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Troubadour-Forum für klassische Vokal- und Instrumentalmusik

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Kann ein Laie die Technik eines Profisängers beurteilen?

Hallo liebe Troubadouri,

dieses Thema ist ja im Moment im Forum „Modell, Struktur und Analyse…..“ aktuell. Ich bin da sehr empfindlich, wenn es um die Beurteilung der Technik eines Sängers geht, wenn man selbst keine Ahnung vom Singen hat. Was die Schönheit der Stimme angeht, so ist es immer Geschmacksache, was dem einen gefällt, gefällt dem anderen nicht, so soll es auch sein.

Ich habe unter Sangeskollegen noch nie gehört, dass jemand die Technik eines Anderen anprangert oder sich darüber äußert. Jeder Sänger hat eine Ausbildung genossen, egal ob die Stimme groß oder klein ist, welches Timbre sie hat. Die Technik ist immer gleich, egal bei wem ich sie gelernt wird. Oder habe ich mich mal dazu geäußert?

Es gibt auch bei mir Stimmen, die ich nicht so gerne höre, aber das hat mit der Technik nichts zu tun. Ich würde mir nie anmaßen einen Sänger zu beurteilen, es liegt an vielen anderen Dingen, ob ich sie schön finde oder nicht. Wenn ich in die Oper oder in ein Konzert gehe, genieße ich die Musik und übersehe unschöne Töne, die immer passieren können, die Stimme ist kein Klavier, auf dem alle Töne immer perfekt sind. Wichtig ist, sie spricht meine Seele an und ich kann mich fallen lassen.

musika

 

 

Liebe Musika, 

ich habe es schon mehrfach hier gesagt und sage es noch einmal: Ic h fühle mich nicht kompertent, über Sänger zu sprechen und halte es für eine Frage der persönlichen Empfindung, ob einem die Stimme gefällt oder weniger gefällt. Ich kann daher immer nur sagen, er hat mir in dieser Rolle gefallen oder weniger gefallen. Deshalb beteilige ich mich auch an den Diskussionen über Sänger nicht und kann höchstens nach einer Veranstaltung sagen, ob der oder diejenige mein persönliches Empfinden getroffen hat, ohne näher erläutern zu können warum. Ich sehe aber auch die Beurteilungen anderer Mitglieder nicht als Allgemeinurteil an. 

Liebe Grüße
Gerhard

Willi und musika haben auf diesen Beitrag reagiert.
Willimusika

Lieber Gerhard,

das ist genau das, was ich lesen möchte, gehe ???? % mit dir konform, danke.

???? musika 

Willi hat auf diesen Beitrag reagiert.
Willi

Nun ja, liebe musica, ohne Technik geht gar nichts, die braucht man sogar, wenn man seinen Gartenzaun streicht …
So gibt es natürlich auch bei der Singstimme einige grundsätzliche Dinge, die zu beachten sind, wem sage ich das?
Die alten Gesangsmeister in Italien meinten: »Chi sa respirare, sa cantares«.

Ich habe als Laie schon an relativ vielen Meisterkursen der ganz Großen teilgenommen, am häufigsten an denen von Thomas Hampson, der stellt da schon technisch mit den Stipendiaten allerhand an.

https://www.youtube.com/watch?v=C3aAxzLVFmw

Liebe Freunde,

das technische Rüstzeug für eine hoffentlich längere Karriere muss einem schon mitgegen werden.  Es gibt Sänger, die das auch zugeben.  Ich kenne einen Tenor, der heute bedauert, nicht länger studiert zu haben, und wegen lockender guter  Angebote das Studium frühestmöglich beendet hat.  Er meint, seine Karriere wäre weiter gegangen und er hätte seine frühe Pension noch nicht antreten müssen.  Manchmal hört man auch Sänger, bei denen man hört, dass die Stimme nicht richtig sitzt, sondern mit Kraft auf den richtigen Punkt gepresst wird.

