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Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

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Geschichten von Niedertracht, Schicksal und Verderben im Kunstlied

Hallo

Fangen wir mit Robert Schumanns „Belsazar“ an. Heinrich Heine bearbeitete die biblische Erzählung aus dem Buche Daniel im Jahr 1820, Schumann vertonte es in seinem Liederjahr 1840.

Wikipedia:

…der König von Babylon, lästert über Jehova, den Gott der Juden. Daraufhin erscheint eine geheimnisvolle Flammenschrift an der Wand. In der biblischen Vorlage enthüllt der Prophet Daniel das Menetekel als Urteil Gottes und prophezeit dem Herrscher den baldigen Untergang. In Heines Version hingegen tritt der Prophet nicht auf und der Sinn der rätselhaften Schrift bleibt unverständlich. Dennoch wird Heines Belsatzar von seinen eigenen Knechten getötet.

Ich habe eine Liveaufnahme von Samuel Hasselhorn ausgewählt. Wie ich finde eine hervorragende Interpretation. Samuel Hasselhorn bietet gesanglich alles auf, was dieses Stück verlangt. Immer wieder bin ich fasziniert, wie das Stück endet – wie eine Kerze, deren Licht am Ende in Bedeutungslosigkeit erlischt.

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Text:

Die Mitternacht zog näher schon;
In stummer Ruh lag Babylon.
Nur oben in des Königs Schloss,
Da flackert’s, da lärmt des Königs Tross.
Dort oben in dem Königssaal
Belsazar hielt sein Königsmahl.
Die Knechte saßen in schimmernden Reihn
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein.
Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht;
So klang es dem störrigen Könige recht.
Des Königs Wangen leuchten Glut;
Im Wein erwuchs ihm kecker Mut.
Und blindlings reisst der Mut ihn fort;
Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort.
Und er brüstet sich frech und lästert wild;
Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt.
Der König rief mit stolzem Blick;
Der Diener eilt und kehrt zurück.
Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt;
Das war aus dem Tempel Jehovas geraubt.
Und der König ergriff mit frevler Hand
Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand.
Und er leert ihn hastig bis auf den Grund
Und ruft laut mit schäumendem Mund:
“Jehova! dir künd ich auf ewig Hohn –
Ich bin der König von Babylon!“
Doch kaum das grause Wort verklang,
Dem König ward’s heimlich im Busen bang.
Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstill im Saal.
Und sieh! und sieh! an weisser Wand
Das kam’s hervor, wie Menschenhand;
Und schrieb, und schrieb an weisser Wand
Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand.
Der König stieren Blicks da saß,
Mit schlotternden Knien und totenblass.
Die Knechtschar saß kalt durchgraut,
Und saß gar still, gab keinen Laut.
Die Magier kamen, doch keiner verstand
Zu deuten die Flammenschrift an der Wand.
Belsazar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht.
 
Gruß Wolfgang

 

Lieber Wolfgang,

große Freude, dass Du wieder aktiv bei uns bis und gleich mit so interessanten Beiträgen. Bitte weiter so!

Herzlich grüßen Ingrid und Hans die Sängerfreunde

Hallo

Bleiben wir bei Robert Schumann. Eine Ballade, die mich stets auf´s Neue betroffen macht, ist „Der Soldat“. Das Gedicht von Hans Christian Andersen erschien 1835, Robert Schumann vertonte es wiederum im Jahr 1840.

 

Es geht bei gedämpfter Trommel Klang;

Wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang!

O wär er zur Ruh und alles vorbei!

Ich glaub‘, es bricht mir das Herz entzwei!

 

Ich hab‘ in der Welt nur ihn geliebt,

Nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt!

Bei klingendem Spiele wird paradiert;

Dazu bin auch ich kommandiert.

 

Nun schaut er auf zum letzten Mal

In Gottes Sonne freudigen Strahl;

Nun binden sie ihm die Augen zu –

Dir schenke Gott die ewige Ruh!

 

Es haben ins die Neun wohl angelegt;

Acht Kugeln haben vorbeigefegt.

Sie zittern alle vor Jammer und Schmerz –

Ich aber, ich traf ihn mitten dann ins Herz.

 

Dietrich Fischer-Dieskau legt alle Dramatik in seinen Gesang, den dieses Werk erwarten kann,. Hartmut Höll ist sein Liedpartner am Flügel.

