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Troubadour-Forum für klassische Vokal- und Instrumentalmusik

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Gert Lutze

Schon seltsam. Einer der besten Tenöre der ehemaligen DDR (vielleicht der Beste), hat viele Aufnahmen hinterlassen, aber kaum Jemand kennt ihn. Dr. Gert Lutze, geb. 30. September 1917 in Leipzig, gehörte schon als Junge dem Thomaner-Chor an. Er blieb auch nach seiner Promotion zum Dr. med. (Hautarzt), diesem Chor treu. Für den Leipziger Rundfunk hat er unzählige Aufnahmen eingespielt. 1960 entschloss er sich in den Westen zu gehen und nahm seine Tätigkeit als Arzt wieder auf. Meine einzige Aufnahme mit ihm ist folgende Gesamtaufnahme der Oper „Wilhelm Tell“ von Rossini in deutsch gesungen. Die Aufnahme unter Herbert Kegel stammt aus dem Jahre 1953.  

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(Liebe Freunde! Heute hatte ich einige Probleme mit meinem Laptop, einem Nachkriegsmodell. Entschuldigung!)

LG Attila

Lieber Attila,

herzlichen Dank für die Erinnerung an Gert Lutze. Natürlich kenne ich als gelernter DDR-Bürger diesen Namen, da er oft im Rundfunk zu hören war. Er ist sicher etwas in Vergessenheit geraten, unverdient. Für mich ist er ein Geheimnis, denn ich erinnere mich an einen DDR-Tenor mit Namen Charles Geerd. Irgendwann habe ich erfahren, daß beide Tenöre ein und dieselbe Person sind. Gert Lutze hat sich auch im Operettenfach wohlgefühlt, aber da soll er sich Charles Geerd genannt haben. Dieser Name ist mir auch noch sehr geläufig. Vielleicht kennt jemand die Geschichte und kann zur Klärung beitragen.

Gefreut habe ich mich auch darüber, daß auf der Wilhelm Tell-Einstellung der Name Annelies Schubert-Heuhaus (ich kenne allerdings nur Annelies Schubert-Neuhaus) genannt ist. Dieser hervorragende Sopran war bis 1961 in Gera verpflichtet und war Partnerin bei allen 10 Gastspielen von Helge Rosvaenge  1957 – 1960/61 in Gera.

Herzlichst Sir Morosus

Zitat von Attila am 24. März 2023, 21:56 Uhr

Schon seltsam. Einer der besten Tenöre der ehemaligen DDR (vielleicht der Beste), hat viele Aufnahmen hinterlassen, aber kaum Jemand kennt ihn.

Lieber Attila, ich finde das nicht seltsam. Sein Bekanntheitsgrad hielt sich wohl in Grenzen und ich will versuchen, das aus meiner Betrachtung zu erklären:

Ich vermute mal, er hat nie auf einer Opernbühne gestanden und eine Opernpartie da gesungen. Wie Du recherchiert hast, hatte er bis Ende der 50er Jahre Konzertauftritte mit den Thomanern und einige Plattenaufnahmen gemacht. Die 50er Jahre waren noch geprägt von den Folgen des 2. WK. Die Bevölkerung war wirtschaftlich /finanziell noch weit von einem gewissen Wohlstand entfernt. Die wenigsten konnten und wollten sich da Schallplatten kaufen und ein Plattenspieler war da ein Luxus, den nicht viele hatten und für die meisten, noch für lange Zeit, unerschwinglich war. 1960 ging Lutze ja in den „Westen“. Somit wurde er in der damaligen DDR zum „Klassenfeind“ und wurde auch ganz sicher nicht mehr im Rundfunk gespielt. So sehe ich die Gründe, die seinen Bekanntheitsgrad, trotz großartiger Stimme, eher klein erscheinen lassen.

LG PavOro

Ich habe Gerd Lutze in meiner Sammlung in dieser wunderbaren Box von Karl Richter:

Karl Richter Edition

Er singt dort auf den CD’s Nr. 25, 26 27 im Weihnachtsoratorium von J. S. Bach den Evangelisten neben Cloe Owen, Herta Töpper, Horst Günter und Kieth Engen.
Ich kannte sein Gesicht schon von den Erinnerungen, allerdings, wie ich eben zu meiner höchstpersönlichen Zerknirschung feststellen musste, aus dem anderen Forum. So habe ich die Erinnerung an ihn in unserem Forum in den Beiträgen vom 20. September 2022 und 6. November 2022 ergänzt und werde das nächste Mal in einem halben Jahr plus fünf Tage an ihn erinnern, und zwar dann zu seinem 106. Geburtstag.
Wäre er nicht in den „Westen“ gegangen, wäre diese schöne Aufnahme in der Konstellation nicht möglich gewesen.

In diesem Youtube-Video ist eine ganze Reihe seiner Aufnahme versammelt:

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Liebe Grüße

Willi????

Ich habe gerade bei weiteren Recherchen gesehen, dass es im anderen Forum auch einen Gerd-Lutze-Thread gibt, seinerzeit gegründet von unserem leider schon verstorbenen Freund H. K., und dass ich in jenem Thread an Gert Lutze schon zu seinem 98. sowie zwei Jahre später zu seinem 100. Geburtstag erinnert habe, an letzteren mit der o. a. Karl-Richter-Box. Wie schön, wenn man beinahe zufällig (oder doch nicht zufällig?) Spuren aus der Vergangenheit entdeckt.
An den 98. Geburtstag hatte ich mit dieser CD erinnert:

Ludwig van Beethoven (1770-1827): Symphonie Nr.9, CD

Diese Aufnahme unter Hermann Abendroth datiert aus dem Jahre 1953.

Liebe Grüße

Willi????

PavOro: „So sehe ich die Gründe, die seinen Bekanntheitsgrad, trotz großartiger Stimme, eher klein erscheinen lassen.“

Dies wird einer der Gründe sein. Außerdem ist er, bei leichterer Unterhaltungsmusik die er auch vertrat, unter dem Pseudonym Charles Geerd aufgetreten. Es gibt eine Einspielung der Offenbach-Operette „Die schöne Lorette“ mit ihm. Wenn ich mich nicht irre, sogar als DVD.

LG Attila  

Lieber Attila,

Du erwähnst es auch (wie von mir in #2 angesprochen), daß Gert Lutze und Charles Geerd ein und dieselbe Person seien könnten. Aber weder bei Wikipedia noch in den sonstigen wenigen Informationen im www habe ich bisher etwas dazu finden können. Bei youtube gibt es Aufnahmen mit beiden Namen. In den 50-er Jahren waren beide ziemlich präsent im DDR-Rundfunk, daher sind mir auch beide Namen doch relativ bekannt.

Herzlichst Sir Morosus

 

Lieber Sir,

einen signifikanten Hinweis gibt es auf der Seite von „operalounge“:

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von operalounge.de zu laden.

Inhalt laden

Ich habe mal einen kurzen Ausschnitt aus dem Artikel ausgeklammert, wo die Sache ziemlich eindutig klingt:

„In Operettenaufnahmen trat er unter dem Pseudonym Charles Geerd auf. Auch Lutze kehrte der DDR enttäuscht und genervt den Rücken und ließ sich später in Süddeutschland als Hautarzt nieder. Gestorben ist er 2007 im Alter von neunzig Jahren in München.“

Ich glaube, dass man dem Artikel durchaus Glauben schenken darf, weil  an seinem Ende ein Verfasser aufscheint, den wir alle als einen exzellenten Opernexperten kennen und der außer in Operalounge auch noch in einem anderen Forum schreibt und dessen Ausführungen man allgemein durchaus Glauben schenken darf.

Liebe Grüße

Willi????

Liebe Freundinnen und Freunde,

nach einem Telefonat vor einigen Tagen erhielt ich heute eine Mail von einem älteren Herrn, der nach eigenem Bekunden mit Gerd Lutze befreundet war und der zu den Beiträgen, die hier über Gerd Lutze geschrieben wurden, Folgendes ausgeführt hat:

„Hallo!
Ich berufe mich auf unser Telefonat von vorgestern und schreibe Ihnen über den Tenor Dr. Gert Lutze.In Ihrem Forum wird so einiges gerätselt, einiges davon stimmt, anderes wieder nicht.Die meisten Beiträge sind lediglich Vermutungen oder auch Zitate von Mitgliedern anderer Foren.
Ich hatte, als Dr. Lutze noch lebte, viele Jahre mit ihm einen regen Schriftverkehr, und ich durfte ihn zweimal besuchen, einmal in seiner Arztpraxis und einmal in seiner Privatwohnung bei ihm und seiner Frau in Leonberg bei Stuttgart. Deshalb sind meine Angaben keine Spekulation sondern entsprechen der Wahrheit. Dr. Gert Lutze war als Kind Thomaner, und er wurde dann spätereigentlich von der Stimmeher als Baß eingestuft, bevor er als Tenor entdecktund gefeiert wurde. Er fühlte sich immer in erster Linie als Bachsänger,und er galt als der Leipziger Bachsänger schlechthin. Von den Oratorienund Kantaten, viele davon unter dem Münchner Dirigenten Karl Richter, mit dem Dr. Lutze befreundet war, gibt es diverse Aufnahmen.Auch als Sänger des klassischen Kunstliedes feierte Dr. Lutze große Erfolge,und er trat nahezu in allen Metropolen auf, u.a. in Basel, Bern, Zürich,Mailand, Bologna, Rouen, Kopenhagen, Brüssel, Nancy, Florenz,Genua, Turin, Mailand usw. Er sang auch in Moskau, Leningradund Prag, und er machte eine Tournee durch die Volksrepublik China. Er sang unter den bekannten Dirigenten Günther Ramin, Herbert Kegel, Hermann Abendroth, Karl Richter, Franz Konwitschny usw. Seine Partnerinnen waren u.a. Anny Schlemm, Hertha Töpper, Ursula Richter,Maria Croonen, Sonja Schöner usw. Dr. Lutze war der Ansicht, als Sänger müßte er  vielseitig sein, und er scheute sich nicht, neben Opern auch Operetten und einfache Lieder zu singen. Das mochten die großen Dirigenten wie Ramin nicht, und so sang Dr. Lutze die ‚leichtere Musik‘ unter dem Pseudonym ‚Charles Geerd‘.In der DDR wurden Schallplatten von Amiga und Eterna mit der Stimme von Dr. Lutze verlegt, in der BRD kamen Schallplatten bei Telefunken und Decca heraus.
In zwei Defa-Filmen (Fledermaus und Bettelstudent) die allerdings in der DDR andere Titel bekamen, lieh er den Schauspielern seine Stimme. Öffentlich aufgetreten ist er mit seiner Kunst als Opern- und Operettensänger nicht, wenngleich er sehr gut aussah und ein respektables Erscheinungsbild abgab. Aber die Rundfunkanstalten der DDR brachten viele Aufnahmen mit
Dr. Gert Lutze, so daß er auch bei Kennern in der BRD bekannt wurde. 1960 verließ er die DDR, und er war erstaunt, daß man beim Grenzübergang von der DDR in die BRD nicht seine Absicht erkannte, für immer die DDR
zu verlassen. Er wollte nicht, daß seine Kinder in einem Staat aufwachsen, wo sie nicht selbst über sich und ihre Zukunft entscheiden konnten. Er lehnte jegliche Gängelei des Staates DDR ab. Sein Name wurde von der DDR-Führung seit dem Verlassen der DDR überall gestrichen und verbannt. In Westdeutschland mußte er sich nun entscheiden, ob er die Sängerlaufbahn oder seinen Arztberuf weiterführen sollte. Er entschied sich für letzteres und baute sich eine Hautarztpraxis in
Leonberg bei Stuttgart auf.
Die Sängerlaufbahn war ihm vom Gesundheitlichen her zu unsicher, aber er sang noch im kirchlichen Bereich in verschiedenen Aufführungen mit und hatte noch im Alter eine respektable Stimme. Die Gesangskunst von Dr. Gert Lutze alias Charles Geerd ist noch auf vielen Tonträgern vorhanden. Seine Stimme war unvergleichlich schön, in allen Nuancen, und erreichte eine fulminante Höhe. Der Österreicher Gottfried Chervenka, der im Österreichischen Rundfunk ein Klassik-Forum betrieb, widmete eine seiner Sendungen diesem Ausnahmetenor, kurz nachdem Dr. Lutze in Münschen gestorben war. Leider verstarb auch Herr Chervenka inzwischen, aber vielleicht wird noch einmal jemand eine Erinnerungssendung über Dr. Lutze herausbringen, oder eine
Plattenfirma verlegt einen Querschnitt des Schaffens dieses herausragenden Tenors,den ich als sehr sympathisch und überaus bescheiden erlebt habe.

Mit besten Grüßen, ….“

Sowit der Wortlaut der Mail!

Liebe Grüße

Willi????

musika und Attila haben auf diesen Beitrag reagiert.
musikaAttila

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