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MOZART, Wolfgang Amadeus: LUCIO SILLA

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791):
LUCIO SILLA (Lucius Sulla)
Dramma per musica in drei Akten, KV 135
Libretto von Giovanni de Gamerra
Originalsprache. Italienisch

Uraufführung am 26. Dezember 1772 in Mailand, Teatro Regio Ducale.

Personen der Handlung:
Lucio Silla, Diktator (Tenor)
Cecilio, römischer Senator (Sopran, Kastrat)
Giunia, Cecilios Braut (Sopran)
Lucio Cinna, Freund Cecilios (Sopran)
Celia, Schwester Sillas (Sopran)
Aufidio, Vertrauter Sillas (Tenor)
Chor: Wachen, Soldaten,Volk

Die Handlung spielt um das Jahr 80 v. Chr. in Rom.

Erster Akt.
Platz mit Bäumen und Ruinen am Tiber. In der Ferne der Quirinal und ein Tempel.
Der Senator Cecilio, der von Lucio Silla geächtet wurde, ist heimlich nach Rom zurückgekehrt, um sich nach seiner Verlobten Giunia zu erkundigen. Er trifft sich mit Lucio Cinna, der ihm berichtet, dass Diktator Silla seinen Tod verbreitet habe, weil er ebenfalls an Giunia interessiert ist. Diese Mitteilung macht Cecilio zornig, doch kann ihn Cinna beschwichtigen. Er rät ihm, sich zum Grab des im Krieg gefallenen Vaters von Giunia, Gaius Marius, zu begeben, um seine dort täglich betende Giunia zu treffen.

Im Palast bittet der Diktator gerade seine Schwester Celia, bei Giunia für ihn zu werben. Der Tribun Aufidio, ein enger Freund Sillas, rät ihm, die Geliebte durch Gewalt an sich zu binden, doch Celia meint, dass nur Güte und Geduld zum Ziel führt. Aufidio ist erstaunt darüber, dass sein Freund bei Giunia noch immer nicht weiter gekommen ist. Silla deutet an, dass er Giunia noch heute zu seiner Braut ernennen werde.

In diesem Moment kommt Giunia hinzu und Silla schickt Aufidio fort, um mit ihr allein zu sein. Aber der Versuch, sie von seiner Liebe zu überzeugen, geht daneben, denn sie lehnt seine Avancen ab und will lieber sterben, als sich mit ihm zu vereinen. Giunia geht und lässt Silla beleidigt zurück. Seiner Gefühle für sie kann er sich trotzdem nicht erwehren.

Verwandlung in eine dunkle, aber prächtige Halle.
Cecilio hat sich in der Begräbnisstätte für die gefallenen Helden versteckt und erwartet Giunia. Die nähert sich mit Gefolge, drückt ihr Leiden mit einem Klagegesang aus und bittet den gefallenen Vater sowie den angeblich hier beigesetzten Geliebten um Beistand. Cecilio tritt hervor und ruft bei Giunia erst Entsetzen, dann Überraschung hervor. Letztlich aber freut sie sich und den ersten Akt beendet ein entsprechendes Duett.

Zweiter Akt.
Bogengang mit Kriegstrophäen.
Aufidio trifft sich mit Lucio Silla und hetzt ihn gegen die starrsinnige Giunia auf. Für ihn ist Nachsicht kein Weg, um ans Ziel zu gelangen. Er empfiehlt, im Senat bekanntzugeben, dass Giunia seine Braut sei und meint, dass die Schöne es sicher nicht wagen würde, dagegen zu sprechen. In diesem Moment kommt Sillas Schwester Celia mit der Nachricht, dass es auch ihr nicht gelungen ist, Giunia umzustimmen. Silla muss nicht lange überlegen, er nimmt den Vorschlag Aufidios auf und ordnet an, dass seine Verlobung mit Giunia umgehend veröffentlicht werden soll. In einem Atemzug kündigt er seinen Entschluss an, Celia mit Lucio Cinna zu vereinen. Das ist für Celia augenscheinlich eine hocherfreute Nachricht.

Cecilio reagiert, als er von Sillas Plänen erfährt, wütend und will sofort mit gezogenem Schwert zu ihm eilen, doch kann ihn Cinna, der zufällig hinzukommt, beruhigen und aufhalten. Sein Argument lautet, dass unüberlegtes Handeln seine Geliebte in extreme Gefahr bringen würde. Cecilio wird tatsächlich nachdenklich und muss Cinna letztlich zustimmen. Er beruhigt sich und geht davon. Cinna, jetzt allein auf der Szene, gesteht sich ein, dass Silla ihm auch nicht ganz geheuer ist, seiner Liebe zu dessen Schwester Celia zum Trotz. Aber: sollte er sich mit Rachegedanken beschäftigen? In diesem Augenblick eilt Celia herbei und unterbricht ihn in seinen Gedanken mit der Nachricht, dass ihr Bruder beschlossen hat, sie mit Cecilio zu vermählen. Cinna glaubt sich verhört zu haben und ist einen Moment sprachlos, mit dieser durchaus erfreulichen Nachricht hatte er nicht gerechnet.

Cinna, der nun vollständig gegen Silla eingestellt ist, trifft Giunia und teilt ihr den Entschluss des Diktators mit, sie noch heute zur Braut nehmen zu wollen. Er schlägt ihr deshalb vor, diese Ehe zum Schein einzugehen, sich des Mannes aber in der Hochzeitsnacht zu entledigen. Entrüstet lehnt Giunia diese Vorgehensweise ab; sie äußert dagegen in einer Arie die Zuversicht, dass die Götter für Gerechtigkeit sorgen werden und geht niedergeschlagen ab. Cinna entschließt sich, den Mord selber auszuführen.

In der nächsten Szene sinnieren Silla und Aufidio über die anstehende Hochzeit und wer dagegen Einspruch einlegen könnte. Während dieses Gesprächs biegt Giunia um die Ecke, sieht Silla und Aufidio, und will sofort wieder umkehren, doch Silla eilt herbei und hält sie fest. Seine Werbung um ihre Hand erteilt sie mit scharfen Worten eine erneute Absage – mit dem Zusatz, dass auch der Tod sie von dieser Haltung nicht abbringen werde. Der Diktator äußert höhnisch, dass er diesen Weg durchaus „in Ordnung“ findet. Die beiden Männer gehen davon – Giunia bleibt zurück und gibt in einem Selbstgespräch zu, um das Leben Cecilios zu bangen. Zufällig kommt der vorbei und sie fleht ihn an, sie ihrem Schicksal zu überlassen, selbst jedoch zu fliehen. Und, Giunia kann es kaum glauben, aber er geht tatsächlich, wenn auch nur widerstrebend. Als sie abgehen will, kommt ihr Celia entgegen; sie will sie trösten und sagt, dass die Götter ganz bestimmt gnädig sein werden. Nach ihrem Abgang überlegt sich Giunia, wie sie ihrer misslichen Lage entfliehen kann – und kommt zu dem Schluss, dass ihr nur ein Gnadengesuch vor dem Senat helfen kann und in der Folge ihrem Geliebten auch.

Verwandlung in den Senatssaal des Kapitols.
Silla wird im Senat mit festlichem Gepränge empfangen. Er kommt ohne Umschweife zu seinem Anliegen: Gestärkt durch seinen Kriegsruhm fordert er die Zustimmung der Senatoren zu seiner Heirat mit Giunia. Die aber weist aufgebracht sein Ansinnen zurück. In die entstandene und gefährlich wirkende Stille kommt Cecilio mit gezogenem Schwert und tritt zu Silla und Giunia. Der Streich gegen Silla gelingt jedoch nicht, weil die Senatswachen auf der Hut sind und Cecilio blitzschnell entwaffnen und fesseln. Die Aufregung ist jedoch noch nicht vorbei, denn nun kommt Cinna bewaffnet in den Saal gestürmt, um seinen Schwur, Silla zu töten, auszuführen. Als er allerdings Cecilio in Ketten sieht, schaltet er schnell und behauptet, zum Schutz Sillas gekommen zu sein. Im Schlussterzett des zweiten Aktes gestehen sich Giunia und Cecilio ihre Liebe, während Silla nur schwer seine Wut beherrschen kann.

Dritter Akt.
Eine Vorhalle zu den Kerkern.
Den angeketteten Cecilio besuchen Cinna und Celia. Wahrend Cinna nicht mehr an eine einvernehmliche Lösung glaubt, geht Celia, die sich bei Silla für Giunia eingesetzt hat, jedoch davon aus. Sie will weiter versuchen, ihren Bruder umzustimmen. Während Cecilio sich nicht vorstellen kann, dass Silla ihm gegenüber gnädig ist, hat Cinna, durch Celias Äußerungen ermutigt, keine Bedenken.

