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Johannes Brahms – Die schöne Magelone

Hallo

„Die schöne Magelone“ von Johannes Brahms stellt eine faszinierende Verbindung zwischen Musik und Literatur in der Hochphase der romantischen Ära des 19. Jahrhunderts dar. Das Werk basiert auf der Novelle „Die schöne Magelone“ von Ludwig Tieck (1773-1853), einem der zentralen Vertreter der deutschen Romantik. Nachdem Brahms keine Oper schrieb, ist es sein einziges Werk, das streng einer Handlung folgt.

Die 1797 erschienene Erzählung geht auf eine französische Vorlage („Histoire des deux vrais et parfaits amants – Pierre de Provence et la belle Maguelonne“) zurück, die 1527 von Veit Warbeck übersetzt wurde. Dieser Text wiederum hatte seinen Ursprung im Kontext der Erzählungen aus „1001 Nacht“. Ludwig Tieck schrieb 1803 noch ein Drama auf der Grundlage, das allerdingsunvollendet blieb. 1812 nahm er die Novelle in die Märchensammlung „Phantasus“ auf. Für Dietrich Fischer-Dieskau trifft auf die Dichtung ein Satz von Novalis zu: „Romantisch ist, was auf angenehme Weise befremdet.“

Die Novelle verkörpert viele zentrale Elemente der romantischen Ästhetik, wie das Streben nach dem Unendlichen, die Betonung der Gefühlswelt und die Rückbesinnung auf mittelalterliche Stoffe und Motive. Der Rückgriff auf eine Handlung im Mittelalter ist typisches Merkmal der Romantik, die oft auf vergangene Epochen zurückgriff, um das Alltägliche und Banale des zeitgenössischen Lebens zu überwinden.

Insbesondere zeichnet sich die Novelle durch ihre Integration von Lyrik und Prosa aus. Tieck fügt der prosaischen Handlung zahlreiche Gedichte bei, die von der Figur des Helden gesungen werden. Diese Lieder vertiefen die emotionale Dimension der Erzählung und sind ein hervorragendes Beispiel für die romantische Praxis, verschiedene Kunstformen miteinander zu verbinden.

August Wilhelm Schlegel (1767-1845) hob in seiner Besprechung die Lieder besonders hervor und schlug vor, sie aus dem Zusammenhang herauszulösen und als Liedzyklus aufzuführen.  Tieck folgte dem Gedanken zumindest insoweit, als er sie in den Sammelausgaben seiner Gedichte unter dem Titel „Des Jünglings Liebe“ zusammenfasste.

„Die schöne Magelone“ steht neben den großen Werken Tiecks wie „William Lovell“, seiner „Tannhäuser“-Erzählung oder seinen Franz Stenbald“-Romanen für das Genie Tiecks.

Die Geschichte erzählt von der Liebe zwischen dem edlen Ritter Peter von Provence und der schönen Magelone, einer exotischen Prinzessin aus einem fernen Land. Die Erzählung ist reich an dramatischen Elementen wie Abenteuern, Rivalitäten, Seenot, Gefangenschaft, Sklaverei und unüberwindbaren Hindernissen für die Liebe. Sie ist in 18 Kapitel aufgeteilt, die in der Regel auf ein abschließendes Gedicht – zum endlichen Glück – hinführen.

Brahms‘ Vertonung erfolgte in Form eines Liederzyklus für Singstimme und Klavier. Die 15 (der eigentlich 18) Lieder, die den Zyklus ausmachen und die Brahms als “Romanzen“ tituliert, spiegeln die verschiedenen Stimmungen und Ereignisse der Novelle wider, von romantischer Sehnsucht bis hin zu tiefer Verzweiflung.

Ein bemerkenswertes Merkmal von „Die schöne Magelone“ ist die enge Verbindung zwischen Text und Musik. Brahms nutzt die Klavierbegleitung, um die Handlung zu unterstützen und die Stimmung jedes Liedes zu unterstreichen. Die Melodien sind einfühlsam und expressiv, und die Harmonien spiegeln die Gefühle der Protagonisten wider. Durch diese sorgfältige musikalische Gestaltung gelingt es Brahms, die Erzählung lebendig werden zu lassen und den Zuhörer auf eine emotionale Reise mitzunehmen.

Mit Ausnahme des ersten Liedes („Keinen hat es noch gereut“) sind die Lieder einzeln inhaltlich wohl nur zu verstehen, wenn man den Kontext der Erzählung kennt. Die Entstehung der fünfzehn Romanzen erstreckte sich über den ungewöhnlich langen Zeitraum von 8 Jahren (1861-1869). Brahms selbst beharrte darauf, dass seine Musik mit der „Liebesgeschichte von Peter“ nichts zu tun habe und er bloß die Worte in Musik gesetzt habe. Hierfür spricht, dass er nach und nach separat einige Blöcke vertonte und veröffentlichte. So ergibt sich die niedrige Opuszahl daraus, dass er die ersten beiden Vertonungen sehr früh veröffentlichte. Später scheint er seine Meinung hinsichtlich der „integralen Anlage“ des Gesamtwerkes geändert zu haben. Drei der Gedichte hat Brahms nicht vertont. Es erschienen zeitgleich zwei Ausgaben, eine für hohe und eine für tiefe Stimme.

Durch die Kontextualisierung der vertonten Gedichte ist es unumgänglich, dem Zuhörer im Konzert einen Zugang zur Geschichte – üblicherweise durch eine Erzählerin oder einen Erzähler- zu ermöglichen. Dies erfolgt entweder durch den gesamten oder zumindest durch einen gekürzten Text, der den Zuhörerinnen und Zuhörern „den roten Faden“ vermittelt. Dies war zur Zeit der Entstehung des Liedzyklus´ noch nicht derart wichtig, da die Erzählungen Tiecks inhaltlich weitgehend bekannt waren. Bereits 1889 aber sah sich Stockhausen veranlasst, Brahms von Zwischentexten zu überzeugen: „Ob du mit den wenigen einleitenden Worten vor den Liedern einverstanden seyn wirst muss ich leider bezweifeln, aber es ging nicht gut anders zumachen bei einem Publikum welches wenige dieser grossartigen Lieder kennt u. auch Tieck wenig liest. Ich glaube die Compositionen werden, durch die Worte, verständlicher, weil das allgemeine Publikum heut zu Tage gar zu gerne Programme zur Musik liest.“

„Die schöne Magelone“ gibt Zeugnis für Brahms‘ Meisterschaft im Umgang mit der Liedform. Die Vielfalt der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten, von lyrischen Passagen bis hin zu leidenschaftlichen Ausbrüchen, zeigt seine Fähigkeit, komplexe Emotionen durch Musik auszudrücken. Gleichzeitig bleibt er jedoch stets dem literarischen Text treu und verleiht ihm eine musikalische Interpretation, die sowohl einfühlsam als auch kraftvoll ist.

Brahms widmete das Werk dem Bariton und Gesangspädagogen Julius Stockhausen (1826-1906), der auch 1869 – von Brahms am Flügel begleitet – die Uraufführung in Hamburg sang. Diese war offenbar kein großer Erfolg. Stockhausen hatte Johannes Brahms animiert, Texte aus dem Werk Tiecks zu vertonen.

Hier zunächst die Einspielung von Daniel Behle und Sveinung Bjelland, die ausschließlich die vertonten Gedichte umfasst:

https://www.youtube.com/watch?v=UovnJSa54KM

Hier die Version mit vollem Text von Christian Gerhaher und Gerold Huber. Sprecher ist Martin Walser:

https://www.youtube.com/watch?v=AdjiUeNgkt0

Einzelne Gedichte aus der „Magelone“ wurden auch von anderen Komponistinnen und Komponisten vertont. Allerdings nur wenige von solchen mit hoher Bekanntheit. Eine Ausnahme stellt beispielsweise diese Vertonung von Fanny Hensel das:

https://www.youtube.com/watch?v=c8UolgU89CQ

Neben verschiedener Literatur, Booklets und Informationen aus dem Internet habe ich zum Erstellen dieses Textes auch KI verwendet.

Gruß Wolfgang

 

 

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