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Zitat von manfred am 13. Dezember 2023, 18:37 UhrLADY, BE GOOD!
Musical Comedy in zwei Akten
Musik von George Gershwin [Jacob Gershvin] (1898-1937)
Buch von Guy Bolton und Fred Thompson
Gesangstexte von Ira Gershwin [d.i. Israel Gershvin
Originalsprache: Englisch.Tryout als „Black-Eyed Susan“ am 17. November 1924 im Forrest Theatre, Philadelphia
Uraufführung am 1. Dezember 1924 im Liberty Theatre, New York
Deutsche Erstaufführung am 19. September 1976, Städtische Bühnen Dortmund
Personen der Handlung
Dick Trevor, junger Mann
Susie Trevor, seine Schwester
Shirley Vernon, junges Mädchen
J. Watterson, genannt Watty Watkins, Rechtsanwalt
Jack Robinson, Tramp
Josephine Vanderwater, genannt Jo, reiche Dame
Flunkey, ihr Butler
Buck Benson, Reporter
Sammy Cooper, Fotograf
Bertie Basset, Sheriff
Der Polizist
Der Page
Pedro Manuel Estrada, mexikanischer Desperado
Mr. Rufus Parke, Erbschaftsverwalter
Daisy, seine Frau
Jeff White, Ukulelespieler
Passanten, Party- und Hotelgäste, Boys, Girls.Das Musical spielt in den 1920er Jahren in New England.
Erster Akt.
Shirley Vernon, ein temperamentvolles junges Mädchen, ist mit ihrer Gruppe in einer Straße von Beacon Hills unterwegs, um Geld für einen wohltätigen Zweck zu sammeln.Dick Trevor, der mit seiner Schwester Susie eine Wohnung in dieser Straße hat, kommt gerade von einer Zechtour aus Rhode Island zurück, als er nicht nur die Nachbarschaft in heller Aufregung vorfindet, sondern auch seinen gesamten Hausrat auf der Straße: Sheriff Bertie Basset hat die Wohnung kurzerhand wegen Mietrückständen geräumt. Susie liegt weinend in ihrem Bett – auf dem Trottoir. Dick bemüht sich erst einmal, seine Schwester zu beruhigen und den Versuch zu wagen, dass sie alle Turbulenzen überwinden werden.
Das Geschwisterpaar stellt fest, dass sie Hunger haben, aber kein Geld. Dick hat da so eine Idee und setzt sie in die Tat um: Bei der reichen Josephine Vanderwater, von allen nur Jo genannt, findet nämlich eine Party statt und es gelingt Dick tatsächlich, eine Einladung zu dieser Festivität zu ergattern. Also wird man sich am Abend zu eben jener Jo begeben, um sich dort mal so richtig satt zu essen!
Josephine Vanderwater ist nicht nur vermögend, sie ist auch in Dick verliebt. Der junge Mann weiß das, hat allerdings die entsprechenden Signale von Jo bisher einfach ignoriert. Nicht, dass er Jo nicht leiden könnte, aber seine wahre Liebe ist Shirley Vernon. Die nimmt das Elend der Geschwister von der humoristischen Seite und schlägt ihr Quartier auch auf der Straße auf.
Hinzu kommt ein durchaus sympathischer Junge, der Tramp Jack, der Susie für regnerische Nächte das Angebot macht, in seine überaus komfortable Behausung, einem Heuschober, einzuziehen. Susie meint verschmitzt, es bliebe ihr wohl nichts anderes übrig, als sich nach einem Mann mit dicker Brieftasche umzusehen. Aber als Dankeschön für sein großzügiges Angebot näht sie ihm wenigstens ein Loch in der Hosentasche zu – was Jack allerdings so vorkommt, als wolle sie ihn tätowieren.
Nun kann man sich ja denken, dass eine derartig ungewohnte Wohn-Idylle, wie sie hier auf der Straße vorgeführt wird, lebhaftes Interesse bei den Leuten von der schreibenden Zunft findet. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Reporter Buck Benson mit seinem Fotografen Sammy Cooper auftaucht und sich kurzerhand gegen ein Scheck von 59 Dollar und 90 Cent die Rechte exklusiv an dieser Szenerie sichert.
Inzwischen treffen bei Jo die ersten Gäste zur „Cobweb-(Spinnennetz)Party“ ein; dabei müssen die Männer sich aus einer Fülle von bunten Bändern eine Tanzpartnerin angeln. Im Haus unterhält ein Klavierduo die unternehmungslustigen Damen, die versuchen, ihre Favoriten in die Polonaise einzureihen. Eingefunden haben sich auch Daisy Parke, die Frau des Erbschaftsverwalters Rufus Parke und Sheriff Bertie, die beide mit dem einzigen Gedanken gekommen sind, sich zu verlieben.
Unter den Gästen ist auch der mit allen Wassern gewaschene Advokat J. Watterson, den alle nur als Watty kennen. Der erfährt hier, dass Jo Vanderwater nicht nur bestens über den Wohnungsrausschmiss von Dick und Susie informiert ist, sondern sogar hinter dieser Aktion steckt: Sie will damit partout Dick an sich binden.
Unter den Gästen ist auch Shirley, die einen Song vorträgt: Fascinatin‘ Rhythm. Aber auf einer solchen Party, bei einer so reichen Dame der Gesellschaft, ist selbstverständlich auch die Presse nicht weit. Und die beiden ständig nach einer richtigen Story suchenden Benson und Cooper erblicken unter den Gästen auch Jack, den Tramp, den sie augenblicklich als Neffen des kürzlich dahingeschiedenen schwerreichen Senators Ronbinson ausmachen. Sie stellen fest, dass der junge Mann sich in Susie verguckt hat und sich da offensichtlich eine Romanze anbahnt. Da müsste sich doch etwas…
Viel interessanter für sie ist allerdings die umlaufende Nachricht, dass Jack Robinson, der Neffe des super reichen Senators, ebenfalls tot sein soll. Was sie nicht wissen, ist, dass Watty hinter dieser Nachricht steckt, mit der er sich an einem Schwindelmanöver beteiligt: Er wird nämlich von dem mexikanischen Desperado Pedro Manuel Estrada unter Druck gesetzt und soll dessen Schwester als Witwe des verstorbenen Millionenerben Jack Robinson ausgeben. Damit ist natürlich besagte Schwester Millionenerbin und soll als solche auch auftreten. Das Problem ist allerdings, dass Rufus Parke als der Erschaftsverwalter mit der vorgelegten (gefälschten) Heiratsurkunde nicht einverstanden ist und die angebliche Witwe persönlich kennenlernen will.
Da ist für Watty guter Rat teuer, denn Estradas Schwester sitzt gerade hinter schwedischen Gardinen. Ihm kommt aber die rettende Idee, die mittellose Susie als Ersatz bei der Farce einzusetzen (Oh, Lady Be Good). Und Susie ist durchaus interessiert, weil sie merkt, dass ihr Bruder Dick im Begriff ist, sich in den Liebesschlingen der Jo Vanderwater zu verfangen. Dick wiederum bemerkt, dass seine Schwester sich auf krumme Geschäfte einzulassen bereit ist und entschließt sich, zu handeln. Er gesteht seiner mehr als entsetzten Shirley, dass er um Jo Vanderwaters Hand angehalten habe und argumentiert, dass die Frau, die er wirklich liebt, nämlich Shirley, für ihn als Mittel- und Obdachlosen unerreichbar sei. Und da wird die Verlobung auch schon laut verkündet!
Dick und Susie geraten in einen heftigen Streit, der als Tanzfinale das Ende des ersten Aktes darstellt.
Zweiter Akt.
Der Betrug startet während des zweiten Aktes in der Eingangshalle des Hotels Robinson (Ensemble: Linger In The Lobby) Susie und Watty sprechen sich gerade über ihre Vorgehensweise ab, als Dick, aus Sorge um seine Schwester, mit Jo Vanderwater dort aufkreuzt und von Susie Aufklärung wegen der Geheimnistuerei haben will (Dick, Susie: I’d Rather Charleston).Plötzlich kommt auch Shirley hinzu und hört von Dicks Gefühlsausbrüchen gegenüber seiner Zukünftigen Jo. Empört lässt sie sich zu der Äußerung hinreißen, dass sich auch für sie vielleicht alle Probleme mit einem Schlag lösen könnten. Dick äußert sich daraufhin melancholisch, dass Shirleys Kinder nicht „seine Augen“ haben werden (Dick, Shirley: I’ve Got The You-Don’t-Know-The- Half-Of-It Dearie Blues).
Unterdessen versucht Watty, den Nachlassverwalter Rufus Parke von der Echtheit der Witwe zu überzeugen. Die Vaudevilleartige komische Szene geht in einen Tanz über (Susie, Boys: Senorita Juanita).
In einer völlig anderen Stimmung ist Shirley: Enttäuscht über Dick lässt sie in einer Solo-Szene ihren Gefühlen freien Lauf (The Man I Love).Nach Shirley Abgang steuert die Handlung auf den Höhepunkt der Verwicklungen zu: Dick sieht seine Schwester in einem Nebenraum, wie sie mit einem unwiderstehlichen spanischen Auftritt die dort versammelte Männerwelt in ihren Bann schlägt und will sie auffliegen lassen. Dazu kommt es aber im Moment noch nicht, denn der Zeitungsreporter Buck Benson ist sich hundertprozentig sicher, den „toten“ Jack Robinson vor kurzem noch quicklebendig in einer Straße gesehen zu haben. Und der taucht jetzt plötzlich in der Hotelhalle auf; Susie gerät beim Anblick ihres „Tramps“ außer sich (Susie, Jack: So Am I).
Nun mischt sich Sheriff Basset ein und beschuldigt die „Witwe“ Susie des Betrugs – daran konnte auch der feurige spanische Tanz nichts ändern (Watty, Susie, Estrada: Carnival). Und weil Basset einmal so richtig in Fahrt ist, will er gleich alle in Arrest nehmen. Das ist das Startzeichen für Tramp Jack, sich als Jack Robinson zu outen – und vor allen Dingen als lebenden Millionenerben. Der Verhaftung von Susie kommt er zuvor, indem er erklärt, dass Susie tatsächlich seine Frau ist. Darüber ist die natürlich froh, geht doch die gewiss nicht komfortable Gefängniszelle an ihr vorüber, andererseits aber auch überrascht, als Jack von ihr die ehelichen Pflichten einfordert.
Das Finale findet im Eastern-Harbour-Yacht-Club statt: Jeff White unterhält mit seinem Ukulelespiel die Gäste. Dick und Susie sind auch zugegen, wobei er ihr berichtet, dass er tatsächlich einen Job „in Aussicht“ habe und bald seine Schulden bezahlen kann; Susie ist da allerdings schon ein Stück weiter, denn sie wurde inzwischen als schweizerische Ballerina Bertha engagiert und verdient bereits, kann also mit der Schuldentilgung schon mal beginnen. Obendrein wird klar, dass sich die Paare gefunden haben: Jo und Watty, Shirley und Dick, Susie und Jack.
Anmerkungen:
LADY, BE GOOD war der erste wirkliche Broadway-Erfolg Gershwins. 1919 hatte er mit „La-La-Lucille“ nur einen mäßigen, 1922 mit „Our Nell“ überhaupt keinen Erfolg gehabt. Mit der „Rhapsodie in Blue“ von 1924, einer Kombination aus Jazz und traditioneller Sinfonik, war er allerdings sofort in den Schlagzeilen der Presse gelandet und bekam auch den Respekt der E-Musik-Kollegen, Respekt, der in gleicher Form nur noch Cole Porter zuteil wurde.LADY, BE GOOD brachte aber auch den Geschwistern Fred und Adele Astair (als Dick und Susie) Bewunderung ein – wobei Adele die größere Anerkennung erfuhr: Die „New York Times“ schrieb über ihren Bruder Fred, der sei „auch nicht schlecht“ gewesen“.
Interessanterweise wurde Gershwins vielleicht größer Hit The Man I Love für die Broadway-Inszenierung mit der Begründung gestrichen, der Song hemme zu sehr den Handlungsablauf. Ansonsten ist das Muster der typischen Musicals der damaligen Zeit eindeutig erkennbar: Eine belanglose Geschichte erhält seine Faszination durch ingeniöse Melodien und, vor allen Dingen, eine gekonnte Choreographie. Die rhythmischen Einfälle von Fascinatin‘ Rhythm und der Titelnummer mit den Jazz-Triolen vermögen auch heute noch zu zünden.
Die durchsichtige dramaturgische Konzeption machte schon früh Wünsche nach Bearbeitungen erklärlich, obwohl diese Versuche zunächst nichts fruchteten. So war das Revival von 1968 im Londoner Saville Theatre (mit Lionel Blair und Aimi MacDonald) mit 156 Aufführungen nicht gerade ein Kassenschlager. Auch die Produktion von 1974 im Goodspeed Opera House in East Haddam (CT), mit Melodien aus anderen Gershwin-Werken angereichert, war ein Misserfolg. Erst die Rekonstruktion des Originals an gleicher Stelle durch den Regisseur Tom Gruenewald, den Choreographen Dan Siretta und dem Dirigenten Lynn Crigler (1987) konnte die seinerzeitige Faszination wiederbeleben.
Übrigens hat die Filmfassung von Norman Z. McLeod aus dem Jahre 1941 mit dem Musical nur noch den Titel gemeinsam, denn hierfür wurde die Handlung geändert und auch mit einer neuen Musik versehen. Geblieben sind lediglich die beiden Hits Fascinatin‘ Rhythm und Oh, Lady be Good. Jerome Kern und Oscar Hammerstein II schrieben für diesen Film den Song The Last Time I Saw Paris, der den Oscar für das beste Lied des Jahres erhielt.
LADY, BE GOOD!
Musical Comedy in zwei Akten
Musik von George Gershwin [Jacob Gershvin] (1898-1937)
Buch von Guy Bolton und Fred Thompson
Gesangstexte von Ira Gershwin [d.i. Israel Gershvin
Originalsprache: Englisch.
Tryout als „Black-Eyed Susan“ am 17. November 1924 im Forrest Theatre, Philadelphia
Uraufführung am 1. Dezember 1924 im Liberty Theatre, New York
Deutsche Erstaufführung am 19. September 1976, Städtische Bühnen Dortmund
Personen der Handlung
Dick Trevor, junger Mann
Susie Trevor, seine Schwester
Shirley Vernon, junges Mädchen
J. Watterson, genannt Watty Watkins, Rechtsanwalt
Jack Robinson, Tramp
Josephine Vanderwater, genannt Jo, reiche Dame
Flunkey, ihr Butler
Buck Benson, Reporter
Sammy Cooper, Fotograf
Bertie Basset, Sheriff
Der Polizist
Der Page
Pedro Manuel Estrada, mexikanischer Desperado
Mr. Rufus Parke, Erbschaftsverwalter
Daisy, seine Frau
Jeff White, Ukulelespieler
Passanten, Party- und Hotelgäste, Boys, Girls.
Das Musical spielt in den 1920er Jahren in New England.
Erster Akt.
Shirley Vernon, ein temperamentvolles junges Mädchen, ist mit ihrer Gruppe in einer Straße von Beacon Hills unterwegs, um Geld für einen wohltätigen Zweck zu sammeln.
Dick Trevor, der mit seiner Schwester Susie eine Wohnung in dieser Straße hat, kommt gerade von einer Zechtour aus Rhode Island zurück, als er nicht nur die Nachbarschaft in heller Aufregung vorfindet, sondern auch seinen gesamten Hausrat auf der Straße: Sheriff Bertie Basset hat die Wohnung kurzerhand wegen Mietrückständen geräumt. Susie liegt weinend in ihrem Bett – auf dem Trottoir. Dick bemüht sich erst einmal, seine Schwester zu beruhigen und den Versuch zu wagen, dass sie alle Turbulenzen überwinden werden.
Das Geschwisterpaar stellt fest, dass sie Hunger haben, aber kein Geld. Dick hat da so eine Idee und setzt sie in die Tat um: Bei der reichen Josephine Vanderwater, von allen nur Jo genannt, findet nämlich eine Party statt und es gelingt Dick tatsächlich, eine Einladung zu dieser Festivität zu ergattern. Also wird man sich am Abend zu eben jener Jo begeben, um sich dort mal so richtig satt zu essen!
Josephine Vanderwater ist nicht nur vermögend, sie ist auch in Dick verliebt. Der junge Mann weiß das, hat allerdings die entsprechenden Signale von Jo bisher einfach ignoriert. Nicht, dass er Jo nicht leiden könnte, aber seine wahre Liebe ist Shirley Vernon. Die nimmt das Elend der Geschwister von der humoristischen Seite und schlägt ihr Quartier auch auf der Straße auf.
Hinzu kommt ein durchaus sympathischer Junge, der Tramp Jack, der Susie für regnerische Nächte das Angebot macht, in seine überaus komfortable Behausung, einem Heuschober, einzuziehen. Susie meint verschmitzt, es bliebe ihr wohl nichts anderes übrig, als sich nach einem Mann mit dicker Brieftasche umzusehen. Aber als Dankeschön für sein großzügiges Angebot näht sie ihm wenigstens ein Loch in der Hosentasche zu – was Jack allerdings so vorkommt, als wolle sie ihn tätowieren.
Nun kann man sich ja denken, dass eine derartig ungewohnte Wohn-Idylle, wie sie hier auf der Straße vorgeführt wird, lebhaftes Interesse bei den Leuten von der schreibenden Zunft findet. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Reporter Buck Benson mit seinem Fotografen Sammy Cooper auftaucht und sich kurzerhand gegen ein Scheck von 59 Dollar und 90 Cent die Rechte exklusiv an dieser Szenerie sichert.
Inzwischen treffen bei Jo die ersten Gäste zur „Cobweb-(Spinnennetz)Party“ ein; dabei müssen die Männer sich aus einer Fülle von bunten Bändern eine Tanzpartnerin angeln. Im Haus unterhält ein Klavierduo die unternehmungslustigen Damen, die versuchen, ihre Favoriten in die Polonaise einzureihen. Eingefunden haben sich auch Daisy Parke, die Frau des Erbschaftsverwalters Rufus Parke und Sheriff Bertie, die beide mit dem einzigen Gedanken gekommen sind, sich zu verlieben.
Unter den Gästen ist auch der mit allen Wassern gewaschene Advokat J. Watterson, den alle nur als Watty kennen. Der erfährt hier, dass Jo Vanderwater nicht nur bestens über den Wohnungsrausschmiss von Dick und Susie informiert ist, sondern sogar hinter dieser Aktion steckt: Sie will damit partout Dick an sich binden.
Unter den Gästen ist auch Shirley, die einen Song vorträgt: Fascinatin‘ Rhythm. Aber auf einer solchen Party, bei einer so reichen Dame der Gesellschaft, ist selbstverständlich auch die Presse nicht weit. Und die beiden ständig nach einer richtigen Story suchenden Benson und Cooper erblicken unter den Gästen auch Jack, den Tramp, den sie augenblicklich als Neffen des kürzlich dahingeschiedenen schwerreichen Senators Ronbinson ausmachen. Sie stellen fest, dass der junge Mann sich in Susie verguckt hat und sich da offensichtlich eine Romanze anbahnt. Da müsste sich doch etwas…
Viel interessanter für sie ist allerdings die umlaufende Nachricht, dass Jack Robinson, der Neffe des super reichen Senators, ebenfalls tot sein soll. Was sie nicht wissen, ist, dass Watty hinter dieser Nachricht steckt, mit der er sich an einem Schwindelmanöver beteiligt: Er wird nämlich von dem mexikanischen Desperado Pedro Manuel Estrada unter Druck gesetzt und soll dessen Schwester als Witwe des verstorbenen Millionenerben Jack Robinson ausgeben. Damit ist natürlich besagte Schwester Millionenerbin und soll als solche auch auftreten. Das Problem ist allerdings, dass Rufus Parke als der Erschaftsverwalter mit der vorgelegten (gefälschten) Heiratsurkunde nicht einverstanden ist und die angebliche Witwe persönlich kennenlernen will.
Da ist für Watty guter Rat teuer, denn Estradas Schwester sitzt gerade hinter schwedischen Gardinen. Ihm kommt aber die rettende Idee, die mittellose Susie als Ersatz bei der Farce einzusetzen (Oh, Lady Be Good). Und Susie ist durchaus interessiert, weil sie merkt, dass ihr Bruder Dick im Begriff ist, sich in den Liebesschlingen der Jo Vanderwater zu verfangen. Dick wiederum bemerkt, dass seine Schwester sich auf krumme Geschäfte einzulassen bereit ist und entschließt sich, zu handeln. Er gesteht seiner mehr als entsetzten Shirley, dass er um Jo Vanderwaters Hand angehalten habe und argumentiert, dass die Frau, die er wirklich liebt, nämlich Shirley, für ihn als Mittel- und Obdachlosen unerreichbar sei. Und da wird die Verlobung auch schon laut verkündet!
Dick und Susie geraten in einen heftigen Streit, der als Tanzfinale das Ende des ersten Aktes darstellt.
Zweiter Akt.
Der Betrug startet während des zweiten Aktes in der Eingangshalle des Hotels Robinson (Ensemble: Linger In The Lobby) Susie und Watty sprechen sich gerade über ihre Vorgehensweise ab, als Dick, aus Sorge um seine Schwester, mit Jo Vanderwater dort aufkreuzt und von Susie Aufklärung wegen der Geheimnistuerei haben will (Dick, Susie: I’d Rather Charleston).
Plötzlich kommt auch Shirley hinzu und hört von Dicks Gefühlsausbrüchen gegenüber seiner Zukünftigen Jo. Empört lässt sie sich zu der Äußerung hinreißen, dass sich auch für sie vielleicht alle Probleme mit einem Schlag lösen könnten. Dick äußert sich daraufhin melancholisch, dass Shirleys Kinder nicht „seine Augen“ haben werden (Dick, Shirley: I’ve Got The You-Don’t-Know-The- Half-Of-It Dearie Blues).
Unterdessen versucht Watty, den Nachlassverwalter Rufus Parke von der Echtheit der Witwe zu überzeugen. Die Vaudevilleartige komische Szene geht in einen Tanz über (Susie, Boys: Senorita Juanita).
In einer völlig anderen Stimmung ist Shirley: Enttäuscht über Dick lässt sie in einer Solo-Szene ihren Gefühlen freien Lauf (The Man I Love).
Nach Shirley Abgang steuert die Handlung auf den Höhepunkt der Verwicklungen zu: Dick sieht seine Schwester in einem Nebenraum, wie sie mit einem unwiderstehlichen spanischen Auftritt die dort versammelte Männerwelt in ihren Bann schlägt und will sie auffliegen lassen. Dazu kommt es aber im Moment noch nicht, denn der Zeitungsreporter Buck Benson ist sich hundertprozentig sicher, den „toten“ Jack Robinson vor kurzem noch quicklebendig in einer Straße gesehen zu haben. Und der taucht jetzt plötzlich in der Hotelhalle auf; Susie gerät beim Anblick ihres „Tramps“ außer sich (Susie, Jack: So Am I).
Nun mischt sich Sheriff Basset ein und beschuldigt die „Witwe“ Susie des Betrugs – daran konnte auch der feurige spanische Tanz nichts ändern (Watty, Susie, Estrada: Carnival). Und weil Basset einmal so richtig in Fahrt ist, will er gleich alle in Arrest nehmen. Das ist das Startzeichen für Tramp Jack, sich als Jack Robinson zu outen – und vor allen Dingen als lebenden Millionenerben. Der Verhaftung von Susie kommt er zuvor, indem er erklärt, dass Susie tatsächlich seine Frau ist. Darüber ist die natürlich froh, geht doch die gewiss nicht komfortable Gefängniszelle an ihr vorüber, andererseits aber auch überrascht, als Jack von ihr die ehelichen Pflichten einfordert.
Das Finale findet im Eastern-Harbour-Yacht-Club statt: Jeff White unterhält mit seinem Ukulelespiel die Gäste. Dick und Susie sind auch zugegen, wobei er ihr berichtet, dass er tatsächlich einen Job „in Aussicht“ habe und bald seine Schulden bezahlen kann; Susie ist da allerdings schon ein Stück weiter, denn sie wurde inzwischen als schweizerische Ballerina Bertha engagiert und verdient bereits, kann also mit der Schuldentilgung schon mal beginnen. Obendrein wird klar, dass sich die Paare gefunden haben: Jo und Watty, Shirley und Dick, Susie und Jack.
Anmerkungen:
LADY, BE GOOD war der erste wirkliche Broadway-Erfolg Gershwins. 1919 hatte er mit „La-La-Lucille“ nur einen mäßigen, 1922 mit „Our Nell“ überhaupt keinen Erfolg gehabt. Mit der „Rhapsodie in Blue“ von 1924, einer Kombination aus Jazz und traditioneller Sinfonik, war er allerdings sofort in den Schlagzeilen der Presse gelandet und bekam auch den Respekt der E-Musik-Kollegen, Respekt, der in gleicher Form nur noch Cole Porter zuteil wurde.
LADY, BE GOOD brachte aber auch den Geschwistern Fred und Adele Astair (als Dick und Susie) Bewunderung ein – wobei Adele die größere Anerkennung erfuhr: Die „New York Times“ schrieb über ihren Bruder Fred, der sei „auch nicht schlecht“ gewesen“.
Interessanterweise wurde Gershwins vielleicht größer Hit The Man I Love für die Broadway-Inszenierung mit der Begründung gestrichen, der Song hemme zu sehr den Handlungsablauf. Ansonsten ist das Muster der typischen Musicals der damaligen Zeit eindeutig erkennbar: Eine belanglose Geschichte erhält seine Faszination durch ingeniöse Melodien und, vor allen Dingen, eine gekonnte Choreographie. Die rhythmischen Einfälle von Fascinatin‘ Rhythm und der Titelnummer mit den Jazz-Triolen vermögen auch heute noch zu zünden.
Die durchsichtige dramaturgische Konzeption machte schon früh Wünsche nach Bearbeitungen erklärlich, obwohl diese Versuche zunächst nichts fruchteten. So war das Revival von 1968 im Londoner Saville Theatre (mit Lionel Blair und Aimi MacDonald) mit 156 Aufführungen nicht gerade ein Kassenschlager. Auch die Produktion von 1974 im Goodspeed Opera House in East Haddam (CT), mit Melodien aus anderen Gershwin-Werken angereichert, war ein Misserfolg. Erst die Rekonstruktion des Originals an gleicher Stelle durch den Regisseur Tom Gruenewald, den Choreographen Dan Siretta und dem Dirigenten Lynn Crigler (1987) konnte die seinerzeitige Faszination wiederbeleben.
Übrigens hat die Filmfassung von Norman Z. McLeod aus dem Jahre 1941 mit dem Musical nur noch den Titel gemeinsam, denn hierfür wurde die Handlung geändert und auch mit einer neuen Musik versehen. Geblieben sind lediglich die beiden Hits Fascinatin‘ Rhythm und Oh, Lady be Good. Jerome Kern und Oscar Hammerstein II schrieben für diesen Film den Song The Last Time I Saw Paris, der den Oscar für das beste Lied des Jahres erhielt.
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