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HEUBERGER, Richard, DER OPERNBALL

Richard Heuberger, Der Opernball. Chor der Oper Graz – Grazer Philharmonisches Orchester, Dirigent: Marius Burkert. 2 CD 2017, cpo 555 070-2

Aus Graz kommt auch die neue Aufnahme des Opernballs vom (aus Graz gebürtigen) Komponisten Richard Heuberger. Peter Lund hat dafür eine „neue Textfassung“ erstellt, die versucht, die Geschichte ein bißchen näher an die Gegenwart heranzurücken. Im Originalbuch ist Paul Aubier ein Arbeitstier, Georges Duménil (warum ist es deutschen Dramaturgen nicht beizubiegen, dass Duménil ebensowenig „Dumenij“zu sprechen ist wie Talleyrand „Tajerand“?) ein Nichtstuer, der von seinem großen Vermögen lebt; dieser Typus scheint nicht mehr zeitgemäß, hier macht auch Duménil Geschäfte, aber mit der linken Hand, während es Aubier viel Mühe kostet. Konsequent ist das natürlich nicht durchzuhalten, ohne dass das Stück auseinanderfällt: Gutsituierte Leute wie die Duménil hätten heute vermutlich eine Haushälterin, aber kein „Stubenmädchen“ wie Hortense; die Männer ließen sich auch keine „Depeschen“ mehr schicken, wenn sie einmal eine Nacht außer Haus verbringen wollen, sondern vermutlich E-mails; und wenn beide Männer glauben, dass ihre Frauen heftig mit dem jeweils anderen geflirtet haben, wollen sie einander ihre Sekundanten schicken. Wirklich störend ist das allerdings nicht.

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Die Spielzeit für die Originalfassung wird mit zweieinviertel Stunden angegeben, die Aufnahme ist gut eine Dreiviertelstunde kürzer. Das liegt daran, dass der Handlungsstrang um Angèle Aubiers Onkel Beaubuisson und seine Frau Palmira, der bei Heuberger viel Raum einnimmt, fast ganz eliminiert wurde – die komische Alte und der schon etwas kindische Lustgreis, der unter ihrem Pantoffel steht, haben nun wirklich Patina angesetzt, insofern ist die Entscheidung nachvollziehbar. Sie führt allerdings zu einem gewissen Ungleichgewicht – die Akte II und III sind zusammengenommen deutlich kürzer als Akt I. Gestrichen ist auch die Figur der Féodora, die Beaubuisson erst nötigt, auf dem Opernball ein üppiges Souper für sie zu bestellen (und der Ärmste hat doch so wenig Geld!) und ihn dann sitzenläßt, und damit auch ihr „kleines, slovakisches Bauerntänzchen“, mit dem sie in Paris zu reussieren hofft – die hübsche Nummer gehört zu den folkloristischen Zitaten, mit denen die Operette im Vielvölkerstaat eine pluriethnische Identität stiften wollte (wie der Kulturhistoriker Moritz Csáky nachgewiesen hat).

Es war nicht zu erwarten, dass in der Aufnahme eine bedauerliche Entwicklung des letzten Jahrhunderts rückgängig gemacht werden könnte: Der Seekadett Henri ist im Original eine Hosenrolle (wie z.B. auch Suppés Boccaccio). Den Schlager der Partitur, das Liebesduett „Geh’n wir ins Chambre séparée“ einmal von zwei Frauenstimmen gesungen zu hören, wäre zweifellos reizvoll (obwohl Alexander Kalmbacher seine Sache gutmacht). Henri darf auch sein „Fußbandlied“ nicht singen, was einerseits schade ist; andererseits ist das eine Einlage ohne dramaturgische Funktion, die den Librettisten Léon und von Waldberg außerdem eine Spur zu lang geraten ist. – Einige wenige Nummern wurden umgestellt bzw. anderen Figuren zugewiesen: Aus dem Duett, in dem der angehende Lebemann Henri seinem Onkel erklärt, wie man die Frauen behandeln muß (III. Akt), wird ein Quartett zwischen dem erfahrenen Duménil und Aubier, Beaubuisson und Henri (I. Akt). Das Duett, in dem Marguerites Zweifel, ob sie wohl eine echte Pariserin sei, empört zurückweist (II. Akt), singen hier die beiden Frauen, die einander (vergeblich) davon zu überzeugen versuchen, dass im Séparée gar nichts passiert ist (III. Akt). Das alles ist dramaturgisch überzeugend und nachvollziehbar.

Auch musikalisch ist die Aufnahme gelungen. Marius Burkert führt einmal mehr sicher durch die Partitur. Sieht man vom einen oder anderen gestemmten Spitzenton ab, machen auch die Sänger ihre Sache durchweg gut.

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