Giunia ist es gelungen, zu ihrem Geliebten in den Kerker vorzudringen. Sie tröstet Cecilio mit den Worten, dass sie gemeinsam in den Tod gehen werden. Aufidio kommt mit Wachen in die Vorhalle und Cecilio bekennt, nicht zu wissen, was auf ihn zukommt. Er nimmt deshalb von seinen Freunden Abschied. Während er von Aufidio und seinem Wachtrupp abgeführt wird, äußert sich Giunia überzeugt, dass er getötet werden soll und sie will mit ihm sterben.

Verwandlung in eine große Halle.
Volk und Senatoren haben sich eingefunden und sprechen sich unisono für Cecilio und Giunia aus. Letztere beschuldigt Silla öffentlich des beabsichtigten Mordes an Cecilio, doch der Diktator überhört alles, lässt Cecilio vorführen und begnadigt ihn zur Überraschung aller Umstehenden. Damit nicht genug, vermählt er Cinna mit seiner Schwester Celia und – historisch verbürgt – legt sein Amt nieder. Er will nicht mehr als offenbar untauglicher Herrscher gelten, sondern als einfacher Bürger Roms leben. Das bejubeln Volk und Senatoren, heben Sillas weisen Entschluss hervor und sehen ihn als erhabenen Sieger über Ruhm und Ehre.

© Manfred Rückert

Anmerkungen:
Mozarts letzte Oper für Italien war ein besonders ehrenvoller Auftrag, denn er konnte damit die prestigeträchtige Karnevalsspielzeit 1772/73 in Mailand eröffnen. Der Komponist traf am 4. November in der Stadt ein, und schrieb die Musik im Laufe des Dezember, nachdem die Interpreten eingetroffen waren. Das bedeutet nichts weniger, als dass Mozart die Musik den Sängern auf den Leib schrieb.

Die Voraussetzungen für eine glanzvolle Premiere waren günstig: Das Orchester galt als eines der besten in Europa, die Ausstattung stammte von den berühmten Brüdern Galliari und der Sänger des Cecilio, der Kastrat Venanzio Rauzzini – für den Mozart damals das „Exsultate, jubilate“ (KV 165) komponierte – wie auch die Sopranistin Anna de Amicis-Buonsolazzi (die als Giunia vorgesehen war) gehörten zur absoluten Spitzenklasse des Opernbetriebes. Das galt allerdings nicht für den (eingesprungenen) Bassano Morgnoni, weshalb Mozart für ihn (als Silla) nur sehr bescheidene zwei Arien schrieb. Darunter litt sowohl das Profil der Titelrolle wie auch das dramaturgische Gleichgewicht der Arien.

Gamerras Text orientiert sich weitgehend am Ideal Pietro Metastasios und überträgt, wie in einem Lehrbuch, menschliche Verhaltensweisen auf die Handelnden aus der römischen Geschichte. Darüber hinaus aber reicherte der Librettist die Handlung mit Todes- und Geister-Beschwörungen an, um besonders gespenstische und bedrückende Situationen zu schaffen.

Die Abfolge der 23 Nummern bewältigte Mozart souverän. Es gibt zwar keine Ansätze musikalischer Reformen, dafür aber eine abwechslungsreiche Orchestersprache. Mozart komponierte äußerst farbig ausgebreitete, genau am Text orientierte Accompagnati und Arien, die die Empfindungen und Reaktionen der Figuren mitteilen. Können. Musikalisch auffällig sind jene zwei Ombraszenen der Giunia (Nr. 4 und Nr. 22) und die von Todesangst und -sehnsucht gekennzeichnete Situation des Cecilio (Nr. 14).

Für Mozart blieb der Erfolg der Oper trotz der 25 Wiederholungen folgenlos. Er hat für Mailand, ja für Italien, kein Werk mehr geschrieben. Nicht ganz schuldlos ist daran auch die Kaiserin Maria Theresia, die auf eine Anfrage ihres Sohnes, der Gouverneur in der Lombardei war, schrieb, er solle, wegen der zu erwartenden hohen Kosten den jungen Salzburger nicht in seine Dienste nehmen.

Eine erfolgreiche Oper für den jungen Maestro aus Salzburg, aber leider ohne den erhofften Erfolg für ihn (wie man aus den Anmerkungen oben entnehmen kann). Wir haben es heute etwas besser, wie man hier sieht:

Lucio Silla (Ga)  Mozart: Lucio Silla  Mozart: Lucio Silla (Philips Complete Mozart Edition, Vol. 32) (1999-01-01)

Lucio Silla (Dramma per Musica in tre Atti KV 135)  Lucio Silla, K. 135: Act II Scene 5: Ah se il crudel periglio (Giunia) 

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