informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für klassische Vokal- und Instrumentalmusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

"Schubert und seine Dichter" von Ulrich Eisenlohr

Im Frühjahr 1816 schickte Franz Schubert eine Sammlung von Liedern an Johann Wolfgang von Goethe, die aus sechzehn Vertonungen Goethe’scher Gedicvhte bestand. In einem Begleitschreiben seines Freundes Josef von Spaun heißt es, Schubert habe sich entschlossen, „seine musikalische Laufbahn durch Heruasgabe eines Teils seiner Kompositionen zu eröffnen….
Eine auserwählte Sammlung von deutschen Liedern soll nun den Anfang machen… Sie wird aus 8 Heften bestehen. Die ersten beiden … enthalten Dichtungen Eurer Exzellenz, das dritte enthält Dichtungen vom Schiller, das vierte und fünfte vom Klopstock, das sechste  vom Matthison, Hölty, Salis etc., und das siebte und achte  enthalten Gesänge Ossians, welche letztere sich vor allen anderen auszeichnen“.
Man wollte auf diesem Weg Goethes Anerkennung und Unterstützung für eine weite öffentliche Verbreitung von Schuberts Liedern erreichen.
Goethe scheint nicht begeistert von Schuberts Kompositionen gewesen zu sein. Er schickte das gesamte Paket kommentarlos nah Wien zurück, was Schubert wohl tief gekränkt hat. Doch obowohl er den im Brief dargelegten Plan später so nicht weiter verfolgt hat, blieb für Schubert die Zusammenstellung seiner Lieder nach Dichtern und dichtergruppen auch für spätere Liederhefte und Opera ein znetrales Kriterium. Daneben traten thematische Ordnungsprinzipien und Zusammenstellungen, die nach Vorlieben eines Widmungsträgers ausgerichtet waren.
Die vorliegende Gesamtaufnahme übernimmt diese von Schubert also bereits intendierte Ordnung für das gesamte Liedwerk. Einer der größten Vorzüge erweist sich darin, dass sie den Blick freigibt auf die (kon)geniale Leistung Schuberts, für jeden Dichter, für jede  zusammengehöriger Dichtergruppe, ja sogar für den literarischen Stil einer ganzen Epoche eine individuelle, substantiell nicht nur angepasste, sondern tatsächlich „entsprechende“ musikalische Forum und Sprache  gefunden zu haben. Mit frappierenden Genauigkeit und scheinbar traumwandlerischer Selbstverständlichkeit verbrüdern sich Formgebung und klingende Musik dem jeweiligen Gesicht, der individuellen Sprache des Dichters, verschmelzen sich quasei mit ihr und schaffen so ein neues Ganzes, ein unteilbares Kunstwerk. Dies geschieht bei den Gedichten Goethes auf andere Weise und hat einen andern „Klang“ als bei denen Schillers oder Ossians, der empfindsamen oder romantischen dichter oder der Lyrik aus dem Freundeskreis.
Natürlich lohnen sich auch Blicke aus anderen „kategorischen“ Perspektiven auf das Lied-Oeuvre. Die Betrachtung der kompositorischen Formen zeigt Schubert als dnjenigen, der den bisher feststehenden „common sense“, ein gutes Lied habe ein Strophenlied zu sein, durchbrach. Die Vielfalt der Formen in seinen Liedkompositionen zeigt, wie bewusst und sicher er sich dem Aufbau und Wesen eines Gedichts in seinem formalen Kompositionsplan annähert: Dass Dramatik und Farbigekite eines „Erlkönig“ nicht in der Form eine sStrophenliedes Genüge getan sei, war ihm selbstverständlich, vermutlich nicht in erster Linie aus rationaler kompositorischer Erwägung, sondern aus seinem unbändigen Willen zur unmittelbaren, wahrhaftigen Aussage. Mit der ungeheuren Vehemenz seiner Vertonung sprengte er in seinem berühmten Opus 1 die formalen und ausdrucksmäßigen Grenzen all dessen, was bisher im eher unscheinbaren Genre des Liedes erklungen war. Umgekehrt gibt er beispielsweise der „Nähe des Geliebten“ die klassische Form der strophischen Vertonung bei, vermeidet daruch lautmalerische Illustration der einzelnen Strophen und überlässt es der Kunst des Sängers, die verschiednen Bilder des Gedichts durch behutsame Variation des Vortrags zu verdeutlichen. Dass es nicht immer die eine, „richtige“ Lösung gab, zeigen zahlreiche Mehrfachvertonungen  desselben Textes – man höre etwa die fünf verschiedenen Bearbeitungen des berühmten Mignon-Textes “Nur wer die Sehnsucht kennt“ , die durchaus nicht nur unterschiedlichen musikalisch-emotionalen Ausdruck zu Gehör bringen, sondern auch einigen Variantenreichtum in der formalen Gestaltung. Doch Schuberts Liedkomponieren hat sich nicht vom Einfachen zum Komplizierten entwickelt, wie man es analog der langfristiegen historischen Entwicklung des Lieds vom Strophenlied zum großen, durchkomponierten Gesang vermute könnte. Schubert hat sich von früher Jugend an von der strophischen bis zur durchkomponierten Form in allen Zwischenstufen erprobt.
Eine thematische Schau der Lieder zeig ein weit gefastes Panorama der von Schubert bevorzugten Themenkreise. Innerer Monolog und philosophische Refelxion, antike Mytologie  wie zeitgemäße Weltbetrachtung.  tiefe Meditation und derben Humor, Schauerballade und religöse Versenkung  hat er sich durch seine Dichter zum Thema gewählt. Liebe, Tod, Hoffnung und Verzweiflung, Nähe und Verlassenheit scharen sich um Schuberts „Urthema“, die sehnsucht, die in allen Bereichen des Lebens von der Liebe über die Freundschaft bis zur politischen Utopie und zu Todes- und Jenseits-Sehnsucht das beherrschende Lebensgefühl ist.
Mehr als 100 Dichter hat Schubert vertont, Literatur aus der Antike, (Bibel, Aischylos), der Renaissance (Petrarca, Shakespeare), aus dem Zeitalter der Empfindsamkeit, der Klassik, von italienischen Dichtern (in der Originalsprache) und vom Englischen (in Übersetzungen), der deutschen Romantik und von seinen österreichischen Zeitgenossen und Freunden. Dabei sit die literarische Qualität durchaus unterschiedlich, mitnichten ist alles herausraend. Gedankliche Überzeugungskraft, Wahrhaftigkeit und Übereinstimmung mit der iegenen Lebensuafassung sind die entscheidenden Kriterien bei der Auswahl der Texte. So wurden auch mittelmäßige Gedichte durch seine Musik zu einer Aussage- und Ausdrucksstufe gesteigert, die ihnen per se so nicht innewohnte. Dichter und dichtergruppen tauchen in bestimmten Abschnitten seines Lebens auf und verschwinden wieder. doch keiner hat ihn während seiner gesamtern kompositorischen Laufbahn beschäftigt. In der frühen Jugenzeit sind dies vornehmlich Schiller, der damals europawiet berühmte und schwärmerisch verehrte Ossian und die Dichter der Empfindsamkeit. Hier ist die Vielfalt am größten, der gesamten Formenkanon vom einfachsten Strophenlied bis zur ausgedehnten, durchkomponierten Ballade wirkt wie ein riesiges Experimentierfeld des ehrgeizigen Jungen: An den empfindsamen Dichtern Matthisson, Klopstock, Claudius und Kosegarten erporbt er Melodiebildung und harmonischen Satz, Übertragung der lyrischen in musikalische Metrik und die vielfältigen Möglichkeiten der formalen Gestaltung. In den ausufernden Balladen und Epen Schillers und Ossians ließ er seiner überbordenden muskalischen Phantasie hemmungslosen Lauf .
Die Zuwendung zu Goethes Gedichten im Herbst 1814 brachte den Durchbruch zu genialer Souveränität und Reife im zarten Alter von 17 Jahren. Einen wesentlichen Anteil an diesem Aufbruch zu gänzlich neuen Ufern der Liedkomposition hat Schuberts Neuerfindung der Klavierbegleitung als gleichberechtigter Partnerin des Sängers, wie sie bis heute im „Gretchen am Spinnrade“ und dem „Erlkönig“ bewundert wird. Sie stützt und untermalt nicht mehr nur, sondern sie erzählt, singt, verdeuticht als ebenbürtiger Partner des Sängers: „… wie Vogl singt und ich accompagnire, wie wir in einem solchen Augenblicke Eins zu sein scheinen, ist diesen Leuten etwas ganz Neues, Unerhörtes“. (Schubert).
Dann, um 1815, tauchen zeitgenössische Dichter, vor allem aus seinem eigenen Freundeskreist, in der Liste der „Gedichtlieferanten“ auf, zuvorderst Mayrhofer, der mit ca. 50 Liedern nach Goethe am häufigsten vertonte, und der, vor allem mit seinen „Antikenliedern“, einen neuen, philiosophisch-reflektierenden Ton in Schuberts Liedwelt brachte.
Im Jahre 1818 erschlossen sich, parallel zur entscheidenden Wende in seinem Leben, in der er den Beruf des Lehrers endgültig aufgab, um sich „professionell“ der Musik zu widmen, neue Perspektiven: Schubert wandte sich den Dichtern der Romantik zu, vor allem den Gebrüdern Schlegel und Novalis. Hier nun fand einerseits eine Wiederentdeckung der „kleine“, teils stropischen, teils allgemein volksliedhaften Kompositionsform statt, die nun eine Simplizität höherer Ordnung, eine Musik von abstrakt erlesener Schönheit, quasi wie hinter Glas hervorbrachte, sie ist exemplarisch in den Vertonungen nach Schlegesl Gedichtzyklus „Abendröte“ zu hören. Andererseits erscheint in den Kompositionen der Hymnen des Novalis, der Gedichte Platens, Rückerts und anderer ein neuer Tonfall radikaler subjektiver Expressivität. Diese korrespondiert mit großer Experimentierfreudigkeit auf harmonischem Gebiet, wo Schubert (Unverständinis und Ablehungung bei vielen Zeitgenossen provozierend) tonale Fesseln sprengt und weit in die KZukunft hochromatischer Harmonik vorausgreift.
Dann, im Übergang zur Spätzeit, nach dem Ausrbruch seine Eyphilistischen Erkrankung im Sommer 1823 und in Phrasen zeiweiliger tiefer Verzeiflung, beginnt die grandiose Auseinadersetzung mit den Gedichten Wilhelm Müllers, die zunächst den ersten großen romantischen Liedzyklus „Die schöne Müllerin“ hervorbringt und eta drei Jahre später den unbestrittenen Höhepunkt zyklischer Liedkomposition, die „Winterreise“.
Die letzten Jahre beherrschen Vertonungen von Freundesgedichten und solchen österreichischer und norddeutscher Dichter, unter ihnen die der Winterreise so nahe stehenden Lider nach Ernst Schulze, sowie die großen, nach Schuberts Tod zum o genannten „Schwanengesnag“ zusammengefassten Lieder nach Rellstab und Heine. Hier erleben wir Schuberts größte Meisterschaft in einer Art monothematischer Kompositionsweise: Ein Lied wird aus einem einzigen Motiv, Bewegungsimpuls, Grundrhythmus heraus entwickelt, welcher über die ganze Komposition nicht verlassen wird: Äußerst Beschränkung und Konzentration des musikalischen Grund-Materials und größte Übersichtlichkeit der Form schaffen inhaltliche und Stimmungsmäßige Geschlossenheit, während in der kleinen Variante einer melodischen Führung, in einer unerwarteten Wendung der Harmonie, einer unscheinbaren Veränderungdes metrischen Ablaufes die sensibelste Differenzierung und Vertiefung des Ausdrucks hervorgebracht wird. Nicht Vielfalt und äußere Komplexität zum Gipfelpunkt von Schuberts Liedkusnt, sondern Verdichtung und Reduktion auf das absolut Wesentliche.
©Ulrich Eisenlohr

Liebe Grüße

Willi😀

Im Anschluss werden alle CD’s der Deutschen Schubert Lied Edition nach der Reihenfolge der Gesamtausgabe vorgestellt und sofern möglich auch mit einem entsprechenden YT-Video ausgestaltet. Desgleichen wird, falls vorhanden, ein kurzer Text zum Lebenslauf, wenn möglich, einheitlich von Wikipedia von der  jeweiligen Sängerin oder dem Sänger und dem Begleiter hinzugefügt.

Liebe Grüße

Willi😀

Gestaltung Agentur kuh vadis