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ZEPLER. Bogumil: DER BRAUTMARKT ZU HIRA

Bogumil Zepler (1858-1918):
DER BRAUTMARKT ZU HIRA

Oper in einem Akt
Libretto von OskarJustinus

Uraufführung 1892 in Berlin.

Personen der Handlung:
Zephon, Stadthauptmann von Hira (Bariton)
Nebo, reicher Landbaumeister (Bass)
Ruben, ein junger Hebräer (Tenor)
Gad, sein Vater (Bass)
Baaltis und Ormaka, Schwestern aus Hira (Soprane)
Chor / Statisterie: Einwohner von Hira, Diener, Sklaven

Ort und Zeit: Hira in Babylonien im Jahre 580 v. Chr.

Einziger Akt.
Das Publikum muss wissen, dass im altbabylonischen Hira ein Gesetz bestand, wonach junge und schöne Mädchen öffentlich für eine Heirat versteigert wurden. Der finanzielle Erlös aus dieser Maßnahme kam den weniger schönen, aber heiratswilligen Frauen zu Gute.

Jetzt ist es mal wieder soweit: In Hira hat man sich für die aktuelle Hochzeitversteigerung genügend vorbereitet. Mit dabei wollen heute auch die Schwestern Baaltis und Ormaka sein. Sie sind nicht nur außergewöhnlich hübsch, sondern unter den heiratswilligen jungen Männern auch gefragt, vor allem aber von Ruben einerseits und dem reichen Nebo andererseits. Nebo, ein Landbaumeister, hat sich auf Baaltis kapriziert, die aber gerade nicht anwesend ist. Schwester Ormaka hat zufällig den alten Sklaven Gab kennengelernt, der übrigens auf der Suche nach seinem Sohn Ruben ist. Er hat ihn (wie auch seine ganze Habe) bei einem Überfall auf sein Haus aus den Augen verloren. Er selbst hat zwar überlebt, ist aber als Sklave nach Hira verkauft worden.

Diese Geschichte erfährt die schöne Ormaka bei einem Gespräch mit dem Sklaven Gab. Immerhin ist sie durchaus mitleidig und verspricht, ihm zu helfen. Aber: der erste, den sie selbst um Hilfe für Gab bittet, nämlich Nebo, der reiche Landbaumeister, der den Sklaven freikaufen möge, gibt Omarka einen Korb. Er sagt, dass sie nicht mehr seine „Favoritin“ sei, sondern Baaltis, die sein Herz erobert habe. Sie, Omarka, bedeute ihm nichts mehr. Man könnte sagen, dass nun guter Rat teuer ist. Omarka stellt allerdings fest, dass das Band zu ihrer Schwester immer noch dick und fest ist – oder wie ein deutsches Sprichwort sagt, Blut ist dicker als Wasser.

Die beiden Schwestern, die sich über das Problem hinsichtlich des Sklaven Gab unterhalten haben, beschließen, Nebo hinters Licht zu führen und das Ergebnis ihrer Bemühungen lässt sich so zusammenfassen:

Der junge Hebräer Ruben, der in Hira seinen Vater gesucht und gefunden hat, ist traurig über seinen beklagenswerten Zustand, noch mehr allerdings trauert er darüber, dass er nicht helfen kann. Baaltis, die er liebt und die er schon angebettelt hat, ist finanziell auch nicht „flüssig“. Aber nun kommt das verabredete „Spiel“: Omarka verkleidet sich als Baaltis und wird natürlich prompt auf dem Vermählungsmarkt von dem reichen Nebo ersteigert. Später, die Sonne hatte sich schon „verdrückt“, war nur eine ältere Frau auf dem Platz des Marktes übrig geblieben und die musste nun von dem Statdthauptman Zephon nach dem Gesetz versteigert werden. Ruben bot so lange mit dem Geld Zephons, bis der Betrag für den Freikauf des Sklaven Gab, dem Vater Rubens, erreicht war, und schloss dann den Kauf ab.

Sowohl der Stadthauptmann als auch das Volk staunten nicht schlecht, als aus der alten Frau durch Ablegen der entsprechenden Kleidung sowie durch Abschminken die schöne Baaltis zum Vorschein kam. Zephon, aber auch Nebo waren natürlich erregt und zornig über die angewendete List der beiden Schwestern mit ihrem Vertrauten Ruben, mussten aber dann wohl oder übel gute Miene zum bösen Spiel machen, um nicht von der Bevölkerung ausgelacht zu werden.


Anmerkungen zum Komponisten:
Bogumil Zepler (* 6. Mai 1858 in BreslauProvinz Schlesien; † 17. August 1918 in Krummhübel [Provinz Niederschlesien]) war ein deutscher Komponist. Seine Lied-, Operetten- und Opernkompositionen sind heute weitgehend vergessen und werden kaum noch aufgeführt.

Zepler studierte auf Wunsch seiner Eltern in seinem Geburtsort zunächst Medizin, wandte sich aber nach Absolvierung seines Doktorexamens der Musik zu, die ihn schon seit früher Kindheit interessiert hatte.

Nach dem Tod des Vaters siedelte Zepler mit seiner Mutter nach Berlin über, wo er bei Heinrich Urban, einem bekannten Kompositionslehrer und Musikreferenten der Vossischen Zeitung, musikalische Grundlagen erwarb.

Im Jahr 1891 führte ein Kammerorchester am Wallner-Theater die erste Komposition Zeplers auf: die Berliner Brauerehre – Cavalleria Berolina, eine Parodie auf Pietro Mascagnis Cavalleria!. Im folgenden Jahr kam seine einaktige komische Oper Der Brautmarkt zu Hira in der Kroll-Oper auf die Bühne.

In diesen beiden Werken zeigte sich die heitere Seite des Talents des Autors. Doch im nachfolgenden Stück, der abendfüllenden komischen Oper Der Vicomte von Letorières, die 1898 in Hamburg ihre Uraufführung erlebte, trat auch die lyrische Note in den Vordergrund. Bogumil Zepler legte sich jedoch nicht nur auf heitere Musik fest, sondern schuf mit dem Einakter Nacht – nach Vorlagen des italienisch-schweizerischen Baritonisten Mario Leone Fumagalli – sowie mit der Pantomime Die Galgenfrist (nach einem Wolzogenschen Stoff) Kompositionen im dramatischen Stil der neuitalienischen Schule.

In den gesamten Werken Zeplers überwiegt aber das Melodisch-Heitere und Graziöse, das im Folgenden in dem von Wolzogen gegründeten Bunten Theater (Überbrettl) zur Aufführung gelangte. Hier gefielen dem Publikum seine eingängigen Gesangsnummern wie LaufmädelKönigssohnPfaffenkuttenGelbsternDas Lied vom Mädel und weitere. Mit dem Erfolg dieses Unternehmens war auch Zeplers wachsendes Ansehen begründet. Seine Lieder wurden nun gern von anderen Sängern vorgetragen, die ihn auch zu immer neuen Kompositionen veranlassten.

Weitere Kompositionen umfassen Liederhefte, die BallettSuite Teufelsmesse für großes Orchester, eine Ballettpantomime (nach einem Stoff von H. Regel) und die einaktige Operette Diogenes (nach einem Libretto von Julius Freund). Diese Operette hatte ihre Uraufführung im Central-Theater zu Berlin. Hinzu kamen die Opern Hänsel und Gretel (1894), Die Liebesfestung (Berlin, 1905), Die Bäder von Lucca (Berlin, 1905, nach Heinrich Heine), Lohengrin (1905) und Monsieur Bonaparte (Leipzig, 1911). Nach den Erfolgen im Überbrettl ließ Zepler weitere parodistische Kompositionen folgen wie Wenn er die Willumitzer’sche Neue LoreleiDas Lied vom kühnen Kohn im KahnKönig von Yvetot oder Der Rohrpostbrief, die er den Besuchern in Colsters Restaurant in der Kantstraße 8 meist zuerst darbot.

Zepler, der um das Jahr 1900 in Berlin am Olivaer Platz 4 seine Wohnung genommen hatte, publizierte 1903 einen vollständigen Klavierauszug der Bühnenmusik zu Der böse Geist Lumpacivagabundus von Johann Nestroy und war damit einer der ersten, die sich diesem Genre ernsthaft widmeten. Er gab zwischen 1906 und 1918 die Hefte Musik für Alle heraus. Diese Monatshefte zur Pflege volkstümlicher Musik erschienen im Verlag Ullstein & Co. und Zepler verstand es, den Lesern musikalische Bühnenwerke näher zu bringen, auch die Biografien der Komponisten machte er einem breiten Interessentenkreis zugängig. In seinen letzten Lebensjahren wandte sich Zepler, der nach seiner Herkunft Jude war, den Themen des Judentums zu und komponierte beispielsweise eine Psalmodie für Geige, Harfe und Orgel oder verfasste das Sabbatlied lecho daudi völlig neu in orientalischer Art. Bis zu seinem Lebensende wohnte die Familie dann in Wilmersdorf, in der Prinzregentenstraße 79.

© Manfred Rückert und Wikipedia

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