Herzliche Grüße –

Erich

Liebe musika

Ja das ist auch in Ordnung. Ich habe ja nicht den Überblick, nur eine Auffassung, dass es objektive Kriterien für Qualität einer Stimme gibt, dass es nicht nur Geschmackssache ist. Singt ein Sopran von oben oder von unten? Macht der Sänger Pausen zwischen den Tönen, oder fliesst das ganze als eine Einheit. Ich weiss noch nicht, wie es musikalisch heisst. Vielleicht warte ich lieber damit. Wird zuviel vibriert, ist z B ein Kriterium für mich. Ich habe jetzt 3 Faktoren genannt. Wenn Du meinst, es gehört nicht hierher, ist es in Ordnung. Erich hat dieselbe Meinung wie Du geäussert. Vielen Dank!

Liebe Grüsse Gunhild

Liebe Opernfreunde

Da ich so unvorsichtig war, in diesem Forum für hochprofessionelle Musiker meine unprofessionelle Meinung über Stimmenqualität zu äussern, möchte ich Euch sagen, dass es natürlich auf keinen Fall als vollendete Tatsache zu sehen ist. Ich habe nur versucht, für mich zu erklären, warum ich eine bestimmte Stimme nicht so gerne hören mag, welche Erklärung der Technik es geben könnte ausser Geschmack. Und ich sehe, ich stehe da ziemlich allein, und ich b i n Laie. Natürlich ist das eine schlechte Voraussetzung. 

Ich werde meine Meinung mit Euren Argumenten in Erinnerung überdenken und mich nicht mehr dazu äussern. 

Liebe Grüsse gunhild

Gerhard Wischniewski und manfred haben auf diesen Beitrag reagiert.
Gerhard Wischniewskimanfred

Das, was gunhild oben geschrieben hat, ist auch von mir immer wieder betont worden. Ich habe und werde mir nicht anmaßen, Sängerleistungen fachlich zu beurteilen, weil ich es mangels einer entsprechenden Ausbildung nicht kann, aber ich habe natürlich Präferenzen was den Geschmack angeht.

Ich will versuchen, das an einem Besispiel zu verdeutlichen: eine Stimme, die ich noch nie lange ertragen konnte, war die von Windgassen. Mir kam es immer wieder so vor, als hätte er irgendetwas im Mund beim Singen. Eine Stimme, die ich immer geliebt habe, war die von Fritz Wunderlich. Ich kann da nur Dietrich Fischer-Dieskau zustimmen, der irgendwann gesagt (oder geschrieben) hat, dass er überrascht war, dass da ein junger deutscher Tenor mit italienischem Schmelz „aufgetaucht“ ist (sinngemäß zitiert). Übrigens war auch Fi-Di bei mir nicht oben, sondern eher Hermann Prey.

Das ist meine persönliche Meinung und ich stehe nicht an, trotz dieser Meinung Windgassen und Fi-Di den Rang abzusprechen, den sie nun einmal inne haben – und den sie wohl auch niemals verlieren werden!

musika und gunhild haben auf diesen Beitrag reagiert.
musikagunhild

Ihr Lieben,

Was schön ist, ist das, was wir lieben.

Liebe Grüße
André

Gerhard Wischniewski, musika und gunhild haben auf diesen Beitrag reagiert.
Gerhard Wischniewskimusikagunhild

Genau so ist es ????

uhrand und gunhild haben auf diesen Beitrag reagiert.
uhrandgunhild
Zitat von uhrand

Ihr Lieben,

Was schön ist, ist das, was wir lieben.

Liebe Grüße
André

Das stimmt natürlich, ist aber in der Auslegung dehnbar. Was ist schön? Auf jeden Fall liegt es im Auge (hier besser Ohr gesagt) des Betrachters / Hörer.

musika und gunhild haben auf diesen Beitrag reagiert.
musikagunhild

Lieber Manfred,

wie freue ich mich, dass es im Forum außer mir noch mehr Leute gibt, die Windgassen und Fischer-Dieskau ablehnen. Dein Gefühl hat Dich nicht getäuscht. Windgassen und Fischer-Dieskau gehörten mit zu den meist überschätzten Sängern, deren Leistungen absolut ungenügend waren und die den Geschmack einer ganzen Generation von Operngängern negativ geprägt haben. Warum dies so war, kann ich Dir erklären. Das lag bei beiden in einer unzureichenden Gesangstechnik begründet. Zuerst einmal sangen beide nicht im Körper, was aber die Grundvoraussetzung jedes guten klassischen Gesangs sein sollte. Beiden ging eine solide italienische Gesangstechnik völlig ab. Beide gähnten die Töne nicht an, wodurch sich kein ebenmäßiger italienischer Gesangsfluss einstellen konnte. Fischer-Dieskau sprach demzufolge mehr auf den Tönen als zu singen. Seine Stimme war hochgeschraubt und dünn. Und Windgassen war für die großen Heldenrollen, die er landauf/landab sang, überhaupt nicht geeignet. Er war wahrlich kein Heldentenor. Er schaffte die riesigen Wagner-Brocken mit seiner flachen Stimme nur, indem er auf seine fragwürdige Sparmethode setzte, die darin bestand, dass er sich ständig auf den Konsonanten und Klingern ausruhte, was vielleicht zu einer perfekten Textverständlichkeit geführt hat, rein gesanglich für mich aber nicht akzeptabel ist. Ich denke, dass das auch die Gründe sind, die Dich an ihm stören. Du hast jedenfalls ganz richtig gemerkt, dass Windgassen und Fischer-Dieskau mit viel Kritik zu begegnen ist und ich hoffe, dass ich Dir hiermit den Grund dafür erklären konnte.

Herzlichst

Lustein

Lieber Lustein,

eigentlich wollte ich mich im Schreiben noch zurückhalten, da ich noch nicht wieder ganz auf der Höhe bin, aber dein o. a. Beitrag darf nicht unwidersprochen bleiben.
Manfred hat mit keinem Wort gesagt, dass er Windgassen ablehnt. Er hat nur von der Wirkung der Stimme auf sein Empfinden gesprochen und im Übrigen dessen Rang nicht in Frage gestellt. Noch viel weniger hat Manfred Dietrich Fischer-Dieskau abgelehnt, er hat nur im direkten Vergleich Hermann Prey Fischer-Dieskau vorgezogen. Es steht dir also nicht zu, Manfred für dein Fischer-Dieskau- und Windgassen-Bashing einzuspannen, und deine schon wiederholt vorgetragene ungeheuerliche Behauptung, Fischer-Dieskaus und Windgassens Leistungen seien „absolut ungenügend“ gewesen, wird durch ständige Wiederholung um keinen Deut richtiger. Da wäre es schon eher anzufragen, wie es mit deinen Fähigkeiten als Kritiker bestellt ist.

Willi, Administrator

musika hat auf diesen Beitrag reagiert.
musika

Lieber Lustein,

Willi hat meine Intentionen richtig erfasst. Ich schrieb ja, dass ich nicht anstehe, die beiden angesprochenen Sänger zu beurteilen, denn dafür fehlt mir die Ausbildung. Ich habe sogar ergänzt, dass sie für mich immer noch zur Spitze der Sängerelite des vorigen Jahrhunderts zählen. Dennoch habe ich mit Interesse Deinen Erklärungsversuch gelesen. Zu Fi-Di muss ich noch ehrlicherweise ergänzen, dass ich früher, als Jugendlicher, einer seiner Fans war, weil nämlich mein Vater einige Schallplatten mit ihm in seinem Plattenschrank hatte. Ich erinnere mich heute nicht mehr, was es da alles gab – nur eine Kasette kann ich noch heute nennen: das „Deutsche Requiem“ von Brahms mit Elisabeth Grümmer, Chor der St. Hedwigs-Kathedrale, den Berliner Symphonikern unter Prälat Karl Forster. So jedenfalls glaube ich mich heute zu erinnern. Irgendwann wurde mir Hermann Prey zu einem der Lieblingssänger in dieser Stimmlage. Dass Fi-Di übrigens, wie Du schreibst, überschätzt war, möchte ich als Laie nicht unterschreiben müssen. Spricht nicht die Masse der verfügbaren Aufnahmen dagegen? Ich weiß, dass das kein gültiger Maßstab ist, aber ich frage mich doch, ob sich so viele Menschen – auch Dirigenten und Sängerkollegen – irren können?

Bei Windgassen ist es allerdings etwas anders: ich höre bei seinem Sing-Sang immer „einen gerade vollen Mund“ mit (was mir übrigens gerade vor ein paar Tagen wieder unangenehm aufgefallen ist, als ich ich den „Tristan“ unter Böhm aus Bayreuth mit der Nilsson hörte). Und den habe ich mal in einem anderen Forum vor Jahren als meinen „Lieblings-Tristan“ gelobt und empfohlen. Ich habe später mal die gleiche Oper unter Daniel Barenboim mit Waltraud Maier und Siegfried Jerusalem gekauft. Auch da ist wirklich nicht alles Gold, was glänzt, aber ich höre diese Aufnahme inzwischen lieber als den Bayreuther Böhm-Tristan.

Trotzdem gilt für mich auch hier, dass meine rein persönliche Abneigung an der Reputation des Sängers bestimmt nichts ändert, nicht ändern kann.

Ich muss – im Sinne des Abwägens – für mich also konstatieren, dass beide hochgelobten Sänger nach wie vor auf hohem Sockel stehen, und dass meine laienhafte Beurteilung eben „meine“ Beurteilung ist. Ich möchte schließen mit dem Statement eines englischen Kritikers namens Henderson: „Es gibt keinen vollendeten Sänger“ (was die Sängerinnen aber enschließt), denn wir sind Menschen mit Fehlern, die, wenn sie Großes leisten wollen, mächtig anstrengen müssen.

Ich hoffe, dass wir trotzdem hin und wieder hier kommunizieren können, wenn wir auch nicht hinsichtlich der Sänger übereinstimmen und wahrscheinlich auch nicht auf gleicher Höhe diskutieren werden.

Ich grüße nicht nur den angesprochenen Schreiber, sondern alle Mitlesenden
und wünsche allen ein schönes Wochenende

Manfred

uhrand hat auf diesen Beitrag reagiert.
uhrand

Liebe Freunde,

auch ich kann der einsamen Meinung von Lustein nicht folgen. Windgassen habe ich in früheren Jahren im Radio gerne gehört und ich habe auch viele gute Meinungen von Fachleuten über ihn gelesen. Also kann er nicht so schlecht sein, wie Lustein ihn macht. Hat er ihn jemals persönlich erlebt erlebt oder kennt er ihn nur von Tonträgern? Auf CD habe ich zwar keine Aufnahme von ihm und habe auch nicht danach geforscht. Da er schon 50 Jahre tot ist, müssten solche Aufnahmen auch technisch bearbeitet sein, weil es die CD da noch nicht gab.
Von Fischer-Dieskau besitze ich Aufnahmen und ich kann nur sagen, dass sie mir durchaus gefallen. Sicher gibt es noch andere, die mir etwas besser gefallen und sicher hat jeder Hörer eine andere Empfindung, aber solche abwertenden Urteile über berühmte Sänger, die vielen Lied- und Opernhörern (auch Experten) gefallen haben, halte ich denn doch für weit überzogen. Ist Lustein der Experte für Gesangstechnik, der das so exakt beurteilen kann?
Aussagen wie (Zitat):

“Windgassen und Fischer-Dieskau gehörten mit zu den meist überschätzten Sängern, deren Leistungen absolut ungenügend waren und die den Geschmack einer ganzen Generation von Operngängern negativ geprägt haben.“
als allgemein gültig und nicht als rein persönliche Meinung hinzustellen, halte ich eines Musikkritkers völlig unwürdig.

Liebe Grüße
Gerhard  

musika hat auf diesen Beitrag reagiert.
musika

Liebe Freunde des Gesangs  und der Oper

Trotz meiner Aussage, mich nicht mehr zu äussern, stelle ich jetzt einen Beitrag ein, um hier einige Gedanken zum Thema Stimmenbewertung zu bringen. Und es ist ja auch die Frage, ob der Laie einen Profisänger gerecht beurteilen kann.

Ich hatte und habe eine Vorstellung, dass es objektive Kriterien für eine Beurteilung gibt, die Bewertung also nicht nur Geschmackssache sei. Was die musikfachlichen Ausdrücke betrifft, habe ich mich kundig gemacht und möchte nur kurz ein paar Elemente der Gesangtechnik anführen, die Gegenstand der Analyse sein sollten: Frasierung, Vibrato, Legato, Rubato, Kantenregister und Vollgegister u.a.m. Ich denke, man kann anhand einer Analyse dieser Elemente eine Bewertung einer Stimme objektiv durchführen und so seine Meinung bilden. Ich weiss, ihr werdet vielleicht sagen, aber selbst da, in dem Fall, wird die Schlussfolgerung einer Stellungnahme auf dem persönlichen Geschmack beruhen. Ja, das sehe ich ein, aber dann hat man wenigstens einen konkreten Anhaltspunkt, was – denke ich – in einer Diskussion immer wünschenswert ist. 

Ich habe die Argumente von Lustein gelesen und bin Eurem Dialog gefolgt. Ich bin ein grosser Anhänger von Fischer-Dieskau und Windgassen und stimme der Analyse Lusteins nicht bei. Auch finde ich Windgassen einmalig als Lohengrin u.a. Da ich nicht musikfachlich geschult bin, kann ich nicht dafür argumentieren, ich finde aber die Stimmen der beiden Sänger keineswegs zweitrangig, im Gegenteil, basierend auf soviel anderen positiven Kritiken von Fachleuten. 

Und zum Laien: 

Das Publikum besteht zum grösstenteil aus Laien. Wir sind die unverzichtbaren begeisterten Zuhörer, die zahlen, und daher die Voraussetzung für die Existenz der professionellen Sänger sind, ohne uns kein Musikleben. 

Aber es gibt Laien und Laien. Der Normalverbraucher ist Laie, Laie ist, wer sich nicht musikfachlich mit der Musik  beschäftigt. 

Ist der Musikkritiker Laie? Nach meinem Dafürhalten nein. 

Vielleicht meinen einige, dass nur, wer Musik studiert hat und Musik ausübt, Professioneller ist. 

Das lasse ich zur Diskussion offen. 

Ich bin Germanistin mit grossem Interesse für Musik, lerne die ganze Zeit musikalisch etwas dazu, bin aber nach wie vor musikfachlich Laie. 

Ein Freund von mir, der nicht ein musikfachliches Studium durchgeführt hat, jedoch ein immenses musikfachliches Wissen beherrscht, kann nicht mehr als Laie gelten. Sowas gibt es auch. 

Ich hoffe, ich habe ein bisschen zur laufenden Diskussion beigetragen.

Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit.

Liebe Grüsse gunhild

 

Zitat von manfred am 23. Februar 2024, 16:59 Uhr
Zitat von uhrand

Ihr Lieben,

Was schön ist, ist das, was wir lieben.

Liebe Grüße
André

Das stimmt natürlich, ist aber in der Auslegung dehnbar. Was ist schön? Auf jeden Fall liegt es im Auge (hier besser Ohr gesagt) des Betrachters / Hörer.

Lieber Manfred,

weil die Auslegung so dehnbar ist, führt das Thema auch immer wieder zu ausgedehnten Diskussionen. In diesem Sinn möchte ich auch Rüdiger beurteilen: letztlich beschreibt auch er ja nur das, was er liebt, beziehungsweise nicht liebt. Selbstverständlich muss niemand seine Ansicht teilen, dennoch finde seinen Erklärungsversuch nicht minder interessant.

Liebe Grüße
André

Weil es so schön passt:

Der Musikkritiker von Georg Kreisler.

Heute findet jede Zeitung
Größere Verbreitung durch Musikkritiker
Und so hab auch ich die Ehre
Und mach jetzt Karriere als Musikkritiker
Ich hab zwar ka Ahnung, was Musik ist
Denn ich bin beruflich Pharmazeut
Aber ich weiß sehr gut, was Kritik ist
Je schlechter, um so mehr freun sich die Leut

Es gehört zu meinen Pflichten
Schönes zu vernichten als Musikkritiker
Sollt ich etwas Schönes finden
Muß ich’s unterbinden als Musikkritiker
Mich kann auch kein Künstler überlisten
Da ich ja nicht verstehe, was er tut
Drum sag ich von jedem Komponisten
Erst nachdem er tot ist, ist er gut

Ja, endlich hab ich einen Posten
Und die Zeitung läßt es sich was kosten
Ich sitzt auf dem ersten Platze
Und die Sänger sehen meine Fratze
Orff und Eck und Boris Blacher
Fürchten meine hohnerfüllten Lacher
Hindemith, Strawinsky und Varese sind zwar gut
Doch ich bin bese

Ja, ich könnt zufrieden sein
Das Schicksal hat mich reich beschert
Aber oh, mich belastet nur eine Verrücktheit
Ich merk es in jedem Konzert
Ich seh, wie das Publikum weich wird wie Wachs
Wenn Musik alle Sinne bewegt
Ich seh, wie beim Zuhören manch trutzigem Manne
Ein Tränchen die Brille beschlägt
Nur für mich hat das Zuhören keinen Sinn
Weil ich unmusikalisch bin

Ich seh, wie ein liebliches Mädchen
Die Hand Ihres Jünglings ergreift und sie drückt
Wie ein Großmütterl zitternd die Halskette auzieht
Weil sie sonst vor Rührung erstickt
Nur ich sitz‘ da und hör nicht einmal hin
Weil ich unmusikalich bin

Zu Weihnachten schenkt man mir immer Platten
Ich brauch Krawatten und neue Schuh
Wo ich auf Besuch bin, spielt man Platten
Ich sitzt im Schatten und hör nicht zu
Aber andre hörn zu und der Zauber der holden Musik
Macht die ganze Welt schwach
Die Bösen wer’n gut und die Kranken gesunden
Besonders bei Mozart und Bach
Nur ich sitz da und kratz mich stur am Kinn
Weil ich unmusikalisch bin

Tja, als Kind hab ich zwar Klavier gelernt und übte brav zu Haus
Doch über gewisse Stücke kam ich nie hinaus
Dann hab ich auch noch Geige gelernt und übte brav und viel
Und dann ist mein Geigenlehrer g’storben und hat mir sein Geld vermacht
Unter der Bedingung, daß ich nie mehr spiel
Aber etwas mußt ich schließlich tun und versuchte es als Autor
Und ein Verleger, zu dem ich kam, flüsterte mir ins Ohr
Schreiben Sie doch ein Buch über Schubert
Schreiben Sie doch ein Buch über Schubert
Also ging ich froh nach Hause, setzte mich nieder und ich schrieb

Schubert war ein Stierer, großer Komponierer
Er hat nie ein Geld gehabt
Also ist er heute der Verlierer
Er schrieb gar viele Töne
Sicher auch wunderschöne
Für mich sind sie leider bestialisch
Denn ich bin ganz unmusikalisch
Ob es jetzt Schubert oder Tschaikowsky
Brahms oder Liszt oder Dnjepropretrowsky
Ob Sinfonie oder Ouvertüre, Rock’n’Roll oder die Walküre
Zauberflöte, Verkaufte Braut
Für mich ist das alles nur laut!

Das Buch war sofort ein Riesenerfolg und es sagten mir viele Herren
Genial, großartig! Sie müssen Kritiker werden!
Ich sagte ja
Und es geschah!
Ich geh in Konzerte und Opern hinein
Und ich hör mir den Unsinn dort an
Den Leuten gefällt’s und ich komm zu dem Schluß
An Musik ist vielleicht etwas dran
Nur was dran ist, will mir nicht in den Sinn
Weil ich unmusikalisch bin

Die Orgel erklingt und ein Knabenchor singt
Und der Kontrapunkt tut sich verzerweigen
Die Pauke zersplittert, der Kapellmeister zittert
Und angeblich schluchzen die Geigen
Am Schluß erdröhnt ein donnernder Applaus
Ich bin der einzige unmusikalische Mensch in Haus

Aber heute findet jede Zeitung
Größere Verbreitung durch Musikkritiker
Und so hab auch ich die Ehre
Und mach jetzt Karriere als Musikkritiker
Ich hab diesen Posten schlau erbeutet
Und ich hasse nichts so wie Musik
Und daß mir Musik so nichts bedeutet
Zahl ich jetzt den Musikern zurück

Ah – wartet nur, ihr sollt es büßen
Lebet zu den Füßen des Musikkritikers!
Daß die Welt es wisse
Lest die lustigen Verrisse des Musikritikers!
Ich bin konsequent, und ich erkenne kein Talent
Und da ich weiß, daß ich nichts kann
Laß ich auch niemand andern ran!
Und der Redakteur schätzt meine schlechte Meinung sehr
Und schreit das Publikum: „Hurra!“
Das nützt euch nichts, dann ich bin da!
Und eure Kollegen geben immer ihren Segen
Denn jedem Künstler ist es recht
Spricht man von andern Künstlern schlecht!
Nieder mit Musik!

Quelle: Musixmatch

Songwriter: Georg Kreisler

musika (Anwesende ausgeschlossen) 🙂

Willi, Gerhard Wischniewski und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
WilliGerhard Wischniewskiuhrandgunhild

Ich habe, sicherlich total unvollständig (was hier aber auch angezeigt ist), einige Kritiker-Stimmen über Windgassen gesammelt und wiedergegeben. Beispielsweise schrieb Claus-Dieter Schaumkell in einem Nachruf auf Windgassen in der OPERNWELT:
Er hatte am Anfang seiner eigentlichen Karriere, deren Start mit der Wiederholung der Bayreuther Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg am 30. Juli 1951 anlässlich der Wieland-Wagner-Inszenierung des PARSIFAL weltweite Beachtung fand, einige Jahre lang gegen das festgefahrene Urteil anzusingen, dass Wagners Helden von einem schwergewichtigen Helden à la Melchior, Lorenz,Seider oder Suthaus gesungen werden müssen. Windgassens naturbedingte Entfettungskur […] glich in der Tat einem langwierigen Erziehungsprozess.
Schaumkell war der Ansicht, dass Windgassen ein „Zwischenfachtenor war, der kraft seiner Intelligenz und seiner eminenten Stimmbeherrschung auch strapaziöse Partien mühelos durchstehen konnte“.

Culshaw urteilte über die RING-Produktion unter Solti, dass der Dirigent eigentlich Ernst Kozub, potenziell bester Heldentenor nach dem Krieg, wollte. Weil der aber die Partie nicht konnte, auch nicht in der Lage war, sie so zu lernen, dass Solti zufrieden gewesen wäre, kam Windgassen zum Zug. „Und wir erlebten dieselbe Musik, die wir in den vergangenen Tagen schon oft gehört hatten, unter demselben Dirigenten, mit demselben Wanderer, aber mit neuem Siegfried“, zu neuem Leben erwacht.

John Steane und Lord Harewood sind kritisch beim Fidelio: sie haben Windgassens Florestan unter Furtwängler reserviert beurteilt, insbesondere den “Mangel an Intensität“ im „Poco-Allegro-Teil“. Im Resümee schreiben sie, dass die Stimme an natürliche Grenzen kam und, durch die rasche Musik, „gequetscht“ klang.

Sein Tannhäuser unter Sawallisch in Bayreuth ist für Schaumkell dagegen „exemplarisch“. Für Kesting ist aber der ständig „gequetschte“, und dabei klanglich „nur selten harmonische Ton“ beklagenswert, wenn auch die Intensität der Romerzählung gleichzeitig beeindruckend ist. Steane beurteilt Windgassen in dieser Partie ausgesprochen distanziert.

Windgassen hat im Bayreuther Mitschnitt des Ring unter Böhm besser gesungen, als bei Solti. Da ist er, so Kesting, spontaner. Unter Böhm hat er auch in Bayreuth die Titelpartie im Tristan gesungen, an der Seite von Birgit Nilsson als Isolde. Holloway, ein britischer Kritiker, urteilt sehr, sehr kühl, wenn auch respektvoll über den Mitschnitt, aber La Nilsson wird erbarmungslos kritisiert: sie gäbe nicht viel Freude, bliebe wohl auch „ungeminnt“, weil Windgassen sie nicht zum Schmelzen zu bringen in der Lage war.

Hinweisen will Kesting aber auf eine Reihe Einzelaufnahmen, die lange Zeit nicht mehr im Katalog der Labels sind, die jedoch die Stimme des jungen Windgassen abbilden, mit dem „musikalischen Vorteilen“ eines schlanken, gut fokussierten und harmonisch schwingenden Tons:
Erster Akt Walküre unter Ferdinand Leitner (mit Müller und Greindl) –
ein Meistersinger-Querschnitt, wieder unter Leitner (mit Hermann, Holm, Kupper) –
die Todverkündigung aus Walküre und das erste Duett aus Siegfried mit Varnay –
das Liebesduett aus Tristan mit Mödl –
eine Recital-Platte unter Richard Kraus.

Das geschriebene Urteil von Kritikern ist natürlich unvollständig, gibt aber ein deutliches Bild über die Beurteilung der Stimme Windgassens.

Gerhard Wischniewski, musika und uhrand haben auf diesen Beitrag reagiert.
Gerhard Wischniewskimusikauhrand

Liebe Schreiber,

diese Anrede sollte bei dem Umfang und der Menge der Beiträge gestattet sein; auch die Feststellung, dass jeder seine Meinung frei kundtun kann.

Manfreds Meinungsauswahl zeigt ein breites Meinungsspektrum auf. Ganz oben steht für mich jedoch die eigene Meinung.
Heinz Erhardt hat das mal wunderbar auf den Punkt gebracht, als er formulierte:
»Morgen können wir dann lesen, ob es uns gefallen hat« …

Lustein ist schließlich nicht der einzige Kritiker von Dietrich Fischer-Dieskau, da ist auch noch ein gewisser Jürgen Kesting, der sich negativ geäußert hat. Dieskau hielt dagegen:

»Ich habe meine eigenen Maßstäbe … Die meisten Kritiker unterscheiden zu wenig zwischen den individuellen Gegebenheiten des Sängers und einer Gesangslehre.«

Wenn man oft ganz vorne an der Rampe stand, um auch noch die siebente Zugabe zu hören – so frisch dargeboten wie das erste Lied des Abends – dann braucht man eigentlich niemanden, der einem dazu etwas erklärt …

Und nun zu Wolfgang Windgassen:

Manfred spricht ja an, wie das mit dem Solti-Ring damals war, ich möchte die Darstellung noch ein bisschen herausarbeiten.
Was Wolfgang Windgassen betrifft, den ich als Mensch sehr schätze – dies nur als Nebenbemerkung – ist für mich ganz klar, und da bin ich nicht der einzige, der das so sieht, dass in den 1960er Jahren Ernst Kozub die weit fulminantere Stimme hatte, da war Feuer und Strahlglanz, natürlich hatte ich beide im Opernhaus gehört, da brauche ich keinen Kritiker, der mir was erklärt.

Georg Solti kannte Kozub vom Frankfurter Opernhaus und schätzte ihn über die Maßen, insbesondere als Tamino in der »Zauberflöte«.
Nun wollte Solti für Decca Aufnahmen vom »Ring« machen und hatte Kozub für beide Siegfriedpartien verpflichten lassen.
Mit einem Riesenaufwand war alles vorbereitet; die Wiener Philharmoniker waren da – Nilsson, Hotter, Stolze, Neidlinger, Höffgen, Sutherland …

Es wäre vermutlich für Kozub der Beginn einer Weltkarriere gewesen, aber er musste das Handtuch werfen. Da war dann ganz schön was los, man zog alle Register und holte schleunigst Windgassen herbei, der eigentlich schon am Ende seiner Sängerlaufbahn war.
Der kam, zog den Mantel aus, nahm die Noten zur Hand und sang die Partie ohne Probe durch.

Übrigens ist von Anja Silja bekannt, dass Wolfgang Windgassen ihr häufigster und liebster Bühnenpartner war und sie stellt das so dar:
»Er war unglaublich ruhig und zuverlässig. Manchmal etwas zu ruhig und zuverlässig! Bei ihm hatte man immer das Gefühl, dass man die eigene Partie gar nicht richtig studieren musste, so sicher führte er einem, um jede Klippe. Und dabei sang er noch – so ganz nebenbei – seine eigene Rolle.«

Um noch einmal auf die Kritiker zurückzukommen – da fällt mir eine Veranstaltung am Opernhaus in Graz ein, ein Haus, das immer ein Sprungbrett in Richtung Wiener Staatsoper war:

Als Edita Gruberova im Dezember 1975 am Opernhaus Graz in »Lucia die Lammermoor« die Lucia sang, schrieb ein Kulturredakteur folgende Kritik:

»Trotz nahezu makelloser Technik, trotz imponierender Ausdrucksintensität wurde es ziemlich klar, dass Frau Gruberova mit dieser Partie international nicht reüssieren wird, da sich ihre Stimme für das italienische Fach nicht besonders eignet (!) Da sie aber mit der Königin der Nacht, der Konstanze oder der Zerbinetta die ersten Sprossen zum internationalen Starruhm bereits erklommen hat, wird sie auf das italienische Koloraturfach verzichten können.«

Man kann hier wohl voraussetzen, dass jeder im Forum weiß, wer die im Herbst 2021 verstorbene Künstlerin war und einschätzen kann, wie sehr dieser Kritiker danebenlag.

Willi, Gerhard Wischniewski und 2 andere Benutzer haben auf diesen Beitrag reagiert.
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