Zitat von Erich Ruthner am 25. März 2023, 19:54 Uhr

 

 

Es war ein schöner, gelungener Abend.  Das Stadttheater Baden hat sich diesmal der großen Oper angenommen und damit einen beachtlichen Erfolg erzielt.  Die Inszenierung ist flott und bunt – der kleine Chor und das Ballett sind hervorragend choreographiert, man merkt die Musical- und Operettenerfahrung bei den Mitwirkenden.  Die kleinen Striche, die angebracht wurden (es gibt keinen Kinderchor, so kommt Don Jose allein zur Wachablöse, oder die Schuss- und Duellszene im dritten Akt) fallen nicht auf und sind gut gelöst.  Und so spielt sich das Drama auf der kleinen Bühne und auf Stufen ab.

 

Die Protagonisten verdienen großes Lob.  Natalia Ushakova bringt ihre erste Carmen auf die Bühne, ist darstellerisch fast immer präsent.  Aber das wird wahrscheinlich keine Dauerpartie für die Sängerin, denn ihre Stimme klingt in den tiefen Lagen nicht so schön wie in den gewohnten Sopranhöhen.

Vincent Schirrmacher ist ausnehmend gut bei Stimme, sein lyrischer Tenor ist gut geführt und lässt auch ein Zupacken im 3. Akt zu.  Eine Entdeckung ist der Bariton Thomas Weinhappel als Escamillo.  Eine schöne, in allen Lagen sichere Stimme lässt Erfreuliches für die Zukunft erwarten.  Eine gute, klaglose stimmliche Leistung bot Ivana Zdravkova als Micaela.  Aber sie wirkte zu blass und hat ein unvorteilhaftes Kostüm mit blonder Zöpfchenperücke.  Alle Kleinpartien waren Rollendeckung besetzt und haben ihre Sache gut gemacht.    Ein kleiner Regiegag:  Im dritten Akt ist es Winter, es brodelt ein Suppentopf, die Männer tragen Jacken und Hüte, doch die Damen sind noch aus dem Vorakt Schulterfrei – es dürfte ihnen nicht kalt gewesen sein.