informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

KÀLMÁN, Emmerich, EIN HERBSTMANÖVER

Emmerich Kálmán, Ein Herbstmanöver. Chor des Stadttheaters Giessen, Philharmonisches Orchester Giessen. Dirigent Michael Hofstetter. 1 CD 2019, OEHMS Classics OC 977

Ein Herbstmanöver war Kálmáns erste Operette, die (übersetzt aus dem Ungarischen) in Wien auf die Bühne kam (1909). Die weibliche Hauptfigur Riza ist eine „traurige Witwe“, wie es im Booklet der Aufnahme (ohne Dialoge) heißt: Sie hat ihren Geliebten, den Oberleutmant von Lörenthy, seinerzeit verlassen, um einen reichen Mann zu heiraten, der unterdessen verstorben ist; obendrein hat der Rivale Lörenthy aus dem Schloß seiner Familie vertrieben, wo Riza jetztlebt (in Giessen ist der Ehemann nicht tot, sondern die Scheidung läuft – wenn er seiner Frau das Schloß überlassen hat, muß sie einen verdammt guten Anwalt haben!). Lörenthy, den das „Herbstmanöver“ in seine alte Heimat zurückbringt, ist begreiflicherweise verbittert und weigert sich, das Schloß zu betreten. Riza (Christiane Boesiger) und Lörenthy (Grga Peroš) sind für die verhalten melancholishen Töne zuständig und machen das sehr gut (natürlich geht alles gut aus, und die beiden versöhnen sich).

https://www.youtube.com/watch?v=F3pPP-jcJkQ

In Giessen sah man das Stück als „Abschiedsgesang auf die bunte Welt der Husaren“ und fand darin „alles überschattende Melancholie“ (so liest man im Booklet). Möglicherweise ahnt man damit den Weltkrieg doch etwas zu früh vorus: Die Husaren wirken su gutgelaunt und selbstbewußt, wie man es von ihnen gewohnt ist, und die Frauen jubeln, wenn sie einmarschieren. Neben Lörenthy gibt es Marosi, einen Einjährig-Freiwilligen mit einem mehr als gesunden Selbstbewußtsein, er posiert in seinem Entree als „ganzer Mann“ und sieht sich schon als Offizier (Clemens Kerschbaumer).

Zuletzt bekommt er die Tochter des Feldmarschall-Leutnants, die sich damit abfindet, dass sie Lörenthy nicht haben kann. Für die Komik ist vor allem Wallerstein (Tomi Wendt), der Reserve-Kadett-Feldwebel, zuständig: Gleich in seinem Entree verkündet er, dass er beim Militär gänzlich fehl am Platz ist. In der Originalfasssung ist er Jude, in Giessen wird er zum Homosexuellen, der mit seinem neugewonnenen Freund Kurt im „Pumper-Duett“ (eine Einlage) sein Coming Out zelebriert.

Die beiden machen das sehr schön – aber ärgerlich ist der neue Text zu den Couplets über Wallersteins Freund Löbl; es gibt eine alte Aufnahme davon mit dem großartigen Max Pallenberg (er singt „Läbl“, weil es auf „Faible“ reimt). Nun ist „Löbl“, auch wenn es nur einen Vokal enthält, zweisilbig – und ein zweisilbiger Vorname wäre für Kurt bedeutend besser gewesen. Außerdem hat die dritte Strophe eine hübsche Pointe: Wallerstein hat geheiratet, seine Frau bekommt einen Sohn; die Verwandten rätseln: Wem sieht der Kleine ähnlich? „Das ist mein Freund, der Löbl“! Natürlich mußte die Strophe umtextiert werden, sonderlich inspiriert ist der neue Text nicht.

Was in Giessen auf der Bühne zu sehen war, stimmt mit der Aufnahme offenbar nur teilweise überein: Kritikern zufolge dauerte die Aufführung drei Stunden, davon sind nur 80 Minuten übriggeblieben. Weggefallen sind wohl vor allem eingefügte Dialogszenen; die Kritiken erwähnen manches, was auf der CD nicht vorkommt. Das, was hier vorliegt, ist allerdings eine runde Sache und unbedingt anhörenswert.

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis