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Händels „Joshua“ – Oratorium über den ersten Richter Israels

Es war anlässlich eines Weihnachtsgottesdienstes in der Kirche meiner Geburtsstadt Hagen in Westfalen, als ich als Kind von vielleicht sechs Jahren das Stück, um das es hier geht, zum ersten Mal gehört habe. Der Organist spielte es, während die Gottesdienstbesucher das Kirchenschiff verließen. Ich kannte es nicht und mein Vater beseitigte meine Neugierde auf dem Nachhauseweg: „Tochter Zion, freue dich“, Text von einem Dichter des 19.Jahrhunderts, Musik von Händel aus irgendeinem Oratorium.

Das meinem Vater nicht bekannte Oratorium war „Joshua“, wie ich es sehr viel später erfuhr. Und es war ein Willkommensgruß der Israeliten, die den Sieger Othniel begrüßen: „See, the conqu’ring hero comes“, also kann man wohl kaum von weihnachtlicher Musik sprechen. Andererseits ist es ein gutes Beispiel für die Tauglichkeit von Händels Musik für alle möglichen Zwecke.

Inzwischen weiß ich noch mehr: Die Musik hat damals das Publikum so begeistert, dass der geschäftstüchtige Hallenser Komponist, inzwischen britischer Staatsbürger, es nochmals in seinem Oratorium „Judas Maccabäus“ mit dem gleichen Text einsetzte. Und hier ist es – vor allem durch den dem Gesang folgenden Kriegesmarsch – genauso passend, weil der Komponist „Judas Maccabäus“ anlässlich des Sieges bei Culloden durch den Herzog von Cumberland geschrieben hat, also britischer Nationalismus in reinster Kultur!

Unter den späten Oratorien Händels war „Joshua“ eines der erfolgreicheren, noch erfolgreicher war allerdings „Judas Makkabäus“. Händels Arbeitsweise ließ ihn „Joshua“ innerhalb kurzer Zeit vollenden: am 19. Juli 1747, zwei Wochen nach Vollendung des „Alexander Balus“, begann er die Komposition und beendet den ersten Teil am 30. Juli, den zweiten bereits am 8. August und setzte dann am 19. August sein S(oli) D(eo) G(loria) unter die Partitur.

Die Orchesterbesetzung ist aufwändig: Neben den üblichen Streichern, Oboen und Fagotten waren noch je zwei Flöten, Trompeten, Hörner und Pauken im Einsatz. Gerade das Blech und die Pauken sind für die überwältigenden Passagen von „Joshua“ enorm wichtig. Die dem Sujet innewohnende Dramatik hat der opernerfahrene Händel natürlich gerne aufgenommen: der Einsturz der Mauern von Jericho, die Zerstörung der Stadt durch das Feuer, Joshuas durch Jehova verliehene Fähigkeit, Sonne und Mond zum Stillstand zu bringen und ein Heer niedergeschlagener Krieger aufzurütteln, ganz zu schweigen von der triumphalen Rückkehr des Helden aus der Schlacht – das bietet Händel Gelegenheit zu mannigfaltigen Ausschmückungen.

Interessant ist im übrigen der Blick in Händels erhalten gebliebene Bankauszüge zur Zeit des „Joshua“. Die belegen, dass er nach der ersten Aufführung 300 Pfund einzahlte, nach der zweiten immerhin noch 200, nach der dritten allerdings nur noch 100 Pfund. Was wir nicht wissen: wie viel zahlte er seinen Instrumentalisten?

Nachweisbar sind auch Händels Abhebungen: 990 Pfund am 19. März 1748, und Anfang Mai noch eine Anlage von 4500 Pfund in Rentenpapieren. Es ist festzuhalten, dass die Frühjahressaison für Händel sehr erfolgreich gewesen sein muss.

Was die Außenwirkung von „Joshua“ angeht: Am 13. März 1749 wurde im „General Advertiser“ ein offener Brief abgedruckt, der sich für eine Wiederaufnahme des Oratoriums aussprach. Händel folgte jedoch diesem Wunsch nicht sofort, sondern erst 1752, nachdem er das Werk umgearbeitet hatte, darunter die Erweiterung der Ouvertüre um die Fuge und Courante aus „Salomo“. 1754 gab er eine weitere Einzelvorstellung mit fünf zusätzlichen Stücken, von denen vier aus dem „Gelegenheitsoratorium“ entlehnt wurden. Die Leitung dieser Aufführungen lag in den Händen von John Christopher Smith (1683 als Johann Christoph Schmidt in Ansbach geboren und 1763 in London gestorben), dem Adlatus’ von Händel.

Weitere Aufführungen fanden 1754 in Salisbury, 1756 in Oxford, außerdem 1755 und 1759 in London statt, wenn auch dort nicht mehr unter Händels Leitung. Auch in späteren Zeiten wurde das Werk immer wieder aufgeführt: 1773 im Oxford Music Room, 1777 in Salisbury und zwischen 1770 und 1783 mindestens viermal in Winchester. Im 19. Jahrhundert wurde es 1827 und 1832 in Berlin aufgeführt, und 1839 spielte die „Sacred Harmonic Society“ „Joshua“ in London, was eine Aufführungsserie in Holland, Deutschland und England nach sich zog. 1835 erstellte Felix Mendelssohn-Bartholdy eine eigene Fassung des Werkes.

Hier das berühmte „ See conqu’ring hero comes“

https://www.youtube.com/watch?v=bsecL9frQIg

Und dann meine Favorit-Arie „ O had i Jubal’s lyre“, zunächst gesungen von Lucia Popp:

Lucia Popp – O had I Jubal’s Lyre – YouTube

…und noch einmal in deutscher Sprache gesungen von Maria Stader:

Handel: Joshua, HWV 64 – Sung In German – „O hätt‘ ich Jubals Harf‘ “ – YouTube

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