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MOZART, Wolfgang Amadeus: DON GIOVANNI

IL DISSOLUTO PUNITO OSSIA IL DON GIOVANNI
(Der bestrafte Wüstling oder Don Giovanni)
Dramma giocoso in zwei Akten, KV 527
Libretto von Lorenzo da Ponte
Uraufführung am 29. Oktober 1787 in Prag, Gräflich Nostitzsches Theater (heute Kajetan-Tyl-Theater)
Originalsprache: Italienisch.

PERSONEN DER HANDLUNG
Don Giovanni, junger Edelmann (Bariton)
Il Commendatore / Der Komtur (Bass)
Doña Anna (Sopran), seine Tochter und Braut von Don Ottavio (Tenor)
Doña Elvira, Dame aus Burgos, von Don Giovanni verlassen (Sopran)
Leporello, Don Giovannis Diener (Bass)
Masetto (Bass), ein Bauer, Bräutigam der
Zerlina (Sopran)
Chor, Statisten: Bauern, Bäuerinnen, Musikanten, Diener

Ort und Zeit: Eine spanische Stadt, bei der Uraufführung als zeitgenössisch dargestellt.

Erster Akt.
Vor dem Palast des Komturs in der Nacht.
Don Giovannis Diener Leporello geht vor dem Haus des Komturs missmutig auf und ab. Er wartet auf seinen Herrn, der sich bei Doña Anna, der Tochter des Komturs, eingeschlichen hat; Leporello geht davon aus, dass sein Herr die Liste seiner weiblichen Eroberungen auffüllen will. Er singt sich gerade seinen Frust von der Seele, weil er auch ein Herr und nicht immer nur Diener sein will. Seine Reflexionen werden jedoch plötzlich unterbrochen, denn aus dem Haus stürmt der maskierte Don Giovanni, verfolgt von Doña Anna, die ihn laut schreiend stellen will und zu erkennen sucht.

Der Lärm hat Doña Annas Vater geweckt, der mit gezogenem Degen auf die Szene eilt und den Eindringling zum Zweikampf um die Ehre seiner Tochter fordert. Don Giovanni nimmt dem Kampf an und verspricht dem Alten sogleich den Tod. Tatsächlich hat der Komtur der jugendlichen Behändigkeit Don Giovannis nichts entgegensetzen, er wird getötet und verflucht den Mörder noch mit dem letzten Atemzug. Don Giovanni sucht mit dem vor Angst schlotternden Leporello schnell das Weite und als kurz darauf Doña Anna mit ihrem Verlobten Don Ottavio erscheint, hinter ihnen Diener mit Leuchtern, können sie nur noch den Tod des Komturs feststellen. Doña Anna bricht vor ihrem toten Vater zusammen, aber sie fordert, nachdem sie wieder zu sich gekommen ist, Don Ottavio zur Rache an ihrem toten Vater auf.

Verwandlung in eine Straße bei beginnendem Tag.
Don Giovanni muss sich von seinem Diener den Vorwurf eines schurkischen Lebenswandels vorwerfen lassen. Zwar reagiert der Edelmann zornig, doch Leporellos Unterwürfigkeit lässt ihn schnell wieder zur Ruhe kommen. Dann erzählt er seinem Diener von einer Schönen, die er gesehen und von ihr sogar eine Zusage für ein Treffen bekommen hat. Plötzlich aber schnuppert er „süßen Weiberduft“ und Leporello kann nur noch die „feine Nase“ bewundern, da kommt eine vornehm gekleidete Dame auf die Szene. Sofort hat Don Giovanni das gerade erwähnte Abenteuer vergessen und er entflammt für diese Fremde. Er nähert sich ihr, macht ihr den Hof, als sie sich zu ihm wendet, fallen er und Leporello aus allen Wolken: Vor ihnen steht Doña Elvira aus Burgos, die Don Giovanni hat sitzen lassen und die jetzt auf der Suche nach ihm ist. Während sie ihm wortgewaltig Vorwürfe macht – was Leporello mit „sie redet wie ein Buch“ kommentiert – verschwindet sein Herr heimlich und lässt seinen Diener mit ihr zurück. Leporello rät Doña Elvira, den Herrn zu vergessen und zieht aus seiner Tasche als Beweis die Liste der Liebschaften des Don. Er zählt sie ihr (in der berühmten Registerarie) auf: „In Italien sechshundert und vierzig, hier in Deutschland zweihundert und dreißig, hundert in Frankreich und neunzig in Persien, aber in Spanien schon tausend und drei.“ Während der letzten Worte seiner Arie zieht er sich, von der wie versteinert dastehenden Doña Elvira unbemerkt, zurück. Allein auf der Szene lässt sie ihrer Verachtung über Don Giovanni freien Lauf, geht dann entschlossen ab.

Verwandlung in einen Dorfplatz am Vormittag.
Auf dem Dorfplatz singen und tanzen junge Bauern und Bäuerinnen. Das muntere Treiben beobachten Don Giovanni und sein Diener mit eindeutigen Absichten. Als Don Giovanni auf die Mädchen zugeht, erfährt er, dass Zerlina und Masetto ihre Hochzeit feiern. Sofort lädt er die ganze Gesellschaft auf sein Schloss ein und befiehlt Leporello, für beste Bewirtung und

Unterhaltung zu sorgen. Der Diener weiß, was sein Herr von ihm erwartet und hofft, dass auch für ihn heute eine der jungen Schönen „abfällt“ und geht mit allen – bis auf das Hochzeitspaar – zum Schloss. Masetto muss sich inzwischen gegen die Annäherungsversuche Don Giovannis gegenüber seiner Zerlina ansehen und wird schließlich zornig. Don Giovanni aber weiß, wie man rebellische Untertanen beruhigt: Er zieht seinen Degen und schafft sich Masetto mit eindeutigen Drohungen vom Hals. Der geht mit klaren Verwünschungen gegenüber Zerlina ab.

Allein mit der Braut lässt Don Giovanni kein gutes Haar an Masetto und behauptet, dass sie für den Bauerntölpel viel zu schade sei. Er nimmt sie bei der Hand und trägt ihr verklausuliert die Ehe an. Eine Aussage, die Zerlina zwar gerne hört, die sie ihm jedoch nicht so ohne weiteres abnimmt. Das ist für den Lebemann aber kein Problem; er ist sich sicher, dass er auch diese junge Frau herumkriegen wird. Sie wenden sich also zum Schloss – doch unerwartet tritt ihnen Doña Elvira entgegen und überhäuft den Lebemann mit Vorwürfen. Sie warnt Zerlina vor dem „Heuchler“, doch er beteuert leise, dass die Dame durch die Liebe zu ihm leider den Verstand verloren habe. Deshalb müsse er ihr, um sie zu beruhigen, den fürsorglichen Ehemann vorspielen. Elvira bleibt jedoch stur, reißt sie wütend von ihm los und verschwindet mit ihr im Hintergrund.

Allein auf der Szene beklagt Don Giovanni sein aktuelles Pech bei Frauen. Als er gehen will, sieht er Doña Anna und Don Ottavio auf sich zukommen. Innerlich schon auf Ärger gefasst, nimmt er dann erstaunt zur Kenntnis, dass die Doña ihn nicht als den bei ihr eingedrungenen Mann erkennt, sondern ihm zwar traurig, aber freundlich und um Hilfe bittend gegenübertritt. Seine Maskerade am Abend zuvor muss also wirksam gewesen zu sein und er verspricht Doña Anna seine Unterstützung. Kaum hat er sich, wie gewohnt formvollendet, von dem Paar verabschiedet, tritt erneut Doña Elvira wie eine Furie auf, beschimpft ihn wortreich und warnt Doña Anna und Don Ottavio vor dem Heuchler. Don Giovanni greift zu der gleichen Entschuldigung wie bei Zerlina. Er bittet das Paar ihn zu verstehen, dass er sich um die vor Liebe kranke Doña kümmern muss. Die aber bleibt im Angriffsmodus, will ihn vor Doña Anna und Don Ottavio bloßstellen, doch Don Giovanni gelingt es, wenn auch mit Mühen und Zwang, mit ihr zu verschwinden.

Doña Anna steht wie versteinert: Die Stimme! Sie erkennt plötzlich, dass es Don Giovanni war, der in der Nacht in ihr Zimmer kam; er war es, den sie für ihren Verlobten hielt, er war es auch, der ihren Vater tötete. Sie verlangt von Ottavio, sie bei der Rache an dem Mörder zu unterstützen. Der schwört, dass er ihr beistehen werde und sie geht daraufhin schnell ins Haus. Don Ottavio kann sich zwar nicht vorstellen, dass ein Edelmann so eine Schandtat begehen könnte, aber er wird der Sache auf den Grund gehen.

Nach Ottavios Abgang kommen Don Giovanni und Leporello auf die Szene und der Diener erklärt seinem Herrn, was er sich alles hat einfallen lassen um das Bauernvolk im Schloss zu unterhalten. Leider kam die anstrengende Doña Elvira dazwischen und es hat ihn viel Mühe gekostet, sie wieder los zu werden. Doch nun geht es zum Schloss, feiert das große Fest und Leporello kann seiner Liste am späten Abend etliche neue Eroberungen hinzufügen.

Verwandlung in den Park vor Don Giovannis Schloss.
Zerlina versucht verzweifelt, ihren Masetto zu überzeugen, dass „der Herr“ nicht einmal ihre Fingerspitzen berührt hat, geschweige denn andere Körperteile. Sie stellt fest, dass es keinen Grund zur Eifersucht gebe. Außerdem darf er sie sogar schlagen und sie würde trotzdem seine Hände küssen. Masetto ist über ihre Worte, die er „Zauberkräfte“ nennt, erstaunt. Als aus dem Hintergrund plötzlich die Stimme Don Giovannis zu hören ist, drängt Zerlina in Masetto, zu gehen, ehe er vom Herrn erwischt wird. Das macht Masetto wieder misstrauisch, aber er geht und versteckt sich, um Zerlinas Treue zu testen. Don Giovanni kommt mit livrierten Dienern, denen er Anweisungen für das Fest gibt. Dann entdeckt er zufällig Zerlina und kurz darauf auch Masetto. Da jedoch genau in diesem Augenblick die Tanzmusik aus dem Festsaal zu hören ist, kommt es zu keinem Gespräch, sondern alle drei gehen hinein.

Nun treten Don Ottavio, Doña Anna und Doña Elvira mit Masken auf die Szene vor dem Schloss Don Giovannis. Doña Elvira ermahnt das Paar, mit festem Mut dem Verführer entgegenzutreten und ihn zu entlarven. Während Ottavio und Elvira genau das wollen, drückt Doña Anna ihre Angst aus. Als sie näher kommen, tritt zufällig Leporello auf den Balkon, sieht das Trio und lädt sie im Namen seines Herrn auf das Fest ein. Die nehmen die Einladung gerne an und Leporello geht wieder in den Festsaal zurück. Die Eingeladenen äußern ihre gemischten Gefühle vor dem, was auf sie zukommt, und erbitten die Hilfe des Himmels für ihr Vorhaben. Dann gehen sie ins Schloss.

Verwandlung in einen reich geschmückten Ballsaal.
Der Hausherr bietet den Gästen nicht nur erlesene Speisen und Getränke, sondern auch wunderbare Musik an: Zu einem höfischen Menuett tanzen die Edelleute, den Contretanz tanzt Don Giovanni mit Zerlina, und die Bauern vergnügen sich bei einem Ländler. Zwischendurch bringt der Hausherr einen Toast auf die Freiheit aus. Als dann der Tanz weitergeht zieht er, von den meisten Gästen unbemerkt, Zerlina mit sich fort. Masetto aber hat das gesehen und will den beiden durch das Gewühl der Tanzenden folgen. Doch im gleichen Moment hört man einen ängstlichen Schrei, den Masetto seiner Zerlina zuordnet. Er will zu ihr eilen, doch in diesem Moment kommt Don Giovanni mit gezogenem Degen und Leporello hinter sich herziehend aus dem Hintergrund. Er stellt seinen Diener als Übeltäter dar und droht ihm mit seinem Degen. Das ist der Augenblick, wo Don Ottavio und seine Begleiterinnen ihre Masken abnehmen und dem Hausherrn entgegenhalten, dass sie seine Verbrechen nicht mehr hinnehmen wollen. Don Ottavio zieht seinen Degen und klagt Don Giovanni des Mordes an Doña Annas Vater an, doch den interessiert diese Anklage nicht. Er will sich nicht ergeben, springt mit gezogenem Degen, den er gegen jeden Widerstand einzusetzen bereit ist, über Tische und Stühle in Richtung Ausgang. Während des Orchesternachspiels fällt der Vorhang.

Zweiter Akt.
Eine Straße mit dem Haus Doña Elviras in der Dämmerung.
Don Giovanni streitet sich mal wieder mit Leporello, weil der ihm wegen der Frauengeschichten nicht länger dienen will; der Ärger am Ballabend hat ihm gereicht. Nur ein Ende der Weibergeschichten könnte ihn zum Bleiben bewegen. Er soll, so der Edelmann verärgert, mit dem Unsinn aufhören. Von Frauen lassen? Don Giovanni behauptet, dass er ohne sie nicht leben kann. Sie sind für ihn so lebensnotwendig wie Essen, Trinken und Atmen. Aber er kennt natürlich Leporello genau und weiß, wie er ihn behandeln muss: eine volle Geldbörse schafft jegliches Problem aus der Welt. Tatsächlich bleibt Leporello, wenn auch murrend, mit der klingenden Münze weiter bei ihm.

Don Giovanni hat wieder eine Schöne ausgemacht und zwar Elviras Zofe, die Leporellos Register füllen soll. Dazu müssen Herr und Diener allerdings ihre Kleidung tauschen; unter einem Balkon will er Doña Elvira zunächst ein Ständchen bringen, um sie aus dem Haus zu locken. Leporello muss dann als Don Giovanni verkleidet mit ihr spazieren gehen, während er sich mit der Zofe vergnügt. Soweit der Plan; Elvira erscheint tatsächlich auf dem Balkon und spricht mit sich selber über ihre Gefühle zu dem Lebemann. Der schiebt Leporello nach vorn und singt eine schmachtende Arie, zu der Leporello die Gesten macht. Dabei gibt der Diener („beiseite gesprochen“) zu, dass ihm das Theater Spaß macht. Als Elvira aus dem Haus kommt geht Leporello, mit dem tief ins Gesicht gezogenen Hut, mit ihr spazieren.

Don Giovanni aber zückt jetzt seine Mandoline und singt der Zofe ein Ständchen, doch die zeigt sich nur kurz hinter der Gardine, kommt aber nicht heraus. Er will schon aufgeben, als er plötzlich Stimmen hört und Masetto mit bewaffneten Männern auf sich zukommen sieht. Verstecken kann er sich nicht mehr, allerdings kommt ihm die Dunkelheit zugute, und er gibt sich gegenüber Masetto als Leporello aus. Dessen Frage nach dem Verbleib seines Herrn beantwortet er wahrheitsgemäß, dass er es nicht weiß, dass er aber helfen will, den „Halunken“ zu finden. Er schickt die Bauern in verschiedene Richtungen fort, hält Masetto jedoch fest und fragt ihn nach seinen Waffen. Als Masetto sie ihm zeigt, nimmt er sie an sich, verprügelt Masetto damit und verschwindet dann in der Dunkelheit. Während der arme Kerl laut wehklagt, geht Don Giovanni mit Lachen davon.

Die Klagerufe hat Zerlina gehört, kommt angerannt und kümmert sich um ihren Bräutigam. Sie behauptet, das beste Mittel für ihn zu haben und legt seine Hand an ihr pochendes Herz und streichelt ihn dabei.

Verwandlung in einen dunklen Hof.
Doña Elvira ist inzwischen mit Leporello in einem dunklen Hof angekommen. Er ist bemüht, unerkannt fliehen zu können, doch lässt Elvira ihn aus Angst vor der Dunkelheit nicht los. Als er dann im Zwielicht eine Tür sieht, macht er sich vorsichtig von ihr los und geht darauf zu. Doch kommen ihm im gleichen Moment Don Ottavio und Doña Anna entgegen und er muss erkennen, dass er in der Falle sitzt. Als dann auch noch Masetto und Zerlina auftauchen, gibt Leporello auf. Er lüftet sein Inkognito und gibt sich als Diener Don Giovannis erkennen. Damit bringt er Zerlina und Masetto gegen sich auf, die sich natürlich für die Schläge rächen wollen, die er Masetto zu gefügt haben soll. Leporello wehrt sich natürlich mit dem Hinweis, dass er in der Verkleidung seines Herrn mit Doña Elvira spazieren gegangen ist. Mit dieser Darstellung hat er etwas Zeit gewonnen und sich der rettenden Tür genähert, durch die er still und heimlich fliehen kann. Die Verblüffung bei den Umstehenden ist groß und Doña Anna verlässt verärgert den Schauplatz, während sich Ottavio von Don Giovannis Schuld endgültig überzeugt zeigt. Er will nun ohne weitere Verzögerung dafür sorgen, dass der Wüstling der Gerichtsbarkeit übergeben wird, bittet aber die übrigen, seiner Verlobten zu folgen und sie zu trösten. Doña Elvira aber gibt ihren Gefühlen Ausdruck, die zwischen Zuneigung und Ekel vor Don Giovanni schwanken.

Verwandlung in einen Friedhof mit Statuen.
Leporello und Don Giovanni treffen sich zufällig an diesem Ort. Letzterer kann es nicht lassen, seinem Diener die neuesten Eroberungen mitzuteilen. Er bringt Leporello jedoch gegen sich auf, als er gesteht, dass unter den Liebchen auch dessen Frau war. In sein unbändiges Lachen über diesen Coup dringt plötzlich eine mysteriöse Stimme, die seinen Lebensstil rügt. Herr und Diener blicken sich erstaunt und erschrocken zugleich um, können jedoch niemanden sehen. Leporello graust es, doch sein Herr entdeckt Grab und Statue des Komturs. Er fordert Leporello auf, ihm die Inschrift auf dem Sockel vorzulesen. Leporello weigert sich, weil er im Dunkeln nicht lesen kann. Wie von Don Giovanni gewohnt, nimmt der die Weigerung seines Dieners nicht einfach hin, sondern droht ihm mit seinem Degen. Leporello bückt sich also und liest stockend zitternd: „Ich warte hier der Rache an jenem Buben, der mir das Leben raubte.“ Don Giovanni und Leporello sind sich sicher, dass sie die Stimme des Komturs gehört haben. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens verlangt der Herr von seinem Diener, dass er die Statue des Komturs zum Nachtmahl in sein Schloss einlädt. Außer sich vor Entsetzen gehorcht Leporello; als er aber sieht, dass die Statue mit dem Kopf nickt und laut „Ja“ sagt, flieht er über die Friedhofsmauer, während Don Giovanni erstaunt reagiert, dann jedoch seinem Diener nacheilt.

Verwandlung in ein Zimmer in Doña Annas Haus.
Don Ottavio ist immer noch bemüht, seine Verlobte zu beruhigen. Als er sie um eine Entscheidung zu einer baldigen Heirat bittet, reagiert sie ablehnend, was ihn verstört. Doch sie erklärt die Ablehnung mit dem beginnenden Trauerjahr. Sie bleibt aber dabei und sagt, dass ihre Liebe ihm gehöre und sie weiterhin zu ihm stehen werde. Abschließend bittet sie Gott um glücklichere Tage.

Verwandlung in das Speisezimmer in Don Giovannis Schloss.
Während Leporello seinem Herrn das Essen serviert, spielen die Musiker zur Unterhaltung auf und als erstes Stück erkennt der offensichtlich musikalisch gebildete Diener Musik aus Vicente Martin y Solers Oper „Una cosa rara“. Als er dann den zweiten Gang serviert, spielen die Musiker wieder ein Stück, das er kennt: es ist aus Giuseppe Sartis Oper „Fra i due litiganti il terzo gode“. Leporello kann sich, angesichts der üppigen Speisen, nicht bremsen und zwackt sich ein Stück vom Braten ab. Das hat Don Giovanni gesehen und er maßregelt, gespielt scherzhaft, ihn dafür, worauf sich Leporello nicht nur entschuldigt, sondern gleich noch den Koch des Hauses lobt. Als er dann den dritten Gang serviert, spielen die Musiker ein Stück, das Leporello zwar zu kennen glaubt, aber nicht benennen kann. Wir können natürlich aushelfen: es ist das „Non piu andrai“ aus dem Mozarts „Figaro“.

