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MOZART, Wolfgang Amadeus: DER SCHAUSPIELDIREKTOR

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791):
DER SCHAUSPIELDIREKTOR
Komödie mit Musik in einem Akt, KV 486
Libretto von Gottlieb Stephanie d. J.

Uraufführung am 7. Februar 1786 in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn.

Personen der Handlung
Sprechrollen:
Herr Frank, Schauspieldirektor
Herr Herz, Schauspieler
Madame Pfeil, Schauspielerin
Madame Krone, Schauspielerin
Madame Vogelsang, Schauspielerin
Herr Eiler, Bankier

Gesangspartien:
Herr Buff, Schauspieler (Bass)
Monsieur Vogelsang, Sänger (Tenor)
Madame Herz, Sängerin (Sopran)
Madame Silberklang, Sängerin (Sopran)

Ort und Zeit der Handlung ist das Theater einer österreichischen Stadt im späten 18. Jahrhundert.

Erste Szene.

Der Schauspieler Buff hat für den Theaterdirektor Frank eine freudige Nachricht: Er hat einen Auftrag an Land gezogen und bei Direktor Frank zunächst Freude ausgelöst. Doch als er hört, dass der Auftrag aus Salzburg kommt, geht seine Begeisterung gegen Null. Nachdem Buff ihn belehrt hat, dass man in schlechten Zeiten um jeden Auftrag dankbar sein muss, lässt er sich breit über die an Theatern herrschende Unsitte aus, dass immer alles vom Besten sein muss, aber nichts kosten darf. Buff gibt ihm den Rat, günstige Akteure zu engagieren und dem nicht notwendigen Personal zu kündigen. Frank hat Zweifel, dass man mit preiswerten Akteuren etwas Gutes auf die Beine stellen kann.
Buff empfiehlt eine Posse für viele Akteure, bei der eine Szene der anderen folgt und dem Zuschauer keine Zeit bleibt, über das Gesehene zu reflektieren. Frank bleiben immer noch Zweifel und Buff erklärt ihm daraufhin, dass Bühnen-Meisterwerke halt rar sind, eher verkannt werden und dem Haus auch kaum Geld einbringen. Außerdem liebe das Publikum Stücke, bei denen es nicht nachenken muss, aber viel lachen und hinterher auch noch schimpfen kann. Frank ist aber ein Liebhaber des Guten und Schönen und Buff wird deutlich: Das hat ja auch fast den Ruin des Hauses gebracht. Der Herr Direktor will aber nicht glauben, dass er das Publikum betrügen muss, um profitabel zu sein, woraufhin Buff mit der Weisheit Mundus vult decipi, ergo decipiatur (Die Welt will betrogen werden, also werde sie betrogen) kontert.
Frank stimmt, wahrscheinlich des Diskutierens müde, jetzt doch zu und Buff empfiehlt zusätzlich, den besten Theaterkritikern Freikarten zu geben und ihnen außerdem ein opulentes Frühstück mit der ersten Schauspielerin anzubieten – schon dürfte der Erfolg gesichert sein. Frank muss noch ein Problem lösen: Es fehlt am Geld. Da übergibt ihm Buff jenen schriftlichen Salzburger Auftrag und sagt, dass ihm dafür jede Bank Geld geben werde.

Zweite Szene.

Der Bankier Eiler tritt – schicksalhaft und wie gerufen – ein und berichtet Frank vom Ruin eines Theaterkollegen mit der Folge der Arbeitslosigkeit einer wunderbaren Schauspielerin, für die er nun dringend einen neuen Job sucht. Buff rät Frank, die Gelegenheit wahrzunehmen und die Arbeitslose zu engagieren. Da Frank aber die Aktrice kennt und deshalb die finanzielle Belastung abschätzen kann, lehnt er zunächst ein Engagement ab. Als ihm Eiler daraufhin anbietet, neben der Gage auch noch tausend Dukaten zinsfreies Darlehen für drei bis vier Jahre draufzulegen, muss Frank nicht lange überlegen – er stimmt dem Engagement zu.

Dritte Szene.

Madame Pfeil tritt entrüstet auf die Szene: Ihre Erregung richtet sich gegen Direktor Frank, dem sie es übel nimmt, sich bisher nicht bei ihr gemeldet zu haben, obwohl er von ihrer Anwesenheit in der Stadt weiß. Eiler mischt sich beschwichtigend ein, doch Madame bemerkt spitz, dass sie durchaus über die missliche finanzielle Lage von Frank informiert ist und sie deshalb guten Grund hat, nach der Höhe ihrer Gage zu fragen. Bankier Eiler meldet sich durchaus geschickt wieder zu Wort und so einigt man sich schnell auf zwölf Taler pro Woche. Frank, das spürt man, ist Madame Pfeil nicht geheuer, aber er schweigt zur Höhe der Gage, weil ja Eiler sie übernimmt. Als die Aktrice nun mit Eiler zusammen eine Probe ihres Könnens gibt, müssen alle Umstehenden zugeben, dass die Pfeil vorzüglich singen kann.

Vierte Szene.

Eiler und die Pfeil verabschieden sich, dafür tritt Madame Krone ein. Sie hat erfahren, dass Direktor Frank eine neue Schauspieltruppe zusammenstellen will. Sie hofft auf ein Engagement und stellt sich mit „Alzire“ und „Kleopatra“ vor – durchaus beeindruckend. Buff rät jedoch seinen Chef von einem Engagement ab und Frank sagt Madame Krone, dass sich die Zeiten halt geändert haben, dass Kleopatra und Genossinnen nicht mehr aktuell sind. Das Publikum will Närrinnen sehen, Spaß haben und lachen. Die Krone ist enttäuscht, hatte diese Argumente nicht erwartet. Sie glaubte Frank besser zu kennen, weil er das Publikum doch immer an das Schöne und Gute heranführen wolle, was auch ihr immer am Herzen lag. Buff greift mit einem ablehnenden Argument ein und Madame macht entrüstet dem Direktor den Vorwurf, dass er für den Untergang der Kultur verantwortlich sei. Aber sie will nicht streiten, sondern jetzt mit Monsieur Herz noch eine gemeinsame Kostprobe ihres Könnens geben. Sie geht zur Tür und bittet ihn einzutreten…

Fünfte Szene.

…was Frank erfreut, da er jenen Monsieur Herz jetzt endlich kennenlernen kann. Madame Krone bietet nun eine Kostprobe als „Bianca Capello“ an und der Monsieur gibt den „Bonaventuri“. Frank findet beider Kunstvortrag mehr als gelungen und will sie beide gleich engagieren – Buff aber schlägt innerlich seine Hände über dem Kopf zusammen.

Sechste Szene.

Und schon kommt die nächste Sängerin: Madame Vogelsang. Diesmal gerät Buff in höchste Freude. Ohne sie je gehört zu haben bietet er ihr, obschon nicht zuständig, sogleich ein Engagement an und spielt Frank mit ihr eine Szene aus der „Galanten Bäuerin“ vor. Der Direktor ist aber nicht so ganz überzeugt von dem Gebotenen, wird sogar ärgerlich, als sie achtzehn Taler Gage pro Woche fordert. Madame Vogelsang hat auch keine Hemmungen, ihren ebenfalls singenden Ehemann ins Spiel zu bringen. Das erinnert Monsieur Herz daran, dass auch seine Gattin Sängerin ist und er geht, um sie zum Vorsingen zu holen. Dieses Szenario und die Gagenforderungen regen Madame Krone auf und sie geht entrüstet ab. Buff warnt Frank vor weiteren finanziellen Ausgaben.

Siebte Szene.

Monsieur Herz kommt mit seiner Frau, die sofort die Arie Da schlägt die Abschiedsstunde“ singt und damit alle verzaubert, vor allen Dingen aber Frank, der ihr sogar einen Handkuss gibt, was ihr Mann indigniert kommentiert. Aber er versteht die Situation auszunutzen und verlangt von Direktor Frank sechzehn Taler für seine Frau und vierzehn Taler für sich selbst. Frank willigt tatsächlich ein, und Buff findet „Wir steigen“.

Achte Szene.

Von den Gerüchten über den Aufbau eines neuen Theaterensemble angelockt ist auch Madame Silberklang; sie erscheint plötzlich im Hause und bietet sich als singendes Mitglied an. Ihre ArieBester Jüngling! Mit Entzücken“ trägt sie mit einer solchen Inbrunst vor, dass alle der Meinung sind, sie trage ihren Namen zu Recht. Unter den Begeisterten ist auch Direktor Frank, der die Silberklang sofort per Handschlag um sechzehn Taler pro Woche engagiert.

Neunte Szene.

Das Theater hat sich inzwischen zu einer Art Taubenschlag entwickelt und gerade kommt Madame Vogelsang mit ihrem Mann; Frank begrüßt sie und meint, er habe ja nun ein ganzes Opernensemble zusammen. Allerdings kommt es nun zu einem Streit, weil die Silberklang die Forderung aufstellt, als Primadonna engagiert zu werden. Damit ruft sie augenblicklich den Protest von Madame Herz hervor, die bereits diese Stellung für sich eingefordert hatte. Der sängerische Kampf (Ich bin die erste Sängerin“) ist für beide eine hörbare Herausforderung, in die schließlich Monsieur Vogelsang beschwichtigend eingreift.

Zehnte Szene.

Eine zwar schon bekannte, aber in dem Trubel etwas vermisste oder übersehene Aktrice, Madame Pfeil nämlich, tritt entrüstet hervor und regt sich darüber auf, dass die nach ihr erschienenen Künstler mehr Gage erhalten, als man es ihr angeboten hatte. Dieser Meinung ist auch Bankier Eiler; die Verhandlungen sind ungeschickt geführt, meint er, und bietet sich wieder als Kunstmäzen mit ausgleichendem Geldbeutel an. Direktor Frank einigt sich nach einem kurzen Streit mit allen Künstlern und Eiler – und das Ensemble steht! Der Schlussgesang Jeder Künstler strebt nach Ehre“ enthält eine Moral, die man so charakterisieren könnte: Alle Künstler sollten ihr Bestes geben und nicht schon im Voraus eine Rangordnung festlegen, denn das ist die Aufgabe des Publikums, das über die Qualität der Darbietungen sein Urteil fällt.

© Manfred Rückert

 

Anmerkungen:

Mozart bekam den Auftrag für diese Komödie von Kaiser Joseph II. anlässlich des Besuches der Erzherzogin Marie Christine mit ihrem Mann, dem niederländischen Generalgouverneur. Das  Fest fand in der Schönbrunner Orangerie statt. Die Idee zur Handlung, eine Komödie über das Theater und seine Stars zu schreiben, stammt angeblich vom Kaiser selbst, um dem deutschen Singspiel zu mehr Renommee zu verhelfen. Das Stück wurde gemeinsam mit der Oper „Prima la musica e poi le parole“ von Antonio Salieri aufgeführt, die ein ähnliches Thema behandelt und den Vorzug des Publikums vor Mozarts Spielstück genoss.

Die Musik dieses Einakters ist mit rund zwanzig Minuten verhältnismäßig klein. Neben der Ouvertüre finden sich lediglich vier Gesangsnummern (eine Arietta, ein Rondo, ein Terzett und der Schlussgesang), ansonsten überwiegen gesprochene Dialoge. Vor allem wegen der vielen Anspielungen auf inzwischen längst vergessene Theaterstücke der damaligen Zeit wird der Dialogtext bei heutigen Aufführen meist komplett neugestaltet. Einzelne Teile des Werks wurden in eine zweiaktige deutsche Bearbeitung von Domenico Cimarosas Farsa „L’impresario in angustie“ eingebunden und 1797 erstmals in Weimar aufgeführt wurde und sehr erfolgreich war.

Dieses Singspiel wird heute mit neuem Text eingespielt, da der Originaltext zu sehr auf die damalige Zeit zugeschnitten ist und heute nicht mehr verstanden würde. Oft wird allerdings nur die Musik aufgenommen und das Werk mit anderen Kompositionen Mozarts gekoppelt, wie zum Beispiel bei dem zuerst geposteten Beispiel von den Salzburger Festspielen:

Mozart: Bastien und Bastienne / Der Schauspieldirektor   Mozart: Der Schauspieldirektor / Bastien und Bastienne   Mozart - Der Schauspieldirektor

Mozart: Der Schauspieldirektor   Die vollständige Mozart-Edition Vol. 36 (Zaide / Der Schauspieldirektor)   Mozart - Der Schauspieldirektor; Symphonies Nos 28 & 35 (2004-09-27)

Mozart - Der Schauspieldirektor by Wolfgang Amadeus Mozart (2008-08-26)   Mozart: Der Schauspieldirektor, K.486 - Reconstructed by Erik Smith - "Ich bin die erste Sängerin"   Salieri: Prima la Musica / Mozart: Der Schauspieldirektor

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