Der Soldat – YouTube

Gruß Wolfgang

Hallo

 

Eine der beeindruckendsten Balladen für mich ist die Vertonung von Eduard Mörikes „Feuerreiter“ durch Hugo Wolf.

Sehet ihr am Fensterlein
Dort die rote Muetze wieder?
Nicht geheuer muß es sein,
Denn er geht schon auf und nieder.
Und auf einmal welch Gewuehle
Bei der Bruecke, nach dem Feld!
Horch! das Feuergloecklein gellt:
Hinterm Berg,
Hinterm Berg
Brennt es in der Muehle!

Schaut! da sprengt er wuetend schier
Durch das Tor, der Feuerreiter,
Auf dem rippenduerren Tier,
Als auf einer Feuerleiter!
Querfeldein! Durch Qualm und Schwuele
Rennt er schon, und ist am Ort!
Drueben schallt es fort und fort:
Hinterm Berg,
Hinterm Berg
Brennt es in der Muehle!

Der so oft den roten Hahn
Meilenweit von fern gerochen,
Mit des heilgen Kreuzes Span
Freventlich die Glut besprochen –
Weh! dir grinst vom Dachgestuehle
Dort der Feind im Hoellenschein.
Gnade Gott der Seele dein!
Hinterm Berg,
Hinterm Berg
Ras’t er in der Muehle!

Keine Stunde hielt es an,
Bis die Muehle borst in Truemmer;
Doch den kecken Reitersmann
Sah man von der Stunde nimmer.
Volk und Wagen im Gewuehle
Kehren heim von all dem Graus;
Auch das Gloecklein klinget aus.
Hinterm Berg,
Hinterm Berg
Brennts! –

Nach der Zeit ein Mueller fand
Ein Gerippe samt der Muetzen
Aufrecht an der Kellerwand
Auf der beinern Maehre sitzen:
Feuerreiter, wie so kuehle
Reitest du in deinem Grab!
Husch! da faellts in Asche ab.
Ruhe wohl,
Ruhe wohl
Drunten in der Muehle!

Die beeindruckend intensive Interpretation durch Konstantin Krimmel und Doriana Tchakarova habe ich an anderer Stelle bereits eingestellt. Hans Georg Hart hat mich auf eine beinahe historische Aufnahme Helge Rosvaenge aufmerksam gemacht, die meiner Vorstellung von der Interpretation des Liedes ebenfalls sehr nahe kommt.

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Werden weitere Interpretationen eingestellt, können wir in eine Diskussion einsteigen.

Gruß Wolfgang

 

Lieber Wolfgang,

Rosvaenge  singt den Feuerreiter beeindruckend – mir laufen beim Hören da leichte Schauer über den Rücken. Rosvaenge scheut sich nicht, aus dem Text einen Reißer zu machen; er rezitiert sozusagen ohne Rücksicht auf Verluste.

Fast noch ein wenig bedrohlicher ist die Interpretation von DiFiDi:

https://www.youtube.com/watch?v=O_6KPYEFe7k

Er singt den Feuerreiter m.E. nicht mit der selben inneren Beteiligung wie Rosvaenge, sondern, echt Fischer-Dieskau eben, wie ein genauer Chronist. Aufgrund seiner deutlichen Aussprache und wegen des eher schlanken Tons seiner Stimme kommt die Botschaft des Grauens aber mindestens genauso unmittelbar beim Zuhörer an wie bei Rosvaenge.

Grüße!

Honoria Lucasta

Hallo Honoria

 

Passend zu ihrem heutigen Geburtstag hier noch die Fassung von Brigitte Fassbaender. Ein Mitglied meiner Facebook-Gruppe hat sie mir ans Herz gelegt. Mit persönlich ist sie allerdings zu schnell. Ich gestehe, dass ist bei diesem Stück auch Männerstimen bevorzuge.

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Gruß Wolfgang

 

Hier noch eine Aufnahme mit Hermann Prey, man möge vergleichen.

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musika

Hallo und vielen Dank für diese Aufnahme von Hermann Prey.

Ich habe noch eine Aufnahme mit Roman Trekel entdeckt, die meiner Vorstellung auch sehr nahe kommt.

Das ist für mich das faszinierende an dem Stück: Jede Note muss absolut sitzen, dennoch soll es sich stellenweise anhören wie ein Pferd, das sich panisch von der Koppel losgerissen hat.

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Gruß Wolfgang

 

Robert Schumann, Dichterliebe, die Löwenbraut, hier mit Christian Gerhaher.

Die Löwenbraut
German source: Adelbert von Chamisso

Mit der Myrte geschmückt und dem Brautgeschmeid,
Des Wärters Tochter, die rosige Maid
Tritt ein in den Zwinger des Löwen; er liegt
Der Herrin zu Füssen, vor der er sich schmiegt.

Der Gewaltige, wild und unbändig zuvor,
Schaut fromm und verständig zur Herrin empor;
Die Jungfrau, zart und wonnereich,
Lieb streichelt ihn sanft und weinet zugleich:

„Wie waren in Tagen, die nicht mehr sind,
Gar treue Gespielen, wie Kind und Kind,
Und hatten uns lieb und hatten uns gern;
Die Tage der Kindheit, sie liegen uns fern.

„Du schütteltest machtvoll, eh’ wir’s geglaubt,
Dein mähnenumwogtes königlich Haupt;
Ich wuchs heran, du siehst es: ich bin
Das Kind nicht mehr mit kindischem Sinn.

„O wär ich das Kind noch und bliebe bei dir,
Mein starkes, getreues, mein redliches Tier;
Ich aber muss folgen, sie taten mir’s an,
Hinaus in die Fremde dem fremden Mann.

„Es fiel ihm ein, dass schön ich sei,
Ich wurde gefreit, es ist nun vorbei:
Der Kranz im Haar, mein guter Gesell,
Und vor Tränen nicht die Blicke mehr hell.

„Verstehst du mich ganz? Schaust grimmig dazu,
Ich bin ja gefasst, sei ruhig auch du;
Dort seh’ ich ihn kommen, dem folgen ich muss,
So geb’ ich denn, Freund, dir den letzten Kuss!“

Und wie ihn die Lippe des Mädchens berührt,
Da hat man den Zwinger erzittern gespürt,
Und wie er am Zwinger den Jüngling erschaut,
Erfasst Entsetzen die bangende Braut.

Er stellt an die Tür sich des Zwingers zur Wacht,
Er schwinget den Schweif, er brüllet mit Macht;
Sie flehend, gebietend und drohend begehrt
Hinaus; er im Zorn den Ausgang wehrt.

Und draussen erhebt sich verworren Geschrei.
Der Jüngling ruft: „Bringt Waffen herbei;
Ich schiess’ ihn nieder, ich treff’ ihn gut!“
Aufbrüllt der Gereizte schäumend vor Wut.

Die Unselige wagt’s sich der Türe zu nahn,
Da fällt er verwandelt die Herrin an:
Die schöne Gestalt, ein grässlicher Raub,
Liegt blutig zerrissen entstellt in dem Staub.

Und wie er vergossen das teure Blut,
Er legt sich zur Leiche mit finsterem Mut,
Er liegt so versunken in Trauer und Schmerz,
Bis tödlich die Kugel ihn trifft in das Herz.

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uhrand

Franz Schubert: „Edward“ Eine altschottische Ballade, D. 923

Martha Guth – Penelope Crawford

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Dein Schwert, wie ists von Blut so rot?
Edward, Edward!
Dein Schwert, wie ists von Blut so rot
Und gehst so traurig da! – O!
Ich hab geschlagen meinen Geier tot
Mutter, Mutter!
Ich hab geschlagen meinen Geier tot,
Und das, das geht mir nah! – O!

Dein’s Geiers Blut ist nicht so rot!
Edward, Edward!
Dein’s Geiers Blut ist nicht so rot,
Mein Sohn, bekenn mir frei! – O!
Ich hab geschlagen mein Rotross tot!
Mutter, Mutter!
Ich hab geschlagen mein Rotross tot!
Und’s war so stolz und treu! O!

Dein Ross war alt und hasts nicht not!
Edward, Edward,
Dein Ross war alt und hasts nicht not,
Dich drückt ein ander Schmerz. O!
Ich hab geschlagen meinen Vater tot,
Mutter, Mutter!
Ich hab geschlagen meinen Vater tot,
Und das, das quält mein Herz! O!