Das Nachtmahl wird nun durch Doña Elvira gestört, die wie eine Furie in den Raum stürzt und an Don Giovanni appelliert, sein Leben zu ändern. Es wundert nicht, dass der Lebemann über ihren Auftritt nur lachen kann. Er verhöhnt sie, fällt vor ihr mit Schmähworten auf die Knie, und sie rennt schließlich wütend davon. Aber sie kommt nicht weit, denn an der Tür schreit sie entsetzt auf, weicht zurück und sucht sich, immer weiter schreiend, einen anderen Ausgang. Don Giovanni reagiert darüber verstört und schickt Leporello an die Tür. Aber auch der kommt mit einem Schreckensruf zurück, kann auf Don Giovannis Frage nur mit zitternder Stimme antworten, dass der „Mann aus Stein“, die Statue des Komturs vom Friedhof, draußen stehe und Einlass begehre. Don Giovanni hält das für ein Hirngespinst, nimmt sich den mehrarmigen Kerzenleuchter vom Tisch und geht damit zur Tür, während sich Leporello zitternd versteckt.

Kaum an der Tür angekommen springt sie auf und tatsächlich steht die Statue des Komturs vor ihm. Er lehnt Don Giovannis Einladung zu seiner Tafel ab, fordert ihn aber auf, zu ihm zum Essen zu kommen. Leporello ruft seinem Herrn zu, dass er ablehnen soll, doch Don Giovanni reicht der Statue als Zeichen der Zustimmung die Hand – und zuckt schreiend zusammen: Die Statue fordert jetzt mit schneidenden Worten mehrmals „Pentiti“ (Reue) von ihm, doch der Don weigert sich energisch, der Forderung nachzukommen. Die Statue lässt seine Hand los und geht ab. Plötzlich zucken aus dem Boden Flammen und Geisterstimmen fordern, zu bereuen. Doch Don Giovanni bleibt sich treu, lehnt die Reue ab, worauf schwarze Gestalten ihn ergreifen und in die Tiefe ziehen. Seine Entsetzensrufe lassen Leporello ebenso entsetzt aufschreien.

Während die Flammen erlöschen, erscheinen Don Ottavio mit Doña Anna, Zerlina mit Masetto und Doña Elvira, um ihre Rache auszuführen. Am ganzen Körper zitternd kommt Leporello aus seinem Versteck und berichtet, was geschah. Im finalen Sextett geben alle ihre angedachte Lebensplanung bekannt: Ottavio will nach dem Trauerjahr Doña Annas heiraten, Doña Elvira will in ein Kloster gehen, Masetto und Zerlina haben die nächste Mahlzeit im Kopf, aber keine weitergehenden Pläne. Leporello kommt nicht umhin, sich in der nächstgelegenen Osteria einen neuen und hoffentlich besseren Herrn zu suchen. Einig sind sich aber alle darin, dass Don Giovanni dort gelandet ist wo er hingehört: in der Hölle. Sie verkünden als Moral von der Geschichte, dass jeder das bekommt, was er sich durch seinen Lebenslauf verdient hat.

© Manfred Rückert

Anmerkungen:

Nach dem herausragenden Erfolg des „Figaro“ 1786 in Prag war es für den Direktor des Theaters, Pasquale Bondino, klar, dass Mozart für sein Haus eine neue Oper komponieren musste! Der von Mozart ins Auge gefasste Librettist Lorenzo da Ponte schlug dem Komponisten den Don-Juan-Stoff vor, den Mozart akzeptierte. Da Lorenzo da Ponte gleichzeitig noch an zwei Opern (für Martín y Soler und Antonio Salieri) arbeitete, war Mozarts Zustimmung eine Erleichterung für ihn, denn er konnte nicht nur auf Tirso de Molinas „El burlador de Sevilla“ zurückgreifen, sondern auch auf Giuseppe Bertatis Text für Giuseppe Gazzanigas „Don Giovanni“, der soeben, am 5. Februar 1787, im Teatro San Moisè in Venedig uraufgeführt worden war. Da man damals kein Urheberrecht kannte, griff da Ponte gerade bei Bertatis Text vollumfänglich zu. Hier fand er alle Grundsituationen vor, die er für sein eigenes Libretto gebrauchen konnte. Allerdings ist es nur da Ponte gelungen, den handelnden Personen eine individuelle Zeichnung der Charaktere zu geben. Bertati kommt an da Pontes Leistung nicht heran.

Mozart traf am 4.Oktober 1787 mit seiner Frau in Prag ein und überwachte die Einstudierung seiner Oper, die eigentlich als Festvorstellung zu Ehren des Prinzen von Sachsen geplant war. Die geplanten Termine mussten aber zweimal verschoben werden.

Für die Wiener Aufführung am 7.Mai 1788 komponierte Mozart drei Stücke nach: Ottavios „Il mio tesoro“ im 1. Akt wurde durch das „Dalla sua pace“ ersetzt, und für die Donna Elvira kamen Rezitativ In quali eccessi, o Numi“ und Arie „Mi tradì quell’alma ingrata“ hinzu. Außerdem schrieb er ein Duett Zerlina/Leporello „Per queste tue manine“ in die Partitur für die Wiener Erstaufführung, das heute aber immer gestrichen wird, während Elviras und Don Ottavios Kompositionen in Aufführungen immer gesungen werden. Es darf bezweifelt werden, dass Mozart damit einverstanden wäre, denn es verschiebt die Balance der Gesangsnummern. Weggelassen wurde in Wien, wie vielfach dnn im 19. Jahrhundert, die „Scena ultima“ nach Don Giovannis Höllenfahrt.

Die Zeugnisse zu Don Giovanni sind vielfältig, und alle unterstreichen den Ausnahmecharakter des Stückes. Für E.T.A.Hoffmann war der Don Giovanni die „Oper aller Opern“; er hat übrigens das Verhältnis von Donna Anna zu Don Giovanni als Liebesbeziehung interpretiert. Da ist wohl ein Fragezeichen angebracht. Kirkegaard hat 1834 auch geschrieben, dass die Oper als „Inkarnation der Genialität des Sinnlichen“ aufzufassen sei.

Goethe schrieb 1797 an Schiller, dass „Ihre Hoffnung, die Sie von der Oper hatten“ [nämlich dass aus ihr sich „das Trauerspiel in einer edlern Gestalt“ entwickeln würde], „würden Sie neulich im Don Juan auf einen hohen Grad erfüllt gesehen haben“. Auch Brecht („dieser Gipfel ist nie wieder erreicht worden“) und Ernst Bloch sowie Ortega y Gasset waren Bewunderer des „Don Giovanni“.

Der „Don Giovanni“ ist ein Wunderwerk aus dem Bereich der Oper, das seinerzeit, also zur Zeit der Uraufführung, sicherlich seinesgleichen suchen musste. Der glänzenden Uraufführung in Prag folgte eine weniger erfolgreiche Aufführung in Wien, für die Mozart einige Neukompositionen geschaffen hat, die zum Teil auch heute noch in Aufführungen mitgesungen werden, die den Gesamtplan Mozarts von seiner Oper aber stören könnten – zumindest sehe ich das im Einklang mit vielen Musikwissenschaftlern so.

Auch von dieser Meisteroper habe ich mehrere Aufnahmen im Regal und auch sie sind mit alle wichtig, auch sie will ich nicht missen, doch Otto Klemperers Einspielung steht an der Spitze aller Aufnahmen.

 

Meine oben zitierte Lieblingsaufnahme hat nunmehr andere Einspielungen an die Seite bekommen:

 

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791): Don Giovanni, DVD

Diese legendäre Furtwängler-Aufnahme von den Salzburger Festspielen 1953 darf natürlich bei keinem Don-Giovanni-Fan im Regal fehlen! Ansonsten poste ich hier eine Auswahl der verfügbaren Einspielungen:

Mozart: Don Giovanni - Sir Neville Marriner - 3CD BOX SET / 1991 FIRST EDITON WITH 272PP BOOKLET/ PHILIPS   Mozart: Don Giovanni   Mozart: Don Giovanni

Don Giovanni   Mozart: Don Giovanni   Don Giovanni (Ga in Deutscher Sprache)

Don Giovanni (Ga)   Don Giovanni (Gesamtaufnahme ital., Ludwigsburg 1994)  Don Giovanni (Gesamtaufnahme)

Mozart: Don Giovanni (Gesamtaufnahme)  Mozart: Don Giovanni (Gesamtaufnahme)  Mozart: Don Giovanni (Gesamtaufnahme(ital.))

 

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