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NAPRAVNIK, Eduard: DUBROWSKI

Eduard Napravnik (1839-1916):
D U B R O W
S K I
Oper in vier Akten

Libretto von Modest Tschaikowski
nach einer Erzählung von Alexander Puschkin
Originalsprache: Russisch.

Uraufführung am 3. Januar 1895 in Sankt Petersburg, Mariinski-Theater

Personen der Handlung:
Andrej Dubrowski (Bass)
Kirill Petrowitsch Trojekurow (Bariton)
Mascha, seine Tochter (Sopran)
Wladimir Dubrowski, identisch mit Deforges, Maschas Lehrer (Tenor)
Fürst Werjski (Bass)
Distrikt-Polizeichef (Bass)
Gerichtsassesor (Tenor)
Jegorowna (Mezzosopran)
Tanja, Kammerfrau Trojekurows (Sopran)
Chor/Statisten: 3 Diener, 2 Damen, Leibeigene, Gäste.

Ort und Zeit: Russland zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Erster Akt.
Kirill Petrowitsch Trojekurow hat seinem in die Jahre gekommenen Gutsnachbarn Andrej Dubrowski einen mehr als üblen Streich gespielt: Er hat einen handfesten Streit vom Zaun gebrochen und dann aus lauter Machtgier einen Prozess gegen den sozial schwächeren Andrej angestrengt. Der Gutsnachbar wurde dann nicht angemessen vor Gericht vertreten und hat deshalb Prozess und Gut verloren.

Dubrowskis Sohn Wladimir ist heimgekehrt und erfährt von seinem zornigen Vater, dass Kirill alle Gerichtsbeamten, insbesondere den Assessor, mit viel Geld bestochen habe, damit die anstehende Sache zu dessen Gunsten entschieden wird. Ein Gerichtsbeschluss bestätigt die neuen Besitzverhältnisse – das gesamte Gut ist verloren.

Wladimir muss erkennen, dass er sein Erbe verloren hat und nun ein armer Mann ist. Es ist, so sieht er das jedenfalls, der Gipfel der Frechheit, dass Nachbar Trojekurow gerade kommt, um sich mit Andrej Dubrowski zwar auszusöhnen, aber den ergaunerten Besitz nicht zurückgeben will. Andrej Dubrowski ist aber ebenso stolz wie wütend und lehnt jedes Einlenken ab. Sein Besitz ist ergaunert worden und muss an ihn zurückgehen. Basta. Allerdings hat der Streit ein schlimmes Ende, denn Andrej ist womöglich emotional überfordert und auch zu aufgeregt, dass sein Herz nicht mehr mitspielt und stehen bleibt – Andrej Dubrowski stirbt! Er bekommt deshalb auch nicht mehr mit, dass der Vollziehungsbeamte des Bezirksgerichts erscheint um den Prozess der Hof-Übergabe mit der Vertreibung Wladimirs abzuschließen.

Das will sich Wladimir natürlich nicht gefallen lassen! Gerechtigkeit muss sein, sagt er sich immer wieder. Und wenn die Justizbehörden dazu nicht in der Lage sind, muss der Bürger die Sache selbst in die Hand nehmen. Wladimir ruft leibeigene Bauern zu sich, und einigt sich mit denen, den Gutshof in Brand zu stecken. Danach will man sich in die umliegenden Wälder zurückziehen, auf einen geregelten Tagesablauf verzichten und kurzerhand alles ausplündern, was des Weges kommt. Den Reichen nehmen und den Armen nehmen soll die Devise ihres Handelns sein – allerdings nur dann, wenn der ergatterte Überschuss es zulässt.

Zweiter Akt.
Trojekurow ist in einer völlig entgegengesetzten Stimmung: Der Zugewinn der Immobilie muss natürlich gefeiert werden. Dass der Nachbar dabei den Tod gefunden hat, kann Trojekurow ohne Gewissensbisse ausblenden.

Dass dieser Typ, damit muss ein anderes Thema angeschnitten werden, eine schöne Tochter hat, ist für alle, die seine Mascha kennen, unverständlich. Mascha kennt natürlich die juristischen Transaktionen ihres Vaters nicht und denkt, dass mit der Gutserweiterung alles redlich zugegangen ist. Der Wodka fließt in Strömen, wie es in Russland üblich ist, und die gesellschaftlichen Schranken lockern sich. Man singt, tanzt und lacht unbekümmert miteinander und die attraktive Mascha lässt ihrem slawischen Temperament freien Lauf. Die Lebenslustige vergnügt sich mit der Dienerschaft bei Spaß und Tanz, ohne dabei die guten Sitten außer Acht zu lassen.

Dritter Akt.
In diesem Akt müssen wir zurückkommen auf Wladimir: Der ist prinzipiell kein Typ für ein Vagabundenleben, hat aber, was man verstehen kann, Rache an Nachbar Trojekurow in seinem Kopf. Insofern hat sich ein „Spiel“ in seinem Schädel festgesetzt und das geht so: Höfische Kleidung, gepuderte Perücke, ein französischer Name, Deforges, so könnte man bei Trojekurow auftreten und die Spirale der Rache in Gang setzen. Gepflegte Manieren beherrscht Wladimir alias Deforges und er bewirbt sich als Französischlehrer für Mascha bei Trojekurow. Durch seine lange Jahre dauernde Abwesenheit kennt ihn sein Erzfeind nicht von Angesicht zu Angesicht. Wladimir wird also Mascha die feinen Sitten für „höhere Töchter“ beibringen, wird ihr auch die Tanzschritte der französischen Musik lehren. Was er allerdings nicht bedacht hat ist, dass sich Mascha in ihn verlieben könnte und er in sie. Aber genau das geschieht! Sie können einfach nicht mehr voneinander lassen. Vater Trojekurow ist das emotionale Befinden der Tochter nicht so wichtig. Deshalb ahnt er auch nichts von dem, was sich da anbahnt.

Vierter Akt.
Nun wird es kompliziert: Fürst Werijski, ebenso alt wie angesehen, kommt unerwartet zu Besuch und bringt Maschas Leben durcheinander. Der Fürst schätzt junges Blut und hat beim Vater um Maschas Hand angehalten. Ohne das Mädchen nach ihrem Einverständnis zu fragen, erwarten die beiden Männer, dass ihrem Beschluss gefolgt wird. Der Termin für eine standesgemäße Verlobung wird festgesetzt, Maschas Empfindungen unbeachtet gelassen und damit Ärger provoziert. Mascha reagiert nämlich entsetzt, dass der Vater sie verscherbelt hat, ohne sie überhaupt nur zu fragen. Das Mädchen liebt den Französisch-Lehrer und keinen alten Fürsten.

Derweil ist die Polizei nicht untätig geblieben, ermittelt wegen Brandstiftung und ist wohl auf einem richtigen Weg. Sie ist einem gewissen Dubrowski dicht auf den Fersen und weiß, wo sie den Kriminellen treffen kann. Dubrowski/Deforges, obwohl von Freunden gewarnt, nimmt diese Hinweise nicht ernst genug. Unbekümmert trifft er sich im Garten oder im Wald mit Mascha, bis sie eines Tages von der Polizei gestellt werden. Unter den Gewehrsalven seiner Verfolger bricht Wladimir tödlich getroffen zusammen. Mascha kann nur noch schluchzen und vor Schmerz fast wahnsinnig zusammenbrechen, was musikalisch natürlich ausgeschlachtet wird. Vater Trojekurow steht daneben und bedauert alles, was er in letzter Zeit an Unfug angerichtet hat. Ein unbefriedigender Schluss, wie ich finde…

Anmerkungen.
Das Libretto folgt nicht in allen Teilen der sozialkritischen Vorlage von Puschkins Novelle, lässt aber die romantisch gefärbten Teile aufblühen. Das ausgiebige Liebesduett im vierten Akt versteht es, die Herzen der Opernliebhaber zu berücken. Peter Tschaikowski hat die Oper des Emigranten bewundert. Nápravník ist nämlich gebürtiger Tscheche und kam als Waisenkind nach Russland. Er leistete als Dirigent und Komponist einen wertvollen Beitrag, weil er Modest Tschakowski als seinen Librettisten gewinnen konnte und die Oper „Dubrowski“ in russischer Sprache vertonte. Die Russen betrachten ihn als einen der ihren.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das beliebte Musikdrama regelmäßig zur Aufführung gebracht. Der Kalender verzeichnet neben den beiden großen russischen Metropolen noch die Städte Kiew, Nischny-Nowgorod, Odessa, Jalta, Poltowa und Satarow. In seinem Geburtsland nahmen sich Prag, Brünn und Pilsen ihres großen Sohnes an. Leipzig meldet eine Aufführung aus dem Jahr 1897.

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