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Otto Schenk ist verstorben

Hallo

Einer der ganz Großen im Operngeschehen, der Regisseur und Schauspieler Otto Schenk ist heute im Alter von 94 Jahren verstorben.

Gruß Wolfgang

 

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uhrand hat auf diesen Beitrag reagiert.
uhrand

Liebe alle,

Otto Schenks Wirken war enzyklopädisch -ich glaube nicht, daß ihm irgendein Genre im Bereich Musik und Schauspiel nicht völlig vertraut gewesen wäre. Seine Operninszenierungen waren werkgerecht im besten Sinne und laufen idealerweise seit Jahrzehnten.

Er war ein Erzkomödiant. Seine Darstellung eines Ballettänzers, der als Statist für den Chor der Schmuggler in „Carmen“ fremdverpflichtet wird und aus dem kurzen Auftritt eine Studie in Manierismus macht, ist etwas für die einsame Insel.

Er war auch im Alter noch ein genialer Schauspieler. Ich werde nie seinen Tito Merelli in „Othello darf nicht platzen“ von Ken Ludwig vergessen; ein Stück, das jeder Opernliebhaber eigentlich jährlich einmal sehen sollte. Man kann eine DVD dieses Stücks um wenig Geld erwerben.

Möge Ihnen die Erde leicht werden, Herr Direktor.

R.I.P.

Honoria Lucasta

Liebe Freunde,

schade. Als Schauspieler kenne ich ihn weniger. Aber als Opern-Regisseur war er für mich einer der wenigen, der sein Handwerk noch verstand und wunderbare, sehenswerte, werkgerechte Inszenierungen schuf. Ich habe einige Inszenierungen von ihm auf DVD, vor allem seine Inszenierung des Wagnerschen „Rings“ aus New York, die ich mir schon mehrfach angesehen habe. Leider sterben die guten Regisseure, die es nicht nötig haben, die klassischen Werke zu verzerren, langsam aus.

Liebe Grüße
Gerhard

Liebe Forum-Mitglieder,

ich kannte Otto Schenk als Schauspieler. Und ich muss sagen, dass er in diesem Metier sehr viel besser war als als Opern-Regisseur. Von ihm als Opern-Regisseur habe ich nie etwas gehalten. Er hat meiner Ansicht nach sterbenslangweilig inszeniert. Er klebte bei seinen Operninszenierungen immer nur am  Textbuch, an dem er brav entlanginszenierte, ohne der jeweiligen Oper einen spannenden gedanklichen Überbau zu geben. Er inszenierte superkonventionell und ohne jeglichen Tiefgang. Einem Werk einen interessantes Gepräge zu geben, verstand er überhaupt nicht. Meiner Ansicht nach war bei seinen Inszenierungen immer gähnende Langeweile angesagt. So ist sein Ring von der MET, den ich auf DVD habe, für mich nicht akzeptabel. Schlimm ist es meiner Ansicht nach um seinen Münchner Rosenkavalier bestellt, den ich damals noch live erlebt habe, der aber wie alle anderen Inszenierungen Schenks total an der Oberfläche klebte und mich stark zum Gähnen verleitete. Ähnlich indiskutabel war auch seiner Münchner Bohème-Produktion. Schön waren seine Inszenierungen vielleicht. Das gebe ich zu. Zu spannendem Musiktheater gehört aber viel mehr. Er hätte sich, denke ich, mal ein gutes Bespiel an so genialen Regisseuren wie Tcherniakov, Serebrennikov. Bieito und Konwitschny nehmen sollen. Das sind noch moderne Regisseure, die inszenieren können, ihr Handwerk verstehen und die man deshalb ernst nehmen muss. Schenks Inszenierungen sollte man meines Erachtens ganz schnell vergessen und – insbesondere seine langweilige Münchner Bohème-Produktion – ganz schnell durch eine spannende Neuinszenierung eines modernen Regisseurs ersetzen. Als Schauspieler wird Schenk mir jedenfalls in besserer Erinnerung bleiben. Schauspielerisch war er toll.

Herzlichst

Lustein

Erich Ruthner hat auf diesen Beitrag reagiert.
Erich Ruthner

Ich bin auch sehr traurig über den Tod Otto Schenks. Gleichzeitig bin ich entsetzt darüber, dass hier jemand versucht, in einem Thread, in dem Trauer vorherrscht und Menschen, auch Mitglieder unseres Forums, Abschied nehmen und dabei Trauer empfinden, hier seine Ansichten über das Regietheater breittreten will. Ich missbillige das im Namen des Forums auf das Schärfste. Lustein hat dem Forum einen schlechten Dienst erwiesen.

R.I.P.

Gerhard Wischniewski hat auf diesen Beitrag reagiert.
Gerhard Wischniewski

Lieber Willi,

auch ich finde es traurig, über den Verstorbenen in der Form herzufallen, auch wenn die überwiegende Mehrheit des Publikums (außer den wenigen Regisseurstheateranhängern) seine Inszenierungen schätzte und diese sich länger gehalten haben als der heutige Schwachsinn, der  nichts mehr vom Libretto hält, auf das ja die Musik geschrieben wurde. Auch hier ist wieder mal von einem „gedanklichen Überbau“ die Rede, ohne dass wir dazu eine Erklärung bekommen, was sich  Lustein genau darunter vorstellt. Ich bin glücklich, einige Inszenierungen von Otto Schenk zu haben, die ich keineswegs als langweilig empfinde und die ich mir gerne mehrfach ansehe.

Liebe Grüße
Gerhard

Ein großartiger Regisseur und Mensch, der die Musik gelebt hat in seinen Werken, er ist nicht mehr.

Ich bezeichne ihn als Star in der Opernwelt der Regisseure, den man leider so heute nicht mehr findet.

R.I.P.

musika

  1. De mortuis nil nisi bene. Man muß nicht in Lobhudelei verfallen, aber die unbestrittene Lebensleistung eines mit 94 Jahren verstorbenen Künstlers heischt, jenseits aller persönlichen künstlerischen Ansichten, wenigstens Respekt. Vermag man den nicht aufzubringen, schweige man.
  2. Allein an der Wiener Staatsoper lief Schenks Inszenierung des Rosenkavaliers von 1968 bis 2024, seine Fledermaus von 1979 bis jetzt. Irgendetwas scheint er dann doch auch auf diesem Geschäftsfeld richtig gemacht zu haben… das Publikum wird ja nicht zum Besuch seiner Inszenierungen gezwungen.
  3. Otto Schenk sitzt jetzt, so stelle ich mir vor, auf der Wiener-Staatsopern-Wolke im Jenseits und kichert angesichts dieser Mini-Kontroverse vor sich hin – manchmal flicht die Nachwelt dem Mimen eben doch Kränze. Was will man mehr?

 

Honoria Lucasta

Gerhard Wischniewski hat auf diesen Beitrag reagiert.
Gerhard Wischniewski

Der Verstorbenen wird zwar nicht persönlich schlecht geredet („Schauspielerisch war er toll“), sondern lediglich seine Inszenierungen, und die leben ja zum Glück noch weiter. Auch wird immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass es sich um eine rein persönliche Einschätzung handelt: „meiner Ansicht nach“. Aber auch ich empfinde diese Art Kritik relativ deplatziert in dieser Zeit der Trauer.

André 💖

Wolfgang Kaercher hat auf diesen Beitrag reagiert.
Wolfgang Kaercher

Liebe Freunde,

die Verweildauer der Inszenierungen von Otto Schenk, die Honoria genannt hat, beweist doch, dass sie dem Publikum immer noch gefallen. während die Verunstaltungen der Werke durch modische Regisseure meist schnell wieder verschwinden. Diese halten das Opernpublikum für dumm und versuchen ihm ihre Denkweise aufzuzwingen, indem sie die Handlungen in irgendeinen Schwachsinn, auf den die Musik nicht geschrieben wurde, umstricken. Das ist es wohl, was unter „gedanklicher Überbau“ (sprich „Entstellung der Meisterwerke“) zu verstehen ist. Ich finde, dass z.B. das Libretto zum „Ring“ von Wagner soviel Gehalt hat, dass sich (fast) jeder Zuschauer bei Inszenierungen, die sich an das Libretto halten, seinen „gedanklichen Überbau“ selbst konstruieren kann. Ds gilt auch für die meisten, hier schon genannten Werke. Wer aber zum „gedanklichen Überbau“ eine Entstellung des Librettos benötigt, dem gönne ich durchaus – wie ich schon einmal sagte – das Regisseurstheater. Ich muss ja nicht hingehen. Dass aber (fast) alles heute nur noch Entstellungen der Werke sind, und nichts mehr dem Zuschauer, der selbst denken kann, überlassen wird, finde ich einfach traurig. Otto Schenk war für mich einer der wenigen Regisseure, die ihr Handwerk noch verstanden. Ich kann nur hoffen, dass es bald wieder Nachfolger gibt, sodass man wieder ohne Reue ins Theater gehen kann.

Liebe Grüße
Gerhard

Liebe Freunde,

in meiner  Trauer um den Menschen Otto Schenk, als Regisseur, Schauspieler und grandiosem Menschendarsteller möchte ich unserem Mitglied Lustein widersprechen.

Honoria hat anfangs schon auf die Komödie „Othello darf nicht platzen“ hingewiesen, ein Stück das ein Dauerbrenner der Wiener Kammerspiele war und etliche hundert Abende gegeben wurde (ich habe es insgesamt fünfmal dort gesehen) und erst in der letzten Phase aufgezeichnet wurde (nach mehrmaligen Umbesetzungen in Nebenrollen, die nicht mehr dem Standard der Premiere halten konnten).  Doch es gibt noch ein Stück, das ihn als Regisseur auszeichnete: Ravels „Spanische Stunde“ (auf YT anzusehen).  Die Probenarbeiten fanden zum größtenteil in einem Kaffeehaus statt, auf die Bühne ging man erst gegen Ende.  Bitte ansehen und genießen!  Aber auch seine „Jenufa“ an der Wiener Staatsoper!  Keine folgende Inszenierung hat mich mehr gepackt als seine!

 

Er brauchte den Stücken keinen gedanklichen Überbau geben, er inszenierte nach den Intentionen von Komponisten und Librettisten, belies die Stücke im Original und machte keine modernen Aussagen daraus, wie sie heute so oft vorkommen.  Wer seine Regiearbeiten genauer ansieht, wird sie nicht langweilig finden.

 

Erich

Dann will ich doch endlich auch einmal die Aufnahme komplett einstellen, mit der ich Otto Schenk 1972 als Regisseur und als umwerfenden Forsch kennen- und lieben lernte mit einem junggebliebenen großartigen Karl Böhm am Pult der Wiener Philharmoniker  und einer Sängerinnen- und Sängerriege von Weltklasse, praktisch der Fledermaus schlechthin, da kann es eigentlich keine zwei Meinungen drüber geben:

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Liebe Grüße

Willi😀

Otto Schenk war trotz seines Alters der Prototyp und ein Vorbild für vorbildliche, zeitlose Inszenierungen. Er inszenierte immer originell, mit vielen kreativen Einfällen, ohne jedoch der Versuchung zu erliegen, das Werk in seinen Grundaussagen zu verändern  Daher haben eine ganze Reihe seiner Inszenierungen  quasi „Ewigkeitswert:.“ Besonders sein geliebtes Stammhaus die Wiener Staatsoper, hat selbst über den Wechsel von Staatsintendanten Regieleistungen von Schenk erhalten und pflegt seine Inszenierungen. Grund dafür ist auch, dass das Wiener Publikum Otto Schenk verehrt und liebt und selbst Generationen von Sängern glücklich sind, wenn sie in Schenk Inszenierungen auftreten können. Die Sängerfreunde durften als letzte eine Schenk Neuinszenierung von Janaceks „Das schlaue Füchslein“ in der  Wiener Staatsoper erleben . Leicht und locker inszeniert, stimmige kreative Einfälle, perfekte Abstimmung von Bühnenbild und Handlung, gesungen auf dem hohen  Niveau der Wiener Staatsoper. Insgesamt ein gelungenes Opernfest.

Otto Schenk sorgte durch Inszenierungen mit Ausnahmecharakter für sein eigenes Denkmal. Noch wichtiger wäre ihm sicherlich gewesen, dass er in den Herzen der Musikfreunde  weiterleben wird.

amina, Gerhard Wischniewski und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
aminaGerhard WischniewskiErich Ruthneruhrand

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