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MOZART, Wolfgang Amadeus: DIE GÄRTNERIN AUS LIEBE (La finta giardiniera)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791):
LA FINTA GIARDINIERA
(Die verstellte Gärtnerin, auch Die Gärtnerin aus Liebe)

Dramma giocoso in drei Akten, KV 196
Libretto von einem unbekannten Autor,
vielleicht Giuseppe Petrosellini oder Marco Coltellini
Originalsprache: Italienisch.
Uraufführung am 13. Januar 1775 im Opernhaus St. Salvator in München.

Personen der Handlung:
Podestà (Tenor), Amtshauptmann von Lagonero
Sandrina (Sopran), Marchesa und Geliebte von Graf Belfiore, jetzt als Gärtnerin Sandrina
Graf Belfiore (Tenor), Liebhaber der Marchesa, jetzt der Arminda
Arminda (Sopran), Nichte des Podestà, Geliebte Don Ramiros, jetzt Graf Belfiores Liebste
Don Ramiro (Mezzosopran), Liebhaber der Arminda, von dieser aber verlassen
Serpetta (Sopran), Kammerzofe des Podestà, in diesen auch verliebt
Nardo (Bariton), Diener Sandrinas, der sich als ihr Vetter ausgibt, jetzt aber Serpetta liebt

Ort und Zeit: Landsitz des Podestà von Lagonero im 18. Jahrhundert.

Vorgeschichte: Graf Belfiore hat in einem Anfall von Eifersucht seine Geliebte, die Marchesa Violante Onesti, verwundet, glaubt aber, sie getötet zu haben. Er flieht deshalb und löst damit die Suchaktion der Marchesa und ihres Dieners Robert aus. Die verdingen sich bei dem Podestà von Lagonero als Gärtnerin Sandrina und als Diener Nardo. Der Amtshauptmann (Podestà) verliebt sich in die schöne Gärtnerin, vernachlässigt aber dadurch seine Wirtschafterin Serpetta. Um die bemüht sich jetzt, wenn auch vergeblich, Nardo. Zu erwähnen ist noch der Ritter Ramiro, der seit einiger Zeit beim Podestà als Gast lebt, und in den sich Arminda, die Nichte des Podestà. verliebt hat. Seit sie den Grafen Belfiore kennt, ist Ramiro allerdings bei ihr abgemeldet. Sie strebt eine Verbindung mit dem Grafen an.

Erster Akt.

Garten vor dem Landhaus mit einer geschwungenen Treppe zum Eingang des Hauses.
Man erwartet die Ankunft Armindas, um deren Verlobung mit dem Grafen Belfiore zu feiern. In einem Quintett lassen alle ihren Gefühlen freien Lauf: Ramiro seufzt über seine unerwiderte Liebe zu Arminda – der Podestà sieht Sandrina schon als die Seine. Die ist aber unglücklich über ihr Schicksal – Nardo ist verstört über Serpettas Gleichgültigkeit – und Serpetta ist eifersüchtig auf Sandrina, weil sie selbst in den Podestà verliebt ist.
Der Podestà, der Sandrina eine Liebeserklärung machen will, schickt deshalb Nardo und Serpetta fort. Während Nardo tatsächlich geht, bleibt Serpetta (beiseite und neugierig beobachtend) stehen. Sandrina weicht den Avancen des Podestà aus und Serpetta kommt hervor, um Sandrina (natürlich aus Eigennutz) zu unterstützten. Das gefällt dem Amtshauptmann überhaupt nicht und er jagt Serpetta wütend davon. Mit Sandrina abermals allein, vergleicht er seine Gefühle mit den Instrumenten eines Orchesters, geht danach ab, während sie ihr trauriges Schicksal beklagt. Nardo sieht das, tritt hinzu und will sie aufheitern, hat aber keinen Erfolg, denn sie lässt ihn stehen und geht ab. Dabei kommt ihr Ramiro entgegen, der in ihrem Beisein die Untreue der Frauen beklagt und sie, die sich beleidigt fühlt, die Falschheit der Männer. Man kann nur mit Bedauern das Gefühlschaos bei allen Beteiligten feststellen.
Inzwischen ist Arminda eingetroffen und wird vom Onkel begrüßt. Dass sie nicht von ihrem Bräutigam begrüßt wird, ist ihr eine Beschwerde wert. Als Serpetta sie mit einem Handkuss begrüßen will, weist Arminda sie jedoch hochmütig ab. In diesem Moment tritt Graf Belfiore hinzu und zeigt wortreich seine Bewunderung über die Schönheit und Klugheit seiner Braut. Der gleichen Meinung ist auch Onkel Podestà, was Arminda uninteressiert zur Kenntnis nimmt und abgeht. Podestà und Graf sind über den Auftritt verwirrt, doch muss der Onkel seine Nichte vor dem Grafen über den grünen Klee loben, dem der Graf zwar sofort zustimmt, dann aber ungefragt sein Glück bei Frauen hervorhebt. Einmal so mit Selbstlob in Fahrt, hebt er auch seine Familie hervor, in der es nicht nur Marschälle, Prinzessinnen und Königinnen gegeben hat, sondern auch schon römische Konsuln. Bei so einer solchen Ahnenreihe kann man, wie er es tut, hocherhobenen Hauptes abgehen. Der Podestà schaut ihm kopfschüttelnd nach und geht dann zur anderen Seite ab.
Serpetta und Nardo kommen auf die Szene und sie beklagt, dass Arminda zu viel von ihr fordert, weshalb sie nicht länger bleiben will. Nardo versucht mal wieder, sie für sich zu gewinnen. Sie lässt ihn, ohne auf seine Avancen einzugehen, einfach stehen und geht zur einen Seite, Nardo enttäuscht zur anderen Seite davon.
Sandrina seufzt über Graf Belfiore. Arminda kommt und erzählt der (vermeintlichen) Gärtnerin, dass sie den Grafen heiraten werde. Vor Schreck fällt Sandrina in Ohnmacht und Arminda ruft nach Hilfe. Belfiore kommt und Arminda geht, um ein Riechfläschchen zu holen. Der Graf erkennt seine ehemalige Geliebte wieder und sie, wieder zu sich gekommen, in ihm den Grafen, was sie ihm jedoch nicht zeigt. Als Arminda mit dem Riechfläschchen zurückkommt trifft sie auf dem zufällig hinzugetretenen Ritter Ramiro, ihrem früheren Verlobten. Interessant ist die Beobachtung des Zuschauers, dass sich alle vier verlegen anschweigen.
Der Podestà tritt mit dem Verlangen auf, über das Geschehene aufgeklärt zu werden – doch die so Angesprochenen gehen wortlos ab und lassen ihn völlig ratlos zurück. Das findet der Podestà mehr als unhöflich und beschließt, die Bagage aus dem Haus zu weisen. Da kommt unerwartet Serpetta mit der Nachricht, dass Gärtnerin und Graf im Garten „der Liebe frönen“. Völlig außer sich will der Podestà nachsehen, wird dabei aber von Nardo aufgehalten, der Serpetta eine intrigante Lügnerin nennt. Es kommt zunächst zu gegenseitigen Beschuldigungen, ehe sie dann alle in den Garten eilen, um sich selbst ein Bild zu machen.
Belfiore versucht derweil, Sandrina zu überreden, sich zu offenbaren; darauf geht sie jedoch nicht ein, vergisst dann aber ihre Rolle und macht ihm wegen seiner Untreue Vorwürfe. Dadurch wird ihm natürlich klar, dass Violante ihn erkannt hat. Als er reuig vor ihr niederfällt, kommen Arminda, Ramiro, Serpetta, der Podestà und Nardo hinzu. Sie verstehen den Kniefall des Grafen vor Sandrina falsch und überhäufen beide mit Vorwürfen. Der Graf ist verzweifelt, weil ihm jetzt klar wird, dass er zwei Damen zur Auswahl hat, die ihm beide gefallen und er sich nicht entscheiden kann, welche er heiraten soll – Arminda oder Violante/Sandrina. Der erste Akt endet in allgemeiner Verwirrung.

Zweiter Akt.

Gleiches Bühnenbild.
Ramiro „baggert“ erneut Arminda an – wieder ohne Erfolg – und gerät darüber in Rage. Er wirft ihr vor, dass sie aus purem Ehrgeiz dem Grafen den Vorzug geben will, weil sich „Gräfin Arminda“ besser anhört als nur „Arminda“. Er geht wütend und enttäuscht ab. Dafür kommt Belfiore auf der Suche nach Sandrina daher, nimmt aber Arminda nicht wahr. Sein Selbstgespräch veranlasst sie, sich bemerkbar zu machen und zu fragen, wen er sucht. Er behauptet, sie gesucht zu haben, was sie ihm aber nicht glaubt und enttäuscht über die Lüge davon geht. Serpetta kommt hinzu und rät ihm, als offensichtlich gut informierte, Arminda um Verzeihung zu bitten. Über diesen Rat nachdenkend geht Belfiore ab.

Verwandlung in den Garten.
Nardo bemüht sich auf italienische, französische und englische Art wieder einmal um Serpetta. Ohne ihre Reaktion abzuwarten geht er ab und hört nicht mehr, dass sie zugibt, sich in ihn verlieben zu können. Plötzlich spaziert Sandrina, ein Selbstgespräch führend, durch den Garten und gesteht sich ein, den Grafen gegen ihren Willen immer noch zu lieben. Der kommt ihr von der anderen Seite entgegen und sie überfällt ihn sofort wieder mit Vorwürfen. Er dagegen fleht sie an, ihm doch wieder die alte Liebe zu schenken. Ihre Antwort gleicht einer Volte, denn sie behauptet nun, nicht die Violante Onesti zu sein, sondern nur eine Bekannte. Insofern kennt sie die Ereignisse auch nur vom Hörensagen der Marchesa, bevor sie gestorben sei. Verwirrt darüber entschuldigt sich Belfiore bei Sandrina; als er ihr die Hand küssen will, ergreift er jedoch die des Podestà, der lauschend beiseite stand und jetzt hervor kam. Den Fauxpas nicht beachtend geht er ab.
Nun streiten sich Sandrina und der Podestà. Er nennt sie eine „Spröde“ und seiner unwürdig. Dann gibt er sich wieder leutselig und macht ihr eine Liebeserklärung, der sie aber ausweicht. Für den Podestà völlig unpassend kommen auf einmal Arminda und Ritter Ramiro; sie haben und einen Brief für ihn, der eine Schärfe in das Beziehungsgeflecht bringt, weil in ihm Graf Belfiore als Mörder der Marchesa Onesti bezichtigt wird. Ramiro fordert eine Untersuchung und der Podestà stimmt dem zu, auch mit dem Hinweis, dass er als Amtsperson der Obrigkeit gegenüber Rechenschaft ablegen muss. Er beschließt daher, den Grafen zum Verhör vorzuladen und, für ihn auch persönlich wichtig, wegen der Anklage die Heirat mit seiner Nichte Arminda abzusagen. Das ist für Ramiro wiederum ein Grund, erneut Arminda für sich einzunehmen, doch sie zeigt ihm immer noch die kalte Schulter, geht ab, ohne ihn weiter zu beachten. Ramiro schwört sich, weiter „am Ball zu bleiben“ und die Hoffnung nicht aufzugeben.

Verwandlung in die Amtsstube des Podestà.
Der Podestà verhört den Grafen in Gegenwart von Arminda und Serpetta. Belfiore macht aber widersprüchliche Aussagen und verstärkt dadurch den Verdacht, die Marchesa ermordet zu haben. Da tritt Sandrina hinzu und verteidigt Belfiore mit der Aussage, sie sei die Marchesa und seinerzeit nur verwundet, aber nicht getötet worden. Ungläubig bezichtigen die Anwesenden die Gärtnerin der Lüge und gehen, um sich zu beraten. Belfiore will sich bei Sandrina mit einem mit einem erneuten Liebesgeständnis bedanken, doch sie schlägt eine erneute Volte mit der Behauptung, sie sei nicht Violante Onesti, sondern habe sich nur aus Mitleid zu ihm als jene ausgegeben. Dann eilt sie davon und Belfiore ist, was nicht wundert,´jetzt ganz verwirrt.
Nardo kann seine Liebste nicht finden, hört Leute kommen und stellt sich beobachtend zur Seite. Es sind die Vorigen, allerdings hat Serpetta in Erfahrung gebracht, dass die Gärtnerin Sandrina verschwunden ist. Sofort beschließen der Podestà und Ramiro, sie zu suchen. Nardo aber erfährt von Serpetta zusätzlich, dass Arminda die Gärtnerin in ein nahes Waldstück bringen ließ, damit sie die Hochzeitfeierlichkeiten nicht stören kann. Das gefällt Nardo nicht und er beschließt, Graf Belfiore zu informieren; Serpetta dagegen erweist sich nach Nardos Abgang als eine frühe Vorläuferin von Despina, denn sie sagt, dass Mädchen ein gutes Herz haben müssen (wenn das auch bei Männern nichts einbringt), wichtiger sei es aber, Gleichgültigkeit zu zeigen und doch schmeicheln zu können.

Verwandlung in ein Waldstück.
Sandrina beklagt an ihrem verlassenen Ort ihr Schicksal und als sie Stimmen hört, sucht sie in einer Höhle Schutz. Das turbulente Finale in der Dämmerung des Waldes zeigt alle Personen auf der Bühne bei der Suche nach Sandrina. Im Halbdunkel gerät der Podestà dabei an Arminda, Belfiore an Serpetta und beide Männer glauben, mit Sandrina zu sprechen. Nur Nardo hat sie tatsächlich gesehen, lässt sich aber nichts anmerken. Ramiro kommt mit Fackeln; er ist entschlossen, Belfiore die Hand Armindas zu entreißen. Plötzlich aber gibt es eine merkwürdige Wendung der Situation, denn Sandrina und der Graf verlieren ihren Verstand und fühlen sich als mythische Götterwesen. Da muss man sich über die allseitige Verwirrung zum Aktschluss nicht wundern.

Dritter Akt.

Landhaus-Vorhof.
Serpetta kann sich vorstellen, sich Nardo in Liebe zuzuwenden. Der Graf Belfiore kommt hinzu und hält Nardo in seiner Verwirrtheit für die Göttin Venus, sich selbst aber für Merkur. Auch Sandrina benimmt sich merkwürdig, denn sie will als „Erminia“ unbedingt Nardo heiraten. Dem gelingt es nur Nardo mit Tricks, den beiden „Spinnerten“ zu entkommen. Der Podestà will den Grafen, wie man weiß, loswerden – damit wäre die Heirat von Arminda mit dem Grafen „vom Tisch“ und sie wäre umsonst gekommen. Aber zumindest eines ist für ihn fest und sicher: er kann Sandrina heiraten. Das findet Serpetta, gelinde gesagt, nicht schön, denn sie erinnert an eine frühere Aussage des Podestà, die sie als Eheversprechen verstanden hat, was der aber nicht wahrhaben will.
Arminda und Ramiro verlangen vom Podestà die Erfüllung ihrer Ehewünsche: Arminda den Grafen, Ramiro Arminda. Der Podestà, von der ganzen Situation genervt, gibt Arminda die Zusage, dass sie den Grafen heiraten kann und Ramiro sagt er zu, ihn mit Arminda verbinden zu wollen. Dann geht er schnell ab, wohl wissend, dass er Unsinn geredet hat. Arminda und Ramiro streiten sich über die unmöglichen Aussagen des Podestà und sie lässt ihn, allen Streits überdrüssig stehen und geht ab. Ramiro beklagt sich über Armindas Treulosigkeit.

Verwandlung in den Garten des Landhauses.
Die „ mythischen Götterwesen“ Sandrina und Belfiore sind eingeschlafen. Als jedoch von irgend-woher plötzlich Musik ertönt, erwachen sie und erkennen sich, jetzt vom Wahnsinn befreit, als Violante Onesti und Graf Belfiore. Der beginnt aber auch sofort wieder mit der Liebeswerbung, der Sandrina nach mehrmaligem Zögern endlich nachgibt. Als der Podestà kommt, besiegeln Violante und Belfiore vor ihm ihre Liebe. Arminda entschuldigt sich bei der Marchesa als sie Schuldige an dem Versuch, ihren Tod gewollt zu haben, doch die Onesti verzeiht ihr. Dann geht Arminda auf Don Ramiro zu und willigt in eine Ehe ein, was dieser auch beglückt annimmt. Der Podestà verbindet dann noch Serpetta mit Nardo und sagt: Es freue sich, wer will und es heirate, wer will. Dann setzt er noch hinzu, dass auch er heiraten werde, sobald er eine andere Gärtnerin, eine andere Sandrina, gefunden habe. Das Schluss-Septett ist ein Loblied auf die Gärtnerin, auf den Grafen und die Liebe.

© Manfred Rückert

Anmerkungen:
Es war vermutlich der Bischof von Chiemsee, Ferdinand Christoph Graf von WaldburgZeil (1719-1786), der Mozart den Auftrag für die Münchner Faschingsbuffa von 1775 verschafft hat. Der Bischof gehörte Zeit seines Lebens zu den Förderern Mozarts. Der Auftraggeber der Oper, Josef Anton Graf Seeau von Mühlleuten (1713-1799), war seit 1753 Intendant der „Churfürstlichen Hof-Music und Spectacln“ in der Funktion des Hof-, Kammer- und Theaterdirektors am kurfürstlichen Hof in München.

Mozart wiederum konnte, obwohl erst 19 Jahre alt, schon einige musikdramatische Werke vorweisen: Die Opera buffa „L finta Semplice (die bis dato allerdings noch nicht aufgeführt war), das Singspiel „Bastien und Bastienne“ (dessen Aufführung auch nicht gesichert ist) und die zwei Mailänder opere serie „Mitridate, re di Ponto“ und „Lucio Silla“. Zu erwähnen sind auch die zwei Serenata teatrale „Ascanio in Alba“ und „Il sogno di Scipione“ (letztere ist ebenfalls in Gänze noch nicht zur Aufführung gekommen) sowie die Azione sacra „La Betulia liberata“.

Da sich ein Libretto-Druck von Mozarts Oper nicht erhalten hat, stellt sich die Frage nach dem Textautor. Als Librettist hatte Joseph Mantuani (1860-1933), der Kustos der Musik-Abteilung der Österreichischen Nationalbibliothek, Raniero di Calzabigi genannt, allerdings mit Marco Coltellini als Bearbeiter. Eine Quellenangabe machte Mantuani nicht. Diese Zuschreibung führte bis zu der heute noch vertretenen Auffassung, Coltellini sei der Autor. Es sei hier daran erinnert, dass Coltellini der Librettist von „La finta semplice“ war.

Rudolph Angermüller und Dietrich Berke, die Herausgeber des Notenbandes, sind aufgrund von Indizien der Meinung, Giuseppe Petrosellini als Librettisten namhaft machen zu können. Sie stützen sich dabei auf die Arbeiten von Robert Münster, der sich seit 1965 ausführlich mit diesem Thema beschäftigt und seine Forschungen in verschiedenen Publikationen auch veröffentlicht hat. Dabei spielt das erhalten gebliebene Libretto der Uraufführung von Pasquale Anfossis gleichnamiger Oper von 1773/74, das Mozart offensichtlich als Vorlage benutzt hat, eine entscheidende Rolle. Darin gibt es einen bisher übersehenen Hinweis in der Widmung an die „Nobilissime Dame“ von den unterzeichnenden „Interessati“, womit nach damaligem Brauch Prima Donna, Prima Uomo, Komponist, Impresario und Librettist gemeint waren. Es wird dabei auf die erfolgreiche Zusammenarbeit in der vorangegangenen Spielzeit, also 1772/73, verwiesen, wobei das Dramma giocoso „L’incognita perseguitata“ von Giuseppe Petrosellini/Pasquale Anfossi stammend, genannt wird. Insofern, meinen Angermüller und Berke, liege der Schluss nahe, Petrosellini als Librettisten in Betracht zu ziehen.

Ein anderer Aspekt ist die von Angermüller und Berke vorgenommene Bezeichnung von Mozarts Oper als „Dramma giocoso“ und nicht als „Opera buffa“. Sie folgen damit argumentativ dem Titelblatt von Anfossis Oper und stellen fest, dass „La finta giardiniera“ einerseits Buffa-Elemente enthält, andererseits aber auch Strukturen der Opera seria aufweist und somit in neue Bereiche des Musiktheaters vorstößt und bis dahin auch keine Vorbilder hatte. Mozart hat es jedenfalls erstmals geschafft, buffoneske Szenen mit seelisch-tragischen Situationen zu verbinden.

Die Premiere war am 13. Januar 1775 im Salvatortheater in München; Mozart war wohl an den Vorbereitungen und der Einstudierung seiner Opera buffa beteiligt, dirigierte aber nicht selbst. Es kommen dafür entweder Antonio Tozzi oder auch Johann Nepomuk von Cröner in Betracht. Im Anschluss an Mozarts Oper wurde noch das Ballett „La ninfa pergiura, proteta per Amore“ aufgeführt, das (vielleicht) Niccola Piccini komponiert hat Endgültiges konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Wenn sich Vater und Sohn auch über einen großen Erfolg in München äußerten, muss man festhalten, dass die Oper tatsächlich wohl kein großer Erfolg war. Dabei ist nicht so sehr die Tatsache von lediglich zwei Wiederholungen wichtig, entscheidend ist vielmehr, dass das Publikum Mozarts Werk Unverständnis entgegenbrachte. Dieses Unverständnis ist wohl auch der Grund für die deutsche Singspielfassung von 1780, die Mozart durch seine Mitwirkung allerdings sanktioniert hat.

Zurückkommend auf das italienische Original von 1775 sei hier das Urteil eines Augen- und Ohrenzeugen zitiert, der entweder die Premiere oder eine der anderen Vorstellungen besucht hatte: der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791). Und der schrieb:
„Auch eine opera buffa habe ich gehört von dem wunderbaren Genie Mozart. Sie heißt: La finta giardiniera. Genieflammen zucken da und dort, aber es ist noch nicht das stille, ruhige Altarfeuer, das in Weihrauchwolken gen Himmel steigt. Wenn Mozart nicht eine im Gewächshaus getriebene Pflanze ist, so muß er einer der größten Komponisten werden, die jemals gelebt haben.“

Das Autograph.
Von Mozarts Handschrift sind nur der zweite und dritte Akt erhalten geblieben. Der erste Akt war schon bei Mozarts Tod nicht mehr vorhanden. Angesichts der Tatsache, dass der Komponist immer akribisch auf seine Autographe geachtet hat, ist der Verlust jedenfalls unerklärlich. Einige Musikforscher nehmen an, Mozart habe das Autograph an Johann Heinrich Böhm verliehen, der die deutsche Fassung 1780 in Augsburg aufgeführt hat. Angermüller/Berke bringen dagegen einen gewissen Anton Dessler ins Spiel, der die Oper in Wels aufführen wollte. Sie beziehen sich dabei auf eine Nachricht von Constanze Mozart an das Verlagshaus André vom 27. Februar 1800:
„Finta giardiniera wäre vielleicht in Original oder Copie zu bekommen von Hr. Drexler (Gewürzkrämer oder dergl.) in Wels (…) der einmal ein Liebhabertheater entrepenirt hatte.“
Beide Versionen sind möglich, erklären aber nicht, warum nur der erste Akt verschollen ist. Es ist unwahrscheinlich, dass Mozart nur diesen verliehen haben sollte. Jedenfalls verkaufte Constanze Mozart die zwei erhaltenen Akte im Jahre 1800 an André. 1873 gelangte das Manuskript an die Preußische Staatsbibliothek Berlin. Während des zweiten Weltkrieges wurden sie ausgelagert und befinden sich heute in der Jagellonen-Bibliothek in Krakau.

Erst während der Arbeit an der Notenausgabe dieser Oper kam man einem weiteren Manuskript auf die Spur: In einer mährischen Bibliothek wurde eine zeitgenössische Partiturabschrift gefunden, die die italienische Fassung aller drei Akte enthält. Mit Sicherheit aber steht fest, dass diese Kopie erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts erstellt wurde, somit keine Abschrift des Autographs sein kann. Da dieses Konvolut einen deutschen Text enthält, der aber wiederum mit dem Text des Augsburger Librettos nichts gemein hat, muss angenommen werden, dass die Kopie auf eine Art Zwischenquelle zurückgeht, die nur die italienische Fassung beinhaltete. Möglicherweise ist sie der Münchner Premieren-Fassung zuzuordnen, da man davon ausgehen kann, dass damals auch Kopien angefertigt wurden. Problematisch ist dabei die Ausweitung des Instrumentariums um Klarinetten und Pauken, weshalb die mährische Kopie in ihrer Authentizität als zweifelhaft anzusehen ist.

Dennoch wurde „La finta giardiniera“ aufgrund des Bibliothek-Fundes als vollgültiges Werk herausgegeben und liegt somit erstmals in einer dem Münchner Original nahekommenden Version vor. Das besondere an diesem Druck ist, dass die deutsche Singspielfassung integriert wurde. Auch wurde der deutsche Titel „Die verstellte Gärtnerin“ verwendet und der übliche, in der Authentizität aber zweifelhafte Titel „Die Gärtnerin aus Liebe“, nur in Parenthese gestellt.

 

Ein Jugendwerk Mozarts, das nicht oft dokumentiert ist:

Die vollständige Mozart-Edition Vol. 34 (Die Gärtnerin aus Liebe)   Mozart: Die Gartnerin Aus Liebe & bonus of Fritz Wunderlich in Die Entfuhrung aus dem Serail (2000-09-07)

Quellbild anzeigen

 

 

 

 

 

Aus den Anmerkungen im Vorbeitrag ist schon einiges über diese Faschingsoper des Neunzehnjährigen zu erfahren. Ich finde, dass auch diese Oper gut auf Platten dokumentiert ist:

Mozart: La finta giardiniera   La finta giardiniera [Blu-ray]   Harnoncourt - Mozart-La Finta Giardiniera

Mozart: La Finta Giardiniera [Blu-ray]   La finta giardiniera, K. 196, Act I Scene 4: Siam pur soli una volta   Mozart - La Finta Gardiniera

Die Gärtnerin aus Liebe (la Finta Giardiniera)   La Finta Giardiniera  

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