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Nabucco aus dem Steinbruch St. Margarethen

Gestern, am 10.09.2022, übertrug 3Sat aus St.Margarethen Verdis Nabucco. Es war bisher nicht meine Lieblingsoper, da ich mit der Handlung wenig anfangen kann und meine einzigen beiden live gesehenen Vorstellungen (alle vor mehr als 15 Jahren in Gera und Chemnitz) übelstes Regietheater waren. Trotzdem war ich am TV dabei, bewaffnet mit einer Flasche Bier und Reserven im Kühlschrank. Das kann ich im Theater nicht.

Mein Gesamteindruck war, wie ich es vom Steinbruch erwartet hatte. Kein RT, eine „klassische“ Inszenierung unter optischer Ausnutzung der vielen Möglichkeiten, welche die Bühne bietet. Nicht gefallen haben mir die Phantasiekostüme der Babylonier, deren Prunk und Goldbehänge wohl den Reichtum der Sieger darstellen sollte. Die unterlegenen und unterdrückten Hebräer waren dagegen schlicht und einfach gekleidet. Man konnte auf den ersten Blick unterscheiden zwischen Gut und Böse. Mit dem Einsatz von Kalaschnikows u.a. modernen Waffen wurden wir glücklicherweise verschont. Zaccaria war mit einem biblisch sicher gerechtfertigtem blattlosen langen Stab versehen, der bei mir Assoziationen zu Wotans Speer aufkommen ließ.

Gesungen wurde auf einem hohen Niveau. Von den Sängern, deren Namen im Schnelldurchlauf nicht gut lesbar waren, war mir namentlich keiner bekannt, aber sie konnten durchaus überzeugen. Besonders der Sänger des Zaccaria mit einem tiefen, auch in der Höhe makellosem Baß ist sicher noch höheren Anforderungen gewachsen. Beim ersten Auftritt des Nabucco war ich skeptisch, ob er die Rolle ausfüllen kann, aber er steigerte sich gewaltig und war besonders im Frevlerteil imponierend. Fenena war nicht nur liebreizend und hinterhältig zugleich, sie konnte auch stimmlich überzeugen, während Abigail manche Schärfe im der Stimme nicht verbergen konnte. Ismaele erinnerte mich im Timbre ein wenig an Björling, allerdings ist er weit davon entfernt, ihn erreichen zu können. Die Massenchöre waren gewaltig. Selbst der Gefangenenchor – den ich wohl schon zu oft gehört hatte, um ihn als Höhepunkt durchgehen zu lassen war gut gelungen. Das kann ich leider vom anschließenden Priestersolo nicht sagen, das war für meine Begriffe wesentlich zu schnell. 

Insgesamt eine gelungene und mich ansprechende Aufführung, die aber nicht den Eindruck auf mich machte wie die vor Monaten ebenfalls aus dem Steinbruch übertragene Turandot. Es bleibt also dabei, daß der Nabucco nicht zu meinen Favoriten gehören wird, daß ich aber froh war, wieder einmal Oper ohne regietheaterlichen und in die Neuzeit (was sich bei Nabucco anbietet!) versetzten Schnickschnack gesehen zu haben.

Herzlichst Sir Morosus

 

Nabucco ist für mich wirklich eine vom Stuhl reißende Oper. Da bin ich ganz anderer Meinung als Sir Morosus. Aber in der Kostümfrage bin ich mit ihm einverstanden; diese futuristischen Gebilde, als Spiegelbild einer dekadenten Gesellschaft, waren für meinen Geschmack „daneben“. Da jedoch sowohl das gesangliche wie auch dass instrumentale überzeugend war, ist dieser Punkt nebensächlich.

Was ich beklagen muss (und das ist hauptsächlich bei Freiluftaufführungen der Fall), ist, dass die Regisseure die Sängerdarsteller stets über die gesamte Fläche agieren lassen, finde ich unmöglich. Singen und laufen, noch dazu bergauf. mag ich nicht gouitieren, ist als Nachteil anzusehen und zeugt von wenig Respekt für die Interpreten.

Dass, wie Sir Morosus schrieb, manche Tempi zu schnell waren, ist noch ein weiteres Manko. Und da erinnere ich mich an einen Dirigenten (dessen Name mit nicht mehr geläufig ist), der bei Opernvorstellungen immer die Uhr im Auge hatte und der (als Beispiel) bei einer Lohengrin-Aufführung sagte: Gute Vorstellung heute – 10 Minuten weniger als beim letzten Mal. Der hätte mir bestimmt nicht zugestimmt.

Insgesamt aber sage ich, dass es eine gute und nicht die Augen schmerzende Aufführung war!

 

Lieber Sir

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Du hast eigentlich alles gesagt und es deckt sich mit meiner Meinung. Mit einer viertel Stunde Verspätung haben wir diese großartige Inszenierung mit Freude und Genuß gesehen. Sowhl die Kenner und Liebhaber der Oper, wie auch diejenigen, die ein „Show – Event“ erwartet haben, kamen auf ihre Kosten. Ich stimme Dir zu und meine, mit den unterschiedlichen Kostümen war das bewußt beabsichtigt. Die Solisten fand ich durchweg richtig gut, alle boten eine hervorragende stimmliche, wie auch darstellerische Leistung. Lediglich die Szene, der Auftritt des Zaccharias nach dem Chor, das habe ich in besserer Erinnerung – nämlich dramatischer und mitreißender. Zusmmenfassend – insgesamt ein schöner, genußvoller, werkgetreuer Opernabend. So muß Oper, so muß eine Inszenierung sein!!!

LG PavOro

Zitat von manfred am 11. September 2022, 13:42 Uhr

Was ich beklagen muss (und das ist hauptsächlich bei Freiluftaufführungen der Fall), ist, dass die Regisseure die Sängerdarsteller stets über die gesamte Fläche agieren lassen, finde ich unmöglich. Singen und laufen, noch dazu bergauf. mag ich nicht gouitieren, ist als Nachteil anzusehen und zeugt von wenig Respekt für die Interpreten.

Das stimmt natürlich, lieber Manfred. Ich meine aber, hier muß man den Aspekt der „riesigen Bühne“ berücksichtigen. Hier muß auch zwangsläufig etwas mehr Bewegung geboten werden, wie im normalen Theater /Opernhaus. Das ist besonders aufgefallen, bei der vor Kurzem gesehenen Butterfly, wo ja wenige handelnde Personen agieren.

Eurem Einwand gegen stellenweise zu schnellen Tempi, stimme ich zu. Und doch sage ich, es war ein TV – Opernabend, den man genießen konnte.

LG PavOro

Liebe Freude,

ich habe die Inszenierung dadurch, dass ich sie erst vor wenigen Tagen anhand des Originallibrettos durchgearbeitet und in unseren Opernführer gestellt und dadurch die Texte noch weitgehend im Gedächtnis hatte, noch intensiver verfolgt. Es war in der Handlung eine völlig werkgetreue Inszenierung und auch spannend gemacht. Opernfreunde können sich glücklich schätzen, dass sie hier und da noch einmal die wahren Werke ohne diese unsäglichen Entstellungen durch das Regietheater sehen dürfen. Einschießlich der Stimmen und der teilweise sehr guten Dastellung durch die Protagonisten, vor allem durch die Sängerin der Abigaille, eine gelungene Inszenierung. Seien wir also dankbar, dass es noch Regisseue gibt, die die Oper verstehen und das Werk so inzenieren können, wie es von Komponisten und Librettisten gedacht wurde, sodass das Werk auch das angegebene Werk bleibt und nicht durch eine irre Phantasie ersetzt wird.
Natürlich sind Opern in erster Linie für das Opernhaus gedacht und man muss bei Freilichtaufführungen auf so riesigen Bühnen, die nicht nur für das Stammpublikum der Oper gedacht sind, gewisse Zugeständnisse machen. Das trifft vor allem die Bewegungen auf der riesigen Kulisse zu, die bespielt wird. Da kann man bei einer Übertragung im Fernsehen wohl nicht genau beurteilen, wie das auf den Zuschauer der Freilichtveranstalung wirkt. Manchmal erschienen mir auch die eingefügten Nebenaktionen, auf die die Kamera häufiger schwenkte, vom eigentlichen Geschehen ablenkend, da hätte ich lieber ein ruhigeres Bild gesehen. Auch die Videowand, die am Anfang von Kletterern aufgedeckt wurde und manche Bewegungen des Chors, die eher an Bewegungen der Zuschauer bei einem Pop-Konzert erinnerten, schienen mir völlig überflüssig. Aber es blieb einigermaßen im Rahmen.
Was die Kostüme betrifft: Die der Hebräer waren schlicht, wie man es erwartet, die der Babylonier waren nach meiner Ansicht stark überladen und entsprachen auch wohl kaum der Zeit der Handlung. 
Aber das waren auch für mich Nebensächlichkeiten. Insgesamt fand ich die Aufführung packend, wobei ich den Genuss für uns und Freunde noch durch die Projektion auf eine große Leinwand verstärken konnte.

Liebe Grüße
Gerhard 

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