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Hoffmanns Erzählungen – aber nicht so

Diesen Bericht hatte ich schon einmal in einem anderen Forum gebracht. Doppelleser bitte ich um Verzeihung.

Es war meine 5. Inszenierung, die ich von dieser Oper sah, davon die 3. in Gera (Anfang der 60-er Jahre,und vor ca. 20 Jahren, weiterhin in Leipzig etwa 1980 und in Dessau vor ca. 12 Jahren).

Im Gedächtnis bleibt unverrückbar, daß mit der politischen Wende 1990 auch eine Wende in der Art der Regieführung zu beobachten ist.

Um Karten für diese Aufführung mußte ich mich bemühen, bevor ich wußte, was mich erwartet. Premiere war am 30.11.2018. Ich hatte also entgegen meiner sonstigen Art die „Katze im Sack“ gekauft.

Das Haus war mal rappelvoll, Die Oper ist eigentlich ein Zugpferd. Wir saßen 8. Reihe Parkett, Kartenpreis 36,00 Euro.

Im Foyer lag ein offensichtlich Obdachloser auf den Treppen, ein erster Hinweis auf kommende Ereignisse. Der geschlossene Vor-Vorhang wurde angestrahlt mit einer Außenaufnahme des Geraer Theaters, sah gut aus.

Mit dem Klingelzeichen kam der Gammler ins Parkett und legte sich dort zur Ruhe. Mit dem Öffnen des Vorhanges schwebte die Gallionsfigur des Geraer Theaters virtuell vom Dach und trat als spätere Muse von der Seite her auf, der Einfall war gut.

Mit Öffnung des roten Vorhanges erwartete man Lutters Weinkeller, doch es zeigte sich die Geraer Theatergaststätte „Szenario“ als Kulisse, dahinter wieder ein Vorhang. Es folgte der bekannte 1. Akt mit einem starken Chor im relativ modernen Ambiente.

Übergangslos ging es zum Olympiaakt. Der nächste Vorhang ging dazu auf, es entstanden keine Pausen. Auf der Bühne ein riesengroßes, die gesamte Bühne umfassendes bahnhofshallenähnliches Gebilde, rechts von einem übergroßen Geigenkasten begrenzt, nach unten abschließend mittels Stoffvorhängen, in denen sich Eintrittsschlitze für die Besucher des Festes befanden. Sonst nichts auf der Bühne. Lediglich aus dem Gebilde ragten, den puppenähnlichen Charakter der Szene betonend, menschliche Gliedmaßen heraus. Spalanzani hatte Ähnlichkeit mit Albert Einstein. Es kamen die Muse im sehr sehr schönen Kostüm durch den Geigenkasten, Hoffmann ebenso, im grünen Kostüm. Die Gäste der Puppenvorführung kamen durch die Schlitze im Stoff, in weißen Kitteln, sie bekamen grünen Mundschutz und Kopfhauben darüber. Olympia befand sich in einem Gitter an einem Drehkreuz, im roten Kleid. Das Drehkreuz wurde elektronisch gesteuert. Olympia sang ihre Arie, und als ihr der Strom auszugehen drohte, verschwand sie im Seitenabgang und wurde elektronisch mit gräßlichen Geräuschen aufgeladen, bevor sie weitermachen konnte. Der Regisseur hat sich damit eines sehr bewährten Mittels verweigert, dem Aufziehen der Puppe mittels Hand. Hoffmann und Olympia „tanzten“ zusammen, indem sie im Drehkreuz Rücken an Rücken gedreht wurden. Olympia wurde dann hinter die Bühne gefahren, und Coppelius brachte Arme und den Kopf der Ärmsten.

Ohne Umbauten ging es weiter zur Antonia. Dasselbe Gebilde auf der Bühne, nur angedeutete Zypressen rechts und links. Der Geigenkasten lag jetzt in der Mitte. Wieder mußten die Hauptakteure den Kasten als Tür nutzen und von unten her hochkrabbeln. Auf die Figur des Franz verzichtete die Regie. Spannung war nicht vorhanden, Dr. Mirakel war ein wenig Schrecken verbreitender „Landarzt“. Gut gemacht war der Auftritt der Stimme der Mutter, da hob sich eine Seite des Geigenkastens und man sah gespiegelt darin das Bild der Mutter, die ihre Tochter versuchte, zum Gesang zu überreden und damit zu sich zu holen. Das klappt ja dann auch. Warum Antonia im Rollstuhl sitzen mußte und dieser teilweise ohne Antonia ferngesteuert allein einige Runden auf der Bühne drehte, ist mir unklar.

Nach der Pause stand der Gammler vor geschlossenem Vorhang auf, lief über die überbaute Vorbühne und sang das Couplet des Franz. Für mich deplaziert.

Der Vorhang ging zum 4. Akt auf, wieder das Gerüst, im Hintergrund die Rialtobrücke. Der Geigenkasten wurde zum Boot. Giulietta war verführerisch, wirkte aber steifbeinig und als Verführerin völlig ungeeignet. Warum Hoffmann barfuß, in Unterhosen und mit Bademantel auftrat, war gewöhnungsbedürftig. Der Akt ging ohne Höhepunkte zu Ende. Man traf sich danach wieder im Geraer Lokal, Hoffmann hatte erneut Pech, die Muse nahm wieder ihren Platz auf dem Dach des Theaters ein und es war Schluß.

Es gab guten Applaus. Allerdings sind etliche Zuschauer in der Pause gegangen. Einige haben zum Applaus keinen Finger gerührt. Es wirkten auch Mitglieder des Thüringer Opernstudios auf der Bühne mit, und deren Anhänger waren es, die einige Bravorufe losließen. Der Beifall dauerte ca. 6 min.

Nun zur Musik. Es wurde die Übersetzung von Josef Heinzelmann genutzt, und damit wird die Spiegelarie (deren Zuordnung sowieso umstritten ist) zur Diamantenarie. Der damalige GMD Laurent Wagner war nicht am Pult, der langjährige 1. Kapellmeister Thomas Wicklein hatte übernommen.

Der ansonsten sehr hoch angesehene Duncan Hayler hatte die Ausstattung gemacht, sie war tatsächlich farbenfroh, aber sie kam nicht an das Niveau seiner früheren Bühnenbilder heran. Sein Image hat einige Kratzer bekommen, jedenfalls bei mir. Die Regie hatte der Generalintendant Kay Kuntze zu verantworten. Insgesamt sprang selten ein Funke über, was man am Szenenapplaus bemerken konnte. Diese Oper, die vor Melodien und Bühneneffekten nur so strotzt schleppte sich größtenteils nur dahin. Szenenapplaus gab es nur beim Kleinzack (sehr verhalten), bei den Auftrittsliedern der Olympia und Antonia und nach der „Diamantenarie“.

Hugo Mallet als Hoffmann hat eine glanzvolle Stimme und steigerte sich nach schwachem Beginn. Allerdings ist seine Stimme entweder für den Hoffmann ungeeignet oder nicht“schwer“ genug. Sie klang selbst für unser Theater sehr klein. Es ist mir unvorstellbar, wie er in Würzburg und Zagreb den Lohengrin sowie in Longborough und Peking den Siegfried gesungen haben soll, wie es seine Vita angibt.

Der Bariton Alejandro Larraga Schleske gab einen soliden Bösewicht, konnte gesanglich gefallen, aber überzeugte darstellerisch nicht. Das diabolische besonders als Dr. Mirakel ging ihm völlig ab. Er hat noch viel vor sich, ein gutes Stimmenmaterial hat er jedenfalls.

Die Olympia gab Miriam Zubieta. Ihre Koloraturen kamen rein und klar. Ich mag mir vorzstellen, wie groß ihre Wirkung gewesen wäre, wenn ihr die Regie keine Fesseln angelegt hat. Ihre optische Erscheinung und leichfüßige Bewegung hätten mehr ermöglicht.

Als Antonia überzeugte Anne Preuß. In tiefen und mittleren Lagen ist ihr Sopran tragfähig und klangschön, bei hohen Tönen waren scheppernde Töne allerdings nicht zu überhören. Rebekka Reister als Giulietta, hat einen sehr dunkel gefärbten Sopran, und wie schon bemerkt, konnte ich ihr die Rolle als Kurtisane nicht abnehmen. Die beiden Stimmen in der Barkarole paßten auch nicht so recht zusammen, weshalb der gerade nach diesem Zugstück der erwartete Applaus ausblieb. Die Muse von Juliane Bookhagen als Gast vom Thüringer Opernstudio war in meinen Augen die Bestbesetzung. Ein angenehm timbrierter Mezzo mit wunderbarer Tiefe verspricht mehr. Sie kann einmal ein ausgezeichneter Octavian werden.

Die übrigen Rollen waren dem Niveau des Hauses entsprechend besetzt. Hervorzuheben wäre der Chor, der verdient großen Applaus bekam.

Ob das Orchester unter seinem GMD zu mehr Verve in der Lage gewesen wäre, kann ich nicht beurteilen. Wicklein ist eigentlich bekannt für zügige Tempi. Ich glaube, daß auch die Spielfreude aller Akteure durch die Regie gelitten hat, denn mein Gesamteindruck ist eindeutig. Was das Geraer Theater kann, hat es z.B. im Oedipe bewiesen. Dieser Hoffmann ist ein anderer Maßstab.

Herzlichst Sir Morosus

 

Viel Licht, viel Schatten – aber eine Oper, die man sich gerne ansieht.  Auch mit Einfällen, die einen nicht überzeugen.  Speziell bei dieser Oper kommen Fantsien ins Spiel, die je nach Geschmack beurteilt werden.  Aber wenn dann doch Stimmen zu hören sind, die überzeugend sind, lohnt sich der Besuch doch noch.

Danke für gut Beschreibung!

Erich

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