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Händels „Theodora“ – Unerträglich oder Meisterwerk?

Von Thomas Morell, Händels Librettisten, wissen wir, dass der Komponist „Theodora“ von allen seinen anderen Werken dieses Genres am meisten geliebt hat. Es ist übrigens eines von nur drei Werken mit einem christlichen Sujet, während alle anderen Texte dem Alten Testament oder dem antiken Legendenkreis entstammen. Das erste Werk mit einem christlichen Hintergrund ist das in jungen Jahren in Italien geschriebene „La Resurrezione“ (Die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus, 1708 Rom). Das andere wäre dann der „Messias“, obwohl ich meine, dass gerade dieses Werk durch die Schilderung des Lebens und Sterbens des Religionsstifters (und Namensgebers für seine Anhänger) eine Sonderstellung einnimmt. Aber das soll nicht mein Thema sein.

Morell hat für sein Libretto die Dichtung von Robert Boyle „The Matyrdom of Theodora and of Didymus“ von 1687 benutzt. „Theodora“ war aber, zu Händels Leidwesen, mit nur zwei Wiederholungen kein Erfolg. 1755 ist das Oratorium noch einmal aufgeführt worden unter der Leitung von Händels Assistent John Christopher Smith jun. Der Komponist vermutete gegenüber Morell, das mangelnde Interesse des Publikums mit fast schon sarkastischen Worten erklären zu müssen, dass die „Juden nicht kommen, weil es eine christliche Geschichte ist, und die Damen nicht, weil es sich um eine tugendhafte Geschichte handelt. Die Männer kommen nicht, weil Trompeten-, Pauken- und Fanfarenmusik fehlt“. Und das ist bis heute so geblieben. Musikfreunde können sich aber heute zumindest an Aufnahmen der Plattenindustrie freuen.

Thema ist die Geschichte einer christlichen Märtyrerin in der Zeit des Kaisers Diokletian (geboren um 240 in Dalmatien und gestorben um 312 in Spalatum [Split]; römischer Kaiser von 284 bis 305). Theodora weigert sich, den Befehl des römischen Statthalters in Antiochia, Valens, zu befolgen, dem Kaiser ein Opfer zu bringen, weil das mit ihrem christlichen Glauben nicht zu vereinbaren sei. Sie wird daraufhin ins Gefängnis geworfen und später als Prostituierte an die Soldaten verkauft. Der in sie verliebte Römer Didymus versucht sie zu retten und tatsächlich gelingt ihre Befreiung, doch Didymus wird wegen Hochverrat verhaftet und angeklagt. Als Theodora davon erfährt, geht sie freiwillig ins Gefängnis zurück und wird mit Didymus „vom Leben zum Tode befördert“.

Ich habe „Theodora“ vor Jahrzehnten als 3-LP-Version (von Vanguard) in der Interpretation von Johannes Somary kennengelernt und war von der Musik sofort begeistert. Und das hat sich auch nicht geändert, als ich von Winton Deans abschätzigem Urteil las, die Titelfigur sei eine „der unerträglichsten Tugendboldinnen der Literatur“ (Handel’s Dramatic Oratorios and Masques). Ich habe hier Musik vernommen, die so gar nicht dem entspricht, was man bei Händel erwarten durfte: Blechbläserklänge fallen bis auf drei Ausnahmen aus, dagegen herrschen Molltonarten vor. Trotzdem ist das Opus hörenswert, da es mit einigen der schönsten Melodien aus Händels Feder ausgestattet ist:

 

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Von der ursprünglichen LP-Ausgabe habe ich kein Cover finden können, deshalb habe ich die CD-Ausgabe der Firma Vanguard hier ausgewählt. Natürlich ist Somarys Einspielung nicht HIP, denn dieser Stil war Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, als die Aufnahme entstand, noch in einer Entwicklungsphase. Aber hier liegt eine Arbeit des Oratoriums vor, die mit einem verschlankten Gesangs- und Instrumentalensemble arbeitet. Puristen werden diese Aufnahme trotzdem ablehnen, was man akzeptieren muss, doch wer damit kein Problem hat, wird mit einer guten Einspielung bedient.

Es blieb nicht die einzige Einspielung, denn Teldec brachte nach 1990 die von Harnoncourt bei den Wiener Festwochen 1990 aufgenommene Version in den Handel. Es ist eine gekürzte LIVE-Aufführung aus dem Konzerthaus in Wien vom 6. März 1990, in der Roberta Alexander, Jochen Kowalski, Jard van Nes, Hans-Peter Blochwitz und Anton Scharinger in den solistischen Partien eingesetzt sind; es spielt der Concentus musicus Wien und es singt der Arnold-Schönberg-Chor. Aber die Kürzung ist nicht nach meinem Geschmack, weil nämlich wunderschöne Musik den Strichen zum Opfer fällt. Dennoch habe ich mir seinerzeit diese Einspielung gekauft:

 

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Auch Naxos hat das Oratorium mit Joachim Carlos Martini und der Jungen Kantorei sowie dem Frankfurter Barock-Orchester vorgelegt. Als sie erschien, habe ich nicht widerstehen können und zugeschlagen, auch wenn mir die Solisten nichts sagten, Knut Schoch und Klaus Mertens mal ausgenommen:

 

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Die neue Einspielung in meinem Regal leitet Peter Neumann mit dem Kölner Kammerchor und dem Collegium Cartusianum. Johanette Zomer singt die Titelpartie, Sytse Buwalda (Altus) ist Didymus, Helena Rasker ist Theodoras Freundin Irene, Knut Schoch hat die Partie von Didymus’ Freund Septimius übernommen und den Statthalter von Antiochia, Valens, singt Tom Sol. Es ist eine schöne und mich zufriedenstellende Aufnahme, in der nur der Bassist Tom Sol nicht so ganz überzeugt. Er verschluckt am Ende seiner Arien oft die letzten Worte. Es ist eine LIVE-Aufnahme aus der Stadthalle Wuppertal vom 6. Februar 2000 und erschien bei Dabringhaus und Grimm:

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Ich weiß, das die meisten Forianer mehr der Oper und dann noch der des 19. Jahrhunderts zugewandt sind. Ich habe jedoch dieses Theman extra ausgebreitet, weil sich vielleicht noch weitere mir unbekannte Mitglieder des Forums und Mitleser für das Genre des Oratoriums interessieren – die Hoffnung stirbt jedenfalls zuletzt…

 

Ich möchte an dieser Stelle noch weitere Aufnahmen von „Theodora“ posten, die für HIP-Interessierte wichtig sein könnten:

 

 

Handel: Theodora (2000-09-12)

 

Handel : Theodora   Bildergebnis für händel theodora oratorium

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Bildergebnis für händel theodora oratorium   Bildergebnis für händel theodora

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Von den weiteren Angeboten im DVD-Format stelle ich keine ein, weil es sich um Bühnenaufführungen handelt, die jedoch nicht meinem Geschmack entsprechen, da sie offensichtlich Verfremdungen darstellen.

 

 

Lieber Manfred,

ich hoffe, dass ich dir nicht unbekannt bin, aber ich interessiere mich auch sehr für das Genre des Oratoriums, schon allein deswegen, weil ich beiden Chören, denen ich angehöre, Oratorien gesungen habe, und zwar „die Beiden“, den Messias zwei Mal und Bachs Weihnachtsoratorim (mit beiden Chören in einem Konzert).

Händels Theodora habe ich in dieser Editon

Händel Edition

und möglicherweise auch in der Naxos-Ausgabe von Peter Neumann, von dem ich seit vielen, vielen Jahren auch alle Mozart-Messen habe.
Aus einer späteren Harnoncourt-Aufnahme habe ich übrigens
„With darkness deep as is my woe“ mit Mireille Delunsch zu deren 60. Geburtstag am 2. November im Erinnerungsthread gepostet. die Arie habe ich auch auf Youtube in der Neumann-Aufnahme gefunden:

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Liebe Grüße

Willi?

Klar! 

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Ich weiß natürlich um Deine Sangesfreude, ich weiß aber auch, dass der weitaus größte Teil der Musikfreunde mit der Musik zwischen 1550 und 1700 kaum etwas anfangen kann. Das wird wahrscheinlich auch immer so bleiben; trotzdem habe ich die Hoffnung, dass sich mehr Musikliebhaber für die Musikkunst der Renaissance und des Spätbarock interessieren.

By the way: Die folgenden Youtube-Links habe ich noch gefunden – es sind einige wunderschöne Beispiele aus dem Oratorium „Theodora“:

https://www.youtube.com/watch?v=OMUZnA7g4y8

https://www.youtube.com/watch?v=Xr1nXn2Xdpg

https://www.youtube.com/watch?v=sx0aKErVB4I

https://www.youtube.com/watch?v=CD5ggJ6anyA

https://www.youtube.com/results?search_query=he+saw+the+lovely+youth+handel

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