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Gespräch zum Thema: Hat die Oper Zukunft, am 20. 6. in Wien

Ioan Holender und Wilhelm Sinkovicz sprechen über Oper gestern, heute und…?

20. 6.  Im Wiener Theatermuseum-Eroica Saal

„Hat die Oper Zukunft…?“

Im historisch bedeutenden Eroica-Saal des Wiener Theatermuseums im Palais Lobkovicz, in dem Ludwig van Beethoven (1770-1827) seine ersten Werke uraufgeführt hat, sprach „Presse“-Musikkritiker Wilhelm Sinkovicz mit dem langjährigen Direktor der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, über die aktuelle Situation der Kunstform Oper und die Zukunftsperspektiven des Genres.

Die Direktorin des Theatermuseums, Dr. Marie-Theres Arnbom, begrüßte zu Beginn der Veranstaltung, mit einleitenden Worten, die beiden Gesprächspartner und das zahlreich erschienene, interessierte Publikum. Sie betonte in ihrer Begrüßungsrede, dass sie die erste Biografie von Ioan Holender geschrieben habe, mit dem Buchtitel „Ioan Holender von Temesvar nach Wien, der Lebensweg des Wiener Staatsoperndirektors“- Erstveröffentlichung im Jahre 2001. Für „Die Presse“ habe sie immer wieder Artikel verfasst, und es war für sie stets ein großes Geschenk, wenn Wilhelm Sinkovicz diese dann auch veröffentlichte.

Wenn zwei Giganten des Genres Oper sich auf ein Gespräch treffen, dann muss es erwartungsgemäß ein spannender Abend werden, und es wurde wahrhaftig ein spannungsreicher und mitreißender Abend!

Bereits zu Beginn wies Ioan Holender darauf hin, dass zwar Opernhäuser architektonisch immer mehr werden, aber die Zuschauer immer weniger. Die Abonnenten, die für das Funktionieren eines Opernhauses überaus wichtig sind, werden immer rückläufiger. In den arabischen Ländern wie Abu Dhabi, Katar, Oman werden Opernproduktionen importiert, die in Folge der „Hautevolée“ des Landes präsentiert werden. In diesen Ländern gibt es kaum eigene Musikerziehung, sondern es wird alles eingekauft und nachgebaut, z. B. in Abu Dhabi wurde in zweiter Louvre nachgebaut…Auch China stellt einen derartigen Markt dar, in dem Sänger des Westens, höchstbezahlt, singen. Das größte Übel für das Genre Oper – und da waren sich beide Gesprächspartner vollkommen einig, ist die „Pest Regietheater“. Oper muss verständlich bleiben, die Geschichte muss erzählt werden, so wie sie musikalisch und vom Libretto her vorgegeben ist. Das heißt nicht, dass eine Inszenierung „verstaubt“ sein muss, aber der Handlungsablauf muss klar bleiben.

Leider ist es in unserer Zeit so Usus, dass die Geschichte umgedreht wird, z, B, dass eine „Bohème“ sozusagen von hinten nach vorne erzählt wird. Texte werden verändert, Personen hinzugefügt oder weggelassen. Diese mutwilligen Veränderungen sowie das falsche Erzählen der Geschichte der Oper ist verwerflich. Dieses Diktat der Regisseure müsse durchbrochen werden, auch die Zeitversetzungen in der Regie können nicht funktionieren, da sie geschichtlich in keiner Weise korrekt und durchführbar sind. Ein grundlegender Faktor für das Funktionieren eines Opernhauses ist ein intaktes, homogenes Ensemble am Haus. Diese Ensemblekultur hat sich in den letzten Jahren bedrohlich zurückentwickelt und das „Stagione-System“ überhandgenommen. Junge Sänger bekommen kaum mehr die Möglichkeit, in einem Ensemble zu wachsen, um sich eine wertvolle Basis für die Ausübung des Sängerberufes zu schaffen.

Ein Haus braucht auch „Zugpferde“, die das Opernhaus füllen.  Anna Netrebko, Placido Domingo …  gehörten dazu, aber allzu viele dieser „Kaliber“ gibt es nicht mehr. Die 3 Tenöre (Domingo, Pavarotti, Carreras) waren solche Magneten, die ganz Stadien füllten. Weiters müssen Sänger der Sprache mächtig sein, in der sie gerade singen, da die Textverständlichkeit ungemein wichtig für da Gelingen einer Produktion ist. Ansonsten wäre weiters eine Erweiterung des Repertoires und die wesentlichen Stücke weiter zu diskutieren und zu erhalten.

Koproduktionen, so Holender, wären für ihn nur interessant, wenn er der Erste wäre und nie der Zweite oder Dritte. Natürlich werden solche Produktionen aus rein finanziellen Gründen befürwortet. Außerdem wollte er noch hervorheben, dass die Ära Herbert von Karajan eine ganz entscheidende und prägende für die Wiener Staatsoper war.

Grund zur Sorgegibt auch der neue Beruf an einem Opernhaus, der „Casting-Director“, also der Besetzungschef. Welche Aufgabe wird dann in Zukunft der Direktor der Oper haben?

Selbstverständlich muss auch weiter die Neugierde der Kinder für die Kunstform der Oper geweckt werden. Sie sind das Publikum vor morgen und zwar mit Stücken, die sie kennen und verstehen.

Nach der Diskussion forderte Ioan Holender das Publikum noch auf, ihm „unangenehme“ Fragen zum Thema des Abends zu stellen, wovon auch gerne Gebrauch gemacht wurde und woraus sich interessante Aspekte zum Thema ergaben. Auch an Wilhelm Sinkovicz wurden noch Fragen gestellt. Fazit dieser hochkarätigen und, meiner Meinung nach, überaus wertvollen Veranstaltung war eindeutig, dass sich die Zukunft der Oper, wie sie zurzeit praktiziert wird, in einem bedrohlichen Zustand befindet. Nur durch immerwährende Diskussion, Gesprächsbereitschaft und konzentriertes Aufzeigen der drohenden Gefahren lässt sich dieser Riesnapparat, der bereits seit Jahren in seinen Strukturen festgefahren ist, bewegen und nachhaltig zum Positiven verändern.

Gerne möchte ich mit den Worten von Ioan Holender schließen, die er uns zum Abschluss der Veranstaltung noch mitgegeben hat: „Dass dieser Abend heute in diesem wunderbaren, geschichtsträchtigen „Eroicasaal“ stattfinden durfte, in dem Ludwig van Beethoven seine ersten Werke uraufgeführt hat, gibt uns Grund zur Hoffnung“.

© Marisa Altmann-Althausen

Liebe Grüße

Willi

Dieser Artikel, einer Veranstaltung in Wien mit den  international anerkannten Opernexperten Ioan Holender, langjähriger Direktor der Wiener Staatsoper und Wilhelm Sinkovic, Kritikerlegende,  sollte Pflichtlektüre für jeden Opernfreund werden. Er zeigt schonungslos  die aktuellen  Probleme des  Opernbetriebes auf. Eine ganz Reihe von Mitgliedern, besonders Gerhard Wischnewski, vertreten die geäußerten  Ansichten schon seit längerer Zeit und sind durch das Ergebnis dieser Veranstaltung in Wien nachdrücklich bestätigt worden.

Die Sängerfreunde finden es gut und wichtig, dass die Verfechter für Opernaufführungen ohne Verfälschungen von so prominenter Seite Bestätigung bekommen. Die Regiemaffia, die in der Opernszene und den Medien an den Schalthebeln der Macht sitzen müssen mit Gegenmeinungen konfrontiert werden.

Liebe Freunde,

ich habe einmal in einem anderen Forum von der „Epedemie“ des Regietheaters gesprochen(wobei ich unter „Regietheater verstehe, dass Regie nicht nach den im Werk und seinem Libretto verankerten Regeln und Intentionen, sondern nach irren Ideen eines Regisseurs inszeniert wird, also Regie nichts mit dem Werk zu tun hat. Daher wäre der Austruck „Regisseurstheater“ treffender). Später habe ich es auch als „Pandemie“ bezeichnet, weil es sich immer mehr ausbreitet. Das hat natürlich einen lächerlichen Wirbel unter wenigen Befürworter dieser Entstellungen ausgelöst. Noch drastischer aber nennen es hier die beiden Fachleute: Pest. Und dem stimme ich voll zu. 

Liebe Grüße
Gerhard

In die Diskussion passt ganz gut eine Passage, die ich der Rezension Klaus Billands von der Meistersinger-Aufführung am 18. 6. In der Deutschen Oper Berlin entnommen habe. Die ganze Rezension habe ich im Opernforum, Unterforum Opernkritiken und -kritiker, „Opernkritiken unseres Mitglieds Klaus Billand“ eingestellt.

„Anna Viebrock, eigentlich bisher immer nur als Bühnenbildnerin geführt und auch im Dramaturgen-Gespräch mit Sebastian Hanusa im Programmheft auf das Bühnenbild angesprochen, die also nun offenbar Regisseurin und Bühnenbildnerin in Personalunion ist, meint zunächst einmal, dass man „so ein Stück erst einmal richtig kennenlernen“ muss, „und versucht zunächst, den ganzen Ballast vorangegangener Inszenierungen zu ignorieren, um mit einem freien Blick auf das Stück selbst zu schauen.“

Mir ist ein völliges Rätsel, wenn man in einem Satz zugibt, dass man das Stück noch gar nicht (richtig) kennt und alle möglichen Anhaltspunkte, die einem etwas von dieser Kenntnis vermitteln könnten, über Bord wirft und dann „mit einem freien Blick“ auf das Stück schaut, es quasi „Simsalabim“ kennenlernt und dann glaubt, man könne nun anfangen, das Stück zu inszenieren.

Was dann dabei herauskommt, kann man anhand des Teasers (kurzer Filmausschnitt), den ich eingestellt habe, nur erahnen, schon mehr aus der ganzen Rezension Klaus Billands. Sollte aber von dieser Aufführung noch mehr Bilc/Tonmaterial bei Youtube auftauchen, werde ich es zusätzlich hier einstellen.

Liebe Grüße

Willi?

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