informativ

diskussionsfreudig

meinungsbildend

kooperativ

Troubadour-Forum für die Freunde der Oper, des Gesangs und der Klaviermusik

Hallo und herzlich Willkommen im Troubadour Forum!

Danke für den Besuch unserer Website. Hier kannst du als Gast in den Hauptthemenbereichen Oper, Operette, Oratorium, Lied und Klavier mitlesen, dich umfangreich informieren und den Meinungsaustausch verfolgen. Den vollen Nutzen des Forums hast du allerdings nur, wenn du angemeldet und registriert bist. Dann kannst du alle Funktionen und Bereiche des Forums uneingeschränkt nutzen. Das heißt, du kannst eigene Beiträge schreiben und einstellen, auf Beiträge anderer Nutzer antworten, eigene Threads eröffnen, mitdiskutieren und dir durch die eigene Mitwirkung ein oft durch intensive Diskussionen erhelltes Meinungsbild schaffen. Das Troubadour-Forum geht über die rein lexikalische Funktion bewusst hinaus. Deshalb haben wir einen Servicebereich aufgebaut, indem du Hilfestellungen bei Anschaffungen, Besuch von Veranstaltungen und Festivals, Aufbau von Bild- und Tonträgerdokumenten und Antwort auf deine Fragen erhalten kannst. Wir verstehen uns jedoch auch als Begegnungsstätte zwischen neuen und erfahrenen Musikfreunden, zwischen Jung und Alt, persönliche Kontakte unter den Nutzern sollen erlaubt und ermöglicht werden. Wir würden uns freuen, wenn du bei uns mitmachst und eventuell auch neue Themen und Ideen einbringst.

Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Männerchöre, Männergesangvereine, gibt es sie noch?

Ich weiß jetzt nicht genau, wo ich diesen Beitrag einstellen kann, man möge mir verzeihen, wenn das hier nicht das richtige Forum ist.

Meine Frage: Männerchöre, gibt es sie noch?

Die großen, bekannten Männerchöre ja, sie gibt es noch, aber nicht mehr so wie früher. Die kleinen Chöre sind überaltert, sie bekommen keinen Nachwuchs. Woran liegt das?

Mein Mann war vor vielen Jahren in einem bekannten Männerchor mit 180 Sängern. Sie sangen große Konzerte im In- und Ausland, Japan, Korea, Russland, Brasilien, USA usw., hatten große Erfolge. Heute ist es kaum noch die Hälfte des Chores, der Nachwuchs bleibt aus. Die großen Konzertreisen gibt es nicht mehr, uninteressant für neue, junge Sänger, es wird nichts mehr geboten an interessanten Konzertreisen.

Ich beobachte es seit einigen Jahren hier auf dem Lande. Die Männergesangvereine haben längst aufgegeben, teilweise schließen sie sich mit anderen Chören aus der Region zusammen, aber Konzerte werden kaum noch gesungen. Sie lieben die Geselligkeit, das Zusammensein, ein ernsthaftes Proben ist nichtg mehr gegeben, aber sie haben Spaß.

Anders bei den Männerchören. Ist das so? Wo ist der Unterschied zwischen Männerchor und Männergesangverein?

 

Schade, dass hier keine Antwort auf dieses doch aktuelle Thema kommt, wenn es unerwünscht ist, dann bitte löschen

Liebe musika,

ich hat tevorgestern einen Text verfasst, leider direkt ins Forum und durch einen Bedienungsfehler auf meinem Laptop gleich wieder gelöscht, auch diesen Text schreibe ich schon das zweite Mal. Auf jeden Fall gehe ich heute noch irgendwann an die Erwiderung.

Liebe Grüße

Willi

Liebe Musika,

Du stellst die Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Männer-Chor und einem Männergesangverein? In der Praxis wird hier wenig differenziert. Wir wollen es versuchen: Der Gesangverein ist der Träger und wenn es ein eingetragener Verein ist, unterliegt er dem Vereinsrecht. Der Chor ist das ausführende Organ. Wenn es nicht in der Satzung festgelegt ist, kann der Verein auch weitere Chöre, wie Frauen-, Gemischter-, Kinderchor und weitere gesangliche Gruppen unterhalten.

Des weiteren sprichst Du die Entwicklung von Männerchören an: Es gibt noch große, leistungsfähige reine Männerchöre, die dann meistens Konzertchöre sind. Leider werden diese Chöre mangels Nachwuchs immer weniger und schrumpfen zahlenmäßig. In der Praxis haben Gesangvereine häufig  einen Männer- und einen Frauenchor. Diese Chöre können getrennt singen und auftreten, werden bei entsprechenden Werken dann zweckmäßiger Weise zu gemischten Chören vereint. Viele Chöre bestehen hauptsächlich als gemischte Chöre im Kirchengesang  weiter. Meist sind Chöre überaltert und haben Nachwuchssorgen. Das liegt auch an der Chorliteratur: Wer singt heute noch gerne : “ In Mutters Stübele da geht der Mhmhm… in Mutters Stübele da geht der Wind“? Deshalb haben sich häufig hoch qualifizierte Chöre und Ensembles gebildet, wo alle Sänger vom Blatt singen  können und  Stimmbildung geboten wird. Diese Chöre beschäftigen sich schwerpunktmäßig oft mit moderner, englischer und internationaler Chor-Literatur. Dort singen häufig junge Sängerinnen und Sänger, es gibt weniger Nachwuchssorgen , weil sich diese Chöre auch oft in der Mitgliederzahl begrenzen. Darüber hinaus  gibt es Projektchöre: Wenn in unserer Heimatstadt Heilbronn  der leistungsfähige Philharmonische Chor ein großes Werk aufführt, dann sucht er für dieses Werk zusätzlich zu seinem Stammchor Gastsänger, die nur in diesem Projekt mitwirken.

Unserer Meinung nach gilt für heutige Chöre der alte Grundsatz: „Wer nicht mit der Zeit geht – geht mit der Zeit.“  Chöre sind noch lange nicht tot – sie haben Zukunft, wenn sie sich auf Schwerpunkte konzentrieren und „Anders als Andere“ sind.

So sehen die Sängerfreunde die Chorszene in Deutschland, mit der sie lange aktiv und heute fördernd verbunden sind.

Liebe Musika, sei bitte nicht enttäuscht, dass wir auf  dieses Thema, das nicht unerwünscht sondern wichtig ist, nicht sofort geantwortet haben. Im jetzigen Stadium der Entwicklung versuchen wir unsere Vernetzungen in der Profi-Sängerszene für das Forum zu nutzen und  Berufssänger als Mitglieder zu gewinnen. Das ist viel Arbeit und kostet Zeit. Diese Arbeitsteilung ist auch zwischen Willi und uns abgesprochen. Auch wir wollen den Grundsatz „Anders als Andere“ verwirklichen. Wir brauchen aktive Opernschaffende in  unserem Forum, um dem Nutzer ein ausgewogenes, ganzheitliches Meinungsbild bieten zu können. Wir sind überzeugt, wenn wir diesen Weg konsequent gehen, dass wir die Ansprüche, die wir im Titel mit diskussionsfreudig – meinungsbildend – kooperativ formuliert haben auf Sicht, mit Mitgliedern wie Dir, erreichen können. Vor allem soll des Wort Freundschaft mehr als eine Floskel im Titel sein.