Und was wirst du nun an dir tun?
Edward, Edward!
Und was wirst du nun an dir tun?
Mein Sohn, bekenn mir mehr! O!
Auf Erden soll mein Fuß nicht ruhn!
Mutter, Mutter!
Auf Erden soll mein Fuß nicht ruhn!
Will wandern über Meer! O!

Und was soll werden dein Hof und Hall,
Edward, Edward,
Und was soll werden dein Hof und Hall,
So herrlich sonst und schön! O!
Ach! immer stehs und sink‘ und fall,
Mutter, Mutter!
Ach immer stehs und sink‘ und fall,
Ich werd es nimmer sehn! O!

Und was soll werden dein Weib und Kind,
Edward, Edward?
Und was soll werden dein Weib und Kind,
Wann du gehst über Meer – O!
Die Welt ist groß! lass sie betteln drin,
Mutter, Mutter!
Die Welt ist groß! lass sie betteln drin,
Ich seh sie nimmermehr! – O!

Und was soll deine Mutter tun?
Edward, Edward!
Und was soll deine Mutter tun?
Mein Sohn, das sage mir! O!
Der Fluch der Hölle soll auf Euch ruhn,
Mutter, Mutter!
Der Fluch der Hölle soll auf Euch ruhn,
Denn ihr, ihr rietets mir! O.

Johann Gottfried Herder ❤

Hallo

In diese Reihe passt das Melodrama – eine sogenannte Deklamationsballade – von Robert Schumann: Die Ballade vom Haideknaben.

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Der Knabe träumt, man schicke ihn fort
Mit dreißig Thalern zum Heide-Ort,
  Er ward drum erschlagen am Wege
  Und war doch nicht langsam und träge.

Noch liegt er im Angstschweiß, da rüttelt ihn
Sein Meister und heißt ihn, sich anzuziehn
  Und legt ihm das Geld auf die Decke
  Und fragt ihm, warum er erschrecke.

»Ach Meister, mein Meister, sie schlagen mich todt,
Die Sonne, sie ist ja wie Blut so roth!«
  »Sie ist es für dich nicht alleine,
  Drum schnell, sonst mach‘ ich dir Beine!«

»Ach Meister, mein Meister, so sprachst du schon,
Das war das Gesicht, der Blick, der Ton,
  Gleich greifst du« — zum Stock, will er sagen,
  Er sagt’s nicht, er wird schon geschlagen.

»Ach Meister, mein Meister, ich geh, ich geh,
Bring‘ meiner Frau Mutter das letzte Ade!
  Und sucht sie nach allen vier Winden,
  Am Weidenbaum bin ich zu finden!«

Hinaus aus der Stadt! Und da dehnt sie sich,
Die Haide, nebelnd, gespenstiglich,
  Die Winde darüber sausend,
  »Ach, wär‘ hier Ein Schritt, wie tausend!«

Und Alles so still, und Alles so stumm,
Man sieht sich umsonst nach Lebendigem um,
  Nur hungrige Vögel schießen
  Aus Wolken, um Würmer zu spießen.

Er kommt an’s einsame Hirtenhaus,
Der alte Hirt schaut eben heraus,
  Des Knaben Angst ist gestiegen,
  Am Wege bleibt er noch liegen.

»Ach Hirte, du bist ja von frommer Art,
Vier gute Groschen hab‘ ich erspart,
  Gib deinen Knecht mir zur Seite,
  Daß er zum Dorf mich begleite!

Ich will sie ihm geben, er trinke dafür
Am nächsten Sonntag ein gutes Bier,
  Dies Geld hier, ich trag‘ es mit Beben,
  Man nahm mir im Traum drum das Leben!«

Der Hirt, der winkte dem langen Knecht,
Er schnitt sich eben den Stecken zurecht,
  Jetzt trat er hervor — wie graute
  Dem Knaben, als er ihn schaute!

»Ach Meister Hirte, ach nein, ach nein,
Es ist doch besser, ich geh‘ allein!«
  Der Lange spricht grinsend zum Alten:
  Er will die vier Groschen behalten.

»Da sind die vier Groschen!« Er wirft sie hin
Und eilt hinweg mit verstörtem Sinn.
  Schon kann er die Weide erblicken,
  Da klopft ihn der Knecht in den Rücken.

»Du hältst es nicht aus, du gehst zu geschwind,
Ei, Eile mit Weile, du bist ja noch Kind,
  Auch muß das Geld dich beschweren,
  Wer kann dir das Ausruhn verwehren!

Komm, setz‘ dich unter den Weidenbaum
Und dort erzähl‘ mir den häßlichen Traum,
  Ich träumte — Gott soll mich verdammen,
  Trifft’s nicht mit deinem zusammen!«

Er faßt den Knaben wohl bei der Hand,
Der leistet auch nimmermehr Widerstand,
  Die Blätter flüstern so schaurig,
  Das Wässerlein rieselt so traurig!

Nun sprich, du träumtest — »Es kam ein Mann -«
War ich das? Sieh mich doch näher an,
  Ich denke, du hast mich gesehen!
  Nun weiter wie ist es geschehen?

»Er zog ein Messer!« — War das, wie dies? —
»Ach ja, ach ja!« — Er zog’s? — «Und stieß –«
  Er stieß dir’s wohl so durch die Kehle?
  Was hilft es auch, daß ich dich quäle!

Und fragt ihr, wie’s weiter gekommen sei?
So fragt zwei Vögel, sie saßen dabei,
  Der Rabe verweilte gar heiter,
  Die Taube konnte nicht weiter!

Der Rabe erzählt, was der Böse noch that,
Und auch, wie’s der Henker gerochen hat,
  Die Taube erzählt, wie der Knabe
  Geweint und gebetet habe.

Gruß Wolfgang

Hallo

Irgendwie „fies“ – die Ballade „Der Zwerg“ von Franz Schubert. Nach einem Gedicht von Matthias von Collin. Ehebruch und Tod – alles was ein Drama braucht.

Hier gesungen von Gérard Souzay, der von Dalton Baldwin begleitet wird.

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Im trüben Licht verschwinden schon die Berge,
Es schwebt das Schiff auf glatten Meereswogen,
Worauf die Königin mit ihrem Zwerge.

Sie schauten Empor zum hochgewölbten Bogen,
Hinauf zur lichtdurchwirkten blauen Ferne;
Die mit der Milch des Himmels [blau]1 durchzogen.

„Nie, nie habt ihr mir gelogen noch, ihr Sterne“,
So ruft sie aus, „bald werd‘ ich nun entschwinden,
Ihr sagt es mir, doch sterb‘ ich wahrlich gerne.“

Da tritt der Zwerg zur Königin, mag binden
Um ihren Hals die Schnur von roter Seide,
Und weint, als wollt‘ er schnell vor Gram erblinden.

Er spricht: „Du selbst bist schuld an dieser Leide
Weil um den König du mich verlassen hast,
Jetzt weckt dein Stern einzig mir noch Freude.“

„Zwar werd‘ ich ewiglich mich selber haßen,
Der dir mit dieser Hand den Tod gegeben,
Doch musstet zum frühen Grab du nun erblassen.“

Sie legt die Hand aufs Herz voll jungen Lebens,
und aus dem August strömen die schweren Tränen,
Dass sie zum Himmel betend wird steigen.

„Mögst du keinen Schmerz durch meinen Tod gewinnen!“
Sie sagt’s; Da küßt der Zwerg die bleichen Wangen,
D’rauf also bald vergehen ihr die Sinnen.

Der Zwerg schaut an die Frau, von Tod befangen,
Er senkt sie tief ins Meer mit eigenen Händen,
Ihm brennt nach ihr das Herz so voller Verlangen,
An keiner Küste wird er je mehr landen.

Gruß Wolfgang

 

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uhrand

Danke Wolfgang,

dieses Lied von  Franz Schubert erinnert mich ein wenig an den Fliegenden Holländer, der ja zur Zeit ebenfalls hier in unserem Forum gegenwärtig ist.  Der französische Bariton Gérard Souzay, den ich sehr schätze, singt deutlich und ausdrucksstark, und wird hervorragend unterstützt von Dalton Baldwin am Klavier. Eine wunderschöne Aufnahme! 

Liebe Grüße
André

Wolfgang Kaercher hat auf diesen Beitrag reagiert.
Wolfgang Kaercher

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis