informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Nostalgie

Unser Mitglied „Sir Morosus“ hat heute in einem ausführlichen Bericht über eine vor Jahren erlebte Aufführung der Oper „Hoffmanns Erzählungen“, seine Eindrücke und Erinnerungen geschildert. Ich fand das sehr interessant und möchte das als Thema aufgreifen und anregen, früher erlebte Aufführungen, die im Gedächtnis geblieben sind unter dem Stichwort „Nostalgie“, zu schildern.

PavOro

Lieber PavOro,

so lange ist das nicht her, es war Weihnachten 2019, danach kam Corona. Und im neuen Spielplan steht der Hoffman als Wiederaufnahme.

Herzlichst Sir Morosus

La Traviata in der Dresdner Semperoper

Vor 10 Jahren habe ich ahnungslos was mich dort erwartet, mir diese Verunstaltung damals angetan. Ich habe darüber berichtet und stelle meinen damaligen Bericht für Interessenten nachfolgend rein. Ich bin mir sicher, daß mich niemand um dieses Erlebnis beneiden wird. Viel Spaß beim Lesen…

Wenn ich für Stiftung Warentest oder einen ähnlichen Verein eine Kurzbewertung machen sollte, würde ich schreiben „bedingt empfehlenswert“.
Eine ehrliche Werbung um Zuschauer, ich betone „ehrlich“, würde bei mir so aussehen:

Sehr geehrter künftiger Zuschauer und Besucher.
Es erwartet Sie architektonisch ein von außen und innen sehr schönes und interessantes Haus.
Schon beim Betreten werden Sie merken, alle unsere (Service-) Mitarbeiter sind überaus freundlich und höflich und lassen Sie schon im Vorfeld eine festliche Athmosphäre spüren.
Die Oper Ihrer Wahl wird garantiert hervorragend von unserer Staatskapelle musikalisch interpretiert, auch von unserem Chor werden Sie nicht enttäuscht sein.
Die Qualität unserer Solisten entspricht allerdings nicht ganz dem vermuteten Niveau unseres Hauses.
Die Bedeutung des Wortes „Inszenierung“, einschließlich Kostüme, Maske, Ausstattung und Bühnenbild, und Ihre damit verbundenen Erwartungen und Erinnerungen, sollten Sie spätestens beim Öffnen des Vorhanges vergessen. Vor allem erinnern Sie sich nicht an werkgetreue Aufführungen, die Sie früher schon mal erlebt haben.
Wenn Ihnen alle diese Attribute genügen, dann herzlich willkommen, hier werden Sie bestens bedient.

Nun aber genug der Einleitung, zum Hauptthema:
Mit Beginn des Erklingens des Vorspiels zum ersten Akt hebt sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf die große graue und total leere Bühne. Während der Musik wird dann von links nach rechts langsam eine rötliche geriffelte Wand geschoben, die von unten bis oben und letztlich die gesamte Breite ausfüllt. In ihrem Aussehen erinnert diese Wand an ein riesiges Garagentor. Nach dem Vorspiel stürtzt von beiden Seiten eine kleidungsmäßig bunt gewürfelte Masse feiernder Gesellschaft herein. Sie bringen einen roten Sessel mit, der in der Mitte aufgestellt wird. Später wurde das Tor auch mal waagerecht nach hinten gekippt, sodaß die Massen darauf auch mal herumturnten. Das Garagentor und der Sessel sind von Anfang bis Ende die einzigen Ausstattungen!!! Falls jetzt jemand glaubt, beim Trinklied „Libiamo, libiamo…“ gibt es was zu trinken, oder es wird angestoßen…, falsch gedacht. Nicht mal Gläser sind vorhanden. Die Kleidung wirklich bunt gewürfelt, von allem was: drei vier Typen im Anzug, Krawatte, Sonnenbrillen sahen aus wiie Zuhälter, einer im langen Fellmantel mit Piratenkopftuch, andere festlich gekleidet, wieder andere in stinknormaler Freizeit- Tageskluft, als wären sie gerade von der Straße hereingekommen. Alfredo in Jeans, T- Shirt und offenes Karo- Hemd. Violetta im grün geblümten Minikleid, in dem sie aussah wie eine billige Nutte, aber nicht wie eine vornehme edle Kurtisane. (Positiv möchte ich wenigstens erwähnen, die Figur für das Kleidchen hatte sie). Im zweiten Bild des zweiten Aktes hatte sie dann nur noch bis zu ihrem Ende einen schwarzen Unterrock. Besonders toll war die Szenerie beim Kartenspiel. Das fand mangels Tischen nur im Stehen statt und von der feinen Gesellschaft wälzten sich ein paar Typen dabei am Boden nackt, nur mit Badehosen (!!!) bekleidet. Ihre fortschreitende Krankheit erleidet sie im und vor dem Sessel auf dem Boden und auf dem Garagentor stehend stirbt sie dann.
Liebe Freunde, ich gebrauchte zum Anfang mal das Wort „Inszenierung“. Das ist natürlich falsch, denn es war ja keine. Treffender wäre wohl von einer „Choreographie“ zu sprechen. Wenn nicht die Musik gewesen wäre, könnte man auf ein verrücktes Hippie- Musical tippen.
Nun zur musikalischen Seite:
Die Staatskapelle hervorragend und klangschön und überaus gefühlvoll kultiviert gespielt. Der herrlichen Musik von Verdi von denen gespielt zu lauschen, macht wirklich Freude und entschädigt für obigen geschilderten Schwachsinn. Der Chor mit bestimmt 60 bis 70 Personen auch sehr gut, nur manchmal aufgrund der vielen Mitglieder etwas zu kräftig und zu laut.
Und die drei Hauptakteure, na ja, da reißt einen keiner vom Sitz oder man muß sich da einen Namen nachträglich einprägen. Von allen noch die Beste war die Violetta. Sie sang und traf die hohen Töne, sogar das „hohe des“ am Schluß ihrer Arie „E strano… Sempre libera“. Auch mit den Koloraturen kam sie klar, trotzdem fehlte ihr die Geschmeidigkeit, wenig gefühlvoller Ausdruck, kaum ein schönes piano, meist laut und tremolierend. Eine von mir besonders geliebte Stelle ist Violettas „Dite alla giovine“ im Zusammensingen mit dem Vater. An anderer Stelle in unserem Forum schrieb ich mal das ich eine Aufnahme mit Mirella Freni habe. Die Freni singt das für mich so gefühlvoll und unglaublich schön, daß ich dem Bariton mit seinem Reinsingen in der zweiten Strophe am liebsten den Mund zuhalten möchte. Diesmal hat mich der Bariton nicht gestört… Auch das Verlesen des Briefes wenig gefühlvoll, stellenweise überbetont geschrien.
Der Bariton Markus Butter wurde von einigen hier im Forum ja schon mal lobend erwähnt. Nun, er hat seine Sache ganz ordentlich gemacht, ist aber für mich mit seinem Timbre für diese Partie bestimmt nicht prädestiniert.
Der Tenor in dieser Partie, was erwartet man von ihm. Lyrische bis dramatische Töne, tenoralen Glanz und Schmelz, italienisches gefühlvolles Belcanto. Wenn man hier von „italienisch“ spricht, so hatte er eigentlich nur zweierlei, einen ital. klingenden Nachnamen und er hat italienisch gesungen, das war´s aber auch schon. Eine Stimme, die jeglichen Wohlklang vermissen ließ, der in der Höhe immer angestrengt und unschön laut und die hohen Töne meist nur kurz angerissen hat.
In meiner Heimatstadt haben wir ein zwar sehr schönes, aber doch nur kleineres Musiktheater/Opernhaus mit einem entsprechenden kleinen Etat. Aber solche Sänger von der Qualität dieser drei, die hatten und haben wir auch. Und das sagt wohl alles.
Nochmal abschließend auf die „Inszenierung“ eingehend, die Semperoper scheint unter Personalmangel zu leiden. Denn Bühnen-, Masken- und Kostümbildner haben die dort scheinbar nicht mehr, oder die haben gestreikt, oder hatten alle frei. Und ich kann mich nicht mal über eine Regie- Theater- Verunstaltung aufregen, denn es wurde ja eigentlich gar nichts verunstaltet, weil nichts war. Wenn nicht das Garagentor und der Sessel gewesen wäre und die Akteure auf der Bühne nicht immer mal hin- und hergerannt wären, hätte ich von einer „konzertanten Aufführung“ berichten müssen.
Trotz all dem habe ich mich nicht geärgert. Die Musik von Verdi war und ist schön, das Opernhaus und die Athmosphäre prächtig.

Hier noch die Besetzung des Abends:
Musikalische Leitung: Henrik Nánási
Inszenierung: Andreas Homoki
Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Gideon Davey, Frauke Schernau
Licht: Fabio Antoci
Chor: Pablo Assante
Dramaturgie: Ilsedore Reinsberg
Besetzung am 24.05.2012
Violetta Valéry: Olesya Golovneva
Alfredo Germont: Leonardo Capalbo
Giorgio Germont: Markus Butter
Flora Bervoix: Gala El Hadidi
Gastone: Tom Martinsen
Barone Douphol: Tomislav Lucic
Marchese d’Obigny: Ilhun Jung
Dottore Grenvil: Peter Lobert
Annina: Andrea Ihle
Giuseppe, Diener Violettas: Tobias Schrader
Diener Floras: Norbert Klesse
Dienstbote: Matthias Beutlich

Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Sächsische Staatskapelle Dresden
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung zur Förderung der Semperoper

Lieber PavOro,

Danke für diesen schönen Bericht. Du weißt, ich habe viele Inszenierungen in der Semperoper gesehen, und manche war genauso furchtbar wie die von Dir geschilderte Traviata, Ich kann mir gut vorstellen, welche Qualen Du ausstehen mußtest, gerade bei einer Deiner Lieblingsopern. Ich habe diese Inszenierung nicht gesehen, aber Deine Schilderung macht mich darüber eher glücklich als neidisch. 

Ich habe in Verbindung mit der Semperoper auch wundervolle Erinnerungen, wozu ich sämtliche Gastspiele von Edita Gruberova (Ich habe alle ihre Auftritte in Dresden erleben dürfen) zähle. Allerdings waren es samt und sonders konzertante Aufführungen. Bei den szenischen Erlebnissen halten sich furchtbare Erinnerungen die Waage mit tollen Aufführungen und auch tollen Sängern.

In der Hoffnung auf zukünftig angenehmere Inszenierungen schicke ich Dir herzliche Grüße .

Sir Morosus

Mein lieber Sir

Vielen Dank für Deine Antwort, über die ich mich gefreut habe. Und ich kann Dir bestätigen, Du hast mit dieser „Inszenierung“ ganz sicher nichts verpaßt. Ich habe vor 10 Jahren nicht nur diese Traviata in der Semperoper erlebt, sondern noch zwei weitere Lieblingsopern von mir – La Bohéme und Rigoletto. Die Bohéme war noch einigermaßen akzeptabel. Der Rigoletto dagegen war ganz schlimm. Auch davon hatte ich damals berichtet und stelle meinen Bericht von damals für Interessenten rein.

Wenn ich meinen Bericht von dieser Aufführung in der Semperoper lese, muß ich sagen: Wie glücklich und dankbar bin ich, daß ich den Rigoletto früher viele Male in der Berliner Staatsoper erleben durfte, in werkgetreuer, stimmiger Inszenierung und einem hervorragenden Ensemble mit den Solisten Isabella Nawe, Ruggiero Orofino und zweimal auch mit dem bulg. Bariton Stoyan Popov.

LG PavOro

Gestern war ich nun gemeinsam mit einem Freund zum Rigoletto in der Dresdner Semperoper. Ich war im Vorfeld bestens gelaunt und gestimmt, habe mich in Schale geworfen, was auch zu einer gehobenen Stimmung beiträgt und ich nehme es mal vorweg, auch ins Nachhinein hat sich an der guten Laune nichts geändert. Ich wußte ungefähr was auf mich zukommt und dadurch waren die Erwartungen entsprechend angepaßt. Durch die Fotos und Links im Netz wußte ich also Bescheid. Wir hatten Hörplätze in der 2. Reihe seitlich im 3. Rang für „16 Scudi“. Zum Sehen mußte man mal ab und zu aufstehen, aber das war nicht weiter schlimm, denn es gab ja nicht viel zu sehen.
Ich fange mal so an:
Ein von außen und innen sehr schönes und interessantes Haus, eine herrliche Verdi- Oper mit wunderschöner Musik und interessanten Charakteren und Handlung, eine hervorragende, über jede Kritik erhabene Staatskapelle, ein Bühnenbild, was diesen Namen nicht verdient, adäquat logischerweise kann auch von einer Inszenierung keine Rede sein (wo nichts, oder kaum etwas ist, kann man außer ein paar völlig sinnloser und sinnentstellender Gags, auch nichts inszenieren), ein sehr guter Chor und ein Sängerensemble, das bestenfalls als gut und für dieses Haus normalen Erwartungen entsprechend bezeichnet werden kann. Aber keiner, wirklich keiner von den drei Hauptakteuren, der einen von den Sitzen reißt.
Wem diese Attribute genügen, der ist und wird in der Semperoper bestens bedient.

Wunderbar das Vorspiel. Dirigent und Orchester ließen klanglich fein akzentuiert und sauber gespielt, das düstere, dramatische, schicksalhafte und unheilvolle Geschehen erahnen.
Dann öffnet sich der Vorhang und gibt den Blick frei auf ein paar dunkelgraue Wände und zwei Treppen mit mehreren Stufen auf denen sich die feiernden Pärchen suhlen. Außer dem Herzog, sind alle Höflinge mit Vogelkopfmasken verkleidet. Der Herzog im hellen normalen Straßenanzug, die anderen im dunklen Anzug. Also wenn sie damit auf der Straße liefen, würden sie nicht auffallen. Rigoletto mit einem giftgrünen viel zu großen und damit schlampig wirkenden Anzug. Auf dem Kopf eine Narrenmaske.
Das zweit Bild, Rigolettos/Gildas Haus. Haus ?!?!- weit gefehlt, nicht mal andeutungsweise. Der Vorhang öffnet sich und auf der Bühne ist nichts außer hellen mit Sternen(?) dekorierten Wänden. Ach nein, stimmt nicht, es ist ja doch noch etwas da. In der Mitte des großen Raumes steht einsam und allein ein Bett, auf dem Gilda liegt. Rigoletto betritt durch ein Seitentür den Raum. Während beide von ihren Sorgen und Leiden singen, muß dem Vater wohl etwas warm werden, denn er entledigt sich seines Jacketts. Nun steht er da mit zu großer Hose, einem schlabbrigen Unterhemd und darüber überdimensionale Hosenträger. Jeder versoffene und heruntergekommene Penner sieht nicht schlechter aus. Und um das Bild vollständig zu machen, unglaublich (!!!), holt er während Gildas Gesang tatsächlich einen Flachmann aus der Hose und genehmigt sich einen! Ich sage Euch, wenn ich das nicht selbst gesehen hätte, ich weiß nicht, wenn mir das erzählt worden wäre, ob ich das jedem geglaubt hätte. Die Seitentür ist ja offen geblieben und so sieht man als Schattenbild, wie sich der Herzog anschleicht. Rigoletto geht ab und Gilda, wahrscheinlich erschöpft vom Dialog mit dem Vater legt sich erstmal wieder hin und träumt singend von dem jungen schönen Mann, dem sie in der Kirche begegnet ist…. Dieser schnellt plötzlich am Kopfende des Bettes hervor mit einem sehr lauten „T`amo, T`amo ripetilo…“, daß man sich fast erschrecken könnte, würde man den musikalischen Ablauf nicht kennen. Beim später folgenden Abschied nehmen müssen, ob der Tenor auch den hohen Ton beim „adio“ gehabt hat, kann ich mit Sicherheit nicht sagen. Orchester und eine übermäßig laute überangestrengte Gilda haben ihn übertroffen.
Das große Schlafzimmer ist etwa 2m über dem Bühnenboden ein klein wenig im Hintergrund. Somit können die Höflinge am Bühnenrand sich anschleichend 2 Leitern anstellen und die inzwischen vor Erschöpfung eingeschlafene Gilda aus ihrem Bett stehlen. Nicht ohne vorher ein paar Freudentänzchen um ihr Bett zu machen.
Das nächste Bild mit den Arien „El la mi fu rapita und Parmi veder le lagrime“ ist genau wie zum Anfang, nur das noch ein paar lange Tische als Tafel hingestellt wurden. Als danach die Höflinge, wieder mit Masken, dem Herzog von der erfolgreichen Entführung Gildas berichten, will sich mir der Sinn nicht erschließen, warum dabei 5 oder 6 ständig akrobatische Übungen vollführen müssen, Rumspringen, Purzelbäume schlagen. In ihren schwarzen Kostümen und den Turnübungen erinnerten sie irgendwie an Spiderman.
Im nächsten Bild wurden die Tische entfernt und durch zwei kleine rechteckige Wände ersetzt, mit einem kleinen Tisch und ein paar Stühlen. Das war dann die Schenke von Sparafucile und dessen Schwester. Die später erstochene und eingewickelte Gilda wurde dann daneben hin geschliffen, keine angedeutete Flußlandschaft, nicht mal ein Baum, nein, einfach nichts. Nachdem sie wieder ausgewickelt war, schien sie sich, zwar zu Tode getroffen, doch wieder etwas kurzzeitig zu erholen, denn sie stand richtig auf, um dann stehend zu verenden.
Zu den Sängern:
Der Rigoletto taute erst etwa beim „La ra, La ra, La ra und Si, vendetta“ auf. Beides machte er sehr gut. Generell fehlte ihm aber das markige, polternde in der Stimme. Mir erschien er zu brav und kultiviert.
Der Tenor, der den Herzog gab, hat zwar einen ital. klingenden Namen, aber ihm fehlte jegliche „Italianita“, jeglicher Schmelz und auch damit die gesangliche Leidenschaft des Verführers, die hier unbedingt rüberkommen muß. Sein Timbre war meist von einem sehr hörbaren Tremolo begleitet, vor allem bei den hohen Tönen. Er traf sie alle, hielt sie auch aus, aber sie klangen meist angestrengt und dadurch oftmals unangebracht laut. Bei seiner Gesangsausbildung, wo es auch um „Piano“ und Gefühl, Geschmeidigkeit, Ausdruck und einfach Belcanto ging, muß er gefehlt haben.
Dasselbe trifft in etwa auch auf die Sopranistin zu. Ihre Koloraturen meisterte sie normal. Aber auch bei ihr habe ich die für diese Partie notwendige Leidenschaft vermißt.
Ich will aber allen zugute halten, in solch einer leidenschaftslosen Inszenierung kann wohl auch keine Leidenschaft inspirierend aufkommen.
Ergänzen möchte ich noch, erstaunlicherweise wurde die meist ausgelassene „Cabaletta“ vom Tenor gesungen, allerdings ohne den hohen Schlußton.
Trotzdem war ich nicht enttäuscht oder gar verärgert, weil, ich habe nichts anderes erwartet und die herrliche Musik von Verdi live zu genießen, das entschädigt.

In einem aktuellen Thread geht es im Thema um die Oper „Carmen“, die am 18. 8. im TV gesendet wird. Da kam mir die Erinnerung, daß ich diese Oper vor einigen Jahren im Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg mehrmals gesehen habe. Es war eine aufwendige großartige , werkgetreue Inszenierung, dargeboten von einem ebenfalls großartigen Ensemble. Ich möchte Euch zeigen, daß man auch an mittleren Häusern Großartiges leisten kann.

Hier ein kurzes Video und darunter die Szenenfotos, diese anklicken…

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

https://www.saldovo-divadlo.cz/program/detail-predstaveni/r/carmen

Lieber PavOro,

vielen Dank, das ist ja mal eine erfreuliche Inszenierung und eine schöne Erinnerung. Du hast wirklich Glück solche Opern original getreu zu erleben.

Bin gespannt auf Samstag.

Liebe Grüße

musika

Lieber Pavoro,

du bist ein ganz „Schlimmer“, dass du uns hier immer den „Mund wässrig“ machst nach Dingen, welche uns verwehrt sind. Wir müssen uns leider an Wilhelm Busch halten: „Enthaltsamkeit ist das Vergnügen an Dingen, welche wir nicht kriegen.

Liebe Grüße
Gerhard

Liebe musika, lieber Gerhard

Habt Dank, ich freue mich über Eure Antworten. Und es ist genau so, wie ihr es sagt – ich bin in der glücklichen Lage, daß ich noch werkgetreue Inszenierungen sehen kann. Und darüber bin ich froh und dankbar. Seinerzeit 12 Jahre lang, von der Deutschen Staatsoper Berlin mit werkgetreuen Inszenierungen für immer geprägt, habe ich im kommenden November vor 10 Jahren das Opernhaus Liberec für mich /uns entdeckt und bin auch weiterhin in den Genuß und die Freude gekommen, auch dort dem jeweiligen Werk entsprechende Inszenierungen mit einem hervorragenden Ensemble zu erleben. Der Beweis – in diesen fast 10 Jahren, war ich mind. 50 x dort, habe etwa 15 verschiedene Werke gesehen – viele natürlich mehrmals, weil sie so gut waren. Nur eine Inszenierung war mißraten und verunstaltet – das war der „Don Paquale“ im Krankenhaus – Milieu. Dem waren aber nur drei Aufführungen beschieden, dann war er vom Spielplan verschwunden. So etwas kommt dort beim Publikum nicht an.

Schon jetzt freue ich mich mit Ungeduld und riesiger Vorfreude, wenn hoffentlich im kommenden Oktober u. a. wieder „Trovatore und La Bohéme“ auf dem Spielplan stehen.

LG PavOro

Finale „Che gelida manina…“ live gesungen, da waren wir mit dabei.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein herzliches Hallo liebe Freunde und Mitglieder

In meinem obigen Btr. 6, habe ich kurz von der Oper Carmen berichtet, die ich 2013 im Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg mehrmals gesehen habe. Ich habe damals zwei Berichte geschrieben, die ich für Interessenten nochmal nachfolgend reinstelle:

10. Oktober 2013

Wir haben eine „Carmen“ erlebt, wie man sie sich besser nicht vorstellen und wünschen kann. Ich habe viel erwartet, aber alle Erwartungen wurden weit übertroffen. Das war in den letzten 20 Jahren mit Abstand mein schönster Theaterabend, einfach rundrum faszinierend.

Ich hatte keinerlei Vorinformation betreffs Inszenierung, Bilder oder Kritiken. Und so bin ich gemeinsam mit einem Freund ahnungslos nach Liberec gefahren. Ich war mir allerdings sicher und habe erwartet, einen guten Opernabend zu erleben. Diese Erwartung wurde positiv deutlich übertroffen. Das begann schon zum Anfang. Wir hatten beste Plätze im 1. Rang, 1. Reihe, Mitte  mit hervorragender Sicht auf alles. Der Dirigent des Abends erschien, ein sichtlich schon etwas älterer Herr. Komisch, für einen kurzen Moment dachte ich, der wird es wohl etwas ruhig und gemächlich angehen lassen. Weit gefehlt! Schon beim zündenden und dynamischen Vorspiel brannte musikalisch ein richtiges Feuerwerk ab. Und so blieb es bis zum Schluß, leidenschaftlich und energisch. Das Orchester, ohne Fehl und Tadel!
Der Vorhang hob sich danach und gab den Blick frei auf passende Kulissen – zwei seitliche Treppen mit einem Podest, umrahmt von großmaschigen Gittern. Davor Stühle und ein langer Tisch, an dem Soldaten saßen und würfelten.
Hier spielte auch die weitere Handlung des 1. u. 2. Aktes. Nach der großen Pause und dem Beginn zum 3. u. 4. Akt sah man auf der Bühne zwei Planwagen, Felsbrocken, ein echtes Lagerfeuer und im Hintergrund wallte Nebel. Ein stimmungsvolles Bild passend zur Szenerie des Kartenlegens.
Mir wurde während der Aufführung mehrmals bewußt, „wie wenig“ es doch eigentlich bedarf um gutes, stimmungsvolles Theater darzustellen. Voraussetzung ist da natürlich, daß die Kostüme zeit- und handlungsgemäß übereinstimmen. Und da stimmte eben alles. Hinzu kommt eine nachvollziehbare, glaubwürdige Personenführung. Nun bedingt und fordert ja die Musik und die Handlung der Carmen geradezu nach Bewegung, nach „Action“, wie es heute ja so heißt. Und da wurde alles geboten, einschließlich Kastagnetten, Tanzen auf dem Tisch, Balletteinlagen der Toreros usw.. Ganz toll und keineswegs ordinär, die erotischen Einlagen der Carmen. Sie hat nicht nur hervorragend gesungen, sie sah auch noch richtig gut aus – schwarzhaarig, schlank und brachte ihre weiblichen Reize und erotischen Bewegungen sehr gut „an den Mann“. Ich habe versucht so gut es ging, die agierenden Personen auf der Bühne zu zählen. Das waren stellenweise bis 50 Akteure, die immer in Bewegung waren. Allen (!!!) war die ganze Zeit über, eine unglaubliche Spielfreude anzumerken.
Ich kann eigentlich keine Höhepunkte nennen, weil alles, von Anfang bis Ende, ein Höhepunkt war. Vielleicht nenne ich nur mal den Auftritt des Escamillo. Der erschien plötzlich oben auf dem Podest, dazu die dynamische Musik und seine prächtige Stimme… Ich sage Euch, da ging die Post aber ab. Oder, Don Jose hat sich in seine Rolle auch darstellerisch so glaubwürdig reingesteigert, daß man im Finale fast Angst haben mußte, daß er die Carmen wirklich umbringt.
Was soll ich zu den sängerischen Leistungen sagen. Da kann ich mich kurzfassen. Die waren alle, einschließlich des hervorragenden Chores, für dieses Haus überragend. Das gesamte Ensemble kann auf jeden Fall locker mit denen der Dresdner Semperoper mithalten.
Die Carmen brauchte zum Anfang vielleicht ein klein wenig Anlauf, um die Stimme „warm“ zu machen. Aber als sie nach kurzer Zeit auf „Betriebstemperatur“ war, lief sie zu Höchstleistungen auf. Den Escamillo hatte ich ja schon in „Der Macht des Schicksals“ gehört. Auch hier ein überaus wohlklingender, markiger Bariton. (Ich erwähnte es schon, ihn stelle ich mir als idealen Rigoletto vor). Den mexikanischen Tenor kannte ich ebenfalls schon aus der „Macht…“ Und mein damaliger Eindruck bestätigte sich – der Alvaro war nicht so ganz seine Partie, der Don Jose liegt ihm mehr. Sein Stimmtimbre ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Er singt sehr stark „in die Maske“ und klingt dadurch etwas nasal. Das soll aber bitte keine negative Kritik sein, er war richtig gut. Gesungen wurde übrigens von allen in der Originalsprache der Oper.
Das Haus war nicht ausverkauft, aber sehr gut besucht. Es gab viel Szenenapplaus und am Schluß langanhaltenden, verdienten Beifall für alle Beteiligten und für die Carmen einen großen schönen Rosenstrauß.
Zum Schluß noch eine ganz persönliche Bemerkung: Durch früher erlebte hervorragende Opernabende bin ich schon etwas verwöhnt und daraus resultierend auch anspruchsvoll. Ich sage immer, die Berliner Staatsoper hat mich seinerzeit für immer positiv verdorben. Der gestrige Abend allerdings, wird mir als ein genußvoller, absoluter Höhepunkt in Erinnerung bleiben. Ich glaube, der gestrige Abend war für dieses Haus „eine Sternstunde“ und wir sind froh und glücklich, daß wir dabei waren. Mit meinem Freund waren wir uns nachher einig, wenn es unsererseits terminlich paßt und das Wetter noch erträglich ist, bei der nächsten Carmen sind wir wieder und nochmal mit dabei. Jetzt planen wir aber erst mal die Premiere der Rusalka dort zu besuchen und im nächsten Monat Nabucco. Unglaublich, was dieses „kleine Haus“ so im Spielplan hat. Die Traviata läuft ja auch noch dort.

24. November 2013

Vor einer Stunde sind wir aus Liberec zurück und ich habe erneut eine rundum hervorragende „Carmen“ erlebt. Ich war wieder total begeistert und mit mir  –  meine Frau, mein Bruder und meine Schwägerin.
Ich habe ja schon oben von meinem ersten Besuch ausführlich berichtet. Deshalb kann ich mich nun kurz fassen:
Das Erlebnis von vor sechs Wochen ist noch frisch gespeichert und so konnte ich mich heute auf Einzelheiten konzentrieren. Mir wurde erneut ganz deutlich klar, wie schön, wie genußreich kann ein Opernabend sein, wenn zu herrlicher Musik, die Inszenierung, einschließlich der Kostüme und die Personenführung dem Werk entsprechend ist. Es bedarf keiner Neudeutung und vor allem keiner Verunstaltung!!! Wie herrlich war wieder der Auftritt des „Escamillo“. Bei der zündenden und feurigen Musik reißt es einen förmlich vom Sitz. Toll auch die Balletttänzer als Toreros im letzten Akt. Was da für ein von überschäumendem Jubel begleiteter Betrieb auf der Bühne ist…
Interessant war diesmal für mich auch, daß außer dem mir inzwischen bekannten Tenor, die Solisten heute alternierend andere wie beim letzten Mal waren. Der heutige Bariton, der den Escamillo gab, war zwar auch richtig gut, aber den schon von mir gewohnten „Anatolij Orel“ finde ich besser. Der hatte heute frei, war aber als Zuschauer im Theater. In der Pause stand er im Theaterrestaurant privat neben mir.
Hier für Interessenten die wichtigsten Solisten des heutigen Abends:
Carmen – Katerina Javlovcova, Don Jose – Rafael Alvarez, Escamillo – Pavel Vancura, Micaela – Livia Obrucnik Venosova. Regie – Vaclav Veznik, Dirigent des Abends – Frantisek Babicky.
Sie waren alle großartig und ließen für das Haus keine Wünsche offen. Es gab viel Szenenapplaus und langanhaltenden, verdienten Schlußbeifall und Bravo- Rufe, auch von mir.

