom Mikrofon geliebt; sie war phonogen. Ferdinand Leitner, GMD des Württembergischen Staatstheaters, bot Wunderlich nach dem ersten Vorsingen einen Fünfjahresvertrag an, obwohl der junge Tenor bei Noten über dem F‘ – also in der Passagio-Region – regelmäßig gekiekst hatte. Leitner erkannte die stimmlichen Qualitäten, die in den Aufnahmen aus diesen frühen Jahren zu erkennen sind: den blühenden Klang, die seidige Mezza voce, die vorzügliche Durchmischung der Register, erkennbar daran, dass in aufsteigender Linie schon beim Es‘ und  E‘ der Kopfklang zu hören ist. Hinzu kam ein erlesener Tonsinn und eine geschickte Phonations-Strategie, die dem Ton maximale Intensität gab.

Im Ensemble der Stuttgarter Oper befanden sich damals drei exzellente Tenöre, Josef Traxel für das lyrische Fach, Eugene Tobin für die italienischen Spinto-Partien und Wolfgang Windgassen für die großen Wagner-Partien. Wunderlich musste (oder besser: er konnte) sich in Partien wie Eisslinger („Meistersinger“), Kilian („Freischütz), Heinrich der Schreiber („Tannhäuser“) und Roderigo („Othello“) erproben. Dabei hielt er sich an die Maxime: Es gibt keine kleinen Partien, sondern nur Kleindarsteller“. Der 18. Februar 1956 – es war das Jahr von Mozarts 200. Geburtstag – brachte ihm die sogenannte Katapult-Chance. Josef Traxel hatte die Partie des Tamino in „Die Zauberflöte“ absagen müssen. Wolfgang Windgassen, für den Ersten Geharnischten vorgesehen, sollte einspringen, als generöser Kollege schlug er Wunderlich vor, der ihm vorsorglich gesagt hatte, dass er auf die Partie vorbereitet war. (Kommt das Glück nicht nur zu denen, die bereit sind. An diesem Abend hatte der Glücksberauschte keine Probleme mit den Tönen über dem F‘.

Hier eine Aufnahme der Bildnisarie aus jenen frühen Jahren, am Pult des RSO Stuttgart ist Carl Schuricht:

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Nach diesem Durchschlagserfolg geriet er rasch in die Mühlen des Betriebs. Binnen weniger Monate die Uraufführung von Carl Orffs „Antigonae“ in s-Stuttgart unter der Regie von Wieland Wagner; Honeggers „Johanna auf dem Scheiterhaufen“, Händels „Messias“, Bachkantaten für „Discophile“, Bachs Weihnachtsoratorium, weitere Rundfunkaufnahmen unter Willi Stech und Emmerich Smola; Opernarien und eine Liedplatte mit der Sopranistin Friederike Sailer für den europäischen Phonoclub Stuttgart. Das erste Plattenhonorar betrug 800 Mark und war doppelt so hoch wie seine Gage an der Staatsoper Stuttgart. Bei den Proben zu Orffs Trauerspiel hatte ein Blick auf seine Aushilfsharfenistin, Eva Jungnitsch, bei ihm den coup de foudre ausgelöst. 1957 wurde Constanze, das erste von drei Kindern, geboren. Mit dem Stuttgarter Ensemble gastierte er in Werner Egks „Der Revisor“ bei der zwanzigsten Biennale in Venedig. An der Bayerischen Staatsoper stellte er sich als Belmonte vor, und erste internationale Gastspiele führten ihn 1958 nach Aix-en-Provence (Tamino) und nach Edinburgh (Belmonte und Kronthal in „Der Wildschütz“.

 

 

 

Fritz Wunderlich

3. Kapitel

Auf die Straße des Ruhmes fand er 1959. In Salzburg sang er unter Karl Böhm in einer von Günther Rennert inszenierten Aufführung von Strauss‘ „Die schweigsame Frau“ den Henry, an der Wiener Staatsoper debütierte er als Tamino; in München war er an der deutschen Uraufführung von Leos Janaceks „Broucek“, in Stuttgart in der Uraufführung von Orffs „Oedipus, der Tyrann“ präsent. Nach der Salzburger Strauss-Aufführung bot Herbert von Karajan dem 28jährigen einen Vertrag an der Wiener Staatsoper an. Wunderlich musste ausschlagen, er hatte kurz zuvor mit der Bayerischen Staatsoper abgeschlossen, überdies einen Plattenvertrag mit der EMI-Tochter Electrola, die einen Nachfolger für den zur Ariola-Eurodisc abwandernden Rudolf Schock brauchte. Die Electrola produzierte vor allem für den deutschen Markt, die Mutterfirma EMI für den internationalen. Sie bot im lyrischen Fach vor allem den polyglotten Nicolai Gedda auf. Wunderlich wurde als Steuermann im „Holländer“, als Fenton in „Die lustigen Weiber“ und als Hans (Jenik) in „Die verkaufte Braut“ eingesetzt:

 

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Hier mit Pilar Lorengar in dem wunderbaren Duett aus dem 1. Akt „Mit der Mutter sank zu Grabe“, begleitet von den Bamberger Sinfonikern unter Rudolf Kempe

 

Zwar große und wichtige Partien, aber keine, mit denen er Weltruhmesglanz auf sich hätte lenken können. All die Querschnitte von „Don Giovanni“, „Zar und Zimmermann“, „Martha“, „Mignon“, „La Bohème“, „Madame Butterfly“, „Eugen Onegin“, „Eine Nacht in Venedig“ und „Der Bettelstudent“ waren in erster Linie für den deutschen Markt bestimmt – also für ein Publikum, das noch nicht an Aufführungen in der Originalsprache gewöhnt war, die seit 1957 in Wien durch Herbert von Karajan eingeführt wurden.

Wunderlichs Repertoire zeugt von umfassender stilistischer Vielseitigkeit und immensem Fleiß. Es umfasst Passionen und Kantaten von Bach, Opern, Oratorien, Messen und Kantaten von Händel, Pergolesi, Haydn, Mozart, Rossini, Verdi, Wagner, Strauss,  Egk und Pfitzner.

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hier mit Teresa Stratas in der Brindisi aus „La Traviata“ in einer Live-Aufnahme aus der Bayerischen Staatsoper in München vom 28. März 1965, am Pult der ebenfalls zu früh verstorbene Giuseppe Patané

Fritz Wunderlich hat Angebote vor allem nach ihrer Wichtigkeit angenommen, nicht mit Blick auf die Mehrung des Ruhms, wie z. B. „Das Buch mit sieben Siegeln“ in Salzburg 1959 unter Dimitri Mitropoulos oder Werner Egks Kantate „Furchtlosigkeit und Wohlwollen“. Was seine Arbeit als Interpret geistlicher Musik angeht, so mag diese Sammlung selbst für viele seiner Bewunderer die faszinierende Entdeckung eines weitgehen Unbekannten sein – die des Kunstdieners Fritz Wunderlich. Er war allerdings nicht bereit, wie ein Diener behandelt zu werden, auch nicht von einem power broker des Betriebs. Als Wieland Wagner dem weltweit umworbenen brieflich „die ebenso schwere wie dankbare Aufgabe des Seemanns im ersten Akt“ des „Tristan“ anbot, erwiderte Wunderlich auf die überheblich Offerte mit milder Ironie: „Lieber Herr Wagner! Ihr Angebot ehrt mich, leider habe ich das Gefühl, dass ich als lyrischer Tenor mit einer so schweren Partie in Tristan und Isolde restlos überfordert bin…Ich hatte Angst, meine kostbareren Stimmbänder zu sehr zu strapazieren“. Und als der hohe Herr von Bayreuth dem längs Arrivierten 1966 die Rolle des David antrug, ließ er ihn sarkastisch wissen: „Wunderlich wartet, bis Wieland der Wagner wohlwollend ihn würdig und wert hält für reissende Rolle in Richard‘s des Großen riesigem Werk“:

(Ergänzung von Willi: Mit dieser Aufnahme allerdings, die er bereits fünf Jahre vor dem Angebot aus Bayreuth, nämlich 1961 in Berlin unter Franz Konwitschny mit der Berliner Staatskapelle gefertigt hatte, und mit diesen sowie  mit Marianne Schech, Dietrich Fischer-Dieskau und Gottlob Frick mit den gleichen Kollegen zusammengearbeitet hatte wie bereits ein Jahr zuvor bei der Aufnahme des „Fliegenden Holländers“ (von der später noch die Rede sein wird), bewies er, dass es auch bei Wagner für ihn Wertvolles zu entdecken gab und herausragend umgesetzt wurde):

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Liebe Grüße

Willi?

Fritz Wunderlich

4. Kapitel

Es war drei Wochen vor dem tödlichen Treppensturz des Sängers am 17. 9. 1966. Dieser Tod ist bis auf den heutigen Tag eingehüllt in den Weihrauch der Verklärung. Der Name Wunderlich wurde zur Botschaft – zur Botschaft eines Wunders. Dat er Fritz Leitner darum, ie Verklärung zeugt von Verzicht auf das (kritische) Nachdenken. Ein „perfekter“ Sänger war Wunderlich nicht; den hat es ohnehin nie gegeben oder nur im Mythos des Orpheus. Gerade er selbst hat sich vom freundlich-gefälligen Beifall nicht schmeicheln lassen, hat gerade von Musiker-Kollegen, wie etwa sein Begleiter Hubert Giesen bezeugte, Anregungen und Kritik eingefordert. Nachdem er 1966 in Edinburgh den Tamino, den letzten seiner Laufbahn, gesungen hatte, bat er Fritz Leitner darum, die hundertfach gesungene Partie noch einmal von Grund auf zu studieren. Als Peter Schreier die Partie 1967 in Salzburg übernahm, wurde er sogleich mit Wunderlich verglichen. Ähnlich erging es allen anderen, die ihm in seinen zentralen Rollen folgten. Die Verklärung ging so weit, dass mit seinem Namen Rollen besetzt wurden, dessen idealer Interpret er hätte sein können, ob Florestan oder Max, ob Lohengrin oder Stolzing, ob Ricardo oder Don Carlo. Wenige Wochen vor seinem Tod hat er selbst gegenüber Freunden gesagt, dass er nur noch sechs Jahre singen und sich dann zurückziehen wolle. Die darob bestürzten Freunde führten dies auf eine temporäre Erschöpfung zurück, die seinen Freund Hermann Prey am 30. Juli 1966 zu einer ebenso liebe- wie angstvollen Mahnung bewogen: „Nimm dich nur in Acht, Junge, und teile dir die nächsten Jahre gut ein. Damit die Krise gar nicht erst kommt, von der du neulich sprachst“.

Womöglich hätten ihn die Rollen, die mit ihm vom Wunschdenken seiner Bewunderer besetzt wurden, in eine Krise gestürzt. Er war damals weder ein italienischer Spinto-Tenor noch ein jugendlicher Heldentenor. Werner Pfister berichtet in seiner Biografie, dass die Toningenieure der Electrola besorgt waren, dass er sich etwa bei der Aufnahme der Ballata und der Canzone des Herzogs in Rigoletto auf gefährliche Weise verausgabe und an seine Grenzen ging:

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Eine ähnliche Beobachtung machte Kim Borg:

„Auf die Gefahr hin, dass meine Beobachtung wie eine nachträgliche Klüngelei klingt – aber auch ich hatte schon damals die Befürchtung, dass Wunderlichs Karriere womöglich nicht von langer Dauer sein würde. Denn immer gab er alles, was er hatte. Nie ging er sparsam mit den Kräften seiner Stimme um. Ich denke, dass ihm, hätte seine Karriere länger gedauert, Probleme bevorgestanden hätten“.

Liebe Grüße

Willi

Fritz Wunderlich

5. Kapitel

 

STIMME UND STIL

Stil ist der äuere Ausdruck einer inneren Harmonie der Seele

(William Hazlitt)

 

Der französische Dramatiker Ernest Legouvè hat der vox humana drei unterschiedliche Metalle zugeordnet: Gold, Silber und Messing. Gold ist das brillanteste, Silber das bezauberndste, Messing (brass) das lauteste. Die Stimme des jungen Wunderlich war, wie die ganz frühen Aufnahmen aus den Jahren 1953 bis 1955 zeigen, silberhell, ihr Klang weich und sonnig:

Hier ein Hörbeispiel aus dem Jahre 1954: „Wenn der Mund schweigt“ von Hans Anders. Firtz Wunderlich wird hier begleitet von einem Studio-Orchester unter Emmerich Smola:

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Sein Vortrag wirkte, mit den Worten der hier nur stellvertretend zitierten Margarethe von Winterfeld, ganz und gar „natürlich“. Das Wort „natürlich“ sei nicht falsch verstanden. Gemeint ist jene hohe Kunst, die Kunst verbirgt und die Technik verschwinden lässt. Oder anders mit Schiller gesagt: “Alle Technik ist überall etwas Fremdes, wenn sie nicht aus dem Dinge selbst entsteht“. Bei Wunderlich entstand sie aus dem Innen heraus. Gerade in jungen Jahren hielt er sich an die wichtige Regel, nur innerhalb seiner Mittel zu singen und nicht zu forcieren. Er sang mit unangestrengt fließender Phonation (also ohne zu pressen) mit bemerkenswerter Atemkontrolle, unvergleichlicher Spontaneität und unfehlbarem Geschmack. Kein deutscher Tenor vor oder nach ihm hat Arien von Verdi und Puccini hat Arien von Verdi und Puccini in deutscher Sprache so belkantisch wohllautend gesungen wie er.:

Hier als Rudolf in La Bohème:

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In den „Club-Aufnahmen“ unter Richard Kraus wie in den Rundfunkaufnahmen unter Emmerich Smola, Meinhard von Zallinger, Kurt Eichhorn, Berislav Klobucar und Hans Müller-Kray aus der zweiten Hälfte der fünziger Jahre ist eine Stzimme von zauberischer Dolcezza zu hören: silbrig glänzend und seidig weich (welch ein Ingemisco aus dem Verdi-Requiem):

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Arien aus „Zar und Zimmermann“ und „Der Wildschütz“, „Die lustigen Weiber von Windsor“ und „Der Kuhreigen“, „Martha“ und „Der Barbier von Bagdad“ sang er ohne biederen Ton; er gab ihnen die Echtheit des Volkstümlichen (im Sinne von Bert Brecht: „Das Volk ist nie tümlich“). Wenn er Schlager sang oder jene Musik, die sich, so Proust, „mit den Träumen, den Tränen der Menschen füllt“, zeigt er, dass es auch „das Erhabene von unten“ gibt.. Nie überschritt er jene imaginäre Grenze, die zwischen Süße und Sentimentalität verläuft, aber keinesfalls übertreten werden darf. Gibt es einen zweiten Tenor, der den Enthusiasmus des Barinkay („Ja, das alles auf Ehr“), den Jubel von „Freunde, das Leben ist lebenswert“, die Sinnenfreude von „Treu sein, das liegt mir nicht“ versinnlichen könnte wie ER? Die Musiker, mit denen er in dieser Zeit zusammenarbeitete, haben übereinstimmend sein unfehlbares Stilgefühl gepriesen.

Nun hat der Stil eine zweite Seite: Gemeint ist die Symbiose zwischen Musik und der Technik für die spezifische Grammatik eines jeden Werks. Insofern ist die Technik die Quelle des Stils. Auf einige Arien, die er in den Jahren der tenoralen Adolesnzenz für den Europäischen Phono Club gesungen hat, war er stilistisch noch nicht richtig vorbereitet. Er begnügte sich, bedingt wohl auch durch den immensen Arbeitsdruck, mit einem „freundlichen, oberflächlichen Zugriff“ (so der Kritiker Ulrich Schreiber). Kaum verwunderlich, weil er Vieles vom Blatt gesungen hat. Als John Steane, Autor von „The Grand Tradition_“, diese Platten hörte, schrieb er in „The Grammophone“: Das erste Gefühl war (fast peinlich, dies einzugestehen), das der Enttäuschung. Waren dies Arien aus der „Zauberflöte“ wirklich typisch für den Tenor, den wir als idealen Tamino in Erinnerung hatten? Der Ton ist fein, die Phrasen sind lyrisch und unforciert, aber ,Dies Bildnis‘ zeigt wenig Imagination, und, „Wie stark ist nicht dein Zauberton“ ist durchaus kein Modell für Anmut, dazu beeinträchtigt durch einen leichten, aber ständigen Gebrauch von Aspiraten. Dann die Donizetti.Arie [„Wohl drang aus ihrem Herzen“], verdorben durch eine dürftige Kadenz, „Caro mio ben“ durch mehr Aspirate, die „Rigoletto“-Solos ohne besondere Tugenden und erneut mit einer ärmlichen Kadenz. Dann – hört hin! Ein neuer Start auf einer neuen Seite. Und hier frage ich mich, ob sich eine einzige Aufnahem von „Che gelida Manina“ findet, die seine übertreffen würde“.

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Liebe Grüße

Willi

Fritz Wunderlich

6. Kapitel

Die Aufnahmen, zunächst nur für Clubmitlgieder bestimmt, wurden später von Eurodisc gekauft und in den Handel gebracht, zur Verärgerung des Sängers, dem nur zu bewusst war, das er es sich damals, ganz flotter Geist, manchmal zu leicht gemacht hatte, als er etwa im Beginn von Barinkays Entree über die silbischen Passagen hinweghudelte. Was aber den Refrain angeht, so hat er ihn – auf Ehr – mit der nur ihm eigenen Verve gesungen. Dieser „Freundlich oberflächliche Zugriff“ richtete bei Arien vor Lortzing, Fridrich von Flotow oder Puccini wenig (stilistischen) Schaden an. Doch einer Perle des Belcanto, Nemorinos „Heimlich aus ihrem Auge“ vermochte er noch keine filigrane Fassung zu geben. Er singt „He-Herz“ oder „To-hod“ und buchstabiert sich durch die Kadenz. Dass er den Fehlker des Aspirierens nie ganz abgelegt hat, mag auch daran liegen, dass das Einschieben des Hauchlauts zwischen den Vokal einer Koloratur von vielen Dirigenten hingenommen wurde. Selbst die meisten italienischen Sänger der fünziger und sechziger Jahre haben diese „Kardinalsünde“ begangen. Aber wer von ihnen hätte aus dem rokokostümierten Almaviva in Rossinis „Il Barbiere die Siviglia“ einen Sturm- und Drangeroberer gemacht wie Wunderlich?

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Er hat die Partie 1959 in München unter Joseph Keilberth und 1964 unter Karl Böhm gesungen, auch bei Konzerten. Wie beduaerlich einige Striche in „Sieh schon die Morgenröte“

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auch sein mögen, die Verve seiner Darstellung ist umwerfend, und das Duett mit dem in Bestform singenden Hermann Prey ist hinreißend gelungen.

Auch wenn er von der electrola nicht alle Rollen bekam, die er sich gewünscht hätte, müssen wir dankbar sein, ihn heute in Partien hören zu können, die man nur durch einen Sänger seines Ranges wirklich kennenlernen kann. Ein Rezension der Aufnahme von Wagners „Der fliegende Holländer“ unter Franz Konwitschny hätte man gut mit der Beobachtung beginnen können, dass er mit dem Lied des Steuermanns wie kein anderer einen sehnsüchtigen „Ruf ins Entbehrte“ (Ernst Bloch) entsendet::

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oder dass die fünf Minuten von Fentons Ständchen:

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zum Höhepunkt der Aufnahme von Otto Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“ werden. Als Hans in Bedrich Smetanas „Die verkaufte Braut, von Rudolf Kempr glänzend dirigiert, verzaubert er einerseits durch den elegischen Lyrismus seines Singens, zum anderen durch den Esprit seines Agierens im Duett mit dem Kezal von Gottlob Frick:

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Hinreißend, wie Wunderlich die Phrase“Ich seh es ein, doch sag ich nein“ gleichsam in sich ineinlacht, bewegend wieder der nur ihm eigene melancholische Ton von „Mit der Mutter sank zu _Grabe“ mit der wunderbaren Pilar Lorengar (schon an anderem Orte gepostet). Kurz: Er löste diese Aufgaben glanzvoll, ohne dass sie ihm den Weltruhmesglanz gesichert hätten.

