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MOZART, Wolfgang Amadeus: DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791):
DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
Singspiel in drei Akten, KV 384
Libretto nach Christoph Friedrich Bretzner frei bearbeitet
von Gottlieb Stephanie d. J.
Uraufführung am 16. Juli 1782 im Burgtheater Wien unter Mozarts Leitung.

PERSONEN DER HANDLUNG
Selim Bassa (Sprechrolle)
Konstanze, Gefangene und Geliebte des Bassa (Sopran)
Blonde, Zofe der Konstanze (Sopran)
Belmonte, Sohn aus reichem Elternhaus (Tenor)
Pedrillo, Diener Belmontes und Aufseher über die Gärten des Bassa (Tenor)
Osmin, Aufseher über das Landhaus des Bassa (Bass)

Ort und Zeit: In der Türkei im 17. Jahrhundert auf dem Landgut des Bassa.

Vorgeschichte:
Konstanze, eine junge Spanierin aus gutem Hause, wurde von Seeräubern überfallen und mit ihrer Zofe Blonde und deren Freund Pedrillo auf ein Sklavenschiff verbracht und in die Türkei verschifft. Dort wurden sie, Glück im Unglück, von Bassa Selim, einem gebürtigen Spanier vornehmer Herkunft, der aber vom Christentum zum Islam konvertierte, gekauft und in seinem Serail zu erträglichen Bedingungen untergebracht. Belmonte Konstanzes Verlobter, hat nach langem Suchen die drei hier gefunden und will sie dem Bassa entführen.

Erster Akt.
Vor dem Serail des Bassa, im Hintergrund das Ufer eines Flusses.
Belmonte nähert sich dem Serail, hinter dessen Mauern er seine Verlobte Konstanze und deren Zofe sowie seinen Diener Pedrillo vermutet, und trifft auf Osmin, den Aufseher des Bassa. Der singt gerade ein Lied über die Freuden und Leiden der Liebe. Mürrisch, eigentlich sogar abweisend, lässt er Belmontes Fragen nach Pedrillo über sich ergehen. Schließlich gibt er zu, dass sich der „Schurke“ des Wohlwollens des Bassa erfreut und hier im Hause lebt – obwohl er, Osmin, sich längst einige Methoden zu seiner Hinrichtung ausgedacht hat. Belmonte muss sich erst einmal ohne eine Auskunft entfernen und Osmin verschwindet im Haus.

Zufällig trifft Belmonte kurz danach auf Pedrillo und erfährt, dass seine Konstanze vom Bassa als seine Favoritin erkoren wurde, aber den Herrn bisher nicht erhört hat, sondern dem Verlobten noch die Treue hält. Diese Nachricht verstört Belmonte, er kann nicht glauben, was er erfahren hat. Dass Pedrillo auch seine Sorgen bezüglich seiner Freundin Blonde, Konstanzes Zofe hat, nimmt er nicht wahr. Doch Blonde wurde vom Bassa seinem Aufseher zum „Geschenk“ gemacht und das bereitet Pedrillo Kopfzerbrechen.

Wiederum zufällig sieht Belmonte kurz darauf seine Verlobte aus der Entfernung und kann sowohl seine Freude, aber auch sein Bangen um ihre Treue kaum unterdrücken. Empfängt sie doch gerade den Bassa, der unter Janitscharenklängen einem Schiff entsteigt. Konstanze wirkt bedrückt, kann seine liebevollen Aufmerksamkeiten nicht wirklich dankbar entgegennehmen. Vergeblich wirbt er um sie, doch ihre Antwort ist ein Liebesgeständnis zu einem anderen Mann. Merkwürdigerweise ist der Bassa nicht beleidigt, nimmt die Zurückweisung eher sportlich und sagt, dass er ihre Liebe nicht erzwingen, sondern will sie auf freiwilliger Basis erhalten.

Obwohl es eine ungeeignete Situation ist, gelingt es Pedrillo, Belmonte dem Bassa als „Baumeister“ vorzustellen – und der nimmt ihn tatsächlich, bevor er abgeht, in seine Dienste. Das passt Osmin überhaupt nicht, der grundsätzlich Ausländern gegenüber feindselig eingestellt ist, denn er versagt Pedrillo und dem neuen Baumeister den Zutritt zum Landhaus. Letztlich muss er ihnen jedoch, von den beiden Männern übertölpelt, den Zutritt gewähren.

Zweiter Akt.
In den Palastgärten des Bassa Selim.
Der verliebte Osmin ist mit Blondchen, dem „Geschenk“ des Bassa, und ihrer aufmüpfigen Art nicht einverstanden; er will sie gefügiger machen, holt sich bei der Zofe jedoch eine Abfuhr nach der anderen. Auch Drohungen, vor allen Dingen „Spitzen“ gegen Blondes Freund Pedrillo, können ihr keine Angst machen; als Osmin ihr schließlich Schläge androht, dreht sie den Spieß um und bringt den Bassa als ihren Beschützer ins Spiel, worauf Osmin verärgert abgeht.

Konstanze kommt in den Garten und klagt ihr Leid, und Blonde versucht, die Herrin zu trösten. Der hinzukommende Bassa hat seine lange währende Geduld verloren und drängt Konstanze nun auf eine endgültige Entscheidung. Konstanze hat jedoch ihren Mut wiedergefunden und will, trotz der Drohungen durch den Bassa, auch den Tod nicht scheuen. Der geht, nicht ohne ihren Stolz und Mut insgeheim zu bewundern, unschlüssig ab.

Pedrillo trifft Konstanze und Blonde und berichtet von den Neuigkeiten: Belmonte ist vor Ort und hat genaue Fluchtpläne ausgearbeitet. Diese Nachrichten wirken auf die beiden Frauen wie ein Aufputschmittel und Blonde jubelt.

Pedrillo singt sich, nach dem Abgang der beiden, Mut für die Flucht an, denn so ganz geheuer ist ihm nicht bei der Sache. Er weiß, dass es in der Türkei auf einen Kopf auf den Schultern mehr oder weniger nicht ankommt. Ein Problem ist der stets argwöhnische Osmin, den muss er irgendwie außer Gefecht setzen. Guter Zypernwein könnte da helfen, obwohl Pedrillo natürlich weiß, dass der Aufseher als Mohammedaner keinen Alkohol trinken darf. Während er überlegt, kommt Osmin um die Ecke und Pedrillo gelingt es nach gutem Zureden tatsächlich, seinem Intimfeind den Wein schmackhaft zu machen. Nach einigen Gläsern Wein und dem gemeinsamen Singen eines Lobliedes auf Bacchus und einem Preislied auf die Mädchen erliegt Osmin dem betörenden Wein. Pedrillo hilft schließlich dem schwer angeheiterten Osmin zurück ins Serail.

Belmonte tritt mit der Erwartung auf die Szene, dass er mit Konstanze, der Zofe Blonde und mit Pedrillo fliehen kann. Und weil er so lange auf dieses Wiedersehen warten musste, sinnt er über die Freuden und Leiden der Liebe nach. Dann kommt Konstanze wirklich und sie fallen sich sehnsüchtig in die Arme. Auch Pedrillo und Blonde treffen sich und er erinnert sie an den Zeitpunkt ihrer Flucht mit den Worten „Um Schlag Zwölfe sind wir da“. Plötzlich aber lassen die Männer Argwohn erkennen – Argwohn, ob ihre Liebsten auch wohl treu geblieben sind? Konstanze und Blonde sehen sich erst fragend an, dann aber fährt Blondchen (wie Pedrillo sie nennt) aus der Haut und gibt Pedrillo ihre Antwort „schlagfertig“ mit einer Ohrfeige. Der fühlt sich „aufgeklärt“ und Belmonte stammelt gegenüber Konstanze seine Bitte um Verzeihung. Beide Frauen behaupten, dass alle Zweifel ausgeräumt sind und neue Liebesgewissheit die vorhandene Angst vor der bevorstehenden Flucht überdeckt.

Dritter Akt.
Straßenseite vor dem Serail des Bassa.
Vor dem Serail warten Belmonte und Pedrillo auf ihre Liebsten. Sie sind unruhig, weil sie sich verspäten. Pedrillo geht noch einmal fort, um die Lage auszuspähen. Währenddessen macht sich Belmonte Gedanken über die Liebe und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Flucht gut ausgehen muss.

Pedrillo dagegen gibt mit einer maurischen Romanze, in der von einer Entführung die Rede ist, den Frauen das verabredete Zeichen für die Flucht. Tatsächlich scheint der Plan aufzugehen – wenn nicht der soeben aus seinem Rausch erwachte Osmin auftauchen und den Fluchtversuch verhindern würde. Die beiden Paare werden gefangen genommen und Osmin malt sich die verschiedenen Möglichkeiten aus, wie man die Gefangenen zu Tode bringen kann: „Erst geköpft, dann gehangen, dann gespießt auf heiße Stangen…“

Verwandlung: Das Gemach des Bassa.
Osmin, wütend über die Entführung „unsrer Weiber“ durch die „niederträchtigen Christensklaven“, erklärt seinem Herrn das unerhörte Ereignis und besteht auf grausamer Bestrafung des angeblichen Baumeisters und des Schurken Pedrillo. Tatsächlich sieht Bassa Selim sein Vertrauen missbraucht, wodurch sich die Lage der zwei Paare zusehends verschlechtert. Belmonte sieht einen Ausweg durch das Anbieten eines hohen Lösegelds und nennt außerdem seinen Namen, in der Hoffnung, dass der Bassa ihn schon einmal gehört hat und beeindruckt ist. Der Bassa kennt den Familiennamen „Lostados“ wirklich, ist aber nicht so beeindruckt, wie es Belmonte erhofft hat. Er muss sich nämlich anhören, dass der Bassa sich freut, den Sohn seines ärgsten Feindes in seiner Macht zu haben: Der hat ihm die Geliebte genommen, hat ihn „betrogen, gedemütigt, bestohlen – und diesen Sohn hat er nun in seiner Gewalt. Was, fragt er, würde Belmontes Vater wohl an seiner Stelle tun? Der gibt zu, dass „mein Los zu beklagen“ wäre. Bassa Selim antwortet, dass es genauso kommen wurde und zieht sich mit Osmin zurück.

Belmonte und Konstanze wissen, dass sie gemeinsam sterben müssen und empfinden diesen Tod als hohes Glück. Zu ihrer Überraschung kommt der Bassa zurück und erklärt seinen Gefangenen, dass er nach nur kurzer Überlegung sich entschlossen hat, Unrecht nicht mit Unrecht zu vergelten. Als er hinzufügt, dass er keinesfalls in die Schuhe von Belmontes Vater treten will und deshalb alle vier frei lassen wird, gerät Osmin in eine Schnappatmung: Die Verbrecher sollen frei kommen? Auch sein Geschenk, nämlich Blonde? Der Bassa bleibt ruhig und erklärt seinem Aufseher, dass man sich von dem trennen muss, den man mit Wohltaten nicht gewinnen kann.

Das Vaudeville-Finale ist ein Loblied auf die Großherzigkeit des Bassa und die Janitscharen geleiten ihn in das Serail zurück, während Belmonte und Konstanze, sowie Pedrillo und Blonde sich auf das Schiff begeben und in ihre Heimat zurücksegeln.

© Manfred Rückert

Anmerkungen:

Mozart hat in seiner Komposition Anklänge an die „türkische Musik“ gemacht, wie man sie sich im 18. Jahrhundert vorstellte, darunter die Erweiterung des Orchesters um Instrumente wie Becken, Große Trommel, Piccoloflöte und Triangel. Das entspricht im Grunde genommen dem Instrumentarium der Janitscharenmusik. Ein weiteres Merkmal sind unisono geführte Melodien sowie die häufig verwendeten feinen Umspielungen. Außerdem nutzt Mozart die Technik der Terassendynamik und zeigt nicht nur in der Ouvertüre eine große Modulierfreudigkeit, wobei der Dur-Moll-Wechsel eine besondere Rolle spielt.

Die zugrunde liegende Geschichte fußt auf dem 1781 in Leipzig gedruckten Librettio für „Belmont und Constanze, oder Die Entführung aus dem Serail“ von Carl Friedrich Bretzner; die Musik hatte Kapellmeister Andre in Berlin geschrieben. Der Text wurde von Johann Gottlieb Stephanie dem Jüngeren und Mozart gemeinsam stark umgearbeitet und erweitert, wobei Bretzner gegen die „Annektierung“ durch Mozart protestierte. Mozart konnte damit aber zum ersten Mal weitestgehend seine Vorstellungen von einem Opernlibretto umsetzen.

Mozart hat außerdem, so sieht es jedenfalls die Musikwissenschaft, mit dieser Oper die Reihe seiner Meisterwerke eröffnet und damit auch von der privaten Lebenssituation her endgültig den Schritt zur erträumten Existenz als unabhängiger Künstler geschafft. Übrigens sieht man heute diese Beurteilung etwas anders: Bereits der für München geschriebene „Idomeneo“ wird als sein erstes Meisterwerk betrachtet. Nicht zufällig trägt die weibliche Hauptfigur den Namen seiner späteren Frau Constanze, die er kurz darauf gegen den Willen seines Vaters heiratete. Die Sängerin dieser Partie war übrigens die gefeierte Sopranistin Catarina Cavalieri (richtiger Name Katharina Magdalena Josepha Cavalier), den Osmin kreierte der seinerzeit berühmte Bass Ludwig Fischer.

Das Singspiel wurde im Auftrag von Kaiser Joseph II. geschrieben, der damit ein „Nationalsingspiel“ als Gegenstück zur italienisch geprägten Hofoper schaffen wollte. Sie war sofort ein großer Erfolg und etablierte den ein Jahr zuvor aus Salzburg zugezogenen Mozart in Wien. Die „Entführung“ zählt neben Umlaufs „Bergknappen“ und Salieris „Rauchfangkehrer“ zu den ersten deutschen Opern und wurde zum Vorbild für, beispielsweise, Carl Maria von Weber.

Mozarts „Entführung aus dem Serail“ ist bis heute eine der meist gespielten Opern. Heute würde man sagen: Sie ist ein unverwüstlicher Bestseller! Zu der umfangreichen, kompetenten Vorstellung der Oper durch unseren Freund Manfred möchten wir zwei Gesamteinspielungen empfehlen, die wir für besonders gelungen halten.

  1. Gesamtaufnahme unter dem Dirigenten Sir Thomas Beecham, Royal Philharmonic Orchestra, Lois Marshall (Konstanze) Ilse Hollweg (Blonde), Leopold Simoneau, (Belmonte) Gottlob Frick (Osmin), Gerhard Unger (Pedrillo), Hans Georg Laubental (Bassa Selim). 

   2. Gesamtaufnahme  unter dem Dirgenten Joseph Krips , Wiener Philharmoniker, Anneliese      Rothenberger (Konstanze), Lucia Popp, Blonde, Nicolai Gedda (Belmonte), Gerhard Unger (Pedrillo),    Leopold Ludwig (bassa Selim)

Immer wieder ein Genuss beim Hören zumindest für die Sängerfreunde

Die Entführung aus dem Serail – eine wunderschöne „teutsche Oper“, von der Carl Maria von Weber sagte, dass auch ein Mozart keine zweite hätte komponieren können, wenngleich die Welt berechtigt war, vom Don Giovanni oder vom Figaro mehrere von ihm erwarten zu können. Auch hier muss eine Auswahl aus dem riesigen Fundus getroffen werden:

Die Entführung aus dem Serail   Die Entführung aus dem Serail   Mozart:Die Entfuhrung Aus Dem Serail

Die Entführung aus dem Serail (Ga)   Die Entführung aus dem Serail (Ga)   Die Entführung aus dem Serail/Ouvertüren

Die Entfhrung aus dem Serail   Die Entführung aus dem Serail   Mozart: Die Entführung aus dem Serail (Gesamtaufnahme)

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail (Oper) (Gesamtaufnahme)   Mozart: Die Entführung aus dem Serail   Die vollständige Mozart-Edition Vol. 38 (Die Entführung aus dem Serail)

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