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Händels „Saul“ – Drama eines Gescheiterten

Zwischen 1738 und 1744 entstanden zehn Oratorien, die zu den reifsten Werkes dieses Genres aus Händels Feder zählen. Eines dieser Werke ist „Saul“ und mit diesem Oratorium hat sich der Komponist wohl endgültig von der Oper verabschiedet und dem Oratorium zugewandt. Hinter Händel lagen dabei schicksalsschwere Monate: Sein Opernunternehmen war wieder einmal gescheitert, ein Schlaganfall hatte ihn an die Grenzen menschlicher Kräfte geführt, eine Kur in Aachen aber unerwartet schnelle Heilung gebracht.

„Saul“ ist eine Komposition von barocker Breite und musikalischer Fülle, fast schon überladen mit Geschehnissen und Figuren. Es wurde 1738 komponiert und am 16. Januar 1739 in London uraufgeführt. Der Chor hat, wie in der antiken Tragödie, mediative und betrachtende Aufgaben. Hier der Eingangschor:

Handel – Saul – How Excellent Thy Name, O Lord – YouTube

Der Titel, in dem der König Israels als Hauptfigur genannt wird, täuscht etwas über die dramatische Realität dieses Oratoriums hinweg, weil Saul im jungen David ein Antipode und Rivale gegenübersteht, der den alten Herrscher stürzen und dann selbst das „Neue“, eine neue Herrschaft bringen wird.

Händel experimentiert hier mit der Instrumentation im Barockorchester, denn er setzt im Orchester ein Instrument ein, das in der Partitur mit „Carillon“ bezeichnet wird. Ursprünglich war das ein großes Glockenspiel, das sich in einem Turm oder einem eigens errichteten Bauwerk befindet. Daraus wurde später eine Miniversion, die ebenfalls mit Klaviatur zu spielen war. Möglicherweise hat der Hamburger Komponist und Opernproduzent Reinhard Keiser Händel inspiriert, denn der hatte schon 1728 in seinem Oratorium „Der siegende David“ ein derartiges Glockenspiel eingesetzt. Das folgende Beispiel ist aus dem 1. Akt von „Saul“ (mit anschließendem Rezitativ, Arie und Frauenchor:

Handel: Saul, HWV 53 / Act 1 – Symphony… „Already see the daughters… Welcome, welcome… – YouTube

Händels Librettist Charles Jennens (der Musik-Wissenschaftler A. E. Cherbuliez nennt dagegen als Textdichter Newburgh Hamilton – Klaheit besteht in dieser Sache nicht) lässt in einem Schreiben an einen Freund Unverständnis über den Einsatz dieses Instrumentes erkennen: Er bezeichnet Händels Idee, das Carillon einzusetzen als eine „Grille“ und vermutet, dass er mit dem merkwürdigen Instrument „Saul wohl in den Wahnsinn treiben will“. Ungewöhnlich ist für Händel auch, dass er die Männerrollen auch mit Männer-Stimmen besetzt hat – im Gegensatz zu seinen früheren Opern und Oratorien, wo der Frauenstimmen-Anteil überwiegt.

Interessant ist es vielleicht zu wissen, dass Johannes Brahms ein Verehrer Händels war und dass „Saul“ offensichtlich seine besondere Vorliebe genoss. Er hat dieses Oratorium 1873 in Wien als Leiter des Wiener Singvereins aufgeführt. Interessant auch, dass Händels italienischer Freund Domenico Scarlatti während der Entstehung von „Saul“ vom portugiesischen König zum „Cavaliero di S. Giacomo“ ernannt wurde. Dafür bedankte sich der Komponist beim König mit der Widmung seiner „30 Essercizi per gravicembalo“, die dann in London mit der finanziellen Unterstützung von Händel verlegt wurden.

Zum Inhalt ist hier kurz auszuführen, dass das Geschehen n a c h dem Kampf zwischen Goliath und David einsetzt; letzterer kehrte mit dem Kopf Goliaths zu König Saul zurück. Der versprach daraufhin seine Tochter Merab dem Jüngling, die aber „not amused“ war. Ganz reagierte Merabs Schwester Michal, die sich in den schönen Jüngling verliebt hatte. Als das Volk dann auch noch David zujubelte, wurde es Saul zu viel: er wurde auf seinen Harfenisten neidisch und versuchte ihn zu töten, doch konnte er besänftigt werden. Bei einem erneuten Tötungsversuch fällt Saul in seinen eigenen Speer und David wird als sein Nachfolger gekrönt. Das ist natürlich nur eine sehr verkürzte Inhaltsangabe, mehr wird demnächst im Oratorienführer des Troubadour-Forums zu lesen sein.

Ich habe drei Einspielungen dieses Oratoriums

naxos Martini
philips gardiner
d & g Peter Neumann

Ich persönlich habe unter diesen drei Aufnahmen keine besondere Vorliebe, kann alle drei Einspielungen empfehlen. Naxos’ Aufnahme mit Martini (mit der Jungen Kantorei und dem Barockorchester Frankfurt und den Solisten [u.a.] Mc Fadden, Schoch, Schlick, Schwarz) war meine erste Begegnung mit „Saul“ – auch deshalb, weil ich damals (wahrscheinlich 1999) diese Produktion für einen unschlagbaren Preis kaufen konnte, John Eliot Gardiners Einspielung, bei Philips erschienen (mit [u.a.] Miles, Dawson, Brown, Mark Ainsley, dem Monteverdi Chor und den English Baroque Soloists) war die nächste Erwerbung, die auf der Skala für mich natürlich höher steht. Neu ist für mich die Produktion des Oratoriums von Dabringhaus und Grimm mit Peter Neumann und dem Kölner Kammerchor dazu gekommen; den Orchesterpart hat das Collegium Cartusianum. Neumanns Solisten sind (u.a.) Gregory Reinhart, Matthias Koch, John Elwes, Simone Kermes, Johannes Kalpers.

Da diese Aufnahme (von Dabringhaus und Grimm) gerade oft gehört wird, liegt sie etwas vor den anderen beiden, was aber nichts besagt. Eine weitere Aufnahme habe ich noch auf meinem Bestellzettel: Harry Christophers und The Sixteen; diese Formation begeistert mich seit vielen Jahren und ich kann mir vorstellen, dass Christophers eine hervorragende Aufnahme eingespielt hat, wenn sie auch bestimmt abgespeckt ist.

Ein Wort muss ich noch dem berühmten Trauermarsch aus „Saul“ gönnen: Er steht original in C-Dur (für einen Trauermarsch ungewöhnlich, allerdings gibt es Bearbeitungen in anderen Tonarten) und wurde durch Gesetz als Standard-Trauermarsch der Bundeswehr bei Staatsbegräbnissen festgelegt; so wurde er beispielsweise bei den Staatsbegräbnissen von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundeskanzler Helmut Schmidt und Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher gespielt. Wie sich aus dem Blick in die Historie ergibt, hat man dieses Stück auch bei den Begräbnissen von Abraham Lincoln, George Washington und Winston Churchill gespielt. Das folgende Musikbeispiel ist in Halle an der Saale entstanden und zwar in einem Gedenkkonzert zum 250. Todestag des Komponisten:

Händel – Funeral March from Saul Oratorio HWV53 – YouTube

Das folgende Musikbeispiel bringt den Eingangschor zum ersten Teil von „Saul“

Handel – Saul – How Excellent Thy Name, O Lord – YouTube

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