informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

MOZART, Wolfgang Amadeus: MITRIDATES, KÖNIG VON PONTUS (Mitridate, re di Ponto)

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791):
MITRIDATE, RE DI PONTO
(Mitridates, König von Pontus)

Opera seria in drei Akten, KV 87 (74a)
Libretto von Vittorio Amedeo Cigna Santi nach der gleichnamigen Tragödie
von Jean Racine, die Giuseppe Parini ins Italienische übersetzt hatte
Originalsprache: Italienisch
Uraufführung am 26. Dezember 1770 in Mailand.

Personen der Handlung:
Mitridate, König von Pontus (Tenor)
Aspasia, Mitridates Verlobte (Sopran)
Farnace, Mitridates erstgeborener Sohn (Alt)
Sifare, Mitridates zweiter Sohn (Sopran)
Ismene, Tochter des Königs von Parthien (Sopran)
Marzio, Römischer Tribun (Tenor)
Arbate, Statthalter von Ninfea (Sopran)
Ort und Zeit: In Ninfea um 65 v.Chr.

Vorgeschichte
Der alte König von Pontus (an einer Küste im nördlichen Kleinasien gelegen), Mitridate, ist zu einem Feldzug gegen Rom aufgebrochen. Seine Verlobte Aspasia, eine junge Griechin, hat er in der Obhut seiner beiden Söhne Farnace und Sifare zurückgelassen.

Erster Akt.

Platz in Ninfea mit Blick auf das Stadttor.
Der Statthalter der Residenzstadt Ninfea, Arbate, trifft sich – begleitet von großem Gefolge – mit dem Zweitgeborenen des Königs Mitridate, Sifare, Fürst von Kolchis, um ihm die große Freude des Volkes über seine Rückkehr zu zeigen. Sifare ist jedoch gereizter Stimmung, da ihm zugetragen wurde, dass sein Halbbruder Farnace, der Erstgeborene von Mitridate, ebenfalls in der Stadt ist. Dazu muss man wissen, dass Gerüchte besagen, Mitridate sei im Kampf gegen die Römer gefallen. Dadurch wird nun erwartet, dass beide Söhne Thronansprüche geltend machen werden. Politisch ist das von Interesse, weil Sifare mit Griechen, Farnace mit den Römern paktiert. Der wahre Grund für die gegenseitige Abneigung hat jedoch zusätzlich noch einen weiblichen Namen: Aspasia, Mitridates schöne und junge Verlobte, in die sich beide Söhne verliebt haben. Arbate versichert Sifare seine Loyalität und Unterstützung, sowohl Aspasias Liebe zu erringen als auch die politische Macht; dann geht er mit dem Gefolge ab.
Aspasia tritt auf und bittet Sifare, der für sie übrigens der „bessere Sohn Mitridates“ ist, um Schutz vor dessen Halbbruder Farnace, den sie nicht leiden kann, der sie aber zur Liebe zwingen will. Für Aspasia überraschend kommt Sifares Eingeständnis, dass auch er sie liebt. Was der Prinz dann nachschiebt überrascht sie allerdings noch mehr: Er will auf sie verzichten und aus ihrem Leben treten, weil er ihr Ruhe und Seelenfrieden gönnt. Eine zwar edelmütige Haltung, wie sie findet, die Sifare aber nicht einhalten sollte. Er beteuert ihr erneut seine innere Stärke, die Aspasia ihm aber erlässt, weil sie sich noch näher kennenlernen sollten. Als Aspasia abgeht, lässt Sifare seine Wut über den Halbbruder und Rivalen um sie freien Lauf. Dann geht auch er mit seinem Gefolge siegessicher ab.

Verwandlung: Venustempel mit geschmücktem Altar und Flammenschalen.
Im Venustempel bestürmt Farnace Aspasia, seine Frau und damit Königin von Pontus zu werden. Aspasia jedoch kennt seinen konspirativen Umgang mit Rom und weist ihn mit dem Hinweis zu-recht, dass sie Griechin ist. Da Farnace daraufhin im Zorn handgreiflich wird ruft sie nach Sifare, der sogleich mit Gefolge erscheint und ihr Hilfe anbietet. Zunächst fordert er den Halbbruder auf, Aspasia und ihm den angemessenen Respekt zu zollen. Farnace merkt, was gespielt wird und ist sauer, denn dass Aspasia seine Liebe zurückweist, ist die Schuld Sifares. Der stellt jedoch klar, dass er nur als Beschützer von Aspasia gekommen ist. Der Nachsatz, dass Farnace Aspasia ja nicht anrühren soll, bringt diesen in Rage. Einem keinesfalls reinigenden Wortgefecht folgt der Griff zum Schwert und es gelingt Aspasia im letzten Augenblick, eine Eskalation zu verhindern.
Unverhofft kommt Arbate hinzu und überbringt die für alle überraschende Botschaft, dass König Mitridate in Kürze im Hafen von Ninfea einlaufen werde. Diese Nachricht lässt auch interessante Einblicke in die Gefühlswelt der Anwesenden zu, denn ihre Gesichter zeigen unterschiedliche Reaktionen. Arbate dagegen mahnt ungerührt die Prinzen, dass sie ihren Zwist umgehend beenden sollten, da der Grund entfallen sei. Er geht, noch einmal mahnend, davon und lässt sie mit ihren unterschiedlichen Gefühlen zurück. Aspasia äußert ihre Unentschlossenheit in der Wahl zwischen König Mitridate und seinem Sohn Sifare. Man sieht ihr an, dass sie sich schwer tut und lässt ihre Verzweiflung auch verbal erkennen.
Farnace will seinen Halbbruder überreden, dem Vater den Zugang zur Stadt zu verweigern, doch ist Sifare dagegen, er wird Mitridate in jedem Fall treu bleiben. Interessanterweise sind sie sich einig, das gemeinsame Liebesgeheimnis zu Aspasia zu wahren. Sifare geht mit der Meinung ab, dass er sowohl Sohn wie auch Bruder ist. Farnace, nun allein auf der Szene, gesteht sich ein, dass seine Pläne gescheitert sind. Zu ihm kommt der römische Tribun Marzio; er schafft es, Farnace umzustimmen, indem er ihm rät, sein Schicksal in die Hände Roms zu legen. Die Überlegung ist nur kurz, dann dankt Farnace ihm für seine Treuebezeugung und lobt gleichzeitig seine Unbeugsamkeit. Beide gehen mit Gefolge davon.
Während eines Marsches legt Mitridates Schiff im Hafen an und Arbate empfängt neben dem König die Königstochter von Parthien, die gemeinsam dem Schiff entsteigen. Ihnen folgen in geordneten Reihen Soldaten. Der König wird mit einer ergreifenden Cavatina vorgestellt, die im Kontrast zur Gefühlslage Mitridates steht, denn sein Feldzug gegen Rom endete mit einer Niederlage – Pompejus hat ihn besiegt.
Als Farnace und Sifare erscheinen zeigt sich der König zunächst ungehalten darüber, dass sie ihren Posten verlassen haben. Er ist jedoch beruhigt, als er den Grund erfährt, nämlich von seinem Tod gehört zu haben und sich nun nach seinem Wohlbefinden erkundigen zu wollen. Ismene, jene Prinzessin aus Parthien, dagegen ist erstaunt über Farnaces Zurückhaltung ihr gegenüber, hatte er doch einst behauptet, dass er sie innig lieben würde. Mitridate befiehlt ihm, Ismene zu heiraten. Während des Prinzen Widerspruch im Trubel untergeht, ist Ismene sicht- und hörbar erfreut über die anstehende Hochzeit. Mitridates Söhne begeben sich dann mit Gefolge in die Stadt, während der König und Arbate zurückbleiben.
Mitridate gibt seinem Statthalter jetzt ein Geheimnis preis: Er selbst hat das Gerücht von seinem Tod in die Welt gesetzt. Er ist überzeugt, dass seine Söhne Aspasia lieben und fragt Arbate, wie er sich verhalten soll. Der Statthalter informiert seinen Herrn darüber, welche Absichten Farnace und Sifare bezüglich der schönen Griechin haben und Mitridate beauftragt ihn, Sifare seiner väterlichen Liebe zu versichern, verdammt jedoch Farnace. Arbate geht, um des Königs Auftrag auszuführen und Mitridate schwört, als er allein auf der Szene ist, familiäre Bande hintanzustellen und Farnace seinen Zorn spüren zu lassen.

Zweiter Akt.

Gemach der Ismene im Königspalast.
Ismene stellt soeben Farnace zur Rede; dabei gesteht er ihr, dass durch die räumliche Trennung seine Liebe zu ihr nachgelassen hat, eigentlich sogar erloschen ist. Dass dahinter seine Liebe zu Aspasia steckt, verrät er ihr nicht. Ismene, ehrgeizig und nach Selbsteinschätzung für jeden Thron geboren, empfindet völlig anders: die lange und räumliche Trennung hat die Liebe zu Farnace noch verstärkt. Seine Offenheit aber führt nun sichtbar zu einem Gefühlsumschwung: Sie will sich mit Mitridates Hilfe an ihm rächen. Davon rät ihr Farnace dringend ab, denn das könnte sie eines Tages sehr bereuen. Er geht ab – und als sie ihm etwas nachrufen will…
…betritt Mitridate das Gemach. Er hat sich entschlossen, durch Ismene jetzt noch verstärkt, Farnace bestrafen zu lassen – er soll sterben als Sühne für sie und auch ihren Vater. Er verspricht ihr mit seinem Zweitgeborenen Sifare einen würdigeren Gatten, Trotz dieser guten Aussichten ist Ismene verzweifelt und zieht sich zurück. Mitridate lässt seine Verlobte rufen, die sogleich erscheint.
Mitridate eröffnet Aspasia, dass er sie umgehend heiraten will. Die Griechin zögert zwar, willigt aber doch letztlich ein. Doch Mitridate sieht ihr an, dass sie sich gezwungen fühlt und keinen Widerspruch zutraut. Das Gerücht, dass ihm zugetragen wurde, nämlich Farnace habe sie verführt, scheint er zu glauben, denn er sagt zu Aspasia, ihm seien alle Irrungen und Wirrungen bekannt. Die reagiert daraufhin verblüfft und mit einem etwas mulmigen Gefühl, denn Mitridate lässt Sifare rufen und befiehlt ihm, Farnace zu töten, da er eine Liebesbeziehung zu Aspasia unterhält. Mitridate beschwört einerseits die Treue Sifares und andererseits Aspasias Undankbarkeit – und geht davon.
Da Sifare und Aspasia nun alleine sind, erklärt sie ihm nicht nur, dass sie Farnace hasst, sondern auch, dass sie nur ihn liebt. Ein tieferes Gespräch kommt allerdings nicht zustande, denn Arbate kommt, um des Königs Botschaft zu überbringen: Farnace, Sifare, Aspasia und Ismene haben in sein Lager zu kommen! Sifare und Aspasia beschließen sofort, voneinander zu lassen und das Verlöbnis Aspasias mit dem König zu respektieren. Sifare geht ab und sie bleibt weinend zurück.

Verwandlung in das Feldlager Mitridates.
Ismene ist bereits im Feldlager eingetroffen und macht Mitridate mit ihrem Verdacht bekannt, dass Farnace mit den Römern paktiere. Der König schickt Arbate zu Sifare und Farnace und lässt sie zu sich holen. Als sie vor ihm stehen, greift Mitridate zu einem Trick, der Farnace be- oder entlasten soll: Er erklärt, dass er einen neuen Angriff auf die römischen Truppen plane. Sein Blick geht dabei aufmerksam auf Farnaces Gesicht und die deutlich erkennbare Betroffenheit seines Sohnes macht ihm klar, dass er mit Rom im Einvernehmen ist. Als Farnace dann noch den ungebetenen Rat erteilt, dass der Vater statt Krieg zu führen besser einen Friedensvertrag mit Rom aushandeln solle, befiehlt er seine Verhaftung. Eine weitere Bestätigung für Farnaces Verräterei ist der Auftritt des Tribuns Marzio, der mit einem Friedensangebot der Römer ins Lager gekommen ist. Unerwarteterweise wird das Angebot nicht nur ignoriert, sondern der Tribun wird sogar hinausgeworfen, was diesen zu einer Kriegsdrohung veranlasst. Ismene bittet den König um Nachsicht mit Farnace, der die Verbindung zu Rom auch nicht bestreitet, aber jetzt Sifare beschuldigt, Aspasia zu lieben und ihr Herz Mitridate abspenstig machen zu wollen. Das reicht dem König: Er lässt Farnace abführen.
Man spürt förmlich, dass es nach Farnaces Mitteilung in dem König kocht. Als Sifare ihn fragt, ob er dem Verräter glaube, erwidert er schnippisch, dass er sehr schnell wissen werde, was er glauben soll. Er hat nämlich Aspasia kommen sehen und er gebietet Sifare, sich schweigend zu verbergen. Sifare begibt sich hinter das Zelt und bleibt unsichtbar. Arglistig bietet Mitridate der Verlobten an, auf sie zu verzichten und Sifare zu heiraten. Doch Aspasia scheint ein Komplott zu ahnen, denn sie bleibt gelassen und besteht darauf, Mitridates Frau zu werden. Hinterlistig entlockt der König ihr endlich das Geständnis, Sifare zu lieben und er geht, den Racheschwur auf den Lippen, zornig ab. Aspasia und Sifare sind nun allein auf der Szene.
Verzweifelt bittet die Griechin Sifare, sie zu töten und hält ihm bereits den Dolch hin. Doch der Geliebte bleibt bei seiner Haltung und fordert sie auf, an des Vaters und Königs Seite den Thron zu besteigen. Ihn selbst solle sie schnell vergessen. Dagegen wehrt sie sich jedoch, mit der Aussage, die Zukunft keinesfalls mit einem Ungeheuer teilen zu wollen, denn jetzt erkenne sie den Barbaren und Tyrannen in Mitridate. Beide beschließen gemeinsam in den Tod zu gehen. Der zweite Akt wird mit einem Duett, in dem sie sich noch einmal ihre grenzenlose Liebe gestehen, beschlossen.

Dritter Akt.

Bei den hängenden Gärten.
Mitridate will gerade den Befehl zur Tötung Farnaces erteilen, da kommt seine zornige Verlobte Aspasia hinzu und wirft ihm das einst als Liebeszeichen übergebene königliche Diadem zu Füßen. Ismene mischt sich beschwichtigend ein; ihre Argumente sind erkennbar von dem Wunsch, Farnace tot zu wissen, abgerückt. Ihr Herz spricht sich gegen das barbarische Morden aus.
Nachdem sie sich wieder entfernt hat, äußert Aspasia, dass ihr geliebter Sifare bereits der Wut des Königs zum Opfer gefallen sein könnte. Doch Mitridate teilt ihr mit, dass er noch lebe. Allerdings, fügt er immer noch erzürnt, hinzu, das gelte nur, solange sie sich seinem Ehewunsch nicht wider-setze. Erstaunt registrieren alle Umstehenden, dass sich Aspasia diesem Wunsch eiskalt widersetzt, stattdessen sogar die Freilassung Sifares verlangt.
Während dieser Auseinandersetzung stürmt Arbate herbei und berichtet, dass die Römer vor der Stadtmauer stehen und die Einnahme kurz bevorstehe, die eigenen Truppen sogar geflohen seien. Für Mitridate ist das ein Zeichen der Götter gegen ihn. Doch er wird den Kampf aufnehmen, kündigt Aspasia jedoch an, dass sie noch vor ihm im Reich der Toten sein werde. Dann geht er mit Arbate und seinen Wachen eilig ab.
Ein Mohr bringt Aspasia einen Giftbecher als eine letzte Gabe Mitridates an die schöne Griechin. Durchaus in dem Bewusstsein, was der Becher enthält, will sie ihn sofort trinken, doch stürzt gerade noch rechtzeitig Sifare mit Gefolge hinzu und verhindert so den tödlichen Schluck aus dem Becher. Ismene, berichtet er, habe ihn befreit und er gedenkt, trotz allen Streits, seinem Vater im Kampf gegen die Römer beizustehen. Dabei ist ihm sogar der eigene Tod egal, der ihn aber von der Schmach des Verrates befreien wird.

Verwandlung in einen Gefängnisturm.
Hier bedauert der in Ketten gelegte Farnace sein grausames Los, als unverhofft Marzio eindringt und ihn mit der Hilfe der römischen Soldaten befreit. Farnace erhält sofort von einem der Römer Waffen; die Armierung befreit ihn allerdings nicht von den Gewissensbissen, gegen den eigenen Vater kämpfen zu müssen. Marzio macht ihm natürlich sofort den Thron schmackhaft, doch Farnace will auf den Thron und die Freundschaft zu den Römern, aber auch auf die schöne Aspasia verzichten und zukünftig den „Pfad der Tugend wandeln“.
Mitridate ist schwer verwundet worden; er wird gerade auf einer Bahre hereingetragen. An seiner Seite sind Sifare, Arbate und einige Soldaten. Es stellt sich heraus, dass Mitridate nicht dem Feind in die Hände fallen und königlichem Ehrenkodex entsprechen wollte, sonder sich in sein Schwert gestürzt hat. Jetzt, im Angesicht des Todes, vergibt er Aspasia und legt ihr Schicksal in Sifares Hände. Der will gerne sein neues Glück ergreifen, aber auch noch Farnace bestrafen. Doch Ismene setzt sich für Farnace ein und begründet das mit seinem Einsatz als „Feuerteufel“ bei den Römern – für sie ein Beweis für die wahre Königstreue. Der Schlussgesang ist ein Quintett, ein Loblied auf den Widerstand und gleichzeitig Stolz auf das Vaterland.

© Manfred Rückert

Anmerkungen:
Den Kompositionsauftrag zu „Mitridate“ erhielt der damals 14-jährige Wolfgang während seiner ersten Italienreise, die er mit seinem Vater unternahm. Die Oper war für die Eröffnung der Saison 1770/71 am Mailänder Teatro Regio Ducale, dem Vorgänger des heutigen Teatro alla Scala, vorgesehen. Für Mozart ein Prestigeauftrag! Das Libretto erhielt Mozart allerdings so spät, dass er die Komposition innerhalb von fünf Monaten fertigstellen musste.
Die Premiere am 26. Dezember 1770 war mit insgesamt 23 Aufführungen sehr erfolgreich. Allerdings wurde das Werk anschließend zwei Jahrhunderte lang „vergessen“. Erst 1971, als der Notenband innerhalb der Neuen Mozart-Ausgabe erschien, wurde Mozarts Jugendwerk bei den Salzburger Festspielen (in einer Inszenierung von Wolfgang Weber und mit dem Dirigenten Leopold Hager) wieder aufgeführt.
Es ist Mozarts erste Opera seria und er hatte das Glück, mit dem Librettisten Vittorio Amedeo Cigna-Santi einen Textautor zu bekommen, der ihm ein ideales Tableau einer Opera seria vorlegte: Es wird die Läuterung eines Tyrannen zu einem gerechten, der Vergebung fähigen Herrscher durch persönliche Konflikte und staatsmännischen Entscheidungszwang gezeigt. Es war nicht zu erwarten, dass der Vierzehnjährige Musiker die doch sehr stereotypen Figuren mit ihren Emotionen erfassen kann – und doch wird in den Arien und Ensemblesätzen das feine Gespür Mozarts für jeden Protagonisten deutlich. Und das nicht nur in schematischen Musik-Formeln der Zeit. So achte man in der Arie der Aspasia Nr.4 (Nel sen’mi palpita) oder der Zornarie Mitridates Nr. 10 (Quel ribelle) wie auch in der Ombraszene der Aspasia im dritten Akt (Nr.23 Pallid’ombre) und den Liebesszenen von Aspasia und Sifare auf die musikalischen Feinheiten im Orchestersatz. Für einen so jungen Komponisten ist das Erfassen der Seelenzustände der Figuren höchst erstaunlich.
Neben Mozarts Oper gibt es erstaunlich viele Komponisten, die sich diesem Sujet gewidmet haben; einige seien hier erwähnt: Alessandro Scarlatti (1707 in Venedig), Antonio Caldara (1728 Wien), Nicola Antonio Porpora (1733 Venedig), Carl Heinrich Graun (1750 Berlin), Giuseppe Sarti (1765 Parma), Quirino Gasparini (1767), Antonio Sacchini (1777 London). Die Liste ließe sich noch mit 26 weiteren, zum Teil völlig unbekannten Namen fortsetzen.

Mozarts erste Opera seria, seinerzeit wirklich erfolgreich, hatte für den Komponisten keinen irgendwie auch immer gearteten Erfolg in Italien. Wenn man den von weiteren Opernaufträgen mal absieht, eine Festanstellung in einem Adelshaus war jedenfalls nicht dabei.

Mozart: Mitridate, Re di Ponto (3 CDs)  Mitridate Re di Ponto-Opera Seria in Drei Akten  Mozart: Mitridate, Re di Ponto KV 87

Mozart - Mitridate, Re Di Ponto  Mitridate Re Di Ponto (2002-08-06) 

 

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis