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Alfons Fügel

Mit Alfons Fügel stelle ich hier einen Tenor vor, der wirklich in Vergessenheit geraten ist. Dabei hat er in seiner verhältnismäßig kurzen Karriere eine Anzahl von Aufnahmen hinterlassen. Hier wird er kurz vorgestellt:

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LG Attila

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Erinnerung an den Tenor Alfons Fügel

In dem schwäbischen Ort Bonlanden, der bis 1975 noch eine selbständige Gemeinde war und heute ein Ortsteil der neu gegründeten Stadt Filderstadt, südlich von Stuttgart, ist, wurde Alfons Fügel am 10. August 1912 geboren.

Alfons Fügel gehört zu den wohl bekanntesten schwäbischen Tenören; die beiden anderen waren Karl Erb (*1877 Ravensburg) und Karl Ostertag (*1903 Ulm). Wolfgang Windgassen, Jahrgang 1914, war zwar zeitlebens mit dem Stuttgarter Opernhaus eng verbunden, aber in Annemasse, Frankreich, in der Nähe von Genf geboren.  Als Gemeinsamkeit der in Schwaben Geborenen ist festzustellen, dass alle drei erfolgreich an der Bayerischen Staatsoper in tragenden Rollen sangen, was als Qualitätsnachweis gelten darf.

Aber nur einem dieser Sänger wurde bisher ein Denkmal errichtet. Dazu braucht es treibende Kräfte, Leute, die sich dafür einsetzen, dass Künstler nicht so schnell vergessen werden. In diesem Falle waren es vor allem der ehemalige Bürgermeister von Bonlanden, Fridhardt Pascher und der Historiker und Schriftsteller Dr. Gerhard Raff.
Das Denkmal in Form einer Ionischen Säule wurde durch Benefizveranstaltungen und Spendengelder finanziert. Die Gedenk-Säule wurde von Bildhauer Uli Gsell geschaffen und 2012, anlässlich des 100. Geburtstages von Alfons Fügel, eingeweiht.

Alfons Fügel wurde im Dachgeschoss des Gasthauses Krone in eine sangesfrohe Handwerker-Familie hineingeboren, sein Vater, Georg Fügel war immerhin Vorsitzender des Sängerkranzes Bonlanden, ein Verein, der im Geburtsjahr von Alfons noch eine bedeutende Rolle im kulturellen Leben der Gemeinde spielte, die damals etwa 1.500 Einwohner hatte.
Der Beruf des Vaters wird mit Plattenleger angegeben, heute verwendet man eher die Berufsbezeichnung Fliesenleger. Sohn Alfons trat zunächst beruflich in die Fußstapfen seines Vaters, eine oft geübte Praxis in jener Zeit. Gemessen an heutigen Standards, waren die Fügels eine große Familie, was jedoch 1912 allgemein üblich war. In der Literatur wird einmal von einer neunköpfigen Familie gesprochen, was vermutlich stimmt, dann wieder von neun Kindern – »das Singen lag allen neun Kindern im Blut«; sei´s drum, es wird ein reges Familienleben gewesen sein.

Dass der Sohn eines Handwerkers das Klavierspiel erlernt, entsprang auch nicht alltäglicher Praxis, da muss schon einiges Interesse gewesen sein. Als Klavierlehrer wird ein Dr. Kriesmann genannt, der die stimmliche Qualität des Heranwachsenden, der schon im Alter von 15 Jahren als Solist öffentlich auftrat, an Kammersänger Fritz Windgassen übermittelte. Als auch der erfahrene Windgassen zu einer Gesangsausbildung riet, waren die Weichen für den Sängerberuf des Alfons Fügel gestellt. 1936 nahm er erfolgreich an einer Eignungsprüfung am Stuttgarter Staatstheater teil und bekam ein Stipendium an der Opernschule bei Fritz Windgassen. Die Ausbildung zeitigte recht bald Früchte, denn bereits ein Jahr später hatte der nun 25-Jährige Alfons Fügel seinen ersten Auftritt am Stadttheater Ulm, wo er als Erster Gefangener in »Fidelio« erste Gehversuche machte; als sein eigentliches Debüt auf der Ulmer Bühne gilt die Darstellung der Rolle des Fenton in Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, wo die Romanze direkt auf Fügels im Grunde lyrische Stimme zugeschnitten scheint.
Es folgten der Elfenkönig in Webers »Oberon«, der Konrad in »Hans Heiling« von Marschner und natürlich der Herzog in »Rigoletto«.

Die nächste Station des aufstrebenden Tenors war Graz, ein Haus, welches schon immer als typisches Sprungbrett für Wien galt, aber Fügels Sprung ging bereits eine Spielzeit später  nach München. Opernintendant Clemens Krauss holte Fügel 1940 an die Bayerische Staatsoper. Wer hier an diesem renommierten Haus sang, hatte Möglichkeiten; so sang Alfons Fügel zur Weihnacht 1940 im Großdeutschen Rundfunk die Rolle des Rudolf in Puccinis »La Bohéme«, was eine äußerst positive Resonanz zur Folge hatte, der Sänger war durch diese Ausstrahlung in breiten Bevölkerungsschichten populär geworden. Und es war Operninteressierten möglich von den Höhepunkten dieser Oper eine Schallplatte zu erwerben – »Wie eiskalt ist dies Händchen« kam 1942 bei Polydor heraus, das Orchester des Deutschen Opernhauses begleitete den Sänger.

Bis 1943 konnte Fügel mit immer größer werdendem Repertoire, welches auch dramatische Rollen nicht aussparte, große Erfolge feiern. Man darf annehmen, dass Fügel auch an den großen Europäischen Häusern reüssiert hätte. Aber über Europa und die Welt war ein Krieg hereingebrochen, der immer erbarmungsloser wütete; die Staatführung beschloss die Theater zu schließen, also gingen auch in München die Lichter aus; die Kulturschaffenden wurden zu kriegswichtigen Tätigkeiten herangezogen, soweit sie nicht auf der sogenannten »Gottbegnadeten-Liste« standen. Musizierende waren nun bei der Truppenbetreuung und Wunschkonzerten gefragt oder wurden in die Produktion geschickt, wie zum Beispiel Anneliese Rothenberger, die in einer Dosenfabrik am Fließband stand.

Während es jedoch anderen, in etwa gleichaltrigen deutschen Tenören, wie Peter Anders (*1908), Wolfgang Windgassen (*1914) oder Rudolf Schock (*1915) nach den Kriegsereignissen gelang immer bekannter zu werden, hatte Alfons Fügel nach 1945 gesundheitliche Probleme und konnte an seine großen Erfolge in den 1940er Jahren nicht mehr anknüpfen.
Dennoch war er vor allem im damaligen Süddeutschen Rundfunk sehr präsent, hauptsächlich mit seinen Erfolgsliedern »Zwei dunkle Augen« von Carl Heins und »Der Rattenfänger« (Wandern, ach wandern) aus der Operette »Der Rattenfänger von Hameln«, komponiert von Adolf Neuendorff.
Aber Fügel wandte sich als Konzertsänger nun auch dem klassischen Kunstlied zu, was auf einer CD in kleiner Auflage dokumentiert ist; hier singt er 1948 Lieder von Antonin Dvořák und Robert Franz, 1950 Lieder von Max Reger und 1957 kommen noch  Aufnahmen von Schubert-Liedern hinzu.

Als Konzertsänger war er immer noch gefragt, aber an den bedeutenden Opernhäusern hatten sich andere Leute empor gesungen. 1950 kehrte der seiner schwäbischen Heimat sehr verbundene Sänger an seinen Geburtsort Bonlanden zurück. Dort eröffnete er zusammen mit seiner Frau das Café Fügel, welches, Berichten zufolge, ein Treffpunkt von Freunden und Fans gewesen sein soll. Der Gesundheit war das nicht förderlich, der Sänger hatte Schwierigkeiten mit seinem Herzen und Beeinträchtigungen am Bein und bei all dem wollte er das Rauchen nicht einstellen. Auch das Singen hatte er nicht eingestellt; am 8. Oktober 1960, bei einem Konzert in Esslingen, während Fügel das Wolgalied aus Léhars Operette »Der Zarewitsch« sang, erlitt er einen Herzinfarkt, an dessen Folgen er zwei Tage später in einem Esslinger Krankenhaus starb.
Er durfte nur 48 Jahre alt werden; er starb im gleichen Alter wie sein großer Kollege Enrico Caruso. Es gab eine große Beerdigung an der sich mehr als eintausend Sänger aus der Region beteiligten, sein Grab ist noch erhalten.

An seinem Geburtsort Bonlanden wird die Erinnerung an ihn nicht nur durch eine Gedenksäule wachgehalten; es gibt hier auch eine Alfons-Fügel-Straße und einen Saal, der seinen Namen trägt; und es sind – gemessen an seiner relativ kurzen Karriere – eine Menge von Aufnahmen auf CD verfügbar, die durch die akribische Forschungsarbeit des Altbürgermeisters Fridhardt Pascher in Rundfunkarchiven aufgestöbert wurden, zum Beispiel in den Archiven des früheren Soldatensenders Oslo und sogar in einem Kloster bei Moskau.

Hallo, belcanto!

Vielen Dank für Deine ausführliche Biographie über Alfons Fügel. Dadurch habe ich wieder Einiges mehr über diesen Sänger erfahren. Übrigens habe ich Fridhardt Pascher vor einigen Jahren persönlich kennengelernt. Ich besitze drei CD mit Arien und Liedern gesungen von Alfons Fügel. Darunter auch das Rondo aus dem „Postillon von Lonjumeau“. Leider gibt es die Aufnahme nicht auf Youtube. Noch einmal herzlichen Dank für das Einstellen dieser Biographie.

LG Attila 

Wie schön, vom Sängeridol meiner frühen Kindertage zu lesen und zu hören. Die Schellackplatte mit der Rudolf-Arie „Wie eiskalt ist dies Händchen“ aus La Bohème war die erste ihrer Art, die meine Eltern nach dem Krieg kauften, um den von meinem Vater selbst gebastelten Plattenspieler auszuprobieren. Auf der Rückseite übrigens Cavaradossis „Wie sich die Bilder gleichen“. Die Deutsche Grammophon Gesellschaft wurde fortan die Schallplattenmarke meiner Sehnsucht. Später kamen dann Electrola, Telefunken, Decca und andere dazu. Doch die erste Schallplatte im Leben bleibt etwas besonderes wie die erste Freundin auch…

Den Rattenfänger möchte ich euch auch nicht vorenthalten. Auch hier kommt die große Musikalität des Sängers zum Ausdruck:

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Und noch eine Aufnahme, die sich vor manch berühmtem Kollegen nicht zu verstecken braucht:

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