(P.S.. Ich musste bei dem letzten Hörbeispiel auf ein YT-Video aus der Originalaufnahme mit Gottlob Frick zurückgreifen, da zwar hier im Bokklettext von den beiden die Rede war, aber auf der CD dummerweise die Aufnahme mit Kurt Böhme enthalten ist.)

Liebe Grüße

Willi

Fritz Wunderlich

7. Kapitel

IHR KLANG DRINGT IN DIE TIEFE DES HERZENS

„Es gibt drei Arten des sängerischen Espressivo: Das vokale Agieren, der musikalische Ausdruck und … der Ausdruck der Seele. Mittel des vokalen Agierens sind die Betonung des Worts und das Färben des Tons. Musikalische Expression hat vier Varianten: ausdrucksvolle Dynamik, (Chiaroscuro, Akzentuierungen etc.) expressive Intonation; spannungsvolle Tempi und expressiver Rhythmus, also Rubato – Seelenausdruck lässt sich nur schwer definieren. … Wenn ein Sänger dazu fähig ist, scheint es, als verkörpere er die Emotionen der von ihm dargestellten Figur“ – (Stefan Zucker)

Der melancholische, der elegische Ton. Ocer „il cantar che nell’anima si sente – das Singen, dass nur die Seele hören kann“, wie einst über die Kastraten gesagt wurde. Hermann Prey behielt in Erinnerung, wie Wunderlich in Bachs Johannes-Passion als Evangelist von der Verleugnung durch Petrus sang. Man habe beim Blick auf den Rücken Wunderlichs den tiefen Schmerz wahrgenommen, der ihn körperlich durchdrang:

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Auch wenn Wunderlich mit seinem Ton, der im Lauf der Jahre einen schimmernden Goldglanz bekam, zuerst den Eindruck eines Herzensdiebes machte oder, mit einem Wort von Ernst Bloch, die Wirkung eines „singenden Erotikons“ hatte, so ist dieser inwändige Ton, vielleicht als Folge jener Jahre der Angst, in denen er aufgewachsen war, immer wieder zu spüren: ob in der von innen bebenden Arie „Konstanze, dich wiederzusehen“,:

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(anderes Cover, aber die Originalaufnahme von CD2 der hier besprochenen Box)

oder, wie erwähnt, im „Trinklied vom Jammer der Erde“ in der unvergleichlichen Aufnahme von Mahlers Abschiedswerk „Das Lied von der Erde“ unter Otto Klemperer (Siehe oben in Beitrag 1).

Wie rasch er sich entwickelt hat, ist etwa in seinen Bach-Aufnahmen zu bewundern, auch wenn sie, wie es heißt, der „historisch informierten Aufnahmepraxis“ nicht entsprechen. Aber hat es viele Sänger des Evangelisten gegeben, die in der Johannespassion die heiklen Töne jenseits des Passagio (G und A) so nahtlos in die Linie integriert haben? Im Nachhinein wirkt es kurios, dass diese Mühelosigkeit (und der von innen leuchtende Glanz) damals als äußerlich und opernhaft kritisiert wurde, aber man war wohl daran gewöhnt, Bachs Musik von der Stimme eines edlen Vikars mit einem anima-candida-Timbre zu hören. Als Virtuose triumphiert Wunderlich in einigen Händel-Partien. Mitschnitte einer Kölner Rundfunkaufführung von Händels „Alcina“ mit Joan Sutherland in der Titelpartie (Ferdinand Leitner,Köln 1959), „Judas Maccabaeus“ (Rafael Kubelik, München 1963), und Julius Cäsar (Leitner, München 1965) zeugen von der athletischen Agilität der Stimme, von einer Virtuosität, die er gewiss verfeinert hätte, wenn der Barock-Oper in Deutschland damals mehr Aufmerksamkeit, gerade in stilistischer Hinsicht, geschenkt worden wäre. Hingegen wurde Händel für Joan Sutherland in England zum Karriere-Beschleuniger.

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Liebe Grüße

Willi

Lieber Willi,

Deine zu Herzen gehende Darstellung von Fritz Wunderlichs Werdegang hat mich veranlaßt, mich etwas mehr mit diesem Sänger zu beschäftigen. Ich habe die Doppel-CD gekauft

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von http://www.amazon.de zu laden.

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und bin jetzt sehr gespannt- es ist alles drauf, was man auch bei youtube hören kann. Altmodisch, wie ich bin, möchte ich solche Musikstücke lieber auf einem Tonträger haben.

Grüße!

