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Opernkritiken unseres Mitgliedes Marisa Altmann-Althausen

In diesem Thema erscheinen nach Absprache mit unserem jüngsten Mitglied Marisa Altmann-Althausen Opern-Kritiken. Ich bin durch Zufall darauf gekommen, weil ich gestern Zeit fand, den Merker 8/9 2022 durchzustöbern und mir der o. a. Name bekannt vorkam. In einem kurzen Email-Austausch erhielt ich Zustimmung, und machte mich ans Werk. Nur musste ich leider feststellen, dass nicht alle Kritiken, die im Neuen Merker stehen, auch online zu finden sind. So muss der nun folgende Beitrag leider ohne die im Neuen Merker abgedruckten Fotos auskommen. Dafür habe ich am Ende des ersten Beitrages einen Link zur Hompage der Tiroler Festspiele Erl eingefügt, nach dessen Anklicken die geneigte Leserin/der geneigte Leser zusätzliche Informationen erhält.

Liebe Grüße

Willi?

Rezension der Premiere der Oper Bianca e Falliero bei den Tiroler Festspielen Erl im Sommer 2022 – Festspielhaus

„Die Liebe ist stärker als alles andere“ © Marisa Altmann-Althausen

 Vorinformation:

Bianca e Falliero, o sia Il consiglio dei Tre (dt.: Bianca und Falliero oder Der Rat der Drei) ist eine Oper (Originalbezeichnung: „melodramma“) in zwei Akten von Gioachino Rossini (Musik) mit einem Libretto von Felice Romani nach Antoine-Vincent Arnaults Schauspiel Blanche et Montcassin ou Les Vénitiens von 1798. Die Uraufführung fand am 26. Dezember 1819 im Teatro alla Scala in Mailand statt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bianca_e_Falliero

Die ursprünglich für den 8. Juli 2022 geplante Premiere konnte nun am 20. Juli ungestört über die Bühne gehen. Aufgrund der Corona-Erkrankung von Heather Phillips, der Sängerin der Bianca, kam es zu dieser Verschiebung. Wie Intendant Bernd Loebe bei seiner Ansprache kurz vor Beginn der Vorstellung betonte, wird sich Heather Phillips, die mittlerweile wieder genesen ist, bemühen, die Vorstellung durchzusingen, obwohl sie noch nicht ganz im Vollbesitz ihrer Kräfte sei. Auf alle Fälle sie für Ersatz gesorgt worden, die kurzfristig aus den USA eingeflogen wurde und den ganzen Abend in Bereitschaft sein werde. Heather Phillips hielt durch und schaffte eine fulminante Premiere.

Diese Rarität von Gioacchino Rossini, die in Kooperation zwischen der Oper Frankfurt und den Tiroler Festspielen Erl nun im Festspielhaus in Erl eindrucksvoll zur Aufführung kam, wurde in der Regie von Tilmann Köhler sehr realistisch und ohne große Gefühlsaufwallungen in Szene gesetzt. Ein in der Mitte der Bühne angebrachter, drehbarer Kegel, der entweder sich selbst bewegt oder von den Darstellern gedreht wird, , dient zur Unterstützung, Veränderung und Weiterführung der jeweiligen Szenen. Auf diesen Kegel werden im Laufe der Oper imposante Videoprojektionen projiziert (Video: Bibi Abel), die in drastischen Bildern die teilweise kriegerische Handlung, sowie auch die Beziehungsspannungen der einzelnen Charaktere widerspiegeln. Bis auf diesen Kegel und die Videoprojektionen bleibt das Bühnenbild (Karoly Risz) weitestgehend sehr minimalistisch, da sich der Regisseur in erster Linie auf die Beziehungen der einzelnen Charaktere zueinander konzentriert. Größten Anteil an der Erzählung und dem Verständnis der Geschichte hatte, meiner Meinung nach, das Licht von Joachim Klein. Die Sängerinnen und Sänger werden in ihren darzustellenden Emotionen und psychischen Untiefen, im wahrsten Sinne des Wortes, ins rechte Licht gerückt. Besonders beeindruckend das Ensemble am Ende des 1. Teiles, in dem die ganze Szene in blutrotes Licht gehüllt wird. Die Kostüme von Susanne Uhl, bleiben bei den Zivilisten grundsätzlich alltäglich, während die Soldaten wie Guerillakämpfer ausgestattet sind. Nur Bianca hebt sich mit langen, verführerischen Seidenkleidern im 1. Teil von der Menge ab, erst im 2. Teil wird auch sie zur Kämpferin.

Unter der profunden, pointierten und überaus aufmerksamen musikalischen Leitung von Simone de Felice gelingt es dem ausgezeichneten, Wagner-gestählten Orchester der Tiroler Festspiele Erl, einen spritzigen, rasanten und feurigen Rossini zu präsentieren. Sehr feinfühlig und überaus rücksichtsvoll wird das hervorragende Sängerensemble von Simone de Felice und dem Orchester begleitet.

 Heather Phillips als Bianca schafft es bravourös, mit schöner, technisch versierter Stimme, reinen, klaren Koloraturen sowie lieblicher, charmanter Ausstrahlung in dieser anspruchsvollen Rolle zu reüssieren.

In der Hosenrolle des Falliero brillierte Maria Ostroukhova, mit schönem, flexiblem, koloratursicheren Alt. Theo Lebow faszinierte als Contareno mit seinem bombensicheren Tenor und exzellenten Koloraturen, Giovanni Battista Parodi (Capellio) und Bozidar Smilianic (Priuli, Doge von Venedig), beeindruckten mit angenehmen, sicheren, wohlklingenden tiefen Stimmen. Verlässlich und unterstützend Carlos Cardenas (Ein Kanzler/ Ein Offizier/ Ein Gerichtsdiener). Alles hervorragnede Stimmakrobaten, stets dem Rossinischen Oeuvre dienend und gerecht werdend. Präsent und präzise der großartige Chor der Tiroler Festspiele Erl unter der Leitung von Olga Yanum.

 Eine fulminante, bejubelte Premiere, mit der die Tiroler Festspiele Erl ein weiteres ambitioniertes, qualitätsvolles Zeichen setzten.

© Marisa Altmann-Althausen

Ergänzendes Bild- und Text-Material kann hier abgerufen werden, da ich die im Merker 8/9 abgdruckten Texte und Fotos beim Online Merker nicht finden konnte:

https://www.tiroler-festspiele.at/spielplan/produktion/bianca-e-falliero

Liebe Grüße

Willi?

Ich hatte mehrere Berichte und Renzensionen von Marisa Altmann erhalten, deren Einstellung an dieser Stelle jedoch eine Woche lang durch wichtige private Gründe verhindert wurde, und jetzt habe ich sie wiedergefunden. Aus irgendeinem Grund hatte ich sie auf meinem Desktop in meinem Arbeitszimmer gespeichert und den ersten davon kann ich heute noch einstellen, dann muss ich ins Bett.

Bericht von der Presekonferenz der Mailänder Scala vom 2. 9. 2022 in der italienischen Botschaft in Wien

2.9.2022- Pressekonferenz der Mailänder Scala in Wien- Italienische Botschaft- Palais Metternich.

„Ewig leuchten die Sterne…!“

In den überaus repräsentativen Räumen der italienischen Botschaft im Palais Metternich im 3.Wiener Gemeindebezirk empfing, Sovrintendente e Direttore Artistico, Teatro alla Scala di Milano, Dominique Meyer, zur diesjährigen Pressekonferenz. Weltstars wie u.a. KS Linda Watson, KS Anna Netrebko, Yusif Eyvazov, Vittorio Grigolo, Günther Groissböck, Andrea Carroll und Svetlina Stoyanova, verliehen dieser hochkarätigen Veranstaltung, den ihr gebührenden, internationalen Glanz!
Nach den Begrüßungsworten des italienischen Botschafters in Österreich, Stefano Beltrame, begann die Pressekonferenz zunächst, sozusagen als Einstimmung auf das Kommende, mit der musikalischen Darbietung, des, von Dominique Meyer sehr geförderten und hochgelobten, chinesischen Tenor, Jinxu Xiahou, mit der Arie „Amor ti vieta“ aus der Oper „Fedora“. Warm schmelzend, mit berührender Empathie eröffnete dieses Ausnahmetalent mitreißend die Veranstaltung. Feinfühlig und einfühlsam am Klavier begleitet von Luisella Germano.
Dominique Meyer betonte in seiner Begrüßung, dass es der Mailänder Scala gut gehe und für ihn diese Pressekonferenz in Wien, wie ein Familientreffen sei.
Fast 40 Millionen Euro bekommt die Scala an Sponsorengeldern. Die Auslastung ist höher geworden, die sich nun in den jährlichen Karteneinnahmen von 210.000 Euro widerspiegelt. Die Pandemie ist natürlich nicht spurlos an der Scala vorübergegangen. 7% der Abonnenten sind an Corona verstorben. In Italien gibt es keine Familie, die nicht von dieser Seuche betroffen ist. Trotzdem muss das Leben weitergehen, Meyer betonte, dass er seine Arbeit nicht mehr, sofern es möglich ist, von dieser Corona-Pandemie bestimmen lassen möchte. Sie haben die Zeit genützt, um das Haus zu renovieren. Die Tablets für die Untertitel sind neu und die Verwaltung modernisiert. Er möchte, dass dieses Haus alles bekommt, was es braucht, da ihm die Scala sehr am Herzen liegt. Der Kartenverkauf wurde ausgebaut und das System gewechselt. Es gibt eine spezielle Abo-Formel für Leute, die unter 30 Jahren sind, danach folgt eine weitere, immer noch günstige Abo-Formel für die 30-35-jährigen. Außerdem wurde eine spezielle „Family-Box“ entwickelt. Für Touristen wurde das „Weekend at La Scala“ geschaffen. Ein eigener „Green-Plan“ wurde ins Leben gerufen. Vorher wurden an der Scala 10 Tonnen Papier verwendet. Durch diesen neuen Plan konnten 52% von der CO2-Emission reduziert werden, wodurch Strom und Gas gespart werden. Außerdem wurden die Werkstätten geändert.
Die Scala-Saison wird am 7.Dezember 2022 mit der Neuproduktion „Boris Godunov“ eröffnet, unter der musikalischen Leitung des Generalmusikdirektors der Scala, Riccardo Chailly, in der Inszenierung von Kasper Holten. Den Boris wird Ildar Abdrazakov singen. Ab 14.Januar 2023 steht „Salome“ auf dem Spielplan. Diese Produktion mußte bereits wegen der Pandemie verschoben werden. Die musikalische Leitung wird Zubin Mehta inne haben, in der Inszenierung von Damiano Michieletto. KS Linda Watson wird die Herodias singen, Wolfgang Ablinger-Sperrkacke (Herodes), Vida Mikneviciuté (Salome), Michael Volle und Tomasz Konieczny (Jochanaan).
Weiters werden gespielt werden:
„I Vespri Siciliani“ unter der Leitung von Fabio Luisi, „La Bohème“ M.L. Eun Sun Kim, mit Freddie De Tommaso als Rodolfo und Marina Rebeka sowie Irina Lungu als Mimì. „Les Contes d‘Hoffmann“ M.L. Frédéric Chaslin mit Vittorio Grigolo als Hoffmann. „Li zite‘ngalera“ von Leonardo Vinci, eine Neuproduktion der Scala unter der musikalischen Leitung von Andrea Marcon. „Lucia di Lammermoor“ M.L. Riccardo Chailly mit Juan Diego Flórez und Lisette Oropesa. „Andrea Chénier“ M.L. Marco Armiliato mit Yusif Eyvazov und Jonas Kaufmann in der Titelrolle und der, von Meyer hochgelobte Amartuvshin Enkhbat als Carlo Gérard. „Rusalka“ M.L. Tomáš Hanus mit Olga Bezsmertna als Rusalka. „Macbeth“ M.L. Giampaolo Bisanti mit Anna Netrebko und Ekaterina Semenchuk als Lady Macbeth und Luca Salsi sowie Amartuvshin Enkhbat als Macbeth. „Il barbiere di Siviglia“ M.L. Evelino Pidò. „Le nozze di Figaro“ M.L. Andrés Orozco-Estrada mit Ildebrando D‘Arcangelo (Conte d‘Almaviva), Olga Bezsmertna (Contessa d‘Almaviva), Svetlina Stoyanova (Cherubino). „Peter Grimes“ unter der musikalischen Leitung von Simone Young, in der Inszenierung von Robert Carson.
„ L‘amore dei tre re“ von Italo Montemezzi. Eine Neuproduktion der Scala mit Günther Groissböck und Roberto Frontali.
Weiters werden die traditionellen Ballette aufgeführt werden, unter denen Meyer besonders die „Fracci Gala“ hervorhob, in Erinnerung an die große Primaballerina der Mailänder Scala, Carla Fracci, die, wie er betonte, eine hochverehrte Legende in Italien und ganz besonders an der Scala ist. Symphonische Konzerte werden folgen, ebenso wie große Pianisten u.a. Maurizio Pollini und Rudolf Buchbinder. Gastorchester wie u.a. die Wiener Philharmoniker und das Gustav Mahler Jugendorchester. Das diesjährige, traditionelle Weihnachtskonzert am 22.Dezember 2022 wird von Zubin Mehta geleitet werden, mit dem Orchester und Chor des Teatro alla Scala. Liederabende u.a. mit Renée Fleming/Evgeny Kissin, Vittorio Grigolo/Vincenzo Scalera, Anna Netrebko/Elena Bashkirova. Sowie La Scala für Kinder „Der kleine Prinz“ und „Lalla & Skali“. Nach den umfangreichen und detaillierten Ausführungen von Dominique Meyer, wurde zum Abschluss von der Sopranistin Olga Bezsmertna das „Lied an den Mond“ aus der Oper „Rusalka“ sehr qualitätsvoll, innig und tief empfunden dargebracht und von Luisella Germano ebenso empathisch am Klavier begleitet.
Gemeinsam mit seinem „Leading-Team“, Pressechef André Comploi, der Meyer von der Wiener Staatsoper an die Mailänder Scala gefolgt ist, Paolo Besana „Head of Press Relations“ an der Scala, und auch dem italienischen Botschafter in Österreich, Stefano Beltrame, das während der gesamten Pressekonferenz an seiner Seite war, verabschiedete sich Dominique Meyer, in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen an der Mailänder Scala!

Marisa Altmann-Althausen

Liebe Grüße

Willi?

13.9.2022- Jubiläumsgala 10.Verleihung des Österreichischen Musiktheaterpreises im Wolkenturm in Grafenegg.

„Die immense Kraft der Kunst in herausfordernden Zeiten…!“

Einhergehend mit dem Jubiläumsjahr „100 Jahre Niederösterreich“ wurde, der von Karl-Michael Ebner gegründete und geleitete Österreichische Musiktheaterpreis, zum 10.Mal, diesmal im Wolkenturm in Grafenegg verliehen. Der spektakulären Gala, in der die Elite des Musiktheaters gewürdigt und ausgezeichnet wurde, die souverän, gewandt, humorvoll und pointiert von Prof. Christoph Wagner-Trenkwitz moderiert wurde, wohnte hochkarätige österreichische und internationale Prominenz im Publikum bei. Nach einem Konzept von Karl-Michael Ebner, eröffnete das Bläserensemble der Niederösterreichischen Tonkünstler, von der Seite des Wolkenturms, mit einer Fanfare eindrucksvoll die Gala, durch die, wie schon erwähnt, Prof.Christoph Wagner-Trenkwitz meisterhaft führte. Musikalisch gestaltet wurde der Abend vom virtuosen und mitreißenden „Janoska Ensemble“- Ondrej(Violine), Frantisek(Klavier), Roman Janoska(Violine) und Julius Darvas(Kontrabass). Die mitwirkenden Künstler, Maya Hakvoort, Burkhard Fritz und die Wiener Sängerknaben beeindruckten mit ihren fulminanten Auftritten. Bestens zur Geltung gebracht in dem phantasievollen Bühnenbild von Manfred Waba. Videoeinspielungen von Andreas „Ivo“ Ivancsics komplettierten den exzellenten Eindruck dieser außergewöhnlichen Veranstaltung. Die neue Statuette des Österreichischen Musiktheaterpreises, eine Panflöte aus Keramik mit einer Feder an der Seite, wurde von Gmundner Keramik hergestellt. Am Beginn der Preisverleihung wurde ein Film über die Gmundner Keramik gezeigt. Die Fachjury des Musiktheaterpreises besteht aus erfahrenen Kulturjournalisten, die eine breite Sichtweise auf die vielfältigen Facetten des Musiktheaters gewährleisten. Folgende Persönlichkeiten führender Österreichischen Print- und Rundfunkmedien haben heuer ehrenamtlich die Jurytätigkeit übernommen:
Joachim Leitner(Tiroler Tageszeitung), Peter Jarolin(Kurier), Dr.Robert Quitta(Bühne), Michael Wruss(OÖ Nachrichten), Boris Priebe(Verlag Felix Bloch Erben), Nikolaus Immanuel Köhler(Art Quarterly), Heinz Sichrovsky(ORF; News), Miriam Damev(Standard), Daniel Lohninger(NÖN).
Nach dem, vom „Janoska Ensemble“ hinreißend dargebrachten „Ungarischen Tanz 1“ von Johannes Brahms, begrüßte Landesrat Martin Eichtinger, in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, die anwesenden Künstler und honorigen Gäste. Von nun an nahm die Preisverleihung ihren Lauf…
Gewinnerin in der Kategorie „Bester Nachwuchs“ war Vera-Lotte Boecker als Micaëla in „Carmen“ an der Wiener Staatsoper. Weiters nominiert waren: Anita Rosati als Dorillo in „Idalma“ bei den Festwochen der alten Musik Innsbruck, Mario Lerchenberger als The Man(Orpheus) in „Der Korridor“ an der Oper Graz und Adam Palka als Mephistopheles in „Faust“ an der Wiener Staatsoper. Den Sonderpreis für „Tanz“ erhielt Impulstanz- Vienna, International Dance Festival, der nach einer launigen und wie von ihm gewohnten, etwas sarkastischen Laudatio des Fernsehmoderators Dirk Stermann, an die Verantwortlichen des Festivals überreicht wurde. Der Preis für die „Beste Ausstattung“(mit freundlicher Unterstützung von Art for Art) ging an Katrin Lea Tag für „Porgy and Bess“ am Theater an der Wien. Roland Geyer nahm den Preis stellvertrend entgegen. Weiters waren nominiert: Etienne Pluss & Irina Spreckelmeyer für „Die Passagierin“ an der Oper Graz, Dieter Richter & Meentje Nielsen für „Katja Kabanowa“ am Tiroler Landestheater und Jan Meier für „Die Zauberflöte“ an der Volksoper Wien.
Als nächstes folgte die Verleihung des „OFF Musiktheaterpreises“. Gewinner war das „Tristan-Experiment“ im Theater an der Wien. Stellvertretend für Günther Groissböck, der die Regie führte, aber am selben Abend den Sarastro in der „Zauberflöte“ an der Wiener Staatsoper sang, nahmen Christiane Kaiser, die Isolde der Produktion und Hartmut Keil, der Dirigent des Experimentes, den Preis entgegen. Roland Geyer hielt anschließend eine würdige und würdigende Rede. Mit dem ungarischen Volkslied „Auf dem Weg nach Ülsdükan“ beeindruckten die Wiener Sängerknaben, gemeinsam mit dem „Janoska Ensemble“, unter der musikalischen Leitung von Gerald Wirth. Den Sonderpreis „Chor“ erhielten die Wiener Sängerknaben, der ihnen, im Zuge einer emotionalen Laudatio vom Leiter der St.Florianer Sängerknaben, Prof.Mag.Franz Farnberger, überreicht wurde. Den Preis für die „Beste Weibliche Nebenrolle“(mit freundlicher Unterstützung von Art Quarterly) gewann Katherine Lerner als Woman in „Twice Through the Heart“ am Landestheater Linz. Stellvertretend für die Sängerin, die sich zur Zeit beruflich in Amerika aufhält, nahm der Intendant des Linzer Landestheaters, Hermann Schneider, den Preis entgegen. In dieser Kategorie waren weiters nominiert: Olivia Cosio als Zibaldona in „Cindarella“ am Salzburger Landestheater, Kate Lindsey als Nerone in „L‘incoronazione di Poppea“ an der Wiener Staatsoper und Susanne von der Burg als Kabanicha in „Katja Kabanowa“ am Tiroler Landestheater Innsbruck.
Für die „Beste Männliche Nebenrolle“(mit freundlicher Unterstützung von Hansen Kempinski) wurde Freddie de Tommaso als „Macduff“ in „Macbeth“ an der Wiener Staatsoper ausgezeichnet. Der Preis wurde von Mag. Thomas Dürrer, Geschäftsführer der Leistungsgesellschaft, überreicht. Staatsoperndirektor Dr.Bogdan Roščić nahm den Preis stellvertretend für den Sänger entgegen. Weiters waren nominiert: Markus Butter als Tadeusz in „Die Passagierin“ an der Oper Graz, Boris Pinkhasovich als Sharpless in „Madama Butterfly“ an der Wiener Staatsoper und Tiziano Bracci als Bartolo in „Il barbiere di Siviglia“ am Stadttheater Klagenfurt. Den Preis für die „Beste Regie“ gewann Andrea Breth für „Der feurige Engel“ am Theater an der Wien, der ihr im Zuge einer ausführlichen Laudatio von Andrea Eckert überreicht wurde. Weitere Nominierte waren: Robert Carson für „Il trionfo del Tempo e del Disinganno“ bei den Pfingstfestspielen Salzburg, Jan Lauwers für „Intolleranza 1960“ bei den Salzburger Festspielen und Romeo Castellucci für „Don Giovanni“ bei den Salzburger Festspielen.
Beeindruckend, mit enormer Intensität und Empathie sang Maya Hakvoort das Lied „Ich gehör‘ nur mir“ aus dem Musical „Elisabeth“ von Sylvester Levay. Aufmerksam und einfühlsam begleitet vom „Janoska Ensemble“. Den Sonderpreis für „Musical Komposition“ erhielt Komponist Sylvester Levay für 30 Jahre „Elisabeth“, das am 3.September 1992 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde. Die Rektorin der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien, Ulrike Sych, überreichte Sylvester Levay, im Zuge ihrer Laudatio, den Preis. Es folgte die Kategorie „Beste Gesamtproduktion Operette, Musical & Revuetheater“(mit freundlicher Unterstützung von Robinson). Gewinner dieses Preises war die Produktion „Zaza“ am Theater an der Wien. Roland Geyer, der den Preis entgegennahm, erinnerte und gedachte in seiner Rede an den Dirigenten von „Zaza“, Stefan Soltesz, der im heurigen Sommer am Pult der Bayerischen Staatsoper zusammenbrach und wenig später verstarb.
Weitere Nominierungen waren: „Cabaret“ am Salzburger Landestheater, „Die Fledermaus“ bei der Operette Langenlois und „Sweet Charity“ an der Volksoper Wien. Den Sonderpreis „Gesamtproduktion Jugend“ erhielt die Angelika Prokopp Sommerakademie der Wiener Philharmoniker & Musikverein Graz & MUK Uni Wien. Der Preis wurde vom künstlerischen Leiter der Sommerakademie, Prof. Michael Werba, entgegengenommen. In einer Videoeinspielung wurden Ausschnitte aus der Produktion „Don Giovanni“ der Akademie gezeigt.
Das „Janoska Ensemble“ begann das Klavierstück „Für Elise“ a-Moll WoO von Ludwig van Beethoven zunächst „streng“ klassisch mit gefühlvoller Verve und entwickelte daraus eine mitreißende Jazz-Improvisation. Die Gewinnerin des Preises „Beste Weibliche Hauptrolle“(mit freundlicher Unterstützung von Nägele & Strubell) war Anna Netrebko als Lady Macbeth an der Wiener Staatsoper. Den Preis überreichten ihr Markus Friesacher, der Eigentümer von Gmundner Keramik und Aki Nuredini, der Eigentümer des „Sole“ in Wien. Die Künstlerin, die ihre Rede mit kurzen Grußworten in deutscher Sprache begann und auf englisch fortsetzte, bedankte sich für diese Auszeichnung, die sie auch für ihren „Macbeth“ Luca Salsi entgegennimmt und stellvertretend für das gesamte großartige Team dieser „Macbeth“ an der Wiener Staatsoper. Außerdem bedankte sie sich bei ihrer „beloved“ Wiener Staatsoper, die ihr mit einem vollkommen anderen Charakter, der Mimì in „La Bohème“, die Chance für einen Neuanfang gegeben hat. Weiters nominiert waren: Nadja Stefanoff als Marta in „Die Passagierin“ an der Oper Graz, Ilona Revolskaya als Giulietta in „I Capuleti e i Montecchi“ am Landestheater Linz und Slávka Zámečníková als Poppea in „L‘incoronazione di Poppea“ an der Wiener Staatsoper. In der Kategorie „Beste Männliche Hauptrolle“(mit freundlicher Unterstützung von Sektkellerei Szigeti) gewann den Preis Georg Zeppenfeld als Gurnemanz in „Parsifal“ an der Wiener Staatsoper. Da sich der Künstler zur Zeit bei Proben in Dresden befindet, nahm Staatsoperndirektor  Dr.Bogdan Roščić den Preis für ihn entgegen. Weiters nominiert waren: Ludovic Tézier als Amfortas in „Parsifal“ an der Wiener Staatsoper, Eric Greene als Porgy in „Porgy and Bess“ am Theater an der Wien und Florian Stern als Sandy in „Der Leuchtturm“ am Tiroler Landestheater Innsbruck. Den Sonderpreis „Orchester“ erhielt das Tonkünstler Orchester Niederösterreich. Dr.Gustav Danzinger überreichte im Rahmen seiner Laudatio den Preis. Mag. Jonas Rudner, 1.Hornist des Tonkünstler-Orchesters, nahm den Preis entgegen. Stimmgewaltig mit tenoralem Schmelz imponierte Burkhard Fritz mit „Dein ist mein ganzes Herz“ von Franz Lehar. Hingebungsvoll begleitet vom „Janoska Ensemble“. Den Preis für die „Beste Musikalische Leitung“ gewann Philippe Jordan für die Saison 2020/21 an der Wiener Staatsoper. Karl-Michael Ebner überreichte dem Künstler den Preis und Philippe Jordan bedankte sich in seiner Rede für die Auszeichnung. Weitere Nominierte waren: Teodor Currentzis für „Don Giovanni“ bei den Salzburger Festspielen, Wayne Marshall für „Porgy and Bess“ am Theater an der Wien und Gerrit Prießnitz für „Leyla und Medjnun“ an der Volksoper Wien.
Den Preis für die „Beste Gesamtproduktion Oper“(mit freundlicher Unterstützung Hoffmann & Partner) erhielt „Der feurige Engel“ am Theater an der Wien. Christoph Klingler, CEO-Oeticket, überreichte den Preis, den Roland Geyer entgegennahm. Weiters nominiert waren: „Intolleranza 1960“ bei den Salzburger Festspielen, „Porgy and Bess“ am Theater an der Wien und „Die Zauberflöte“ an der Volksoper Wien. Den Sonderpreis „Internationale Musiktheaterproduktion“ erhielt „Lucia di Lammermoor“ am Opernhaus Zürich. Regie: Tatjana Gürbaca, Musikalische Leitung: Speranza Scappuci.
Den Sonderpreis „Festival“, der von Peter Edelmann überreicht wurde, erhielt das Grafenegg Festival.
Das „Janoska Ensemble“ faszinierte mit dem Präludium und Allegro von Fritz Kreisler.
Der Sonderpreis für „Courage & Ermutigung in der Pandemie“ wurde an die Wiener Staatsoper und ORF III für „Wir spielen für Österreich- Aufbruch einer Medieninstitution, verliehen.
Weitere Sonderpreise erhielten, die jedoch bei der Preisverleihung nicht anwesend waren: Maestro Seiji Ozawa für „Internationales Kulturengagement“ und KS Elina Garanča den Medienpreis. Zu meiner großen Freude gab es an diesem Abend auch ein Wiedersehen mit KS Herbert Lippert, der den Medienpreis im Jahre 2019 erhielt.
KS Gundula Janowitz wurde für ihr „Lebenswerk“ ausgezeichnet. Sie war bei der Gala persönlich anwesend. KS Heinz Zednik überreichte ihr, im Rahmen seiner Laudatio, den Sonderpreis für ihr Lebenswerk. Die große Künstlerin bedankte sich mit den Worten:“ Dass ich 30 Jahre auf den großen Bühnen dieser Welt und weitere 20 Jahre auf den Konzertbühnen stehen durfte, erachte ich als Privileg. Mein letztes Konzert auf der Akropolis wird mir unvergessen bleiben. Musik hat mein Leben bestimmt und so nehme ich die Ehrung für mein Lebenswerk mit großer Dankbarkeit an.“
Der Präsident des Österreichischen Musiktheaterpreises, Karl-Michael Ebner, bedankte sich bei allen Nominierten und Gewinnern:“ Zum zehnten Mal blicken wir auf eine herausragende Dichte an großartigen Darbietungen und Produktionen, die gerade trotz der Einschränkungen durch die Pandemie die Menschen sowohl in den Spielstätten als auch in den Medien begeistert. Die Zeiten werden nicht weniger turbulent: Erstklassige Kultur, die verbindet und unsere Herzen beflügelt, ist die Konstante, auf die wir uns verlassen können.“

Eine großartige Veranstaltung, die den enormen Stellenwert der Kunst und ihre immense Kraft in diesen herausfordernden Zeiten hochkarätig deutlich machte!

Marisa Altmann-Althausen

Liebe Grüße

Willi?

24.9.2022- „Don Giovanni“- Wiener Staatsoper.

„Ein wunderbarer, feinfühliger, hochkarätiger, Wolfgang Amadeus Mozart…!“

Der Vorhang öffnet sich und eine große Steinwüste auf der Bühne empfängt das Auge des Betrachters. Auf ihr sitzt mutterseelenallein Leporello, mit grünen, kurzen Haaren und einem Jogginganzug bekleidet. In der Inszenierung von Barrie Kosky überwiegt die Personenführung, die Beweglichkeit der Charaktere, zeitweise humorvollen Einlagen und Akrobatik(Artistinnen und Artisten der Ape Connection). Die Bühne bleibt weitestgehend karg, bis auf die Verwandlungs-und Verkleidungsszene, die der Regisseur so löst, dass die agierenden Protagonisten alle Pflanzen auf dem Kopf tragen, sodaß man ihre wahre Identität nicht erkennen kann und auch auf der Bühne plötzlich Pflanzengewächse zu erkennen sind(Bühne und Kostüme: Katrin Lea Tag). Bis auf die „Pflanzenszene“, in der die handelnden Personen ergänzend zu ihrem „Kopfschmuck“ sehr bunte Kostüme tragen, sind sie in Alltagskleidung gehüllt. In der Friedhofsszene, bevor der Komtur auftritt, sitzen Leporello und Don Giovanni am Rande einer Wasserstelle, in die sie folgend hineinspringen und Leporello vollkommen im Wasser untertaucht, von Kopf bis Fuß und beim Auftauchen wieder weitersingt. Meiner Meinung nach, steht, auf Grund der Inszenierung, Leporello im Mittelpunkt, der unaufhörlich in Bewegung bleibt, jongliert, tanzt und einen bühnenpräsenten, lebendigen Charakter darstellt. Der Titelheld, Don Giovanni, bleibt dadurch etwas „farblos“, obwohl er durchaus seinen Platz zu verteidigen versteht. Sehr gut hat mir gefallen, dass die Sängerinnen und Sänger für ihre Arien, Duette und Ensembles bestens positioniert sind, sodaß ihre Stimmen voll zur Geltung kommen und sie eine gute Verbindung zum Dirigenten und dem Orchester haben. Auch das hervorragende Bühnenorchester wird mit Kostümen in die Handlung integriert. Sowie der spielfreudige und stets homogene Chor unter der Leitung von Thomas Lang und die Komparserie der Wiener Staatsoper.
Mit überragender Mozart‘scher Eleganz und tiefgründiger Verve fasziniert das exzellente Wiener Staatsopernorchester bereits in der packenden Ouvertüre unter der sensitiven, feinfühligen und einfühlsamen Leitung des Musikdirektors des Hauses, Philippe Jordan, der auch das Hammerklavier während der Rezitative, spielt. Diese musikalische Faszination dominiert den ganzen Abend und bietet den hervorragenden Sängerinnen und Sängern dieser Aufführung einen profunden, sicheren und feinfühligsten Klangteppich, um bestmöglich singen und agieren zu können.
Kyle Ketelsen repräsentiert den Titelhelden, Don Giovanni, gekonnt und überzeugend mit klarer, stimmlicher Präsenz sowie authentischer Persönlichkeit. Meiner Meinung nach ist er kein draufgängerischer Don Giovanni, aber ein hintergründig, gefährlicher, raffinierter Verführer mit einem Schuß Humor. Ain Anger beeindruckt als stimmgewaltiger, furchterregender Komtur. Zunächst unsichtbar, nur über einen Lautsprecher zu hören, bis er blutverschmiert auf der Bühne ganz nach vorne tritt und seinen Mörder, Don Giovanni, streng ermahnt und ihn zu sich holt. Hanna-Elisabeth Müller fesselt als perfekte Donna Anna mit schöner, geschmeidiger, gut geführter, weicher Stimme, stets die Mozart‘sche Linie konsequent bewahrend.
Pavol Breslik setzt als Don Ottavio, mit seiner sehr gut geführten, hellen Tenorstimme, Höhepunkte in dieser Aufführung. Er ist geradezu die Idealbesetzung für den Mozart‘schen Stil. Tara Erraught beweist als Donna Elvira, dass sie mit ihrer großen, dramatischen Stimme auch weiche, klare Kantilenen imstande ist zu singen und sich mit ihrer starken Persönlichkeit in die Anforderungen ihrer Rolle, sowohl stimmlich als auch schauspielerisch voll und ganz fügen kann. Philippe Sly wird als Leporello zur zentralen Figur dieser Produktion, einerseits auf Grund der Inszenierung von Barrie Kosky und andererseits wegen seiner durchschlagskräftigen, markanten, bombensicheren Stimme und seiner überaus, in dieser Rolle geforderten, körperlichen Beweglichkeit. Patricia Nolz erfreut als sehr anmutige und qualitätsvolle Zerlina, mit viel Charme und bereits selbstbewußter Bühnenpräsenz. Martin Häßler, als liebevoller, präsenter Masetto rundet das ausgezeichnete Ensemble bestens ab.

Eine wunderbare Mozart-Aufführung, die den hohen, musikalischen Anforderungen unseres österreichischen Genies, auf das Beste gerecht wurde!

Marisa Altmann-Althausen

Liebe Grüße

Willi?

25.9.2022- „Il barbiere di Siviglia“- Wiener Staatsoper.

„Ein perfekter, hinreißender, glutvoller Rossini…!“

Mitreißend, feurig, spritzig, mit straffen, homogenen Tempi, begann das exzellente Wiener Staatsopernorchester unter der stringenten und überaus aufmerksamen Leitung, voll temperamentvoller Verve, von Giacomo Sagripanti, Rossini‘s Meisterwerk, das sich in derselben Intensität und Humoreske den ganzen Abend fortgesetzt hat!
In der Inszenierung und Bühne von Herbert Fritsch überwiegt der Humor und zeitweise auch die Skurilität der handelnden Figuren. Schon während der Ouvertüre agieren die Protagonisten hinter einer Wand, wie in einem Schattenspiel, konform zur energiegeladenen Musik. Die Buntheit des Bühnenbildes, mit, in den unterschiedlichsten Farben verschiebbaren Wänden, zwischen denen die Sänger auftreten und agieren, verleihen der Geschichte eine zusätzliche Lebendigkeit und Agilität. In den Arien, Duetten und Ensembles werden die Solisten und der Chor dazu angehalten, sich immer wieder wie in Zeitlupe zu bewegen, was eine weitere Steigerung der Aufmerksamkeit hervorruft. Die farbenfrohen Rokoko- Kostüme mit den hohen Perücken von Victoria Behr und das wohldurchdacht eingesetzte Licht von Carsten Sander unterstreichen den besonderen Charakter und die Intensität des Rossini‘schen Ouevres.
Ein hervorragendes Sängerensemble gewährleistet ein wahres Feuerwerk an Koloraturen und meisterhafter Komik.
Levy Sekgapane beeindruckt mit klarem, hellem und koloratursicherem Tenor sowie hinreißender Komik als Graf Almaviva. Paolo Bordogna erfreut als Bartolo mit schöner, durchschlagskräftiger Stimme und tragikomischer Darstellung. Cecilia Molinari fesselt als ausgezeichnete Rosina, mit wunderbarer Stimme, perfekter Technik, perlenden Koloraturen, die wie selbstverständlich und natürlich aus ihrer Kehle fluten, sowie mit mitreißender Gestaltung. Peter Kellner verleiht dem Don Basilio mit seiner prachtvollen Bassstimme und seiner unbändigen Spielfreude eine ganz besondere, qualitätsvolle Persönlichkeit. Marco Caria meistert mit Bravour die Herausforderungen des Figaro und stellt seine Beweglichkeit sowohl stimmlich als auch schauspielerisch unter Beweis. Ruth Brauer-Kvam verkörpert, im wahrsten Sinne des Wortes, den Ambrogio. Obwohl die bekannte Schauspielerin keinen Ton singt, sondern die Figur nur körperlich darstellt, mit merkbarer hoher Musikalität die Musik und die Geschichte mit ihrem Körper entweder tanzend oder mit den anderen Charakteren agierend „erzählt“, avanciert sie zu einer zentralen Figur des Geschehens. Wie eine Art Hofnarr, der alles bemerkt, dem nichts entgeht, alles dokumentiert, sich raffiniert in Szene setzt und sich damit einmischt und durchsetzt. Aufhorchen läßt der Fiorello von Nikita Ivasechko, einem Mitglied des Opernstudios. Ein wahres Kabinettsstück gelingt Aurora Marthens im zweiten Akt mit ihrer Arie „Il vecchiotto cerca moglie“, die sie urkomisch, sowohl stimmlich als auch schauspielerisch, präsentiert. Als Offizier ergänzt Alejandro Pizarro-Enriquez. Homogen und ausgezeichnet der Chor der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Martin Schebesta, der auch seine Spielfreude zum Ausdruck bringt, sowie das Bühnenorchester der Wiener Staatsoper.

Ein fabelhafter Rossini-Abend, in dem dieses Meisterwerk des Genies auf höchstem Niveau, mit enormem Können und Qualität umgesetzt wurde!

Marisa Altmann-Althausen

Liebe Grüße

Willi?

25.9.2022-Ensemblematinee 1- Gustav Mahler-Saal in der Wiener Staatsoper. Maria Nazarova(Sopran)/ Ilja Kazakov(Bass)/ Cécile Restier(Klavier).

„Aus nächster Nähe…!“

Eine sehr beliebte Einrichtung der Wiener Staatsoper stellen die Ensemblematineen im Gustav Mahler-Saal dar, in denen das Publikum die Ensemblemitglieder des Hauses hautnah erleben kann und sie in einem umfangreicheren Repertoirespektrum kennenlernt. Diesmal erfreuten die russische Sopranistin Maria Nazarova, die seit 2015 Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper ist und der russische Bass Ilja Kazakov, der im September 2022 vom Opernstudio in das Ensemble der Staatsoper übernommen wurde, mit einem reichen Programm von Liedern, Arien und Duetten, welche die Vielseitigkeit ihrer stimmlichen Möglichkeiten und ihres umfassenden, künstlerischen Könnens zum Ausdruck brachten. Begleitet wurden sie am Klavier von der französischen Pianistin, Cécile Restier.
Ilja Kazakov eröffnete die Matinee mit dem Lied „Aufenthalt“, D957 von Franz Schubert, das er mit großer Innigkeit und wohldurchdachter Gezähmtheit seiner Riesenstimme qualitätsvoll darbrachte. Einfühlsam und sehr aufmerksam begleitet von Cécile Restier. Maria Nazarova folgte mit „Ich wollt‘ ein Sträusslein binden“, op.68 und „Die Nacht“, op.10 von Richard Strauss, die sie mit ihrer zarten, klaren, hellen Sopranstimme ungemein differenziert, ausgezeichneter Phrasierung und guter Wortdeutlichkeit zum Besten gab. Cécile Restier war ihr eine adäquate Partnerin am Klavier. Unglaublich berührend fesselte Ilja Kazakov mit „Net tolko tot, kto znal“,(„Nur wer die Sehnsucht kennt“) von Piotr I.Tschaikowski, das er, in seiner Muttersprache gesungen, dem Publikum mit sehr viel Herzblut näherbrachte. Bestens unterstützt von Cécile Restier. Maria Nazarova gestaltete, ebenfalls in ihrer Muttersprache, sehr innig und geschmeidig die beiden Lieder „Siren“(„Flieder“) und „Son“(„Traum“) von Sergej Rachmaninow, stets aufmerksam begleitet von Cécile Restier. Mit einem „Gustostückerl“ erfreute Ilja Kazakov, „Madamina“, der Arie des Leporello aus „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die er mit großer stimmlicher und persönlicher Präsenz, sowie echtem Humor darbrachte. Diese Stimmung zauberte ebenso Cécile Restier in ihrer Begleitung. Mit „Caro nome“, der Arie der Gilda aus „Rigoletto“ von Giuseppe Verdi zeigte Maria Nazarova, welche Vielschichtigkeit und Intensität sie mit ihrer zarten, sehr vorne sitzenden, fokussierten und tragfähigen Stimme sowie differenzierten Gestaltung aus dieser anspruchsvollen Arie herauszaubern kann, wobei ihr Cécile Restier eine adäquate Partnerin am Klavier war. Trotz seines jugendlichen Alters überzeugte Ilja Kazakov mit „Ella giammai m‘amo“, der Arie des Philipp II. aus „Don Carlo“ von Giuseppe Verdi. Seine beeindruckende riesen Bassstimme und die Identifikation mit diesem Charakter verleiht seiner Gestaltung eine enorme Authentizität. Konzentriert mitgelebt von Cécile Restier. Stimmschön und vollblütig berührte Maria Nazarova mit „Quando m‘en vo“, der Arie der Musetta aus „La Bohème“ von Giacomo Puccini. Kokett und spielfreudig dargebracht im Einklang mit Cécile Restier am Klavier. Furchterregend und imponierend zog Ilja Kazakov mit „Le veau d‘or“, der Arie des Mephistophélès aus „Faust“ von Charles Gounod, die Aufmerksamkeit auf sich, wobei ihn Cécile Restier am Klavier tatkräftig unterstützte. Liebreizend und charmant gestaltete Maria Nazarova „Prendi, per me sei libero“, die Arie der Adina aus „L‘elisir d‘amore“ von Gaetano Donizetti, die Cécile Restier am Klavier überzeugend mitentwickelte. Den wunderschönen Abschluß des Programms bildete das Duett Zerlina/Don Giovanni „Là ci darem la mano“, aus „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart, das von Maria Nazarova und Ilja Kazakov sehr innig, mit gekonnter Raffinesse, charmant und spielerischer Lebendigkeit dem Publikum geschenkt wurde, mit der wieder hervorragenden Partnerin am Klavier, Cécile Restier. Zur großen, freudigen Überraschung gab es noch drei Zugaben. Ilja Kazakov faszinierte mit dem, von ihm ungemein intensiv und kraftvoll gesungenen „Trinklied des Valam“. Maria Nazarova schmetterte die Regimentstochter in den Raum und zum krönenden Abschluß zeigte Ilja Kazakov mit „La calunnia“ der Arie des Don Basilio aus „Il barbiere di Siviglia“ von Gioacchino Rossini, abermals seine stimmliche und darstellerische Vielseitigkeit.

Ein überaus aufschlußreicher, spannender Vormittag mit zwei hochgeschätzten Ensemblemitgliedern des Hauses am Ring und einer großartigen Pianistin des Hauses, deren umfangreiches, künstlerisches Können, man in diesem intimeren Rahmen erleben konnte, wofür sie vom begeisterten Publikum mit tosendem, langanhaltendem Beifall belohnt wurden!

Marisa Altmann-Althausen

Liebe Grüße

Willi?

Liebe Marisa,

danke für diesen ausführlichen Bericht. Für Weihnachten und vor allem das neue Jahr liebe Grüße und alle guten Wünsche für Gesundheit, Zufriedenheit, Erfolg. Mögen Deine Erwartungen in Erfüllung gehen,

Herzlicht Ingrid und  Hans, die Sängerfreunde.

 

19.11.2022- „IL Tamerlano“- Musiktheater an der Wien im Museumsquartier.

„EVVIVA VIVALDI!“

Programm - MuseumsQuartier Wien

In der vollbesetzten Halle E des Wiener Museumsquartiers gelangte „IL Tamerlano“ von Antonio Vivaldi(1678-1741) eindrucksvoll zur Aufführung.
Nach dem aufschlussreichen und überaus informativen Einführungsvortrag von Kai Weßler, dem Dramaturgen des Musiktheaters an der Wien, war man erwartungsvoll gespannt auf die künstlerische Umsetzung dieses Werkes. „IL Tamerlano“(auch „IL Bajazet“, RV703) ist ein von Antonio Vivaldi zusammengestelltes Opern-Pasticcio, eigener und fremder Arien, eine „Tragedia per musica“ in drei Akten mit einem Libretto von Agostino Piovene. Die Rezitative hat Vivaldi dagegen neu komponiert. Die Musik besteht aus Originalkompositionen Vivaldis, Stücken aus seinen älteren Opern sowie Arien u.a. von Geminiano Giacomelli, Johann Adolf Hasse, Nicola Porpora und Riccardo Broschi.
In der konzertanten Aufführung des Musiktheaters an der Wien wurde dadurch natürlich das Hauptaugenmerk auf die Musik Vivaldis gelegt. Unter der musikalischen Leitung von Ottavio Dantone und seiner Accademia Bizantina: Alessandro Tampieri(Konzertmeister, Violine l), Sara Meloni, Maria Grokhotova, Lisa Ferguson. Ana Liz Ojeda, Mauro Massa, Heriberto Delgado, Paolo Zinzani(Violine ll). Alice Bisanti, Jamiang Santi(Viola). Alessandro Palmeri, Paolo Ballanti(Violoncello). Nicola Dal Maso, Giovanni Valgimigli(Kontrabass). Elisabeth Baumer, Rei Ishizaka(Oboe).  Alberto Guerra(Fagott), Tiziano Bagnati(Laute), Stefano Demicheli(Cembalo), sowie hervorragenden Gesangssolisten wurde die musikalische Umsetzung dieses Barockjuwels zu einem ganz besonderen Erlebnis und für mich, als, vorallem Wagnersängerin, ein Eintauchen in eine ganz andere, musikalische Welt. Vivaldis energiegeladener, feuriger Impetus beherrschte spannungsgeladen den ganzen Abend, getragen von der enormen Virtuosität und Klangschönheit der auftretenden Solisten. Filippo Mineccia faszinierte mit seinem, in allen Lagen, bombensicheren Countertenor, Beweglichkeit der Stimme und überzeugender Ausdruckskraft als Tamerlano, dem Herrscher der Tartaren. Bruno Taddia bewies mit seinem profundem, koloratursicherem Bariton und Bühnenpräsenz seine Eignung für den Herrscher der Osmanen, Bajazet. Delphine Galou als Bajazet‘s Tochter Asteria verfügte zwar über Koloratursicherheit und durchaus auch über Virtuosität, aber meiner Meinung nach, war sie die schwächste Stimme des Ensembles. Überaus rücksichtsvoll nahm das Orchester, während ihrer Arien, die Lautstärke enorm zurück, damit sie noch hörbar blieb. Wunderschön, mit gekonnten Legato-Bögen und warmem Stimmklang beeindruckte Marina de Liso als Andronico, der Geliebte von Asteria. Großartig, mit enormer Präsenz und Souveränität begeisterte Sophie Rennert als Irene, Tamerlanos Verlobte. Ihre furiose Arie am Ende des ersten Aktes war ein absoluter Höhepunkt des Abends! Idaspe, der Vertraute des Andronico, wurde von Arianna Vendittelli, mit ihrer tollen Stimme, ebenso furios und virtuos gestaltet. Die Accademia Bizantina unter der sensiblen und aufmerksamen Leitung von Ottavio Dantone spielte mit enormem Feuer und mitreißender, energievoller Verve. Während des zweiten Aktes mußten die Instrumente genauestens neu gestimmt werden, bis das Orchester mit demselben zupackenden Impetus wieder weiterspielen konnte.

Großer Jubel am Ende der Aufführung bestätigte die lebendige Faszination des Vivaldi‘schen Oeuvres, das auch in unserer Zeit zu Begeisterungsstürmen hinreißt!

©  Marisa Altmann-Althausen

Liebe Grüße

Willi

5.12.2022- „Tosca“- Wiener Staatsoper.

„Nur der Kunst weiht ich mein Leben…!“

In der bewährten, traditionellen Inszenierung von Margarete Wallmann(1904-1992), sowie der Bühne und den stimmigen Empire-Kostümen von Nicola Benois, war eine großartige „Tosca“ im Haus am Ring zu erleben. Puccini‘s packender „Opernthriller“, der nicht nur ein Stück rekonstruierte Wirklichkeit, sondern nachprüfbare, sich im Rahmen von 24 Stunden abspielende Historie ist, geriet zur exorbitanten Faszination. Nachdem Puccini(1858-1924) die große Sarah Bernhardt zweimal in ihrer Paraderolle der „Tosca“- Victorien Sardou(1831-1908) hatte sein Stück eigens für sie geschrieben-, 1890 in Mailand und 1895 in Florenz, gesehen hat, entschloß er sich dazu „Tosca“ zu vertonen. Das hinreißend, auftrumpfende, exzellente Wiener Staatsopernorchester unter der aufmerksamen, einfühlsamen Leitung von Giacomo Sagripanti, erwies sich als kongenialer Partner für das hochkarätige Sängerensemble.
Camilla Nylund präsentierte ein wahres „Vollblutweib“ als Floria Tosca:

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Erwin Schrott, Camilla Nylund. Foto: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn

Obwohl ihre großartige, durchschlagskräftige Stimme kein italienisches, sondern ein nordisches Timbre aufweist, so besitzt sie durch ihr enormes Können und ihre profunde Technik genug Italianità, um dieser Rolle gerecht zu werden. Die starken Brusttöne werden von ihr frei, klar und durchschlagend gesetzt, ohne damit die sichere Höhe zu beeinträchtigen, außerdem benützt sie ihre gute, italienische Aussprache als eindrucksvolles Ausdrucksmittel und um ihre Stimme souverän fließen zu lassen.
Stefano La Colla beeindruckte als Mario Cavaradossi mit enorm sicherer Höhe und durchschlagskräftiger, durchdringender Stimme, die einem durch „Mark und Bein“ ging. Kein warm, schmelzender Tenor, aber ein souveräner, grundverläßlicher Sänger.
Der frischgebackene, österreichische Kammersänger Erwin Schrott stellte als Baron Scarpia die Sensation dieser Aufführung dar! Als Idealbesetzung dieser Rolle, faszinierte er mit seiner enormen Bühnenpersönlichkeit und Bühnenpräsenz, sowie mit seiner fantastischen Stimme. Er gab diesem Charakter sein ureigenstes Profil, vollkommen authentisch, mit knisternder, erotischer Ausstrahlung. Seine Triumphszene am Ende des ersten Aktes bildete den Höhepunkt des Abends, sowie seine faszinierende Dominanz im zweiten Akt. Attila Mokus überzeugte mit schöner Stimme und glutvoller Darstellung als Cesare Angelotti. Pointiert, stets verläßlich und souverän Wolfgang Bankl, hochgeschätztes, langjähriges Ensemblemitglied des Hauses, in der Rolle des Mesner‘s.

Andrea Giovannini(Spoletta), Marcus Pelz(Sciarrone), Jusung Gabriel Park(Mitglied des Opernstudios- Ein Schließer) und Helena Paeschke(Ein Hirte) ergänzten hervorragend das Weltklasse-Ensemble. Ausgezeichnet der Chor(Choreinstudierung: Martin Schebesta), das Bühnenorchester, die Opernschule und die Komparserie der Wiener Staatsoper.

Eine großartige, spannungsgeladene, unvergeßliche Aufführung, den hohen Ansprüchen des Hauses am Ring absolut gerecht werdend!

© Marisa Altmann-Althausen

Liebe Grüße

Willi?

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
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Gestaltung Agentur kuh vadis