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MILCH-SHERIFF, Ella: BARUCHS SCHWEIGEN

Ella Milch-Sheriff (*1954 in Haifa):
BARUCHS SCHWEIGEN
Kammeroper in 9 Bildern
Libretto von Yael Ronen und Avishei Milstein
Originalsprache: Hebräisch, Übersetzung ins Deutsche von Vera Giese

Uraufführung: 25. Februar 2010 im Staatstheater Braunschweig

Personen der Handlung:
Vater Baruch (Bassbariton)

Die Mutter (Sopran)
Die Tochter (Mezzosopran)
Geister:
Erste Frau, Mädchen (Sopran)
Bruder, Russischer Soldat (Tenöre)
Großmutter, Frau B. (Soprane)
Russischer Offizier, Herr B. (Bässe)
Sohn des Bruders (Sopran)

Ort und Zeit: In Israel und Osteuropa während des Zweiten Weltkriegs.

Einziger Akt.
Eine Tochter kehrt in Israel in das Haus ihrer verstorbenen Eltern zurück. Hier kommen ihr Erinnerungen an die Vergangenheit hoch und es erscheinen ihr Geister des Hauses. Die Tochter, die, wie übrigens alle Figuren außer dem Vater (Baruch), keine Namen tragen, erinnert sich dabei an zehn „fragwürdige“ Gebote des Vaters. Da lautet ein Gebot zum Beispiel, dass du keinen anderen Gott haben sollst als dich selbst. Zum andern meinte er, dass man nur das tuen soll, was einem selbst nutzt und dass man sich nicht für andere opfern soll. Dann heißt es: Lebe das Leben bis zur Neige und genieße jeden Augenblick. Liebe dich selbst über alles und gib anderen nichts, was dir selber guttut. Belaste Deinen Kopf nicht unnötig. Härte dein Herz ab. Komme anderen nicht zu nahe und erlaube ihnen nicht, dir zu nahe zu kommen. Vertrauen keinem. Vor allem aber: Glaube nicht, denn der Himmel ist leer!

Die Tochter liest, dass ihr Vater in der Zeit des  Zweiten Weltkriegs schon einmal verheiratet war und aus dieser Ehe einen Sohn hatte. Sie kennt natürlich diesen Sohn und ihren Halbbruder, ist aber unglücklich mit diesem Typen.

Aus Vaters Tagebuch erfährt sie, dass er im Krieg als Arzt gearbeitet und in dieser Funktion vielen Erwachsenen, aber auch Kindern geholfen hatte.

Was die Tochter aus dem Tagebuch aber auch lernt, ist, dass der Vater mit seiner damaligen Familie ständig auf der Flucht war und sie lernt heute aus den alten Berichten ihren Bruder besser kennen.

Damals suchte der Vater auf Bitten der Familie nach Essbarem und (vor allen Dingen) nach sicherem Unterschlupf.

Während seiner Abwesenheit, die so ein Arztberuf manchmal mit sich bringt, wurde seine ganze Familie ermordet, was er sich nie verzeihen konnte.

Mit seinem Bruder, ihrem Onkel also, suchte der Vater lange ein sicheres Versteck. Und in diesem Zusammenhang erschien plötzlich der Sohn des Bruders auf der Bildfläche, der eigentlich tot geglaubt war.

Das Tagebuch ist also eine unerschöpfliche Nachrichten-Quelle der eigenen Familie. So kann der Leser auch erfahren, wie Vater Baruch seine Frau, die Mutter, kennengelernt hat.Aber das ist nicht unbedingt erquicklich, denn die Mutter hat auch schreckliches erlebt. Durch den Krieg haben die Eltern alles verloren und ein russischer Offizier hat die Mutter, statt zu helfen, vergewaltigt.

Die Tochter beklagt im Grunde genommen, dass in dem Tagebuch nur über die Kriegszeit niedergelegt ist und sie erinnert sich, dass schon früher immer nur darüber gesprochen wurde; leider aber nicht ausführlich, sondern nur andeutungsweise.

Vater Baruch dachte, nachdem er seine erste Familie verloren hatte, immer nur an Rache und Tod. Sein Bruder aber überredete ihn, weiter zu leben.

Schließlich musste Baruch aber sein eigenes Kind töten, damit es nicht durch sein Geschrei die ganze übrige Familie verrät. Das ist auch der Grund, sich seit jenem Ereignis schuldig zu fühlen.

Für die Tochter ist dass Tagebuch ihres Vaters ein Anlass, darüber nachzudenken, warum Baruch so lange geschwiegen hat. Eines aber ist der lesenden Tochter jetzt schon klar: Sie versteht Vater Baruch jetzt auch besser und sie vergibt ihm!

Anmerkungen:
Ella Milch-Sheriff (geboren:1. September 1954 in Haifa) ist eine israelische Komponistin.

Ella Milch ist die Tochter von Lusia (1920–2008) und Baruch Milch (1907–1989). Ihr aus Galizien stammender Vater war Gynäkologe und leitete bis 1946 – als man ihn der Stadt verwies, weil er Jude ist – unter dem Pseudonym Jan Zielinski das städtische Krankenhaus im polnischen Oppeln. Die Eltern emigrierten 1948 nach Israel.

Ella Milch war bis zu dessen Tod mit dem Dirigenten Noam Sheriff verheiratet, zusammen haben sie zwei Söhne.

Sie leistete ihren Militärdienst, studierte Gesang (Mezzosopran) und Komposition bei Tzvi Avni und graduierte an der Rubin Academy of Music der Universität Tel Aviv. Milch-Sheriff komponiert Opern, Orchesterwerke, Kammermusik und Vokalmusik. Im Jahr 2005 erhielt Milch-Sheriff für ihre Kompositionen den Israelischen Premierminister-Preis. Mit Nava Semel komponierte sie auf der Basis deren Romans Und die Ratte lacht eine Oper, die den Rosenblume-Preis erhielt, die Oper wurde ins Repertoire des Cameri-Theaters aufgenommen. Mit Semel schrieb sie 2010 erneut eine Oper, Flugstunden. 2007 wurde ihr Werk für Chor und Orchester Dark am I beim Israel Festival uraufgeführt. Sie schrieb ein Streichquartett und 2008 ein Klavierkonzert.

Auf der Grundlage des Tagebuchs ihres Vaters Baruch Milch, das dieser 1943/44 im besetzten Polen geführt hatte, als er durch die Gräueltaten des NS-Terrors seine erste Frau und seinen kleinen Sohn verlor, komponierte Milch-Sheriff zunächst die 2003 uraufgeführte Kantate Ist der Himmel leer? und veröffentlichte 2008 das Buch Ein Lied für meinen Vater. Das Staatstheater Braunschweig erteilte ihr daraufhin einen Kompositionsauftrag für eine Kammeroper, die mit dem Libretto von Yael Ronen 2010 unter dem deutschen Titel Baruchs Schweigen uraufgeführt wurde. Die Kammeroper wurde 2015 erneut im Stadttheater Fürth von Regisseur Bruno Berger-Gorski inszeniert. Die österreichische Erstaufführung von Baruchs Schweigen erfolgte im Rahmen des Festivals „EntarteOpera“ am 7. September 2016 im Semperdepot/Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien mit den Solisten Hermine Haselböck (Tochter), Duccio Dal Monte (Vater), Ingrid Habermann (Mutter), Christian Schulz (Dirigent), Beverly und Rebecca Blankenship (Regie), Susanne Thomasberger (Ausstattung), Victoria Coeln (Lichtdesign).

Am 14. November 2015 wurde in der Bundeskunsthalle Bonn die auf Hebräisch und Polnisch gesungene Kammeroper Gespräch mit einem Stein nach einem Text von Wisława Szymborska szenisch uraufgeführt. Am Theater Regensburg feierte am 27. Januar 2018 ihre Oper Die Banalität der Liebe über die Beziehung zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger Uraufführung. Das Libretto verfasste Savyon Liebrecht auf Grundlage ihres Stückes.

© Manfred Rückert; Quelle. Wikipedia

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