Honoria Lucasta 

Liebe Honoria,

ich habe sie auch lieber auf einem Tonträger, und ich habe sicherlich schon adie 20000 davon, und diese sind ein besonderes Schnäppchen:

Die Größten Erfolge & Raritäten

Diese wunderbare Box gibt es bei Amazon im Moment für 47,45 €, und die Tatsache, dass viele der Titel in dieser Wunderlich-Sammlung bei Youtube probezuhören sind, führten geradezu zu der Gelegenheit, die umfassende Sammlung zu präsentieren, die ein ungeheuer großes und vielschichtiges Repertorie umfasst.
Hier it die Box zu besichtigen: https://troubadour-forum.de/foren/thema/fritz-wunderlich-ein-archiv/?part=1#postid-5451

Liebe Grüße

Willi

Fritz Wunderlich, 8. Kapitel

Die gleichen Fortschritte bei Mozart. Viele Sänger des Belmonte, die meisten eigentlich, sind froh, wenn sie die eröffnende Wiedersehensarie „Und bringe mich ans Ziel“ (Takte 52 und 53) atemtechnisch lösen. Wunderlich begnügt sich nicht damit, den langen Bogen auf G und Gis zu halten. Bei seinem Belmonte spüren wir, dass er die Endstation Sehnsucht erreicht hat. Er glüht. Dieses Glühen und Lodern bewundern wir, wenn Belmonte „oh wie feurig“ oder Tamino in der Flöten-Arie “höre“ singt. Wie hören es in seinem Jubeljauchzen auf „Granada“ oder in einem Operettenlied, das Karl Schumann als Selbstporträt des Sängers empfunden hat: „Das Lied vom Leben des Schrenk“ aus „Die große Sünderin“ von Eduard Künnecke geschrieben für Helge Rosvaenge. Es ist das Charakterbild eines kraftstrotzenden Mannes, der das gefährliche Leben liebt:

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und so wird es von Wunderlich gesungen, mit niederwerfendem Bravado, wieder aber auch – „nun sterbe ich einsamen Reitertod“ . mit elegischen Untertönen.

 

Die Partien des italienischen Fachs – etwa der romantischen Belcanto-Oper, standen nicht im Zentrum seines Repertoires (leider). Was gäben wir darum, seinen Narciso in „Der Türke in Italien“ oder seinen Ernesto in „Don Pasquale“ zu hören. Als Verdi-Sänger ist er nur im Mitschnitt einer von Giuseppe Patané geleiteten Aufführung von „La Traviata“ aus der Münchner Staatsoper zu hören:

 

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(zuvor auch in einer deutschen Querschnitt-Aufnahme). Er selber hat die Schwierigkeiten der Verdi-Partien genau abgeschätzt. An den Herzog wollte er sich erst ab vierzig wagen. Das Duett zwischen dem Duca und Gilda hat er in einem Konzert mit Erika Köth gesungen, mit einer Vollglut, die ihn an die Gefahrengrenze führt. Zu spüren ist, dass er das hohe „as“ in der Crescendo-Stringendo-Phrase („Ah dunque amiamoci, donna celeste“) nur mit großer Anstrengung halten kann. Aber das Freundschaftsduett zwischen Carlo und Posa („Gott, der entflammte der Liebe heiße Glut“) hat die expressive Intensität, die einen großen Verdi-Tenor auszeichnet,

Die Ansicht, dass Rcihard Strauss eine Liebesaffäre mit der Stimme des Soprans hatte, aber die des Tenors nicht mochte, hat er etwa als Henry Morosus (unter Karl Böhm, Salzburg 1959, als Lukippos in „Daphne“ (Böhm, Wien 1963), als der junge Mann in „Die Frau ohne Schatten“ (von Karajan, Wien 1964) und als Sänger im „Rosenkavalier“ (Joseph Keilberth, München 1965) widerlegt. Bei ihm klingen diese Partien endlich einmal nach Musik. Mit dem Arioso des Sängers im „Rosenkavalier“ („Die rigori“), das ja nicht nur Parodie eines Tenors, sondern eine geheime Warnung an die Marschallin vor der liaison dangereuse, hat er dem begeisterten und erheiterten Münchner Publikum vorgeführt, wie seine italienischen Kollegen diese hochliegende Arie gerne gesungen hätten:

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Liebe Grüße

Willi?

Fritz Wunderlich, 9. und letztes Kapitel

An die andere Laufbahn Wunderlichs ist zu erinnern, an die des Liedersängers. Bekannt geworden sind die Aufnahmen von Schuberts „Die schöne Müllerin“ und von Schumanns „Dichterliebe“ mit Hubert Giesen, der für Wunderlich zum Ratgeber wurde. Die Feststellung, dass Wunderlichs Darstellungen nicht so reich seien an „psychologischen Subtilitäten“ wie die seiner Kollegen XYZ, ist in der Akte der Kritik des öfteren zu hören. Nur löst seine (im besten Sinne) naive Darstellung dieser Zyklen bei vielen Hörern mehr Anteilnahme, Rührung oder Verzauberung aus die verfeinert sentimentalischen der Lieder singenden Hohenpriester. Das gilt gerade für seinen ersten „Versuch“ mit Schuberts Müller-Liedern,“, die er 1959, begleitet von Karl-Heinz Stolze, aufgenommen hat, hier die Nr. 1 „Das Wandern“:

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Wahrscheinlich hat der Liedersänger Fritz Wunderlich erst am Anfang seines Weges gestanden. Nach seinem letzten Tamino-Gastspiel beim Festival in Edinburgh gab er am 4. September 1966 in der Usher Hall ein Recital. Er sang fünf  Lieder von Beethoven und sechs von Franz Schubert, danach die sechzehn Lieder von Robert Schumanns „Dichterliebe“. Seine Frau erinnerte sich: „Er war auf der Bühne auch sonst immer hoch konzentriert und konnte sich, bei aller Selbstkritik, von Herzen freuen, wenn eine Aufführung wirklich gelungen war. Aber so erfüllt von Glück und Leidenschaft wie während dieses Konzertes hatte ich ihn vorher nie gesehen. Er war in diesem Moment in einer anderen Welt. Er war zu Hause“.

 https://www.youtube.com/watch?v=-8gD32ziryQ&list=OLAK5uy_nR6nZEKNHohhx5AGhk7Iy0ChCezhjUztY

 

Es war sein letztes öffentliches Konzert. Er folg nach München zurück. Nach dem strapaziösen Festspielsommer brauchte er ein paar Tage Ruhe, bevor er sich auf den Weg zu seinem Debut an der Metropolitan Opera machen wollte. Den Kurzurlaub verbrachte er im Landhaus eines Freundes. In der Nacht vom 16. Zum 17. Stürzte er die Treppe zu seinem Schlafzimmer im Souterrain hinunter. Beim Fall auf die Steinfliesen erlitt er einen Schädelbruch mit einer schweren Hirnquetschung. Die Erinnerung von Eva Wunderlich an das letzte Konzert ihres Mannes mag nach Verklärung klingen. Aber auch Kollegen empfanden den Abend als ungewöhnlich und besonders. „Im Nachhinein meine ich“, so sagte seine Kollegin Hetty Plümacher aus dem Stuttgarter Ensemble, „die Dichterliebe nie beseelter und vollendeter gehört zu haben. … Wir waren so beeindruckt und zugleich aufgewühlt, dass wir auf dem Heimweg in eine Kirche gingen, um uns zu beruhigen“.

 

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(Mich hat stets beim Hören der Dichterliebe die Nr. 13 „Ich hab‘ im Traum geweinet“ berührt, vor allem in dieser letzten Aufnahme, deswegen habe ich es extra noch einmal separat gepostet, der Chronist).

Dieser Sänger war nicht mehr jener Jüngling, der seine Hörer durch die quellende Frischer seiner Stimme, den Schimmer seines nun goldenen Timbres und seines grenzenlosen Enthusiasmus berauscht hat – und der selber wie im Rausch durch seine kurze Laufbahn gegangen ist. Brigitte Fassbaender, die ihn in ihrer Zeit als Elevin an der Bayerischen  Staatsoper erlebte, sprach von einem „Timbre, das dem Hörer ans Herz ging“. Sie beschrieb damit den Klang von keuscher Innigkeit, von Melancholie, von Wehmut: den Ton einer Flöte, die aus einer Trauerweide geschnitten ist. Zu hören ist dieser Klang in den ersten Versen eines Liedes von Richard Strauss; Morgen:

 

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Er hat dieses Lied und vier andere Orchesterlieder des jungen Strauss 1962 mit dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Jan Koetsier aufgenommen. Als die Töchter von Fritz Wunderlich –  Constanze und Barbara – nach den Platten gefragt wurden, die ihnen besonders am Herzen liegen, nannte Barbara die Aufnahme der fünf Orchesterlieder von Richard Strauss und die einiger schottischer und walisischer Lieder von Joseph Haydn. Sie gehören zu den vielen Dokumenten, die nur selten erwähnt werden, wenn an einen Sänger erinnert wird, der in Mahlers „Der Trunkene im Frühling“ von sich singt:

 

Ich fülle mir den Becher neu und leer‘ ihn bis zum Grund,

und singe, bis der Mond erglänzt, am schwarzen Firmament,

und wenn ich nicht mehr singen kann, so schlaf ich wieder ein;

was geht mich denn der Frühling an? Laßt mich betrunken sein!

 

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Liebe Grüße

Willi?

Anhang 1:

 

Mein Kollege Fritz Wunderlich

Erinnerungen der Kammersängerin Ingeborg Hallstein

Wenn ich an Fritz Wunderlich denke, von ihm rede oder ihn höre, fallen mir drei Adjektive ein:

EINMALIG – UNERREICHT – UNVERGESSEN !

 

Da ich das große Glück und die Freude hatte, in diversen Opernproduktionen mit ihm singen zu können, ihn als Künstler zu erleben, aber auch seine Menschlichkeit und Kollegialität zu spüren, möchte ich Sie gerne an ein paar Erinnerungen teilhaben lassen, die mich mit ihm verbinden.

Fritz Wunderlich und ich kamen fast gleichzeitig an die Bayerische Staatsoper – er 1960, ich ein Jahr später. Professor Rudolf Hartmann, Intendant seit 1952, hatte uns zur „Verjüngung“ seines großartigen Ensembles engagiert.

Meine erste musikalische Begegnung mit Fritz Wunderlich war 1960 (ich war noch Mitglied des Gärtnerplatz-Ensembles), als wir für das Bayerische Fernsehen den 2. Akt der Richard-Strauss-Oper Die schweigsame Frau aufzeichneten. Fritz Wunderlich war mein Henry und ich seine Aminta. Zu unseren Partnern gehörten Hans Hotter als Henrys Oheim Sir Morosus und Hermann Prey als Barbier.

Im September 1961 folgte dann eine Produktion der Schweigsamen Frau im Teatro Colon in Buenos Aires – für das argentinische Publikum eine begeistert aufgenommene Entdeckung.

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Für  mich allerdings wäre sie beinahe zur Katastrophe geworden. Kaum angekommen, hatte ich mir, bedingt durch den Klimawechsel, bereits eine heftige Erkältung eingefangen. Der Besuch beim HNO-Arzt war frustrierend. Er meinte lapidar: „Das mit der Premiere können Sie vergessen“.

Nicht so Fritz Wunderlich! Als ich ihm vom Urteil des Arztes berichtete, sagte er nur: „Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wenn du erlaubst, werde ICH dich behandeln. Dann weiß ich auch, warum ich meinen ganzen Medikamentenkoffer mitgeschleppt habe. Du musst allerdings genau das tun, was ich dir sage.“ Er stellte mir einen richtigen Zeitplan zusammen, wann ich was, wie viel und wie oft zu nehmen hätte, ließ mich dreimal am Tag inhalieren und „verarztete“ mich so fantastisch, dass wir eine wunderbare Premiere singen konnten. Von da an war er für mich nur noch „Doktor Fritz“.

1962 wurden die Münchner Opernfestspiele ebenfalls mit der Schweigsamen Frau eröffnet, in der zauberhaften Inszenierung von Hans Hartlich. Am Pult stand, wie schon in Buenos Aires, Heinz Wallberg, und Sir Morosus war, wie ebenfalls in Buenos Aires, der wunderbare Kurt Böhme.

Fritz Wunderlich hatte den Henry ja vor unserer Zusammenarbeit bereits 1959 bei den Salzburger Festspielen mir Hilde Güden gesungen, aber im Verlauf unserer Aufführungen, die relativ kurz hintereinander stattfanden (1960/61/62), fiel mir damals bereits auf, wie Fritz Wunderlich seine Partie von Mal zu Mal weiter entwickelte und vervollkommnete. Dieses sich Weiterentwickeln hörte ich auch in seinem Tamino. Als ich ihn darauf ansprach, sagte er ganz bescheiden: „Kann man das hören? Wie schön, dann hat das nochmalige Überarbeiten mit Ferdinand Leitner ja was gebracht.“.

Bei aller Ernsthaftigkeit in der Arbeit konnte Fritz aber auch sehr humorvoll, lustig, witzig und ein äußerst geselliger Mensch sein. Ich denke da z. B. an unseren Samstags-Stammtisch im  „Franziskaner“ in München, mit Hermann Prey, einem Rechtsanwalt, unserem gemeinsamen Zahnarzt, einem Schauspieler und gelegentlich noch einigen anderen. Diese Treffen konnten natürlich wegen unserer beruflichen Verpflichtungen nicht regelmäßig stattfinden, aber wenn, dann ging es zumeist ungemein lustig zu. Eines Tages kam Fritz mit einer kleinen Tüte, schwenkte sie und sagte: „Ihr ratet nie, was da drinnen ist“. Und was war es? Ein Lederarmband, mit Pelz unterlegt, ein sogenanntes „Winteruhrenarmband“ aus dem Münchner Valentin-Museum (eigentlich „Karl-Valentin-Musäum“) für seine Armbanduhr. Ja, er konnte sich über viele kleine Verrücktheiten freuen wie ein Kind.

Eine Stimme kann viel über einen Menschen verraten und aussagen. Fritz Wunderlich war ein sehr emotionaler und leidenschaftlicher Mensch und Sänger. Ich denke da an seinen letzten Liederabend im Edinburgh im September 1966, dessen Mitschnitt die Deutsche Grammophon veröffentlicht hat. Fritz Wunderlich singt unter anderem die Dichterliebe von Robert Schumann. Den Schluss des Liedes Ich grolle nicht singt er so erschütternd, seine Emotionen, seine Empfindungen übermannen ihn so sehr, dass er komplett die richtige Tonhöhe verliert:

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Aber das ist ganz und gar unwichtig, weil man spürt, wie ehrlich und wie nahe er den Text erlebt und empfindet. Wenn ich dieses Lied von ihm höre, bekomme ich jedes Mal eine Gänsehaut und bin den Tränen nahe.

Im September 1966 nahm Fritz Wunderlich seine letzte Schallplatte auf. Die Deutsche Grammophon plante eine Serie mit deutschen Spielopern mit ihm, und ich wäre seine Partnerin gewesen, und der Start für diese Zusammenarbeit war Lortzings „Zar und Zimmermann“. Kurz danach geschah das Unfassbare. Das nicht nur eine Familie, seine Freunde und Kollegen, sondern auch sein weltweites Publikum zutiefst erschütterte.

Wir können glücklich sein, dass Fritz Wunderlich ein so „fleißiger“ Sänger war, der uns eine Fülle schönster Aufnahmen hinterlassen hat. Und dennoch: er fehlt seinem großen Publikum – und mir.

 

Liebe Grüße

Willi?

Ich habe ihn oft auf der Bühne der Wiener Staatsoper erlebt und konnte mir in meinen Jugendtagen nicht vorstellen, einen anderen oder besseren Don Ottavio in „Don Giovanni“ hören zu können.

Erich

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