 

 

Lieber PavOro,

Deine Berichte über Opernaufführungen in Liberec sind umfassend, detailgenau und präzise in Bewertung und Urteil. Erstaunlich Deine Wahrnehmung und Beobachtungsgabe. Wir haben manchmal fast das Gefühl, im Zuschauerraum zu sitzen und Aufführung und Szenerie selbst zu betrachten. Du entwickelst immer mehr profunde Kritikerfähigkeiten. Wie gut das bei den Mitgliedern der Forums ankommt  belegen die häufigen Kommentare auf Deine Berichte.  Erstaunlicher Weise hast Du in früherer Zeit an anderer Stelle nie so frei und unbefangen  geschrieben. Hat das Troubadour-Forum ungeahnte Fähigkeiten bei Dir verstärkt? Du solltest in Görlitz Pressearbeit machen z. B Leserbriefe schreiben und der Heimatzeitung Signale geben, dass Du auch über musikalische Ereignisse berichten würdest. Bei Eurer kirchlichen Orientierung bietet sich die Verbindung doch fast an.

Mit beten Grüßen die Sängerfreunde.

 

 

 

 

 

Erstaunlichist Deine

9. November 2013      Nabucco im Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg

Gestern waren wir wieder mal in Liberec im Theater und durften eine großartige, beglückende Aufführung der Oper „Nabucco“ erleben. Die Vorstellung begann bereits schon um 17 Uhr und als sich der Vorhang öffnete, war das der Beginn für ein unglaubliches Fest der Stimmen in einer großartigen, dem Werk entsprechenden Inszenierung und passenden Kostümen, bzw. Gewändern. Die Bühne wirkte nie überladen, aber die Kulissen immer stimmig.
Ich habe ja diese Oper noch nie selbst auf der Bühne erlebt, kenne sie nur von CD, Platte und vom TV. Und mir wurde wieder klar und bewußt, es ist etwas ganz anderes, wenn man live dabei ist. Nicht nur vom direkten Genuß, man kriegt da so richtig den hohen Grad der Schwierigkeiten mit, der betreffs der Interpretationen hier zu einem hohen Maß vorhanden ist. Und hier blieben keine Wünsche offen. Jeder war hier in seiner Partie sängerisch und gestalterisch hervorragend und beeindruckend. Selbstverständlich auch das Orchester und im Höchstmaß der Chor. Einer der Höhepunkte der Oper ist ja der Gefangenenchor. Wie oft habe ich den schon gehört. Aber gestern hat er mich wohl so, wie noch nie ergriffen. Choreografisch beeindruckend, wie die Gefangenen nach vorn getorkelt kommen, dazu gefühlvoll mit Crescendo und Decrescendo interpretiert, da kriegt man Gänsehaut und man spürt die aufrüttelnde Musik am ganzen Körper. Und danach der Auftritt des Zaccharias. Für mich besonders ergreifend, als der Hohepriester Zaccharias anschließend sein Volk ermutigt.  Ich sage Euch, das kam mit einer so gewaltigen, voluminösen Stimme rüber, das war in dem Moment so was von mitreißend.
Es gab viel Szenenapplaus und als die Oper nach drei Stunden beendet war, langanhaltender, verdienter Beifall und Bravo- Rufe. Gesungen wurde natürlich wieder in der Originalsprache und die Hauptpartien waren besetzt mit:
Anatolij Orel – Nabucco, Josef Moravec – Ismael, Pavel Vancura – Zaccharias, Dagmar Zaludkova – Abigaille, Dana Stastna – Fenena.
Ich kann Euch versichern, es war ein beglückender Opernabend für Opernkenner- und Liebhaber. Ich habe unten ein paar Szenen Bilder reingestellt, damit ihr einen kleinen Eindruck habt.

Einen kleinen Nachsatz kann ich mir allerdings nicht verkneifen:
Für die Freunde und Befürworter des „modernen Regietheaters“ wäre das allerdings nichts gewesen – es gab nämlich keine Verunstaltung oder Neudeutung, keinen Klamauk und Spektakel, auch keine philosophische Lehrstunde. Es war nur ein stinknormaler Opernabend, der Herz und Gemüt erreichte und erfreute, oder anders gesagt, der einfach nur wunderschön war, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann. Ich habe das Haus überaus zufrieden und glücklich verlassen.

https://www.saldovo-divadlo.cz/program/detail-predstaveni/r/nabucco

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis