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WOLF-FERRARI, Ermanno: THALITA KUMI!

Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948):
TALITHA KUMI! (Die Tochter des Jairus)
Geistliches Mysterienspiel (auch: Oratorium) in zwei Teilen

nach Markus 5, Verse 22-43 für Soli, Chor und Orchester.

Besetzung:
Tenor (Evangelist)

2 Baritone (1 Jairus, 2 Christus)
Chor
Orchester

Entstehung und Inhalt des Werkes.
Nach Beendigung seiner Ausbildung in München zog es Wolf-Ferrari 1895 wieder in seine Heimat Italien zurück. Er wollte sich privat dem intensiven Studium der Musik seiner Vorgänger Monteverdi, Palestrina, Pergolesi, Paisiello und Galuppi widmen. 1897 hatte er dann die Leitung eines gemischten Chores in Mailand übernommen und diese Aufgabe führte zu ersten kleineren und größeren Chor-Kompositionen.

Wolf-Ferrari lernte aber auch Monsignore Lorenzo Perosi kennen, den Leiter der „Cappella Marciana“ und späteren „Maestro Perpetuo“ des Sixtinischen Kapellchores. Zwischen den beiden jungen Musikern entwickelte sich eine so intensive Freundschaft, die dazu führte, dass man sich gegenseitig neue Kompositionen einander vorspielte. Es kam im Übrigen 1898 zur Komposition von zwei ähnlichen biblischen Stoffen: Perosi schuf das Oratorium La resurrezione di Lazzaro (Die Auferstehung des Lazarus) und Wolf-Ferrrari Die Tochter des Jairus (Talitha Kumi!). Der aramäische Titel bedeutet „Erhebe dich“.

Im Markus-Evangelium, Kapitel 5 und ab dem Vers 22 wird das Familiendrama im Hause des Jairus erzählt:
Da kam einer von den Vorstehern der Synagoge, mit Namen Jairus. Und als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm und lege ihr die Hände auf, dass sie gesund werde und lebe. Und er ging hin mit ihm. Und es folgte ihm eine große Menge, und sie umdrängten ihn. […] Und es kamen Leute vom Vorsteher der Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du weiter den Meister? Jesus aber hörte nicht auf das, was da gesagt wurde, und sprach zu dem Vorsteher: Fürchte dich nicht, glaube nur! Und er ließ niemanden mit sich gehen als Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Und sie kamen in das Haus des Vorstehers, und er sah das Getümmel und wie sehr sie weinten und heulten. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was lärmt und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. Er aber trieb sie alle hinaus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter und die bei ihm waren, und ging hinein, wo das Kind lag, und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihm: Talita kum! – das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich sogleich über die Maßen. Und er gebot ihnen streng, dass es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.

Wolf-Ferrari gibt hauptsächlich dem Evangelisten die Rolle des Erzählenden, während Jesus und Jairus kaum etwas zur Handlung beitragen. Der Gegenpart des „Testo“, des erzählenden Evangelisten, ist interessanterweise das Orchester. Der Komponist schreibt ihm nämlich die klangtechnischen Mittel in die Instrumente, lässt das Orchester in die Rolle des Subtextes schlüpfen. Dabei malt es die Situation des Geschilderten nicht nur aus, sondern hat auch Kontemplatives und Emotionales auszudrücken.

Das Stück ist mit etwa 35 Minuten Aufführungsdauer natürlich kein abendfüllendes Opus, muss also mit einem anderen Stück gekoppelt werden. Eine Bezeichnung als Oratorium ist durch die Kürze zwar nicht gerechtfertigt, da es aber in verschiedenen Publikationen so genannt wird, habe ich mich entschlossen, dieses Opus unter der Rubrik einzusortieren.

Die bei Naxos herausgekommene Aufnahme ist mit a-capalla-Werken gekoppelt, die das Können und die Liebe zur Musik zur italienischen Renaissance-Musik von Wolf-Ferrari verdeutlichen: 1906 entstand „La Passione“, religiöser Gesang für gemischten Chor a capella nach altitalienischer Volkspoesie. Die sehr früh komponierten „Otto cori“ zu italienischen und deutschen Texten enthalten einige der schönsten Musikstücke, die Wolf-Ferrari je geschrieben hat, und die seine Liebe zur italienischen Renaissancemusik offenbaren.

© Manfred Rückert

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