Liebe Grüße – Herzlichst die Sängerfreunde Ingrid und Hans

Liebe Musika,

deine Beobachtungen kann ich bestätigen. Auch bei uns ist es Jahre her, dass zum letzten Mal ein Konzert eines Männergesangvereins stattgefunden hat.
Ich selbst bin vor knapp 60 Jahren dem Kirchenchor in meinem Heimatort Buldern beigetreten und habe dort natürlich auch sofort in der Männerchorabteilung mitgemacht. Ich kann mich erinnern, dass wir noch am Ende des selben Jahres (1962) beim Dekanatssingen mit unserem Männerchor die Chorsätze „Vorbei die siegreiche Schlacht, die Zeit beim Militär“ (Einzugsmarsch aus dem Zigeunerbaron) und „Knechtschaft ist unser Los, unser Leben“ (Gefangenenchor aus Nabucco) gesungen haben und dafür auch ausgezeichnet wurden. Der Gefangenenchor  wird heute tatsächlich noch mit dem alten deutschen Text zuweilen aufgeführt. Ich werde am Schluss ein entsprechendes YT-Video einstellen.
Um jetzt auf den Männergesangverein (MGV) zu kommen: als ich 1962 in den Kirchenchor eintrat, wurden gerade händeringend Männerstimmen gesucht, denn kurz zuvor hatte es großen Streit im Kirchenchor gegeben, MGV Germania anschlossen.
Dieser MGV hatte 10 Jahre zuvor, ich war gerade 6 Jahre alt, die Schützenfestmesse, zu der mich mein Vater mitgenommen hatte gestaltet, indem er die Deutsche Messe von Franz Schubert so eindrucksvoll vortrug, dass ich von da an für die Klassische Musik brannte.
Noch heute tragen wir in meinem Stammchor (Kirchenchor St. Johannes Baptist Lette) am Volkstrauertag den Kyrie-Satz „Wohin soll ich mich wenden“ und den Agnus Dei-Satz „Mein Heiland Herr und Meister“ mit dem Männerchor in der vierstimmigen Fassung Schuberts für Männerchor vor, in bestimmten Messen aber auch diese beiden Sätze, dann das Gloria „Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe“, den Evangelium/Credo-Satz „Noch lag die Schöpfung formlos da“, dann einen meiner Lieblingssätze, das Offertorium „Du gabst o Herr, mir  Sein und Leben“ und natürlich zur Wandlung das berühmte „Heilig, Heilig“. In letzterem sind wir mittlerweile so gefestigt, dass wir, wenn wir in einer Messe anderweitig singen und das „Heilig“ in der volkstümlichen  Melodiestimme von der Gemeinde gesungen wird, im Tenor auswendig und mit großer Emphase die Tenorstimme in der vierstimmigen Fassung für gemischten Chor singen.
Klassische Männerchöre singen wir in meinen beiden Chören gerne (mein zweiter Chor ist der Lambertichor Coesfeld), nur leider fehlt zu regelmäßigen Proben einfach die Zeit.
Ich wollte auch noch auf die rechtliche Seite der Männergesangvereine zu sprechen kommen, habe aber gesehen, dass die Sängerfreunde schon darauf eingegangen sind.
Jedenfalls ist eines ganz klar: die reinen Männergesangvereine werden ganz verschwinden, und auch die Kirchenchöre haben in dieser Form nicht mehr lange Bestand, weil in der Tat die Männerstimmen langsam aussterben.
Die Kirchenchöre der Zukunft werden vermutlich  reine Frauenchöre sein, die dann die gängige Messliteratur in einer Fassung mit vier Frauenstimmen (S1, S2, A1, A2) vortragen müssen.
In der weltlichen Chorliteratur wird es wohl eine Richtung gehen, die die Sängerfreunde schon angesprochen haben.

Abschließend möchte ich noch einige Chorbeispiele einstellen, die mich persönlich geprägt haben:

Zuerst „Knechtschaft ist unser Los, unser Leben“ vom „Männerchor Bayer“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Dann aus Schuberts Deutscher Messe: „Mein Heiland, Herr und Meister“ gesungen von den „Meistersingern:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

und schließlich der „Chor der Priester“ aus der Zauberflöte:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Liebe Grüße

Willi

Hallo liebe Sängerfreunde,

ich möchte zunächst auf den Beitrag von den Sängerfreunden eingehen.

danke, für den Beitrag. Ich sehe den Unterschied etwas anders, Männerchor – Männergesangverein.Beide Chöre werden als eingetragene Vereine geführt, so kenn ich es seit Jahren. Die großen Männerchöre sind hauptsächlich in größeren Städten zuause, oft sind es auch Werkschöre, die ihre eigenen Kulturämter haben, oder städtische Chöre. Dahinter stehen die Finanzen die es den Chören ermöglichen große Konzerte mit Orchester aufzuführen.

Das alles haben die Gesangvereine nicht. Sie finanzieren sich aus Beiträgen, Spenden, die es ihnen ermöglichen den Chorleiter zu bezahlen. Ich erlebe es hier auf dem Land hautnah. Die Literatur in diesen Männergesangsvereinen ist nicht modern, kaum englische Literatur, dafür aber alt herbrachtes Liedgut, deutsche Volkslieder, z.B. Silcher, Schubert, Mendelssohn und wie sie allel heißen.Aber das möchten die „Jungen“ eben nicht singen, sie haben ganz andere Literatur, sicherlich der heutigen Zeit angepasst.

Die großen Chöre, die genug Nachwuchs haben, können es sich leisten große Werke aufzuführen, ob modern oder alt hergebracht, sie haben keine Probleme.

Für die Gesangvereine sind soziale Kontake sehr wichtig, sie genießen das Zusammensein, singen und trinken zusammen ein Gläschen oder zwei. Das Alter spielt keine Rolle, sie sind dabei bis ins höchste Alter, singen Ständchen zum Geburtstag ihrer Mitlieder oder auch, wenn ein Sänger gehen muss, zur Beerdigung.

So ist es auch bei den kleinen Kirchenchören auf dem Land. Kleine Messen werden selten gesungen, es fehlen die Gelder für ein kleines Orchester. Die Kirchenkasse selber zahlt keinen Pfennig. So, wie ich es hier erlebe, singen die Kirchenchöre viele Beerdigungen, die dann etwas Geld bringen.

Lieber Willi,

du hast mir mit deinem Beitrag eine sehr große Freude gemacht, in deinem Videobeitrag vom Männerchor Bayer, da ist auch mein Mann dabei. Er hat lange Jahre in dem Chor gesungen und große Konzerte mitgesungen. So z.B. mit dem Frauenchor Bayer die Zauberflöte, Fidelio und viele andere große Werke. Ich durfte vor vielen Jahren mit beiden Chören das Te deum von Bruckner als Altistin mit singen. Es ist etwas gewaltiges, wenn man vorne steht, ein riesiges Orchester hinter sich hat und einen Chor von über 300 Sängerinnen und Sängern.
Aber es durften auch nicht die wunderschönen Volkslieder fehlen, besonders im Ausland so in Korea zu Bravostürmen führten.

Es ist schon so wie du geschrieben hast, leider. Die Chöre schrumpfen, die Männer werden immer weniger, Frauenüberschuss. Es ist so schade. Eine deutsche Messe von Schubert, die ich auch sehr liebe, wurde vor vielen Jahren schon mit Frauenchor gesungen, heute wird es wieder so sein. Frauenchöre sind sehr gut, aber Männerchöre dagegen superschön, einfach schöner anzuhören.

Mein Mann, der jahrelang im Bayerchor war und durch unseren Umzug nach Bayern nun chorlos war, versuchte sich im Kirchenchor im Nachbarort. Ohhhje, das ging überhaupt nicht. Die Literatur war nichts für ihn, es fehlte alles, was ein Männerchor halt hatte.

übrigens, viele Opernchöre wurde vom Bayer Chor in deutsch gesungen, so z.B. aus La Forza del destino „die Königin der Engel“, la vergine degli angeli, oder den Gefangenchor aus Nabucco.

🙂

Mich hat bei dem Bayer Chor trotz der großen Sängerzahl die gute Textverständlichkeit erstaunt. Ich hörte den Text nach so langer Zeit zum ersten Mal wieder gesungen. Das war für mich eine sehr starke Erinnerung.
Da du ja auch aus Nordrhein-Westfalen kommst und von deinem Geburtsort her den Bayer Chor ja besonders gut kennst, ist dir vielleicht auch die Chorgemeinschaft Otto Groll bekannt? Otto Groll fing in den 60er Jahren an unserem Gymnasium als Studienassessor und Musiklehrer an, wenn ich das richtig erinnere. Er hat dann als Chorleiter verschiedene Chöre im Münsterland geleitet, auch viel an neuer Chormusik selbst komponiert und als einen Höhepunkt sehe ich ein  Konzert in der vollbesetzten Halle Münsterland an mit dem damals in seinen besten Jahren befindlichen Ivan Rebroff. Auch aus meinem Heimatort Buldern war der dortige MGV Germania beteiligt.

Liebe Grüße

Willi

Leider ist mir Otto Groll nicht persönlich bekannt, habe aber schon viel von ihm gehört. Er hatte ja wohl einige gute Chöre und seine Kompositionen sind bekannt.

Liebe Grüße

Erika

Ihr Lieben,

ich hoffe sehr, keinen Sturm der Entrüstung auszulösen, wenn ich mich oute, dass ich bis zu Beginn der Pandemie Mitglied eines kirchlichen Männerchors war/bin (sollten wir wieder irgendwann anfangen können und der Dirigent weitermachen können/wollen).

Das geht bei mir, da ich als Altistin den Tonumfang der Chortenöre tragfähig abdecken kann ohne Probleme für die Stimme; mein Fokus liegt ja sonst auf solistischem Singen. Der Kontakt kam dadurch zustande, dass ich einen Bariton aus meinem früheren Kirchenchor gecoached habe und er die Idee hatte, dass wir beide zu diesem neu gegründeten Chor gehen könnten. Nun ja, ich kam, aber er nicht und ich blieb, zumal ich ja die meisten Sänger kannte.

Dass Corona unsere Tätigkeit geschreddert hat, stimmt mich immer noch traurig, denn dieser Chor war eine meiner entspanntesten Erfahrungen im Singen überhaupt, obwohl wirklich hart an einem homogenen und sauberen Klang gearbeitet wurde, oft richtig mit Gänsehaut – Faktor. Mir wurde dabei dezidiert immer wieder rückgemeldet, dass meine Mitarbeit sehr geschätzt wurde und außerdem herrschte ein tadelloser Umgang miteinander, echte Gentlemen. Es sind zwischen 20 und 30 Leute.

Faszinierend ist für mich der warme Klang, der auch innerhalb der Gruppe mit allen Sinnen wahrnehmbar ist. Ich konnte mich dort gut einfinden und es half mir auch gesangstechnisch im Sinne des Einübens einer diszipliniert instrumental geführten Stimme, die ich dort trotzdem nicht, im Gegensatz zu gemischten Chören (was ich schon einige Zeit aufgegeben habe) unorganisch zurückhalten musste.

Die Alterstruktur ist durchaus gemischt, es kamen zeitweise auch  Sänger aus der Kirchenjugend, jedoch blieben nur wenige. Das funktioniert nicht mehr so recht, vermute ich, gerade, wenn das Repertoire doch noch sehr klassisch, wenn auch anspruchsvoll ist.

Die traditionellen Chorformen (wo ich uns jetzt gar nicht hundertprozentig einordnen würde) sind für die Folgegenerationen einfach out, uncool, hätte selbst, ehrlich gesagt,  auch keine Lust zu.

Die jungen Chöre haben sich in der Tat neu erfunden, was gut ist. Entweder modern oder/und ambitioniert. Einen gewissen Erfolg hat das (was nun für alle Chorformen gilt).

Mein Chor deckt eine kirchenmusikalische Nische mit – zugegeben – kleiner Reichweite ab. Sollte er wieder aufleben, können wir wahrscheinlich sogar länger bestehen.

Liebe Grüße, Doris

Liebe Doris,

dein schöner, wenn auch mit einem leichten Schleier der Wehmut überzogener Beitrag löst bei mir alles andere als Entrüstung aus. Ich singe seit 1957, zuerst im Schulchor, dann kam 5 Jahre später der ersten Kirchenchor dazu, dann war seit 1972 eine längere Pause dabei, dann seit Anfang 1989 in mein jetzigen Stammchor + Choralschola, dann seit 2011 in meinem zweiten Kirchenchor, in dem ich schon drei Jahre zuvor projektbezogen mitgesungen hatte, + Choralschola und in beiden Chören bei Gelegenheit auch im Männerchor, all das im 1. Tenor.
Meine letzte Chorprobe war am 10. 3. 2020 (Mozart-Requiem), das wie am Passionssonntag 2020 aufführen wollten (allerdings im Stammchor), im zweiten Chor hatten wir es schon 2008 aufgeführt.
Wenn wieder mehr geöffnet wird und meine Reha angeschlagen hat, werde ich wohl wieder mit dem Singen beginnen und auch wieder Konzerte und Opern besuchen.
Mein nächster Konzertbesuch ist für den 6. März terminiert. Dann singt Maximilian Schmitt in Köln, begleitet von Gerold Huber, die Winterreise. Ich werde anschließend im Forum darüber berichten.

Meine beiden Choralscholen singen an diesem ersten Märzwochenende die Choräle zum 1. Fastensonntag.

Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne wissen, in welchem Kirchenchor du singst.

Liebe Grüße

Willi

 

Noch ein sehr schönes Lied vom Männerchor Bayer Leverkusen

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Und ich darf noch ein weiteres Musikbeispiel anfügen, gesungen ebenfalls vom Männerchor  Bayer, den Gefangenenchor aus dem Nabucco; mit dem alternativen deutschen Text „Knechtschaft ist unser Los, unser Leben“, der vom Fritz Spies stammt. Mit diesem Text habe ich den Gefangenenchor zum ersten Mal in meinem ersten Chor 1962 gesungen:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Übrigens, ,lebe musika,  den von dir eingestelltn Chor „Preiset froh den König, lobt den Herrn der Welt“,, auch Trumpet voluntary von Henry Purcell, haben wir in meinem Stammchor auch seit über 20 Jahren im Repertoire und singn ihn immer wieder mit Begeisterung, allerdings in der vierstimmigen Fassung für gemischten Chor.

Liebe Grüße

Willi

Lieber Willi,

dieses Lied „Preiset froh den König“ habe ich auch zu meiner Chorzeit im Frauenchor Bayer mit 150 Frauen gesungen, es ist immer wieder schön, genau wie der Gefangenenchor, oder Ernani „Erhebe das Glas und trinkt den goldenen Wein“. Herr Professor hat viel Wert auf Aussprache gehalten, die Männer mussten immer singen „den godenen Wein“, weil das „l“ in der Kölner Gegend ziemlich kölsch klang.

Abschließend darf ich noch einen ganz kurzen Männerchor aus Hoffmanns Erzählungen einstellen, der unserer Männerchorabteilung sehr am Herzen liegt, und den wir zuletzt 2019 zwar nicht bei Lutter in Berlin, sondern in Auerbachs Keller in Leipzig gesungen haben: „Hört ihn an, herrlich lässt sich*s trinken“:

In diesem Hörbeispiel ist er ab 8:18 min. zu hören:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Liebe Grüße

Willi

Lieber Willi,

das ist so schön, man versteht jedes Wort, da sag ich „wohl bekommt’s“. 😉

Liebe musika,

ein paar Gedanken zu Deinem Statement:

»wir müssen mit der Zeit gehen« – ist Dir die Doppelbötigkeit dieser Aussage bewusst?

Also ich ziehe in diesem Falle auch einen Männerchor vor, aber das ist reine Geschmacksache und was die optisch passende Stimmung betrifft, hätten sich die Jungs besser im Kirnitzschtal aufgestellt, aber man wollte eben unterstreichen, dass der Chor aus Dresden stammt.

»Das war wirklich besser früher, alles in deutscher Sprache«

Dem stimme ich uneingeschränkt zu, wohl wissend um die Verbindung von Sprache und Musik und es ist unbestritten, dass das Singen in der Originalsprache die künstlerisch bessere Lösung ist, aber natürlich nur, wenn die Singenden das so beherrschen als sei es ihre Muttersprache.

Oft wird ja bei solchen Diskussionen als Beispiel »Die verkaufte Braut« angeführt. Welche Marie, welcher Wenzel oder Kezal lernt mal so zwischendurch Tschechisch? Smetana selbst war ja schließlich der tschechischen Schriftsprache nur unzureichend mächtig und verständigte sich in seiner Göteborger Zeit ausschließlich auf Deutsch und wenig Schwedisch.

Heute Morgen hörte ich während des Frühstücks im Radio Joseph Calleja mit der berühmten Arie aus »Pagliacci«; es war ein voller Genuss, weil ich den Textinhalt nachvollziehen konnte, weil ich wusste was der Mann da singend bejammert.
Natürlich bin ich in meiner Jugend immer in »Bajazzo« gegangen, wenn das Stück in erreichbarer Nähe aufgeführt wurde.
Wenn ich oben schreibe, dass ich dem uneingeschränkt zustimme, dann begründe ich das mit einem uralten pädagogischen Prinzip – Comenius (1592-1670) war der »Erfinder« – das da lautet: »Vom Bekannten zum Unbekannten«. Natürlich kenne ich zumindest die Texte der gängigen Opern von Bellini, Verdi, Puccini … aber eben in deutscher Sprache – und erst dann kann ich das mit Genuss in der Originalsprache hören, aber diese huschenden Laufschriften soll der Teufel holen!

Als Rudolf Schock im Oktober 1948 sein Debüt als Rudolfo an der Covent Garden Opera hatte, musste er seine Partie in englischer Sprache einstudieren und den Tamino in der »Zauberflöte« sowie den Alfred in »La Traviata« sang er ebenso in englischer Sprache. Wie man allgemein weiß, ist Covent Garden ja kein Provinztheater, es war eben damals gängige Praxis in der jeweiligen Sprache des Landes zu singen, damit die Leute das auch verstehen konnten.

In diesen Jahren war es auch in Deutschland selbstverständlich, dass italienische, französische  und russische Opern in der Landessprache aufgeführt wurden, da gab es ja auch noch diese wunderbaren Ensembles, die oft über Jahrzehnte zusammen auf der gleichen Bühne standen, die Spitzenkräfte hatten das Privileg zu auswärts zu gastieren.
Lediglich an der Metropolitan Opera in New York und bei den Salzburger Festspielen wurde damals schon in der Originalsprache gesungen.
Übrigens ist bekannt, dass Guiseppe Verdi deutsche Aufführungen seiner Opern gehört und sich dazu  durchaus positiv geäußert hat.

Was seit Jahren auffällt – die deutsche Spieloper hat sich weitgehend aus den Spielplänen verabschiedet, ist längst zum Exoten auch im eigenen Sprachraum geworden.
»Zar und Zimmermann« und die anderen Lortzing-Opern, Flotows »Martha«, Nicolais »Die lustigen Weiber von Windsor«, Cornelius´ »Barbier von Bagdad« …
Auch das französische Pendant fehlt: Wer weiß heute noch etwas mit der Figur des Chapelou anzufangen? Es ist Adolphe Adams »Postillon von Lonjumeau« …

O tempora , o mores!  

Der Männerchor meines Stammchores St. Johannes Baptist Lette singt bei Antritt jeder mehrtätigen Chorreise diesen  Chorsatz von Robert Pracht, und wir wollen hoffen, dass dies bei unserer projektierten sechstägigen Chorreise nach Trier in diesem Oktober auch der Fall ist. Hier singen die Meistersinger:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Liebe Grüße

Willi

Lieber Willi,

das war das Lieblingslied meines verstorbenen Mannes, der Jahrzehnte im Männerchor gesungen hat, es weckt Erinnerungen, die weh tun, die Tränen kann ich nicht zurückhalten.

 

Kontakt
Telefon: 0178-1069333
E-Mail: info@troubadour-forum.de

Gestaltung Agentur kuh vadis