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Musik zum kaiserlichen Besuch in Bergamo

Johannes Simon (Giovanni Simone) Mayr(1763-1845):
1) L’ARMONIA (Die Harmonie)
Dramatische Kantate für Soli, Chor und Orchester

Libretto von Giovanni Battista Baizini (Baisini)
Originalsprache Italienisch
2) Kantate auf den Tod Beethovens
für Soli (Sopran Alt, Tenor, Bass), Chor (SATB) und Orchester
Libretto eines Unbekannten (vielleicht Mayr?)

Originalsprache Italienisch.

Uraufführung der Dramatischen Kantate am 2. Juli 1825 im Theater Riccardi in Bergamo;
Eine Aufführung der Kantate zum Tode Beethovens ist nicht bekannt.

Die Interpreten in L’Armonia:
Leiter der Barden (Sopran)
Leiter der Soldaten (Tenor)
Leiter des Volkes (Bass)
Chor: Barden, Soldaten, Volk.

Zum Besuch der Kaiserpaares (Franz I. und Caroline Augusta) und des Erzherzogs und Vizekönig Franz Karl mit seiner Gattin Sophie in Bergamo komponiert.

Ein Staatsbesuch in Bergamo am 1. und 2. Juli 1825
Die Besucher wurden zunächst in Knaben- und Mädchenschule geführt. Der Kaiser besichtigte auch eine durch das Priesterseminar neu erbaute Werkstatt und das Kloster Santa Grata. Eine durch den Komponisten Mayr geleitete Musikschule wartete mit einer Musik im Theater Riccardi auf und die Zeitung Il Giornale d’Indizj Giudiziari berichtete darüber am 7. Juli:

Das Theater Riccardi wurde am Abend des 2.Juli durch die Anwesenheit des Kaiserpaares. des Erzherzogs Franz Karl und der Erzherzogin Sofia (…) geehrt. Sie besuchten eine azione drammatica mit dem Titel L’Armonia, die von der Stadt ausdrücklich zu dieser glücklichen Gelegenheit aufgeführt wurde. Unser gefeierter Mayr hatte dazu die Musik componiert. Vom überaus talentierten Sanquirico stammte das Bühnenbild. Die Gegenwart der Majestäten und ihrer erlauchten Begleitung löste im versammelten Publikum außergewöhnliche Freude aus, die sich in ehrerbietigen und wiederholten Äußerungen von Begeisterung manifestierten. Der Erfolg der Aufführung wurde für gute Zwecke verwendet. So vereinten sich Barmherzigkeit und Tribut des Volkes zur Feier einer der glücklichsten Begebenheiten, deren sich unsere Stadt rühmen kann.

Die politische Botschaft von L’Armonia
Gemeint ist in dem obigen Zitat aus der Zeitung, dass man die azione drammatica im Theater mit Bühnenbild und Kulisse aufgeführt hat und sie im Sinne einer Serenata oder Licenza des apostrophierten Herrschers verstanden wissen wollte.

Die Harmonie der Sphären hat bei den Autoren Baizini und Mayr eine für das damalige Publikum eine durchaus erkennbare politische Botschaft, wobei der Librettist Baizini sich auch als ein Gelehrter erweist, weil er nämlich lateinische Zitate von Ovid und Vergil in seinen Text einfließen lässt. Ganz konkret aber wird in der ersten Szene auf die Erzeugnisse Bergamos (Orobia) hingewiesen, die der Kaiser bei einem ihm zu Ehren abgehaltenen Markttreiben sicherlich genossen haben dürfte, auf Wein und Mais ebenso wie auf Seide.

Die Personen in L’Armonia
Zu den Auftretenden gehören die Barden, in der damalige Literatur keine Unbekannten. So heißt es im Dictionaire de musique moderne von Castil-Blaze:

Barden waren unter den Deutschen, Briten, Caledoniern, und Galliern sehr geachtete Männer; sie waren Richter, Nusiker, und Krieger zugleich. Fingal und sein Sohn Ossian waren die berühmtesten, sie lebten gegen 260. Fergus, Zeitgenosse von Fingal und Ossian, war als Dichter ebenso groß als sie.

Für Klopstock ist ein Gesang mit Spiel der Barden eine Waffe, die dem Gegner gefährlich werden kann. Und mit dem Bardengesang kommt deren Instrument zusätzlich ins Spiel, die Harfe nämlich. Auch Mayr hat sie in seine Komposition einbezogen.

Rudolf I. von Habsburg
Er wurde am 1. Mai 1218 auf Schloss Limburg im Breisgau geboren und starb am 15. Juli 1291 in Speyer. Gregor X. sprach ihm die feierliche Anerkennung als König aus, die am 24. Oktober durch die Krönung zum römisch-deutschen König sanktioniert wurde. In der dritten Szene von L’Armonia heißt es Rudolf, Ehre der Kaiser, unbesiegter Held und Otto von Habsburg bezeichnete die Staatskunst Rudolfs als kraftvolle Friedenspolitik. Auch Napoleon sah sich auch als ein Habsburger, denn er soll mal geäußert haben, dass er der Rudolf von Habsburg meiner Familie sei.

König Ottokar von Böhmen
Er war Gegenspieler von Rudolf und er widersetzte sich der Wahl des Habsburgers Rudolf zum König, weil er selber diese Würde anstrebte. Ottokar II. Přemysl wurde um 1230 geboren und starb 1278 bei Dürnkrut (Niederösterreich). Seine Regierungszeit war von 1251-1278; 1275 wurden ihm die Reichslehen Böhmen und Mähren entzogen, er verfiel der Reichsacht, verlor1276 Österreich und wurde 1278 bei Dürnkrut auf dem Marchsfeld besiegt und verlor bei seiner Flucht sein Leben, weil ihn Häscher erschlugen.Ottokar hatte für jede Art von Kunst viel übrig; durch ihn wurde Prag ein kulturelles Zentrum.

Eine Licenza für das Kaiserpaar
In der Schlussszene des Librettos gibt es bemerkenswerte Änderungen: Der Kaiser wird z. B. beim richtigen Namen genannt, der Kaiserin wird ein eigener Abschnitt gewidmet, wobei besonders ihre Wohltätigkeit hervorgehoben wird. Die finanziellen Mittel, die ihr zur Verfügung standen hat sie ausnahmslos für gemeinnützige Zwecke ausgegeben: Schulen, Waisen- und Krankenhäuser. Da in dem offiziellen Druck nichts dergleichen angegeben war, dürfte die Überraschung groß gewesen sein, aber in der Wirkung auch Freude ausgelöst haben.

Die religiöse Botschaft von L’Armonia
Die weiter vorn erwähnten lateinischen Zitate ließen sich auch im christlichen Sinne deuten: Die Harmonie der Sphären, die göttliche Ordnung wurde gerade hier Gegenwart und als goldenes Zeitalter interpretiert. Krieg wurde durch Frieden obsolet gemacht; das Göttliche stellte den irdischen Herrscher nach vorn und dadurch in die Pflicht,weiterhin für Frieden und Wohlstand zu sorgen, die Künste zu pflegen und zu fördern. Diese Botschaft wird zu einem Appell an den Herrscher, weil der Librettist nicht nur auf die Antike, sondern auch an das Alte Testament erinnert, nämlich an Isacide, Isais Sohn, an den Harfenisten König Sauls, David, der im ersten Chor erwähnt wird.

Ein informeller Einschub: Mayr hat den Eingangschor auch mit einem anderen Text unterlegt, und zwar für eine Hymne an die heilige Cäcilia. Dieser Inno per Santa Cecilia findet sich autograph in Bergamo und in einer Abschrift in Venedig, woraus man eine gewisse Beliebtheit der Hymne erkennen kann.

Die letzte Szene in L’Armonia spielt in einem sakralen Raum statt und beginnt mit einem Hymnus auf die Harmonie: Inno all’Armonia ist eine sphärische Musik, die auf die Göttlichkeit der Harmonie weist.

Mayr und Beethoven
Johannes Simon (oder auch Giovanni Simone) Mayr hat die Werke der Wiener Klassiker Haydn, Mozart und Beethoven in Bergamo aufgeführt und dadurch dafür gesorgt, dass diese Komponisten in Italien bekannt wurden.

Die Kantate auf Beethovens Tod schrieb Mayr für die Unione filarmonica in Bergamo, 1827. Ein genaues Aufführungsdatum ist nicht bekannt. Die Komposition ist vermutlich in großer Eile entstanden, denn Mayr hat Musik aus einer eigenen Kantate und aus Cherubinis Musik auf den Tod Haydns (Chant sur la Mort de Joseph Haydn) verwendet. Auch ist der Texter nicht bekannt; es wird angenommen, dass Mayr selbst des Text zu dem Stück geschrieben hat. Trauer und Klage bestimmen den ersten Teil der Kantate, Würdigung von Beethovens Wirken den zweiten. Mayr zitiert Musik aus Beethovens Wellingtons Sieg, aus der 6. Sinfonie, der Pastorale, aus der C-Dur-Messe, aus dem Oratorium Christus am Ölberg, das Mayr in Bergamo aufgeführt hat.

Quelle:

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