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Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

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Wilhelm Furtwängler (1886- 1954), einer der größten Dirigenten, die jemals lebten

Einer der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts war zweifellos Wilhelm Furtwängler, der am 25. Januar 1886 in der damals noch eigenständigen Stadt Schöneberg, heute bekannter Bezirk Berlins, geboren wurde und am 30. November  1954 in Ebersteinburg bei Baden-Baden starb. Er wurde auf dem Bergfriedhof in Heidelberg beigesetzt.
Er war Sohn des Archäologieprofessors Adolf Furtwängler und seiner Frau Adelheid (geborene Wendt).
Seine Jugend verbrachte er in München, wo sein Vater an der Universität lehrte. Wilhelm Furtwängler besuchte ein humanistisches Gymnasium und erhielt ab 1899 Privatunterricht in Tonsatz, Komposition und Klavier. Am Klavier wurde er unterrichtet  von Joseph Rheinberger, May von Schillings und Conrad Ansorge. Schon 1900 wurde in einem Münchener Orchesterverein ein Klavierquartett und eine Ouvertüre von ihm aufgeführt.
Ab 1906,  zunächst bis 1933, währte der erste Abschnitt seiner Dirigentenkarriere, die ihn nach Berlin, Breslau, Zürich und wieder nach München führte.
1910 engagierte ihn Hans Pfitzner als 3 Kapellmeister nach Straßburg und bereits ein Jahr später wechselte er als Nachfolger Hermann Abendroths nach Lübeck als Dirigent des Orchesters des Vereins der Musikfreunde.
Nach vier Jahren verließ er Lübeck und seine nächsten Stationen waren Mannheim, Wien und schließlich1920 Berlin, wo er als Nachfolger von Richard Strauss die Konzerte der Berliner Staatsoper leitete.
Von 1921 bis 1927 war er, zusammen mit Leopold Reichwein, Konzertdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und dirigierte als solcher 1921 das neu konstituierte Wiener Sinfonieorchester (seit 1933: Wiener Symphoniker).
Ab 1922 dirigierte er als Chefdirigent die Berliner Philharmoniker und dirigierte außerdem bis 1928 das Gewandhausorchester in Leipzig als Gewandhauskapellmeister.
Für 1931 hatte er die Gesamtleitung der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth.

 Für die Zeit des Nationalsozialismus: siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Furtw%C3%A4ngler?veaction=edit&section=4

Wilhelm Furtwängler, der sich in der NS-Zeit sehr für jüdische Musiker eingesetzt hatte und gegen Ende mit Billigung der Naziführung in Luzern wohnte und kurz vor der Besetzung Berlins auch dahin floh, erhielt 1945 von den Amerikanern zunächst Dirigierverbot und wurde internationalgeächtet.
Jedoch setzten sich „entartete“ Musiker wie Paul Hindemith, Yehudi Menuhin, Szymon Goldberg und seine langjährige jüdische Sekretärin Berta Geismar für ihn ein, sodass er 1947 freigesprochen wurde.
So dirigierte er am 25. Mai 1947 erstmalig wieder die Berliner Philharmoniker, wurde aber erst 1952 wieder zum Chefdirigenten gewählt, diesmal auf Lebenszeit.
Die Beschreibung von Furtwänglers Bedeutung als Dirigent und die Beschreibung seines Dirigierens und die Wirkung auf die Musik geht so ins einzelne und ist so umfassend, dass ich darauf verzichte und stattdessen mit dem Artkel verlinke;

 Furtwänglers Werk als Dirigent:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Furtw%C3%A4ngler

Einige herausragende Aufnahmen:

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Die gigantische Aufnahme der Neunten Beethoven vom März 1942

 

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Der Stereo-Remaster der Walküre, rec. 28. 9. – 6. 10.  1953 im Wiener Musikverein mit dem WPO

 

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Die Fidelio-Live-Aufnahme vom 12. Oktober 1953 in der Wiener Staatsoper

 

Es ist weniger bekannt, dass Furtwängler auch komponierte: eine Übersicht über seine Werke befindet sich im hinteren Teil des Wikipediaartikels.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Furtw%C3%A4ngler

Liebe Grüße

Willi

… am 30. November  1954 in Ebersteinburg bei Baden-Baden starb.

Lieber Willi,

Eine kleine Ergänzung zur Deinem Beitrag möchte ich hier noch einfügen, weil man normalerweise solche Details im Lexikon nicht findet.

Gegenüber dem Krankenhaus von Ebersteinburg beginnt. Furtwängler liebte Ebersteinburg und die stillen Wege der Gegend und kam oft hierher, um Ruhe und Erholung zu finden.
Am 23. Januar 1953 dirigierte Furtwängler mit hohem Fieber in Wien und brach auf dem Podium zusammen. Seine zähe Konstitution ermöglichte es ihm jedoch weiterzuarbeiten und er dirigierte in Wien und Luzern sogar Werke, die ihm nicht gerade auf den Leib geschrieben waren.

Im November 1954 erkrankte Furtwängler an seinem Wohnsitz in der Schweiz in Clarence bei Montreux an einer schweren Lungenentzündung. Er rief Dr. von Löwenstein, den Chefarzt des Ebersteinburger Krankenhauses, zu sich und trat dann auf eigenen Wunsch am 12. November die Reise nach Ebersteinburg an.
Seiner Frau kündigte Furtwängler an, dass er an dieser Erkrankung sterben werde. Elisabeth Furtwängler berichtet, er habe den Tod überhaupt nicht gefürchtet, sie jedoch gebeten, die letzten Tage bei ihm in der Klinik zu bleiben.

Trotz aller ärztlichen Bemühungen verschlechterte sich sein Befinden, und er starb hier am 30. November, um 17:00 Uhr, im Alter von 69 Jahren.

Mit zunehmendem Alter ließ sein Gehör nach. Bei seinem letzten Konzert in Berlin, am 19. September 1954, vermochte er ausgerechnet bei seiner Zweiten Symphonie manche Stimmen nicht mehr zu hören. Experimente mit einem Hörgerät brachten keinen Erfolg. Anschließend, bei der Einspielung der »Walküre« bewahrte das auf ihn eingespielte Orchester Furtwängler vor »Patzern«. Sein Tod ersparte ihm das Schicksal Beethovens, den er am meisten verehrt und bewundert hatte.

Ein Jahr nach seinem Tode gaben seine Baden-Badener Freunde den Auftrag, am Felsenweg von Ebersteinburg nach dem Alten Schloss, der nun Furtwänglerweg heißt, eine Inschrift in einen großen Battertfelsen zu schlagen. Der Bildhauer Layer aus Baden-Baden hat die von Forstmeister Belzer von Alberti und Dr. von Löwenstein verfasste Inschrift in den schwer zu bearbeitenden Stein gemeißelt. Die Inschrift lautet:

ZUM GEDENKEN AN
WILHELM FURTWÄNGLER,
DEN GROSSEN MENSCHEN,
DIRIGENTEN UND KOMPONISTEN
ER STARB AM 30.11.1954 IM
KRANKENHAUS EBERSTEINBURG
ER WAR EIN FREUND DIESER
LANDSCHAFT, ER LIEBTE DIE EIN-
SAMKEIT IHRER WEGE UND DEN
FRIEDEN IHRER WÄLDER

 Wer heute den FURTWÄNGLERWEG begehen möchte, orientiert sich, etwas außerhalb des Ortes, an dem Hinweisschild: »Krankenhaus Hospiz Kafarnaum«. Wenige Schritte von diesem Hinweisschild entfernt, führt der Weg – durch ein Holzschild im Wald gekennzeichnet – in den Wald hinein. Nach 800 Metern auf dem breiten Fußweg, kann man dann rechts oben, oberhalb eines Brombeergestrüpps, die Felseninschrift sehen.

Lieber Belcanto, vielen Dank für die wunderbare Ergänzung. Da geht es mir nach den anstrengenden Anwendungen  heute gleich viel besser.
Wenn ich wieder einmal einen Beitrag über einen berühmten Opernmusiker schreibe und du in deinem ureigensten Wissensfeld wieder so eine Ergänzung in petto häätest, würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße

Willi

Lieber Willi,
ich hatte bei der Einstellung meines Beitrages ganz erhebliche technische Probleme, denn die Einleitung sollte eigentlich wie folgt aussehen:

Wer in den Wäldern um Baden-Baden spazieren geht und sich etwas in die Höhe bemüht, findet hier nicht nur eine Wolfsschlucht, die Carl Maria von Weber als Vorlage für seinen »Freischütz« gedient haben könnte – er soll 1810 hier gewesen sein – sondern auch einen Furtwänglerweg, der oberhalb dieser Wolfsschlucht verläuft und gegenüber dem Krankenhaus von Ebersteinburg beginnt. Furtwängler liebte Ebersteinburg und die stillen Wege der Gegend und kam oft hierher, um Ruhe und Erholung zu finden.

Aber immer wenn ich das bearbeitet hatte, waren die Bilder rausgeflogen, jetzt habe ich aus Furcht die Bilder wieder zu verlierten einfach den Murks am Anfang stehen lassen …

Das ist so, lieber belcanto, die Erfahrung habe ich in den Erinnerungen auch gemacht. Deshalb wirst du dort auch kaum Plattencover finden. Das liegt wohl daran, dass man jetzt Bilder direkt kopieren kann. Ich kannte das Verfahren mit den Grafikinfos. Ich würde deshalb an deiner Stelle ein Foto erst dann einfügen, wenn der Text steht, keine Fehler mehr hat und auch bei längeren Texten der Blocksatz aktiviert ist.
Ich werde mal schauen, ob man da Verfahren mit den Grafikinfos wieder einführen kann.

Liebe Grüße

Willi

Wenn ich an dieser Stelle auf die musikalische Hinterlassenschaft Wilhelm Furtwänglers zu sprechen kommen darf, dann möchte ich mitteilen, dass ich vor Jahren an der großen Box mit 100 CDs interessiert war, von einem Kauf damals abgesehen habe, weil in einem anderen Forum für klassische Musik ein User abriet. Er fand das Remastering grauenhaft, heute ärgere ich mich darüber, dass ich damals den Rat befolgt habe, denn Furtwängler war ja schließlich ein ganz Großer und den Stabführern. Sollte mir irgendwann mal wieder ein Angebot dieser großen Box unterkommen, werde ich bestimmt zuschlagen!

Lieber Willi,

Auch zu dem was bei Wikipedia über »Furtwängler als Komponist« zu lesen ist, scheint eine kleine Ergänzung sinnvoll.

»Seine zweite Frau Elisabeth erzählte, dass sie einmal zu Furtwängler gesagt habe, dass es doch eigentlich schade sei, dass sein Vater gar nicht erlebt habe, dass er Dirigent der Berliner Philharmoniker geworden sei. Darauf habe Furtwängler geantwortet, dass sein Vater darüber sehr enttäuscht gewesen wäre, denn dieser habe gewusst, dass er Komponist sei«

Eberhard Straub schreibt dazu in »Die Furtwänglers« – Geschichte einer deutschen Familie:

»Vater Furtwängler hielt es für dringend geboten, mit öffentlichen Aufführungen von Wilhelms Werken die Aufmerksamkeit auf diesen wahren Zukunftsmusiker zu lenken. Seine ungeduldige Eitelkeit, Vater eines offenkundigen Genies zu sein, das nicht länger im Verborgenen verkannt bleiben dürfe, verdarb mehr für Wilhelm Furtwängler, als dass sein Eifer nutzte.«

Wie Straub weiter ausführt, soll der Vater seinen Sprössling eher als einen späten Beethoven in der Gestalt eines jungen Mozart gesehen haben. Und so verstand man es den Dirigenten Georg Dohrn, der die Musikschule in Breslau und die Schlesische Philharmonie leitete  – und der zum erweiterten Familienkreis gehörte – zu gewinnen, damit er in Breslau Wilhelms  D-Dur-Symphonie zur Aufführung bringt; es war im November 1903. Es heißt: »Der Applaus war endend wollend, und man pfiff tüchtig. Also eine durchaus eindeutige Entscheidung des enttäuschten Publikums.«

Nachdem Furtwängler nun schon einige Erfahrungen als Dirigent gesammelt hatte, kam es in seiner Straßburger Zeit – im November 1910 – nochmals zu der Aufführung einer eigenen Komposition.
Der Onkel führte in Breslau das »Te Deum« seines Neffen auf, an dem dieser fast acht Jahre gearbeitet hatte. Es heißt: »Die Breslauer reagierten mit höflicher Gleichgültigkeit.«

Dennoch schätzten Leute, die einiges von Musik verstanden, wie zum Beispiel der Beethoven-Biograf Walter Riezler, Furtwänglers »Te Deum« hoch ein und der Thomaskantor Karl Straube erklärte das monumentale »Te Deum« zu einem der vollkommensten Werke in seiner Gattung.
Es ist das abschließende Werk der frühen Schaffensperiode des Komponisten Wilhelm Furtwängler.
Unter seiner eigenen Leitung wurde das »Te Deum« 1911 in Strasbourg aufgeführt, 1914 von Hermann Abendroth in Essen und 1915 unter Karl Straube in Leipzig.

Furtwängler hatte das »Te Deum« nie ganz aus den Augen verloren. Noch gegen Ende seines Lebens plante er eine Überarbeitung, die jedoch nicht über das Stadium von Skizzen hinaus kam. Der Komponist Kurt Hessenberg erstellte auf Wunsch von Furtwänglers Witwe anhand dieser Entwürfe eine Neufassung, die 1967 in Berlin uraufgeführt wurde.

Lieber belcanto,

ich danke dir sehr für deinen gekonnt informativen Beitrag, hat er mir doch eben knappe 33 Minuten höchsten Musikgenusses beschert, und so möchte ich die Aufzeichnung von der Uraufführung der Neufassung des Te Deums am 12. März 1967 in Berlin unter Hans Chemin-Petit, der die Berliner Philharmoniker und den Berliner Philharmonischen Chor dirigierte mit Edith Mathis, Sopran, Sieglinde Wagner,  Alt, Georg Jelden, Tenor und Willaim Dooley, Bass, hier einstellen, so dass man sich von den gewaltigen spätromantischen Klangballungen, den exteatischen Steigerungen aller Beteiligten, aber auch den leisen lyrischen Passagen ein (Hör)bild machen kann. Das ist schon ganz große Musik:

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Lebe Grüße

Willi

Und so werden ihn wohl auch noch nicht alle kennen, als Liebegleiter Elisabeth Schwarzkopfs bei den Salzburger Festspielen 1953 mit einem Hugo Wolf-Recital:

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Liebe Grüße

Willi

Lieber Willi,
gönne dem Herrn Jelden noch sein »o« – ein Konzertsänger, den ich von früher Jugend an immer sehr geschätzt habe.
Auch William Dooley höre ich hier überraschend wieder – was haben wir da gestaunt, 1957, bei seiner Premiere als Posa am Heidelberger Stadttheater… natürlich kann er sich bei diesem Stück nicht so in den Vordergrund singen wie damals … 

DANKE für diese Einstellung!

Immer gerne, lieber belcanto, und das „o“ wollte ich doch nicht schuldig bleiben.

Liebe Grüße

Willi

 Ich denke, dass in diesem Thread die denkwürdige Salzburger Aufführung von Moazrts Don Giovanni von 1954 Erwähnung finden sollte.
Ich möchte zu diesem Zweck als Einleitung den kurzen Text auf der Homepage von Unitel ins Deutsche übersetzen:

„Gefilmt auf den Salzburger Festspielen von 1954, ist diese aufwändig remasterte und mit Farbe unterlegte Aufnahme des Don Giovanni mehr als nur eine herausragende Aufführung einer der am längsten populären Opern auf der Welt mit einer exquisiten Besetzung, angeführt von Cesare Siepi, Elisabeth Grümmer und Lisa della Casa sowie Otto Edelmann, Erna Berger, Anton Dermota, Deszü Ernster  und Walter Berry.
Es ist das letzte Bilddokument von Wilhelm Furtwänglers Kunst und als solches das Vermächtnis eines großen Dirigenten. Als ein Gigant unter den Dirigenten des 20. Jahrhunderts wurde Wilhelm Furtwängler für viele Jahre mit den Berliner Philharmonikern in einem Atemzug genannt.
Nach dem Krieg entdeckte er ein neues herausragendes Betätigungsfeld für seine Kunst bei den Salzburger Festspielen. Beginnend mit dem Fidelio 1948 etablierte er ein goldenes Zeitalter erinnerungswürdiger Aufführungen in Salzburg.“

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Liebe Grüße

Willi

Wilhelm Furtwängler und seine Entnazifizierung

Ein lesenswertes Buch, dessen Empfehlung ich hier in diesem Thread gut und gerne posten kann. Der Autor, inzwischen verstorben, räumt mit manchen Mythen auf, die vor allem aus den Vereinigten Staaten herüberschwappten. Hier muss der Filmemacher István Szabó mit seinem unsäglichen „Taking Sides“ erwähnt werden.

Klaus Lang hat das Protokoll der letzten Verhandlung vor einer Entnazifizierung-Kommission (am 17. Dezember 1946) hier veröffentlicht und hier ergibt sich ein völlig anderes Bild. Diese Verhandlung schließt sich nahtlos an den Freispruch vom Februar 1946 in Wien an, gegen den die Alliierten aber opponierten. Und in der Berliner Schlüterstraße 45, wo die Verhandlung stattfand, lag die Verhandlungsführung nicht in den Händen eines erfundenen und ordinären amerikanischen Majors, sondern wurde von zwei – kürzlich noch aktiven – Widerstandskämpfern geleitet.

Wegen der nicht immer optimalen Aufnahmentechnik bei den Einspielungen, die Furtwängler hinterlassen hat, ist er bei mir nur mit dem Salzburger „Don Giovanni“ vertreten gewesen. Seit gestern ist nun auch der für die römische RAI produzierte „Ring“ (von der EMI veröffentlicht) vertreten. Hier singt Ferdinand Frantz den Wotan, Martha Mödl die Brünnhilde, Ludwig Suthaus den Siegfried, Ira Malaniuk (alternierend mit Elsa Cavelti) die Fricka. Wolfgang Windgassen (der noch den Siegmund singt) ist als Loge, Alfred Poell als Donner, Lorenz Fehenberger als Gott Froh eingesetzt. Elisabeth Grümmer gibt die Freia, Ruth Siewert (alternierend mit Margarete Klose, die auch noch die Waltraute singt) die Erda, Gustav Neidlinger singt (alternierend mit Alois Pernerstorfer) den Alberich, Julius Patzak ist Mime, Josef Greindl Fasolt, Gottlob Frick (der noch Hunding gibt) Fafner.

Ich werde also in der nächsten Zeit in Wagners „Ring“ unter Wilhelm Furtwängler eintauchen, da müssen Opern- und Musicalführer zurückstehen…

Hallo, Manfred!

Du hast mich auf eine gute Idee gebracht. Diesen Ring unter Furtwaengler habe ich lange nicht mehr auf CD gehört. Ich habe ihn mir gerade aus dem Regal gezogen und werde ihn mir heute noch anhören. Trotz des Alters der Aufnahme doch sehr hörenswert. Ich beginne mit dem „Rheingold“. Hier ist er auf YouTube zu hören:

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Gerade gehört. Eine seltene Aufnahme des 1. Aktes der „Walküre“ als Sonderkonzert der Wiener Festwochen 1963 unter Furtwängler. Sehr beeindruckend hier Claire Watson als „Sieglinde“ und Josef Greindl als „Hunding“. Fritz Uhl ist für mich leider kein idealer „Siegmund“. Aber hörenswert ist diese Aufnahme allemal:

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LG Attila

manfred hat auf diesen Beitrag reagiert.
manfred

Ich nehme die Gelegenheit wahr, Einzelheiten zu der römischen „Ring“-Gesamtaufnahme Wilhelm Furtwänglers aus dem „Spiegel“ von 1964 zu dokumentieren; dort hieß es seinerzeit:

“Die Karten kosteten hundert Mark und mehr und wurden nur unter der Hand gehandelt. Sie gewährten Einlass zu einem Konzert, das Kritiker als Roms musikalischen und gesellschaftlichen Höhepunkt des Jahres 1953 feierten: Wilhelm Furtwängler dirigierte im Konzertstudio des römischen Rundfunks Richard Wagners vierteiligen „Ring“ – pro Abend einen Akt (gemeint ist wohl eine Oper). Furtwänglers Gage: 2000 Dollar pro Sendung. Es musizierten Chor und Orchester von Radio Italiana („Rai“), es sangen Solisten wie Martha Mödl, Sena Jurinac, Elisabeth Grümmer, Margarete Klose, Hilde Konetzni, Lorenz Fehenberger, Wolfgang Windgassen, Gustav Neidlinger, Julius Patzak, Josef Greindl und Gottlob Frick – eine Kombination großer Wagner-Stimmen, die kaum wiederholbar ist und musikhistorischen Wert besitzt.“

Zehn Jahre nach dem Ereignis schrieb „Der Spiegel“, dass die „Deutsche Grammophon Gesellschaft“ den Rundfunk-Mitschnitt (zu stereo-ähnlichem sogenannten Breitklang verbessert), als erste Schallplatten-Gesamtaufnahme des „Rings“ veröffentlichen wollte. Als Preis der siebzehn „Grammophon“-Platten wurden rund 300 Mark veranschlagt. Übrigens kolportierte „Der Spiegel“ damals auch, dass ein Jahr später, also 1965, die DECCA eine Gesamtaufnahme der Wagnerschen Tetralogie veröffentlichen würde – und zwar unter der Stabführung von Georg Solti.

Weiter schrieb „Der Spiegel“, dass die „DG“ hoffte, in Frankreich und Amerika die „Wagner-Woge“ für ihr „Ring“-Produkt nutzen zu können; in Deutschland galt der Absatz der Platten durch die ungebrochene Furtwängler-Verehrung als sicher, denn die Platten des am 30. November 1954 verstorbenen Dirigenten gehörten zu den dauerhaftesten Evergreens: das von Furtwängler dirigierte Beethoven-Violinkonzert wurde 110 000mal verkauft, von der siebten Schubert-Sinfonie 50 000 Schallplatten

„Der Spiegel“ berichtete, dass die Radiogesellschaft, der Furtwängler seine subjektiv-romantische Wagner-Interpretation zu dreimaliger Sendung überlassen hatte, wenig Neigung an einem Geschäft mit den Engländern interessiert war. Auch Fürsprache der Dirigenten-Witwe Elisabeth Furtwängler richtete nichts aus.

“Rai“-Programmdirektor Giulio Razzi forderte von vornherein eine so hohe Summe, dass er mit dem Desinteresse der „EMI“-Beauftragten rechnen durfte. Als die Briten dann zum zweiten mal in Rom vorsprachen, waren die Bänder von Furtwänglers Wagner-Aufnahme gelöscht.

„Das war für uns“, berichtete die bei Montreux lebende Elisabeth Furtwängler, „ein ungeheurer Schlag. Da gab es jemand, dem viel daran gelegen war, dass die Aufnahme Wilhelms nicht auf Schallplatten herauskam.“ Wer dieser Jemand war, blieb allerdings „im Dunklen“.

Einem Tontechniker indes ist es nach Auskunft Elisabeth Furtwänglers zu danken, dass die kostbare Aufnahme dennoch erhalten blieb. Er hatte das musikalische Kolossal-Drama vor dem Löschen der Bänder auf 29 Plattenfolien umkopiert.

Als die „EMI“, des langen und wenig erfolgreichen Verhandelns müde, nun endgültig aufgab – Elisabeth Furtwängler: „Die sind nicht am Feind geblieben, die Engländer können halt nicht kämpfen“ -, griff die „Deutsche Grammophon“ zu. Für eine Abstandssumme traten die Briten ihre Exklusivrechte an den Gesangssolisten den Deutschen ab.

Was die „EMI“ in acht Jahren nicht zustande brachten, erreichte die deutsche „Grammophon“-Produzentin Elsa Schiller in anderthalb Stunden durch einen dringlichen Appell an das Kulturbewusstsein des italienischen Rundfunkdirektors Razzi. Elsa Schiller: „Ich erklärte dem Maestro Razzi, dass es für den italienischen Rundfunk eine Ehre und für die ‚Deutsche Grammophon‘ eine kulturelle Tat und kein Geschäft bedeute, Furtwänglers Wagner-Vermächtnis der Öffentlichkeit bekanntzumachen.“ Tatsächlich kam es zu dem Geschäft.

Um das „kulturgeschichtliche Werk“ zu vollbringen achtete die DG dann doch aufs finanzielle: Ein „Grammophon“-Gesandter scheint die „maßlosen Honorarforderungen“ (Elsa Schiller) der römischen Orchestermusiker und Chorsänger heruntergehandelt zu haben und weigerte sich erfolgreich, von den Italienern erdachte branchenunübliche „Etikettengebühren“ und Lizenzen zu zahlen.

Die gesamten Produktionskosten des Furtwängler-Remakes, einschließlich der Solisten-Gagen, beliefen sich auf die für eine Schallplatten-Produktion ungewöhnlich hohe Summe von einer halben Million Mark.

 

Willi und Erich Ruthner haben auf diesen Beitrag reagiert.
WilliErich Ruthner

Der oben erwähnte „Ring“, den Furtwängler 1953 in Rom dirigiert hat, habe ich, gebraucht bei medimops für 35 Euronen gekauft. „Rheingold“ und „Walküre“ habe ich inzwischen gehört. Weiter oben sind die Mitwirkenden schon aufgeführt worden, weshalb ich sie hier nicht noch einmal zitiere.

Eines gleich vorweg: Der Zahn der Zeit hat an dieser Gesamtaufnahme natürlich genagt; es ist naturgemäß eine Mono-Einspielung, die, für meinen Geschmack, aber von der EMI gut remastert wurde. Unbestreitbar ist der künstlerische Gewinn, sowohl der Sänger:innen, als auch des Dirigenten. Das Orchester der RAI, der italienischen Rundfunkgesellschaft, gehörte damals, wie heute, nicht zu den Spitzenorchestern Europas, aber Furtwängler hat es, zumindest für diesen „Ring“, zu einem guten Klangkörper geformt.

Die immer wieder kritisierte Langsamkeit seiner Dirigate kann ich, zumindest, was diesen „Ring“ angeht, nicht nachvollziehen. Mir scheint, die Musik kommt so, wie sie vom Dirigenten entwickelt wird, vollkommen „richtig“ an das Ohr des Hörers. Wie überhaupt Furtwängler „logische“ Tempi entwickelt und zum Klingen bringt.

Auch die Interpreten singen in derselben Spitzenliga. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass die engagierte „Riege“ zu den Spitzeninterpreten des Wagner-Gesangs gehörte. Ich kann nicht irgendjemanden aus der Menge der Interpreten hervorheben oder irgendjemanden wegen seiner Leistung tadeln. Deshalb läuft es auf eine Zusammenfassung hinaus, und die lautet: Wen Mono nicht stört, der hat hier einen Spitzenaufnahme zur Verfügung, die künstlerisch (damals wie heute) kaum zu überbieten ist – wobei ich allerdings den 1950er „Ring“, den Furtwängler in Mailand dirigierte und von dem ebenfalls ein Mitschnitt existiert, nicht kenne.

 

Hallo, Manfred!

Mit dem „Rheingold“ kann ich Dir dienen. Die Besetzung der Rollen ist allerdings bis auf Ausnahmen eine Andere:   

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LG Attila

Eine kleine Anmerkung zum Beitrag von manfred #16

Goethes, ›Faust‹, Schillers bestes Werk

Hocherfreut konnte ich in diesem Beitrag lesen, dass relativ ausführlich über den großen Coup von Elsa Schiller berichtet wird, ein erweiterter Seitenblick auf ihr spannendes Leben sei gestattet. Als ich sie vor zwei Jahren in Salzburg besuchte, waren da nur noch Gras und Wildkräuter und keine Blumen mehr wie früher, alles hat eben seine Zeit …

Elsa Schiller war ja eigentlich Pianistin und ihre Konzerttätigkeit bezog sich im Wesentlichen auf den Großraum Berlin.

Ab 1924 war sie als freischaffende Pianistin und Klavierlehrerin in Berlin tätig, wo sie dann auch mit der gleichaltrigen Berliner Altistin Julia-Lotte Stern eine rege Konzerttätigkeit ausübte. Die familiäre Umgebung Julia-Lotte Sterns hatte mit Musik zu tun: Der Vater war Musikverleger und leitete das Zweiggeschäft einer Klavierfabrik, ihre Mutter war Gesangslehrerin und Chorleiterin und der Großvater, Julius Stern, war der bekannte Gründer des Sternschen Konservatoriums Berlin.

Die beiden Damen gestalteten viele Liederabende in Berlin, hatten aber auch Konzerte in Ungarn und den Niederlanden, wobei sie über ein umfangreiches Repertoire. verfügten. Dies ging alles bis 1933 gut, aber dann begann es schwierig zu werden, weil sich gewaltige politische Veränderungen anbahnten. Beide Frauen waren jüdischer Abstammung.
Elsa Schiller war bei den Massenausschlüssen aus der Reichsmusikkammer dabei, und ihre Beschwerde wurde 1935 zurückgewiesen; 1937 hatte man dann schließlich auch noch ihren Unterrichtserlaubnisschein als Musiklehrerin zurückgezogen. Damit war sie beim Existenzminimum angekommen, konnte jedoch von ihrer Partnerin unterstützt werden, aber auch Julia-Lotte Stern hatte Schwierigkeiten, weil sie väterlicherseits einer jüdischen Familie entstammte. Hier folgte das im Prinzip gleiche Procedere wie bei Elsa Schiller, aber mit dem Unterschied, dass bei ihr das Berufsverbot wieder aufgehoben wurde, weil Peter Rabe, der Präsident der Reichsmusikkammer, interveniert hatte. Peter Rabe begründete die ›Sondergenehmigung‹ damit, dass der Vater viel für die deutsche Kunst geleistet habe.
Im Hause Stern hatte man die Zeichen der Zeit erkannt und die Sängerin suchte nicht mehr die Öffentlichkeit, sondern beschränkte sich weitgehend auf Hauskonzerte.

Elsa Schiller war da weit übler dran. Obwohl sie Ende 1937 aus der jüdischen Gemeinde Berlin ausgetreten war, wurde ihr Tun misstrauisch verfolgt, so dass die Gestapo herausgefunden hatte, dass sie weiterhin als Klavierlehrerin tätig war, was ihr eine Ordnungsstrafe von 1000.- Reichsmark eintrug; auch ein hinzugezogener Rechtsbeistand hatte keine Chance dies abzuwenden, im Gegenteil es kam noch schlimmer, am 4. November wurde Elsa Schiller verhaftet, was nichts mit dieser Geldstrafe zu tun hatte.
Sie war ungarische Staatsbürgerin und wurde aus diesem Grund zunächst für zehn Tage in ein Sammellager gebracht, wo sie nochmals von Julia-Lotte Stern besucht werden konnte. Mitte November wurde sie dann in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Das war eine recht zweifelhafte Adresse; einerseits wurde an diesem Ort eine Art Vorzeigelager hergerichtet, in dem sich viele Musiker befanden, die hier auch komponieren und musizieren konnten, was sich bestens für einen Propagandafilm eignete mit dem man das Internationale Rote Kreuz beruhigen konnte, andererseits befand man sich ständig in Todesnähe, das hing alles am seidenen Faden.
Als das Lager im Frühjahr 1945 befreit wurde, kehrte Elsa Schiller nicht sofort nach Berlin zurück, sondern verblieb noch bis zum Sommer in Theresienstadt, wo sie im Rückwandererbüro arbeitete. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin nahm sie ihre freiberufliche Tätigkeit wieder auf, aber das Berlin der unmittelbaren Nachkriegsjahre war nicht mehr das der Vorkriegszeit, es ergab sich keine Möglichkeit an das Gewesene nahtlos anzuknüpfen, es war eine neue Zeit angebrochen – und Elsa Schiller prägte sie auf ganz besondere Weise mit.

Nach Kriegsende gab es in der geteilten Stadt Querelen mit der Sowjetischen Militäradministration, was dazu führte, dass die US-amerikanische Militärverwaltung am 7. Februar 1946 die Rundfunkanstalt RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) gründete.
Etwas später übernimmt Elsa Schiller dort die Abteilung »Ernste Musik« und begibt sich auf die Suche nach einem geeigneten Chefdirigenten für das RIAS-Symphony-Orchester.
Bei den Salzburger Festspielen wird sie fündig; sie lernt den noch jungen Ferenc Fricsay kennen und kann ihn für Berlin gewinnen. Fricsay debütiert im November 1948 sowohl an der Städtischen Oper Berlin als auch beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Im Dezember dirigiert er bei den Berliner Philharmonikern und dem RIAS-Symphonie-Orchester. Fricsay arbeitet mit Instrumentalisten wie zum Beispiel: Géza Anda, Clara Haskil, Annie Fischer, Yehudi Menuhin und den Vokalisten Maria Stader, Rita Streich, Peter Anders, Ernst Haefliger, Josef Greindl und Dietrich Fischer-Dieskau zusammen, um einige wichtige Namen zu nennen. In dieser Zeit kam es auch zu einem Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft.

Dietrich Fischer-Dieskau, ein damals noch völlig unbekannter Name, gab als 23-Jähriger unter Fricsay sein Operndebüt als Posa in »Don Carlos« und der Dirigent wunderte sich, in Berlin auf einen ›italienischen‹ Bariton zu treffen.
Als der spätere Jahrhundert-Sänger 2009 zu 111 Jahren Deutsche Grammophon gratuliert, beginnt sein Schreiben mit den Worten:
»Alles fing mit Elsa Schiller an. Sie war die Leiterin der Abteilung Klassische Musik des RIAS Berlin.«
Aber Frau Schiller mochte es nicht nur bei Musikaufnahmen belassen, sie wollte auch etwas fürs Sprechtheater tun und war bald Leiterin der Abteilung »Ernste Musik und Wort«.
Die Firma hatte sich diesem Projekt nur zögernd genähert und von Elsa Schiller ist überliefert: »Als ich die Sache initiierte, erklärte man mich für wahnsinnig.«
Im Verlauf dieser Diskussionen entstand dann das Wortspiel: »Goethes, ›Faust‹, Schillers bestes Werk«.Nach Kriegsende gab es in der geteilten Stadt Querelen mit der Sowjetischen Militäradministration, was dazu führte, dass die US-amerikanische Militärverwaltung am 7. Februar 1946 die Rundfunkanstalt RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) gründete.
Etwas später übernimmt Elsa Schiller dort die Abteilung »Ernste Musik« und begibt sich auf die Suche nach einem geeigneten Chefdirigenten für das RIAS-Symphony-Orchester.
Bei den Salzburger Festspielen wird sie fündig; sie lernt den noch jungen Ferenc Fricsay kennen und kann ihn für Berlin gewinnen. Fricsay debütiert im November 1948 sowohl an der Städtischen Oper Berlin als auch beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Im Dezember dirigiert er bei den Berliner Philharmonikern und dem RIAS-Symphonie-Orchester. Fricsay arbeitet mit Instrumentalisten wie zum Beispiel: Géza Anda, Clara Haskil, Annie Fischer, Yehudi Menuhin und den Vokalisten Maria Stader, Rita Streich, Peter Anders, Ernst Haefliger, Josef Greindl und Dietrich Fischer-Dieskau zusammen, um einige wichtige Namen zu nennen. In dieser Zeit kam es auch zu einem Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon Gesellschaft.

Dietrich Fischer-Dieskau, ein damals noch völlig unbekannter Name, gab als 23-Jähriger unter Fricsay sein Operndebüt als Posa in »Don Carlos« und der Dirigent wunderte sich, in Berlin auf einen ›italienischen‹ Bariton zu treffen.
Als der spätere Jahrhundert-Sänger 2009 zu 111 Jahren Deutsche Grammophon gratuliert, beginnt sein Schreiben mit den Worten:
»Alles fing mit Elsa Schiller an. Sie war die Leiterin der Abteilung Klassische Musik des RIAS Berlin.«
Aber Frau Schiller mochte es nicht nur bei Musikaufnahmen belassen, sie wollte auch etwas fürs Sprechtheater tun und war bald Leiterin der Abteilung »Ernste Musik und Wort«.
Die Firma hatte sich diesem Projekt nur zögernd genähert und von Elsa Schiller ist überliefert: »Als ich die Sache initiierte, erklärte man mich für wahnsinnig.«
Im Verlauf dieser Diskussionen entstand dann das Wortspiel: »Goethes, ›Faust‹, Schillers bestes Werk«.

Aber natürlich nahm die Musik bei der studierten Musikerin einen weit breiteren Raum ein, der sich in diesem Rahmen nicht darstellen lässt, da kann man nur einige spektakuläre Beispiele herauspicken, wie die bereits genannten Aufnahmen von Ferenc Fricsay oder die Beethoven-Sinfonien aus den Jahren 1960/62, die Karajan für die Deutsche Grammophon aufgenommen hat.

Aber natürlich nahm die Musik bei der studierten Musikerin einen weit breiteren Raum ein, der sich in diesem Rahmen nicht darstellen lässt, da kann man nur einige spektakuläre Beispiele herauspicken, wie die bereits genannten Aufnahmen von Ferenc Fricsay oder die Beethoven-Sinfonien aus den Jahren 1960/62, die Karajan für die Deutsche Grammophon aufgenommen hat.

manfred hat auf diesen Beitrag reagiert.
manfred

Lieber Belcanto,

ein interessanter Beitrag über eine wichtige Person im Musik-Business der damaligen Zeit. Ich möchte Dir dafür herzlich danken und anregen, einen eigenen Thread für Elsa Schiller einzurichten.

Lieber Manfred,

aus meiner Sicht würde das nicht so ganz in dieses Forum passen, das ja die Instrumentalmusik außenvorlässt und ein Forum für Freunde der Oper und des Gesangs ist, Elsa Schiller war ja Pianistin. Meinen Einschub mit #19 habe ich schon als gewagt betrachtet, konnte aber nicht widerstehen, als ich Deinen Beitrag las.

Furtwängler hat ja viel mit Sängerinnen und Sängern gearbeitet (da ist gendern für mich selbstverständlich) und deshalb ist wohl auch dieser Thread entstanden. Es ist vielleicht sinnvoll hier einmal einen Blick in einen Teil der Furtwängler-Literatur zu werfen, in Beitrag #13 hattest Du ja schon auf ein Buch hingewiesen.
Nun habe ich mal drei Bücher aus dem Regal geholt und werde versuchen kurze Einblicke zu geben, also wie umfangreich so ein Furtwängler-Buch ist und welche Schwerpunkte gesetzt werden. Da könnte ich mir sogar in Zukunft einen speziellen Thread über Musikliteratur vorstellen …

Aber nun mal zu einer Auswahl der Furtwängler-Literatur, die drei völlig unterschiedliche Bücher vorstellt; wer die insgesamt 1092 Buchseiten bewältigt, hat dann einen recht guten Einblick in das Leben und Wirken des Dirigenten.

Das Buch Die Furtwänglers hat ja den Untertitel ›Geschichte einer deutschen Familie‹, was schon aussagt, dass es sich um eine breit angelegte Betrachtung der Familie handelt und in der Tat erzählt der Autor Eberhard Straub fast 200 Jahre dieser Familiensaga, auch ein umfangreicher Stammbaum findet sich in diesem 348 Seiten umfassenden Buch, das in neun Kapitel eingeteilt ist und auch ein Literaturverzeichnis und Namensregister bietet.

Das Buch Ein Maß, das heute fehlt betrachtet – wie der Titel aufzeigt – Wilhelm Furtwängler im Echo der Nachwelt und der Buchtitel ist praktisch ein Zitat von Paul Hindemith, im Original:
»Furtwängler war ein Maß – ein Maß, das uns heute fehlt.«
Das Buch – im Umfang von 249 Seiten – besteht aus Beiträgen berühmter Persönlichkeiten, die  zu dem Buchprojekt mehrere Seiten, oder auch mal nur 17 Zeilen beitragen haben, insgesamt sind das 53 Betrachtungen, wobei Joachim Kaiser als einziger Autor gleich dreimal vertreten ist. Paul Hindemith macht den Anfang, danach kommt Oskar Kokoschka, was anzeigt, dass hier nicht nur Musiker zu Wort kommen. Yehudi Menuhin sagt: ›Furtwängler ist nie gestorben‹ und Dietrich Fischer-Dieskau meint unter anderem:
»Hätte Furtwängler Ende der zwanziger Jahre nicht intensivsten Intrigen um die New Yorker Philharmoniker weichen müssen, sondern seine Berufung dorthin annehmen können, wäre sein unpolitisches Leben aus ebenso unpolitischen Gründen unverschattet geblieben.«
Man braucht dieses Werk nicht wie einen Roman zu lesen, es ist möglich, zunächst die Beiträge herauszupicken, die am meisten interessieren …

KRAFTPROBE ist das dickste der hier vorgestellten Bücher, zwischen den Buchdeckeln sind immerhin 495 Seiten zu bewältigen, aber es rentiert sich das alles durchzuarbeiten, denn der vor 14 Jahren verstorbene Fred K. Prieberg bemüht sich anhand vorhandener Dokumente Zusammenhänge darzustellen; es handelt sich um Furtwänglers Leben in Kunst und Gesellschaft in den Jahren von 1933 bis 1945. Und Prieberg stellt da einiges richtig, was jahrelang in der Literatur nicht exakt dargestellt war.
Um das an einem Beispiel festzumachen: 1947 veröffentlichte der Regisseur Boleslaw Barlog eine angebliche Goebbels-Bemerkung, die sich dann einfach in der Literatur der folgenden Jahre fortpflanzte. Es handelt sich um folgende Passage:

»Es gibt überhaupt keinen dreckigen Juden mehr in Deutschland, für den sich Herr Furtwängler noch nicht eingesetzt hätte!«
Prieberg weist nun nach, dass der Propagandaminister von der Sache überhaupt nichts wusste. Mit dem Fall hatte Ministerialdirektor Prof. Dr. Georg Gerullis im Kultusministerium zu tun, der sich sprachlich anders ausdrückt, nämlich so:
»Können Sie mir einen Juden nennen, für den Furtwängler nicht eintritt? Aber im Ernst, auch wenn ich es wollte, könnte ich für diesen Dr. Raymond Klibansky nichts unternehmen, weil er ja Privatdozent an der Heidelberger Universität ist und somit mir nicht untersteht.«

Prieberg verfügte über ein geradezu legendäres Musikarchiv von fast unvorstellbarem Umfang. Der Leser profitiert davon, dass er bei dieser Lektüre nur die reine Wahrheit erfährt. Mit der seine Arbeiten auszeichnenden Genauigkeit ist dieses Werk bis heute meinungsbildend geblieben.

Zitat belcanto:

„…aus meiner Sicht würde das nicht so ganz in dieses Forum passen, das ja die Instrumentalmusik außenvorlässt und ein Forum für Freunde der Oper und des Gesangs ist, Elsa Schiller war ja Pianistin. Meinen Einschub mit #19 habe ich schon als gewagt betrachtet, konnte aber nicht widerstehen, als ich Deinen Beitrag las.“

Lieber belcanto,

Ich weiß nicht, ob du es schon mitbekommen hast, dass wir seit einem knappen Dreivierteljahr auch ein Klavierforum haben, das nach einem Konzert von Gerhard Oppitz im vergangenen Mai (er spielte (natürlich) ein Brahmskonzert) und einem Gespräch nach dem Konzert auf Vorschlag von Oppitz – den unser Gründer Hans aufnahm – von uns eingerichtet wurde. Es steht vorübergehend noch im oberen Bereich unserer Inhaltsübersicht und wird nach der Übernahme in die neue Agentur im unteren Bereich angesiedelt.
Die Frage ist aber nicht, ob wir für Elsa Schiller, die ich übrigens eit vielen Jahren als Produzentin kenne, einen eigen Thread einrichten können, weil sie Pianistin ist, sondern wir könnten nur einen Thread einrichten, wenn sie selbst als Pianistin Aufnahmen gemacht hätt. Als Produzentin ist sie aber keine ausübende Pianistin, und darum geht es nicht.

Liebe Grüße

Willi????

Zitat von belcanto am 9. Februar 2024, 12:50 Uhr

Lieber Manfred,

aus meiner Sicht würde das nicht so ganz in dieses Forum passen, das ja die Instrumentalmusik außenvorlässt und ein Forum für Freunde der Oper und des Gesangs ist, Elsa Schiller war ja Pianistin. Meinen Einschub mit #19 habe ich schon als gewagt betrachtet, konnte aber nicht widerstehen, als ich Deinen Beitrag las.

Lieber belcanto,

Deine Einlassung verstehe ich nicht so ganz, denn die Troubadour-Forum hat ja den Thread „Bei Troubadour nicht vorgesehen“, „Kurze gesangliche Klavierstücke“ und den von „Willi“ begonnenen Thread über Beethovens Klaviersonaten. Es wird also durchaus auch über andere Musik, nicht nur Gesangsstücke, geschrieben. Da sollte auch ein Portrait über Elsa Schiller möglich sein.

Im Übrigen will ich Dir für Deine Buch-Hinweise danken. Da greife ich schnell mal zu…

 

Im Nachgang zu meinem vorangestellten Beitrag möchte ich hier schreiben, dass ich Willis Beitrag erst gerade realisiert habe. Insofern kann ich auch seine Meinung nur verdoppeln…

LG
Manfred

 

 

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