informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Die Czardasfürstin

Ich hätte fast übersehen, diesen Artikel, den ich vor einiger Zeit für die Zeitschrift „Souffleur“ (Wiener Volksopernfreunde) geschrieben habe, hier einzustellen.

  

Die „Csardasfürstin“ – wann ist die Geschichte wirklich passiert?

Historische Hintergründe zum Werk.

Wir alle kennen und lieben diese Operette, die fröhlich, beschwingt und flott auf der Bühne steht, bzw. stehen sollte.  Silva und Edwin, Stasi, Boni und Feri Bacsi sorgen weltweit für Schwung in den zahllosen Aufführungen.  Es ist ein Werk der Silbernen Operetten-Ära, mit den üblichen Verwicklungen der Handlung, in der die Standesunterschiede und die Unmöglichkeiten einer Mesalliance letztendlich glücklich überwunden werden.  Doch in den letzten Jahren ist da Sand ins Getriebe der heiteren Operette gekommen.  Es wird immer wieder von Regisseuren wegen des Premierenjahres (17.11.1915) der Erste Weltkrieg mit ins Spiel gebracht.  Doch die Argumente dafür stehen auf schwachen Beinen.

Warum sind die Beine so schwach?  Das plötzliche Auftreten von Rohnsdorff unterbricht das fröhliche Treiben. „Meldung morgen früh 9 Uhr beim Generalkommando!“*, heißt es im Libretto.  Das weist auf eine Mobilmachung, aber nicht unbedingt auf einen Kriegsausbruch hin.  Auch würde Ronald nach den ersten Wochen des Ersten Weltkrieges wohl keinen Urlaub zur Vermählung mit Stasi bekommen, denn in diesen Wochen begannen in Russland und in Serbien die verlustreichsten Kämpfe des Ersten Weltkrieges.  Binnen eines Jahres betrugen die Ausfälle der Österreichisch-Ungarischen Armee mehr als 1,5 Millionen Mann.  Das entspricht zum Vergleich dem Friedensstand des Heeres von 1913.  Da müsste es doch im Libretto irgendeinen Hinweis darauf geben, dass Ronald bald wieder an die Front gehen müsste.  Darüber hinaus ist es schwer zu glauben, dass in solchen Zeiten so fröhliche Verlobungen gefeiert wurden.

Ein zweiter Punkt ist ebenso einzuwenden:  Silva Varescu will zu einem Amerika-Gastspiel abreisen (in manchen Inszenierungen nach New York), doch war mit Kriegsausbruch sofort die Passagierschifffahrt eingestellt worden.  Sollte sie doch noch in die Vereinigten Staaten gelangt sein, wäre die Rückreise sehr unwahrscheinlich, denn diese hielten aus Neutralitätsgründen Schiffe und Besatzungen der Mittelmächte in den Häfen fest.

Aber wann ist die Geschichte dann einzuordnen? 

Dazu muss man sich mit dem politischen Geschehen anfangs des 20. Jahrhunderts beschäftigen.  Ab 1906 kam es vermehrt zu militärischen Aktionen der Falken in der K.u.K. Armee, so dass es zwischen 1906 und 1908 viermal zu Mobilmachungen kam, die nach kurzer Zeit oder wenigen Wochen wieder zurückgenommen wurden..

Die Habsburgermonarchie annektierte am 5. Oktober 1908 endgültig die Gebiete von Bosnien und Herzegowina, nachdem drei Monate zuvor Russland seine Zustimmung dazu gegeben hatte.  Dadurch wurde das Verhältnis zwischen Serbien und Österreich endgültig zerrüttet und die russisch-österreichische Rivalität erreichte ein neues Niveau.  Russland hatte zur Bedingung gemacht, dass Österreich mit dem Osmanischen Reich eine freie Durchfahrt für russische Kriegsschiffe aushandelte, doch England legte sein Veto ein, so dass dieser Vertrag nicht zustande kam und der Zar sich über den Tisch gezogen fühlte.

Das ist wohl die Zeit, in die die „Csardasfürstin“ anzusiedeln wäre.  Sie spielt also in jenen Jahren, in der Erste Weltkrieg schon vor der Tür stand, aber man noch nicht wirklich an ihn denken wollte und noch uneingeschränkt feierte. 

Dazu passen alle Hinweise, die uns das Libretto leider nicht sehr zahlreich gibt.  Da alle diese Geschehnisse kurz vor der Inangriffnahme der Komposition lagen, müssen Komponist und Librettist sie näher gekannt haben.

Der Zuschauer geht ins Theater, speziell in die Operette, um sich zu unterhalten und sich nicht über die damaligen politischen Zustände aufklären zu lassen.  Operette muss, um authentisch zu bleiben, schwungvoll, heiter und mit dem notwendigen „Plüsch“ versehen sein.  Nur so kann sie langfristig weiterleben und Generationen von Zuschauern auch noch in der Zukunft erfreuen.

Meine Hoffnung (und nicht nur meine) ist, dass uns noch viele schöne und authentische, aber nicht durch nicht geschichtsunkundige Regisseure verunstaltete Inszenierungen auf den Bühnen der Welt erfreuen werden.

*Dieser Satz wird in den verschiedenen Inszenierungen immer wieder verändert bzw. angepasst.

 

Erich Ruthner

 

Historische Quellen:

Redlich:  Franz Joseph I.

HR Mag. Keusch: Masterarbeit

Zitat: Wir alle kennen und lieben diese Operette, die fröhlich, beschwingt und flott auf der Bühne steht, bzw. stehen sollte. 

Ja, und diese Operette scheint sich bei unseren tschech. Nachbarn großer Beliebtheit zu erfreuen. Vor einem Monat war im Theater /Opernhaus Liberec /Reichenberg die Premiere. In 1 1/2 Wochen, am 28. Jan., ist die vierte Vorstellung. Aktuell gibt es nur noch 20 freie Plätze in den oberen Rängen.

https://www.saldovo-divadlo.cz/program/detail-predstaveni/r/4840/cardasova-princezna

 

Zitat von PavOro am 18. Januar 2023, 17:09 Uhr

am 28. Jan., ist die vierte Vorstellung. Aktuell gibt es nur noch 20 freie Plätze in den oberen Rängen

Für die heutige 4. Aufführung gibt es aktuell nur noch 4 freie Plätze ganz oben.

Ja, so schnell wird es wohl unsererseits mit einem Besuch der „Czardasfürstin“ in Liberec /Reichenberg nichts werden. Für die nächste Vorstellung am 14. Februar gibt es aktuell nur noch 9 freie Plätze in den oberen Rängen. Und ebenfalls für die darauf folgende Aufführung am 24. März, sind auch die besten Plätze bereits ausgebucht.

LG PavOro                   https://www.saldovo-divadlo.cz/program/detail-predstaveni/r/4817/cardasova-princezna

Zitat von PavOro am 2. Februar 2023, 20:50 Uhr

Ja, so schnell wird es wohl unsererseits mit einem Besuch der „Czardasfürstin“ in Liberec /Reichenberg nichts werden. Für die nächste Vorstellung am 14. Februar gibt es aktuell nur noch 9 freie Plätze in den oberen Rängen. Und ebenfalls für die darauf folgende Aufführung am 24. März, sind auch die besten Plätze bereits ausgebucht.

LG PavOro                   https://www.saldovo-divadlo.cz/program/detail-predstaveni/r/4817/cardasova-princezna

Ja, ich kann erneut bestätigen – diese Operette ist ein absoluter Publikumsmagnet. Für die heutige Abendvorstellung gab es am Nachmittag nur noch aktuell 15 freie Plätze im oberen Rang in der letzten Reihe. Das freut mich natürlich für das Haus. Beweist es doch zum einen die Beliebtheit dieser Operette und  zum anderen, bestätigt es die hohe Qualität des Ensembles.  

PavOro

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis