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LULLY, Jean-Baptiste: PHAËTON

Jean-Baptiste Lully (1632 – 1687)
PHA
ËTON

Tragédie en musique in einem Prolog und 5 Akten
Libretto von Philippe Quinault
Uraufführung: 1683 in Versailles
Originalsprache: Französisch

Personen der Handlung
Astrée, Göttin, Tochter Jupiters(Sopran)
Saturne, Gott, der während des Goldenen Zeitalters herrschte (Bass)
Phaëton, Sohn Le Soleils/des Sonnengottes und Clymènes (Countertenor)
Merops, König von Ägypten (Bass)
Clymène, seine zweite Ehefrau, Schwester Tritons (Sopran)
Libye, Tochter des Merops aus erster Ehe (Sopran)
Protée, Meeresgott, der die Herden Neptuns hütet (Bass)
Théone, seine Tochter Sopran)
Epaphus, Sohn Jupiters (Bass)

Triton, Meeresgott, Clymènes Bruder (Countertenor)
ein äthiopischer König, Merops tributpflichtig (Bass)
ein indischer König, Merops tributpflichtig (stumme Rolle)
eine Tagesstunde (Sopran)
Le Soleil, der Sonnengott (Countertenor)
eine ägyptische Schäferin (Sopran)
die Göttin der Erde (Countertenor)
Jupiter (Bass)
Gefährten Astrées, Gefolge Saturnes, ägyptisches, indisches und äthiopisches Volk, Priesterinnen der Isis, die Tagesstunden, die Jahreszeiten, ägyptische Schäfer und Schäferinnen, Gefolge Phaëtons, Gefolge der Jahreszeiten, Meeresgötter im Gefolge Protées und Tritons, Furien

Ort und Zeit der Handlung: Ägypten, mythische Zeit

Prolog (Die Rückkehr des goldenen Zeitalters)

In den Palastgärten der Göttin Astrée
Astrée feiert mit ihren Gefährten, die sie mit Gesang und Tanz unterhalten. Sie ist zwar in dieser Zurückgezogenheit zufrieden, aber ihr Glück ist nicht vollkommen. Sie wünscht sich Glück auch für die Menschheit, obwohl diese sie von der Erde verbannt und die sie nur ungern verlassen habe. Sie hofft auf die Rückkehr des goldenen Zeitalters. Ihre Gefährten finden es schön, hier in Frieden und Liebe zu leben
Der Gott Saturn, der einstmals das goldene Zeitalter beherrschte, kommt mit seinem Gefolge zu Besuch. Er preist den „Helden“
1), der die glückliche Z4eit wieder einführen werde und will sie einladen, mit ihm auf die Erde zurückzukehren. Der „Held“ verdiene unsterblichen Ruhm. Er werde das Universum beruhigen. Man habe ihn zwar als schrecklichen Helden im Krieg gesehen, aber sein Sieg habe ihn entwaffnet. Durch seine Tugend werde er Glück auf der Erde schaffen und das ganze Universum werde ihn bewundern. Der Chor stimmt mit ein.

Erster Akt

Garten mit einer Höhle und dem Meer in der Ferne
Libye, die Tochter Merops, des Königs von Ägypten, aus erster Ehe, liebt Epaphus, den Sohn Jupiters. Doch sie hat sich an diesen einsamen Ort zurückgezogen und ist unruhig über ihr künftiges Schicksal.
Hier findet sie ihre Freundin Théone, die Tochter des Meeresgottes Protée. Diese weiß zwar, dass Libye Epaphus, den Sohn Jupiters, liebt, doch Libye fürchtet , dass ihr Vater ihr nicht die Wahl ihres Herzens geben werde. Théone ihrerseits liebt
Phaëton, den angeblichen Sohn des Sonnengottes, von dem sie sich aber vernachlässigt fühlt. Als dieser kommt, zieht sich Libye zurück.
Théone wirft Phaëton vor, dass seine ehemalige Liebe in der letzten Zeit nachgelassen habe und auch ihr Vater Protée habe ihr Kummer vorausgesagt. Phaëton beteuert zwar, dass seine Liebe sich nicht verändert habe, aber sie kann ihm nicht glauben. Als seine Mutter Clymène naht, lässt sie ihn mit ihr allein.
Phaëton klagt seiner Mutter, dass der König seine Tochter vielleicht Epaphus, der es zwar auch verdient habe, zum Gatten wählen werde. Aber er fühle sich ebenso würdig. Seine Mutter verspricht, alles für ihn zu tun. Dafür aber müsse er Théone aufgeben. Phaëton erklärt, dass ihm die Krone und der damit verbundene Ruhm wichtiger sei als die Liebe. Clymène aber ist unruhig und will den hellseherischen Protée befragen, der wegen der Herden Neptuns hierher kommen werde. Sie entfernen sich.
Protée steigt mit seinem Gefolge aus dem Meer. Er bemitleidet die unglücklichen Liebenden und bezeichnet die Liebe als trügerisch. Da will er doch lieber seine Ruhe haben. Er zieht sich in die Höhle zurück und schläft dort ein, während sein Gefolge geht, um die Herden zu versorgen.
Clymène entdeckt den Schlafenden, ruft ihren Bruder Triton zu Hilfe und zieht sich
zunächst zurück.
Triton steigt aus dem Meer. Sein Gefolge spielt teilweise auf Instrumenten, andere tanzen. Sie wecken Protée, damit er an ihren Spielen teilnehme. Dann fordert Triton Protée auf, Clymène Phaëtons Schicksal vorauszusagen. Aber Protée will nichts preisgeben und verschwinden, Deshalb verwandelt er sich in verschiedene Gestalten, aber das Gefolge Tritons umringt und verfolgt ihn.
Triton ruft seine Schwester und man zwingt Protèe, wieder in seiner natürlichen Gestalt zu erscheinen und seine Weissagungen auszusprechen. Er sagt Triton und der entsetzten Clymène den tödlichen Sturz Phaëtons voraus.

Zweiter Akt

Festlich geschmückter Saal im Palast des Königs Merops
Clymène warnt ihren Sohn vor dem Absturz, den Protée ihr geweissagt hat. Aber
Phaëton tut das damit ab, dass dieser nur beabsichtige, seine Tochter Théone mit ihm zu verheiraten. Alle Warnungen Clymènes schlägt er „in dem Wind“. Sein Ruhm und seine Größe seien ihm so wichtig, dass er dafür auch einen „strahlenden“ Tod in Kauf nehme. Clymène hofft, dass die Liebe zu Théone, die gerade kommt, ihn noch umstimmen könne und will die beiden allein lassen. Doch er folgt seiner Mutter sofort.
Théone klagt, dass er sich in letzter Zeit so abweisend zu ihr verhält und nun anscheinend sogar vor ihr flieht.
Libye kommt und ist besorgt, wen ihr Vater ihr wohl zum Ehemann geben will. Beide Frauen jammern darüber,dass die Liebe ihnen die Freiheit genommen habe. Als Epaphus auftritt, zieht sich Théone zurück.
Epaphus bringt Libye die Botschaft, dass sie sich trennen müssen, denn Merops habe Phaëton als Ehemann seiner Tochter erwählt. Beide sind zutiefst erschüttert aber Libye muss den Weisungen ihres Vaters folgen, der sie mit Gewalt dazu zwingen kann. Epaphus zieht sich traurig zurück.
Merops, Clymène und Phaëton treten treten mit Gruppen von Ägyptern,
zwei tributpflichtigen Königen aus Äthiopien und Indien und deren Gefolge auf. Merops verkündet, dass er wegen seines Alters den Thron an den Sohn des Sonnengottes übergeben und ihm seine Tochter zur Ehefrau gewähren will. Alle jubeln Phaëton zu und bringen ihm Tänze dar.

Dritter Akt

Vor dem Tempel der Isis. Die Tempeltore sind geöffnet
Hier trifft Théone auf Phaëton und sein Gefolge. Sie spricht ihn noch einmal auf ihre Liebe an und, dass er jetzt eine andere liebe. Doch er erklärt, dass das mit Liebe nicht zu tun habe, sondern es sei sein Schicksal, dass er zum Herrscher des Universums werde und ihn nur das an Libye binde. Doch sie fühlt sich von ihm verraten und geht.
Phaëton bemitleidet sie zwar, aber sein Ehrgeiz ist größer. Nun will er, wie es der Brauch sei, der Göttin Isis eine Huldigung erweisen.
Da erscheint Epaphus und erinnert ihn daran, dass Isis mit Jupiter verheiratet und seine Mutter sei und sagt ihm,dass die gerechten Götter erzürnt seien, weil Phaëton ihm etwas nehme, was ihm zustehe. Doch Phaëton glaubt, er könne mit seinen Gaben die Götter versöhnen. Er beruft sich auf die Abstammung vom strahlensten Gott, ohne den es kein Leben auf der Erde gebe, Epaphus auf die Abstammung vom höchsten aller Götter. Epaphus bezweifelt die Abstammung Phaëtons von der Sonne: Das sei nur eine Behauptung seiner Mutter.
Nun nähern sich auch Merops, Clymène, Libye, Ägypterinnen und Ägypter sowie die Könige aus Äthiopien und Indien mit Gefolge. Sie nähern sich dem Tempel mit Opfergaben, huldigen Isis und bitten sie um ihre Hilfe. Epaphus fleht inzwischen Isis an, sich nicht von den Gaben der Leute blenden zu lassen, die ihn beleidigen. Da schließen sich die Tore des Tempels von selbst. Phaëton will sie gewaltsam öffnen und Clymène ihn zurückhalten. Doch als er sich dem Tempel nähert, öffnen sich die Tore von selbst und dahinter erscheint eine fürchterlicher Abgrund, der Feuer spukt. Furien und Phantome stürzen sich auf die fliehende Menge. Nur Phaëton will bleiben und Clymene kann ihn nicht verlassen.
Beide sehen die tödliche Gefahr und Phaëton erzählt seiner Mutter, Epaphus habe zu behaupten gewagt, dass die Sonne nicht sein Vater sei. Clymene bittet ihn, nicht zu zweifeln und rät ihm, sich die Bestätigung beim Sonnengott selbst zu holen. Winde kommen aus einer Wolke und entführen ihn, um ihn zum Palast seines Vaters zu führen.

Vierter Akt

Palast de Sonne
Die Stunden des Tages und die Jahreszeiten preisen ihren Herrn, Le Soleil/die Sonne: Er vertreibe die Schrecken der Nacht, bestimme ihr Maß bestimmt, lässt Frucht auf den Feldern gedeihen und macht, dass alles glänzt und lacht. Als Le Soleil Phaëton kommen sieht, bittet er, zu dessen Ankunft die Freudenchöre zu verdoppeln.
Alles singt und tanzt und heißt Phaëton willkommen. Le Soleil bittet Phaëton zu sich. Dieser erbittet sich Hilfe gegen seine eifersüchtigen Feinde. Le Soleil bestätigt, dass Clymène Recht hat und schwört, dass er sein Sohn ist. In seiner Vaterfreude schwört er auch, ihm alles gewähren, was er sich wünscht. Da wünscht Phaëton sich, auf dem Sonnenwagen die Welt zu erleuchten. Der Vater warnt ihn, dass sein Wunsch über das hinausgeht, was die menschliche Macht zu leisten vermag und ihm der Tod drohe. Aber Phaëton will sogar den Tod auf sich nehmen, wenn nur sein Ruhm dadurch unsterblich werde. Trotz aller Furcht, die er ausspricht, kann Le Soleil ihm das, was er nun übereilig geschworen hat, nicht mehr verwehren. Als Phaëton sich zu dem Sonnenwagen begibt, wünschen ihm die Chöre ein glückliches Schicksal.

Fünfter Akt

Liebliche Landschaft. Morgendämmerung
Phaëton erscheint auf dem Sonnenwagen. Clymene zeigt ihn stolz einem der beiden tributpflichtigen König und ruft alle Anwohner des Ortes zusammen, um ihnen die neue Sonne und damit zu zeigen, dass ihr Sohn von göttlichem Blut ist. Sie läuft umher, um den Ruhm ihres Sohnes zu verkünden.
Auch Epaphus ist herbeigeeilt und fleht seinen Vater Jupiter an, zu verhindern, dass Phaëton triumphiere.
Libye kommt hinzu und klagt, dass sie den ungeliebten Mann heiraten soll. Epaphus versucht, sie in ihrer Verzweiflung zu trösten. Noch sei sie nicht in dessen Macht. Sein Vater sei der Herrscher über Himmel und Erde. Er habe noch Hoffnung.
Nun tritt auch Merops mit einem großen Aufgebot an Gruppen verschiedener Völker und ägyptischen Schäferinnen und Schäfern auf. Er und Clymène fordern alle auf, sich an dem schönen Tag und an der neuen Sonne zu erfreuen. Alle singen und tanzen. Eine der ägyptischen Schäferinnen singt ein Lied auf die Liebe.
Théone eilt herbei und warnt vor dem Absturz Phaëtons, den ihr Vater Protée vorausgesagt hat. Da erscheint eine schreckliche Flamme am Himmel und breitet sich aus.
Nun schaltet sich auch die Göttin der Erde ein und fleht Jupiter an, die Erde nicht in Glut untergehen zu lassen. Dann zieht sie sich in ihr Reich zurück.
Da erleben alle, wie Phaëton die Gewalt über den Wagen verliert und flehen Jupiter um Hilfe an.
Jupiter erscheint und unter der Warnung, dass Phaëton für alle Übermütigen und Stolzen ein Beispiel sein möge, schleudert er einen Blitz tötet ihn. Die Oper endet in einem Aufschrei aller.

1) gemeint ist Ludwig XIV, der zur Zeit der Entstehung des Werks regierte

© Gerhard Wischniewski

Informationen zum Werk
„Hochmut kommt vor dem Fall“. Dieses Wort aus der Bibel könnte man als Motto über diese Oper setzen, die auf einer Episode aus den „Metamorphosen“ des Ovid beruht. Es mag aus der heutigen Sicht etwas seltsam anmuten, dass in der antiken Mythologie mit verschiedenen, für unterschiedliche Bereiche zuständigen Göttern (in dem Werk aus römischen, griechischen und ägyptischen Gottheiten gemischt) ihre Abkömmlinge Sterbliche waren, die teilweise auch mit Sterblichen erzeugt wurden. Epaphus ist z.B. ein Sohn aus der Ehe des römischen Gottes Jupiter mit der ägyptischen Göttin Isis, Phaëton hingegen aus der Verbindung von Le Soleil mit Clymène, die zweite Gattin des ägyptischen Königs Merops wird. Weitere Verwandtschaften bestehen zwischen Clymène als Schwester des Meeresgottes Triton und Théone als Tochter von Proteé. Auch die Götter waren in der antiken Mythologie oft mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet.
Was
die Sonne betrifft, ist diese – anders als in der deutschen Sprache – im Französischen männlich: Le Soleil wie auch in der griechischen Mythologie, wo sie als männliche Gottheit (altgriechisch: Helios) aufgefasst wurde. Sie ist daher hier der Vater von Phaëton.
Der Prolog hat, wie bei verschiedenen Opern Lullys, keinen Zusammenhang mit den Geschehnissen, sondern ist auch hier eine Huldigung an den zur Zeit der Entstehung des Werks regierenden König Ludwig XIV.
Der Inhaltsangabe liegt das französische Originallibretto zugrunde.

Gestaltung Agentur kuh vadis