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"La Bohéme" – meine Lieblingsoper

Ich möchte hier meine Geschichte auf dem Weg zu meiner Lieblingsoper erzählen:

Eigentlich begann es ganz kurios und wenn ich mich an den Anfang meiner Begegnung mit dieser Oper erinnere, schäme ich mich fast ein wenig.

Ich war noch ganz jung, 18 Jahre, mein Bruder und seine damalige Freundin, seine spätere Ehefrau und meine Schwägerin, studierten an der Uni in Leipzig. Sie hatten wieder mal ein neues Studenten Quartier bezogen und luden mich ein, sie über´s Wochenende zu besuchen. Ich habe mich gefreut, denn aufgrund der Entfernung hatten wir uns nicht allzu oft gesehen  und ich bin gerne hingefahren. Mein Bruder wußte, daß ich mich seit einiger Zeit mehr und mehr mit Klassik beschäftige und so wollten sie mir diesbezüglich eine Freude machen und hatten eine Überraschung für mich. In Leipzig gab es damals ein Kino, wo vorrangig kulturelle Filme gezeigt wurden. Dafür hatten sie Karten und ich ging ahnungslos mit, wußte nicht, was mich da erwartet. Gezeigt wurde der Film „La Bohéme“ mit Freni /Raimondi, die Zeffirelli Inszenierung von 1965. Ich kannte diese Oper  bisher nicht, hatte vorher vielleicht gerade mal die Arie „Wie eiskalt ist dies Händchen…“, gehört. Und nun die ganze Oper, noch dazu in italienisch. Ich verstand kein Wort, wußte nicht um was es geht, saß wie auf Kohlen und dachte – wann ist dieser Mist bloß zu Ende. Später zu Hause, meine Eltern hatten einen LP Querschnitt, hörte ich diese Platte immer öfter. Mir gefiel die Musik immer mehr und ich begeisterte mich für den Tenor, Sandor Konya. Mir gefiel seine warme, gefühlvolle Stimme. Mein Wunsch diese Oper mal live auf der Bühne zu erleben, wurde immer größer. Es sollten noch etliche Jahre vergehen, bis dieser Wunsch Wirklichkeit wurde und auch da kam mir ein großer Zufall zu Hilfe:

Es muß um den 20. Juni 73 gewesen sein. In meine Hände gelang eine Zeitung, die ich normalerweise nie gelesen habe. Im Innenteil ein Foto, ein Mann am Flügel, hinter ihm ein Sängerpaar. Unter dem Foto stand – die jap. Sopranistin „Atsuko Azuma“, gastiert am 27. Juni als Mimi in La Bohéme in der Deutschen Staatsoper Berlin. Ich war wie elektrisiert, da mußte man doch hin. Ich wollte natürlich nicht alleine fahren, überredete einen Freund am Vormittag des 27., wir konnten uns beide vom Dienst freimachen und um etwa 14 Uhr saßen wir beide im Zug nach Berlin (die Fahrkarten habe ich heute noch). Völlig fremd in Berlin, mußten wir uns den Weg zur Staatsoper suchen. Und dann standen wir davor – ein riesiges schönes Haus, wir waren überwältigt. Durch unser Suchen hatten wir uns etwas verspätet, die Vorstellung hatte schon vielleicht seit fünf Minuten begonnen, wir wurden trotzdem eingelassen und zu unseren Plätzen im Parkett geführt. Der erste Eindruck – wir waren überwältigt, ein großer Zuschauerraum, eine riesige Bühne, ein großes Orchester mit vollem Klang und auf der Bühne Künstler, deren Namen wir noch nie vorher gehört hatten. Ein tolles Bühnenbild und was für großartige Stimmen! Der Rodolfo, ein echter Italiener, blendendes Aussehen und eine tolle Stimme. Ich war begeistert, war schon nach Kurzem, leidenschaftlich für ihn erglüht.  Als wir nach der Aufführung wieder draußen standen sagte ich zu meinem Freund – hier war ich nicht das letzte Mal. Da wußte und ahnte ich noch nicht, daß es in den kommenden Jahren bis 1985, noch etwa 70 Mal sein werden. Die Deutsche Staatsoper wurde zu meiner Besucher – Heimat. Ich sage immer, die Staatsoper mit ihren hervorragenden, werkgetreuen Inszenierungen, hat mich für alle Zeiten positiv verdorben. Hier wurde mein Geschmack und meine Auffassung von Inszenierungen nachhaltig geprägt.

In den 12 Jahren bin ich mit Freunden und auch mit meinen Eltern so oft es möglich war, in die Staatsoper gefahren. Dies war nicht immer einfach, Berlin war von uns 240 Km entfernt. An den Aufführungstagen am Tage hin und nachts nach der Vorstellung wieder mit dem Zug oder dem Auto zurück. Der ital. Tenor wurde zu unserem Lieblingssänger. Mit ihm in den Hauptpartien, habe ich viele Male „La Boheme, Rigoletto, Tosca, Aida, Madama Butterfly, Cavalleria Rusticana und Turandot“ erlebt. Durch ihn wurde mir die ital. Oper nahe gebracht, wurde sie zu meiner musikalischen Liebe, insbesondere die „Bohéme“, die zu meiner Lieblingsoper wurde.

(Fortsetzung folgt)

Fortsetzung:

Im Laufe der Zeit wurde die Bohéme durch die Live Erlebnisse zunehmend zu meiner Lieblingsoper. Hinzu kam immer mehr die Beschäftigung mit GA auf CD und DVDs. Und hier favorisiere ich das Sängerpaar Freni /Pavarotti. Für mich sind beide das absolute Traumpaar. Scherzhaft sage ich – Puccini muß geahnt haben, daß es mal Freni und Pavarotti gibt. Für sie und wegen ihnen, hat er diese Oper komponiert. Für mich die beste Aufnahme ist die DVD von 1988, live aufgenommen im Opernhaus in San Francisco. Für mich die „Jahrhundert – Bohéme“, das Nonplusultra. Hier stimmt alles, Solisten, Ensemble, Bühnenbild, Inszenierung, besser geht nicht. Mag sein, daß beide altersmäßig ihren sängerischen Zenit leicht überschritten haben, das machen sie aber mit einer überaus tollen Darstellung wett.

Seit nunmehr fast 10 Jahren fahre ich in ein benachbartes tschech. Theater /Opernhaus. Habe dort im Laufe der Jahre ca. 15 verschiedene Opern /Operetten erlebt, war bestimmt schon 50 – 60 Mal dort. Vor vier Jahren wurde ein großer Wunsch von mir wahr – die Premiere der Bohéme. Natürlich war ich bei der Premiere und seitdem wohl bei jeder Aufführung. Ich kriege diese Oper nie über, erlebe sie immer wieder gern. Auch dort ist die Inszenierung gelungen und werkgetreu. Einzige Kritik meinerseits – ich verstehe nicht, warum Mimi im Finale auf einem Stuhl sterben muß! Das Ensemble ist großartig, die Oper wird natürlich in der Originalsprache gegeben und der Zufall will es, auch hier ist der Rodolfo, in persona „Paolo Lardizzone“,ein echter Italiener, a. G. vom Opernhaus in Pilsen. Er glänzt und brilliert vor allem durch eine kräftige, bombensichere Höhe. Zur zweiten Vorstellung damals wurde ich mit der jungen Sopranistin „Jolana Slavikova“, bekannt, die als Musetta gastiert. Sie hat u. a. in Deutschland studiert und spricht ein fließendes deutsch. Wir haben uns vor und vor allem nach den Vorstellungen oft und sehr herzlich unterhalten. Einmal nach der Bohéme haben wir uns im Laufe des Gespräches unsere Liebe zu dieser Oper gestanden. Ich sagte ihr, dies ist meine Lieblingsoper und so oft ich sie schon gesehen habe, trotzdem berührt mich der letzte Akt immer und es treibt mir die Tränen in die Augen. Da hat sie sich ganz sehr über meine Begeisterung gefreut und sagte zu mir – es ist ebenfalls auch ihre Lieblingsoper und am Schluß, wenn sie der kranken und sterbenden Mimi zusingen muß ergreift sie es so sehr, daß es ihr den Hals zuschnürt und sie sich dann selbst gedanklich sagt – nun reiß´Dich zusammen, Du kannst Dich jetzt nicht Deinen Gefühlen hingeben, Du mußt singen! Ist das nicht schön, so etwas von einer Sängerin zu hören?

Ihr Lieben, ich könnte noch lange von „meiner Bohéme“ schwärmen, hoffe, daß Euch meine langen Berichte nicht zu sehr gelangweilt haben.

Herzliche Grüße PavOro

Hier das Finale der Arie „Che gelida manina“ mit Paolo Lardizzone, eine Aufnahme, bei der wir  im Zuschauerraum dabei waren:

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Lieber PavOro, 

welch ein wunderschöner mit Herzblut erfüllter Erlebnis-Bericht. Bei uns war es ähnlich. Ich bin allerdings bereits im Alter von 10 – 12 Jahren von meiner Mutter in Konzerte, Operetten und Opern geschleppt worden. Manchmal interessant, manchmal weniger. Höhepunkt Salzburger Festspiele, Felsenreitschule, Don Giovanni unvergesslich als der Komtur am Ende durch eine einstürzende Türe auftrat und den Don Giovanni abmurkste. Das soll damals mein Sprachstil gewesen sein, bei einem Bericht von dieser Aufführung. Ich wurde Theaterkind und habe in Heilbronn u. a.  in der „Entführung“ einen  Sarotti-Mohren gespielt, der irgendetwas auf einem  Kissen über die Bühne trug. Lang, lang ist’s her vom Klassikbazillus wurde ich nie wieder geheilt.

Herzlichst Hans der männliche Teil der Sängerfreunde.

Heute vor 126 Jahren…

Am 1. Februar 1896 war die UA der Oper „La Bohéme“ im Teatro Regio Turin

Im Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg war die Premiere am 9. März 2018 und steht seitdem auf dem Spielplan und ich habe wohl keine der laufenden Aufführungen verpaßt. Hier ein paar Szenenfotos der Inszenierung:

https://www.saldovo-divadlo.cz/program/detail-predstaveni/r/bohema

Und hier noch eine Geschichte aus meiner Besuchszeit in der Berliner Staatsoper:

Wie bestimmt viele von Euch wissen, gab es in der damaligen DDR Ehrentage für viele Berufe und Tätigkeiten. So gab es auch einen Ehrentag für die Mitarbeiter des Gesundheitswesens – dieser war jährlich immer am 11. Dezember.

Es war 1977 oder 78. Ich bekam ja inzwischen regelmäßig den Spielplan der Staatsoper zugesandt. Und da stand am 11. Dez. „La Bohéme“. Na, da mußte man doch wieder hin, wieder mit dabei sein. Das Problem war aber, es stand im Plan – Geschlossene Veranstaltung, nur für Mitarbeiter des Gesundheitswesens. Erwähnen möchte ich, im Laufe der vergangenen Jahre bin ich mit dem Kassenchef der Staatsoper bekannt geworden und wir waren uns von Anfang an sympathisch. Ich hatte mir wegen der geschlossenen Vorstellung nicht allzugroße Hoffnung gemacht da reinzukommen. Ich rief trotzdem beim Kassenchef an und fragte vorsichtig nach zwei Karten. Seine Antwort – Kommen Sie, Sie bekommen bei mir immer Karten. Ja und wir sind hingefahren und bekamen tatsächlich Karten, sogar wie immer, im Parkett. Wie er die abzweigen konnte, weiß ich allerdings nicht.

Vor der eigentlichen Aufführung hielt der damalige Gesundheitsminister auf der Bühne eine Fest-  und Dankesrede an die medizinischen Mitarbeiter und wir mittendrin in den vordersten Reihen unter den anwesenden geehrten und ausgezeichneten Professoren, Chefärzten etc.      

1975 wurde ich ja mit dem ital. Tenor Ruggiero Orofino perönlich bekannt und nach der Vorstellung haben wir am Künstler Ein – /Ausgang auf ihn gewartet. Er freute sich fragte aber auch ganz erstaunt – wie haben Sie es geschafft heute reinzukommen.

Herzlichst PavOro

 

In meinen vorigen Berichten habe ich ja die Aufnahme aus San Francisco von 1988 erwähnt, die ich als „Jahrhundert – Bohéme“ bezeichne und bewerte.. Sie ist auf Youtube und ich stelle sie für Interessenten mal rein. Allerdings ist hier die Qualität nicht besonders gut. Daher mein Hinweis – sie gibt es als DVD und auch als Bluray.

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